Beiträge

  • Der Weltsport im Olympischen Jahr 2024

    Der Weltsport kann einen ökonomischen Systemerfolg im Jahr der Olympischen Spiele 2024 aufweisen wie es bei keinem anderen gesellschaftlichen Teilsystem der Fall ist. Die Olympischen Spiele in Paris können dabei als der zwischenzeitlich erreichte Höhepunkt bezeichnet werden, der sehr schnell durch den nächsten Höhepunkt, der weltweit größten Fußballshow im Jahr 2026, abgelöst wird. Die kapitalistische Devise „Wachstum“ gilt für dieses System wie für kein anderes und es werden trotz aller, oder gerade wegen aller politischen Krisen, höhere Umsätze und Gewinne erzielt als jemals zuvor. Die in diesem System handelnden Personen zeichnen sich vor allem durch eine unersättliche Geldgier aus. Dies gilt für die sportlichen Akteure¹, für die verantwortlichen Funktionäre, für die Veranstalter, für die Sponsoren und wirtschaftlichen Partner, für die begleitenden Massen- und sozialen Medien, d.h. für alle Beteiligten wohl nicht im gleichen Umfang aber doch in der anzutreffenden Ausrichtung gleichermaßen. Obszöne Transfersummen, überhöhte Gehälter, maßlose Antrittsgelder, fragwürdige Werbeverträge, noch immer anwachsende Kosten für Übertragungsrechte, rechtlich kaum nachvollziehbare Erlasse von Steuern rufen dabei nahezu täglich öffentliche Verwunderung hervor, ohne dass dabei infrage gestellt wird, dass diese Obszönität auf dem Rücken der Steuerzahler stattfindet.

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  • Römische Zeiten … wenn Reichtum zu einem Problem des Sports wird

    Dass es den „Reichen“ zu gut geht, kann nicht nur in tarifpolitischen Auseinandersetzungen als treffendes Argument gehört werden. Die Annahme, dass sich die Reichen in unserer Gesellschaft in einer Identitätskrise befinden, könnte jedoch Überraschungen hervorrufen. Wer als distanzierter Beobachter[1] bei großen Sportereignissen teilnimmt, für den könnte diese Annahme allerdings naheliegend sein. Heute ist es immer schwieriger, das zu beschreiben, was einen Reichen auszeichnet. Nicht nur unsere Städte verheimlichen den Unterschied von arm und reich. Einige durchaus wünschenswerte Errungenschaften der Demokratie haben bewirkt, dass die Angleichung verschiedener sozialer Schichten nicht nur als bloße Täuschung wahrgenommen wird. Ehemals gravierende Unterschiede zwischen den Schichten wurden vielmehr ausgeglichen, teilweise gar beseitigt. Die Wohnkultur der sozial unteren Schichten hat sich vermehrt an die der Oberschicht angeglichen, zumindest ist sie nicht mehr geeignet, den großen Statusunterschied zu anderen Gruppen zu demonstrieren. Aber auch andere Erscheinungsweisen des Reichtums der vergangenen Jahrhunderte sind nahezu vollständig untergegangen. Autos, ja selbst teure Autos, sind zur Massenware geworden; die Ess- und Trinkkultur der Reichen wird zwischenzeitlich längst von der Mittelschicht imitiert. Leichte Kost und Weingenuss, Südfrüchte und Konfekt, präsentiert in künstlerischem Dekor, sind Merkmale des Lebensstils von fast jedermann geworden. Wo also lässt sich das Reichsein heute noch ausleben? Was nützt einem Reichtum, wenn man ihn nicht zeigen kann?

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  • Sport als Instrument der Modernisierung in Entwicklungsländern

    1. Das Modell der modernen Gesellschaft – ein Orientierungspunkt für Entwicklungspolitiker

    Seit Gorbatschows Perestroika mit dem Ziel des Umbaus der sowjetischen Gesellschaft ist es für jedermann klar geworden: Das über Jahrzehnte kritisierte Konzept der Modernisierung und dessen modernisierungstheoretische Begründung ist attraktiver denn je. Es besteht kein Zweifel: Der Umbau der ehemals sowjetischen Gesellschaften wurde unter das Programm der Modernisierung gestellt. In ganz Osteuropa findet im Moment die Übernahme und Nacherfindung moderner westlicher Institutionen statt. Gleiches ereignet sich in der Südhälfte dieser Welt.

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  • Warum die Olympischen Sportfachverbände reformunfähig sind

    Vorbemerkungen

    Zum folgenden Essay wurde ich vor allem durch die Lektüre eines in diesem Jahr erschienenen Buches angeregt. Göttrik Wewers Neuerscheinung „Nach der Kritik. Reformen im Weltsport?“(Nomos 2023)hat teilweise den organisationssoziologischen und politologischen Hintergrund hierfür bereitgestellt. Für diesen Essay nicht weniger wichtig sind jedoch auch meine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen, die ich als Mitglied von Gremien in mehreren Organisationen des Weltsports und als Exekutiv- Mitglied eines internationalen Sportfachverbandes habe machen können. (mehr …)

  • Warum die aktuellen Reformbemühungen des deutschen Hochleistungssports scheitern müssen

    Die Bemühungen um die Reform des Hochleistungssports in Deutschland, mit dem Ziel ihn wieder international auf höchstem Niveau konkurrenzfähig zu machen, gleicht einer „unendlichen Geschichte“ bei der ein Ende nicht absehbar ist. Im vergangenen Jahrzehnt und auch zuvor wurden mehrere Reformprogramme vom DSB und dessen Nachfolger von DOSB verabschiedet. Sie zielten auf das Problem der Trainerqualifikation¹, einer besseren Begleitung der Kaderathleten, auf eine Optimierung der Trainings- und Betreuungsmaßnahmen der Athletinnen und Athleten, auf die Belohnungs- und Kostenerstattungs-und Besoldungssysteme für die Athleten aber auch für die Trainer, auf das Problem der Rekrutierung von Nachwuchstrainern etc. Das aktuelle 10-Punkte-Programm des DOSB zur Dualen Karriere für die Jahre 2021 – 2028 ist in diese Fortschreibung von Konzeptionen einzuordnen. Ungeachtet der realen praktischen Wirksamkeit ist sich der DOSB bei aller Bescheidenheit sicher: „Internationale Vergleiche, aber auch zahlreiche EU-Projekte belegen, dass aktuell Deutschland in Bezug auf die Systematik der Herangehensweise in dieser komplexen Thematik der Dualen Karriere weltweit führend ist.“ Diese Selbstzuschreibung und damit zum Ausdruck gebracht Selbstüberschätzung kann angesichts der Reichweite der aktuellen Krise des deutschen Hochleistungssports eigentlich nur noch als ärgerlich bezeichnet werden. 

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  • Zur Verrechtlichung des Sports am Beispiel des Dopings

    1. Einleitung

    „Längst ist der Sport auf die Juristen¹ gekommen“: mit diesem Satz beginnt ein ansonsten sehr bemerkenswerter und sachkundiger Beitrag in der FAZ zum Doping aus verfassungsrechtlicher Sicht. Autor ist Professor Steiner, Ordinarius für öffentliches Recht und Richter am Bundesverfassungsgericht. Dieser Einschätzung von Herrn Steiner möchte ich widersprechen: Nicht der Sport ist auf die Juristen gekommen, sondern die Juristen auf den Sport: Sie sind schon seit längerer Zeit dabei, das System des Sports schleichend zu vereinnahmen. Das Recht und damit dessen institutionelle und personelle Vertretungen weisen quasi-imperialistische Züge auf. Das Recht ist dabei jenes gesellschaftliche Teilsystem, das immer entschiedener die anderen gesellschaftlichen Subsysteme dominiert. Auf einen Nenner gebracht heißt dies: Es findet in unserer Gesellschaft ein Verrechtlichungsprozess statt, der weder planvoll gesteuert noch von rational nachvollziehbaren Intentionen geleitet wird. (mehr …)

  • Fair Play als Prinzip – Warum Doping niemals erlaubt sein darf?

    1) Doping ist ein Grauzonen-Phänomen

    Wie sauber, wie ehrlich sind die olympischen Medaillengewinner¹? Selten war die Suche nach einer Antwort auf diese Frage so intensiv, wie dies bei den Olympischen Spielen in Peking der Fall sein wird. Die Geschichte des Hochleistungssports ist nicht nur eine Geschichte großartiger Leistungen von herausragenden Persönlichkeiten, sie war und ist auch eine Geschichte des Betrugs und der Manipulation. Nicht selten war dabei auch von Bestechung die Rede. Je bedeutsamer sportliche Erfolge werden, desto größer ist die Gefahr, dass Athleten und Athletinnen sich um sportliche Erfolge bemühen, die nicht nur auf ihre eigene Leistungsfähigkeit zurückzuführen sind. Längst ist deshalb eine Si-tuation entstanden, in der fast jede sportliche Leistung unter dem Verdacht steht, auf unfaire Weise erbracht zu sein. Dies ist vor allem für jene Athleten und Athletinnen eine Belastung, die sich ihrer soliden Leistung sicher sein können, die im fairen Wettkampf ihre sportlichen Erfolge erringen und dabei nach wie vor in der Lage sind, Weltklasse-leistungen auch in Konkurrenz gegenüber jenen Athleten und Athletinnen zu erreichen, die gedopt sind oder sich unerlaubter Mittel bedienen.

