Alarmsignale gibt es bereits sehr viele – Aktiv selbst Sport treiben ist das Gebot der Stunde

Helmut Digel. Klaus Paul

„Wem es gelingt, Menschen durch Körperübungen leuchtende Augen zu schenken, der tut Großes auf dem Gebiet der Erziehung!“
J. H. Pestalozzi, 1827

  • Untersuchungen von Kindern und Jugendlichen im Rahmen des Innovationsfondsprojekts „Ortho­kids“ haben eine unerwartet hohe Skolioseprävalenz ergeben.

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Die Idee der olympischen Solidarität

Von Lana Haddad

Über die Finanzen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist viel geschrieben worden. Einige dieser Kommentare haben ein tiefgreifendes Missverständnis des globalen Gremiums und seiner Mission offenbart.

Das IOC ist eine wertebasierte, gemeinnützige Organisation, die sich dem Aufbau einer besseren Welt durch Sport verschrieben hat. Dies geschieht durch die Olympischen Spiele, die die einzige Veranstaltung sind, die die ganze Welt im Geiste des friedlichen Wettbewerbs zusammenbringt. Mit seinen Einnahmen unterstützt das IOC die langfristige Entwicklung der Athleten und des Sports weltweit – von der Basis bis zur Spitze der Pyramide – und zum Wohle aller, die Sport treiben: Kinder, Nachwuchssportler, Breitensportler, Amateursportler, Spitzensportler, Profisportler und paralympische Athleten. Sie alle profitieren auf die eine oder andere Weise davon.

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Olympische Spiele ‚vor Ort‘ erleben

von Wolfgang Buss

Prof. Dr. Wolfgang Buss (Jahrgang 1944) ist Emeritus der Universität Göttingen. Er lehrte am dortigen Institut für Sportwissenschaft vorrangig in den Bereichen Sportgeschichte und Sportpolitik. Seine Habilitationschrift handelt von der Frühgeschichte des Sports in der SBZ und in der DDR.

1 Ausgangslage

Im Sommer 2023 hat der „Deutsche Olympische Sportbund“ (DOSB) eine Dialog- und Informationsinitiative zu einer möglichen deutschen Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele gestartet. Die sog. „Dialoginitiative“ hat den Titel „Deine Ideen, Deine Spiele“. Das Ziel dieses Prozesses ist es, gemeinsam mit der deutschen Gesellschaft Rahmenbedingungen zu definieren, die als Grundlage für ein innovatives und von einer Mehrheit der Bevölkerung akzeptiertes Bewerbungskonzept dienen sollen. „Bevor wir uns final für eine Bewerbung entscheiden, wollen wir in einem offenen und argumentativen Diskurs die Frage beantworten, warum Deutschland eine Bewerbung für Olympische und Paralympische Spiele will. Oder warum eben nicht“, sagt der DOSB-Vorsitzende Torsten Burmester.[1] Aktuelle Umfragen zeigten – so Burmester –, „dass es hohe Zustimmungswerte für eine Bewerbung gibt.

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Sportliche Grüße an die „Truppe“

Gast-Kommentar von Andreas Müller

Die Bundeswehr beklagt zunehmend sinkende Zahlen von Bewerbern. Verteidigungsminister Boris Pistorius versucht nun gegenzusteuern, indem er die Spitze der verantwortlichen Rekrutierungs-Abteilung neu besetzt. Dass junge Leute zu wenig Interesse verspüren, beruflich bei der Bundeswehr anzuheuern und lieber eine zivile Laufbahn einzuschlagen, ist gewissermaßen erst der Anfang eines Personalproblems, das in den kommenden Jahren sukzessive weiter zunehmen und womöglich dramatische Züge annehmen dürfte. Warum? Weil selbst die fähigsten Werber und Animateure der „Truppe“ wenig nützen, wenn demnächst der potentielle Soldat kaum mehr über Gräben springen, keine Handgranate mehr werfen, keine Eskaladierwand mehr überwinden kann und unter dem Gewicht des Gefechts-Rucksacks regelmäßig zusammenbricht. Wo sollen die künftigen Soldaten herkommen, wenn sie körperlichen Strapaze nicht gewachsen sind, wenn sich der potenzielle militärische Nachwuchs immer weniger bewegt, das Unterrichtsfach Sport nur noch vom Hörensagen kennt und die aktive körperliche Betätigung bei Heranwachsenden hinter Maus-Klicks, Touch-Screens und Computer-Spielen immer weiter zurückbleibt? Einschlägige Erhebungen über Bewegungsarmut gibt es zuhauf.

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Nostalgische Erinnerungen: Die Handballnationalmannschaft des Saarlandes

von Reinhard Peters und Klaus Paul

Das Saarland nach dem zweiten Weltkrieg –  die politische Ausgangslage[1]

Bereits auf der Konferenz von Jalta (04. bis 11. Februar 1945) beschlossen die Staatschefs der alliierten Siegermächte Franklin D. Roosevelt (USA), Winston Churchill (Großbritannien) und Josef Stalin (UdSSR) die Aufteilung Deutschlands nach dem Krieg in vier Besatzungszonen. Auch Frankreich, für welches General de Gaulle wiederholt den Status einer Siegermacht gefordert hatte, wurde durch die Vermittlung Churchills gegen den Widerstand Stalins und Roosevelts eine eigene Zone zugesprochen.
Am 10. Juli 1945 übernahm Frankreich die zwischen den Amerikanern, Briten und Franzosen ausverhandelte „Französische Besatzungszone“, zu der auch das Saarland gehörte.

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Ist Skilaufen ökologisch vertretbar?

Helmut Digel

Kritik am Skilauf – ein Zeitgeistphänomen?

Die Kritik von Naturschützern gibt es bereits schon seit den ersten Anfängen des Skilaufens als diese Fortbewegungsart vor mehr als 100 Jahren zum ersten Mal von Menschen als eine Sportart in ihrer Freizeit betrieben wurde. Manche Kritik war dabei konstruktiv, hat zu sinnvollen Veränderungen des Skisports geführt und hat zum Schutz der Natur beigetragen. Es gab aber auch unsinnige Kritik, die sich schnell überlebt hat und die meist auch durch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse widerlegt wurde. Mit dem ersten Auftreten einer organisierten politischen grünen Bewegung in Deutschland, die heute ihren Höhepunkt in der politischen Beteiligung einer eigenständigen „Grünen Partei“ in den Regierungen von mehreren europäischen Staaten und in zahlreichen Regionalregierungen erreicht hat, veränderte sich die Kritik am Wintersport im Allgemeinen und am alpinen Skilauf im speziellen. Sie hat sich sehr schnell ausgeweitet und sich zu einer ökologischen Gesamtkritik verändert, bei der die Messgröße von CO2 Emissionen eine zentrale Rolle spielt. Auf der Grundlage dieser „grünen“ Kritik am alpinen Skilauf werden nun bereits weitreichende Verbote diskutiert, wobei manches Verbot durchaus sinnvoll sein kann. So z.B. ein Verbot der Neuerschließung von Skigebieten und ein Bauverbot von Bergbahnen, die lediglich der Verbindung und Vergrößerung von zwei Skigebieten dienen. Die weitere Zukunft des Skilaufs wird infrage gestellt und jeder Skiläufer wird mit einer Schuldfrage konfrontiert, mit der er sich auseinandersetzen kann oder die er einfach nur negiert, weil er seiner Liebe zum für ihn sehr wertvollen und schönen Naturerlebnis des Skilaufens auch heute, morgen und möglichst noch lange nachgehen möchte.

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CVJM-Sport – ein Vorbild der besonderen Art

„Ecclesia semper reformanda“ – „Kirche muss sich stets wandeln“. Diese Leitlinie hat nicht nur für die Kirche eine wichtige Bedeutung. Jedes Individuum, jede Gruppe oder Gemeinschaft, jeder Verein, aber auch ganze Organisationen und Institutionen müssen von diesem Gebot zum sozialen Wandel geleitet sein, wenn unsere Gesellschaften, in denen Menschen leben, den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen und Ansprüchen gerecht werden möchten. Für das vor allem für Kinder und Jugendliche so attraktive Kulturgut „Sport“ gilt dies gleichermaßen und Organisationen, die sich der aktiven Sportausübung verschrieben haben, werden nahezu täglich mit dieser Notwendigkeit konfrontiert.

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Kindersport als Kinderarbeit?

Gastbeitrag
Hartmut Gabler

Im Schwäbischen Tagblatt wurde am 9. Januar 2024 darüber berichtet, dass nach der Turn – Gala des Schwäbischen und Badischen Turnerbunds, die am 8. Januar 2024 in der Porsche Arena in Stuttgart stattfand, Beamte des städtischen Gewerbeamts erschienen. Sie prüften, ob es sich beim Einsatz der Kinder zwischen fünf bis neun Jahren um „Kinderarbeit“ handelte.

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Römische Zeiten … wenn Reichtum zu einem Problem des Sports wird

Dass es den „Reichen“ zu gut geht, kann nicht nur in tarifpolitischen Auseinandersetzungen als treffendes Argument gehört werden. Die Annahme, dass sich die Reichen in unserer Gesellschaft in einer Identitätskrise befinden, könnte jedoch Überraschungen hervorrufen. Wer als distanzierter Beobachter[1] bei großen Sportereignissen teilnimmt, für den könnte diese Annahme allerdings naheliegend sein. Heute ist es immer schwieriger, das zu beschreiben, was einen Reichen auszeichnet. Nicht nur unsere Städte verheimlichen den Unterschied von arm und reich. Einige durchaus wünschenswerte Errungenschaften der Demokratie haben bewirkt, dass die Angleichung verschiedener sozialer Schichten nicht nur als bloße Täuschung wahrgenommen wird. Ehemals gravierende Unterschiede zwischen den Schichten wurden vielmehr ausgeglichen, teilweise gar beseitigt. Die Wohnkultur der sozial unteren Schichten hat sich vermehrt an die der Oberschicht angeglichen, zumindest ist sie nicht mehr geeignet, den großen Statusunterschied zu anderen Gruppen zu demonstrieren. Aber auch andere Erscheinungsweisen des Reichtums der vergangenen Jahrhunderte sind nahezu vollständig untergegangen. Autos, ja selbst teure Autos, sind zur Massenware geworden; die Ess- und Trinkkultur der Reichen wird zwischenzeitlich längst von der Mittelschicht imitiert. Leichte Kost und Weingenuss, Südfrüchte und Konfekt, präsentiert in künstlerischem Dekor, sind Merkmale des Lebensstils von fast jedermann geworden. Wo also lässt sich das Reichsein heute noch ausleben? Was nützt einem Reichtum, wenn man ihn nicht zeigen kann?

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Joachim Deckarm- Ein ehemaliger Ausnahmesportler wird 70

von Reinhard Peters

Joachim Deckarm wurde am 19. Januar 1954 in Saarbrücken geboren. Schon mit sechs Jahren wurde er Mitglied des TV Malstatt und machte – wie in diesen Jahren üblich – seine ersten sportlichen „Schritte“ im Turnen und in der Leichtathletik. Schon bald erkannte aber sein Vater Rudolf, der seit Jahrzehnten Kampfrichter des Saarländischen Leichtathletik Bundes war, das besondere Talent seines Sohnes für die leichtathletischen Disziplinen. Sein Wechsel im Alter von 15 Jahren zur Leichtathletikabteilung des

SV Saar 05 Saarbrücken war daher naheliegend und konsequent und wurde natürlich auch von Vater Rudolf besonders gefördert. Unter dem engagierten und fachlich hochqualifizierten Trainer Karl John, entwickelte sich Joachim – „eingebettet“ in eine größere Gruppe weiterer talentierter Nachwuchsathleten – zu einem der besten Jugend-Leichtathleten des Saarlandes. Parallel dazu widmete sich Joachim aber auch seiner anderen „Liebe“, dem Handballspiel: 1970 schloss er sich schließlich dem 1. FC Saarbrücken an und war auch in dieser Sportart schnell erfolgreich.

Eine große sportliche Karriere in zwei Sportarten nahm ihren Lauf …

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Ein Sportjahr im Achental

Durch unsere Entscheidung vor zehn Jahren, unseren Lebensabend im Achental und dort vor allem in Unterwössen zu verbringen, haben für meine Frau und für mich Leibesübungen und aktives Sporttreiben wieder eine Bedeutung erlangt wie wir sie zuvor nur in unsere Kindheit und Jugend kannten. Für mich ist seit zehn Jahren jedes Jahr ein Sportjahr geworden, das seine ganz eigene Struktur aufweist. Es beginnt nicht im Januar, sondern im Oktober und die Zeit von Oktober bis Weihnachten ist die Zeit für mein Grundlagentraining geworden, um in Bezug auf Kraft, Geschicklichkeit und Beweglichkeit die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, damit ich dann danach in weiteren Zeiträumen, die den Jahreszeiten folgen, noch weiterhin jene Sportarten aktiv ausüben kann, die für mich schon immer besondere Erlebnisse möglich machten: das Skilaufen, das Mountainbike fahren und das Schwimmen in Bergseen.

