Was man von Sportfunktionären erwarten muss

Es ist das Jahr 1980 und von der Bundesregierung wird die vom US- Präsidenten Jimmy Carter vertretene Auffassung unterstützt, dass das Nationale Olympische Komitee für Deutschland die bevorstehenden Olympischen Spiele in Moskau wegen des Einmarsches sowjetischer Truppen in Afghanistan zu boykottieren hat. In der dafür eigens einberufenen Mitgliederversammlung des NOK für Deutschland, die am 15. Mai 1980 in Düsseldorf stattfand, findet sich eine 59:40 Mehrheit für diesen Boykott, was dazu führte, dass unsere bestens vorbereitete Olympia-Mannschaft an den Spielen in Moskau nicht teilnehmen durfte. Zuvor hatte sich bereits am 9. Mai bei einer Präsidiumsitzung des NOKs in Frankfurt eine Mehrheit für den Boykott ausgesprochen. Vor der Abstimmung in Düsseldorf hatte der damalige Präsident des Deutschen Schwimmverbands, Harm Beyer, eine namentliche offene Abstimmung verlangt, was jedoch abgelehnt wurde. Somit konnte die „stille Mehrheit“ der Boykottbefürworter anonym bleiben.

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Sportpolitik im Deutschen Bundestag

Am 30. März 2023 hat aus sportpolitischer Sicht im Bundestag in Berlin ein bemerkenswertes Ereignis stattgefunden. Nach einer lang anhaltenden Abstinenz hat endlich wieder einmal eine Debatte über die Sportpolitik der Bundesregierung im Plenum des Deutschen Bundestages stattgefunden. Nahezu zeitgleich widmete am 3. April das „Parlament“, das Presseorgan des Deutschen Bundestages, die Titelseite und zwei weitere Seiten ihrer Ausgabe der Sportpolitik der Bundesregierung und des Bundestages. Die Texte zur „Kontroversen Debatte über die Sportpolitik der Bundesregierung“ sind für jedermann nachlesbar. Ebenso die spezielle Ausgabe des „Parlaments“ zum Thema „Sportpolitik“. Nimmt man noch die Sitzung des Sportausschusses des Deutschen Bundestages vom 29. März 2023 u. a. mit den Tagesordnungspunkten „Digitalisierung im Spitzensport“, „Situation der Deutschen Schulsportstiftung“ und „Gemeinsame Erklärung der Mitglieder des Sportausschusses zur Beibehaltung des Ausschlusses von Russland und Belarus aus dem internationalen Sport“ , die somit als Auftakt einer „Woche der Staatlichen Sportpolitik“ stattgefunden hat, und liest man die protokollierten Redebeiträge der Experten¹ und der Mitglieder des Sportausschusses, so kann man sich als Beobachter, der die Sportpolitik des Bundestages und der Bundesregierung beurteilen möchte, ein relativ gutes Bild von dieser Politik machen. Weiterlesen

Zur sportpolitischen Zukunft des Sports

Dem Sport steht eine interessante, aber auch höchst unsichere Zukunft bevor. Neue Herausforderungen gilt es zu meistern und ein enormer Bedeutungszuwachs, der dadurch dem Sport zukommt, wird verantwortungsvoll einzuordnen sein. Die dem Sport bevorstehende interessante Zukunft ist jedoch – das zeigen immer mehr krisenhafte Entwicklungen in einigen internationalen und nationalen Sportorganisationen und in immer mehr olympischen Sportarten – immer auch eine riskante, bedeutungsoffene Zukunft. Die Antwort auf die Frage, wo der Weg hingeht, ist nicht schicksalhaft vorgegeben. Über den angemessenen Weg muss vielmehr von den gewählten oder berufenen sportpolitischen Repräsentanten der nationalen und internationalen Verbände entschieden werden. Die Entscheidungen sollten dabei über demokratische und transparente Verfahren gefunden werden und sie sollten sowohl am Gemeinwohl aller Sporttreibenden als auch am Gemeinwohl der jeweiligen Gesellschaft, in der sich der Sport ereignet, ausgerichtet sein. Der Weg kann im Voraus gut durchdacht, systematisch geplant und konsequent gegangen werden. Er kann aber auch über Umwege, in Einbahnstraßen und in Sackgassen führen. Auch Irrwege sind nicht auszuschließen. Weiterlesen

Sportler für den Frieden

Der Zusammenhang zwischen Sport und Frieden müsste eigentlich uns allen bekannt sein. Bereits in der Antike konnte der Sport seine friedensstiftende Wirkung zeigen als die im Krieg sich befindlichen Stadtstaaten Athen und Sparta ihre Waffen ruhen ließen, um sich bei den Olympischen Spielen zum friedlichen Wettkampf zu treffen. Coubertin hat die antike Friedensidee mit seinen Reflexionen über den modernen Olympismus mit neuen Dimensionen versehen und die Grundlagen geschaffen, dass bis heute alle vier Jahre Olympische Spiele stattfinden können und während dieser Spiele Athletinnen und Athleten aus aller Welt unabhängig von Rasse, Religion, Herkunft, politischer Überzeugung und Status sich beim friedlichen sportlichen Wettkampf begegnen können. Die Idee des olympischen Friedens war dabei in den vergangenen 100 Jahren mehrfach bedroht. Die jüngste Bedrohung konnte man bei den Winterspielen in Peking 2022 beobachten. Doch ein friedlicher Wettkampf und die friedliche Begegnung der Athletinnen und Athleten im Athletendorf hat auch in Peking stattgefunden und auch diese Spiele konnten sich durch Gesten der Solidarität, durch neu begründete Freundschaften und einem Bemühen um Verständigung auszeichnen. Trotz aller existierenden Gegensätzlichkeiten und Feindschaften. Weiterlesen

