Essay

Zum Umgang Jugendlicher mit Sportfernsehsendungen

Helmut Digel

Einleitung

Sport im Fernsehen, das ist Unterhaltung für viele, kostengünstige Schleichwerbung für wenige, wichtige Informationsquelle über Ergebnisse und Tabellenplätze für Sportexperten¹, reizvolles Zahlenspiel für Glücksritter und langweiliges Ritual für Desinteressierte. Gewinn oder Verlust, Überleben oder Zukunft, so lauten darüber hinaus die Fragen, die sich für Sportorganisationen, für Veranstalter von Sportereignissen und für Athleten mit dem Sport im Fernsehen stellen können. Sport im Fernsehen, das heißt Diktat der Wettkampfzeiten bei Olympischen Spielen durch amerikanische Sendeanstalten, Veränderung der Sportregeln zugunsten der Fernsehdramaturgie, das heißt aber auch weltweite Popularität der Sportstars, Transformation des Sports in eine universelle Bewegungskultur über die Grenzen der Nationalstaaten hinweg.

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Essay

Essay

Brauchen wir ein „Gesetz zur Regelung der Förderung des Spitzensports und zur Errichtung der Sportagentur“?

Helmut Digel

Vorbemerkungen

Am 6. März 2024 ist in „sport-nachgedacht.de“ ein Essay zum Thema „Braucht Deutschland ein Sportfördergesetz“? erschienen. Dabei wurden vor allem die Mängel aufgezeigt, die ein erster Entwurf zu einem solchen Gesetz aufgewiesen hat, der von Mitarbeitern des BMI zu verantworten war. Die öffentlich geäußerte Kritik an diesem Entwurf hat zu einer Überarbeitung geführt. Der nun vorliegende Referentenentwurf ist jedoch kaum weniger fragwürdig und wirft erneut die Frage auf, warum solch ein Gesetz überhaupt erforderlich ist.

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Gastbeitrag

Körperlich-sportliche Grundbildung der DDR-„Nicht anschlussfähig“?

 

Professor Albrecht Hummel über die wechselhafte Geschichte des Schulsports, über den Sport-Unterricht gestern in der DDR und heute in der Bundesrepublik

Es klingt wie ein Treppenwitz der Sport-Historie. Die Deutschen und insbesondere der 1759 in Quedlinburg geborene Pädagoge und Turn-Pionier Johann Christoph Friedrich GutsMuths gelten als „Erfinder“ der Körper- und Bewegungs-Erziehung und ihrer weltweiten Verbreitung. Doch zuhause und vor allem im schulischen Alltag wurde und wird dieses Gebiet politisch und pädagogisch größtmöglich vernachlässigt.

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Essay

Warum die geplante Olympiabewerbung erneut scheitern könnte

von Helmut Digel

Vorbemerkungen

Am 7.3.2021 wurde in „sport-nachgedacht.de“vom Autor dieses Essays ein Beitrag zum Thema „Bewerbungen um Olympische Spiele in Deutschland – eine beispiellose Selbstzerstörung“ veröffentlicht, in dem die gravierenden Fehler aufgezeigt wurden, die vor allem der DOSB bei seinen Bemühungen um die Ausrichtung zukünftiger Olympischer Spiele gemacht hat. Daß nach den gelungenen Olympischen Spielen 2024 in Paris noch einmal eine kritische Auseinandersetzung mit den Bemühungen Deutschlands um eine zukünftige Bewerbung in „sport-nachgedacht.de“ erfolgen muss und dabei auf noch sehr viel gravierendere Fehler  hinzuweisen ist, darf zurecht verwundern.

Olympische Spiele in Deutschland sind ohne Zweifel ein wünschenswertes Ziel. Wer wie ich sein ganzes Leben in der Welt des Sports verbracht hat und dabei viele Olympische Spiele hat besuchen dürfen, für den wären Olympische Spiele erneut in Deutschland der sportliche Höhepunkt seines Lebens. Bislang sind die Bemühungen – nach Berlin 1936 und München 1972 – zum dritten Mal Olympische Sommerspiele in Deutschland auszutragen, meist sehr kläglich gescheitert. Fünfmal war dies bereits der Fall.

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Gastbeitrag

Sportfans in Paris? Über Parteilichkeit im Sport

von Sven Güldenpfennig

Die gerade zuende gegangenen Olympischen Spiele von Paris 2024 haben wieder einmal die Frage nach dem Status von Parteilichkeit auf und neben dem Sportplatz aufgeworfen, obwohl sie dort buchstäblich niemals gestellt worden ist. Nach der Wahl des deutschen Kardinals Joseph Ratzinger zum Oberhaupt der Katholischen Kirche namens Benedikt XVI. hielt die BILD-Zeitung es für eine verkaufssteigernde Idee, mit der Schlagzeile „Wir sind Papst“ herauszukommen. Diese Idee fand nach einem wiederholten Titelgewinn der deutschen Frauen-Fußball-Nationalmannschaft später ein sportliches Echo in Gestalt von „Deutschland ist Europameisterin“. Beide Anekdoten bringen zweierlei Erfahrungen zum Ausdruck:

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Beitrag zur Sportentwicklung