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  • Trainer als Dienstleister zwischen Athlet und Verband

    Die Geschichte der deutschen Leichtathletik, die 1998 mit ihrem 100jährigen Jubiläum einen Höhepunkt feierte, zeichnete sich in erster Linie durch hervorragende Athletinnen und Athleten und deren Leistungen bei Welt- und Europameisterschaften oder Olympischen Spielen aus. Persönlichkeiten wie Otto Peltzer, Heinz Ulzheimer, Willy Holdorf, Wolfgang Nordwig, Martin Lauer, Armin Hary, Heide Rosendahl,  Hartwig Gauder, Peter Frenkel, Harald Schmidt, Liesel Westermann, Manfred Germar, u.v.a.m. prägten und prägen die deutsche Leichtathletik weit über ihr Karriereende hinaus. Ihre hervorragenden sportlichen Leistungen wurden nicht selten von Trainern¹, Betreuern und Übungsleitern vorbereitet und begleitet, die im Schatten der Talente wirkten und diesen dennoch erst zu ihrer Entfaltung verhalfen. (mehr …)

  • Fußball- WM in Qatar – Lehrstunden für Deutschland

    Eine besondere WM

    In diesen vorweihnachtlichen Wochen findet  eine sehr ungewöhnliche Fußballweltmeisterschaft statt: Es nehmen an ihr mehr Mannschaften als jemals zuvor teil. Sie nimmt  mehr Zeit in Anspruch als man ihr aus der Sicht anderer Sportarten, aber auch aus gesellschaftspolitischer Sicht zubilligen könnte. Sie findet zum ersten Mal im Dezember statt. Diesmal ist das Weltereignis zu Gast  in Qatar, in einem Land, das ganz gewiss nicht auf eine lange Fußballtradition verweisen kann. Das Turnier verläuft nahezu reibungslos. Gastgeber¹ Qatar hat für diese WM die modernsten Fußballstadien bereitgestellt. Die Gäste wohnen in modernsten Hotels. Es ist Winter in Qatar, doch die Gäste aus aller Welt können sich an schönen Sonnentagen mit angenehmen sommerlichen Temperaturen erfreuen. Für das „Spiel mit dem runden Ball“ ist das Wetter geradezu ideal. Die Wege von Stadion zu Stadion und von den Hotels zu den Stadien sind kurz. Entgegen vieler Erwartungen werden fast alle Spiele von Zuschauern aus allen Ländern der Welt sehr gut besucht. Die Sicherheit aller Gäste ist in einem der sichersten Länder der Welt bestens gewährleistet. Bis auf eine kleine Ausnahme ist für alles gesorgt: Der Bierausschank und Alkoholkonsum, der bei Fußballweltmeisterschaften sonst üblich war, musste erheblich eingeschränkt werden. Für die Bürgerinnen und Bürger des Emirats Qatar sind gemäß ihrer islamischen Kultur und der darauf beruhenden Gesetze Alkoholgelage in der Öffentlichkeit verboten und die Gäste aus aller Welt haben sich diesem Verbot zu fügen. Die große Mehrheit der Bevölkerung Katars sind Moslems. Für sie sind die Monate November und Dezember ganz normale Monate in ihrem Jahreskalender.

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  • Kultur des Wettbewerbs im Sport – Teil 2

    6. Internationalisierung des sportlichen Wettbewerbs – Sport wird zum universellen Kulturmuster

    Aus heutiger Sicht betrachtet, ist der moderne Sport zu einem universellen Kulturmuster geworden (vgl. Bausinger, 2006). Diese Annahme vertreten auch die Repräsentanten des Weltsports. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass die Merkmale einer kulturellen Relativität gerade auch im modernen Sport nur unzureichend beachtet werden. Auch wird übersehen, dass der moderne Sport keineswegs in gleicher Weise in den verschiedenen Gesellschaften dieser Welt Anerkennung finden konnte und er nach wie vor unter dem Aspekt der jeweiligen Sozialisationsbedingungen erhebliche Unterschiede aufweist.

    Der Sport ist in seiner Entwicklung vorrangig ein bürgerliches, großstädtisches Phänomen. Dies lässt sich auch heute noch in Entwicklungs- und Schwellenländern beobachten. Sport wird vorrangig durch städtische Eliten getragen, meist sind sie Angehörige des Wirtschafts- und Bildungsbürgertums, aber auch die Angestellten sind dabei zu beachten, die mittels des Sports am bürgerlichen Leben teilhaben. Die von Nielsen vorgelegten Befunde zur Entwicklung des Verhältnisses der Großstadt zum Sport zwischen 1870 bis 1930 gelten auch heute noch. Es ist vorrangig die Mittelschicht, die auf eine gesundheitsbewusste Lebensweise und auf die Geselligkeit im Verein ausgerichtet ist (vgl. Nielsen, 2002). (mehr …)

  • Deutschland – ein Land der Selbstgerechtigkeit und Doppelmoral Beobachtungen zur Fussball-WM in Katar

    Ein Drehbuch gleicht dem anderen. Man lässt einen prominenten Sportstar, der mittlerweile seine Karriere beendet hat (Neureuther / Hitzelsperger) ein Opfer besuchen, ein Opfer, das persönlich schwere Menschenrechtsverletzungen erlitten hat oder von davon betroffenen Familienmitgliedern berichtet und dies alles natürlich auch zu Recht beklagt.  Die Regisseure dieser Fernsehsendungen (Golüke und Grantner), deren Format als „Dokumentation“ bezeichnet wird, lassen dann mehrere Interviewpartner zu Wort kommen, die ihre vorgefasste Meinung und ihre Vorurteile über das bevorstehende Sportereignis (Olympische Winterspiele in Peking/Fußball Weltmeisterschaft in Katar) bestätigen. Als Alibi lässt man auch sog. Stakeholder zu Wort kommen, die für das anstehende Event angeblich oder tatsächlich verantwortlich sind. Die ausgewählten Sportstars werden als selbstbewusste gesellschaftskritische Zeitgenossen inszeniert und ihre Gespräche mit Opfern, mit Menschenrechtsexperten, mit Politikern, mit wissenschaftlichen Experten und verantwortlichen Sportfunktionären werden so in Szene gesetzt, dass der Zuschauer im Grunde glauben muss, dass diese besonderen Persönlichkeiten des Sports diese Dokumentation aus eigenem Antrieb und mit einem von Ihnen selbst geschriebenen Drehbuch zu verantworten haben. Neben sendereigenem Filmmaterial bedient man sich vor allem ausgewählter Film-Dokumente aus dem Archiv, die allerdings meistens nicht als aktuell zu bezeichnen sind. Das fertig gestellte „Machwerk“ wird eine Woche vor dem anstehenden internationalen Event mit lautem Getöse angekündigt und ausgestrahlt und die Verantwortlichen – wie hier bei der ARD – loben sich gegenseitig, dass sie einmal mehr ihrer Informations- und Aufklärungspflicht in vorbildlicher Weise nachgekommen sind.

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  • Probleme der Sportberichterstattung – Versuch einer konstruktiv-kritischen Betrachtung

    „Auch das lernt man als Sportreporter: Es gibt keine transzendenten Themen im Leben, Dinge sind ausnahmslos hier und sie sind vorbei und das muß genügen. Die andere Sicht der Dinge ist eine Lüge der Literatur, der Geisteswissenschaften“ (Zitat aus dem Roman von Richard Ford „Der Sportreporter“, Reinbek 1989).

    Einleitung

    Die Kritik an der Sportberichterstattung ist so alt wie die Sportjournalistik selbst. So war 1929 am 23. Dezember in der Kölnischen Zeitung folgendes zu lesen:
    „Man darf wohl sagen, dass der Stil des Sportvortrags im Rundfunk noch nicht gefunden ist: Aber seiner großen Bedeutung nach verlohnt es sich, ihn ausfindig zu machen, und das wird noch viel Beobachtung und viel Zeit kosten.“ (mehr …)

  • Wer sind die Opfer? Anmerkungen zu den Dopingopferhilfegesetzen

    Dopingopfer-Hilfegesetz 1 und Dopingopfer-Hilfegesetz 2

    Am 24.8.2002 wurde das Gesetz über eine finanzielle Hilfe für Doping-Opfer der DDR (Dopingopfer-Hilfegesetz-DOHG) unter dem Applaus von vielen Abgeordneten des Deutschen Bundestages in Kraft gesetzt. Am 28.6.2016 folgte das zweite Gesetz über eine finanzielle Hilfe für Dopingopfer der DDR (Zweites Dopingopfer-Hilfegesetz- 2.DOHG).
    Im ersten Gesetz wurde festgelegt, dass beim Bundesverwaltungsamt aus humanitären und sozialen Gründen ein Fonds in Höhe von 2 Millionen € eingerichtet wird, aus dem finanzielle Hilfe an Dopingopfer der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik gewährt wird. Aus diesem Fonds erhielten DDR-Dopingopfer eine finanzielle Unterstützung von jeweils rund 10.500 € als einmalige Hilfe. Dieses Gesetz trat 2007 außer Kraft. (mehr …)

  • Kultur des Wettbewerbs im Sport – Teil 1

    1. Zu den Anfängen des modernen Sports in England

    Der moderne Sport hat seinen Ursprung in England. Viele Sportarten, die heute in der ganzen Welt verbreitet sind, entstanden in England in der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Besonders hervorzuheben sind dabei Fußball, Pferderennen, Ringen, Boxen, Tennis, Rudern, Kricket und Leichtathletik. Auch den englischen Ausdruck Sport übernahmen viele Sprachen als passenden Begriff für diesen unverwechselbaren Zeitvertreib.

    Die Ausbreitung des modernen Sports ist zunächst an das Verhalten der feinen Gesellschaft gebunden. Sie gab in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dem Begriff Sport in England seinen Inhalt. Auch in anderen Ländern wurde der Sport zunächst von den Oberschichten übernommen. Dies gilt für die aristokratische Oberschicht Frankreichs in besonderer Weise. Die volkstümlichen Arten der Körperkultur, wie z. B. der Fußball, entwickelten ihre Merkmale eines Sports erst später und wurden auch erst später als Sport anerkannt. Sehr schnell setzten sich die englischen Sportarten aber weltweit als Zeitvertreib der Mittel- und Unterschichten durch. (mehr …)

  • Der Sport hat einen Friedensauftrag

    Aufforderung zum Boykott

    In diesen Tagen konnte einmal mehr der deutsche Athletenvertreter Maximilian Klein des Applauses der Politiker¹ und der Presse mit seinen Äußerungen über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und dessen Konsequenzen für den internationalen Sport sicher sein (SZ 13.10.2022). Er fordert ein „Gesamtpaket aus Sanktionen“ gegenüber Russland. „Dazu gehört in schmerzlicher Weise auch der Ausschluss von Athletinnen und Athleten, die nun mal nichts für den Krieg können… zugleich müsste dazugehören, dass das IOC und der Weltsport seine Verbindungen zu Russland und die Unterwanderung durch russischen Einfluss aufarbeiten lassen. Dass russische Funktionäre ausgeschlossen werden. Dass russische Verbände und auch das russische NOK ausgeschlossen werden.“
    Das IOC wirft seiner Meinung nach mit seinem Präsidenten „Nebelkerzen“, um „von den strukturellen Herausforderungen und der eigenen Verantwortung“ abzulenken. Es lenkt die Diskussion „auf die individuelle Ebene der Athleten, um von dem „gebotenen Sanktionspaket und von seiner eigenen Verantwortung“ abzulenken. „Dadurch wird das strukturelle Systemversagen, das über Jahre geduldet und vielleicht sogar gefördert wurde, außer Acht gelassen“. (mehr …)

  • Leichtathletik WM Eugene 2022 – ein internationales und nationales Mahnmal?

    Internationales Mahnmal

    Für den Präsidenten von World Athletics waren die Weltmeisterschaften von Eugene „The Greatest Show on Earth“. Wer diese Weltmeisterschaft vor Ort gesehen oder mitten in der Nacht im deutschen Fernsehen mitverfolgt hat, muss sich die Frage stellen, warum verantwortliche Sportfunktionäre¹ immer wieder dazu neigen, sich selbst zu belügen. Wäre World Athletics zur Selbstkritik fähig, so müssten die Verantwortlichen eine ganze Reihe von Fragen stellen, deren Antworten vermutlich äußerst schmerzlich sind.

    Wie ist es möglich, dass bei der „größten Show der Welt“, die zehn Tage dauerte, lediglich 150.000 zahlende Zuschauer anwesend waren? Bei der gleichen Veranstaltung, für die ich in Stuttgart 1993 mit dem damaligen OK-Präsidenten August Kirsch gemeinsam verantwortlich zeichnete und bei der die Messe Stuttgart mit einem kompetenten Veranstaltungsdirektor Vögele ein nachahmenswertes Marketing- und Promotionskonzept hinterließ, konnte diese Zuschauerzahl bereits nach den ersten beiden Wettkampftagen erreicht werden. (mehr …)

  • Der DOSB auf neuen Wegen, oder: Wie viele Eckpunkte braucht der deutsche Sport?

    Werden neue Regierungen gewählt so werden an diese meist sehr große Erwartungen gerichtet. Dies gilt nicht nur im Bereich der Politik, sondern auch für viele Organisationen des Sports. Es gilt vor allem für das neu gewählte Präsidium des DOSB, dessen Vorgänger ganz offensichtlich mit einigen Herausforderungen konfrontiert war, denen es nicht gewachsen war. Es gab wohl einen omnipräsenten und sehr fleißigen Präsidenten, dessen Kompetenz für das gesellschaftspolitisch bedeutsame Amt zumindest im Nachhinein als unzureichend zu bezeichnen ist.  (mehr …)

  • Skizzen zu einem neuen Leitbild des Olympischen Sports

    Pierre de Coubertin, Begründer der modernen Olympischen Spiele, war davon überzeugt, dass das wichtigste Kennzeichen des Olympischen Geistes in Antike wie Moderne dessen „Religionscharakter“ sei. Der olympische Athlet „formt seinen Körper durch Leibesübungen, wie ein Bildhauer eine Statue in Stein meißelt. Der Athlet der Antike ehrte die Götter, der Athlet der Moderne verherrlicht sein Vaterland, seine Rasse, seine Flagge. Ich habe deshalb die Erneuerung des olympischen Geistes von Anfang an mit der Wiederbelebung dieses religiösen Gefühls verbunden, das in der Gegenwart durch den Internationalismus und die Demokratie erweitert und umgeformt wurde, und das dennoch jenes ist, das die jungen Hellenen, die den Triumph durch ihre Muskeln im Sinn hatten, vor die Altäre des Zeus führte“. Die von ihm für geeignet gehaltenen Leibesübungen fand er bei einer Reise nach England, wo er u.a. die Städte Rugby und Eaton besuchte und dort die Fecht – und Ruderclubs kennenlernte: „Ich entdeckte etwas Unerwartetes und Verborgenes, die Pädagogik durch den Sport, ein ganzes System geistiger und sozialer Bildung versteckt im Schulsport“. Diese Entdeckung wurde zur Grundlage seines Lebenswerks, das in der Forderung nach einem universellen Menschenrecht auf Sport seinen Höhepunkt erreichte: „Nichts ist erreicht, wenn es nur eine Minderheit erreicht. Das Vergnügen des Muskelspiels, das so viel Freude, Kraft, Ruhe und Reinheit spenden kann, muss in allen Erscheinungsformen, die es durch den Fortschritt der modernen Industrie erfahren hat, jetzt auch dem einfachsten Menschen offenstehen. Das ist der wahre, der demokratische Geist Olympias, dessen Grundstein wir heute legen“. (mehr …)

  • Reflexive Lehr-Lern-Situationen im Sport – Ein Beitrag zur Verbesserung der Beziehung zwischen didaktischer Theorie und sportlicher Praxis

    Vorbemerkungen

    Eine Kluft zwischen didaktischer Theorie und realer Lehr-Lernpraxis ist kein sportspezifisches Problem, sie ist vielmehr in der Beziehung von Theorie und Praxis in allen Wissenschaften zu beobachten. Spezifisch sportlich und besonders verdienstvoll ist hingegen, dass gerade im Sport diese Kluft immer wieder zur Kenntnis genommen und kritisiert wird und dass beständig Bemühungen unternommen werden, die zu einer Reduzierung der Kluft beitragen sollen. Vergleicht man in dieser Beziehung den Sport mit anderen Hochschuldisziplinen, so sind solche Bemühungen geradezu vorbildlich. „Selbstbeweihräucherung“ scheint aber besonders in der aktuellen bildungspolitischen Situation wenig angebracht zu sein. Vielmehr müsste gerade wegen dieser günstigen Situation im Sport die Verbesserung der Beziehung zwischen didaktischer Theorie und sportlicher Praxis eine vorrangige sportwissenschaftliche und sportpraktische Fragestellung und Aufgabe sein. Für die meisten Sportlehrer¹ ist die Kluft, die zwischen didaktischen Zielbestimmungen und der sportunterrichtlichen Wirklichkeit liegt, noch immer unüberwindbar und wird deshalb zu Recht beklagt. Nimmt man solche Klagen ernst, so wird es notwendig sein, zunächst nach den Ursachen zu suchen, die diese Kluft bedingt haben. Erst dann lassen sich Maßnahmen ergreifen, die zur Verringerung der Kluft beitragen bzw. die die Kluft „begehbar“ werden lassen. Beides soll im Folgenden versucht werden.
    Über die Ursachen der Kluft zwischen didaktischer Theorie und sportlicher Praxis gibt es verschiedene Annahmen. Einerseits wird angenommen, dass es an einer noch ausstehenden Unterrichtstheorie des Sports, an der ungenauen Beschreibung von Lernzielen, an den schlecht ausgebildeten oder unengagierten Lehrern und an den unzureichenden Ausbildungsstätten liegt. (mehr …)

  • IOC Präsident Bach auf dem Prüfstand

    Die Olympischen Winterspiele 2022 sind vor einer Woche zu Ende gegangen und diese Spiele werden einen besonderen Platz in den deutschen Geschichtsbüchern über den Sport einnehmen. Deutschland hat sich eine Meinung über diese Spiele gebildet und diese Meinung lautet etwas verkürzt dargestellt folgendermaßen:

    „Diese Spiele hätten vom IOC niemals an China vergeben werden dürfen, an ein Land, in dem die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, das mutwillig seine Umwelt zerstört, in dem jeder dort sich zeitweilig aufhaltende oder ständig dort lebende Mensch überwacht und abgehört wird und wo das wichtigste Prinzip des Sports, das Fair Play Gebot, mit Füßen getreten wird. Dies alles hat ein deutscher IOC – Präsident zu verantworten, der ein Machtmensch ist, und der sich von den Autokraten dieser Welt korrumpieren lässt“.

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  • Beijing 2022 – Eine fragwürdige deutsche Kommunikationsbilanz

    Es war wie immer, und doch war es ganz anders.
    Wie immer wurde wenige Wochen vor den Olympischen Spielen – wie von unsichtbarer Hand gesteuert – ein journalistisches Theaterstück inszeniert, das bis zur Eröffnungsfeier der Spiele in mehreren Akten auf der Bühne des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und der führenden deutschen Tageszeitungen aufgeführt wurde. Wie vor den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking, den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi und den Winterspielen in Pjöngjang wurde auch vor den Winterspielen 2022 ein „Feldzug“ gegen den Gastgeber der Spiele, gegen das IOC und gegen den Olympismus im weitesten Sinne aufgeführt. Sämtliche mittlerweile hinreichend bekannte Szenen dieses Theaterstücks kamen dabei erneut wieder zur Aufführung: an erster Stelle stand dabei die Kritik der Menschenrechtsverletzungen durch die jeweiligen Gastgeber. 2008 war es die buddhistische Bevölkerung Tibets, die von der kommunistischen Regierung Chinas verfolgt wird, 2014 war es die Diskriminierung der LBTG Community durch Russlands Regierung, 2022 waren es die muslimischen Uiguren in der Provinz Xinjiang, die angeblich oder tatsächlich von der kommunistischen Regierung Chinas in Erziehungslagern gefangen gehalten werden. Jedem der Gastgeber wurden große ökologische „Verbrechen“ vorgeworfen, die Sinnhaftigkeit von Winterspielen in den jeweiligen Ländern wurde infrage gestellt, Winterspiele wurden zu einem europäischen Vermächtnis stilisiert, dem IOC wurde und wird der Ausverkauf der olympischen Werte und Ideale vorgehalten. (mehr …)

  • Jugendliche – „Stiefkinder“ der Sportvereine?

    Themenfragen sind rhetorisch und haben nur Reizcharakter, die Antwort ist längst bekannt, sie wird akzeptiert. Jugendliche sind „Stiefkinder“ in den Vereinen, zumindest was ihre finanzielle Unterstützung an­belangt und es besteht Einstimmigkeit in allen Vereinskreisen, die nicht als rückschrittlich gelten möchten, dass ein Verein nach außen hin offen sein muss. Die Frage, die wir uns zu stellen haben, muss deshalb eher lauten, warum gerade die Jugendlichen die „Stief­kinder“ der Vereine sind und was zu tun ist, dass Jugendliche gleich­berechtigte Mitglieder unserer Sportvereine werden. Auf beide Fragen sollten wir Antworten suchen.
    Zunächst möchte ich aber auf einen wichtigen Anlass hinweisen, der in unmittelbarem Zusammenhang zu diesem Thema steht. Auf Bundesebene wurde des Öfteren – und manchmal vermutlich nicht ganz zu Unrecht – von verschiedenen politischen Jugendorganisationen der „Deutschen Sportjugend“ die Förderungswürdigkeit im Sinne einer Bildungsorganisation abgesprochen. Es war ja ein langer Weg bis verantwortungsvolle Funktionäre¹ des Sports dessen alleinige Einstufung als Mittel zur körperlichen Ertüchtigung bei den Politikern und bei einem Teil der Öffentlichkeit zu Gunsten einer Anerkennung auch seines Bildungs­auftrages und seiner gesellschaftspolitischen Bedeutung verändern konnten. Ein neues Wissen um neue Möglichkeiten im Sport wurde in die­ser Auseinandersetzung vermittelt. Eine neue Praxis allerdings hat sich daraus nur viel zu selten ergeben. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass sportfremde Gruppen nicht immer mit Sachverstand aber mit viel Nach­druck auf die Kluft zwischen den großen (theoretischen) Sprüchen und der praktischen Wirklichkeit der sportlichen Jugendarbeit verweisen, in der eben doch nur die körperliche Ertüchtigung, der Wettkampf und das Training im Mittelpunkt stehen. Von einer Erziehungs- und Bildungsinstanz kann nach Auffassung dieser Kritiker demnach nicht gesprochen werden. Die DSJ wäre gemäß solcher Interpretation also nicht förderungswürdig. (mehr …)

  • Die Winterspiele in Peking 2022 und die Achtung der Menschenrechte

    Die Werte und Ideale des modernen Olympismus, begründet durch Pierre de Coubertin und weitergeführt über internationale philosophische Studien zur modernen Olympischen Bewegung, haben nach wie vor ihre Relevanz und sind gerade vor dem Hintergrund einer fortschreitenden Kommerzialisierung des modernen Hochleistungssports und vor dem Hintergrund von Betrug und Manipulation sportlicher Höchstleistungen von besonderer Aktualität. Gleiches gilt für die Olympische Charta, in der die Ideen des modernen Olympismus über ein Regelsystem festgelegt sind. (mehr …)

  • POTAS – ein lernendes System?

