„Ecclesia semper reformanda“ – „Kirche muss sich stets wandeln“. Diese Leitlinie hat nicht nur für die Kirche eine wichtige Bedeutung. Jedes Individuum, jede Gruppe oder Gemeinschaft, jeder Verein, aber auch ganze Organisationen und Institutionen müssen von diesem Gebot zum sozialen Wandel geleitet sein, wenn unsere Gesellschaften, in denen Menschen leben, den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen und Ansprüchen gerecht werden möchten. Für das vor allem für Kinder und Jugendliche so attraktive Kulturgut „Sport“ gilt dies gleichermaßen und Organisationen, die sich der aktiven Sportausübung verschrieben haben, werden nahezu täglich mit dieser Notwendigkeit konfrontiert.
Im Folgenden möchte ich eine kleine, in gewissem Sinne sehr kleine, aber feine Organisation porträtieren, in der die Kultur des Sports auf eine äußerst interessante und sorgfältige Weise ohne jegliche kommerzielle Attitüde gepflegt wurde und auch heute noch wird, und die ihr 100-jähriges Jubiläum im Jahr 2003 unter dem oben genannten kirchlichen Motto gefeiert hat. In das Zentrum der Aufmerksamkeit des Lesers soll dabei ein kleiner Verein in einem Stuttgarter Vorort, der CVJM Möhringen, gerückt werden, der für mich selbst in meiner Kindheit und Jugend, die ich in Möhringen verbracht habe, eine wichtige Bedeutung erlangen konnte.
Der Name CVJM stand zunächst für einen „Christlichen Verein Junger Männer“ und seit dem Jahr 1985, nachdem es durchaus schon über mehrere Jahrzehnte christliche Frauen -Vereinigungen gegeben hat, steht er nunmehr für alle junge Menschen: „Christlicher Verein Junger Menschen“. Heute werden in mehr als 16.000 CVJM-Vereinen in Deutschland mehr als 375.000 Menschen durch deren Jugendarbeit erreicht.
Die „Christlichen Vereine für junge Menschen“ können auf eine spannende historische Entwicklung verweisen. Ihre Arbeit und Ihr Auftrag haben sich dabei immer wieder verändert und konnten sich auch von Nation zu Nation ganz erheblich unterscheiden. Einige nationale YMCA- Organisationen waren und sind dabei auch einem missionarischen Auftrag verpflichtet, bei dem ein Sportangebot oft eine zentrale Rolle spielt.
Heute sind die CVJM-Vereine im Weltbund „World Alliance of YMCA“ zusammengeschlossen. Sie sind in 120 Ländern anzutreffen und weisen 45 Millionen Mitglieder auf.
Auf das Logo des CVJM, wie man es heute kennt, hatte man sich erst vor sechs Jahren geeinigt. Entworfen wurde es allerdings bereits 1891 von Dr. Luther Gulick, der damals internationale Trainingskurse in Massachusetts leitete. Er wollte damit erreichen, dass im öffentlichen Schulwesen dem Sportunterricht die gleiche Anerkennung wie geistlichen und intellektuellen Aktivitäten eingeräumt wird. Die Grafik ist geprägt von drei Balken. Der obere Querbalken steht für den „Geist“. Er wird gestützt von den Balken des „Körpers“ und der „Seele“. Damit sind auch die Aufgaben symbolisiert, denen sich die christlichen Vereine gewidmet haben und sich auch heute noch widmen und mit der Symbolisierung des Körpers wird deutlich gemacht, dass diese Vereine sich auch für die Pflege von Leibeserziehung und sportlicher Körperkultur verpflichtet fühlen.
Hierzu bietet der CVJM in Deutschland eine eigene Übungsleiterausbildung in Kooperation mit dem DOSB an. Sie findet über online und Präsenzphasen statt und ist in die Übungsleiterkonzeption des DOSB in Bezug auf Dauer und Qualität fest eingebunden.
Das Sportangebot der CVJM- Vereine ist einerseits geprägt von typischen CVJM – Sportarten wie Basketball, Volleyball, Hockey, Korbball und Indiaca. Andererseits werden aber auch viele traditionelle Sportarten wie Leichtathletik, Handball, Fußball, Skilaufen, Tischtennis etc. In einigen Sportarten gibt es einen eigenen „Ligenbetrieb“ mit Meisterschaften bis hin zu Weltmeisterschaften.
