Warum die Olympischen Sportfachverbände reformunfähig sind

Vorbemerkungen

Zum folgenden Essay wurde ich vor allem durch die Lektüre eines in diesem Jahr erschienenen Buches angeregt. Göttrik Wewers Neuerscheinung „Nach der Kritik. Reformen im Weltsport?“(Nomos 2023)hat teilweise den organisationssoziologischen und politologischen Hintergrund hierfür bereitgestellt. Für diesen Essay nicht weniger wichtig sind jedoch auch meine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen, die ich als Mitglied von Gremien in mehreren Organisationen des Weltsports und als Exekutiv- Mitglied eines internationalen Sportfachverbandes habe machen können. Weiterlesen

Wie sieht die Zukunft in unseren Handballvereinen aus? – Ängste und Sorgen eines Abteilungsleiters

von Hans Joachim Müller

Im Handball Magazin des Saarlandes wurde dieses Thema bereits aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, zuletzt im Heft 3/2021 und Heft 5/2021.
Zwischenzeitlich hat der DHB-Bundesrat seine Zielvorstellungen für die Weiterentwicklung des Dachverbandes mehr oder weniger durchgedrückt. Eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge wurde beschlossen, der Fokus wurde auf neue Leistungssportzentren ausgerichtet, die Professionalisierung des Frauenhandballs angekündigt, und das „Jahrzehnt des Handballs“ ausgerufen, gespickt mit Junioren-WM 2023, Männer-EM 2024, Frauen-WM 2025, Männer-WM 2027. Dies alles fordert den Verband bis an die Schmerzgrenze. Nach einer fehlgeleiteten Mitglieder-Gewinnungs-Strategie soll verlorenes Terrain wieder zurückgewonnen werden. Das sind gewiss sehr ambitionierte Ziele mit hehren Absichten. Aber auf welchem Rücken werden sie ausgetragen?
In einem Interview in der Deutschen Handwoche gab Präsident Michelmann zum Besten, dass die Mitgliedszahlen wieder am Steigen sind. Herr Michelmann, wo gibt es dafür einen Beweis?

Weiterlesen

Dan Lorang – Der Sportexperte im Hintergrund

Industrielle Ingenieursarbeit¹ und Hochleistungssport weisen viele gemeinsame Merkmale auf. Beide sind äußerst komplexe Phänomene und in beiden Bereichen ist man ständig bemüht, innovativ zu sein, um bessere Leistungen hervorzubringen. Eigentlich kann es deshalb auch nicht überraschen, dass für einen Vordiplomsstudenten des Bauingenieurwesens der Hochleistungssport zu seiner besonderen Leidenschaft werden konnte und sogar der berufliche Wechsel in verantwortliche Positionen in verschiedenen Bereichen des deutschen Spitzensports durchaus naheliegend war. Zu sprechen und an dieser Stelle auch über ihn zu schreiben ist von Dan Lorang, dem heutigen wissenschaftlichen Leiter des weltberühmten Radsport Teams „BORA hansgrohe“, das seinen Sitz in Raubling in Oberbayern hat. Dan Lorang ist ohne Zweifel eine der interessantesten Persönlichkeiten im internationalen Radsport und auf dem Bürgermeisteramt von Unterwössen scheint nicht nur der Bürgermeister mit seiner persönlichen Mitarbeiterin zu Recht besonders stolz darauf zu sein, dass Dan seit sieben Jahren mit seiner Familie in Unterwössen lebt. Der Stolz ist vor allem darauf ausgerichtet, dass es ja keine Selbstverständlichkeit ist, dass ein Bürger aus Unterwössen bei den weltweit wichtigsten Radsportereignissen wie der Tour de France oder dem Giro d’ Italia im Hintergrund die Fäden für ein ganzes Team in seiner Hand zusammenhält, das nicht nur in Bayern, sondern weit über Deutschland hinaus sich einen Namen gemacht hat.