    Seit sechs Jahren ist die deutsche Sportlandschaft von einem „Virus“ betroffen, dem Wissenschaftler¹ und Sportpolitiker den Namen „POTAS“ gegeben haben. Wie mittlerweile immer mehr Leute wissen sind Viren der Ursprung des menschlichen Lebens und in unserem Körper sind auch heute noch viele Viren anzutreffen. Manche haben dabei durchaus positive Wirkungen, andere können äußerst bedrohlich, ja sogar lebensgefährlich sein. Genauso verhält es sich mit dem Virus POTAS in Bezug auf seine Auswirkungen auf die  olympischen Sportarten, die von ihm betroffen sind. Für die einen ist das Virus in der weiteren Zukunft eine große Hilfe andere können dabei nahezu in ihrer Existenz gefährdet sein. (mehr …)

  • Erwartungen an den Sportjournalismus

    Einleitende Bemerkungen 

     

    Die folgenden Erwartungen an Sportjournalisten1 sind so allgemein gehalten, damit die gesamte Sportjournalistik sich darin wiederfinden kann. Ich gehe davon aus, dass allgemein formulierte Erwartungen Anlass für Diskussionen sein können. Ich bin mir dabei durchaus   bewusst, dass allgemein formulierte Aussagen im Zusammenhang mit normativen Wertungen – und Erwartungen sind das ja in prinzipieller Weise immer – zunächst auf Ablehnung stoßen. Für den speziellen Fall ist im gewissen Sinne eine allgemein formulierte Kritik immer unzutreffend. Wer jedoch bereit ist, sein eigenes Tun im Bereich des Journalismus einer kritischen Würdigung zu unterziehen, der wird sich selbst auch in allgemeinen Erwartungen wiederfinden.   (mehr …)

  • Sportwissenschaft im interdisziplinären Dialog

    1. Vorbemerkungen zum Problem

    Die Sportmedizin ist eine wissenschaftliche Disziplin, die sich ihrer wissenschaftlichen Heimat, der Medizin, sicher ist. Das wissenschaftstheoretische und praktische Problem von Integration und Differenzierung, von Allgemeinheit und Spezialistentum, wie es sich für viele Wissenschaftler stellt, ist hinreichend gelöst. Die Medizin kann sich anerkannter Methoden bedienen, sich auf beispielhafte berufsethische Standards berufen und auch Persönlichkeiten aufweisen, deren gesellschaftliche Anerkennung beachtlich ist. Die Sportmedizin als Wissenschaftsdisziplin fühlt sich eigenständig und es erscheint deren Angehörigen meist inakzeptabel, als Teildisziplin der Sportwissenschaft betrachtet zu werden, wie dies in der wissenschaftstheoretischen Diskussion der vergangenen Jahre sehr häufig der Fall war. (mehr …)

  • Wettkampfsport im Verein – eine zentrale Aufgabe?

    1. Anliegen

    Die Überschrift zu diesem Beitrag ist mit einem Fragezeichen gekennzeichnet. Fragen erzeugen gewöhnlich Spannung. Sie sind Mittel einer auf Spannung ausgerichteten Dramaturgie. Diese Qualität soll den folgenden Ausführungen nicht zukommen. Der in der Überschrift gestellten Frage soll vielmehr ihr rhetorisch-dramatischer Charakter gleich zu Beginn genommen werden, indem im Sinne einer These eine eindeutige Antwort gegeben wird: (mehr …)

  • Entwicklungszusammenarbeit im Sport – Fremdes verstehen, voneinander lernen

    Dem Sport werden eine Vielzahl bedeutsamer gesellschaftlicher Funk­tionen zugeschrieben. In der Dritten Welt ist dies ebenso der Fall wie in der Ersten. Wer in Indonesien Sport treibt, weiß den Sinn seines Tuns ebenso zu rechtfertigen wie jenes neue Mitglied in einem Sportverein, das sich einer Seniorengruppe angeschlossen hat. Viele dieser Funktionen und Sinnzuweisungen sind wissenschaftlich umstritten, insbesondere dann, wenn empirisch zu beweisen ist, ob der Sport diese Funktionen und den ihm zugewiesenen Sinn tatsächlich auch erfüllen kann. (mehr …)

  • Zur Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt in Sportverbänden

    Die Geschichte der freiwilligen Vereinigungen im Turnen und im Sport, die schon mehr als 200 Jahre währt, kann zu Recht als eine Erfolgsgeschichte der Ehrenamtlichkeit bezeichnet werden. Zahllose Freiwillige haben sich zusammengefunden im Interesse einer gemeinsamen Sache. Sie haben Abteilungen, Vereine und Verbände gegründet, und mit freiwilliger Arbeit wurden bedeutsame gesellschaftspolitische Leistungen erbracht. Organisatorisch fanden   Turnen und Sport gleichsam „nebenher“ statt. Der Begriff der „wichtigsten“ Nebensache hatte somit Bedeutung. Denn für die vielen Ehrenamtlichen in der 200- jährigen Turn- und Sportgeschichte war ihr Beruf, war das Arbeitsleben der Bezugspunkt ihres freiwilligen Handelns. Turnen und Sport hatten hingegen Freizeitcharakter, auch schon damals, als dieser Begriff noch gar nicht zum deutschen Sprachgebrauch gehörte. Mit dem Siegeszug des Turnens und des Sports, mit dem ökonomischen und politischen Wandel unserer Gesellschaft, mit den vielfältigen Veränderungen im Arbeitsleben und nicht zuletzt bedingt durch den wachsenden materiellen Wohlstand kam es zu einer Aufwertung von Turnen und Sport. Aus der Nebensache wurde eine politisch zunehmend bedeutsame Angelegenheit. (mehr …)

  • Die sozial- und sportpolitische Bedeutung der ehrenamtlichen Tätigkeit im Sportverein

    Ich werde in meinen folgenden Ausführungen versuchen, ein Plädoyer für das Ehrenamt und für die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Sportvereinen abzugeben. Mein Plädoyer beruht auf theoretischen Einsichten in das Phänomen des Ehrenamtes ebenso wie auf praktischer Überzeugung. Bekenntnisreden zur ehrenamtlichen Tätigkeit sind frei­lich nichts Neues; bei Jahresfeiern, Ehrungen, Beerdigungen, wann immer also Sportpolitiker und Sportfunktionäre über die Bedeutung von Sportvereinen reden, darf ein Lob über das Ehrenamt nicht fehlen. (mehr …)

  • Auf dem Weg zu einer Didaktik des Schulsports

    Die Diskussion über die Didaktik der Leibesübungen bzw. des Schulsports hat eine mehr als zweihundertjährige Tradition, wenn das Wirken von GutsMuths (1759-1839) als Ausgangspunkt gewählt wird. Tatsächlich oder angeblich konkurrierende Didaktiken sind gegenwärtig das Resultat. Es wird seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von unterschiedlichen didaktischen Modellen gesprochen, teilweise ist auch von Paradigmenwechseln die Rede. Weil vieles, was in der Vergangenheit ausführlich bereits diskutiert und niedergelegt wurde, längst in Vergessenheit geraten ist, kann auch immer wieder von Innovationen gesprochen werden. Doch wird dabei oft nur – wenn auch meist unwissentlich – „alter Wein in neuen Schläuchen“ serviert und dieser kommt dann häufig lediglich in einem neuen sprachlichen Gewand daher. Manch neue Begrifflichkeit verdeckt dabei jedoch erkennbare Richtungsentscheidungen, die für die weitere Entwicklung des Schulsports entscheidend sein können. (mehr …)

  • Lässt sich Sportentwicklung aktiv steuern?

    Zum Problem der passiven Anpassung in Vereinen und Verbänden

    1. Hinführung zum Problem

    Versteht man den Deutschen Olympischen Sportbund als eine offene Organisation, die sich in einem Austausch mit ihrer Umwelt und deren verschiedenen Teilsystemen befindet, so z.B. mit den Massenmedien, der Wirtschaft, der Kirche, dem Staat, den Gewerkschaften und dem Erziehungswesen, so kann der Deutsche Olympische Sportbund wie jede andere Großor­ganisation auch, seinen Bestand eher dann erhalten bzw. weiterentwickeln (wachsen), wenn er möglichst negative Austauschprozesse mit seiner Umwelt vermeidet. In der Sprache der Organisationssoziologie ausgedrückt heißt das: Es sollte in den Aus­tauschprozessen vermieden werden, dass die Abgabe von Organisationsleistungen und die dadurch verursachten Kosten nicht größer sind als die Erlöse, welche der Organisa­tion zufließen. Dieser Grundsatz gilt vor allem für das Austauschverhältnis des Sports mit dem Staat, den Medien und der Wirtschaft. (mehr …)

  • Zum Verhältnis zwischen Kirche und Sport

    Anmerkungen zu einer wün­schenswerten Partnerschaft

    Aus der Sicht von heute scheint es normal zu sein, dass die beiden großen Kirchen Deutschlands den Sport akzeptieren und umgekehrt der Sport gegenüber den Kirchen seinen Respekt zollt. Die Aufgeschlossenheit der Kirche vollzog sich jedoch erst um die Jahrhundertwende. Sie ist das Ergebnis einer Wandlung, bedingt durch die Aufgabe des anthropologischen Dualismus. Mit der anthropologischen Wende im 19. und 20. Jahr­hundert kam es in der Kirche zu einer positiveren Bewertung der Leiblichkeit des Menschen. Hinzu kam, dass die Kirche sich insgesamt gegenüber weltlichen Fragen öffnete und damit auch ihre Aufmerksamkeit dem Sport zuwenden musste. Mit der Erkenntnis der Ganzheit des Menschen und der Untrennbarkeit von Leib, Seele und Geist gab die Kirche die Ansicht auf, dass das Christentum von seiner grundsätzlichen Lehre her leib- und daher sportfeindlich sein müsse. Die neue Aufgeschlossenheit hatte u.a. die Gründung eigener Sportorganisationen zur Folge. Seit dieser Zeit führte zunächst der Sport in den Kirchen als konfessioneller Sport ein Eigenleben, das durch die Gleichschaltung im Nationalsozialismus beendet wurde. Nach 1945 waren es dann nicht zuletzt die kirchlichen Sportführer, die sich für eine integrative Einheitssportbe­wegung eingesetzt haben. Kirchliche Vertreter wurden folgerichtig deshalb auch bereits sehr früh in führende Gremien des Deutschen Sportbundes berufen. (mehr …)