Die amerikanische Dachorganisation darf für sich zu Recht in Anspruch nehmen, dass sie das Basketballspiel erfunden hat Der Kanadier James Naismith war 1890 an der bereits erwähnten Schule in Massachusetts als Sportlehrer tätig und wurde von seinem Schulleiter Dr. Gulik beauftragt, ein neues Spiel für eine Klasse von Jungen zu erfinden, die an den üblichen Übungen und Sportarten überhaupt kein Interesse hatten. Für seine „Klasse der Unverbesserlichen“ erfand Nathan Smith das Basketballspiel. Er verband damit die Hoffnung, dass bei diesem Spiel Zweikämpfe vermieden werden und dass dann, wenn das Ziel des Spiels nicht als ein horizontales Tor, sondern vertikal konstruiert wird, die Spieler gezwungen werden, den Ball in einem Bogen zu werfen und die Kraft, die für Rauheit gesorgt hätte, damit wertlos wäre. Als am 21. Dezember 1891 zum ersten Mal Basketball gespielt wurde, benutzten die Jungen zwei alte Pfirsichkörbe als „Tore“. Das Spiel war auf Anhieb ein Erfolg. 1936 wurde es zum ersten Mal bei Olympischen Spielen ausgetragen und heute wird es von Millionen Menschen in aller Welt gespielt.
1895 versuchte der Lehrer William G. Morgen, ebenfalls tätig in Massachusetts, ein Spiel für seine Klassen zu erfinden, das noch weniger Körperkontakt als Basketball beinhalten würde. Das Ergebnis war Volleyball, eine Mischung aus Basketball, Baseball, Tennis und Handball. Das Spiel verbreitete sich zunächst über das YMCA- Netzwerk in alle Teile Amerikas und dann auf die anderen Kontinente. 1957 wurde auch diese Sportart olympisch und wird mittlerweile weltweit gespielt. Als eine herausragende Leistung der amerikanischen YMCA- Bewegung ist auch deren Betreuung von Kriegsgefangenen in aller Welt zu erwähnen. So erhielten unter anderem deutsche Gefangene in den USA während des Zweiten Weltkrieges 10.000 Fußbälle und die YMCA- Organisationen sorgten dafür, dass in den Gefangenenlagern Sport getrieben wurde.
Kennzeichnend für jegliche Ausübung des CVJM-Sports ist dabei die Verpflichtung, dass – wo immer sich junge Menschen von CVJM Vereinen zu sportlichen Aktivitäten treffen – auch eine verpflichtende Andacht stattfinden muss.
Der erste europäische YMCA wurde 1844 in London gegründet, 1855 fand bereits die erste Weltkonferenz der christlichen Vereine statt und es nahmen damals neun Mitgliedsländer teil. Der erste deutsche Verein wurde nach dem englischen und amerikanischen Vorbild 1893 in Berlin gegründet.
Mit der Eichenkreuz Bewegung weist die deutsche Entwicklung einen Sonderweg. Einen missionarischen Auftrag gab es dabei allenfalls ganz zu Beginn der Bewegung, als 1823 der Missions-Jünglings- Verein Barmen- Gemarke gegründet wurde. 1882 fand in Detmold eine erste Zusammenkunft der Deutschen Jünglings Bünde statt. Daraus entwickelte sich der heutige CVJM – Gesamtverband in Deutschland e. V. Das „Eichenkreuz“ ist auf Johannes Tack zurückzuführen, der 1921 damit vor allem die Sport Arbeit der evangelischen Kirche symbolisieren wollte. Die Eichenkreuz Bewegung selbst geht auf die protestantischen Jünglings Vereine zurück. Auf deren Arbeit konnten die heute existierenden CVJM aufbauen. Besonders stark ist die Eichenkreuz Tradition auch heute noch in Württemberg. Eichenkreuz Württemberg ist Mitglied in der CVJM Organisation Deutschlands, hat jedoch seinen traditionsreichen Namen beibehalten.
Die YMCA internationale Dachorganisation aller CVJM Vereine ist heute wegweisend für deren Arbeit. Dies galt und gilt auch für den CVJM in Möhringen. Dessen Jugendarbeit war seit seiner Gründung geprägt von der Hoffnung und dem Wunsch, dass alle Menschen auf dieser Erde in Harmonie mit sich selbst, mit ihren Mitbürgern, mit der Gesellschaft und mit der Schöpfung leben. Es war mir vergönnt über einen Zeitraum von 70 Jahren aus der Nähe und später auch aus größerer Distanz die Führungsarbeit vieler junger Menschen zu beobachten, die für die Arbeit des CVJM in Möhringen verantwortlich gezeichnet haben. Alle verknüpften ihre Arbeit mit einem besonderen Bildungsauftrag, der darin zu sehen ist, dass junge Menschen vor Ort, aber auch über Möhringen hinaus zu stärken sind, um eine bescheidene, nachhaltige, gerechte und inklusive Welt zu schaffen, in der jeder Mensch ein gedeihliches Leben im Einklang mit seinem Körper, seinem Geist und seiner Seele leben kann.