Demokratie im Sport hat ihren Preis

Soziologen¹, Politologen und Wirtschaftswissenschaftler loben den Verein als ideale intermediäre Instanz, die zwischen dem Individuum in seiner Privatheit und dem Staat mit dessen gewünschter Öffentlichkeit vermittelt. Die freiwillige Vereinigung mit dem Namen „Verein“ wird dabei als Einübungsinstanz für demokratische Tugenden gesehen. Das was eine Demokratie im positiven Sinne auszeichnet, kann im Verein gelernt und erfahren werden. Jugendsprecher, Mitgliedsversammlung, demokratische Wahlen, Delegierungsprinzipien von unten nach oben, Mandate auf Zeit, alles was eine gute Demokratie auszeichnet lässt sich in den Organisationen des Sports finden, die auf der Idee des Vereins gründen. Der Verein ist die Versammlungsidee für die Basis des Sports, für die mehr als 90.000 deutschen Turn- und Sportvereine, er ist das Organisationsmodell für die mittlere Ebene, für die Landessportbünde, für die Sportkreise und die Sportbezirke. Er beeinflusst aber auch die Strukturen der nationalen Fachverbände und des Deutschen Olympischen Sportbundes. Weiterlesen

Sport, Identifikation und nationale Repräsentation – Spitzensport im Dienste der Politik

Einleitende Bemerkungen 

Als Walter Jens aus Anlass des 75-jährigen Jubiläums des Deutschen Fußballbundes 1975 in seiner Festrede die Sportfunktionäre¹ davor warnte, noch einmal „die Stirn zu haben“ und zu sagen, „dass der Sport kein Politikum sei“ und seine Festgemeinde darauf hinwies, dass der Sport auch dann zur Politik gehört, und gerade dann ein Element der Politik ist, wenn der Sport von der Politik ablenken soll. Jens war es dabei vermutlich klar, dass er längst Bekanntes, von Kritikern längst Diskutiertes für ein sportaffines Publikum rhetorisch aufbereitet hatte, das die Realität je nach dessen Interesse immer nur selektiv wahrgenommen hatte und dem dadurch ein wichtiger Alltagswissensbestand verstellt geblieben war: Sport ist und war nie nur eine angenehme Form der Unterhaltung oder  eine nur lustvolle zweckfreie Betätigung mit Gesundheitswirkung. Das war und ist Sport wohl immer gewesen, doch ebenso ist der Sport auch ein Politikum, dessen Bedeutung und Wirkung weit über den Sport hinausgehen. Dabei ist zunächst noch gar nicht an große internationale Wettkämpfe und Turniere zu denken, sondern an alltägliche sportliche Erscheinungsformen wie das sportliche Handeln auf dem Trimmpfad, an das Fußballspiel einer Feierabendgruppe in einer Parkanlage und an den Seniorensportnachmittag in der städtischen Sporthalle, die sowohl für die Akteure in diesen Situationen wie auch für die Initiatoren dieser Ereignisse politische Geschehen auch dann darstellen, wenn sich die betreffenden Personen dieses Sachverhalts nicht bewusst sind. Den Sport sollte man vielmehr als ein politisches Phänomen charakterisieren, so wie es im Alltagssprachgebrauch geschieht: ob z.B. in einer Parkanlage Fußball gespielt werden darf oder nicht ist eine kommunalpolitische Frage, ob ein Seniorensportnachmittag finanziert werden kann, ob alte Leute isoliert leben, ob die arbeitende Bevölkerung sich durch Sport gesund erhält und so eine sinnerfüllte Freizeit verbringt etc. sind finanziell–, sozial– und gesellschaftspolitische Fragen. 

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Zum Verhältnis zwischen Sport und Politik

Der Sport weist nahezu in jeder Hinsicht politische Implikationen auf und sportliches Handeln ohne eine indirekte und meist auch direkte Beziehung zum Politiksystem ist undenkbar.

Auf lokaler Ebene ist der Sport in ein kommunalpolitisches Entscheidungsnetz eingebunden und ohne die Gewährung institutioneller kommunalpolitischer Rahmenbedingungen wäre das individuelle Sporthandeln nicht möglich.

Auf regionaler Ebene wird der Sport durch regionalpolitische Institutionen verantwortet. Er kann dabei in den verschiedenen politischen Ressorts der jeweiligen Landesregierung zugeordnet sein. Sämtliche in den Landesparlamenten vertretenen Parteien weisen ihre sportpolitischen Sprecher auf.

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Sport zwischen Ethik und Markt

Am 6. Juni 1986 fand in Darmstadt ein Gespräch zwischen dem Herausgeber der Lutherischen Monatshefte (LM) und Helmut Digel (HD) statt. Das Gespräch soll hier in einer überarbeiteten und aktualisierten Fassung wiedergegeben werden, da von den Fragen und Antworten angenommen werden kann, dass sie auch für die noch in diesen Tagen zu beobachtenden Probleme des Sports von Relevanz sein können.

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Warum der Fall Kamila Valieva eine grundsätzliche sportpolitische Diskussion notwendig macht

Die Stellungnahme des IOC durch dessen Pressesprecher und die Stellungnahme des DOSB durch dessen Präsidenten zum Dopingfall „Valieva“ sollten Aufforderung zu einer dringend notwendigen öffentlichen sportpolitischen Diskussion sein, in der man sich mit dem seit Jahrzehnten ungelösten Problem der Minderjährigen im internationalen Hochleistungssport auseinandersetzt. DOSB Präsident Weikert fordert in seiner Stellungnahme eine Einzelfallbetrachtung jeder Sportart, wenn es um die Anfälligkeit der unterschiedlichen olympischen Sportarten für medikamentöse Manipulationen der sportlichen Leistungen geht. Dieser Aussage kann wohl kaum widersprochen werden. Doch in Weikerts Erklärung bleibt unklar, was diese Forderung mit dem Auslaufen der Sperre gegen den russischen Sport zum Jahresende 2022 zu tun hat. Weiterlesen