Sport in der Risikogesellschaft

Helmut Digel

1 Leben in der Risikogesellschaft

Folgen wir Ulrich Beck, dem leider zu früh verstorbenen deutschen Gesellschaftswissenschaftler, so hat sich seit „Tschernobyl“ unser Wissen über Gesellschaftssysteme, deren Grenzen, interne Strukturen und Abhängigkeiten in ganz wesentlicher Weise verändert. „Alles Leid, alle Not, alle Gewalt, die Menschen einander zugefügt haben, kannte bisher die Kategorie der anderen: Juden, Schwarze, Frauen, Asylanten, Dissidenten, Kommunisten usw. Es gab Zäune, Lager, Stadtteile, Militärblöcke einerseits, andererseits die eigenen vier Wände – reale und symbolische Grenzen, hinter die die scheinbar nicht Betroffenen sich zurückziehen konnten. Dies alles gibt es weiter und gibt es seit Tschernobyl nicht mehr. Es ist das Ende der anderen, das Ende all unserer hochgezüchteten Distanzierungsmöglichkeiten, das mit der atomaren Verseuchung erfahrbar geworden ist“ (BECK 1986, 7). Die Natur – so scheint es – hat uns Menschen eingeholt. Zur Utopie einer künftigen besseren Welt ist längst die negative Utopie kommender Katastrophen getreten und über die Zukunft kann heute nur vernünftig geredet werden, wenn wir uns auch auf die Vorstellung einlassen, dass es diese Zukunft vielleicht gar nicht mehr gibt (vgl. Böhme 1986, 929). Allen Grenzziehungen zum Trotz leben wir plötzlich in einer „Risikogesellschaft“, in einem „Weltindustriesystem“. Bei dem Versuch, dieses System zu beherrschen, zeichnen wir Menschen uns momentan lediglich durch Hilflosigkeit aus. Die Natur, über Jahrzehnte nur noch über ihre technisch-industrielle Verwandlung wahrgenommen, ist zur unüberwindlichen Voraussetzung für die weitere Lebensführung in unserem modernen Industriesystem geworden. Der Markt und der daraus resultierende Massenkonsum stellen sich in neuartiger Weise als naturabhängig dar. „Tschernobyl“ – so scheint es – könnte einmal als Datum gesehen werden, an dem das Ende der klassischen Industriegesellschaft offenkundig wurde. Deren Vorstellungen von nationalstaatlicher Souveränität, von automatischem Fortschritt, von der Klassenstruktur der Gesellschaft, vom Leistungsprinzip, von der Verfügbarkeit der Natur, vom Nutzen wissenschaftlicher Erkenntnis, von der Übernahme von Verantwortung, vom Konsum und vom Markt scheinen brüchig geworden zu sein. Dies zeigt sich uns in vielen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens, in der Welt der Arbeit ebenso wie in der Welt der Freizeit, nicht zuletzt auch auf dem Gebiet des Sports.

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Beitrag zur Sportentwicklung

Der Weltsport im Olympischen Jahr 2024

Der Weltsport kann einen ökonomischen Systemerfolg im Jahr der Olympischen Spiele 2024 aufweisen wie es bei keinem anderen gesellschaftlichen Teilsystem der Fall ist. Die Olympischen Spiele in Paris können dabei als der zwischenzeitlich erreichte Höhepunkt bezeichnet werden, der sehr schnell durch den nächsten Höhepunkt, der weltweit größten Fußballshow im Jahr 2026, abgelöst wird. Die kapitalistische Devise „Wachstum“ gilt für dieses System wie für kein anderes und es werden trotz aller, oder gerade wegen aller politischen Krisen, höhere Umsätze und Gewinne erzielt als jemals zuvor. Die in diesem System handelnden Personen zeichnen sich vor allem durch eine unersättliche Geldgier aus. Dies gilt für die sportlichen Akteure¹, für die verantwortlichen Funktionäre, für die Veranstalter, für die Sponsoren und wirtschaftlichen Partner, für die begleitenden Massen- und sozialen Medien, d.h. für alle Beteiligten wohl nicht im gleichen Umfang aber doch in der anzutreffenden Ausrichtung gleichermaßen. Obszöne Transfersummen, überhöhte Gehälter, maßlose Antrittsgelder, fragwürdige Werbeverträge, noch immer anwachsende Kosten für Übertragungsrechte, rechtlich kaum nachvollziehbare Erlasse von Steuern rufen dabei nahezu täglich öffentliche Verwunderung hervor, ohne dass dabei infrage gestellt wird, dass diese Obszönität auf dem Rücken der Steuerzahler stattfindet.

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Beitrag zur Sportentwicklung

Der Sport in den Koalitionsverträgen und Regierungsprogrammen in Deutschland – ein besorgniserregendes Thema

Zur Bedeutung der staatlichen Sportpolitik in der subsidiären Beziehung zwischen Sport und Staat

Die Entwicklung des Sports in Deutschland wirft schon seit längerer Zeit eine ganze Reihe von Fragen auf, die auf Probleme verweisen, die dringend von den Verantwortlichen in den Organisationen des Sports gelöst werden müssen. In einer von den „Vätern des Grundgesetzes“ bewusst gewollten subsidiären Beziehung zwischen freiwilligen Vereinigungen und dem Staat haben aber auch die politischen Institutionen im Bund und in den Ländern eine besondere Verantwortung, dem Sport bei der Lösung seiner Probleme zu helfen, ohne dessen Autonomie und parteipolitische Neutralität zu gefährden.

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Kunst aus unserer Galerie

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