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Frau Zupke und Herr Ullrich oder „Zum Verhältnis der SED- Opferbeauftragten zum Vorsitzenden des Sportausschusses des Deutschen Bundestages“

von Gerd Machalett

Der folgende Gastbeitrag wirft einmal mehr Fragen in Bezug auf die Aufgaben der SED- Opferbeauftragten des Deutschen Bundestages auf wie sie bereits mehrfach in „sport- nachgedacht.de“ gestellt wurden. Bezogen auf die Person von Herrn Ullrich muss angemerkt werden, dass dieser selbst seit seiner Wahl zum Abgeordneten des Deutschen Bundestages einen tragfähigen und nachvollziehbaren eigenen Beitrag zur Aufklärung der Vorwürfe, die gegenüber ihm erhoben wurden, bis heute nicht erbracht hat. Hilflos und in diesem Zusammenhang auch völlig unangebracht war dabei die Vorgehensweise des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, seinen eigenen Vorsitzenden aufzufordern, mit einer von ihm in Auftrag zugebenden gutachterlichen Stellungnahme die Vorwürfe auszuräumen. Diesen Vorgang als peinlich zu bezeichnen, kann zu Recht als ein Euphemismus betrachtet werden. H.D.

Was geht Frank Ullrich (SPD), Bundestagsabgeordneter mit Direktmandat und gewählter Vorsitzender des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, die SED-Opferbeauftragte, Frau Zupke, an? War Frank Ullrich etwa ein Opfer der SED-Diktatur? Oder war er ein Täter, dessen Handlungen Opfer zur Folge hatten?

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Das „Breckenheimer Modell“: ein geniales „Konstrukt“ feiert sein 50-jähriges Jubiläum

Vorbemerkung:

Die Notwendigkeit einer Reform des Schulsports wird in diesen Tagen intensiv diskutiert. Dabei wäre es nicht nur wünschenswert, dass eine tägliche Sportstunde ermöglicht würde oder zumindest die durch Verordnungen vorgeschriebenen drei Pflichtstunden auch wirklich realisiert werden. Notwendig werden auch neue Ideen sein, die zu einer Verbesserung der Qualität des Schulsports beitragen. Das „Breckenheimer Modell“ könnte ohne weiteres nahezu von jeder Schule in Deutschland nachgeahmt werden. („Kopieren ist erlaubt“). Es bedarf lediglich einer verantwortungsvollen Schulleitung, engagierter Sportlehrer und kooperationsbereiter Sportfunktionäre. Der Gastbeitrag von Klaus Paul könnte auch Anregung für weitere innovative Projekte sein. „sport-nachgedacht.de“ möchte hierzu gerne einladen.

H.D.

Klaus Paul

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DASSU: Eine Schule geht in die Luft

Das Achental zwischen Schleching und Marquartstein ist ein besonderes und wohl auch eines der schönsten Gebirgstäler Deutschlands. Seine Besonderheit und Schönheit werden vor allem durch die Tiroler Ache bedingt, die sich mit ihrem Wasserlauf einen interessanten Weg durch einen steinigen Endmoränen- Boden eines früheren Gletschers erkämpft hat. Sie resultiert aber auch aus einer besonderen Gebirgstopographie, die durch den Geigelstein, die Hochplatte, den Hochgern, den Jochberg und nicht zuletzt durch die Gscheurerwand gebildet wird. Ein drittes Merkmal, das die Besonderheit und Schönheit des Achentals ausmacht, wird meist übersehen. Es ist die Luft und es sind vor allem die Winde, die im Achental angetroffen werden können und die durch das Achental wehen.

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Vater Günther und Sohn Luca Bauer – die Eisspeedwaykönner

Ich bin wohl ein ganzes Leben in der Welt des Hochleistungssports zu Hause gewesen, doch habe ich nur ganz selten den spektakulären Sport des Eisspeedway- Fahrens authentisch erleben können und wenn dieser Sport – was meistens nur sehr selten der Fall war – auch einmal im Fernsehen übertragen wurde, so haben mich die gefährlichen und akrobatischen Leistungen der Eisspeedway-Könner fasziniert und begeistert. In höchster Geschwindigkeit – nur von wenigen Spikes gehalten – die engsten Kurven zu fahren, gefährliche Überholmanöver zu überstehen und manchmal auch gekonnt zu stürzen – dies alles mit den Augen eines Zuschauers mitverfolgen zu können, das war für mich immer etwas Besonderes. Erst in meinem achten Lebensjahrzehnt war es mir vergönnt, zwei Eisspeedway- Rennfahrer zu besuchen, um mich mit ihnen über ihren besonderen Werdegang in diesem besonderen Sport auszutauschen, um Erinnerungen an herausragende Leistungen von zwei Athleten aufzufrischen, deren Heimat des Achental ist: Günther Bauer und sein Sohn Luca Bauer haben deutsche Eisspeedway- Geschichte geschrieben. Weiterlesen

Alpenländische Sportkultur

Der Sport ist ohne Zweifel eines der kulturell bedeutsamsten Phänomene, die weltweit anzutreffen sind. Betrachten wir Sportarten wie Fußball, Leichtathletik und Schwimmen, so zeichnen sich diese durch ihre globale Verbreitung und durch ihren internationalen Charakter aus. Werden sie von Menschen betrieben – ganz gleich woher sie kommen, welcher Ethnie sie angehören, wie vermögend oder arm sie sind- so wird dabei überall in der Welt den gleichen schriftlich niedergelegten Regeln gefolgt. Die Regeln wurden von Athleten und Athletinnen sozial vereinbart, sie werden nunmehr immer wieder bei Regelkongressen über demokratische Mehrheitsentscheidungen aller Mitgliedsorganisationen einer Sportart an neue soziale und technologische Verhältnisse und Errungenschaften angepasst, sie werden von Regelkommissionen überwacht und Kampf und Schiedsrichter¹ bieten Gewähr, dass die Regeln auch eingehalten werden. 

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Repräsentant einer beinahe vergessenen Sportkultur- Klaus Auracher

Im Sport wird das für unsere Gesellschaft außerordentliche bedeutungsvolle Prinzip der Leistung in besonders klarer Weise zur Darstellung gebracht. Der Wettkampf, in dem die Athletinnen und Athleten gegenseitig aufeinander angewiesen sind, damit dieser überhaupt möglich ist, präsentiert Leistungen, die für jeden Betrachter¹ verständlich und nachvollziehbar sind. Für die Rangordnungen, die aufgrund der Wettkämpfe im Sport entstehen, zählt nichts anderes als die bloße erbrachte Leistung. Anders als in anderen Bereichen unserer Gesellschaft sind nicht Rasse, Herkunft, Religion oder ein Netzwerk von Beziehungen für die Positionierung des Individuums in unserer Gesellschaft von Einfluss. Wer die Latte beim Hochsprung höher überspringt als seine Gegner wird am Ende des Wettkampfes zum Sieger erkoren. Wäre am Ende einer Saison in einer Handball-Liga den ersten Platz erreicht, hat die Möglichkeit in der Hierarchie seiner Sportart aufzusteigen oder als national bestes Team an internationalen Wettkämpfen teilzunehmen. Weiterlesen

Euganäische Wellness

Wie so viele Menschen, die ein höheres Alter erreicht haben, muss auch ich immer häufiger erkennen, dass der menschliche Körper gebrechlich ist. Nicht nur alle Gelenke melden sich zu Wort, sondern auch die beiden Schaltzentralen unseres Körpers, das Herz und das Gehirn, lassen Abnutzungserscheinungen erkennen, die Bedenken erregend sein können. Von einem durchgehenden Wohlbefinden kann dabei wohl nur selten die Rede sein. Der Zusammenhang von Gesundheit, Wohlbefinden und Sport hat mich mein ganzes Berufsleben interessiert und seit das amerikanische Gesundheitsmarketing mit seiner wundervollen Erlösungsformel „Wellness“ auch in meinen Wahrnehmungshorizont und in meine Bedürfniswelt und damit vor allem auch in meinen Alltag eingedrungen ist, bin ich schon seit längerer Zeit regelmäßig unterwegs, um überall in der Welt Orte aufzusuchen, auf die ich wegen ihres besonderen Wellnessversprechens aufmerksam wurde. Weiterlesen

Sport und Frieden

Karl-Friedrich Wessel

Wenn zu einer Sternfahrt bzw. zu einem Sternlauf für den Frieden aufgerufen wird, wenn sich dieser Aufruf an Sportorganisationen und die Kirchen wendet, gemeinsam für den Frieden aktiv zu werden – nicht nur hinsichtlich des Krieges zwischen Russland und der Ukraine –, dann ist es erforderlich, sich zu beteiligen, wenn der Lauf auch in etwas anderer Form – mit dem Stift übers Papier – stattfindet.

Den Sport in den Mittelpunkt zu stellen, macht viel Sinn und fordert die Sportler und die Sportwissenschaftler in besonderer Weise heraus. Sport ist nun einmal öffentlichkeitswirksam wie kaum ein anderes gesellschaftliches System. Entsprechend groß ist auch die Verantwortlichkeit für jedermann, der zu diesem System gehört.

Der Sport, damit meine ich das ganze stark verzweigte System, lebt vom Frieden, es ist vom Krieg in besonderer Weise bedroht. Das bedeutet sehr viel, denn der Sport ist für die Existenz der Gesellschaft, für die Entwicklung aller Individuen in ihrer gesamten Ontogenese, von der Konzeption bis zum Tode, existentiell wichtig. Weiterlesen

„Fernsehsport“- ärgerliche Anlässe?

Von Andreas Müller

Der als freier Journalist arbeitende Andreas Müller hat sich schon seit längerer Zeit mit Fragen zur Entwicklung des eigenen Berufsstandes auseinandergesetzt. Dabei sind auch die folgenden drei Kommentare zur Entwicklung des „Fernsehsports“ entstanden. Ihr Erst-Abdruck erfolgte in der „Jungen Welt“. Die in diesen Kommentaren vorgetragene Kritik erscheint mir diskussionswürdig zu sein und sie soll deshalb den Lesern von „sport-nachgedacht.de“ nicht vorenthalten werden.H.D.

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Der Sportverein – Eine nicht nur private Erinnerung

Eine für mich wichtige Begegnung mit dem Sport war jener Tag, als mein erster Trainer mir ein schwarzes Spieltrikot – damals noch ohne Nummer – überreichte, damit ich wenige Minuten später in diesem Hemd mein erstes Spiel für „meinen Verein“ bestreite. Gerade elf Jahre alt war ich zu diesem Zeitpunkt, und der Sportverein bedeutete für mich lediglich Handball, eine Übungshalle, den Sportplatz und das gezielte Üben und Trainieren auf die samstäglichen Wettkämpfe und Turniere. Mein Handeln war dabei ausgerichtet an den Spielern unserer 1. Mannschaft und hier vor allem an einem Nationalspieler, dessen Erfolge ich in der Zeitung auf Schritt und Tritt verfolgte und der nicht nur mich als Vorbild bis hinein in unsere Trainingsabende begleitete. Seinen Laufstil und seine Wurftechnik versuchten wir ebenso zu imitieren wie seine Sportkleidung und sein äußeres Auftreten. Was hat meine erste Sporterinnerung mit dem Sportverein zu tun? Inwiefern ist diese Erinnerung typisch? Worin liegt ihr deutender Wert für die aktuelle Situation der deutschen Sportvereine? Weiterlesen

Chiemgauer „Dirndldrahn und Schuhplatteln“ – der besondere tanzkulturelle Wettbewerb

Lacrosse, Sambo, Netball oder Sepak Takraw sind Namen für Sportarten, die als „nicht olympische Sportarten“ bezeichnet werden, jedoch längst ihre eigenen Weltmeisterschaften aufzuweisen haben und dabei einen wichtigen Beitrag für eine globale Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur erbringen, durch die sich unsere Menschheit auszeichnet. Nicht weniger wichtig für die Kultur der unterschiedlichen Gesellschaften sind die Körper- Wettkampf- und Spielkulturen, die keine globale Reichweite aufweisen, meist eher nur auf lokaler und regionaler Ebene gepflegt und ausgeübt werden. Fast jedes Land und fast jede Gesellschaft weist dabei ihre eigenen Besonderheiten auf. Manche der kulturellen Muster sind dabei oft kaum mehr zu erkennen, befinden sich in einem Niedergang oder sind bereits verloren gegangen. Andere sind noch lebendig und werden sorgfältig gepflegt. Weiterlesen

Laute Klagen und stille Siege: Beobachtungen in einem zerrissenen „Sport-Deutschland“

Albrecht Hummel

Im Jahre drei der Coronapandemie, auf dem Höhepunkt der vierten Welle, kurz nach der Neuwahl des Präsidiums des DOSB und vor der Wahl des neuen Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland am 08.12.2021 lieferten unterschiedliche Nachrichten ein zerrissenes Bild vom angeblich vereinten „Sport-Deutschland“ und seiner großen „Sportfamilie“. Auf die emphatischen Überhöhungen im unglaubwürdigen Gerede von den Sportfamilien in Sportdeutschland wies der Vorsitzende der Ethik-Kommission des DOSB bereits zu Beginn der Weimarer Mitgliederversammlung zu Recht hin. Der Kontrast dieser Schönfärberei zur realen Wirksamkeit der irritierenden Aktivitäten des ehemaligen DOSB-Präsidenten A. Hörmann, bis hin zur Einbeziehung von speziellen Methoden der forensischen Linguistik gegenüber Personen mit anderen, kritischen Meinungen, ist in den letzten Jahren einfach zu groß geworden. Weiterlesen

Jugendliche – „Stiefkinder“ der Sportvereine?