Der „Zeitgeist“, die Welt und der Sport

Das deutsche Wort „Zeitgeist“ ist über das Englische in viele Sprachen dieser Welt übernommen worden. Beim Phänomen des „Zeitgeists“ scheint es sich offensichtlich um etwas typisch „Deutsches“ zu handeln. Herder sah im Zeitgeist etwas Einschränkendes. Er war für ihn ein Verzicht auf die Freiheit des Denkens. Non-konformes Denken wird dabei ausgegrenzt. Er enthält Annahmen, Verhaltenserwartungen, Moralvorstellungen, Tabus und Glaubenssätze, die sich regulierend auf das Verhalten des Individuums auswirken. Auch Goethe zeigte uns seine Skepsis gegenüber dem „Zeitgeist“, wenn er im „Faust“ schreibt: „Was ihr den Geist der Zeiten heißt, das ist im Grund der Herren eigner Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln“. Im Philosophischen Wörterbuch wird Goethe mit folgendem Zitat ausgewiesen: „Wenn eine Seite nun besonders hervortritt, sich der Menge bemächtigt und in dem gerade triumphiert, dass die entgegengesetzte sich in die Enge zurückziehen und für den Augenblick im Stillen verbergen muss, so nennt man jenes Übergewicht den Zeitgeist, der denn auch eine Zeitlang sein Wesen treibt“. Zu den wohl radikalsten Beurteilungen des Zeitgeistes gehört die Aussage von Hans Magnus Enzensbergers: „Etwas Bornierteres als den Zeitgeist gibt es nicht. Wer nur die Gegenwart kennt, muss verblöden“.
Der „Zeitgeist“ einer Gesellschaft spiegelt sich in erster Linie in der öffentlichen Meinung der großen Mehrheit wider, die vor allem vom Bildungssystem, von den Massenmedien und in jüngerer Zeit ganz intensiv von den sozialen Medien geprägt wird. Weiterlesen

Sport als Medium interkulturellen Lernens und internationaler Verständigung

Von kulturellem Lernen, von interkultureller Kommunikation soll im Folgenden die Rede sein. Angesichts der komplexen Kommunikationsprobleme, die bei den vielen Versuchen internationaler Verständigung nahezu täglich zu beobachten sind, kann dieses Thema eine besondere Bedeutsamkeit für sich beanspruchen. Nicht erst seit heute ist ein Dialog zwischen den verschiedenen Kulturen gefordert. Wer in diesen Dialog eintreten will und wer zum Lernen bereit ist, kann dies nicht ohne eine aktive Auseinandersetzung mit jener fremden Kultur tun, mit der er in den Dialog eintreten möchte. Ob durch Konfrontation, ob durch Vergleich, ob durch Anpassung oder durch Imitation, ob bewusst organisiert vollzogen oder unterschwellig unbewusst mitlaufend, es geht in diesem Prozess interkultureller Kommunikation immer um das „Eigene“ und das „Fremde“ und es geht um die Frage des „anderen“. Wenn vom Sport in diesem Zusammenhang die Rede sein soll, wenn gefragt werden soll, ob der Sport ein geeignetes Medium interkulturellen Lernens und interkultureller Verständigung sein kann, und wenn dabei nach der Rolle der traditionellen Bewegungskulturen gefragt wird, so sollte im Sinne einer vorsichtigen Warnung eines bedacht sein: Die Geschichte des Sports ist vorrangig eine Geschichte ideologischer Diskussionen über den Sport. Sie ist eine Geschichte der Überschätzung der Funktionen, die dem Sport zugeschrieben werden. Gerade, wenn heute über die Rolle des Sports unter kommunikationspolitischen Gesichtspunkten nachzudenken ist, so sind diese Diskussionen zu beachten. Wenn der Sport eine wichtige Rolle in Situationen spielen soll, wo interkulturelles Lernen stattfinden könnte, so müssen eben jene Situationen gekennzeichnet sein, in denen die Menschen in alltägli­cher Weise kommunizieren. Der Begriff des „Alltags“ ist dabei das geflügelte Wort, wobei jedoch meist verkannt wird, dass gerade im Alltagsleben ein wirres Durcheinander von Konventionen, Einbildungen, Vorurteilen, Machtkämpfen, Nützlichkeitskalkülen und Rollen- und Identitätsspielen existiert.

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Heuchelei anstelle von verantwortungsvoller internationaler Politik

Einmal mehr steht die Frage eines Boykotts von Olympischen Spielen auf der Tagesordnung der Weltpolitik. Diesmal geht es nicht um den sportlichen Boykott der Olympischen Winterspiele, die im Februar in Peking stattfinden werden. Es wird viel mehr über einen „diplomatischen Boykott“ der Winterspiele gesprochen. Angeführt von den Vereinigten Staaten haben sich auch Großbritannien, Australien und Kanada bereits für diese Boykottform ausgesprochen, die in vieler Hinsicht etwas eigenartig ist. Aus sprachwissenschaftlicher Sicht kann man diese neue Wortschöpfung als „paradox“ bezeichnen, denn nichts ist weniger diplomatisch als ein Boykott. Wie kann man von einem „diplomatischen Boykott“ der Spiele sprechen, wenn die Politiker¹ und Diplomaten sich gar nicht als vom IOC eingeladene Gäste betrachten können, denn der offizielle Gast der Spiele sind die Nationalen Olympischen Komitees mit ihren Athletinnen und Athleten aus 204 Nationen. Bleibt man von einem Geburtstag fern, zu dem man gar nicht eingeladen ist, so kann man doch vermutlich auch im Alltag nicht davon sprechen, dass der nicht eingeladene einen Geburtstag „boykottiert“ hat. In Bezug auf die bevorstehenden Winterspiele ist es also so, dass es jedem Politiker und jedem Diplomaten freigestellt ist, ob er die Olympischen Spiele in Peking besucht und die Athletinnen und Athleten seines Landes begleitet oder ob er zu Hause bleibt. Angesichts der Corona-Pandemie war es vermutlich ohnehin nicht die Absicht allzu vieler Politiker und Diplomaten bei den schwierigen Auflagen und Einreisebedingungen durch die chinesische Sicherheit – und Gesundheitspolitik und der erforderlichen Quarantänezeiträume, die Spiele in Peking zu besuchen. Sich bei diesen Spielen für einen „diplomatischen Boykott“ auszusprechen ist somit etwas äußerst Leichtes und Bequemes. Auch in Tokyo waren vergleichsweise wenige Politiker und Diplomaten bei den Spielen anwesend. Doch von einem Boykott hat dabei in Bezug auf die Abwesenden niemand gesprochen. Weiterlesen