Der internationale YMCA bemüht sich heute um die Durchführung von Gesundheits- und Fitnessprogrammen, die in tausenden von Gemeinden durchgeführt werden. Der YMCA hatte in den USA als erster erkannt wie wichtig Sportunterricht für junge Menschen ist, um den Bedürfnissen des ganzen Menschen gerecht zu werden. Für das Überleben der damaligen CVJM Vereine war dabei das Sportangebot zur Bindung der jungen Mitglieder von großer Bedeutung.
Der CVJM in Möhringen fördert heute wie so viele CVJM- Vereine in Deutschland wie selbstverständlich die soziale Interaktion unter jungen Menschen, das Zugehörigkeitsgefühl zu einer christlichen Gemeinschaft und die Freundschaft von jungen Christen. Er dient aber auch der Förderung christlicher Ideale und Werte des CVJM, wie zum Beispiel der Förderung des Team Geistes, der Solidarität, des Miteinanders und der Toleranz gegenüber anderen Religionsgemeinschaften. Die vielfältige Jugendarbeit bietet dabei auch Hilfestellungen, wenn junge Menschen auf der Suche nach einem verantwortbaren gesunden Lebensstil sind.
Bei der Erfüllung dieses besonderen sozialpolitischen Auftrags spielte und spielt der CVJM von Möhringen mit dessen Sportangebot eine herausragende Rolle. Dabei darf nicht nur von den großartigen Erfolgen von Athleten des CVJM Möhringen gesprochen werden, sondern es muss auch die selbstlose ehrenamtliche Arbeit vieler Vereinsmitglieder erwähnt werden, die in Eigenarbeit die Grundlagen für die Durchführung viele sportliche Aktivitäten geschaffen hatten. Es begann beim CVJM Möhringen wie in vielen der heutigen Turn-und Sportvereine zunächst einmal vor und nach dem ersten Weltkrieg mit dem Turnen.
Eine Fotografie aus dem Jahr 1918 zeigt uns 40 Kinder, Jugendliche und junge Männer, die der damaligen Turnriege angehörten. Faustball war in dieser Zeit ebenfalls sehr populär. Schon damals galt auch der Leichtathletik eine besondere Aufmerksamkeit. Für sie wurde später in Eigenarbeit eine Sprunggrube, ein Weit- und Hochsprunganlauf, Einstichkästen für Stabhochsprung sowie ein Diskusring geschaffen. Hürden wurden aus Holzkisten gezimmert. Damit war es möglich geworden, dass jährlich ab 1958 Uhr in Möhringen im Waldheim Vereinsportfeste durchgeführt wurden. Die besten CVJM Leichtathleten konnten mit großen Erfolgen, die sie bei Landessportfesten, bei Süddeutschen Eichenkreuzmeisterschaften, bei Mehrkampf Meisterschaften erreicht hatten, allen ehrenamtlichen Helfern eine besondere Anerkennung ermöglichen.
Damals gab es noch keine Kunststoffbahnen und auch die Ausrüstung lässt sich mit den heutigen Sportgeräten und Materialien nicht vergleichen. Dennoch waren die sportlichen Leistungen bereits sehr beachtlich. 1961 wurde im 100 m Lauf mit 11,4 Sekunden auf der Waldheim-Rasenbahn eine Bestzeit erzielt. Beim Weitsprung standen 6,20 m zu Buche und auch ein Speerwurf über 52 m oder auch eine Hochsprungleistung von 1,75 m waren damals beachtliche Ergebnisse. Sprungmatten für die Landung beim Hochsprung waren noch unbekannt. Nach einem Scher-, Straddle- oder Rollsprung landete man vielmehr aus der übersprungenen Höhe in einer harten Sandgrube. Der CVJM Möhringen erreichte in all diesen Jahren auch beste Platzierungen und Meistertitel bei vielen Leichtathletik-Mehrkampfmeisterschaften.
Seine Zehnkampf- Mannschaft mit Hans Christoph Schrade, Klaus Henke und Eberhard Schwarz wurde 1961 württembergischer Eichenkreuzmeister. Die 4 × 100 m Staffel mit Jürgen Herber, Dieter Gärtner, Eberhard Schwarz und Günther Henke erreichte den dritten Platz bei den Süddeutschen Meisterschaften. Fußball war und ist das leidenschaftliche Spiel das generationsübergreifend und auf unterschiedlichem technischem Niveau seit Jahrzehnten in Waldheim auf einem holprigen Rasenplatz gespielt wurde.