Themenfragen sind rhetorisch und haben nur Reizcharakter, die Antwort ist längst bekannt, sie wird akzeptiert. Jugendliche sind „Stiefkinder“ in den Vereinen, zumindest was ihre finanzielle Unterstützung an­belangt und es besteht Einstimmigkeit in allen Vereinskreisen, die nicht als rückschrittlich gelten möchten, dass ein Verein nach außen hin offen sein muss. Die Frage, die wir uns zu stellen haben, muss deshalb eher lauten, warum gerade die Jugendlichen die „Stief­kinder“ der Vereine sind und was zu tun ist, dass Jugendliche gleich­berechtigte Mitglieder unserer Sportvereine werden. Auf beide Fragen sollten wir Antworten suchen.
Zunächst möchte ich aber auf einen wichtigen Anlass hinweisen, der in unmittelbarem Zusammenhang zu diesem Thema steht. Auf Bundesebene wurde des Öfteren – und manchmal vermutlich nicht ganz zu Unrecht – von verschiedenen politischen Jugendorganisationen der „Deutschen Sportjugend“ die Förderungswürdigkeit im Sinne einer Bildungsorganisation abgesprochen. Es war ja ein langer Weg bis verantwortungsvolle Funktionäre¹ des Sports dessen alleinige Einstufung als Mittel zur körperlichen Ertüchtigung bei den Politikern und bei einem Teil der Öffentlichkeit zu Gunsten einer Anerkennung auch seines Bildungs­auftrages und seiner gesellschaftspolitischen Bedeutung verändern konnten. Ein neues Wissen um neue Möglichkeiten im Sport wurde in die­ser Auseinandersetzung vermittelt. Eine neue Praxis allerdings hat sich daraus nur viel zu selten ergeben. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass sportfremde Gruppen nicht immer mit Sachverstand aber mit viel Nach­druck auf die Kluft zwischen den großen (theoretischen) Sprüchen und der praktischen Wirklichkeit der sportlichen Jugendarbeit verweisen, in der eben doch nur die körperliche Ertüchtigung, der Wettkampf und das Training im Mittelpunkt stehen. Von einer Erziehungs- und Bildungsinstanz kann nach Auffassung dieser Kritiker demnach nicht gesprochen werden. Die DSJ wäre gemäß solcher Interpretation also nicht förderungswürdig. Weiterlesen

POTAS – ein lernendes System?

Seit sechs Jahren ist die deutsche Sportlandschaft von einem „Virus“ betroffen, dem Wissenschaftler¹ und Sportpolitiker den Namen „POTAS“ gegeben haben. Wie mittlerweile immer mehr Leute wissen sind Viren der Ursprung des menschlichen Lebens und in unserem Körper sind auch heute noch viele Viren anzutreffen. Manche haben dabei durchaus positive Wirkungen, andere können äußerst bedrohlich, ja sogar lebensgefährlich sein. Genauso verhält es sich mit dem Virus POTAS in Bezug auf seine Auswirkungen auf die  olympischen Sportarten, die von ihm betroffen sind. Für die einen ist das Virus in der weiteren Zukunft eine große Hilfe andere können dabei nahezu in ihrer Existenz gefährdet sein. Weiterlesen

Welche Präsidentin bzw. welchen Präsidenten sucht der DOSB?

Mitgliederversammlungen von Verbänden erfahren in der Regel keine öffentliche Aufmerksamkeit, sind sie doch nur selten spektakulär. Dies gilt auch für die Mitgliederversammlung in deutschen Sportorganisationen. Die Wahlen für die Vorstände werden meist vor dem eigentlichen Wahlakt entschieden. Spätestens beim „gemeinsamen Bier“ in der letzten Nacht vor dem Wahltag wird der Stimmenhandel der Verbandspräsidenten abgeschlossen, so dass am Wahltag selbst ein Ritual ablaufen kann, das in vieler Hinsicht den Wahlritualen totalitärer Systeme gleicht. Weiterlesen

Turn- und Sportvereine – zwischen Privatheit und staatlicher Organisation

Der Sportverein ist trotz vieler Ähnlichkeiten zu anderen Organisationsgebilden eine typisch deutsche Form organisierten Sports. Den Sportvereinen ist es dabei gelungen, die größte Organisation freiwilliger Mitglieder zu werden, die es in der Bundesrepublik gibt. Der Sport ist auf diese Weise fast monopolartig an die Organisationsform des Vereins gebunden.
Sportvereine zeichnen sich einerseits durch eine Reihe gemeinsamer Merkmale aus, die sie teilweise mit anderen Vereinen teilen. Andererseits gibt es heute im Zuge einer funktionalen Ausdifferenzierung des gesamten Sportsystems eine noch immer zunehmende Vielfalt von unterschiedlichen Sportvereinen, die sich über Merkmale wie „Herkunft der Mitglieder“, „Stadt-Land-Lage“, „Einsparten-Mehrsparten“, „Tradition“, „Verein mit Berufssportlern“ etc. unterscheiden. Weiterlesen

Stockschießen – das besondere Gemeinschaftserlebnis

Um ehrlich zu sein, ich habe mich wohl in meinem Beruf als Sportwissenschaftler über mehr als 50 Jahre mit der gesamten Vielfalt des Sports auseinandergesetzt, doch von der Sportart „Stockschießen“ hatte ich bis vor wenigen Wochen so gut wie gar keine Ahnung. Ich sah wohl in manchem Dorf im Chiemgau eine Asphaltbahn, die als die geeignete Sportstätte für das Stockschießen gilt. Meist befindet sich neben diesen Bahnen ein Biergarten mit einer Gaststätte, und so habe ich das Stockschießen eher als eine Bereicherung des bayerischen Alpenkolorits betrachtet. Meine bayerischen Mountainbikefreunde aus Marquartstein haben jedoch immer wieder von der Schönheit dieser Sportart geschwärmt und sie haben immer wieder die Einladung an mich herangetragen, dienstagabends auch beim Stockschießen teilzunehmen, um die Schönheit dieser Sportart kennenzulernen. Weiterlesen

Sportwissenschaft im interdisziplinären Dialog

1. Vorbemerkungen zum Problem

Die Sportmedizin ist eine wissenschaftliche Disziplin, die sich ihrer wissenschaftlichen Heimat, der Medizin, sicher ist. Das wissenschaftstheoretische und praktische Problem von Integration und Differenzierung, von Allgemeinheit und Spezialistentum, wie es sich für viele Wissenschaftler stellt, ist hinreichend gelöst. Die Medizin kann sich anerkannter Methoden bedienen, sich auf beispielhafte berufsethische Standards berufen und auch Persönlichkeiten aufweisen, deren gesellschaftliche Anerkennung beachtlich ist. Die Sportmedizin als Wissenschaftsdisziplin fühlt sich eigenständig und es erscheint deren Angehörigen meist inakzeptabel, als Teildisziplin der Sportwissenschaft betrachtet zu werden, wie dies in der wissenschaftstheoretischen Diskussion der vergangenen Jahre sehr häufig der Fall war. Weiterlesen

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen und die Sportverbände: Anmerkungen zu einem zerrütteten Verhältnis

„Es war einmal“: Nicht nur Kinder wissen, dass mit diesen Worten Märchen eingeleitet werden. Es kommt einem Märchen gleich, wenn man sich an die Zeit erinnert, als es in Deutschland lediglich zwei Fernsehkanäle gab, jeder Athlet und jede Mannschaft sich glücklich schätzte, einmal in einer der wenigen Sportsendungen des Fernsehens in Bild und Ton zu erscheinen und als sich der organisierte Sport und das öffentlich-rechtliche Fernsehen einig waren, ihre Partnerschaft mit einem einzigen Vertrag zu besiegeln. Mit der politischen Entscheidung zu Gunsten des dualen Fernsehsystems hat man sich in der Bundesrepublik von diesen märchenhaften Zeiten für immer verabschiedet. Seit dem ist Kampf angesagt. Es kämpfen die privaten gegen die öffentlich-rechtlichen und die öffentlich-rechtlichen Sender befinden sich untereinander in einer Konkurrenzsituation. Längst sind die Organisationen des Sports nicht mehr von jenem Gemeinsinn geprägt, der sie auszeichnen könnte, wenn es um Fragen des Fernsehens geht. Als erster hatte sich der Deutsche Fußballbund von der Solidargemeinschaft verabschiedet. Weitere Verbände sind diesem Modell der Eigenvermarktung gefolgt und übrig geblieben ist ein Fernsehvertrag der Armen, der weder Sendezeit noch tragfähige Einnahmen garantiert. Weiterlesen

Randale beim Fußball – Hat das Fernsehen Schuld?

Sport im Fernsehen, das ist Unterhaltung für viele, kostengünstige Schleichwerbung für wenige, wichtige Informationsquelle über Ergebnisse und Tabellenplätze für Sportex­perten, reizvolles Zahlenspiel für Glücksritter und langweiliges Ritual für Desinteres­sierte. Gewinn oder Verlust, Überleben oder Zukunft, so lauten darüber hinaus die Fragen, die sich für Sportorganisationen, Veranstalter von Sportereignissen, für Athle­ten, aber auch für die Medien selbst mit dem Sport im Fernsehen stellen können. Sport im Fernsehen, das heißt Diktat der Wettkampfzeiten bei Olympischen Spielen durch amerikanische Sendeanstalten, Änderung der Sportregeln zugunsten der Fernsehdrama­turgie, das heißt aber auch weltweite Popularität der Sportstars, Transformation des Sports in eine universelle Kultur über die Grenzen der Nationalstaaten hinweg. Der Sport im Fernsehen hat auf diese Weise eine kaum zu unterschätzende Breitenwirkung. Weiterlesen

Dopingkampf als Medien- und Politikspektakel

Die Massenmedien, allen voran das Fernsehen, haben sich schon seit langem einem besonderen selbst gestellten Auftrag verpflichtet. Sie definieren sich als Teil der Unterhaltungsindustrie. Unterhaltung ist zu ihrer höchsten Maxime geworden, dies auch dann noch, wenn man dem Auftrag des Informierens nachzukommen versucht. Von Infotainment ist dann sie Rede. Sie versuchen auf diese Weise jene Kundschaft an sich zu binden, die sie im Sinne einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung gesucht und erzeugt haben. Massenmedien treffen auf Massen und die Massen sind an jenen Medieninhalten interessiert, deren Darstellung sich die Medien zum Ziel gesetzt haben. Weiterlesen

Getrennte Welten – gespaltener Sport

Treibt jemand regelmäßig und längere Zeit aktiv Sport, spielt Tennis, läuft im Wald, schwimmt seine Bahnen in Rücken- oder Brustlage, trainiert und spielt in einer Volleyballmannschaft und fährt im Winter Ski, dann weiß der auf so verschiedene Weise aktive Sportler sehr genau die Qualität seines Sports zu schätzen. Begibt man sich in die Erlebniswelten des aktiven Sports, so hat man Freude, erlebt seinen Körper auf äußerst intensive Weise, trifft sich mit anderen in geselliger Runde, verbringt seine Freizeit in sinnvoller Weise und sein gesundheitliches Wohlbefinden wird dadurch ganz wesentlich erhöht. Weiterlesen

Olympische Heuchelei einer Ski-Ikone

Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist es längst üblich geworden, die Olympischen Spiele und insbesondere das Internationale Olympische Komitee mit all dem Fernsehen zur Verfügung stehenden Mitteln infrage zu stellen. Jüngstes Beispiel war eine sogenannte ARD-Dokumentation zur besten Sendezeit an einem Sonntagabend im Mai dieses Jahres, in dem zwei Autoren (Kempe/Klees) eine ideologische Montage präsentierten, die an Einseitigkeit nicht zu übertreffen war. Weiterlesen

Wettkampfsport im Verein – eine zentrale Aufgabe?

1. Anliegen

Die Überschrift zu diesem Beitrag ist mit einem Fragezeichen gekennzeichnet. Fragen erzeugen gewöhnlich Spannung. Sie sind Mittel einer auf Spannung ausgerichteten Dramaturgie. Diese Qualität soll den folgenden Ausführungen nicht zukommen. Der in der Überschrift gestellten Frage soll vielmehr ihr rhetorisch-dramatischer Charakter gleich zu Beginn genommen werden, indem im Sinne einer These eine eindeutige Antwort gegeben wird: Weiterlesen

Covid-19 – zum Bedeutungsverlust des Sports und seiner Repräsentanten

In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts begann der Siegeszug des Sports. Seine globale Verbreitung war nahezu allumfassend. Die gesellschaftspolitische Aufwertung der Kultur des Sports war beispiellos. Wie kein anderer kultureller Bereich prägte er die Alltagskultur nahezu aller Gesellschaften. Seine massenmediale Präsenz war kaum noch zu übertreffen. Seine Beziehung und sein Austausch mit anderen relevanten gesellschaftlichen Systemen wie zum Beispiel mit dem Politik-, dem Wirtschafts-, dem Bildungs-und Gesundheitssystem war zunehmend erfolgreicher geworden. Weiterlesen

Hilferuf eines Sportlehrers – mit Sport gemeinsam Corona trotzen

Ein Gastbeitrag von Jörn Meyer

Liebe politisch Verantwortlichen,

die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit als einen Zustand des völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens, und nicht nur als das Freisein von Krankheit. Bekanntlich besitzt Sport einen hohen gesundheitlichen Wert. Laufen, Radfahren, Schwimmen und andere körperliche Aktivitäten wirken sich positiv auf den Organismus und die Psyche aus. Sport senkt das Risiko von Krebs- und Herzkreislauferkrankungen, stärkt das Immunsystem und besitzt eine antidepressive Wirkung. Weiterlesen

Public Relations in der Weltleichtathletik – ein fragwürdiger Weg

In immer mehr internationalen Sportorganisationen sind Promotion und Public-Relationsmaßnahmen in das Zentrum ihrer Sportpolitik gerückt. Meist bedient man sich dabei internationaler Kommunikations- und Umfrageagenturen, deren Produkte sehr kostspielig sein können. Mancher internationale Sportfachverband befindet sich dabei in der Gefahr, dass dringend notwendige Reform-Arbeiten verdrängt oder verschoben werden und die eigentlichen Probleme dieser Sportverbände mit den PR-Auftritten der Verbände eher verdeckt oder nicht erkannt werden. Weiterlesen