Anmerkungen zur geplanten Sportpolitik der neuen Bundesregierung

In den vergangenen Monaten konnte man in der deutschen Politik „hanseatische Eigenschaften“ beobachten wie sie zuletzt von vielen während der Regierungszeit von Kanzler Schmidt bewundert wurden. Olaf Scholz ging unbeirrt während des Wahlkampfs seinen Weg, die umfassende massenmediale Kritik an seiner Partei ließ er an sich abprallen, seine eigenen politischen Ziele hatte er ständig im Blick und seine fachliche Kompetenz wurde zur Grundlage seines Wahlsieges. Seit der Wahl geht er erneut unbeirrt seinen Weg, er drängt sich nicht in die Öffentlichkeit und er stellt sich nur der Presse, wenn wirklich etwas gesagt werden muss. Die Koalitionsverhandlungen waren in vieler Hinsicht vorbildlich, sein Handeln während der Pandemie war und ist von besonderem Verantwortungsbewusstsein geprägt und als ehemaliger Vizekanzler war eine Harmonie zwischen Kanzlerin Merkel und ihm zu erkennen, wie man sie zuvor in der deutschen Politik selten hat beobachten können. Unter seiner Führung ist nunmehr in den letzten Wochen ein Koalitionsvertrag erarbeitet worden, der ebenfalls als relevant erachtet werden kann und der eine Leitlinie für die nächsten vier Jahre der neuen Bundesregierung darstellen wird. Die Frage, ob Kanzler Scholz auch Ziele im Bereich des Sports als seine persönlichen politischen Ziele erachtet, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten entscheiden. Wichtig ist jedoch, dass im neuen Koalitionsvertrag dem Sport eine gewisse Aufmerksamkeit gewidmet wurde, wie man sie so nicht erwarten konnte. Die Frage, welche sportpolitischen Ziele sich die neue Regierung der Bundesrepublik Deutschland für die nächsten vier Jahre vorgenommen hat, ist für die Verantwortlichen in den Organisationen des Sports von höchster Relevanz. Weiterlesen

Management des Erfolgs im Hochleistungssport

Erfolg und Leistung hängen in der Regel auf das Engste zusammen. Dies gilt für die Arbeitswelt ebenso wie für die Welt des Sports. Gewiss gibt es auch viele zufällige Erfolge, die mittels unerlaubter Methoden erreicht wurden, bzw. die man anderen zu verdanken hat. Nichts ist jedoch ein besserer Garant für den Erfolg als die gekonnte menschliche Leistung. Nirgendwo wird dies deutlicher als im Leistungssport. Sportliche Leistungen sind die Grundlage für sportlichen Erfolg. Gewiss kann nicht jede sportliche Leistung zum Erfolg führen, doch ohne sportliche Leistungen ist ein Erfolg im Sport auf Dauer nicht denkbar. Weiterlesen

Braucht der deutsche Spitzensport neue organisatorische Strukturen?

Seit den vergangenen Olympischen Spielen im August dieses Jahres liegen die relevanten Zahlen auf dem Tisch. Der Medaillenspiegel und die erreichten Finalplatzierungen können von den Verantwortlichen¹ des deutschen Sports überprüft und bewertet werden. Die „Potas- Kommission“ hat ihre vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in Auftrag gegebene Potenzial-Analyse der Olympischen Winter- und Sommerverbände vorgelegt und jeder olympischen Sportart eine „Zeugnisnote“ erteilt. Die Stiftung Deutsche Sporthilfe hat hierzu passend ihre jüngste Studie präsentiert, in der die Meinungen deutscher Spitzensportler und Spitzensportlerinnen zu den Ursachen des schwachen Abschneidens der Olympiamannschaften bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Tokio befragt wurden.   Weiterlesen

Menschenversuche im Freizeitsport der DDR

Stellungnahme eines Zeitzeugen zur ARD-Dokumentation vom 25. Februar 2021
Von Helmar Gröbel

Am 25. Februar dieses Jahres wurde in der ARD eine 40-minütige Dokumentation von H. Seppelt über „Menschenversuche im Bereich des Freizeitsports der DDR“ gesendet. Ort der Handlungen war die DHfK in Leipzig Mitte der 1970er Jahre. Nach einigen Minuten des Zuschauens dieser „Dokumentation“ war ich mittendrin in den Erinnerungen an meine Studentenzeit, welche ich von 1972 bis 1976 an der DHfK in Leipzig absolvierte. Mein Herz schlug höher und in meinen Beinen spürte ich ein Gefühl als käme die Jugend zurück. Weiterlesen

Freizeitsport für Jugendliche – Bemerkungen zu einer gesellschaftspolitischen Notwendigkeit

Wenn man über die Notwendigkeit einer Sache nachdenken möchte, so tut man das im Alltag gewöhnlich so, dass man die Sache näher beschreibt und sie insbesondere jenen Personen¹ näherbringt, die etwas über die Sache erfahren wollen. Ich möchte mich bei den folgenden Ausführungen an diese Alltagsmethode halten. Zunächst wird deshalb von der Bedeutung der Freizeit in unserer Gesellschaft zu sprechen sein. Im zweiten Teil soll das, was man unter Freizeitsport von Jugendlichen verstehen könnte, zu charakterisieren versucht werden. In einem dritten Teil soll dann schließlich diese Sache den Jugendleitern und den für die Jugendarbeit verantwortlichen Personen in den Turn-Sportvereinen nähergebracht werden. Um etwaigen falschen Erwartungen von vornherein zu entgegnen und diesen vorzubeugen, bleibt einleitend nur noch zu erwähnen, dass ich meine Ausführungen nicht als Angriffe gegen die Jugendarbeit im Sportverein verstehen möchte. Weiterlesen

Zum gesellschaftspolitischen Auftrag des Sports

Die Frage nach der Bedeutung des Sports im gesellschaftlichen Bedingungsgefüge und nach dessen sozialem Auftrag wurde bereits vielfach gestellt und vielfältige Antwortversuche liegen hierzu vor. Politiker¹ üben sich darin, wenn sie vom Sport als Gastredner eingeladen werden. Funktionäre wiederholen sich in diesem sprachlichen Terrain, wo immer sie in der Öffentlichkeit über Sport reden und Politologen und Soziologen haben in unzähligen Publikationen versucht, die gesellschaftlichen Funktionen des Sporttreibens zu beschreiben und sie sowohl negativ als auch positiv in ihrer Bedeutsamkeit für die Gesellschaft eingestuft.
Zunächst möchte ich deshalb lediglich noch einmal jene gesellschaftspolitischen Funktionen in Erinnerung rufen, die dem Sport zugeschrieben werden und an denen auch der DOSB und seine Mitgliedsverbände bei ihrer Arbeit gemessen werden können. Weiterlesen

Doping und Corona – wie sich zwei Pandemien gleichen

Von einer Epidemie oder von einer Seuche sprechen wir, wenn eine Krankheit vermehrt auftritt und das Auftreten eher örtlich begrenzt ist. Von einer Pandemie spricht man, wenn weltweit, also in allen Erdteilen, alle Menschen aller Altersschichten von einer Ansteckungsgefahr gefährdet sind und wenn es in allen Erdteilen viele Betroffene gibt. Die Krankheit „Corona“ hat ohne Zweifel schon seit längerer Zeit das Ausmaß einer Pandemie erreicht. Die WHO zeigt uns in ihrer täglichen Corona-Statistik, dass mittlerweile in sämtlichen Staaten der Welt Corona-Tote zu beklagen sind und jeder Kontinent von der Pandemie betroffen ist. Bis zum 19. 09. 2021 wurden von der WHO 226.844.344 Fälle in 192 Ländern nachgewiesen. Weiterlesen

Welche Präsidentin bzw. welchen Präsidenten sucht der DOSB?

Mitgliederversammlungen von Verbänden erfahren in der Regel keine öffentliche Aufmerksamkeit, sind sie doch nur selten spektakulär. Dies gilt auch für die Mitgliederversammlung in deutschen Sportorganisationen. Die Wahlen für die Vorstände werden meist vor dem eigentlichen Wahlakt entschieden. Spätestens beim „gemeinsamen Bier“ in der letzten Nacht vor dem Wahltag wird der Stimmenhandel der Verbandspräsidenten abgeschlossen, so dass am Wahltag selbst ein Ritual ablaufen kann, das in vieler Hinsicht den Wahlritualen totalitärer Systeme gleicht. Weiterlesen

Zur gesellschaftspolitischen Bedeutung der Paralympischen Spiele Tokyo 2020

Von Friedhelm Julius Beucher

In dieser Woche haben in Tokio die Paralympischen Spiele begonnen. Sie bergen das Potential, die Welt besser zu machen. Denn sie werden immer mehr wahrgenommen. Auf der ganzen Welt entdecken Gesellschaften, wie sie mit Menschen mit Behinderung umgehen. Über das Sportereignis kommen sie zu der Erkenntnis, dass es nicht reicht, alle zwei Jahre im Sommer und Winter Athletinnen und Athleten zu den Paralympics zu schicken, sondern dass diese Spiele, so wie sie aus der Gesellschaft heraus gefördert werden, auch in sie hineinwirken. Von der Nachwuchsförderung über den Breitensport führt das zu der generellen Frage nach Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Weiterlesen

An allem sind die Funktionäre schuld

Folgt man der öffentlichen Meinung, so sind die Funktionäre¹ des Sports die „Buhmänner“ der Nation. Sie sind inkompetent und korrupt. Sie verfolgen nur eigene Interessen und die Athletinnen und Athleten der verschiedenen Sportarten sind ihre Opfer. Sie sind immer häufiger auch Anlass für Witze und bestens geeignet für Karikaturen. „Funktionäre haben eine natürliche Abneigung gegen Transparenz… Klar ist die biologische Klassifizierung des Sportfunktionärswesens. Der Sportfunktionär ist ein Säugetier. Er saugt gern an Staaten und Institutionen, um an die notwendigen Inhaltsstoffe wie Geld zu gelangen. Dafür hinterlässt er Stoffwechselprodukte wie zerfallene Stadien, Autobahnen ins Nichts, gigantische Budgetlöcher oder exponentiell steigende Infektionszahlen… Sportfunktionäre sind übrigens auch wichtig für die Polizei und zwar auch außerhalb von Polizeisportvereinen. Weiterlesen

Werbung im Sport – ein ethisches Problem?

„Es war einmal“, „vor langer, langer Zeit“, so beginnen Märchen. Für mich kommt es einem Märchen gleich, wenn ich mich daran erinnere, dass ich während meiner gesamten Handballkarriere mit einem Trikot gespielt habe, auf dessen Vorderseite nichts anderes als das Vereinsabzeichen des SV Möhringen zu sehen war und die Rückseite lediglich meine Rückennummer aufwies. Die Vereinsfarben Blau und Weiß und das Vereinslogo waren für meine Mitspieler und für mich eine Selbstverständlichkeit. Die Frage nach der „Werbung am Mann“ und nach der Notwendigkeit eines Werbeverbots oder dessen Aufhebung haben sich für uns nicht gestellt. Mit Ausnahme des Fußballs traten noch bis in die siebziger Jahre sämtliche deutsche Athletinnen und Athleten und die Spielerinnen und Spieler von allen Mannschaftssportarten in den Trikots Ihres Vereins an, der mit Vereinsfarbe und seinem Vereinslogo auf eine lange Tradition verweisen konnte. Weiterlesen

Das Gerede von der großen Sportfamilie in nationalen und internationalen Sportorganisationen

Für den Zusammenhalt von Industriegesellschaften hat die Institution der Familie nach wie vor eine herausragende Bedeutung. Gemeint ist damit eine durch Abstammung oder Geschlechtsgemeinschaft in Verbindung stehende Gruppe von Menschen. Zu einer Familie gehörten ursprünglich nur die durch Abstammung blutsverwandten Individuen. Zu Beginn der menschlichen Zivilisation war es vorwiegend die Mutter, die das Haupt der Familie bildete, während der Vater der Familie eher fernblieb, so dass er in manchen Fällen gar nicht als Blutsverwandter seiner Kinder betrachtet wurde. Eine derartige Auffassung der Familienverwandtschaft wird noch heute in einigen Stammeskulturen ausgeübt. Längst ist jedoch das Matriarchat durch das Patriarchat ersetzt worden, und die Institution der monogamen oder polygamen Ehe wurde rechtlich begründet. Stellt man sich die Frage, durch welche besondere Qualität sich diese Art von Familie auszeichnen soll, so geben uns frühere Lexika neben den genannten definitorischen Merkmalen eindeutige Antworten. Weiterlesen

