Handlungstheoretische Ansätze können heute innerhalb der Sportwissenschaft in gewisser Weise bereits auf eine Tradition verweisen. Die vorliegenden handlungsorientierten Ansätze kann man dabei in zwei Klassen einteilen. Es gibt zum einen jene Ansätze, die an einer bestimmten Handlungstheorie orientiert sind (an der kognitivistischen Handlungspsychologie, am symbolischen Interaktionismus, an der Soziolinguistik und an verschiedenen philosophischen anthropologischen Konzeptionen).
Zum anderen gibt es jene Ansätze, die mit einem expliziten Handlungsbegriff arbeiten. Ganzheitlich- psychologische, struktural – genetische und anthropologisch – funktionale Handlungsbegriffe können dabei unterschieden werden. Weiterlesen
Schlagwort: Sportpädagogik
Auf dem Weg zu einer Didaktik des Schulsports
Die Diskussion über die Didaktik der Leibesübungen bzw. des Schulsports hat eine mehr als zweihundertjährige Tradition, wenn das Wirken von GutsMuths (1759-1839) als Ausgangspunkt gewählt wird. Tatsächlich oder angeblich konkurrierende Didaktiken sind gegenwärtig das Resultat. Es wird seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von unterschiedlichen didaktischen Modellen gesprochen, teilweise ist auch von Paradigmenwechseln die Rede. Weil vieles, was in der Vergangenheit ausführlich bereits diskutiert und niedergelegt wurde, längst in Vergessenheit geraten ist, kann auch immer wieder von Innovationen gesprochen werden. Doch wird dabei oft nur – wenn auch meist unwissentlich – „alter Wein in neuen Schläuchen“ serviert und dieser kommt dann häufig lediglich in einem neuen sprachlichen Gewand daher. Manch neue Begrifflichkeit verdeckt dabei jedoch erkennbare Richtungsentscheidungen, die für die weitere Entwicklung des Schulsports entscheidend sein können. Weiterlesen
Merkmale einer wünschenswerten Leistungskultur
…aufgezeigt am Beispiel der Leichtathletik
Der Leichtathletik bläst angesichts seiner unzähligen Dopingskandale schon seit Jahren ein kräftiger, kalter Wind ins Gesicht. Stellvertretender Sündenbock zu sein für alles, was im Leistungssport von heute nicht gelingt, ist für Athleten, Trainer und Funktionäre eine unangenehme Sache. Die Athleten sind gespalten, die Trainer verunsichert und die Funktionäre werden nicht zuletzt von der Presse nicht selten der Lächerlichkeit preisgegeben. Auf einen Nenner gebracht heißt dies: Der Leichtathletik wurde in jüngster Zeit ein großer Schaden zugefügt, der sich als nahezu irreparabel erweist. Die Schuldfrage wird dabei meist sehr vorschnell beantwortet. Ehrenamtliche Funktionäre sind angeblich einer Sportart nicht gewachsen, deren Spitze zumindest sich durch Professionalismus auszuzeichnen hat. Diese Kritik mag berechtigt sein und sie bedarf gewiss einer ernsthaften Debatte. Weiterlesen
Deutschland lernt (wieder) Schwimmen
Ein Gastbeitrag von Prof. em. Dr. Albrecht Hummel
Einleitung
Die einem antiken Poeten zugeschriebene Formulierung, „er konnte weder lesen noch schwimmen“ war zu jener Zeit die metaphorische Umschreibung für einen in jeglicher Hinsicht ungebildeten Menschen oder einen emanzipierten Bildungsverweigerer. Große Wertschätzung des Schwimmen-Könnens findet sich noch im berühmten mittelalterlichen „Ritterspiegel“ des Johannes Rothe (ca. 1410), wo es darum geht, dass der angehende Ritter schwimmen und tauchen „und sich vom Bauch auf den Rücken wenden und krümmen kann“. In den berühmten „Sieben freien Künsten“, den „septem artes liberalis“ findet das Schwimmen dann schon keine Erwähnung mehr, wie auch in vielen späteren neuhumanistischen Kanonisierungen von Bildung. Weiterlesen
Neue Körperliche Grundbildung: Können und Verstehen
Ein Gastbeitrag von Prof. em. Dr. Albrecht Hummel
Einführung
Einige deutsche Sportpädagogen sind gegenwärtig bemüht, die Fachkultur des Sportunterrichts grundsätzlich neu zu bestimmen. Sie grübeln und theoretisieren darüber, ob nach erfolgtem Aufstand des Denkens und vollzogener reflexiver Wende das neuerdachte Kognitions- und Reflexionsfach -bislang schlicht mit „Sport“ bezeichnet-, nun ausgerichtet am Leitbegriff „Sportliteralität“ (Schierz & Miethling, 2017, S.60), eher als „Sport-Studies“ oder als „Sportwissenschaft“ zu bezeichnen wäre. Diese Vorschläge passen nicht in das übliche Geschehen, dass nach dem medialen Aufploppen einer gesellschaftlichen Problemlage zeitnah ein Schulfach (Wirtschaft, Programmieren, Gesunde Ernährung, Umweltschutz u.a.m.) gefordert wird, um diese gesellschaftlichen Probleme mittels der Institution Schule in den Griff zu bekommen. Bei „Sport-Studies“ geht es eher um die tiefgreifende Veränderung eines etablierten und durchaus akzeptierten Unterrichtsfaches. Damit sollen drei Krisen auf einen Schlag bewältigt werden: Eine angebliche Anerkennungskrise des Sportunterrichts, die allgemeine Misere des Sportlehrerberufs und die akademische Profillosigkeit der Sportpädagogik/Sportdidaktik. Weiterlesen
Training und Bildung – ein gestörtes Verhältnis
Ein Gastbeitrag von Prof. em. Dr. Albrecht Hummel
Vorbemerkungen
Training und Bildung werden – insbesondere in Deutschland – als ein Widerspruch in sich angesehen. Dafür gibt es zahllose Belege und verschiedene Gründe. Ein verbreitetes Verständnis vom Trainieren, aber teils auch vom Üben als geistloses, stupides Wiederholen einerseits und ein idealistisch überhöhtes, rein geistiges, elitäres Bildungsverständnis andererseits, haben dazu über Jahrzehnte hinweg ihren Beitrag geleistet. Trainieren und selbst Üben haben es schwer in der deutschen Schulpädagogik als bildungsrelevante Form von Lernen Anerkennung zu finden. Für Anhänger einer normativen Postulate-Pädagogik geisteswissenschaftlicher Provenienz grenzt die Vorstellung vom bildenden Trainieren vermutlich ans Absurde. Und für manch leistungsphysiologisch getrimmten Trainingswissenschaftler kann die enge Verbindung von Trainieren mit Lernen und das Verständnis von Trainierbarkeit, als Teil der übergreifenden Bildsamkeit des Menschen, als kategoriale Nestbeschmutzung oder Leistungsgefährdung verstanden werden. Weiterlesen