Weiterlesen

Bernd Mühleisen – ein Hochleistungssportler wie es ihn vermutlich heute nicht mehr geben kann

Es war das Jahr 1952 als zum ersten Mal die „Mühleisens“ in mein noch junges Leben eingetreten sind. Mein Vater hatte in diesem Jahr aus beruflichen Gründen seinen Arbeitsplatz gewechselt und eine Stelle bei dem damals noch weltbekannten Textilunternehmen Vollmoeller in Stuttgart- Vaihingen angenommen. Vollmoeller stellte damals die international berühmten Bademoden „Jantzen“ her und hat sich auch mit seiner „Lanova“- Unterwäsche einen guten Namen gemacht. Diesem Unternehmen gehörte ein Mehrfamilienhaus in Möhringen, in dem unsere Familie im ersten Stock zur Miete wohnte. Nur wenige Meter von diesem Haus entfernt gab es eine Schneiderei „Mühleisen“ mitten im Zentrum des Dorfes. Dort wohnten und arbeiteten die Mühleisen, die zu den angesehenen und alteingesessenen Familien Möhringens zählten. Neben Vater und Mutter Mühleisen arbeitete auch der älteste Sohn Dieter als Schneidergeselle in dieser Schneiderei. Bernd, der jüngere Sohn, geboren am 26. Juni 1938, besuchte zu diesem Zeitpunkt die Oberschule in Hohenheim. Mein Bruder Wolfgang war eine Klasse über ihm, meine Schwester Ruth eine Klasse unter Bernds Klasse, gemeinsam mit Lothar Scheffel, der noch im Leben von Bernd und Dieter Mühleisen eine wichtige Rolle spielen sollte, sie alle waren ebenfalls Schüler dieser Schule. Die Oberschule in Hohenheim war zu diesem Zeitpunkt ein Progymnasium, an dem sie damals mit der Mittleren Reife ihren schulischen Abschluss erreichten. 

Weiterlesen

Die letzte Reform der Bundesjugendspiele: Wiederbelebung oder Sterbehilfe?