Covid-19 – zum Bedeutungsverlust des Sports und seiner Repräsentanten

In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts begann der Siegeszug des Sports. Seine globale Verbreitung war nahezu allumfassend. Die gesellschaftspolitische Aufwertung der Kultur des Sports war beispiellos. Wie kein anderer kultureller Bereich prägte er die Alltagskultur nahezu aller Gesellschaften. Seine massenmediale Präsenz war kaum noch zu übertreffen. Seine Beziehung und sein Austausch mit anderen relevanten gesellschaftlichen Systemen wie zum Beispiel mit dem Politik-, dem Wirtschafts-, dem Bildungs-und Gesundheitssystem war zunehmend erfolgreicher geworden. Weiterlesen

Hilferuf eines Sportlehrers – mit Sport gemeinsam Corona trotzen

Ein Gastbeitrag von Jörn Meyer

Liebe politisch Verantwortlichen,

die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit als einen Zustand des völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens, und nicht nur als das Freisein von Krankheit. Bekanntlich besitzt Sport einen hohen gesundheitlichen Wert. Laufen, Radfahren, Schwimmen und andere körperliche Aktivitäten wirken sich positiv auf den Organismus und die Psyche aus. Sport senkt das Risiko von Krebs- und Herzkreislauferkrankungen, stärkt das Immunsystem und besitzt eine antidepressive Wirkung. Weiterlesen

Public Relations in der Weltleichtathletik – ein fragwürdiger Weg

In immer mehr internationalen Sportorganisationen sind Promotion und Public-Relationsmaßnahmen in das Zentrum ihrer Sportpolitik gerückt. Meist bedient man sich dabei internationaler Kommunikations- und Umfrageagenturen, deren Produkte sehr kostspielig sein können. Mancher internationale Sportfachverband befindet sich dabei in der Gefahr, dass dringend notwendige Reform-Arbeiten verdrängt oder verschoben werden und die eigentlichen Probleme dieser Sportverbände mit den PR-Auftritten der Verbände eher verdeckt oder nicht erkannt werden. Weiterlesen

Erwartungen der Sportpolitik an eine Sportökonomie

In unserem Alltagssprachgebrauch hat sich beispielsweise eingebürgert, dass der Innenminister gleichzeitig auch unser Sportminister ist, dass es auf Landesebene Sportminister gibt mit unterschiedlichen Hoheitsbereichen, und dass es auch auf kommunaler Ebene sogenannte Sportbürgermeister gibt, die den Sport politisch verantworten. Sportpolitik hat dabei etwas mit hauptamtlicher Arbeit zu tun, sie ist eingebunden in den Parlamentarismus und folgt zumindest indirekt Parlaments- und Parteitagsbeschlüssen. Wird hingegen ehrenamtlich in leitenden Positionen sportli­cher Institutionen und Organisationen gehandelt, so spricht man von den Funktionä­ren des Sports, die nur sehr selten für sich in Anspruch nehmen, dass sie Sportpoliti­ker sind. Weiterlesen

„Memorandum Schulsport“ Herbst 2019 – Ein Dokument ohne Wert?

Nahezu stillschweigend wurde im Oktober 2019 ein „Memorandum Schulsport“ veröffentlicht, das der deutsche Sportlehrerverband, die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft, der Deutsche Olympische Sportbund und der „Fakultäten Tag Sportwissenschaft“ gemeinsam beschlossen haben. Dieses Memorandum sieht sich als eine aktualisierte Fortschreibung des „Memorandum zum Schulsport“ 2009. Weiterlesen

Rituelle Demokratie im Sport

Menschen tun viele Dinge, die keinen instrumentellen Nutzen haben. Kognitionswissenschaftler zeigen uns dies vor allem am Beispiel von Ritualen. Der Kausalzusammenhang zwischen einem Ritual und dem Ergebnis, das erreicht werden soll, liegt meist im Dunkeln. Dennoch werden Rituale über Generationen unverändert weitergegeben. Solche Rituale gibt es auch im Sport. Sie scheinen für die Sporttreibenden sehr hilfreich zu sein. Begrüßungs- und Eröffnungsrituale im Mannschaftssport, immer wiederkehrende Rituale von Athletinnen und Athleten in Individualsportarten, Rituale bei Olympischen Spielen oder anderen sportlichen Großveranstaltungen. Sie alle scheinen sehr willkommen zu sein. Ihre integrierende und entlastende Funktion ist für die Beteiligten offensichtlich. Fragt man nach Erklärungen für diese Rituale, so wird oft nur geantwortet „das macht man eben so“. Diese Art von Deutung ist durchaus befriedigend und muss nicht notwendigerweise hinterfragt werden. Weiterlesen

Europa und der Sport

Wenn ein US-Amerikaner zum ersten Mal Europa besucht, sich für den Sport interessiert und sich darüber seine Vorstellungen machen möchte, so sind seine Erwartungen klar. So wie es bei allen Olympischen Spielen eine US-amerikanische Nationalmannschaft gibt, so gibt es auch eine Europäische Nationalmannschaft. Jährlich wird in 47 Einzeldisziplinen der europäische Leichtathletikmeister gesucht. Gleiches gilt für das Schwimmen und alle übrigen olympischen Sportarten. Am Ende eines jeden Jahres stehen die Europameister und damit die besten Sportler Europas fest und diese Athletinnen und Athleten vertreten den Kontinent bei den jeweiligen Weltmeisterschaften der internationalen Sportfachverbände. Weiterlesen

Zur Vergabe von Fußball-Weltmeisterschaften

Ein Spiel der Mächtigen

Die Entscheidungen über die Vergabe einer Fußball-Weltmeisterschaft basieren auf demokratisch vereinbarten Regeln. Die Entscheidung über die Ausrichtung dieses Ereignisses findet gemäß den Statuten der FIFA über eine geheime Abstimmung statt. Es ist dabei geregelt, dass für den Sieg eines Bewerbers die einfache Mehrheit ausreicht und bei Stimmengleichheit das Machtwort des Präsidenten zu entscheiden hat. In der FIFA ist man auch bemüht demokratischen Prinzipien zu folgen, wenn es um die Ausschreibung der Fußball-WM geht. Genaue Bewerbungsfristen sind definiert, Kriterienkataloge zur Bewertung von Bewerbungen werden allen Bewerbern zugänglich gemacht. Evaluierungskommissionen werden eingesetzt und das Verfahren der Präsentation der Bewerber ist am Gleichheitsprinzip orientiert. Wie der sportliche Wettkampf so soll auch der Bewerber-Wettkampf ein fairer Wettbewerb sein. Fair Play ist nicht nur das Prinzip, das die Sportler zu beachten haben. Es soll auch für die Entscheidung der Funktionäre und für die Bewerber und deren Organisationen gelten. Weiterlesen