Entwicklungszusammenarbeit im Sport – Fremdes verstehen, voneinander lernen

Dem Sport werden eine Vielzahl bedeutsamer gesellschaftlicher Funk­tionen zugeschrieben. In der Dritten Welt ist dies ebenso der Fall wie in der Ersten. Wer in Indonesien Sport treibt, weiß den Sinn seines Tuns ebenso zu rechtfertigen wie jenes neue Mitglied in einem Sportverein, das sich einer Seniorengruppe angeschlossen hat. Viele dieser Funktionen und Sinnzuweisungen sind wissenschaftlich umstritten, insbesondere dann, wenn empirisch zu beweisen ist, ob der Sport diese Funktionen und den ihm zugewiesenen Sinn tatsächlich auch erfüllen kann. Weiterlesen

Turner und Radler in Zeiten der Corona-Pandemie

Für das, was wir jeden Montagabend in einer Sporthalle in Marquartstein im Chiemgau tun, gab und gibt es viele Namen. Früher hätte man es Leibesübungen, Gymnastik oder Turnen genannt. Heute heißt es an manchen Orten Seniorensport oder Fitnesstraining. Oft mehr als fünfzehn Rentner und Pensionäre, meist älter als 70 Jahre, laufen im Kreis, machen Dehn-, Streck-und Beweglichkeitsübungen, üben auf der Matte. Kniebeugen und Liegestützen gehören ebenso dazu wie ein einbeiniges Springen und Hüpfen. Die Übungen dienen der Beweglichkeit, der Kraft und der Geschicklichkeit. Auch ein klein wenig der Ausdauer. Mancher kommt dabei ins Schwitzen. Nach 70 Minuten intensiver Belastung freut man sich auf die Dusche und vor allem auf die „dritte Halbzeit“ im Gasthof „Hofwirt“.  Ein Weizenbier und eine Brotzeit sind die wohlverdiente Belohnung für das harte Trainieren und Üben. Weiterlesen

Zur Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt in Sportverbänden

Die Geschichte der freiwilligen Vereinigungen im Turnen und im Sport, die schon mehr als 200 Jahre währt, kann zu Recht als eine Erfolgsgeschichte der Ehrenamtlichkeit bezeichnet werden. Zahllose Freiwillige haben sich zusammengefunden im Interesse einer gemeinsamen Sache. Sie haben Abteilungen, Vereine und Verbände gegründet, und mit freiwilliger Arbeit wurden bedeutsame gesellschaftspolitische Leistungen erbracht. Organisatorisch fanden   Turnen und Sport gleichsam „nebenher“ statt. Der Begriff der „wichtigsten“ Nebensache hatte somit Bedeutung. Denn für die vielen Ehrenamtlichen in der 200- jährigen Turn- und Sportgeschichte war ihr Beruf, war das Arbeitsleben der Bezugspunkt ihres freiwilligen Handelns. Turnen und Sport hatten hingegen Freizeitcharakter, auch schon damals, als dieser Begriff noch gar nicht zum deutschen Sprachgebrauch gehörte. Mit dem Siegeszug des Turnens und des Sports, mit dem ökonomischen und politischen Wandel unserer Gesellschaft, mit den vielfältigen Veränderungen im Arbeitsleben und nicht zuletzt bedingt durch den wachsenden materiellen Wohlstand kam es zu einer Aufwertung von Turnen und Sport. Aus der Nebensache wurde eine politisch zunehmend bedeutsame Angelegenheit. Weiterlesen

Mitgliederzahlen können trügerisch sein

Die Idee der freiwilligen Vereinigung weist wohl in keinem anderen Bereich unserer Gesellschaft eine vergleichbare Erfolgsgeschichte auf, wie dies im Sport der Fall ist. Nachdem sich im frühen 19. Jahrhundert Gleichgesinnte in so genannten Turngesellschaften zusammengeschlossen hatten, war eine Entwicklung in Gang gebracht worden, die bis heute andauert. Menschen mit gleichen Interessen gründen einen Verein, und in keiner Organisationsform gelingt es besser, gleichartige Interessen auf dem Gebiet des Sports zugunsten von Mitgliedern zu befriedigen, wie dies im Verein der Fall ist. Das historische Modell des Turnvereins hat deshalb viele Nachahmer gefunden. Allein in der Zeit von 1950, als der Deutsche Sportbund gegründet wurde, bis heute konnte die Zahl der in Deutschland existierenden Vereine von ehemals 19.874 auf nahezu 90.000 Vereine anwachsen. Immer mehr Mitglieder sind den Vereinen beigetreten und so ist nicht nur ein Teil der Vereine langsam größer geworden, sondern die Gesamtmitgliederzahl jener Menschen, die sich in einem Verein über eine Mitgliedschaft einbinden lassen, ist im genannten Zeitraum von 6 auf 27 Millionen angewachsen. Weiterlesen

Die sozial- und sportpolitische Bedeutung der ehrenamtlichen Tätigkeit im Sportverein

Ich werde in meinen folgenden Ausführungen versuchen, ein Plädoyer für das Ehrenamt und für die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Sportvereinen abzugeben. Mein Plädoyer beruht auf theoretischen Einsichten in das Phänomen des Ehrenamtes ebenso wie auf praktischer Überzeugung. Bekenntnisreden zur ehrenamtlichen Tätigkeit sind frei­lich nichts Neues; bei Jahresfeiern, Ehrungen, Beerdigungen, wann immer also Sportpolitiker und Sportfunktionäre über die Bedeutung von Sportvereinen reden, darf ein Lob über das Ehrenamt nicht fehlen. Weiterlesen

Der Sport, die Mächtigen und Corona

Es ist schon sehr lange her, dass verträumte Studenten und eine kleine Minderheit von Sportwissenschaftlern die emanzipatorische Kraft des Sports beschworen haben. Aus einer Melange von Historischem Materialismus, Kritischer Theorie, Befreiungstheorien, die sich auf die Dritte Welt bezogen haben, Summerhill und Woodstock wurde die Utopie eines emanzipierten Sports konstruiert, indem es für den Spätkapitalismus keinen Platz gibt. Weiterlesen

Auf dem Weg zu einer Didaktik des Schulsports

Die Diskussion über die Didaktik der Leibesübungen bzw. des Schulsports hat eine mehr als zweihundertjährige Tradition, wenn das Wirken von GutsMuths (1759-1839) als Ausgangspunkt gewählt wird. Tatsächlich oder angeblich konkurrierende Didaktiken sind gegenwärtig das Resultat. Es wird seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von unterschiedlichen didaktischen Modellen gesprochen, teilweise ist auch von Paradigmenwechseln die Rede. Weil vieles, was in der Vergangenheit ausführlich bereits diskutiert und niedergelegt wurde, längst in Vergessenheit geraten ist, kann auch immer wieder von Innovationen gesprochen werden. Doch wird dabei oft nur – wenn auch meist unwissentlich – „alter Wein in neuen Schläuchen“ serviert und dieser kommt dann häufig lediglich in einem neuen sprachlichen Gewand daher. Manch neue Begrifflichkeit verdeckt dabei jedoch erkennbare Richtungsentscheidungen, die für die weitere Entwicklung des Schulsports entscheidend sein können. Weiterlesen

Populistische Meinungsbildung über den Olympischen Sport

Man darf zu Recht annehmen, dass die öffentliche Meinung über einen gesellschaftspolitisch relevanten Sachverhalt von den sog. Meinungsbildnern hergestellt wird. Dies gilt auch für die öffentliche Meinung zum bzw. über den Sport im Allgemeinen und zum Hochleistungssport im Speziellen. Die wichtigsten Meinungsbildner sind dabei das öffentlich-rechtliche Fernsehen ARD und ZDF, die führenden überregionalen Tageszeitungen und die größeren Sportagenturen. Im Vorfeld der verschobenen Olympischen Spiele in Tokio 2021, im Blick auf die bevorstehende Europameisterschaft im Fußball mit Spielen in St. Petersburg und Baku, vor allem aber ab auch in der Vorausschau auf die Olympischen Winterspiele in Peking 2022 und die Fußball Weltmeisterschaft in Katar im November 2022 kann man bereits heute erkennen, welche Themen für die Meinungsbildner eine besondere Bedeutung haben werden. Weiterlesen

Merkmale einer wünschenswerten Leistungskultur

…aufgezeigt am Beispiel der Leichtathletik

Der Leichtathletik bläst angesichts seiner unzähligen Dopingskandale schon seit Jahren ein kräftiger, kalter Wind ins Gesicht. Stellvertretender Sündenbock zu sein für alles, was im Leistungssport von heute nicht gelingt, ist für Athleten, Trainer und Funktionäre eine unangenehme Sache. Die Athleten sind gespalten, die Trainer verunsichert und die Funktionäre werden nicht zuletzt von der Presse nicht selten der Lächerlichkeit preisgegeben. Auf einen Nenner gebracht heißt dies: Der Leichtathletik wurde in jüngster Zeit ein großer Schaden zugefügt, der sich als nahezu irreparabel erweist. Die Schuldfrage wird dabei meist sehr vorschnell beantwortet. Ehrenamtliche Funktionäre sind angeblich einer Sportart nicht gewachsen, deren Spitze zumindest sich durch Professionalismus auszuzeichnen hat. Diese Kritik mag berechtigt sein und sie bedarf gewiss einer ernsthaften Debatte. Weiterlesen

Mit anderen Sport treiben – fremde Kulturen verstehen

„Sport ist mehr“. Mehr als was? Sport ist mehr als ein 1:0 beim Fußball, mehr als Boris Becker, mehr als Trimm-Trab und mehr als Zeugnisturnen; mehr als Auf- und Abstieg, mehr als Gagen in Millionenhöhe und mehr als dressierte Kinder im Leistungssport. Ich möchte eine weitere Antwort hinzufügen: Sport ist mehr als Sport in Deutschland, in Europa, in den USA und der UdSSR. Vom Sport in Afrika, in Asien und in Lateinamerika – oder, etwas ungenauer, aber einfacher ausgedrückt – vom Sport in der Dritten Welt soll die Rede sein. Ich möchte damit zum Ausdruck bringen, dass Sport auch gegenseitige Verständigung, gegenseitiges Lernen, Kommunikation zwischen Kulturen und freudvolle Begegnungen und Erfahrungen mit Menschen aus einer uns fremden Welt sein kann. Leider ist die Begegnung des Sports aus der Ersten Welt mit dem der Dritten Welt bis heute noch viel zu oft durch Bevormundung, Besserwisserei, imperiales Gehabe oder gar neokoloniale Großmannssucht geprägt. Dies abzubauen soll Anliegen der folgenden Überlegungen sein. Weiterlesen

Sport ist systemrelevant

Als in Babylon ein Turm gebaut wurde, so lehrt es uns die Geschichte, ist es zu einer verheerenden Sprachverwirrung gekommen, die letzten Endes zum Scheitern des gesamten Bauvorhabens geführt hat. In den Zeiten einer Corona Pandemie, wie wir sie derzeit erleben, scheinen ähnliche Gefahren zu bestehen. Ein bayrischer Landesvater spricht in diesen Tagen und seit einigen Monaten mit seinen Bürgerinnen und Bürgerrinnen nicht in der erwartbaren bayerischen Muttersprache. Er bedient sich bei seinen oft mehrmals täglichen Stellungnahmen vor Fernsehkameras, bei Pressekonferenzen, im Hörfunk oder in sozialen Medien eines Sprachstils, den man nicht nur aus der Sicht eines Germanisten als ärgerlich bezeichnen muss. Wie viele andere Politiker spricht er von einem „Lockdown“, manchmal aber auch von einem „Shutdown“, er fordert ein „Social Distancing“, warnt vor „Supersprayern“ und verlangt von seinen Bürgerinnen und Bürgern, dass sie die „AHA-Regeln“ einhalten. Nachdem diese nicht mehr ausreichen, wird von einer AHA+L+C-Regel gesprochen: Abstand, Hygiene, Alltagsmaske, Lüftung und „Corona-Warn-App“ werden nun empfohlen. Es gibt aber auch einen „Shutdown Light“, „Hotspots“, einen „r-Wert“, die „Verdoppelungszeit“ und „Inzidenzien“. Es gibt einen „PCR-Test“, „Antigen- und einen „Antikörper-Test“, „Alltagsmasken“, „FFP1,2,3-Masken“ (FFP steht dabei für Englisch „Filtering face piece“ und PCR für Englisch „polymerase chain reaction“). Weiterlesen

Täter sind keine Opfer

Das Wort „Opfer“ weist sich durch eine schillernde Bedeutungsvielfalt aus. Von der Herkunft des Wortes lässt sich die Vielfalt auf einen religiösen Hintergrund zurückführen und so kann es eigentlich kaum überraschen, dass in der modernen Ersatzreligion, dem Hochleistungssport, der Gebrauch des Wortes mittlerweile inflationäre Züge annimmt. Wenn dabei vom Opfer die Rede ist, meint man in der Regel die Athletinnen und Athleten. Opfer sind dabei meistens Unschuldige, Opfer werden erbracht, Athleten werden geopfert, Opfer sind ohnmächtig, sind dem Spiel der Mächtigen ausgeliefert. Im Dopingdiskurs der vergangenen Jahre ist nahezu ausnahmslos von Opfern die Rede und auch hierbei sind es meist die Sportler, denen man diese Etikette anhängt. Manchmal sehen sich auch Sponsoren als Opfer. Seltener definieren sich die Funktionäre in dieser Rolle. Weiterlesen

Gesundheitsorientierter Sport ist das Gebot der Stunde

Das Alter, das ich mittlerweile erreicht habe, weist mich bei meinem sportlichen Tun als einen Seniorensportler aus. Beim sog. „Montagsturnen“ treffe ich mich jeden Montag mit einem Dutzend Gleichgesinnter abends um 18:00 Uhr in der Sporthalle unserer Realschule, um unter Anleitung eines ehrenamtlichen Übungsleiters etwas mehr als 1 Stunde vielfältige Gymnastikübungen zu betreiben. Die Schulung von Kraft, Ausdauer, Geschicklichkeit und Beweglichkeit ist für uns eine besondere Lebenshilfe. Für jeden von uns geht es darum, seine persönliche Fitness möglichst lange zu erhalten. Jeder von uns ist bereit, für seine Gesundheit selbst Verantwortung zu übernehmen, etwas Sinnvolles für seine Gesundheit zu tun. Weiterlesen

Sport für alle – ein Protestruf gegen das aktuelle Sportverbot

„Schluss mit der Sitzschule“ (Deutschlandfunk), „Die Lebensschule schließt man nicht“ (SZ), „Mehr Sport wagen“ (FAZ), „Ohne Breitensport kommt es zu einer Vereinsamung“ (FAZ), „Alarmierender Bewegungsmangel bei Kindern“ (Tagesspiegel).