Gastbeitrag
Albrecht Hummel

Die Reformierung der Bundesjugendspiele (BJS) erfordert letztlich die unmögliche Quadratur des Kreises. Dennoch hat sich der Ausschuss für die BJS an ein Reformvorhaben herangewagt und mit Beschluss der Kommission Sport der Kultusministerkonferenz (KMK) vom März 2021 wurden die BJS neu „formatiert“ und sollen dadurch künftig – ab 2023 – eine höhere Bedeutung erhalten, so die Pressemitteilung des DOSB vom 13.07.2023. Im Kern der Reform, die nicht als Umstrukturierung verstanden werden will, steht ein neues „Wording“. Es wird eine (rational nicht nachvollziehbare) semantische Differenz zwischen einem als traditionell markierten „leistungsorientierten Wettkampf“ und einem als modern verstandenen „bewegungsorientierten Wettbewerb“ konstruiert und in Anspruch genommen. Das Verhältnis von Wettbewerb und Wettkampf wird hierarchisch interpretiert. Aus den Übungen des Wettbewerbs sollen schrittweise, schwierigere Übungen des Wettkampfes werden. Spaß und Motivation am Sporttreiben gilt es zu erhöhen und der mehrperspektivisch ausgerichtete sowie prozessorientiert angelegte Sportunterricht sollen sich ebenfalls in den neuen Formaten niederschlagen. Die Reformierer der BJS sind davon überzeugt: „Der Wettbewerb stellt ein besonders kind- und entwicklungsgemäßes Angebot dar, das vor allem in der Grundschule umgesetzt werden soll und eine große motorische Vielfalt abbildet.“ Das ist sicherlich gut gemeint aber deshalb noch lange nicht auch gut gemacht.
Zugleich sollen sich die Bundesjugend-Spiele laut Pressemitteilung des DOSB nicht zu einem „rein spielerischen Angebot“ entwickeln. Das Erkennen der eigenen Leistung und der eigenen Leistungsfähigkeit gehören ebenso dazu wie der Umgang mit Niederlagen. Die Leistungen aller Teilnehmer in den unterschiedlichen Formaten sollen mit drei unterschiedlichen Urkunden gewürdigt werden: „Diese sind unterteilt in Ehren-, Sieger-und Teilnahmeurkunden, wobei die Ehrenurkunde mit der Unterschrift des amtierenden Bundespräsidenten versehen ist“.
Die mediale Aufregung in der regionalen und überregionalen Presselandschaft über diese Reformbemühungen ist bezüglich der emotionalen Aufladung von Wortmeldungen bemerkenswert und hat zwischenzeitlich zu grotesk-kuriosen Lagerbildungen geführt: Auf den ersten Blick und etwas holzschnittartig vereinfach, zeichnen sich drei Lager ab: Das Lager der radikalen „Abschaffer“ die auf Petitionen und Verweigerung setzen, die Gruppierung der pseudopädagogisch besorgten „Weichspüler“, die vor allem auf „Spaß“ und „Soft-Skills“ Wert legen  und das Lager der konsequenten leistungsorientierten „Wett – Kämpfer“. Darin spiegeln sich die Zustände der bundesdeutschen Gesellschaft, das funktionale Verständnis von Schule und ausgeprägte Tendenzen der Sportentwicklung in der „bunten Republik Deutschland“.
Die zu Beginn der 50er Jahre von „oben“ (top down) verordneten und später von der KMK 1979 als verbindlich erklärten Bundesjugendspiele waren nie ein Lieblingskind des (west-)deutschen Schulsports und der Sportlehrkräfte. Der organisatorische Aufwand, die funktionale Unklarheit, die Verwechslung mit anderen Wettbewerbsformaten, die ahistorischen Ausblendungen, der falsche Vergleich mit ostdeutschen Sportwettbewerben und die „linke Sportkritik“ der 70er Jahre, im sogenannten „roten Jahrzehnt“ der BRD, haben dazu beigetragen. Frühere Etikettierungen als „Bundes-Wartespiele“ oder als „Bundes- Demütigungsspiele“ waren bereits vor vielen Jahren die Folge. Die Heerscharen der ständig besorgten Sport-Pädagogen der neueren Zeit sehen vor allem in der ausgeprägten und ach so schlimmen „körperlichen Exponiertheit“ beim sportlichen Wettbewerb/Wettkampf die Gefahr der „Stigmatisierung“, der „Beschämung“, der „Ausgrenzung durch Niederlagen“, der „Missachtung beliebiger Identitäten“ sowie die Verursachung „traumatischer Spätschäden“. 
Die Degradierung und Zerstörung der Fachlichkeit des Sportunterrichtes ist diesen ideologisch verblendeten Sporterziehern bereits weitestgehend gelungen. Den Status als drittgrößtes Unterrichtsfach (in allen Bildungsgängen) hat dieses Fach weitestgehend verloren, es gilt in der Kultusbürokratie und in wissenschaftlichen Beratungsgremien der KMK zunehmend als verzichtbar und wabert als inhaltlich beliebig aufladbares Erziehungsfach mit besonderer Verantwortung für Soft-Skills, Teamfähigkeit, Integration und Inklusion so vor sich hin. Das besondere, fachgebundene erzieherische Potential gerade des Kämpfens im regelgeleiteten und leistungsorientierten sportlichen Wettbewerb wird strukturell übersehen und in erster Linie als Gefährdung oder sogar als Bedrohung empfunden und bewertet. 

Um es vorwegzunehmen: Noch nie waren die Bundesjugendspiele als ein gut organisierter, pädagogisch-methodisch durchdachter regelbasierter und leistungsorientierter Schulsport-Wettkampf so nötig wie heute! „Reförmchen“ reichen dafür nicht aus. 

Historische Wurzeln, Pfade und Stationen:  

Sedanfeiern (1871-1918) – