Essay

Teilnahme neutraler Athleten an den Olympischen Spielen in Paris 2024 – Eine nach wie vor ungelöste sportpolitische Herausforderung für das IOC

Ich habe vor einigen Wochen den Versuch unternommen, mich mit einem Essay in „sport-nachgedacht.de“ an der Frage nach der Teilnahme neutraler Athleten¹ bei den Olympischen Spielen Paris 2024 zu beteiligen und in die bereits damals sehr kontrovers geführte Diskussion einen sachlichen Beitrag einzubringen. Die Rückmeldungen waren überwiegend positiv. Nicht zuletzt haben einige Verantwortliche aus den deutschen Sportverbänden die dort vorgenommene klare Trennung zwischen einer „autonomen und politisch neutralen Sportpolitik“ und einer „staatlichen Sportpolitik“ und einer dadurch bedingten Arbeitsteilung begrüßt.

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Essay

Repräsentant einer beinahe vergessenen Sportkultur- Klaus Auracher

Im Sport wird das für unsere Gesellschaft außerordentliche bedeutungsvolle Prinzip der Leistung in besonders klarer Weise zur Darstellung gebracht. Der Wettkampf, in dem die Athletinnen und Athleten gegenseitig aufeinander angewiesen sind, damit dieser überhaupt möglich ist, präsentiert Leistungen, die für jeden Betrachter¹ verständlich und nachvollziehbar sind. Für die Rangordnungen, die aufgrund der Wettkämpfe im Sport entstehen, zählt nichts anderes als die bloße erbrachte Leistung. Anders als in anderen Bereichen unserer Gesellschaft sind nicht Rasse, Herkunft, Religion oder ein Netzwerk von Beziehungen für die Positionierung des Individuums in unserer Gesellschaft von Einfluss. Wer die Latte beim Hochsprung höher überspringt als seine Gegner wird am Ende des Wettkampfes zum Sieger erkoren. Wäre am Ende einer Saison in einer Handball-Liga den ersten Platz erreicht, hat die Möglichkeit in der Hierarchie seiner Sportart aufzusteigen oder als national bestes Team an internationalen Wettkämpfen teilzunehmen. Weiterlesen

Essay

Zur sportpolitischen Zukunft des Sports

Dem Sport steht eine interessante, aber auch höchst unsichere Zukunft bevor. Neue Herausforderungen gilt es zu meistern und ein enormer Bedeutungszuwachs, der dadurch dem Sport zukommt, wird verantwortungsvoll einzuordnen sein. Die dem Sport bevorstehende interessante Zukunft ist jedoch – das zeigen immer mehr krisenhafte Entwicklungen in einigen internationalen und nationalen Sportorganisationen und in immer mehr olympischen Sportarten – immer auch eine riskante, bedeutungsoffene Zukunft. Die Antwort auf die Frage, wo der Weg hingeht, ist nicht schicksalhaft vorgegeben. Über den angemessenen Weg muss vielmehr von den gewählten oder berufenen sportpolitischen Repräsentanten der nationalen und internationalen Verbände entschieden werden. Die Entscheidungen sollten dabei über demokratische und transparente Verfahren gefunden werden und sie sollten sowohl am Gemeinwohl aller Sporttreibenden als auch am Gemeinwohl der jeweiligen Gesellschaft, in der sich der Sport ereignet, ausgerichtet sein. Der Weg kann im Voraus gut durchdacht, systematisch geplant und konsequent gegangen werden. Er kann aber auch über Umwege, in Einbahnstraßen und in Sackgassen führen. Auch Irrwege sind nicht auszuschließen. Weiterlesen

Essay

Euganäische Wellness

Wie so viele Menschen, die ein höheres Alter erreicht haben, muss auch ich immer häufiger erkennen, dass der menschliche Körper gebrechlich ist. Nicht nur alle Gelenke melden sich zu Wort, sondern auch die beiden Schaltzentralen unseres Körpers, das Herz und das Gehirn, lassen Abnutzungserscheinungen erkennen, die Bedenken erregend sein können. Von einem durchgehenden Wohlbefinden kann dabei wohl nur selten die Rede sein. Der Zusammenhang von Gesundheit, Wohlbefinden und Sport hat mich mein ganzes Berufsleben interessiert und seit das amerikanische Gesundheitsmarketing mit seiner wundervollen Erlösungsformel „Wellness“ auch in meinen Wahrnehmungshorizont und in meine Bedürfniswelt und damit vor allem auch in meinen Alltag eingedrungen ist, bin ich schon seit längerer Zeit regelmäßig unterwegs, um überall in der Welt Orte aufzusuchen, auf die ich wegen ihres besonderen Wellnessversprechens aufmerksam wurde. Weiterlesen

Sportpolitische Dokumente

Die Dopingopferhilfegesetze – Dokumentation einer Recherche

Während meiner Tätigkeit als Hochschullehrer an der Technischen Universität Darmstadt von 1990-2000 bin ich der ehemaligen Leichtathletin Ines Geipel, die zur gleichen Zeit in Darmstadt studierte, nicht begegnet. Den Namen Geipel musste ich zum ersten Mal als Ehrenpräsident des Deutschen Leichtathletikverbandes zur Kenntnis nehmen als 2005 die ehemalige DDR-Sprinterin sich mit einem Schreiben an den DLV mit der Bitte gewendet hatte, ihre Leistungen aus den DLV-Bestenlisten zu streichen, da diese Leistungen durch die Einnahme unerlaubter Substanzen, d.h. mittels Doping erbracht worden seien. Die im damaligen DLV-Präsidium verantwortlichen Vizepräsidenten Rous und Nickel, die sich bereits zuvor über mehr als ein Jahrzehnt als engagierte und unerbittliche Anti- Dopingkämpfer in der deutschen Leichtathletik eingesetzt und bewährt hatten, brachten dieser Anfrage ebenso wie ich ein großes Verständnis entgegen, wenngleich das Streichen eines Teils einer Staffelleistung unter juristischen Gesichtspunkten sich sehr schnell als sehr schwierig erwies. Es ging dabei um einen Staffelrekord über 4 × 100 m des SC Motor Jena unter Beteiligung von Geipel. Mit einem Beschluss des DLV- Präsidiums unter Leitung des damaligen Präsidenten Prokop am 5.5.2006 wurde entschieden, dass in den Bestenlisten des DLV die Leistungen von Frau Geipel mit einem Stern* versehen und die Bedeutung dieses Sterns* über eine Anmerkung erläutert wurde. Zuvor ist mir die Person Geipel vermutlich bereits im Jahr 1991 über das Buch von Brigitte Berendonk „Doping Dokumente. Von der Forschung zum Betrug“, Springer-Verlag, Heidelberg 1991, begegnet. Allerdings ist sie dort mit dem Namen Ines Schmidt ausgewiesen.  Auf Seite 120 wird dort ihr individueller Doping-Einsatz von Oral Turinabol für die Jahre 1983-1984 mit genauen Angaben in mg zum sog. „Wochen-Dope“, bzw. „Tages-Dope“ ausgewiesen. Geipel war zu diesem Zeitpunkt 23 Jahre alt und sie war damals noch mit dem DDR- Kugelstoßer Schmidt (Bestleistung 20.89m) verheiratet, was ich allerdings erst sehr viel später erfahren habe. Weiterlesen

Gastbeitrag

Sport und Frieden

Karl-Friedrich Wessel

Wenn zu einer Sternfahrt bzw. zu einem Sternlauf für den Frieden aufgerufen wird, wenn sich dieser Aufruf an Sportorganisationen und die Kirchen wendet, gemeinsam für den Frieden aktiv zu werden – nicht nur hinsichtlich des Krieges zwischen Russland und der Ukraine –, dann ist es erforderlich, sich zu beteiligen, wenn der Lauf auch in etwas anderer Form – mit dem Stift übers Papier – stattfindet.

Den Sport in den Mittelpunkt zu stellen, macht viel Sinn und fordert die Sportler und die Sportwissenschaftler in besonderer Weise heraus. Sport ist nun einmal öffentlichkeitswirksam wie kaum ein anderes gesellschaftliches System. Entsprechend groß ist auch die Verantwortlichkeit für jedermann, der zu diesem System gehört.

