Vom definierten „Dopinggeschädigten“ zum systemischen „Manipulationsopfer“

von Albrecht Hummel

Opferentschädigungen für alle manipulierten DDR-Bürger oder die Vergabe eines Karl-Eduard von Schnitzler-Preises 2023 an die Sport-Historiker Jutta Braun und Rene Wiese. Auf diese nicht ganz ernst gemeinte Idee könnte man kommen, wenn man die letzten Interviews (FAZ vom 04.10.2023) zu Berichterstattungen aus dem angeblichen „Maschinenraum der DDR-Diktatur“ etwas gründlicher liest und kritisch hinterfragt. Weiterlesen

Anmerkungen zur Positionsbestimmung des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) zum „Blood-Flow-Restriction-Training“

Peter Stehle 

Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft hat mit Stand Mai 2023 ein „Positionspapier“ zum „Blood-Flow-Restriction- Training“ (BFR) herausgegeben.
Das Blood- Flow- Restriction- Training oder Okklusionstraining stellt eine Trainingsmethode dar, bei der der Blutfluss in den Extremitäten durch Bänder oder Manschetten teilverschlossen wird.
Valentin Herrling schreibt auf der Internetseite des Men`s Health Magazins am 07. 07. 2023 unter dem TitelOkklusionstraining:  Mit weniger Gewicht mehr Muskeln aufbauen“ zum  BFR Training folgendes: „Aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung lassen aufhorchen: Mit Blood-Flow-Restriction-Training soll es möglich sein, seinen Körper mit deutlich geringeren Gewichten als bisher angenommen, in Bestform zu bringen. Klingt unspektakulär, ist aber eine echte Revolution. Denn: Das American College of Sports Medicine rät Fitness- und Gesundheitssportlern, keine Lasten unterhalb von 70 % ihres persönlichen 1-Wiederholung-Maximums beim Krafttraining zu stemmen. Unterschreitet man diesen kritischen Wert, so die Befürchtung, bliebe ein kontinuierliches Muskelwachstum aus. Das belegen die Ergebnisse einer Studie. Okklusionstraining krempelt die alten Fitnessdogmen nun um – Sportler können maximale Resultate auch dann erzielen, wenn sie mit weniger Gewicht hantieren“. Er postuliert: „Ganz klar: beachtliche Muskelzuwächse. Dabei ist der Effekt an den Beinen größer als an den Armen – vermutlich aufgrund der dort befindlichen üppigeren Muskelmasse. Ebenfalls erstaunlich ist der Effekt beim Aktivieren der Muskelfasern“.  Er stellt heraus, dass das Blood-Flow-Restriction-Training für folgende Personengruppen geeignet sei: 

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Ein Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit

Wenn eine Aussage mit einem Sachverhalt übereinstimmt über die sie gemacht wird, so bezeichnet man sie als richtig oder wahr. Vor Gericht schwören Zeugen1, dass sie die Wahrheit, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit sagen. Die Wahrheit ist ganz offensichtlich ein bedeutsames gesellschaftliches Gut. Nicht nur in Demokratien verdient sie einen besonderen Schutz, denn auch in ihnen ist sie immer wieder bedroht. Davon sind viele Bereiche unserer Gesellschaft betroffen und es kann eigentlich kaum verwundern, dass auch das System des Sports immer wieder Probleme hat, wahre und richtige Aussagen von falschen und unrichtigen Aussagen zu unterscheiden. Auch im Sport ist nicht selten die Lüge zu Hause und auch im Sport gibt es immer wieder Fälle, in denen die Lügner von ihren Lügen profitieren und jene, die sich um die Wahrheit bemühen, benachteiligt werden oder gar fälschlicherweise der Lüge bezichtigt werden. Auch die massenmediale Berichterstattung über den Sport ist vom Phänomen der bedrohten Wahrheit und der begünstigten Lügen betroffen. Das Phänomen des Betruges im Sport hat angesichts der wachsenden Bedeutung der sportlichen Erfolge eine außergewöhnliche Reichweite aufzuweisen. Mit einer mittlerweile globalen Reichweite und mit ganz besonders dramatischen Ausprägungen hat der Doping- Betrug dabei die wohl zentralste Rolle eingenommen.  Hat man diesen besonderen Betrug im Blick und möchte man sich für einen sauberen Sport einsetzen, so wird man sehr schnell erkennen, dass dieses Doping-Problem mittlerweile wohl ein globales Ausmaß angenommen hat, es seinen eigentlichen Ursprung jedoch in den führenden Hochleistungssportnationen hat, die während des Kalten Krieges stellvertretend für die jeweiligen politischen Systeme ihre Athletinnen und Athleten in sportliche Wettkämpfe geschickt haben, die dabei immer mehr zu bedeuten hatten als bloße Wettkämpfe. Die USA und die UdSSR sind dabei in erster Linie zu nennen. Der Kalte Krieg zwischen der BRD und der DDR setzte eigene Akzente. Doch es ist und war vor allem die DDR, die in Bezug auf das Doping- Problem des internationalen Hochleistungssports eine ganz besondere Rolle gespielt hat und für viele auch noch heute spielt.  Weiterlesen

Doping-Opferhilfe, getrübte Erinnerungen, bösartige Unterstellungen, Heuchelei und Staatsversagen

Albrecht Hummel / Helmut Digel

 

Vorbemerkungen

Durch mehrere Buchpublikationen (R.Eckert 2022; I.Geipel 2022; I.-S. Kowalczuk 2019; D. Oschmann 2023), durch eine Preisverleihung in Leipzig (Erich-Loest-Preis 2023) und nicht zuletzt durch die TV-Dokumentationen (MDR: Dichtung und Doping 2023) ist eine erstaunliche Bewegung in die bislang einseitige und zum Teil hypermoralisierende eintönige Diskurslandschaft zur deutsch-deutschen Nachkriegsgeschichte mit den doppelten Standards ihrer Bewertung gekommen. Diese gesteigerte Dynamik überrascht nicht, jedoch ihre ausgeprägte Polarisierung und unversöhnliche Lagerbildung.

Es wird diesbezüglich sogar von tektonischen Verschiebungen und von Neubewertungen aber auch von historischem Revisionismus und einer Restauration der DDR gesprochen. Das alles ist, so der übliche Jargon, natürlich heftig „umstritten“. Die einen verbinden damit Hoffnungen auf realistische, ausgewogene Neubetrachtungen der deutschen Nachkriegsgeschichte und andere sehen darin eher eine Bedrohung des bisher Erreichten und das Wirken „finsterer Mächte“. Weiterlesen

Dopingbetrug- Marke „West“

Im nationalen und internationalen Anti-Dopingkampf ist in diesen Tagen eine auffällig große Ruhe zu beobachten. Umso mehr ist es wichtig das Ewald Walker das nach wie vor ungelöste Dopingproblem in seinem Gastbeitrag in den Blickpunk unserer Aufmerksamkeit rückt. Schon seit Jahrzehnten kann man immer wieder die selbe Dramaturgie der Massenmedien beobachten. Wird ein Doping-Skandal aufgedeckt, so lässt eine „Skandalberichterstattung“ nicht lange auf sich warten. Gibt der Skandal keine Geschichten mehr her so gehen Fernsehen, Presse und soziale Medien wieder zur „Tagesordnung“ über, obgleich es bereits absehbar ist, dass der nächste Dopingskandal bereits auf sich warten lässt. Folgenlosigkeit und Vergesslichkeit sind die besonderen Merkmale dieser Dramaturgie und so können Betrüger darauf setzen, dass viele von ihnen auch in der näheren und weiteren Zukunft bei ihrem Dopingbetrug nicht ertappt werden.H.D.

 

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Wer sind die Opfer? Anmerkungen zu den Dopingopferhilfegesetzen

Dopingopfer-Hilfegesetz 1 und Dopingopfer-Hilfegesetz 2

Am 24.8.2002 wurde das Gesetz über eine finanzielle Hilfe für Doping-Opfer der DDR (Dopingopfer-Hilfegesetz-DOHG) unter dem Applaus von vielen Abgeordneten des Deutschen Bundestages in Kraft gesetzt. Am 28.6.2016 folgte das zweite Gesetz über eine finanzielle Hilfe für Dopingopfer der DDR (Zweites Dopingopfer-Hilfegesetz- 2.DOHG).
Im ersten Gesetz wurde festgelegt, dass beim Bundesverwaltungsamt aus humanitären und sozialen Gründen ein Fonds in Höhe von 2 Millionen € eingerichtet wird, aus dem finanzielle Hilfe an Dopingopfer der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik gewährt wird. Aus diesem Fonds erhielten DDR-Dopingopfer eine finanzielle Unterstützung von jeweils rund 10.500 € als einmalige Hilfe. Dieses Gesetz trat 2007 außer Kraft. Weiterlesen

Interview Henner Misersky – Die Dopingaufarbeitung für die DDR macht keinen Sinn mehr

 