So und ähnlich lauten in diesen Tagen Überschriften in deutschen Tageszeitungen. Journalisten bringen dabei ihren Protest gegenüber einem Bewegungsverbot der Bundesregierung und der Regierungen aller Bundesländer zum Ausdruck, das wohl nur mit dem Begriff „Skandal“ gekennzeichnet werden kann. Weiterlesen

Keimzelle der Sportvereine – Gute Abteilungsarbeit ist das wichtigste

Wenn in Sportvereinssatzungen von Organen des Vereins die Rede ist, so werden immer die Mitgliederversammlungen als oberstes Organ eines Vereins genannt. Daneben ist dann noch vom Vorstand und den Ausschüssen die Rede. Dabei wird meist vergessen, dass diese Organe im Grunde nicht lebensfähig wären, gäbe es in den Vereinen nicht ein zentrales ausschlaggebendes Organ, nämlich die Abteilungen. Weiterlesen

Hat der organisierte Sport eine Fernsehpolitik?

In einem Zeitgespräch, das vor vielen Jahren Giovanni Lorenzo mit Helmut Schmid führte, meinte der Altbundeskanzler, dass das Meiste was auf unseren Fernsehschirmen geboten wird so ist, dass er es nach wenigen Minuten abschalte. Unter Unterhaltungsgesichtspunkten sei das deutsche Fernsehen seichter als das „panem et circenses“ der Römer, dem sich Zehntausende im Kolosseum hingegeben haben. Nicht weniger emotional hatte sich der ebenfalls mittlerweile verstorbene Literaturkritiker Reich-Ranitzki über die Qualität des deutschen Fernsehens ausgelassen und Elke Heidenreich sekundierte ihn damals wie jämmerlich unser Fernsehen sei, wie arm und wie verblödet. Diese Kritik zielte nicht nur auf das private Fernsehen, sie hatte und hat bis heute vor allem immer häufiger auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen im Blick. Weiterlesen

Zum Verhältnis zwischen Kirche und Sport

Anmerkungen zu einer wün­schenswerten Partnerschaft

Aus der Sicht von heute scheint es normal zu sein, dass die beiden großen Kirchen Deutschlands den Sport akzeptieren und umgekehrt der Sport gegenüber den Kirchen seinen Respekt zollt. Die Aufgeschlossenheit der Kirche vollzog sich jedoch erst um die Jahrhundertwende. Sie ist das Ergebnis einer Wandlung, bedingt durch die Aufgabe des anthropologischen Dualismus. Mit der anthropologischen Wende im 19. und 20. Jahr­hundert kam es in der Kirche zu einer positiveren Bewertung der Leiblichkeit des Menschen. Hinzu kam, dass die Kirche sich insgesamt gegenüber weltlichen Fragen öffnete und damit auch ihre Aufmerksamkeit dem Sport zuwenden musste. Mit der Erkenntnis der Ganzheit des Menschen und der Untrennbarkeit von Leib, Seele und Geist gab die Kirche die Ansicht auf, dass das Christentum von seiner grundsätzlichen Lehre her leib- und daher sportfeindlich sein müsse. Die neue Aufgeschlossenheit hatte u.a. die Gründung eigener Sportorganisationen zur Folge. Seit dieser Zeit führte zunächst der Sport in den Kirchen als konfessioneller Sport ein Eigenleben, das durch die Gleichschaltung im Nationalsozialismus beendet wurde. Nach 1945 waren es dann nicht zuletzt die kirchlichen Sportführer, die sich für eine integrative Einheitssportbe­wegung eingesetzt haben. Kirchliche Vertreter wurden folgerichtig deshalb auch bereits sehr früh in führende Gremien des Deutschen Sportbundes berufen. Weiterlesen

Schulsport Leichtathletik

Über das, was Leichtathletik ist, was sie bedeutet, welche Möglichkeiten in ihr liegen, sind in ihrer mehr als 100jährigen Geschichte unendlich viele Bücher in allen Sprachen der Welt geschrieben worden. Ich selbst habe mich an der Kennzeichnung dieser Sportart beteiligt und habe die Bedeutung der Leichtathletik aus pädagogischer, soziologischer und gesellschaftspolitischer Sicht gekennzeichnet und habe dabei auch auf die Versäumnisse des Schulsports hingewiesen, die nicht erst seit heute aus der Sicht der Leichtathletik, zu beklagen sind. Laufen, Werfen und Springen in ihren spezifischen Ausformungen in der Sportart Leichtathletik sind bedeutsame Kulturmuster einer Sport- und Bewegungskultur, sie sind grundlegend für viele Sportarten und diese spezifisch ausgeprägten Muster ermöglichen vielen Menschen interessante Erfahrungen und hinterlassen nicht nur unter präventiv-gesundheitlichen Gesichtspunkten äußerst positive Wirkungen. So könnte die Bedeutung der Leichtathletik auf einen Nenner bringen. Setzt man diese positive Bedeutung der Leichtathletik voraus, so muss die aktuelle Situation dieser Sportart in der Schule überraschen. Weiterlesen

Sportberichterstattung

– ein bedeutsamer Faktor der massenmedialen Kommunikation

Der Sport, so wie er heute in den Massenmedien präsentiert wird, wirft viele Fragen auf, die auf Probleme verweisen, deren Lösungen dringend erwünscht wären. Wel­cher Sport wird in den Massenmedien zur Darstellung gebracht? Welche Formen des Sporttreibens werden nicht berücksichtigt? Wie wird der Sport in den Medien dargestellt? Welche Inszenierungsformen haben sich bewährt? Welche sind frag­würdig? Welche zukünftigen sind zu erwarten? Wie unterscheidet sich die Sportbe­richterstattung in den öffentlichen-rechtlichen Medien im Vergleich zu privaten Mas­senmedien? Welche Rolle spielt die Sportberichterstattung beim schon seit längerer Zeit zu beobachten Konzentrationsprozess in der Medienbranche? Wie stellt sich die Beziehung zwischen den Sportverbänden, den Massenmedien und den Sport­ereignissen unter ökonomischen Gesichtspunkten dar? Welche Wirkung hat die Sportberichterstattung auf die Rezipienten? Werden sie zu aktivem Sporttreiben animiert oder wird die Passivität der Zuschauer gefördert? Gibt es Zusammenhän­ge zwischen dem aggressiven Verhalten in den Stadien und der massenmedialen Berichterstattung? Weiterlesen

Leichtathletik auf Arabisch

Katar, der wohl kleinste Staat am Golf, ein Emirat wie Oman, Bahrain oder Dubai, geführt von einer königlichen Familie, die 30.000 Menschen umfasst und die ihren Wohlstand und ihre Macht den Bodenschätzen, dem Erdöl und dem Erdgas ver­dankt. Mit dem Begriff der Autokratie wird auf äußerst beschönigende Weise zum Ausdruck gebracht, wie in solchen Staaten Macht ausgeübt wird, wer das Sagen hat, wer die Last der täglichen Arbeit zu tragen hat, wer die Privilegien genießen darf und wie mit Andersdenkenden umgegangen wird. Katar ist wie die vergleichbaren Emi­rate von einem äußersten Wohlstand gekennzeichnet. Die Besitztümer sind in der Hand weniger, das Oben wird geprägt von der Familie Al-Thani, unten sind wie überall auf der Welt die dunkleren Hautfarben überproportional vertreten. Inder, Sudanesen, Somali, das sind die Arbeitskräfte für das Handwerk. Die in weißen lan­gen Kaftangewändern gekleideten Kataris lassen auf jeder Ebene der Gesellschaft, in jeder Institution, in allen Lebensbereichen für sich arbeiten. Selbst die Militärfüh­rung und der einfache Militärdienst werden von Ausländern erledigt. Der Sport spielt dabei keine Ausnahme. So wie Kamele den Reichen für ihre Freizeitvergnügen zur Verfügung stehen, so ist auch der Sport ein Teil einer Vergnügungskultur, die sich durch Überfluss bei gleichzeitiger Reizarmut auszeichnet. Weiterlesen

Der moderne Sport gefährdet seine kulturelle Identität

Der moderne Sport, der seine Ursprünge im 18. Jahrhundert hat, ist mit der Idee des Wettbewerbs, der Suche nach dem Besten oder der Besten, der Hervorhebung der individuellen Leistung und mit dem Phänomen des sportlichen Siegs und der sportlichen Niederlage auf das engste Verbunden. Die Ideen des englischen Wettkampfsports wurden zur Grundlage des modernen Sports, der sich universell verbreiten konnte. Der moderne Sport hat seinen Siegeszug diesen Ideen zu verdanken, sie sind im wahrsten Sinne des Wortes phänomenal. So wie uns selbst als Kind das Wetteifern faszinierte, so sind es heute Wettkämpfe in aller Welt, die die Kinder aller Nationen faszinieren. Der Wettlauf, der Wettkampf, der Staffellauf, das Spiel um Sieg und Niederlage am Wochenende, beim Volleyball, beim Basketball, beim Fußball, sie machen die Faszination des Kinder- und Jugendsports aus. Der Wettkampfsport ist es auch, der Millionen von Menschen im Training zusammenführt und in Wettkämpfen ihre Leistungen vergleichen lässt. Beteiligt sind dabei Frauen und Männer aller Altersgruppen. Der Wettkampf ist aber auch das Faszinosum, das die Zuschauer an den modernen Sport bindet. Die Olympischen Spiele, die Fußball Weltmeisterschaften, die Weltmeisterschaften der Fachverbände können eindrucksvoll dokumentieren welche faszinierende Strahlungskraft dem Wettkampfsport zu eigen ist. Weiterlesen

Integration durch Sport

Wollen wir eine Antwort auf die Frage finden, inwiefern dem Sport eine integrative Funktion in unserer Gesellschaft zukommt, so ist es zunächst wichtig, dass wir uns des Phänomens versichern, das diese Integrationsleistung hervorbringen soll. Der Sport, das wohl bedeutsamste Phänomen unserer Massenkultur, zeichnet sich durch vielfältige Merkmale aus. Angesichts mehrerer organisatorischer Varianten, die mitt­lerweile zu unterscheiden sind, ist es nicht mehr so einfach den Wesenskern des Phänomens selbst zu bestimmen. Die ursprünglichste und bedeutendste Form inner­halb des Phänomens des modernen Sports ist dabei ohne Zweifel der Wettkampfsport. Daneben gibt es Bewegung, Spiel und Sportmuster in denen das Merkmal des Wettkampfes nicht vorkommt, die sich selbst jedoch als Teil des modernen Sports definieren. Weiterlesen

100 Jahre Göttinger Beschlüsse zum Hochschulsport

eine wichtige Wegmarke für die Entwicklung des Sports an Universitäten und Hochschulen

Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Wolfgang Buss

Schon Ludwig Mester, ein Hermann Nohl Schüler, hat in seiner 1931 erschienenen Göttinger Dissertation „Die Körpererziehung an den Universitäten“ (Mester 1931) deutlich gemacht, dass Formen einer zeitgenössischen Bewegungskultur – ob sie nun als „Ritterliche Exerzitien“, „Turnen“, “Körperliche Erziehung“, „Leibesübungen“, „Körperkultur“ oder „Sport“  denominiert waren –  beginnend nach der Reformation, spätestens aber seit der Zeit der Aufklärung stets ein Teil des sozialen Lebens an den deutschen Hochschulen waren. Dabei war ihre dortige Existenz nie ganz unumstritten und ihre Förderung durch die Hochschulen sowie die staatlichen Behörden zu unterschiedlichen Zeiten seit dem 17. Jahrhundert auch dementsprechend sehr schwankend – ganz abgesehen von dem schwierigen Prozess der Anerkennung als akademisches Forschungs- und Ausbildungsfach. Weiterlesen

Regel 50 der Olympischen Charta muss ergänzt werden

„No kind of demonstration of political, religious or racial propaganda is permitted in any Olympic sites, venues or other areas. “

Regel 50,2 der Olympischen Charta scheint auf den ersten Blick klar und verständlich zu sein. Der nach wie vor bestehende Rassismus gegenüber Schwarzen in den Vereinigten Staaten von Amerika, aber auch der Rassismus von Weißen gegenüber fast allen fremden Ethnien ist seit vielen Jahrzehnten kaum zu übersehen. In vielen Ländern dieser Welt gibt es einen zunehmenden Antisemitismus oder eine Islamfeindlichkeit oder auch beides. All diese Verhältnisse und Tendenzen haben in jüngster Zeit vermehrt zu Protesten geführt. Zu erwähnen sind auch die „Fridays for Futur“-Bewegung, die zunehmende Zahl der Klimawandeldemonstrationen und die Demonstrationen zugunsten einer allgemeinen Gendergerechtigkeit. Weiterlesen