Zum Verhältnis zwischen Staat und Spitzensport

Das Verhältnis zwischen Staat und Spitzensport verweist auf eine lange Tradition. Schon Rousseau hat bei seinen Politikberatungen, unter anderem für Polen, auf die herausragende Bedeutung hingewiesen, die sportliche Wettkämpfe für die Entwicklung einer Nation leisten können und bereits bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen wurde von Repräsentanten der teilnehmenden Nationen, insbesondere der Vereinigten Staaten, auf die repräsentative Wirkung sportlicher Erfolge für nationale Politiksysteme hingewiesen. Damit sind die beiden Funktionen benannt, die der Spitzensport für staatliche Gebilde auch heute noch haben kann. Er kann zum einen innenpolitische Funktionen erfüllen: Soziale Integration, Arbeitsmarkt, Infrastruktur und kulturelle Bedeutung können dabei in einer Beziehung zum Phänomen des Hochleistungssport stehen. Zum anderen erfüllt der Spitzensport die Funktion der nationalen repräsentativen Funktion gegenüber anderen Nationen und Staaten. Er wird als Ausdrucksmittel zur Leistungsfähigkeit ganzer gesellschaftlicher Systeme instrumentalisiert. Weiterlesen

„Athleten Deutschland e.V.“: berechtigte Anliegen aber falscher Ansprechpartner

Ergreift der DOSB-Präsident in der Öffentlichkeit das Wort, so ist von „Sport Deutschland“ die Rede. „Sport Deutschland“ ist auch meist der Titel der DOSB Veröffentlichungen in den letzten Jahren. Angesichts dieses imperialen Sprachgebrauchs kann es kaum überraschen, dass auch eine der jüngsten Kreationen des deutschen Sports „Athleten Deutschland e.V.“ sich diesem eigenartigen Sprachgebrauch anschloss. Stellt man sich vor, man würde gleichermaßen von „Kunst Deutschland“, von „Musik Deutschland“ und von „Literatur Deutschland“ sprechen, so würde spätestens dann ein Unbehagen bei all jenen zu spüren sein, denen die Qualität der deutschen Sprache noch ein Herzensanliegen ist. Weiterlesen

Erwartungen an das Präsidentenamt

Die Welt des Sports ist eine Welt von Präsidenten und Direktoren. Unzählige Vizepräsidenten und stellvertretende Direktoren stehen im zweiten Glied. Aus Sekretären wurden Generaldirektoren und Ausschussvorsitzende versuchte man in ihrer Reputation aufzuwerten indem man sie zu Vizepräsidenten gemacht hat. Mit der gesellschaftlichen Aufwertung des Sports, wie sie in den vergangenen Jahrzehnten zu beobachten war, haben sich somit auch die Funktionäre aufgewertet. Oft hat man dabei auch die Führungsgremien personell aufgeblasen. Der dabei entstandene Ballon hat dabei meist nicht an Größe und Bedeutung gewonnen. Weiterlesen

Leistungssportreform in Deutschland – ein selbstreflexiver Lernprozess?

Sportliche Erfolge lassen sich meistens nicht durch Wunder erklären. Sie resultieren vielmehr aus einem glücklichen Zusammenspiel vielseitiger Bedingungsfaktoren: Talent, hartes Training, guter Trainer, Wettkampfhärte, mentale Stärke und ein positives Trainingsumfeld sind dabei unter anderem zu erwähnen. Dies gilt auch für den herausragenden olympischen Erfolg des Gastgebers der Olympischen Spiele in London 2012. Die Leistungssportnation Großbritannien hatte 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta ihr Waterloo erlebt. Nicht einmal unter den ersten zwanzig Nationen konnte sich Großbritannien damals platzieren. Für das Mutterland des modernen Sports war dies eine nationale Katastrophe. Weiterlesen

Transparenz in den Sportorganisationen – eine Utopie?

Transparenz ist ein kennzeichnendes Merkmal für demokratische Gesellschaften. Je offener eine Gesellschaft, desto transparenter sind ihre Strukturen. Allenfalls lässt sich der Bereich der Privatheit dem Gebot der Transparenz entziehen. Öffentlichkeit ist hingegen der Bereich unseres gesellschaftlichen Lebens, in dem Menschen zusammenkommen, ihre Interessen artikulieren, Vereinbarungen treffen und Probleme besprechen, die in politischen Prozessen gelöst werden sollen. Für eine demokratische Öffentlichkeit muss der Zugang zu allen Informationsquellen und Medien frei sein und sämtliche Informationen müssen frei diskutiert werden können. Im frei öffentlich zugänglichen Raum muss die Bildung einer Mehrheitsmeinung möglich sein. Zensur und andere die Meinungsbildung verhindernden Barrieren verbieten sich in diesem Raum. Die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit haben sich wohl in den letzten Jahrzehnten relativ schnell verändert. Die digitale mobile Kommunikation hat dabei die Bedeutung der Privatheit relativiert. Alles was den öffentlichen Raum kennzeichnet ist davon jedoch nahezu unberührt. Weiterlesen

Der Sportausschuss des Deutschen Bundestages

Im Verhältnis zwischen Sport und Politik stellt der Sportausschuss des Deutschen Bundestages eine besonders eigenartige Institution dar. Idealtypisch gedacht müsste dieser Ausschuss ein kritisches Korrektiv der jeweiligen Bundesregierung in sportpolitischen Fragen sein. Mit seiner Arbeit müsste er sicherstellen, dass dem Sport eine ausreichende gesellschaftspolitische Bedeutung zukommt und dass der Sport seine vielfältigen politischen Funktionen erfüllen kann. Wenn sich die Sportentwicklung auf Irrwegen befindet, müsste dieser Ausschuss eine mahnende Kontrollinstanz sein, sich für notwendige Sanktionen einsetzen und Lösungswege für zukünftige Entwicklungen empfehlen. Der Sportausschuss wäre dabei in gewisser Weise immer notwendige Lobby zugunsten des autonomen Sports, doch gleichzeitig auch distanziert kritischer Begleiter, der sich gegenüber dem autonomen Sport als unabhängig erweist. Weiterlesen