Der Sport, damit meine ich das ganze stark verzweigte System, lebt vom Frieden, es ist vom Krieg in besonderer Weise bedroht. Das bedeutet sehr viel, denn der Sport ist für die Existenz der Gesellschaft, für die Entwicklung aller Individuen in ihrer gesamten Ontogenese, von der Konzeption bis zum Tode, existentiell wichtig. Weiterlesen

Beitrag zur Sportentwicklung

Warum die aktuellen Reformbemühungen des deutschen Hochleistungssports scheitern müssen

Die Bemühungen um die Reform des Hochleistungssports in Deutschland, mit dem Ziel ihn wieder international auf höchstem Niveau konkurrenzfähig zu machen, gleicht einer „unendlichen Geschichte“ bei der ein Ende nicht absehbar ist. Im vergangenen Jahrzehnt und auch zuvor wurden mehrere Reformprogramme vom DSB und dessen Nachfolger von DOSB verabschiedet. Sie zielten auf das Problem der Trainerqualifikation¹, einer besseren Begleitung der Kaderathleten, auf eine Optimierung der Trainings- und Betreuungsmaßnahmen der Athletinnen und Athleten, auf die Belohnungs- und Kostenerstattungs-und Besoldungssysteme für die Athleten aber auch für die Trainer, auf das Problem der Rekrutierung von Nachwuchstrainern etc. Das aktuelle 10-Punkte-Programm des DOSB zur Dualen Karriere für die Jahre 2021 – 2028 ist in diese Fortschreibung von Konzeptionen einzuordnen. Ungeachtet der realen praktischen Wirksamkeit ist sich der DOSB bei aller Bescheidenheit sicher: „Internationale Vergleiche, aber auch zahlreiche EU-Projekte belegen, dass aktuell Deutschland in Bezug auf die Systematik der Herangehensweise in dieser komplexen Thematik der Dualen Karriere weltweit führend ist.“ Diese Selbstzuschreibung und damit zum Ausdruck gebracht Selbstüberschätzung kann angesichts der Reichweite der aktuellen Krise des deutschen Hochleistungssports eigentlich nur noch als ärgerlich bezeichnet werden. 

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Beitrag zur Sportentwicklung

Einflüsse gesellschaftlicher Entwicklungen auf Schule und Sport

Will man das Phänomen des modernen Sports, so wie es sich uns in diesen Tagen zeigt, angemessen nachzeichnen, so ist es hilfreich, wenn man sich an Vergangenes erinnert. Vor 70 Jahren bin ich in Stuttgart zur Schule gegangen. Handball war dabei mein wichtigster Lebensinhalt. In der Schule gab es ein Unterrichtsfach mit dem Namen „Leibesübungen“. Völkerball, Schleuderball, Staffelwettkämpfe, Handball und Fußball waren die beliebtesten Sportspiele. Retter und Schlienz, später dann Waldner und Geiger waren die Idole, die uns der VfB Stuttgart offerierte. 6000 Zuschauer konnte das Dreikönigsturnier im Handball auf den Stuttgarter Killesberg locken. Der grüne Sportbericht wurde Sonntagabends von den Jugendlichen sehnsüchtig erwartet, bei Fußballspielen gab es in regelmäßigen Abständen kleine Dorfkonflikte. Geoffrey Duke war auf der Solitude der ungekrönte Held in der 500 cm3 Klasse, Baltisperger aus Reutlingen war unser nationaler Hero, Max Resch war unser Boxidol und erwartungsvoll blickten wir alle auf die Olympischen Sommerspiele, die 1972 in München stattfinden sollten.

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Beitrag zur Sportentwicklung

Zur Verrechtlichung des Sports am Beispiel des Dopings

1. Einleitung

„Längst ist der Sport auf die Juristen¹ gekommen“: mit diesem Satz beginnt ein ansonsten sehr bemerkenswerter und sachkundiger Beitrag in der FAZ zum Doping aus verfassungsrechtlicher Sicht. Autor ist Professor Steiner, Ordinarius für öffentliches Recht und Richter am Bundesverfassungsgericht. Dieser Einschätzung von Herrn Steiner möchte ich widersprechen: Nicht der Sport ist auf die Juristen gekommen, sondern die Juristen auf den Sport: Sie sind schon seit längerer Zeit dabei, das System des Sports schleichend zu vereinnahmen. Das Recht und damit dessen institutionelle und personelle Vertretungen weisen quasi-imperialistische Züge auf. Das Recht ist dabei jenes gesellschaftliche Teilsystem, das immer entschiedener die anderen gesellschaftlichen Subsysteme dominiert. Auf einen Nenner gebracht heißt dies: Es findet in unserer Gesellschaft ein Verrechtlichungsprozess statt, der weder planvoll gesteuert noch von rational nachvollziehbaren Intentionen geleitet wird. Weiterlesen

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