  • Sportberichterstattung

    – ein bedeutsamer Faktor der massenmedialen Kommunikation

    Der Sport, so wie er heute in den Massenmedien präsentiert wird, wirft viele Fragen auf, die auf Probleme verweisen, deren Lösungen dringend erwünscht wären. Wel­cher Sport wird in den Massenmedien zur Darstellung gebracht? Welche Formen des Sporttreibens werden nicht berücksichtigt? Wie wird der Sport in den Medien dargestellt? Welche Inszenierungsformen haben sich bewährt? Welche sind frag­würdig? Welche zukünftigen sind zu erwarten? Wie unterscheidet sich die Sportbe­richterstattung in den öffentlichen-rechtlichen Medien im Vergleich zu privaten Mas­senmedien? Welche Rolle spielt die Sportberichterstattung beim schon seit längerer Zeit zu beobachten Konzentrationsprozess in der Medienbranche? Wie stellt sich die Beziehung zwischen den Sportverbänden, den Massenmedien und den Sport­ereignissen unter ökonomischen Gesichtspunkten dar? Welche Wirkung hat die Sportberichterstattung auf die Rezipienten? Werden sie zu aktivem Sporttreiben animiert oder wird die Passivität der Zuschauer gefördert? Gibt es Zusammenhän­ge zwischen dem aggressiven Verhalten in den Stadien und der massenmedialen Berichterstattung? (mehr …)

  • Lebensperspektiven nach dem Spitzensport

    Einleitung

    Ich möchte meine Überlegungen im Folgenden in etwas ungewöhnlicher Weise gestalten. Ich werde mit einem Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe beginnen und mit einer lyrischen Reminiszenz an Hermann Hesse enden. Goethes Gedicht – so meine ich – kann wie kaum eine andere Darstellung das Phänomen des Hochleistungssports kennzeichnen. Es ist ein Liebesgedicht und trägt den Titel ‚Einschränkung‘: (mehr …)

  • Was ist Sport? Sport als Definitionsproblem

    Beobachten wir den Sport in den verschiedenen Gesellschaften dieser Welt, so las­sen sich viele Gemeinsamkeiten beobachten. Doch gleichzeitig müssen wir auch Un­terschiede wahrnehmen, die darauf hinweisen, dass es sich bei dem modernen Sport um ein Phänomen handelt, das sich von Gesellschaft zu Gesellschaft und von Kultur zu Kultur unterscheidet. Ein Fußballspiel in Brasilien scheint auf den ersten Blick die gleichen Merkmale aufzuweisen wie ein Fußballspiel in Kenia, Indonesien oder Us­bekistan. Schauen wir jedoch etwas genauer, so lassen sich kulturelle Unterschiede erkennen. Der italienische Fußball scheint eine besondere Qualität zu besitzen. Wir sprechen vom „Catenaccio“. Der brasilianische Fußball wiederum unterscheidet sich von diesem. Ästhetik, elegantes und intelligentes Zusammenspiel sind dabei die Merkmale. Deutscher Fußball scheint hingegen eher zielstrebig, klar und betont dis­zipliniert zu sein. (mehr …)

  • Talente im Sport

    1.Anmerkungen zum Talentbegriff

    Die Etymologie des Wortes „Talent“ ist bezeichnend. Das Wort stammt aus dem Griechischen und meint eine ausgezeichnete geistige oder auch körperliche Befähigung. In diesem Sinn spricht man von mathematischen, philosophischen und künstlerischen Talenten. Ursprünglich bedeutete das griechische Wort tálanton „Waage“ und das talentum war eine griechische Gewichtseinheit. Der Bedeutungswandel, den das deutsche Wort Talent hinter sich hat, bis es über das französische Wort talent in unsere deutsche Sprache eingeführt war, ist dabei vielsagend. Er verweist auf das Neue Testament und zielt auf ein anvertrautes Gut, ein übergebenes Vermögen, auf von Gott übergebene Fähigkeiten. Das Talent sollte begrifflich vom Genie unterschieden werden. Dabei ist der Unterschied des Talents vom Genie oft nur mit Mühen festzustellen, da sich das Talent in seinen höchsten Entfaltungen dem Genie bis auf einen unmerklichen Abstand nähern kann. (mehr …)

  • Zur Verantwortung des Sports und der Berichterstattung in der massenmedialen Kommunikation

    1. Einführung

    Moderne Gesellschaften sind ohne Massenmedien nicht denkbar. Sie ermöglichen ihnen mit sich selbst ins Gespräch zu kommen, Gemeinschaft her zu stellen und Inhalte zu liefern, über die die Menschen miteinander reden, weil das Gleiche gesehen, gehört und gelesen wird. Entsprechend lässt sich die Annahme vertreten, dass ohne die Erfindung des Buchdrucks moderne Gesellschaften kaum möglich gewesen wären. Denn nur dadurch können Literatur, politische Ideen und Fachwissen industriell vervielfältigt und in kurzer Zeit ein großes Publikum erreichen.

    Die Entwicklung der Massenmedien ist durch einen Prozess der Vervielfältigung gekennzeichnet. Neben Büchern, Zeitungen, Zeitschriften und Hörfunk sind längst Fernsehen, Kino, Internet und Mobiltelefon getreten. Computerspiele und Soziale Medien sind dabei die jüngsten und am schnellsten wachsenden Masseninhalte unserer Zeit. (mehr …)

  • Das Berufsbild „Trainer“

    1. Vorbemerkungen

    Will man über das Berufsbild von Trainern im deutschen Hochleistungssport nachdenken, so ist dabei der naheliegende Gedanke, dass man sich die Frage nach der Bedeutung des Wortes „Berufsbild“ stellt. Jeder von uns hat Vorstellungen von dem Beruf eines Automechanikers. Der Berufsalltag einer Krankenschwester in einer Intensivstation ist für uns nachvollziehbar. Lehrer haben wir bei ihrer Berufsausübung über neun Jahre während unserer Schulzeit beobachten können, eine Verkäuferin steht hinter dem Tresen und bedient 40 Stunden in der Woche ihre Kunden und ein Arbeiter bei der Müllabfuhr erbringt eine wichtige Dienstleistung, indem er Woche für Woche die Mülleimer der Bewohner einer Gemeinde entleert. (mehr …)

  • Sportregeln – Welche Regeln lassen sich unterscheiden

    In der Sportwissenschaft weist die Verwendung des Begriffes „Regel“ auf ein terminologisches Problem hin. Es gibt den Gebrauch eines engen Regelbegriffs, der sich lediglich auf die kodifizierten Sportartenregeln bzw. Sportregeln bezieht, und es gibt den Gebrauch eines weiten Regelbegriffs, der sich auch auf moralische Regeln bezieht und darüber hinaus alle Regeln des Sports, die auf sozialen Konventionen beruhen, miteinbezieht. (mehr …)

  • Zwanzig Jahre nach der Jahrhundertwende

    Für die Entwicklung des modernen Sports war das 20. Jahrhundert ohne Zweifel ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahrhundert. Vor allem war es die zweite Jahrhunderthälfte, in der es dem Sport gelingen konnte, sich zum bedeutsamsten kulturellen Massenphänomen weltweit zu entwickeln. Innerhalb dieses Entwicklungsprozesses spielte der deutsche Sport eine besondere Rolle. Der Sport, wie er sich seit der Gründung des Deutschen Sportbundes im Jahre 1950 in der Bundesrepublik Deutschland entwickelte, konnte in vieler Hinsicht als vorbildlich bezeichnet werden. Der Deutsche Sportbund entwickelte sich dabei in einer nachahmenswerten Offenheit. Er öffnete sich gegenüber dem Staat, er war der Partner der großen Kirchen, die Arbeitgeberverbände waren dem Sport aufgeschlossen, gleiches galt für den deutschen Gewerkschaftsbund. (mehr …)

  • Die Weltreligionen und der Olympische Sport

    Bei den Olympischen Spielen begegnen sich nicht nur Athleten aus allen fünf Kontinenten, aus mehr als 200 Nationen und aus den unterschiedlichsten Gesellschaften, Kulturen und politischen Systemen. Die Olympischen Spiele sind auch eine Begegnung der Weltreligionen. Spielt die christliche Glaubenslehre schon bei der Begründung der modernen Olympischen Spiele durch Pierre de Coubertin mit ihrer ethischen Konzeption und ihren christlichen Werten eine wichtige Rolle und bilden zunächst christliche Athleten die dominante Mehrheit bei den modernen Olympischen Spielen, so sind heutzutage längst Athleten aus allen übrigen Weltreligionen Teilnehmer der Spiele und wurden dabei auch als erfolgreiche Olympiasieger mit den begehrten Medaillen geehrt. (mehr …)

  • Doping als Verbandsproblem

    Beobachtungszeiraum 1988 – 1995
    Vorbemerkung

    Das Dopingproblem ist Ausdruck einer moralischen Krise in unserer Gesellschaft, von der viele Bereiche betroffen sind. Das Sportsystem, und hierbei vor allem der Spitzensport, bilden dabei wohl jenes Teilsystem in unserer Gesellschaft, das von dieser moralischen Krise am intensivsten erfasst ist. Dabei ist die Legitimation des Spitzensports in mehrfacher Hinsicht in Frage gestellt. Unter ethisch-moralischen Gesichtspunkten stehen Doping und Gewalt im Sport, ungerechte Belohnungssysteme und eine zunehmende Aufkündigung traditioneller sozialer Strukturen in Widerspruch zum selbst erhobenen Anspruch, ein System des Fair Play zu repräsentieren. Unter ökonomischen Gesichts­punkten stellt sich die Frage nach der Finanzierbarkeit des Spitzensports, nach­dem sich der Sport in eine indirekte Abhängigkeit zur Wirtschaft, zu den Medien und zum Staat begeben hat. Unter organisatorischen Gesichtspunkten stellt sich die Frage nach der Einheit des Sports. Es wird somit gefragt, inwieweit eine auf Breitensport ausgelegte Basis organisatorisch mit dem Spitzensport verknüpft bleiben kann. Die Diskussion über diese Krise wird zumeist über deren massenmediale Repräsentation geprägt. (mehr …)

  • Citius, altius, fortius – wohin treibt der olympische Spitzensport?