Sepp B. – oder die Gier nach Macht

Der Weltfußball wurde über Jahrzehnte von einer Person geführt, die sich durch eine nahezu unbegrenzte Macht auszeichnete. Als mächtigster Mann des Sports begegnete der FIFA-Präsident allen übrigen Mächtigen aus Politik und Wirtschaft zumindest auf Augenhöhe. Aus ökonomischer Sicht hatte sein Verband das Volumen eines internationalen Konzerns und unter politischen Gesichtspunkten reichte sein Einfluss bis in die letzten Winkel des Erdballs. Wie ist es möglich, dass ein Mensch in der Welt des Sports einen derartigen Weg zur Macht gehen kann? Ist dies typisch für die Welt des Sports und was sind die Mechanismen, die eine derartige Macht ermöglichen? Vergleicht man die FIFA mit den übrigen internationalen Sportfachverbänden so kann man sehr schnell erkennen, dass es in der Welt des Hochleistungssports ganz offensichtlich üblich ist, dass die Präsidenten der Fachverbände mit einer außergewöhnlichen Machtfülle ausgestattet sind. Weiterlesen

Wenn Ethik als Alibi missbraucht wird

Mit den Begriffen „Ethic Code“, „Corporate Governance Codex“ und „Compliance“ werden Themen benannt, die in jüngster Zeit auf der Tagesordnung fast jeder internationalen Sportorganisation zu finden sind. Nach mehreren Korruptionsskandalen, an denen vor allem Mitglieder des IOC und der FIFA, aber auch weitere Präsidenten und Mitglieder verschiedener internationaler olympischer Sportverbände beteiligt gewesen sind, mussten die Verantwortlichen in den Organisationen des Sports nicht zuletzt aufgrund eines massenmedialen Drucks und einer kritischen Öffentlichkeit zumindest den Anschein erwecken, dass sie bereit sind aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und Maßnahmen zu ergreifen, mit denen zukünftige Verfehlungen vermieden werden können. Anstelle einer Politik des passiven Tolerierens, des Vertagens von Problemen und der Vertuschung von Sachverhalten soll nun proaktives Handeln, Aufklärung, Transparenz und Glaubwürdigkeit treten. Die wohlfeilen Ziele sind bisher in keiner internationalen Sportorganisation erreicht und es stellt sich die Frage, ob die geplanten und teilweise bereits eingesetzten ethischen Maßnahmen zur Selbstreinigung überhaupt sinn- und wirkungsvoll sein können. Weiterlesen

Der Sport ist ein Politikum

Olympische Spiele und Großveranstaltungen des Sports haben eine außergewöhnliche Anziehungskraft. Besonders attraktiv scheinen die Sportereignisse für selbsternannte Experten aus dem Bereich der Medien und Politik zu sein, die sich berufen fühlen, die Funktionäre des Sports in Bezug auf die politischen Implikationen ihres Handelns zu belehren. Meist sehen sich diese Experten auch als Wächter der Menschenrechte. Den Funktionären des Sports wird dabei vorgeworfen, dass sie mit der Vergabe sportlicher Großereignisse an Nationen, in denen Menschenrechte verletzt werden, die in den jeweiligen Nationen herrschenden Regierungen in indirekter Weise unterstützen und damit den Menschenrechtsmissbrauch begünstigen. Weiterlesen

„Seb“ – Karrieren einer Marke

Folgt man Marketingtheoretikern, so ist „Branding“ das dringende Gebot der Stunde, will man mit seinem Produkt im Wettbewerb mit Konkurrenten erfolgreich sein. Beim Branding geht es um die Entwicklung eines Markennamens. Man benötigt ein starkes Aushängeschild für ein Unternehmen. Hat man seine eigene Marke in den Wettbewerb eingeführt, so geht es um Markenführung und Markenmanagement. Das Hauptziel ist dabei, die eigene Leistung, das eigene Angebot von der Konkurrenz abzugrenzen, den Wiedererkennungswert seiner eigenen Marke hochzuhalten. Dazu ist es notwendig, dass der Verbraucher diese Marke mit ihren charakteristischen Eigenschaften, Attributen und Leistungen verbindet. Wenn von Marken die Rede ist, fallen uns zunächst Worte wie „Nivea“, „Coca Cola“ oder „VW“ ein. Weiterlesen

Menschenrechte und sportliche Großveranstaltungen

Die Frage nach der Bedeutung der Menschenrechte im Zusammenhang mit sportlichen Großveranstaltungen hat Priorität, wenn der Zusammenhang zwischen Sport und Politik zu klären ist. Dies liegt zum einen daran, dass sich nicht zuletzt der olympische Sport öffentlich über eine Friedensbotschaft legitimiert, die konstitutiv für ihn ist. Gleichzeitig kann für den Bereich der Politik beobachtet werden, dass in nahezu sämtlichen politischen Systemen die heute existieren Menschenrechtsverletzungen zu beklagen sind. Es gibt nur wenige Staaten in denen Menschenrechte nicht verletzt werden, selbst der demokratische Rechtsstaat in westlichen Industrienationen bietet keinen absoluten Schutz vor Übergriffen. Weiterlesen

Sportnation Katar

Sport weist längst imperiale Züge auf. Mittlerweile hat er auch die letzten Ecken dieser Welt erreicht. Der Urwald ist von ihm ebenso wenig verschont geblieben wie die Wüste. Der Sport ist im wahrsten Sinne global. Meine Gutachtertätigkeit in Entwicklungsprojekten der Bundesregierung hat mich in viele junge Nationen in Südamerika, Afrika und vor allem auch in Südostasien geführt. Ich musste dabei sehr schnell erkennen, wie sich Sportsysteme unter kulturellen Gesichtspunkten unterscheiden können und wie verlockend der Sport für die politisch Mächtigen in den jeweiligen Gesellschaften sein kann. Weiterlesen