Aufforderung zum Boykott
In diesen Tagen konnte einmal mehr der deutsche Athletenvertreter Maximilian Klein des Applauses der Politiker¹ und der Presse mit seinen Äußerungen über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und dessen Konsequenzen für den internationalen Sport sicher sein (SZ 13.10.2022). Er fordert ein „Gesamtpaket aus Sanktionen“ gegenüber Russland. „Dazu gehört in schmerzlicher Weise auch der Ausschluss von Athletinnen und Athleten, die nun mal nichts für den Krieg können… zugleich müsste dazugehören, dass das IOC und der Weltsport seine Verbindungen zu Russland und die Unterwanderung durch russischen Einfluss aufarbeiten lassen. Dass russische Funktionäre ausgeschlossen werden. Dass russische Verbände und auch das russische NOK ausgeschlossen werden.“
Das IOC wirft seiner Meinung nach mit seinem Präsidenten „Nebelkerzen“, um „von den strukturellen Herausforderungen und der eigenen Verantwortung“ abzulenken. Es lenkt die Diskussion „auf die individuelle Ebene der Athleten, um von dem „gebotenen Sanktionspaket und von seiner eigenen Verantwortung“ abzulenken. „Dadurch wird das strukturelle Systemversagen, das über Jahre geduldet und vielleicht sogar gefördert wurde, außer Acht gelassen“. Weiterlesen →
Albrecht Hummel
Im Jahre drei der Coronapandemie, auf dem Höhepunkt der vierten Welle, kurz nach der Neuwahl des Präsidiums des DOSB und vor der Wahl des neuen Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland am 08.12.2021 liefern unterschiedliche Nachrichten ein zerrissenes Bild vom angeblich vereinten „Sport-Deutschland“ und seiner großen „Sportfamilie“. Auf die emphatischen Überhöhungen im unglaubwürdigen Gerede von den Sportfamilien in Sportdeutschland wies der Vorsitzende der Ethik-Kommission des DOSB bereits zu Beginn der Weimarer Mitgliederversammlung zu Recht hin. Weiterlesen →
Die Olympischen Sommerspiele 1972, die damals in München stattgefunden haben, sind aus Anlass ihres 50-jährigen Jubiläums, Thema zahlloser massenmedialer Rückblicke. Diese Spiele waren ohne Zweifel ein außergewöhnliches olympisches Ereignis, das in seiner Ästhetik und interkulturellen Qualität wohl bis heute nicht mehr übertroffen wurde. Gleichzeitig ist es jedoch auch das Ereignis, auf das wir alle mit Schrecken zurückblicken müssen. Die Ermordung von elf israelischen Athleten und Trainern durch Terroristen und der Tod eines deutschen Polizisten haben gezeigt, wie verletzlich der Olympismus sein kann. Seitdem sind politische Konflikte und Krisen immer auch Krisen des Olympismus.
Wenn wir uns in diesen Tagen an diese besonderen Olympischen Spiele erinnern, so ist es auch wichtig, dass wir Athletinnen und Athleten zu Wort kommen lassen, die an diesen Spielen teilgenommen haben. Im folgenden Gastbeitrag erinnert sich ein für mich sehr vorbildlicher Olympionike an seinen Olympiasieg in München 1972. Ich würde mich freuen, wenn diesen Erinnerungen weitere Erinnerungen von Beteiligten dieser Spiele folgen würden. Die Einladung zu einem Gastbeitrag sei hiermit ausgesprochen.
H. D.
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Der moderne Olympismus, mit seinen Olympischen Spielen im Zentrum des Ideengebäudes, ist schon seit längerer Zeit in einer schweren Krise. Die Zukunft der Spiele scheint keineswegs gesichert zu sein. Es stellt sich sogar die Frage, ob die Olympische Idee gescheitert ist.