Partnerschaft zwischen Schule und Verein

 – dargestellt am Beispiel Leichtathletik

Wenn vom Verhältnis zwischen Schule und Sport die Rede ist, so zeichnen sich solche Gespräche meist durch eine Vielzahl von Forderungen aus. Forderungen wer­den an die Vereine, an die Übungsleiter, an die Eltern, an die Schulleitungen, an die Schulverwaltungen und nicht zuletzt an die Lehrer gerichtet. Allen Forderungen liegt die Annahme zugrunde, dass es besser werden müsste als es derzeit ist. Beispielsweise wird den Verbänden eine neue D-Kader-Regelung nahegelegt. So wird von einer unzureichenden Koordination zwischen den Sach-, Zeit- und Sozialebenen gesprochen, wenn man an die Belastungen von Kindern und Jugendlichen denkt, die sowohl die Schule besuchen als auch Leistungssport betreiben. Angesichts einer Diskussion, die durch gegenseitige Forderungen geprägt ist, besteht die Gefahr, dass ein Diskurs entsteht oder bereits entstanden ist, der sich durch Unendlichkeit und Folgenlosigkeit auszeichnet, in dem wiederholt wird, was schon vielfach geäußert wurde, in dem Altes als neu ausgegeben wird und bei dem nicht mehr zu erkennen ist, dass man wirklich an Problemlösungen interessiert ist. Weiterlesen

Enzianblüten-ein Symbol der Befreiung

oder: Warum ein Sport-Lockdown nicht sinnvoll ist

Es ist Montag der 18. Mai 2020. Um 16:00 Uhr treffen sich die Marquartsteiner „Montags-Turner“ am Parkplatz der Realschule. Im Winter treffen sich die „Turner“ jeweils montags um 18:00 Uhr zu einem Fitness- & Gymnastiktraining. Michi H. ist der Übungsleiter. Ihm gelingt es immer wieder mit seinem vielfältigen Übungsrepertoire manch alten Knochen und lahmen Muskel wieder beweglicher zu machen. Von April bis Oktober sind die „Turner“ begeisterte Radfahrer. Die eine Gruppe zieht es mit ihren Mountainbikes, leicht stromunterstützt, auf die Almen und die Berge in der näheren Umgebung von Marquartstein. Die andere Gruppe radelt zum Chiemsee in die interessante Moorlandschaft bei Rottau und Staudach oder in die Täler und auf die kleineren Hügel des Chiemgauer Alpenvorlands. Im Winter sind auch viele der Turner als Langläufer, Tourengeher und als Alpinskifahrer aktiv. Weiterlesen

Was ist Sport? Sport als Definitionsproblem

Beobachten wir den Sport in den verschiedenen Gesellschaften dieser Welt, so las­sen sich viele Gemeinsamkeiten beobachten. Doch gleichzeitig müssen wir auch Un­terschiede wahrnehmen, die darauf hinweisen, dass es sich bei dem modernen Sport um ein Phänomen handelt, das sich von Gesellschaft zu Gesellschaft und von Kultur zu Kultur unterscheidet. Ein Fußballspiel in Brasilien scheint auf den ersten Blick die gleichen Merkmale aufzuweisen wie ein Fußballspiel in Kenia, Indonesien oder Us­bekistan. Schauen wir jedoch etwas genauer, so lassen sich kulturelle Unterschiede erkennen. Der italienische Fußball scheint eine besondere Qualität zu besitzen. Wir sprechen vom „Catenaccio“. Der brasilianische Fußball wiederum unterscheidet sich von diesem. Ästhetik, elegantes und intelligentes Zusammenspiel sind dabei die Merkmale. Deutscher Fußball scheint hingegen eher zielstrebig, klar und betont dis­zipliniert zu sein. Weiterlesen

Laufen, Werfen, Springen – unverzichtbare pädagogische Inhalte der Grundschule

Laufen, Werfen und Springen können auf eine lange Tradition verweisen. Sie gehören zur Menschheitsgeschichte, sie hatten und haben in rituellen Ausformungen für viele menschliche Kulturen eine beson­dere Bedeutung. Sie waren in den frühen Hochkulturen, z.B. in der griechischen Kultur und der römischen Kultur die wichtigsten Bewegungsmuster, die auf vielfältige Weise instrumentalisiert wurden. Die gesundheitliche Bedeutung und vor allem die erzieherische Funktion dieser Muster wurden schon immer mit besonderem Nachdruck hervorgehoben. Seit es öffentliche Schulen gibt, seit Bildung und Erziehung von Philosophen und Pädagogen in systematischer Weise reflektiert wurden, wird dem Laufen, Werfen und Springen, insbesondere, wenn von einer ganzheitlichen Bildung die Rede ist, wenn von der besonderen Bedeutung einer leiblichen Erziehung gesprochen wird, eine herausragende pädagogische Wirkung zugewiesen. Weiterlesen

Der Sport nach Corona

Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Hans-Jürgen Schulke

Zukunftsforschung nach Corona hat Konjunktur, Szenarien reichen von neuen Lebensperspektiven bis zu wirtschaftlichen Abbrüchen. Sport taucht kaum auf. Die Einschränkungen der Pandemie hat die Sportwelt komplett getroffen: Großveranstaltungen, Profisport, Vereins- und Schulsport, Bewegungskindergärten, Fitnessstudios, individuelles Sporttreiben. Formen und Strukturen des Sports sind stillgelegt. Olympia, das größte Fest der Welt, wird dieses Jahr nicht gefeiert. Noch nie seit Beginn der bürgerlichen Sportbewegung vor 200 Jahren ist die gesellschaftlich organisierte sportliche Aktivität derart komplett unterbrochen worden – das trotz zweier Weltkriege und tiefgreifender politischer, technologischer und gesellschaftlicher Umbrüche. Wert und Weiterentwicklung des Sports sind neu zu bestimmen. Weiterlesen

Ein Plädoyer für IOC-Präsident Thomas Bach

Das Essay „IOC Präsident Dr. Bach-Buhmann der Nation“ ist auf großes Interesse gestoßen und hat viele Rückmeldungen hervorgerufen. Beachtenswert waren dabei unter anderem der nachfolgende Beitrag von Rainer Hipp, ehemals Geschäftsführer des Landesportverbandes Baden-Württemberg. Wir glauben, dass sein Gastbeitrag für die Leser unseres Magazins „sport-nachgedacht.de“ von Interesse sein kann.

Die Redaktion

Ein Gastbeitrag von Rainer Hipp

Vorbemerkung:

Wenn sich alle für oder gegen einen verschwören, regt sich bei dem Schreiber der nachfolgenden Zeilen Widerspruch. Genetisch bedingt oder durch Sozialisation, bisher nicht nachweisbar.

So bei Thomas Bach, dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).In deutschen Medien, von deutschen aktiven und ehemaligen Athleten und Funktionären wurde und wird Bach während und nach der Entscheidungsphase über die Olympischen Spiele 2020 in Tokio aufs Heftigste angegriffen, ja beschimpft. Eine der stärksten Anklagen kam vom Ehrenpräsidenten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) und Leitenden Oberstaatsanwalt Clemens Prokop aus Regensburg. Aber dazu später mehr. Weiterlesen

Jugend und Sport – Rückblick, Einblick und Ausblick

Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Wolf-Dietrich Brettschneider

1 Einleitung

 Vor allem der Sport der Jugendlichen besticht durch seine Vielfalt. Diese bunte  jugendliche Sportkultur in ihrer Entwicklung während der letzten drei Jahrzehnte darzustellen, ist das Ziel des vorliegenden Beitrags.  Dabei sollen zunächst die zentralen Ergebnisse der deutschsprachigen Jugendsportforschung zu den drei Säulen des Jugendsports – dem vereinsorganisierten Sport in seiner breiten- und leistungssportlichen Ausprägung, dem informell betriebenen Sport und dem kommerziellen Sportangebot – vorgestellt werden, bevor Überlegungen zur möglichen zukünftigen Entwicklungsrichtung des Jugendsports den Beitrag abschließen. Weiterlesen

Sport in Zeiten der Corona-Pandemie

Von der Corona-Pandemie sind in diesen Tagen alle Nationen dieser Welt betroffen. Sämtliche Lebensbereiche werden davon erfasst. Für die Welt der Arbeit gilt dies gleichermaßen wie für unsere private Welt, das kirchliche Leben, das Militär, die Erziehungs- und Bildungssysteme, den Güterverkehr und den Tourismus.  Unser Reise- und Einkaufsverhalten ist ebenfalls davon betroffen.

Das politische Handeln zeichnet sich dabei durch eine besondere Ohnmacht aus.  Die Entscheidungsmacht über das Leben der Menschen liegt in der Hand einer Expertokratie, bei der die Wissenschaft der Virologie eine zentrale Rolle spielt.  Von den Entscheidungen von Virologen ist es abhängig, was uns Politiker als neue Regeln für unser Zusammenleben vorgegeben, welche Einschränkungen von den Bürgern abverlangt werden, was erlaubt und was verboten ist. Weiterlesen

Schwäbisches Kreisturnfest 1894

Vor 125 Jahren fand in Tübingen im August 1894 das 32. Schwäbische Kreisturnfest statt. Tübingen war bereits damals eine ganz besondere Stadt. Als Universitätsstadt war sie auch die schwäbische Musenstadt. Deshalb kann es kaum überraschen, dass in der Festschrift zu diesem besonderen Turnfest die Gäste mit einem Gedicht willkommen geheißen werden und vor allem Ludwig Uhland Referenz erwiesen wird: Weiterlesen

Deutschland lernt (wieder) Schwimmen

Ein Gastbeitrag von Prof. em. Dr. Albrecht Hummel

Einleitung

Die einem antiken Poeten zugeschriebene Formulierung, „er konnte weder lesen noch schwimmen“ war zu jener Zeit die metaphorische Umschreibung für einen in jeglicher Hinsicht ungebildeten Menschen oder einen emanzipierten Bildungsverweigerer. Große Wertschätzung des Schwimmen-Könnens findet sich noch im berühmten mittelalterlichen „Ritterspiegel“ des Johannes Rothe (ca. 1410), wo es darum geht, dass der angehende Ritter schwimmen und tauchen „und sich vom Bauch auf den Rücken wenden und krümmen kann“. In den berühmten „Sieben freien Künsten“, den „septem artes liberalis“ findet das Schwimmen dann schon keine Erwähnung mehr, wie auch in vielen späteren neuhumanistischen Kanonisierungen von Bildung. Weiterlesen

Wie aus Turnern Mountainbiker wurden

Würde es ihn nicht geben, so müsste man ihn erfinden. Gewiss wird in ganz Deutschland montags Sport betrieben, doch das Sporttreiben von mehr als 20 älteren Herren am Montagnachmittag in Marquartstein ist etwas ganz Besonderes. Ohne große institutionelle Hilfen und in völliger Eigenregie findet dieser Sport im Sommer in der schönen Natur des Chiemgaus und im Winter in der bestens geeigneten Sporthalle der Realschule statt. Am 01. Oktober hat wieder die Wintersaison begonnen und Autodidakt Michi, von Beruf ist er Konditormeister, führt in meisterlicher Weise ältere Herren zu gymnastischen Bewegungen, die sie ohne seine Anleitung vermutlich niemals machen würden. Weiterlesen

Sport und Sexualität

Die Worte „Sport“ und „Sexualität“ haben nicht nur gemein, dass sie mit demselben Buchstaben beginnen. Auch die Phänomene selbst, so wie sie sich von uns beobachten lassen, weisen manche Gemeinsamkeit auf. So wird von der Erotik des Sports gesprochen und was Erotik und Sexualität bedeutet, lässt sich täglich im Internet nachvollziehen. Dass der Sport ein durchaus enges Verhältnis zur Sexualität aufweist, mag ebenfalls kaum überraschen. In die Reihe von Sexualität und Kirche, Sexualität und Arbeitsleben, Sexualität und Popkultur kann der Sport mühelos eingereiht werden. Das Verhältnis, das der Sport zur Sexualität aufweist, scheint dabei angesichts jüngster Beobachtungen kritisch zu sein. Weiterlesen

Olympische Glücksspiele

Wo immer man heute Sport in dieser Welt als Wettkampfsport betreibt, da kann man auch einer besonderen Spezies Mensch begegnen, den so genannten Glücksrittern. Der moderne Sport hat seinen Ursprung in der Wettleidenschaft der englischen Adeligen und diese Wettleidenschaft ist nach wie vor überall in der Welt anzutreffen. So wird auf den Einlauf bei Pferderennen gewettet, bei Leichtathletikweltmeisterschaften wird auf Sieger im 100 m Finale gesetzt und vor allem das Fußballspiel ist ein begehrter Wettanlass. Es gibt wohl keine Sportart, die sich diesem besonderen Bedürfnis entziehen könnte. Weiterlesen