    Der moderne Hochleistungssport zeichnet sich durch eine schillernde Bedeutungsvielfalt aus. Ob Staat oder Wirtschaft, ob Kirchen oder Gewerkschaften, ob Kunst oder Musik, ob Massenmedien oder private Kommunikation, in allen Bereichen unserer Gesellschaft lässt sich ein mehr oder weniger intensiver Bezug zum Hochleistungssport beobachten. Im Olympiajahr 1996 rückte er ganz besonders ins Interesse der Öffentlichkeit. 1996 war kein normales Olympiajahr. Die Olympischen Spiele der Neuzeit feierten Jubiläum: 100 Jahre zuvor hatte Baron Pierre de Coubertin die Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen ins Leben gerufen. Solche Anlässe legen Nachdenklichkeit, aktuelle Analyse und Vorausschau nahe. Die modernen Olympischen Spiele sind nunmehr 122 Jahre alt, und es stellt sich die Frage: Wie lange werden sie noch leben? (mehr …)

  • Benötigt der DOSB eine Strategie der aktiven Steuerung?

    Versteht man den DOSB als eine umweltoffene Organisation, die sich in einem Austausch mit ihrer Umwelt und deren verschiedenen Teilsystemen befindet (z.B. Massenmedien, Wirtschaft, Kirche, Staat, Gewerkschaften, Schule etc.), so kann der DOSB – wie jede andere Großorganisation auch – in seinem Bestand nur dann erhalten werden bzw. überleben oder wachsen, wenn er möglichst negative Austauschprozesse mit seinen Umwelten vermeidet. In der Sprache der Organisationssoziologie ausgedrückt heißt das: Es sollte in den Austauschprozessen vermieden werden, dass die Abgabe von Organisationsleistungen und die dadurch verursachten Kosten größer sind als die Erlöse, welche der Organisation zufließen. Dieser Grundsatz gilt vor allem für das Austauschverhältnis mit dem Staat, den Medien und der Wirtschaft. Grundsätzlich stehen wie jeder Organisation auch dem DOSB mehrere Möglichkeiten offen, seine Organisation zu steuern. (mehr …)

  • Wie der Sport sich selbst und andere betrügt

    Der Sport, insbesondere der Hochleistungssport, so wie er sich uns heute darstellt, ist vor allem ein Kommunikationsanlass, in dem über Probleme nahezu folgenlos kommuniziert wird. Sport wird dabei Kommunikation um ihrer selbst willen. Es wird sehr wohl mit dem Sport viel Geld verdient, und machtvolle Interessen können dabei eingebracht werden. Es gibt auch eine ganze Menge Profiteure. Die Zeche hat dabei allerdings immer der Steuerzahler zu bezahlen. In jüngster Zeit hatte das folgenlose Kommunikationsspiel einmal mehr Hochsaison. Allgemeine Empörung über den umfassenden Dopingbetrug in einigen Wintersportdisziplinen stand auf der Tagesordnung. (mehr …)

  • Sportarten und ihre Wettkampfkultur

    Die meisten Wettkämpfe in den verschiedensten Sportarten zeichnen sich durch eine spezifische Atmosphäre aus, die von einem besonderen Dialog zwischen Athleten im Wettkampf und den sie beobachtenden Zuschauern geprägt ist. Dabei haben sportliche Wettkämpfe in gewissem Sinne immer sowohl eine allgemeine als auch eine spezifische Phänomenologie aufzuwei­sen. In allgemeiner Weise zeichnen sich Wettkämpfe dadurch aus, dass in ihnen die Merkmale Konkurrenz und Assoziierung eine Beziehung entwickeln, welche jene Spannung erzeugt, die für den Athleten die eigentliche Herausforderung in einem Wettkampf darstellt und die nachzuerleben für den Zuschauer höchsten Unterhaltungsgenuss bedeutet. Im Wunsch zu siegen kommt das Merkmal der Konkurrenz zum Tragen, doch Sieger kann man nur sein, wenn es einen Verlierer gibt, und so ist jeder Sieg auf Partnerschaft angewiesen. Noch deutlicher wird dies im Mannschaftssport. Das Siegtor schießt zwar ein Spieler allein, doch ohne die Kooperation aller seiner Mitspieler würde das Fußballspiel nicht gelingen und der erwünschte Sieg nicht möglich sein. (mehr …)

  • Zur Lage des Sports in Deutschland

    1. Einleitende Bemerkungen

    Großartige Erfolge bei Olympischen Sommer- und Winterspielen, die solideste Fußballliga der Welt, höchstes Lob für die Organisation sportlicher Großveranstaltungen, viel gelobter Gastgeber bei Weltmeisterschaften, nach wie vor wachsende Mitgliederzahlen im Deutschen Olympischen Sportbund, über 27 Mio. Menschen sind in mehr als 90.000 Turn- und Sportvereinen organisiert, Sport als Wirtschafts- und Medienfaktor wird immer bedeutsamer und der Sport wird als „Lebenselixier“ wahrgenommen. Vom Sport-Kindergarten bis zur Senioren-Sport-Gruppe – präventiv, therapeutisch und rehabilitierend hat der Sport seinen Stellenwert in einer verantwortungsvollen Sozial- und Gesundheitspolitik. Auch in unserem Bildungswesen ist der Sport ein anerkannter Inhalt geworden. Der Sport, so kann man zumindest auf den ersten Blick erkennen, befindet sich ganz offensichtlich auf dem richtigen Wege. Ja, er weist schon gewisse imperialistische Züge auf, er ist bemüht, jene letzten blinden Flecke auf der Landkarte zu löschen, auf denen er noch keine Rolle spielt. Der Sport, so scheint es, ist das eigentliche Massenphänomen der deutschen Gesellschaft. (mehr …)

  • Die Olympische Bewegung und ihre Menschenrechtsverantwortung

    Die Olympische Bewegung im Spiegel der Menschenrechte

    Folgt man der Charta des Internationalen Olympischen Komitees, so ist der Olympismus eine Sicht des Lebens, die in ausgewogener Ganzheit körperliche, willensmäßige und geistige Fähigkeiten miteinander vereint. Indem er den Sport mit Kultur und Erziehung verbindet, ist der Olympismus darauf gerichtet, eine Lebensweise herbeizuführen, die auf die Freude am körperlichen Einsatz, auf den erzieherischen Wert des guten Beispiels und auf die Achtung fundamentaler und universell gültiger ethischer Prinzipien gegründet ist. Ziel des Olympismus ist es, den Sport überall in der Welt zugunsten einer harmonischen Entwicklung des Menschen dienstbar zu machen, um so der Schaffung einer friedliebenden Gesellschaft förderlich zu sein, die sich der Bewahrung der Menschenwürde verpflichtet fühlt. (mehr …)

  • Wettkampfsport im Verein und im Verband – Eine kulturelle und pädagogische Notwendigkeit

    Vorbemerkungen

    Der Sport ist für jenen, der ihn betreibt, eine klare und verständliche Sache. Laufen, Werfen, Springen verbunden mit der olympischen Maxime des „Höher, Schneller, Weiter“ sind jene Inhalte und Kennzeichnungen, die z.B. das Phänomen der Leichtathletik hinreichend bestimmen lassen. Der Kern dessen, was Leichtathletik ist, scheint damit relativ überdauernd und hinreichend eindeutig festgelegt zu sein. Ein Blick in die Geschichte des Laufens, Werfens und Springens gibt uns jedoch sehr schnell zu erkennen, dass dieser Schein trügt. Der Begriff der Leichtathletik meint stilisierte Formen des Laufens, Werfens und Springens; Leichtathletik ist ein spezifischer Inhalt einer spezifischen und historisch gewachsenen Sportkultur und der Sport ist ein bestimmendes Merkmal unserer modernen Bewegungskultur. Ja, der Sport ist das kennzeichnende Merkmal einer Leistungskultur, die eine noch junge Geschichte aufweist, deren Ende aber hoffentlich noch lange nicht absehbar ist. Teilt man diesen Wunsch, so ist der Sport heute eine kulturelle Notwendigkeit für unsere Gesellschaft. (mehr …)

  • Sport und Medien – Entwicklungstendenzen und Probleme einer lukrativen Beziehung

    Entwicklung des Sports nach dem II. Weltkrieg

    Will man das Phänomen des modernen Sports, so wie es sich uns in diesen Tagen zeigt, angemessen nachzeichnen, so ist es hilfreich, wenn man sich an Vergangenes erinnert. Vor 60 Jahren bin ich hier in Stuttgart zur Schule gegangen. Handball war dabei mein wichtigster Lebensinhalt. In der Schule gab es ein Unterrichtsfach mit dem Namen „Leibesübungen“. Die Lehrer wurden offiziell Leibeserzieher genannt, wenngleich sie aus der Sicht der Schüler Turnlehrer waren. Völkerball, Schleuderball, Staffelwettkämpfe, Handball und Fußball waren die beliebtesten Sportspiele. Retter und Schlienz, später dann Waldner und Geiger waren die Idole, die uns der VfB Stuttgart offerierte. 6000 Zuschauer konnte das Dreikönigsturnier im Handball auf den Stuttgarter Killesberg locken. Der grüne Sportbericht wurde Sonntagabends von den Jugendlichen sehnsüchtig erwartet, bei Fußballspielen gab es in regelmäßigen Abständen kleine Dorfkonflikte. Geoffrey Duke war auf der Solitude der ungekrönte Held in der 500 cm³ Klasse, Baltisperger aus Reutlingen war unser nationaler Hero, Max Resch war unser Boxidol und erwartungsvoll blickten wir alle auf die Olympischen Sommerspiele, die 1972 in München stattfinden sollten. (mehr …)

  • Sportunterricht – Legitimationsfragen und Möglichkeiten der Organisation

    1. Vorbemerkungen

    Betrachten wir die Situation des Schulsports aus einer vergleichenden internationalen Perspektive, so lässt sich ein nahezu übereinstimmender Sachverhalt beobachten. Aus der Sicht von Schulleitern, Lehrern, Eltern und Schülern handelt es sich beim Sportun­terricht um ein relativ unbedeutendes Unterrichtsfach. Dessen schulpolitische, perso­nelle, finanzielle und materielle Unterstützung ist eher mangelhaft. Im Gegensatz hierzu stehen die ideologischen Reden über den Sport, wie sie von Politikern, Sportfunktionären, Sportpädagogen vorgetragen werden. Demnach ist der Sportun­terricht für die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler unverzichtbar und ein bedeutsames Gegengewicht zur einseitigen kognitiven Orientierung der Lernschule, die in den übrigen Schulfächern zum Ausdruck kommt. (mehr …)

  • Strukturen des Sports in Deutschland III

    Dies ist der dritte und letzte Beitrag über „Strukturen des Sports in Deutschland“. Im ersten Teil wurden Organisationsstrukturen behandelt. In diesem zweiten Teil folgten Sozial- und Personalstrukturen des Sports. Der dritte Teil widmet sich unter anderem Wettkampf- und Finanzstukturen, sowie dem Anti-Doping-Kampf

    << zum zweiten Teil


    4. Angebotsstrukturen

    Die anzutreffende organisatorische Vielfalt des deutschen Sports geht mit einer Angebotsvielfalt einher. Der jeweils ausgewählte Sport kann auf sehr unterschiedlichen Leistungsniveaus ausgeübt werden und sehr verschiedene Motive können das sportliche Handeln prägen. So können z.B. Gesundheitssport, Wettkampfsport, Leistungs-, Hochleistungs- und Breitensport, Berufssport und der damit verbundene Zuschauersport unterschieden werden. Der Wandel der deutschen Gesellschaft hat in den vergangenen 50 Jahren zu einer erheblichen Vervielfältigung des Sportangebots geführt. Man kann dabei von einem „Versportlichungsprozess“ der deutschen Gesellschaft sprechen (vgl. Abb. 39). (mehr …)

  • Strukturen des Sports in Deutschland II

    Dies ist der zweite von drei Beiträgen über „Strukturen des Sports in Deutschland“. Im ersten Teil wurden Organisationsstrukturen behandelt. In diesem zweiten Teil folgen nun Sozial- und Personalstrukturen des Sports. Der dritte Teil wird sich unter anderem Wettkampf- und Finanzstukturen, sowie dem Anti-Doping-Kampf widmen.