In „sport-nachgedacht.de“ war bereits in den vergangenen fünf Jahren die Aufarbeitung der Entwicklung des deutschen Sports insbesondere in mehreren Gastbeiträgen ein wichtiges Thema. Ein etwas genauerer Blick wurde dabei auch auf das Problem der so genannten „Dopingopfer“ geworfen, dem nach der Wiedervereinigung die verschiedenen Bundesregierungen mit einem eigenen Gesetz gerecht werden wollten. Besonders kompetent haben sich mit der Frage nach den Dopingopfern der ehemaligen DDR Werner Franke, Gerhard Treutlein, Rüdiger Nickel vor allem auch Henner Misersky auseinandergesetzt. Ein bemerkenswertes Interview, das er dem „Nordkurier“ in diesen Tagen gegeben hat, macht einmal mehr deutlich, wie dringend notwendig eine sachgerechte und faire Aufarbeitung der Entwicklung des Sports in den beiden deutschen Staaten wäre. Von einem Ende der Aufarbeitung darf deshalb noch lange nicht gesprochen werden. Der besondere Auftrag, der gegenüber kompetenten  Historikern besteht, stellt sich deshalb nach wie vor.
Das Zitat aus dem Interview, das der „Nordkurier“ als Überschrift für die Antworten von Henner Misersky gewählt hat, ist in vieler Hinsicht irreführend, denn die Inhalte des Interviews widersprechen der Überschrift in jeder Hinsicht. Sie deckt sich auch ganz gewiss nicht mit der Aufklärungsarbeit und mit den Interessen von Henner Misersky.
Für die FAZ ist diese misslungene Überschrift jedoch willkommener Anlass in einem Kommentar von „Miserskys Fehlschluss“ zu sprechen und ihm eine „eindeutige Blindheit“ zu unterstellen, ohne auch nur einen der von Misersky dargelegten Befunde, die mit den Antworten von Misersky in dem Interview offengelegt werden, in Frage zu stellen oder gar zu widerlegen. Schon gar nicht werden die Fakten erwähnt, die sich auf die ehemalige Vorsitzende des Doping-Opferhilfe- Vereins beziehen und die einen Widerspruch zu den Darstellungen derselben Person in der FAZ bedeuten. Angesichts eines solchen Kommentars scheint für einen Kommentator einer FAZ-Sportredaktion das Eingeständnis von Recherchefehlern und die Entschuldigung für eine fehlerhafte Berichterstattung wohl in utopische Ferne gerückt zu sein. (H.D.)

Nachfolgend das Interview, das Henner Misersky dem Nordkurier gegeben hat.

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Doping durch Hautkontakt: Von der Panikmache wegen angeblicher Doping-Anschläge über die Umkehr der Beweislast zur Legalisierung von Doping?

Gastbeitrag von Gerd Machalett & Henner Misersky

Der „Dopingspezialist“ Hajo Seppelt ist auf dem besten Wege zum ehemals gefeierten Claas Relotius des abgabenfinanzierten Staatsfernsehens aufzusteigen. Sein Hang zum fiktionalen Journalismus und zur billigen Stimmungsmache ist nicht zu übersehen. Wieder einmal ist es ihm mit einer sogenannten Dokumentation gelungen, aus einer(altbekannten)“Pflaume“ einen ganzen „Eimer“ Mus zu produzieren.

In der Sportschau am 16.7.2021-wenige Tage vor Beginn der Olympischen Sommerspiele in Tokyo- verbreitete Hajo Seppelt in einer Doku in altbekannter Manier eine allgemeine Doping-Panik. Diesmal wurde die Gefährdung der Sportler durch „Doping-Anschläge“ in den Mittelpunkt gerückt. Aus den Ergebnissen eines Doping-Experiments mit 12 Testpersonen im Rechtsmedizinischen Institut der Universität zu Köln, durchgeführt im Oktober 2020, schlussfolgerte Seppelt mit der für ihn typischen „Entschlossenheit“, dass es jederzeit möglich sei, „ungewollt gedopt“ zu werden. Dazu würde eine flüchtige Berührung, ein Handschlag, ein Schulterklopfen, eine Umarmung durchaus ausreichen. Seine erste kühne Schlussfolgerung: Nun müsste die „Umkehr der Beweislast“ im Sport „neu justiert werden“. Nicht der dopingverdächtige Leistungssportler hat seine Unschuld zu beweisen, die NADA bzw. die WADA haben gefälligst die Beweise zu erbringen. Gewiss hat jeder Mensch ein Recht auf freie Äußerung seiner Meinung. Aber hat er auch ein Recht auf eigene Fakten? Weiterlesen

Doping und Corona – wie sich zwei Pandemien gleichen

Von einer Epidemie oder von einer Seuche sprechen wir, wenn eine Krankheit vermehrt auftritt und das Auftreten eher örtlich begrenzt ist. Von einer Pandemie spricht man, wenn weltweit, also in allen Erdteilen, alle Menschen aller Altersschichten von einer Ansteckungsgefahr gefährdet sind und wenn es in allen Erdteilen viele Betroffene gibt. Die Krankheit „Corona“ hat ohne Zweifel schon seit längerer Zeit das Ausmaß einer Pandemie erreicht. Die WHO zeigt uns in ihrer täglichen Corona-Statistik, dass mittlerweile in sämtlichen Staaten der Welt Corona-Tote zu beklagen sind und jeder Kontinent von der Pandemie betroffen ist. Bis zum 19. 09. 2021 wurden von der WHO 226.844.344 Fälle in 192 Ländern nachgewiesen. Weiterlesen