Eine Krise bedeutet jedoch immer auch eine Chance. Wenn erkannt wird, dass die alten Wege nicht mehr weiterführen, so muss man neue Wege suchen. Für den Moraltheologen Jürgen Moltmann, der sich mit der Krise des Olympismus in einer äußerst grundlegenden Weise auseinandergesetzt hat, gibt es dabei die einmalige Chance zur Lösung der gegenwärtigen Krise der Olympischen Spiele, wenn die olympische Idee neu durchdacht, sie besser verstanden und konsequenter vertreten wird als bisher. Will man diese Chance nutzen, so ist zunächst zu klären in welcher Krise die Spiele sich derzeit befinden. Weiterlesen →
Werden neue Regierungen gewählt so werden an diese meist sehr große Erwartungen gerichtet. Dies gilt nicht nur im Bereich der Politik, sondern auch für viele Organisationen des Sports. Es gilt vor allem für das neu gewählte Präsidium des DOSB, dessen Vorgänger ganz offensichtlich mit einigen Herausforderungen konfrontiert war, denen es nicht gewachsen war. Es gab wohl einen omnipräsenten und sehr fleißigen Präsidenten, dessen Kompetenz für das gesellschaftspolitisch bedeutsame Amt zumindest im Nachhinein als unzureichend zu bezeichnen ist. Weiterlesen →
Die öffentliche Meinung von den modernen Olympischen Spielen und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) weist von Nation zu Nation große Unterschiede auf. Die empirischen Befunde und Fakten, die Bewertungen und Urteile aber auch die Vorurteile über die Spiele und den Olympismus, die die Menschen in diesen Nationen erhalten, kennen und teilen oder ablehnen, hängen dabei in erster Linie von der massenmedialen Berichterstattung ab, der die Menschen in ihren Ländern ausgesetzt sind. Das Bild, das von den Massenmedien von den Olympischen Spielen und vom Olympismus gezeichnet wird, ist dabei meist von Topoi geprägt, die von Journalisten¹ in ihrer Berichterstattung oft weltweit redundant wiederholt werden, so dass die Topoi sich mittlerweile zu Stereotypen entwickelt haben, die meist unhinterfragt Jahr für Jahr wiederholt und tradiert werden. Folgt man dieser an Stereotypen orientierten Berichterstattung, so sind olympische Funktionäre korrupt, das IOC in seiner organisatorischen Verfasstheit undemokratisch, die Spiele selbst zu teuer und die Athleten werden bei diesen Spielen ausgebeutet. Weiterlesen →
Die Olympischen Winterspiele 2022 sind vor einer Woche zu Ende gegangen und diese Spiele werden einen besonderen Platz in den deutschen Geschichtsbüchern über den Sport einnehmen. Deutschland hat sich eine Meinung über diese Spiele gebildet und diese Meinung lautet etwas verkürzt dargestellt folgendermaßen:
„Diese Spiele hätten vom IOC niemals an China vergeben werden dürfen, an ein Land, in dem die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, das mutwillig seine Umwelt zerstört, in dem jeder dort sich zeitweilig aufhaltende oder ständig dort lebende Mensch überwacht und abgehört wird und wo das wichtigste Prinzip des Sports, das Fair Play Gebot, mit Füßen getreten wird. Dies alles hat ein deutscher IOC – Präsident zu verantworten, der ein Machtmensch ist, und der sich von den Autokraten dieser Welt korrumpieren lässt“.
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Das deutsche Wort „Zeitgeist“ ist über das Englische in viele Sprachen dieser Welt übernommen worden. Beim Phänomen des „Zeitgeists“ scheint es sich offensichtlich um etwas typisch „Deutsches“ zu handeln. Herder sah im Zeitgeist etwas Einschränkendes. Er war für ihn ein Verzicht auf die Freiheit des Denkens. Non-konformes Denken wird dabei ausgegrenzt. Er enthält Annahmen, Verhaltenserwartungen, Moralvorstellungen, Tabus und Glaubenssätze, die sich regulierend auf das Verhalten des Individuums auswirken. Auch Goethe zeigte uns seine Skepsis gegenüber dem „Zeitgeist“, wenn er im „Faust“ schreibt: „Was ihr den Geist der Zeiten heißt, das ist im Grund der Herren eigner Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln“. Im Philosophischen Wörterbuch wird Goethe mit folgendem Zitat ausgewiesen: „Wenn eine Seite nun besonders hervortritt, sich der Menge bemächtigt und in dem gerade triumphiert, dass die entgegengesetzte sich in die Enge zurückziehen und für den Augenblick im Stillen verbergen muss, so nennt man jenes Übergewicht den Zeitgeist, der denn auch eine Zeitlang sein Wesen treibt“. Zu den wohl radikalsten Beurteilungen des Zeitgeistes gehört die Aussage von Hans Magnus Enzensbergers: „Etwas Bornierteres als den Zeitgeist gibt es nicht. Wer nur die Gegenwart kennt, muss verblöden“.
Der „Zeitgeist“ einer Gesellschaft spiegelt sich in erster Linie in der öffentlichen Meinung der großen Mehrheit wider, die vor allem vom Bildungssystem, von den Massenmedien und in jüngerer Zeit ganz intensiv von den sozialen Medien geprägt wird. Weiterlesen →
Die Werte und Ideale des modernen Olympismus, begründet durch Pierre de Coubertin und weitergeführt über internationale philosophische Studien zur modernen Olympischen Bewegung, haben nach wie vor ihre Relevanz und sind gerade vor dem Hintergrund einer fortschreitenden Kommerzialisierung des modernen Hochleistungssports und vor dem Hintergrund von Betrug und Manipulation sportlicher Höchstleistungen von besonderer Aktualität. Gleiches gilt für die Olympische Charta, in der die Ideen des modernen Olympismus über ein Regelsystem festgelegt sind. Weiterlesen →
Die zukünftige Entwicklung des Olympischen Sports in Deutschland wird von vielen Faktoren beeinflusst. Manchem dieser Faktoren steht man ohnmächtig gegenüber, so z.B. der demographischen Entwicklung unserer Bevölkerung. Andere können von den Verantwortlichen des Sports direkt beeinflusst werden. Unter diesen Faktoren sind vor allem fünf besonders bedeutsam:
- Da ist zunächst und vor allem der Faktor „Athletinnen und Athleten“.
- sind dies die „Trainerinnen und Trainer und deren Aus – und Weiterbildung“.
- sind es die “Medien“.
- sind es die „Funktionärinnen und Funktionäre“, die den zukünftigen Olympischen Sport maßgeblich steuern werden, und die heute die Verantwortung dafür zu tragen haben, dass der Olympische Sport seine verloren gegangene Glaubwürdigkeit auf seinem weiteren Weg in diesem Jahrtausend wieder zurückgewinnt.
- geht es um das Thema „Doping und Regelverstöße im Olympischen Sport“.
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