    << zum ersten Teil


    2. Sozialstrukturen

    Neben den Organisationsstrukturen des deutschen Sports sind vor allem auch dessen Sozialstrukturen von Interesse. Über sie kann die Frage beantwortet werden, wer mit wem welchen Sport in Deutschland treibt. Die Sozialstrukturen können dabei auf eine vielfältige Weise rekonstruiert werden. Man kann zunächst die aktiv Sporttreibenden von den Passiven unterscheiden. Dabei zeigt sich die Sozialstruktur der Zuschauer äußerst unterschiedlich im Vergleich zur Sozialstruktur der Sportaktiven. Die Sozialstruktur jener, die in privaten Organisationen Sport treiben, unterscheidet sich von jener in den freiwilligen Sportvereinigungen. Die Sozialstruktur der Funktionäre, der Mitarbeiter und Trainer kann sich ebenfalls durch interessante Unterschiede auszeichnen.

    Dabei ist vor allem zu beachten, dass auch die verschiedenen Sportarten von unterschiedlichen sozialstrukturellen Merkmalen geprägt sind. Im Folgenden werden einige beispielhafte sozialstrukturelle Kennzeichnungen vorgenommen: (mehr …)

  • Strukturen des Sports in Deutschland I

    Dies ist der erste von drei Beiträgen über „Strukturen des Sports in Deutschland“. Im ersten Teil werden Organisationsstrukturen behandelt. Im zweiten Teil folgen Sozial- und Personalstrukturen des Sports. Der dritte Teil wird sich unter anderem Wettkampf- und Finanzstukturen, sowie dem Anti-Doping-Kampf widmen.


    Vorbemerkungen

    In der Welt des Sports spielt vor allem der deutsche Sport ohne Zweifel eine besondere Rolle. Er kann genau wie der Sport in England und Schweden auf eine lange und wirkungsvolle Tradition verweisen.

    Abb. 1: Der Turnplatz Hasenheide um 1811

    Eine kurze Übersicht der wichtigsten Stationen des deutschen Sports in seiner Entwicklung zeigt deutlich, wie vielfältig verankert er national und international ist. (mehr …)

  • Wirtschaftsfaktor Sport

    WM-Brot, Panini-Bilder, WM-Trikot, Soccer-Schnitzel, Fußball-Marmelade – die Fantasie der Konsumgüterindustrie scheint grenzenlos zu sein. Bei keinem anderen Anlass kann die wirtschaftliche Bedeutung des Sports so offensichtlich klargemacht werden, wie dies bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Fall ist. Fußball ist nicht nur der begehrteste Konsumartikel innerhalb der Sportindustrie. Er ist auch ein relevanter Teil unseres Arbeitsmarktes. Sein Einfluss auf die Medienbranche ist immens. Und mit seinen Sportanlagen ist er begehrter Partner der Bauindustrie. Will man jedoch die Bedeutung des Sports für die Wirtschaft unserer Gesellschaft etwas präziser bestimmen, stößt man auf einige Schwierigkeiten. (mehr …)

  • Entwicklung der Sportverbände – Ein selbstkritischer Blick wäre wünschenswert

    Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland kann der organisierte Sport auf eine beispiellose Erfolgskarriere zurückblicken. Die Turn- und Sportvereine, die die Basis des deutschen Sportsystems bilden, haben sich dabei als besonders attraktiv erwiesen. Nahezu ausnahmslos sind ihre Mitgliederzahlen kontinuierlich angestiegen. Die Vereine konnten ihr Sportangebot erweitern und wurden auf diese Weise den vielfältigen Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger gerecht, die diese an ein wünschenswertes Sportangebot herangetragen haben. Die Dachorganisationen der Turn- und Sportvereine, die Bezirkssportbünde, die Landessportbünde und der Deutsche Olympische Sportbund haben ihr Dienstleistungsangebot zugunsten der Vereine kontinuierlich entwickelt. Eine verantwortungsvolle Personalentwicklung hat dazu geführt, dass in fast allen Vereinen haupt- und ehrenamtliches Personal in qualifizierter Weise arbeiten, um auch den zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden. (mehr …)

  • Zur pädagogischen Bedeutung von Sportregeln

    Wie kommen Regeln im Sportunterricht vor?

    Seit es in öffentlichen Schulen Sportunterricht gibt, ist es nahezu unbefragt üblich, dass sich die Bewegungsaktivität in diesem Unterricht auf sportliche Aktivitäten beschränkt bzw. auf diese ausgerichtet ist. Die sportlichen Aktivitäten zeichnen sich dabei vor allem dadurch aus, dass sie sich in Sportarten aufschlüsseln, wie sie außerhalb der Schule anzutreffen sind. In die Schule wird also ein Teil der Welt des Sports hereingeholt, um Schüler auf eben diese Welt vorbereiten zu können.

    Beobachtet man Sportunterricht, der an diesem anerkannten didaktischen Prinzip ausgerichtet ist, so zeigt sich, dass uns das Hereinholen des Sports in die Schule Schwierigkeiten bereitet. Fußball kann man in der Schule höchst selten 2×45 Minuten spielen, und im Basketball muss der Korb niederer gehängt werden, damit jüngere Schüler das Erlebnis eines erfolgreichen Korbwurfes haben. (mehr …)

  • Zur Verrechtlichung des Sports am Beispiel des Dopings

    Einleitung

    „Längst ist der Sport auf die Juristen gekommen“: mit diesem Satz beginnt ein ansonsten sehr bemerkenswerter und sachkundiger Beitrag in der FAZ zum Doping aus verfassungsrechtlicher Sicht. Autor ist Professor Steiner, Ordinarius für öffentliches Recht und Richter am Bundesverfassungsgericht. Dieser Einschätzung von Herrn Steiner möchte ich widersprechen: Nicht der Sport ist auf die Juristen gekommen, sondern die Juristen auf den Sport. Sie sind schon seit längerer Zeit dabei, das System des Sports schleichend zu vereinnahmen. Das Recht und damit dessen institutionelle und personelle Vertretungen weisen quasi-imperialistische Züge auf. Das Recht ist dabei jenes gesellschaftliche Teilsystem, das immer entschiedener die anderen gesellschaftlichen Subsysteme dominiert. Auf einen Nenner gebracht heißt dies: Es findet in unserer Gesellschaft ein Verrechtlichungsprozess statt, der weder planvoll gesteuert noch von rational nachvollziehbaren Intentionen geleitet wird. (mehr …)

  • Handball im Wandel – Perspektiven zukünftiger Entwicklungen

    Vorbemerkungen

    Die Antwort auf die Frage nach der Zukunft des Handballsports ist in der alltäglichen Arbeit in den 4.356 Handball-Vereinen zu finden (Stand: 01.01.2016). Sie hängt ab von der Arbeit der Abteilungs- und Übungsleiter und der Trainer, die mehrmals in der Woche ihre Freizeit dem Handballsport opfern und dabei bemüht sind, Handballmannschaften verschiedenen Geschlechts, verschiedener Altersklassen Woche für Woche so vorzubereiten, dass sie möglichst besser sind als die Gegner und dass die jeweils gesteckten Ziele in den Ligen des Handballsystems erreicht werden. Diese Arbeit ist heute schwieriger denn je und die für den Handballsport an der Basis Verantwortlichen müssen schon seit längerer Zeit Probleme lösen, denen sie immer weniger gewachsen sind, die immer komplexer werden und bei deren Lösung sie dringender denn je Hilfe von ihrer Dachorganisation und den übergeordneten Sportverbänden benötigen. (mehr …)

  • Sport in der Risikogesellschaft

    1. Leben in der Risikogesellschaft

    Seit „Tschernobyl“ hat sich unser Wissen über Gesellschaftssysteme, deren Grenzen, interne Strukturen und Abhängigkeiten in ganz wesentlicher Weise verändert. „Alles Leid, alle Not, alle Gewalt, die Menschen einander zugefügt haben, kannte bisher die Kategorie der anderen: Juden, Schwarze, Frauen, Asylanten, Dissidenten, Kommunisten usw. Es gab Zäune, Lager, Stadtteile, Militärblöcke einerseits, andererseits die eigenen vier Wände – reale und symbolische Grenzen, hinter die die scheinbar nicht Betroffenen sich zurückziehen konnten. Dies alles gibt es weiter und gibt es seit Tschernobyl nicht mehr. Es ist das Ende der anderen, das Ende all unserer hochgezüchteten Distanzierungsmöglichkeiten, das mit der atomaren Verseuchung erfahrbar geworden ist“ (BECK 1986, 7). Die Natur – so scheint es – hat uns Menschen eingeholt. Zur Utopie einer künftigen besseren Welt ist längst die negative Utopie kommender Katastrophen getreten und über die Zukunft kann heute nur vernünftig geredet werden, wenn wir uns auch auf die Vorstellung einlassen, dass es diese Zukunft vielleicht gar nicht mehr gibt (vgl. Böhme 1986, 929). (mehr …)

  • Soll E-Sport olympisch werden?