Das höchste Niveau erreichte der CVJM Sport wohl im Handball. Das Handball- Team konnte sich dabei zumindest in den Anfängen sogar mit dem erfolgreichen Bundesliga-Handball Team des Möhringer Sportvereins, des SVM, messen. Es gab dabei auch einen regen Austausch zwischen den Sportfamilien Henke und Schrade auf der einen Seite und den Mühleisens vom SVM auf der anderen Seite, wobei die großartigen sportlichen Leistungen der CVJM Athleten durchaus auch ihre Anerkennung beim Bundesligisten SV Möhringen gefunden hatten. Immerhin hatte die Handballmannschaft des CVJM Möhringen mehrfach den württembergischen Meistertitel gewonnen, so u.a.1954, 1955 und 1961 im Feldhandball und im selben Jahr gewann sie auch die süddeutsche Handball Meisterschaft. Ihre besten Spieler hätten durchaus einen Stammplatz in den Mannschaften des SV Möhringen erreichen können.
Meine eigentliche sportliche Heimat war für mich der „weltliche“ SVM, dessen Handballabteilung ich von der E-Jugend bis hinauf in dessen Altherrenmannschaft angehören durfte. Doch der „christliche“ Sport im CVJM Möhringen mit seiner vorbildlichen Pädagogik und seinen eigenständigen Werten war dank meiner Mutter eine nicht weniger wichtige sportliche Heimat für mich, der ich viel zu verdanken habe
Zum Handballspiel des CVJM gehörten auch die Freundschaftsturniere mit dem CVJM Zofingen in der Schweiz und mit dem CVJM in Neustadt an der Weinstraße. Eine besondere Freundschaft bestand auch mit dem CVJM in Möglingen bei Ludwigsburg. Neben Handball wurde auch Tischtennis auf hohem Niveau gespielt und auch hierbei erreichte die Mannschaft nicht nur in Württemberg große Erfolge. Die Geburtsstätte des Möhringer Tischtennissports befand sich im Keller des in Eigenarbeit erbauten CVJM- Vereinsheims. Dort stand nach dem 2. Weltkrieg eine der ganz wenigen Tischtennisplatten, die Abend für Abend nicht nur für die Mitglieder des CVJMs, sondern für alle am Tischtennis Sport Interessierten zum wichtigsten Treffpunkt geworden war. Meist war das „Mexi“- Spiel angesagt, da sich zu viele Jugendliche für das uns damals sehr begeisternde Tischtennisspiel interessierten. So konnte das durch schnelle Rundläufe geprägte Tischtennistraining immer auch eine gute Grundlage für das wöchentliche Leichtathletiktraining bedeuten.
Ein besonderes Aushängeschild des CVJM in Möhringen waren dessen Skiausfahrten. Jährlich wurde und wird eine Skifreizeit auf der Duranna in den Davoser Alpen durchgeführt, der Arlberg war das beliebte und sehr anspruchsvolle alpine Ziel der besten CVJM Skifahrer und Sils Maria bei St. Moritz war ein beliebter Ort, in dem interessante Skifreizeiten durchgeführt wurden. Nicht weniger begehrt waren die Skifreizeiten im Berghaus Unterjoch im Allgäu, die im Auftrag der württembergischen Landeskirche von Klaus Strittmatter geleitet wurden. Dieser stellte auch jahrzehntelang das CVJM- Skilehrerteam für die jährlichen Begegnungen von „Kirche und Sport“ der EKD und des DSB in Sils Maria in der Schweiz.
Etwas aus dem Rahmen fielen die in den sechziger und siebziger Jahren durchgeführten Nachtrallyes, bei denen gekonntes Kartenlesen und kombinatorisches Denken zur Lösung der gestellten heimatkundlichen Aufgaben gefordert waren. Ich war dabei ein sehr begehrter Copilot für einen der besten Autofahrer der damaligen CVJM Mitglieder. Aus der Sicht von heute würde man diese Aktivität wohl als einen ökologischen Sündenfall bezeichnen.