Zwanzig Jahre nach der Jahrhundertwende

Für die Entwicklung des modernen Sports war das 20. Jahrhundert ohne Zweifel ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahrhundert. Vor allem war es die zweite Jahrhunderthälfte, in der es dem Sport gelingen konnte, sich zum bedeutsamsten kulturellen Massenphänomen weltweit zu entwickeln. Innerhalb dieses Entwicklungsprozesses spielte der deutsche Sport eine besondere Rolle. Der Sport, wie er sich seit der Gründung des Deutschen Sportbundes im Jahre 1950 in der Bundesrepublik Deutschland entwickelte, konnte in vieler Hinsicht als vorbildlich bezeichnet werden. Der Deutsche Sportbund entwickelte sich dabei in einer nachahmenswerten Offenheit. Er öffnete sich gegenüber dem Staat, er war der Partner der großen Kirchen, die Arbeitgeberverbände waren dem Sport aufgeschlossen, gleiches galt für den deutschen Gewerkschaftsbund. Weiterlesen

Der Donnerstag ist ein besonderer Tag

Pünktlich um 13.30 Uhr treffen sie sich. Jeden Donnerstag sitzen sie auf der Bank vor einem der schönsten Häuser Unterwössens direkt gegenüber vom Rathaus und beraten über ihre Donnerstagstour. Fritz Döllerer ist dabei der Garant für eine kluge Entscheidung. An zu heißen Tagen wählt er eine Route mit Schatten, droht Regen so ist eine kurze Rückfahrt eingeplant Die Ziele sind jedes Jahr dieselben. Der Streichen-Gasthof steht ganz oben auf der Liste der Ziele. Die Jochberg-Almen und die Rechenbergalm sind ebenso ein Muss wie die Agergschwend- die Bäcker- oder die Feldlahnalm. Die Röthelmoosalm ist ein besonders begehrtes Ziel. Die Touren reichen jedoch auch hinüber nach Österreich zum Mühlberggasthof, zur Franken-und zur Rinderbrach Alm. Entlang der Ache geht es nach Bergen zum Schellenberg oder über Rottau hinauf zur Staffn-Alm. An all diesen Zielen gibt es ein gutes Vesper und beste bayerische Biere,  so auch auf der Staudacher Vorderalm. Nicht zu vergessen sind die Haidenholz-die Hofbauern- und die Oberauerbrunst Alm. All diese Almen sind beispiellose Orte inmitten einer wunderschönen Natur, bei denen es sich lohnt, für ein paar Stunden zu verweilen. Weiterlesen

Erziehung und Bildung – eine sportpolitische Redewendung ohne Wert

In der modernen Welt des Sports ist spätestens mit dem Beginn der modernen Olympischen Spiele eine eigenständige Rhetorik entstanden, die sich in den politischen Reden über den Sport widerspiegelt. Wie in jedem uns bekannten politischen Bereich sind auch im Bereich der Sportpolitik eigenständige Topoi entstanden, die sich durch stereotypische Redewendungen auszeichnen. „Ohne Breite gibt es keine Spitze“, „Spitzensportler sind Vorbilder für unsere Gesellschaft“, „Sport erhält den Menschen ihre Gesundheit“, „In einem gesunden Körper ist ein gesunder Geist“, „Solidarität und Kameradschaft prägen den Sport“: ganz gleich ob ein Staatspräsident oder ein Sportminister, ein Sportverbandspräsident oder eine Präsident der Arbeitgeber oder der Gewerkschaften sich über die Bedeutung des Sports äußert, fast immer sind derartige Zitate in den Reden anzutreffen. Weiterlesen

Der Beitrag des Sports für eine lebenswerte Gesellschaft

In gesellschaftlich schwierigen Zeiten ist es dringender denn je, sich einer Idee von seiner Gesellschaft zu vergewissern, in der man heute und in Zukunft leben möchte. Das Leitbild, an dem sich unsere Gesellschaft orientieren sollte, müsste meines Erachtens von der Idee des Fair Play geprägt sein. Gesucht ist eine Gesellschaft, in der die Mitglieder dieser Gesellschaft fair miteinander umgehen. Die individuelle Leistung müsste in dieser Gesellschaft gefördert und geschätzt werden, das Leistungsprinzip sollte dabei das herausragende Selektionskriterium für das Erreichen von bedeutsamen Positionen in dieser Gesellschaft sein. Gesellschaftlich relevante Positionen sollten nur über erbrachte und intersubjektiv anerkannte Leistungen besetzt werden und die Dotierung der erbrachten Leistung sollte sich am Prinzip der Gerechtigkeit messen lassen. Die Kluft zwischen arm und reich sollte in dieser Gesellschaft möglichst klein gehalten sein. Solidarität muss deshalb eine anerkannte Tugend in einer derart lebenswerten Gesellschaft sein. Die Menschen, die in dieser Gesellschaft leben, begegnen sich in aller Offenheit. Offenheit gegenüber Fremden, Offenheit gegenüber dem Andersartigen macht eine Gesellschaft erst richtig lebenswert. Frauen und Männer müssen sich nicht nur in Sonntagsreden, sondern im alltäglichen Leben gleichberechtigt gegenüber treten können, Behinderte werden in dieser Gesellschaft nicht diskriminiert und ausgegrenzt, Krankheit wird nicht individualisiert, vielmehr wird akzeptiert, dass Krankheit Lebenssinn stiften kann, ja das Krankheit notwendig ist, will man das Lebenswerte für sich selbst erkennen. Weiterlesen

Neue Körperliche Grundbildung: Können und Verstehen

Ein Gastbeitrag von Prof. em. Dr. Albrecht Hummel

Einführung
Einige deutsche Sportpädagogen sind gegenwärtig bemüht, die Fachkultur des Sportunterrichts grundsätzlich neu zu bestimmen. Sie grübeln und theoretisieren darüber, ob nach erfolgtem Aufstand des Denkens und vollzogener reflexiver Wende das neuerdachte Kognitions- und Reflexionsfach -bislang schlicht mit „Sport“ bezeichnet-, nun ausgerichtet am Leitbegriff „Sportliteralität“ (Schierz & Miethling, 2017, S.60), eher als „Sport-Studies“ oder als „Sportwissenschaft“ zu bezeichnen wäre. Diese Vorschläge passen nicht in das übliche Geschehen, dass nach dem medialen Aufploppen einer gesellschaftlichen Problemlage zeitnah ein Schulfach (Wirtschaft, Programmieren, Gesunde Ernährung, Umweltschutz u.a.m.) gefordert wird, um diese gesellschaftlichen Probleme mittels der Institution Schule in den Griff zu bekommen. Bei „Sport-Studies“ geht es eher um die tiefgreifende Veränderung eines etablierten und durchaus akzeptierten Unterrichtsfaches. Damit sollen drei Krisen auf einen Schlag bewältigt werden: Eine angebliche Anerkennungskrise des Sportunterrichts, die allgemeine Misere des Sportlehrerberufs und die akademische Profillosigkeit der Sportpädagogik/Sportdidaktik. Weiterlesen

Arbeitszeitflexibilisierung und kein Aufschrei bei den Sportorganisationen

Ein Gastbeitrag von Rainer Hipp

Die Novellierung des Arbeitszeitgesetzes sollte die Sportorganisationen nicht nur aufhorchen lassen sondern in Schrecken versetzen. Aber weder von der Dachorganisation Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB) noch von den Mitgliedsorganisationen vernimmt man einen Ton zu diesem existenziellen Thema.

Die Wirtschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg, Nicole Hoffmeister-Kraut, beispielsweise ist gerade auf Werbetour für flexiblere Arbeitszeiten. Ihre Vorschläge für ein neues Arbeitszeitgesetz im Bund zielen auf eine tägliche Höchstarbeitszeit von maximal zwölf Stunden pro Tag (netto ohne Pausen). Bislang sind es zehn Stunden. Mancherorts in Deutschland ist der klassische Achtstundentag, montags bis freitags, schon zum Auslaufmodell geworden. Obwohl die sogenannte Digitalisierung der Arbeit erst ihren Anfang nimmt, sind immer mehr Menschen abends und am Wochenende beruflich aktiv. Weiterlesen

Mündige Athleten – Eine Fehlanzeige?

So wie demokratische Gesellschaften auf mündige Bürger angewiesen sind, so ist auch ein demokratischer Sport davon abhängig, welchen Grad an Mündigkeit seine Athleten erreicht haben. Die Frage, was man unter einem mündigen Athleten zu verstehen hat, ist allerdings keineswegs so einfach zu beantworten, wie uns dies auf den ersten Blick erscheinen mag. Konsensfähig müsste es jedoch sein, dass man von einem mündigen Athleten erwarten kann, dass er seine Handlungen in der Welt des Sports absichtsvoll und rücksichtsvoll vollzieht, dass seinen Handlungen in der Welt des Sports Intentionen zu Grunde liegen und dass er bereit sein muss, sein eigenes Handeln gegenüber der Gemeinschaft zu verantworten. Weiterlesen

Wie der Sport sich selbst und andere betrügt

Der Sport, insbesondere der Hochleistungssport, so wie er sich uns heute darstellt, ist vor allem ein Kommunikationsanlass, in dem über Probleme nahezu folgenlos kommuniziert wird. Sport wird dabei Kommunikation um ihrer selbst willen. Es wird sehr wohl mit dem Sport viel Geld verdient, und machtvolle Interessen können dabei eingebracht werden. Es gibt auch eine ganze Menge Profiteure. Die Zeche hat dabei allerdings immer der Steuerzahler zu bezahlen. In jüngster Zeit hatte das folgenlose Kommunikationsspiel einmal mehr Hochsaison. Allgemeine Empörung über den umfassenden Dopingbetrug in einigen Wintersportdisziplinen stand auf der Tagesordnung. Weiterlesen

Sportarten und ihre Wettkampfkultur

Die meisten Wettkämpfe in den verschiedensten Sportarten zeichnen sich durch eine spezifische Atmosphäre aus, die von einem besonderen Dialog zwischen Athleten im Wettkampf und den sie beobachtenden Zuschauern geprägt ist. Dabei haben sportliche Wettkämpfe in gewissem Sinne immer sowohl eine allgemeine als auch eine spezifische Phänomenologie aufzuwei­sen. In allgemeiner Weise zeichnen sich Wettkämpfe dadurch aus, dass in ihnen die Merkmale Konkurrenz und Assoziierung eine Beziehung entwickeln, welche jene Spannung erzeugt, die für den Athleten die eigentliche Herausforderung in einem Wettkampf darstellt und die nachzuerleben für den Zuschauer höchsten Unterhaltungsgenuss bedeutet. Im Wunsch zu siegen kommt das Merkmal der Konkurrenz zum Tragen, doch Sieger kann man nur sein, wenn es einen Verlierer gibt, und so ist jeder Sieg auf Partnerschaft angewiesen. Noch deutlicher wird dies im Mannschaftssport. Das Siegtor schießt zwar ein Spieler allein, doch ohne die Kooperation aller seiner Mitspieler würde das Fußballspiel nicht gelingen und der erwünschte Sieg nicht möglich sein. Weiterlesen

Der Deutsche Fußball-Bund und die Journalisten

Ein Gastbeitrag von Rainer Hipp

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und sein zurückgetretener Präsident Reinhard Grindel werden in den Medien derzeit hart kritisiert und mit Häme überschüttet. Bei aufmerksamer Beobachtung der elektronischen- und Printmedien fällt auf, die journalistische Solidarität bröckelt. Denn Reinhard Grindel und sein Vorgänger Wolfgang Niersbach kommen aus demselben Genre: dem Journalismus. Das führt zu der Erkenntnis- jetzt kommt ein Pauschalurteil – Journalisten können ein solches Amt nicht ausüben. Das ist nicht verwunderlich. Die Berufsbezeichnung Journalist ist in Deutschland rechtlich nicht geschützt. Es bedarf also keinerlei Qualifikation, sich Journalist zu nennen. Das gilt auch für Wahlämter im politischen wie ehrenamtlichen Bereich. Gewählt werden kann jeder, der kandidiert, unabhängig von seiner Ausbildung oder Tätigkeit. Weiterlesen

Zur Lage des Sports in Deutschland

1. Einleitende Bemerkungen

Großartige Erfolge bei Olympischen Sommer- und Winterspielen, die solideste Fußballliga der Welt, höchstes Lob für die Organisation sportlicher Großveranstaltungen, viel gelobter Gastgeber bei Weltmeisterschaften, nach wie vor wachsende Mitgliederzahlen im Deutschen Olympischen Sportbund, über 27 Mio. Menschen sind in mehr als 90.000 Turn- und Sportvereinen organisiert, Sport als Wirtschafts- und Medienfaktor wird immer bedeutsamer und der Sport wird als „Lebenselixier“ wahrgenommen. Vom Sport-Kindergarten bis zur Senioren-Sport-Gruppe – präventiv, therapeutisch und rehabilitierend hat der Sport seinen Stellenwert in einer verantwortungsvollen Sozial- und Gesundheitspolitik. Auch in unserem Bildungswesen ist der Sport ein anerkannter Inhalt geworden. Der Sport, so kann man zumindest auf den ersten Blick erkennen, befindet sich ganz offensichtlich auf dem richtigen Wege. Ja, er weist schon gewisse imperialistische Züge auf, er ist bemüht, jene letzten blinden Flecke auf der Landkarte zu löschen, auf denen er noch keine Rolle spielt. Der Sport, so scheint es, ist das eigentliche Massenphänomen der deutschen Gesellschaft. Weiterlesen

Intersexualität und Hochleistungssport

Für Politiker und Funktionäre des Sports ist die Aussage, dass der Sport ein Spiegel der Gesellschaft sei, längst zum geflügelten Wort geworden. Ohne Zweifel trifft es zu, dass sich in der Welt des Sports manches Problem unserer Gesellschaft widerspiegelt  und umgekehrt der Sport mit seinen Problemen auf die Gesellschaft einwirkt. Mit mancher Veränderung in unserer Gesellschaft scheint sich jedoch der Sport auch schwer zu tun. Er kann dann gar nicht oder erst in zeitlicher Verzögerung darauf reagieren, oft weiß er auch gar nicht, wie er mit solchen Veränderungen umgehen soll. Die Geschlechterfrage scheint ein derartiges Problem zu sein. Weiterlesen