    Die Suche nach einer Authentizität des Sports ist bislang erfolglos gewesen, wenngleich auch diese Suche eine lange Tradition aufweist. Es wurde dabei ganz offensichtlich etwas gesucht, dass es gar nicht geben kann. Das Ergebnis der Suche ist keine Authentizität – es wird vielmehr das gefunden, was bestimmte Institutionen als „ihren Sport“ bezeichnen. Die Grenzen des Begriffs „Sport“ waren schon immer unscharf gewesen und werden es auch in der weiteren Zukunft bleiben. Das Phänomen des Sports kann vermutlich kaum anders gefasst werden, als es in Anlehnung an Wittgenstein versucht wurde. Demnach sind es die Regeln, die den Sport am ehestem als eigenständiges Phänomen kennzeichnen. Als einzelne Regeln haben sie jedoch keine authentische Qualität. Es gilt vielmehr der Satz, dass die Bedeutung des Wortes „Sport“ dessen Gebrauch ist. Präziser formuliert heißt das, die Bedeutung des Begriffs „Sport“ ist der Gebrauch dieses Begriffes. (mehr …)

  • Der Beitrag der Wissenschaften für Coaching Tätigkeiten im Sport

    Die Performanz der Athleten in den olympischen Sportarten ist ohne die Hilfe Dritter heute kaum noch denkbar. Nur in seltenen Fällen gibt es im Bereich des Hochleistungssports noch das Phänomen des Selbstcoaching. Athleten verzichten dabei in der Vorbereitung, Durchführung und Evaluierung ihrer sportlichen Höchstleistung auf jegliche Hilfe durch dritte Personen. Die sportliche Höchstleistung ist also ausschließlich ihre Eigenleistung. Aktions- und Präsentationsleistung sind in der Person des Athleten verschmolzen. Der Athlet ist der alleinige Meister seines Erfolges. (mehr …)

  • Sportschießen – ein verkannter olympischer Sport

    Die Bundesliga ist für fast jede olympische Sportart ihr besonderes Aushängeschild. Die besten Mannschaften in einer Sportart treffen sich über mehrere Monate, meistens an den Wochenenden, zu Wettkämpfen, um den deutschen Mannschaftsmeister in ihrer Sportart zu ermitteln. Für die meisten Sportarten ist dabei die Fußball-Bundesliga der dominante Orientierungspunkt, dem man in Bezug auf die sportlichen Höchstleistungen durchaus Paroli bieten kann, sich ansonsten aber jeder weitere Vergleich von selbst verbietet. Angesichts der massenmedialen Dominanz einiger weniger Bundesligen – Handball, Basketball, Fußball, Eishockey, Volleyball – muss die große Mehrheit der olympischen Sportarten schon seit langem akzeptieren, dass sie nahezu unter Ausschluss der Bevölkerung ihre Bundesligawettbewerbe durchführen, dabei jedoch sportliche Werte pflegen, die mehr als beachtenswert sind. Die Athletinnen und Athleten erbringen in diesen Bundesligen außergewöhnliche sportliche Leistungen, ohne diese Leistungen in finanzielle Gewinne umzutauschen. Sie sind im wahrsten Sinne professionelle Amateure. (mehr …)

  • Digitalisierung als Chance – neue Formen der Sportkommunikation

    Die Digitalisierung sämtlicher Lebenswelten stellt nicht nur in unserer Gesellschaft eine große Herausforderung dar. Laut ARD/ZDF-Onlinestudie 2017 haben 9 von 10 Deutschen eine Onlineverbindung. Betroffen ist davon der Mensch in seiner Privatheit, betroffen davon sind Gruppen und Organisationen und ganze gesellschaftliche Teilsysteme wie Politik, Wirtschaft und Sport. Besonders intensiv davon betroffen ist das System der Massenmedien. Im Zusammenspiel zwischen den Massenmedien und dem Sport hat die Digitalisierung eine völlig neue Sportwelt, ebenso wie eine völlig neue Medienwelt hervorgebracht. (mehr …)

  • Faszination Golf?

    Besonderheiten der jüngsten olympischen Sportart

    Martin Kaymer war begeistert. Nach einem jahrelangen Kampf war es endlich gelungen, Golf in die Familie der olympischen Sportarten zurückzubringen. Mit einem Turnier für Männer und Frauen bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 ist der Golfsport in die Moderne des olympischen Hochleistungssports eingetreten. Martin Kaymer gehörte zu den vier Auserwählten, die Deutschland bei diesen Spielen repräsentieren durften. Am Ende hatte er den 15. Platz erreicht. Caroline Masson war die beste deutsche Dame auf dem 21. Platz. Mit dem Turnier von Rio ist Golf in gewissem Sinne zurückgekehrt in den Kreis der anerkannten Sportarten, wenngleich sich das Golfspiel nahezu in allen relevanten Belangen von jeder anderen Sportart ganz wesentlich unterscheidet. Als Leistungssport weist Golf Alleinstellungsmerkmale auf, wie sie bei keiner anderen olympischen Sportart anzutreffen sind. Für mich sind dabei zwölf Merkmale erwähnens- und beachtenswert, wenn wir die neue olympische Sportart Golf mit den übrigen Mitgliedern der olympischen Sportfamilie vergleichen wollen. (mehr …)

  • IOC-Präsident Bach auf dem Prüfstand

    Am 10.09.2013 wurde Thomas Bach als Nachfolger von Jacques Rogge zum neuen IOC-Präsidenten gewählt. Die 125. IOC Session von Buenos Aires war für ihn das wohl wichtigste Ereignis, das er über Jahrzehnte vor Augen hatte und mit großem strategischem Geschick und mit einer außergewöhnlichen Professionalität vorbereiten konnte. Thomas Bach wurde für acht Jahre gewählt. Auf die ersten vier Jahre seiner Amtszeit kann er nun zurückblicken. Die IOC Session von Lima, die am 15.09.2017 zu Ende ging, war hierzu geeigneter Anlass. Mit seiner Wahl zum IOC-Präsidenten hat Bach ein Amt übernommen, dessen Ausübung schon immer schwierig gewesen ist, das aber noch nie mit so vielen Problemen überlastet war, wie dies seit Buenos Aires der Fall ist. Von seinem Vorgänger musste er Probleme übernehmen, die sich bis heute als schwer lösbar erwiesen. Bach hat Altlasten abzuarbeiten, die er ohne Zweifel persönlich nicht zu verantworten hat, deren Beseitigung aber zwingend ist. (mehr …)

  • Eine Reform der olympischen Verbände ist längst überfällig

    Die letzte Mitgliederversammlung des DOSB hat einstimmig eine neue Leistungssportkonzeption verabschiedet, die sich vor allem dadurch auszeichnen soll, das vom Steuerzahler bereitgestellte Mittel in möglichst effizienter und transparenter Weise von den Verbänden verwendet werden, um bei zukünftigen Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften den Erfolg deutscher Athletinnen und Athleten zu sichern. Ganz gleich wie dabei das Merkmal „Erfolg“ definiert wird, eine Ausrichtung an anspruchsvollen Zielen ist für den Hochleistungssport dringend erforderlich. Eine verantwortbare Mittelverwendung ist mit Blick auf den Steuerzahler zwingend. Transparenz und Klarheit müssen für zukünftige Fördermaßnahmen die herausragenden Merkmale sein. (mehr …)

  • Zur Zukunft des Trainerberufes

    Der Beruf des Trainers hat vergleichsweise nur eine kurze Geschichte aufzuweisen. Von einem Beruf im Sinne einer Profession kann in vielen Sportarten erst seit wenigen Jahren gesprochen werden, in manchen Sportarten ist man davon heute noch sehr weit entfernt. Die Entwicklung des Trainerberufes war bis heute eher steinig, als das man sie als rosig bezeichnen könnte. Von einer angemessenen Besoldung konnte zu keiner Entwicklungsphase gesprochen werden. Es gab bereits sehr früh eine immer größer werdende Kluft zwischen sehr hoch bezahlten Star-Trainern und vielen gering oder gar nicht bezahlten Trainern. (mehr …)

  • Über den Wandel der Werte in Gesellschaft, Freizeit und Sport

    Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren tiefgreifend gewandelt, und vieles deutet darauf hin, dass sie sich derzeit in Bezug auf ihre weitere Entwick­lung in einer Krise befindet. Als „nachindustrielle Gesellschaft“ (Bell) ist ihre weitere Entwicklung ebenso in Frage gestellt, wie sie sich gemäß jener Prognosen in Schwierigkeiten befindet, die den der­zeitigen Umbruch als „zweite industrielle Revolution“ beschreiben (so z.B. Schaff). Soviel scheint in diesem Zusammenhang auch für Zweifler einsichtig zu sein: Die Knappheit bzw. die begrenzte Verfügbarkeit über einige lebensnotwendige Res­sourcen, das konfliktträchtige Nord-Süd-Gefälle, Mikroelek­tronik, Biochemie (einschließlich der neuen Gen-Technologie) und die zivile und militärische Nutzung der Nukleartechnik, vor allem die noch immer weltweit anwachsenden Militärpotentiale sowie der noch immer nicht unterbun­dene Raubbau des Menschen an der Natur, haben die Menschheit in eine einmalige Situation gebracht. (mehr …)

  • Zum Stellenwert der Olympischen Spiele – Fake News und empirische Fakten

    Die ideelle Krise, in der sich die olympische Bewegung schon seit längerer Zeit befindet ist ganz offensichtlich. Sie hängt auf das Engste mit der Kommerzialisierung zusammen, die den internationalen Hochleistungssport in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts erfasste und die bis heute anhält. Ein Steigerungsimperativ, der für sportliche Leistungen angebracht sein kann, der jedoch gleichzeitig der obersten Maxime des Fair Play untergeordnet ist, kann sich zurecht auch heute noch auf die Ideen von Pierre de Coubertin berufen. (mehr …)

  • Sind die Grundwerte des Sports in Gefahr?

    „36 Verletzte beim Oberligaspiel Zwickau gegen Aue“, „Briefumschläge voller Bargeld“, „Schiedsrichter manipuliert den Ausgang von NBA-Spielen“, „Polizei kassiert Prügel“, „Gewalt unter Fans im Fußball“, „Israelische Vereine finden sich in den Fängen der Unterwelt wieder“, „Zuschauergewalt richtet sich gegen Zuschauer“, „Match-fixing ist auf der Tagesordnung fast aller Profisportarten“ und „Der weltweite noch immer zunehmende Dopingbetrug“ lässt sich von keiner Schlagzeile in seiner Reichweite kennzeichnen. (mehr …)

  • Leichtathletik – eine sterbende Sportart?

    In wenigen Jahren feiert der Internationale Leichtathletik-Verband sein 100-jähriges Jubiläum. Er gehört damit zu den ältesten internationalen Fachverbänden. Die Leichtathletik sieht sich selbst als die Königin der Olympischen Spiele und ohne Zweifel ist es ihr in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gelungen, bei den Olympischen Spielen die Zuschauer in den Olympiastadien zu faszinieren und die Leichtathletik hat auch ganz wesentlich zum großen massenmedialen Erfolg der Olympischen Spiele beigetragen. (mehr …)

  • Vorurteile im Sport

    Kennzeichnung des Problems
    Vorurteile sind wohl die wichtigste Grundlage des Phänomens des Rassismus und man kann das Phänomen des Rassismus nur dann verstehen, wenn man sich mit dem Problem menschlicher Vorurteile etwas genauer auseinandergesetzt hat, wenn man es zu erklären versteht und in seinen Funktionen beobachtet. (mehr …)