Besondere Höhepunkte in der Geschichte des CVJM waren auch dessen Jubiläen, die mit interessanten Festprogrammen durchgeführt wurden. So wurde das 75-jährige Jubiläum mit einem Theaterstück „Der Bachputz“, mit einem Festgottesdienst mit einer Predigt des Präsidenten des CVJM Welt Bundes und mit einem Gemeindeabend mit dem Rundfunk- Pfarrer Johannes Kuhn gefeiert. Das 100-jährige Jubiläum konnte auf ein ebenfalls sehr attraktives Festprogramm verweisen. Im Mittelpunkt stand ein Festvortrag des Vorsitzenden des evangelischen Jugendwerkes. Dazu gehörten Pantomimen-und Tanzaufführungen, ein Konzert des Posaunenchors und das Theater „Rampenlicht“. Mit letzterem wurde die langjährige Tradition des Theaterspielens beim CVJM Möhringen verdeutlicht, deren Schauspieler sich durchaus mit besseren Volksschauspielern messen können.
Auch der Sportbetrieb des CVJM in Möhringen war und ist vom sozialen Wandel betroffen wie wir auch selbst vielfältige Veränderungen in unseren Gewohnheiten und bei unseren Lebensstilen beobachten können. Heute ist regelmäßiges Training für größere Wettkämpfe im CVJM Möhringen eher die Ausnahme als die Regel. Regelmäßig finden wohl noch Sportabende jeden Donnerstag statt. Man übt im Winter in der in der Halle und im Sommer im Waldheim. Es gibt mittlerweile auch ein Damensport mit einem vielfältigen gymnastischen Programm. Fußball wird nach wie vor mit Begeisterung gespielt. Aber auch die Vereinsportfeste wurden wiederbelebt, in denen vor allem die Familien im Mittelpunkt stehen. Das beliebte CVJM – Spiel Indiaca hat an Beliebtheit kaum verloren.
Das Spiel mit den drei Federn kann auf eine bewegte Geschichte verweisen. das Wort „Indiaca“ wurde aus den Wörtern „Indianer“ und „Petaca“ gebildet. Letzteres war der Name des Spiels, wie es über Jahrhunderte von den Ureinwohnern Südamerikas und vor allem in Brasilien gespielt wurde. Dort hat ein deutscher Sportlehrer das Spiel am Strand in Rio de Janeiro entdeckt und nach Deutschland mitgebracht. Zunächst wurde es nur von CVJM- Vereinen gepflegt und in eigenen Meisterschaften zu einem sehr hohen Niveau geführt. In den siebziger Jahren wurde dann das Spiel auch von vom DSB und vom deutschen Turnerbund „entdeckt“.1972 wurde der Indiaca- „Ball“ sogar als „Trimmgerät des Jahres“ ausgezeichnet und mittlerweile gehört das Indiaca-Spiel zu den Turnspielen des Deutschen Turnerbundes und es gehört auch zum Spiele- Angebot des Verbandes für Freikörperkultur (DFK).
Wenn ich meine 70 Jahre zurückblicke, in denen ich teilweise sehr aktiv an dem hier beschriebenen Möhringer CVJM-Sport habe teilnehmen dürfen, wo ich Indiaca spielte, wo ich in der Tischtennis Mannschaft um den Titel einer Bezirksmeisterschaft kämpfte, wo ich bei Württembergischen Eichenkreuz-Leichtathletikmeisterschaften oder bei internationalen CVJM-Handballturnieren mitgewirkt habe, wenn ich mich an die Gottesdienste und Andachten, die aus Anlass von württembergischen Eichenkreuz- Leichtathletikmeisterschaften und vielen weiteren Sportwettkämpfen stattgefunden hatten, bevor die eigentlichen Wettkämpfe beginnen konnten, so wird mir bei dieser Erinnerungsarbeit immer wieder von neuem bewusst, dass der Sport im CVJM nicht nur für dessen Mitglieder etwas ganz besonderes darstellt, sondern dass er mit seiner vorbildlichen Jugendarbeit auch einen entscheidenden sozialpolitischen Beitrag für unsere Gesellschaft erbringt. Kurt Pfeiffer, einer der wichtigsten ehrenamtlichen Führungskräfte in der mehr als 100-jährigen Geschichte des CVJM Möhringen schrieb 1970 über den großen Erfolg der damaligen Handballmannschaft die gerade den Titel eines württembergischen Meisters im Feldhandball errungen hatte: „Was mich heute besonders daran freut ist die Tatsache, dass fast jeder Spieler entweder als Mitarbeiter in einem Jugendkreis oder im Posaunenchor aktiv war. Der Sport war uns wichtig, aber nicht das Wichtigste“. Diese Botschaft hat auch heute noch eine so besondere Bedeutung.
Letzte Bearbeitung: 28. 2. 2024