Zur Bedeutung des Hochschulsports

Dem Hochschulsport kommt im Gefüge des deutschen Sports nur eine nachgeordnete Rolle zu. In der öffentlichen Kommunikation über Sport im Fernsehen, in den Tageszeitungen und beim Rundfunk erreicht der Hochschulsport kaum Aufmerksamkeit. Der Staat behandelt ihn teilweise wie eine lästige Pflichtaufgabe und die Partner aus der Wirtschaft wenden sich ihm allenfalls mäzenatisch zu, wobei durchaus ein schlechtes Gewissen dabei eine Rolle spielen könnte. An den Hochschulen selbst kann kaum von einer größeren Bedeutung dieser Institution gesprochen werden, auch dann, wenn sie oft als zentrale Einrichtung disziplinarrechtlich und organisatorisch direkt an den Präsidenten einer deutschen Universität gebunden ist. Weiterlesen

Zur Notwendigkeit des Schulsports und zum Mindestbedarf an Bewegung, Spiel und Sport in der Schule

Dem Schulsport und damit dem Sportunterricht kommt anerkanntermaßen eine wichtige gesellschaftliche Bedeutung zu. Es ist deshalb eine der wichtigsten sportpolitischen Forderungen, dass ein Mindestbedarf an Schulsport an allen Schulen gesichert wird. Hierzu ist erforderlich, dass der Sportunterricht in der Stundentafel aller Schulen mit mindestens drei Stunden ausgewiesen ist. Eine Reduzierung der Stundentafel im Schulsport ist aus bildungs- ebenso wie aus gesundheitspolitischen Gründen abzulehnen. Die folgenden Argumente sollen zur Begründung dieser Forderung eine Hilfe sein:  Weiterlesen

Vorbild Ehrenamt und der DOH

Ein Gastbeitrag von Rüdiger Nickel.

Unsere Gesellschaft, unser Sport lebt vom Ehrenamt. Ehrenamt ist Vorbild. Zeig mir, wie Dein Ehrenamt ausgebildet ist, und ich sage Dir, wie sozial, wie humanitär Deine Gesellschaft ist. Der Sport ist dabei wichtiges Betätigungsfeld für Ehrenamtlichkeit, ohne sie ist der Sport nicht denkbar.

Ehrenamtlichkeit hat Vorbildcharakter. Ehrenamt ist zu hegen und pflegen. Ehrenamt ist auch zu würdigen. Ehrenamtler werden auch oft als die „Helden im Verborgenen“ bezeichnet. Und das zu recht. Sie sind die Klammer, der Kitt gesellschaftlichen, sozialen, aber auch sportlichen Engagements. Weiterlesen

Training und Bildung – ein gestörtes Verhältnis

Ein Gastbeitrag von Prof. em. Dr. Albrecht Hummel

Vorbemerkungen
Training und Bildung werden – insbesondere in Deutschland – als ein Widerspruch in sich angesehen. Dafür gibt es zahllose Belege und verschiedene Gründe. Ein verbreitetes Verständnis vom Trainieren, aber teils auch vom Üben als geistloses, stupides Wiederholen einerseits und ein idealistisch überhöhtes, rein geistiges, elitäres Bildungsverständnis andererseits, haben dazu über Jahrzehnte hinweg ihren Beitrag geleistet. Trainieren und selbst Üben haben es schwer in der deutschen Schulpädagogik als bildungsrelevante Form von Lernen Anerkennung zu finden. Für Anhänger einer normativen Postulate-Pädagogik geisteswissenschaftlicher Provenienz grenzt die Vorstellung vom bildenden Trainieren vermutlich ans Absurde. Und für manch leistungsphysiologisch getrimmten Trainingswissenschaftler kann die enge Verbindung von Trainieren mit Lernen und das Verständnis von Trainierbarkeit, als Teil der übergreifenden Bildsamkeit des Menschen, als kategoriale Nestbeschmutzung oder Leistungsgefährdung verstanden werden. Weiterlesen

„Staatlich anerkanntes Dopingopfer!“ – Zweifel sind angebracht

Nachtrag

Die folgenden Ausführungen hat uns in diesen Tagen Rüdiger Nickel mit der Bitte übermittelt, sie seinen drei Gastbeiträgen (Doping-Opfer-Hilfe ; Das Täter-Opfer-Syndrom; Himmel und Hölle) noch hinzuzufügen. Angesichts der Aktualität des Themas, der öffentlichen Diskussionen über diese Thematik und angesichts der Brisanz seiner Ausführungen kommen wir dieser Bitte gerne nach.

Ein Gastbeitrag von Rüdiger Nickel

Staatlich anerkanntes Dopingopfer: Ein neuer Status, ein neuer Titel? Aufmerksam habe ich in der Auseinandersetzung um die Unterscheidung zwischen Dopingtätern und Dopingopfern den Begriff des „staatlich anerkannten Dopingopfers“ ausfindig gemacht. So wirbt der Dopingopfer-Hilfe Verein mit seiner bisherigen Vorsitzenden Prof. Ines Geipel mit ihrer staatlichen Anerkennung als Dopingopfer. Weiterlesen

Zur Partnerschaft zwischen Hochleistungssport, Ausbildung und Beruf

Der moderne Hochleistungssport hatte und hat herausragende Vorbilder hervorgebracht, die für die Weiterentwicklung einer Gesellschaft, in der das Leistungsprinzip eine zentrale Rolle spielt, in ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden sollten. Ein Fechter wurde Olympiasieger, studierte während seiner Spitzensportkarriere sehr erfolgreich Jura, promovierte in dieser Disziplin, gründete eine Anwaltskanzlei, wurde Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes und erst Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees, dann dessen Präsident. Ein 3000m-Hindernis-Läufer errang den Europameistertitel als er sich in seiner Facharztausbildung befand und nach Beendigung seiner Karriere wurde er Klinikchef und einer der erfolgreichsten Orthopäden Deutschlands. Weiterlesen

Sport und Medien – Entwicklungstendenzen und Probleme einer lukrativen Beziehung

Entwicklung des Sports nach dem II. Weltkrieg

Will man das Phänomen des modernen Sports, so wie es sich uns in diesen Tagen zeigt, angemessen nachzeichnen, so ist es hilfreich, wenn man sich an Vergangenes erinnert. Vor 60 Jahren bin ich hier in Stuttgart zur Schule gegangen. Handball war dabei mein wichtigster Lebensinhalt. In der Schule gab es ein Unterrichtsfach mit dem Namen „Leibesübungen“. Die Lehrer wurden offiziell Leibeserzieher genannt, wenngleich sie aus der Sicht der Schüler Turnlehrer waren. Völkerball, Schleuderball, Staffelwettkämpfe, Handball und Fußball waren die beliebtesten Sportspiele. Retter und Schlienz, später dann Waldner und Geiger waren die Idole, die uns der VfB Stuttgart offerierte. 6000 Zuschauer konnte das Dreikönigsturnier im Handball auf den Stuttgarter Killesberg locken. Der grüne Sportbericht wurde Sonntagabends von den Jugendlichen sehnsüchtig erwartet, bei Fußballspielen gab es in regelmäßigen Abständen kleine Dorfkonflikte. Geoffrey Duke war auf der Solitude der ungekrönte Held in der 500 cm³ Klasse, Baltisperger aus Reutlingen war unser nationaler Hero, Max Resch war unser Boxidol und erwartungsvoll blickten wir alle auf die Olympischen Sommerspiele, die 1972 in München stattfinden sollten. Weiterlesen

Das Täter-Opfer-Syndrom beim Dopingbetrug

Ein Gastbeitrag von Rüdiger Nickel

Das Trauerspiel um die Ernennung des höchsten us-amerikanischen Richters, Brett Kavanaugh, rückt ein allseits bekanntes Phänomen wieder ins Bewusstsein. Das Phänomen des Täter-Opfer-Wechselspiels, das Spiel zwischen „good guy“, dem Opfer, und „bad guy“ (in diesem Falle „bad girls“), dem Bösen, dem Täter.

Es ist jedoch nicht das bekannte Aufeinanderprallen diametraler Darstellungen – „er hat versucht, mich zu vergewaltigen“ und „ich doch nicht!“ Das ist normal. Immer wieder gibt es diejenigen, die Vorwürfe erheben, seien es Vorwürfe sexueller Gewalt oder des Missbrauchs Schutzbefohlener, und diejenigen, die diese Vorwürfe vehement bestreiten. Energisches Bestreiten ist tätertypisches Verhalten und das Recht eines jeden Beschuldigten. Aber Jemanden zu Unrecht zu beschuldigen, kommt leider oft genug auch vor, und ist genauso zu verurteilen wie der Missbrauch anderer, sei es körperlich, sei es sexuell, sei es psychisch. Wer bei diesem Wechselspiel der Gute, wer der Böse ist, lässt sich, wenn überhaupt, immer nur feststellen wenn die Vorwürfe abschließend aufgeklärt sind, zumal grundsätzlich bis zum Täternachweis die Unschuldsvermutung gilt. Weiterlesen

Unsere Wettkampfkultur hat Mängel

Befragt man ältere Athleten, die Olympiasieger, Weltmeister oder Europameister geworden sind, was wesentlich ihren Erfolg bedingt hat, so sind die Antworten nahezu einheitlich. Wer im Wettkampf bei herausragenden internationalen Wettbewerben siegen möchte benötigt Wettkampfhärte und Wettkampferfahrung. Beides erwirbt man im Wettkampf. Je häufiger man an Wettkämpfen beteiligt ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass man am Ende auch bei den wichtigsten Wettkämpfen erfolgreich sein kann. Erfolgreiche Athleten wie Germar, Fütterer, Lauer oder Hary starteten oft dreimal in der Woche, bestritten auch Mehrkämpfe,  wie selbstverständlich starteten sie für ihre Mannschaftsstaffeln und die Wettkampfsaison begann im April und endete im Oktober. Weiterlesen

Sportunterricht – Legitimationsfragen und Möglichkeiten der Organisation

1. Vorbemerkungen

Betrachten wir die Situation des Schulsports aus einer vergleichenden internationalen Perspektive, so lässt sich ein nahezu übereinstimmender Sachverhalt beobachten. Aus der Sicht von Schulleitern, Lehrern, Eltern und Schülern handelt es sich beim Sportun­terricht um ein relativ unbedeutendes Unterrichtsfach. Dessen schulpolitische, perso­nelle, finanzielle und materielle Unterstützung ist eher mangelhaft. Im Gegensatz hierzu stehen die ideologischen Reden über den Sport, wie sie von Politikern, Sportfunktionären, Sportpädagogen vorgetragen werden. Demnach ist der Sportun­terricht für die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler unverzichtbar und ein bedeutsames Gegengewicht zur einseitigen kognitiven Orientierung der Lernschule, die in den übrigen Schulfächern zum Ausdruck kommt. Weiterlesen

Zur pädagogischen Bedeutung von Sportregeln

Wie kommen Regeln im Sportunterricht vor?

Seit es in öffentlichen Schulen Sportunterricht gibt, ist es nahezu unbefragt üblich, dass sich die Bewegungsaktivität in diesem Unterricht auf sportliche Aktivitäten beschränkt bzw. auf diese ausgerichtet ist. Die sportlichen Aktivitäten zeichnen sich dabei vor allem dadurch aus, dass sie sich in Sportarten aufschlüsseln, wie sie außerhalb der Schule anzutreffen sind. In die Schule wird also ein Teil der Welt des Sports hereingeholt, um Schüler auf eben diese Welt vorbereiten zu können.

Beobachtet man Sportunterricht, der an diesem anerkannten didaktischen Prinzip ausgerichtet ist, so zeigt sich, dass uns das Hereinholen des Sports in die Schule Schwierigkeiten bereitet. Fußball kann man in der Schule höchst selten 2×45 Minuten spielen, und im Basketball muss der Korb niederer gehängt werden, damit jüngere Schüler das Erlebnis eines erfolgreichen Korbwurfes haben. Weiterlesen

Sport in der Risikogesellschaft

1. Leben in der Risikogesellschaft

Seit „Tschernobyl“ hat sich unser Wissen über Gesellschaftssysteme, deren Grenzen, interne Strukturen und Abhängigkeiten in ganz wesentlicher Weise verändert. „Alles Leid, alle Not, alle Gewalt, die Menschen einander zugefügt haben, kannte bisher die Kategorie der anderen: Juden, Schwarze, Frauen, Asylanten, Dissidenten, Kommunisten usw. Es gab Zäune, Lager, Stadtteile, Militärblöcke einerseits, andererseits die eigenen vier Wände – reale und symbolische Grenzen, hinter die die scheinbar nicht Betroffenen sich zurückziehen konnten. Dies alles gibt es weiter und gibt es seit Tschernobyl nicht mehr. Es ist das Ende der anderen, das Ende all unserer hochgezüchteten Distanzierungsmöglichkeiten, das mit der atomaren Verseuchung erfahrbar geworden ist“ (BECK 1986, 7). Die Natur – so scheint es – hat uns Menschen eingeholt. Zur Utopie einer künftigen besseren Welt ist längst die negative Utopie kommender Katastrophen getreten und über die Zukunft kann heute nur vernünftig geredet werden, wenn wir uns auch auf die Vorstellung einlassen, dass es diese Zukunft vielleicht gar nicht mehr gibt (vgl. Böhme 1986, 929). Weiterlesen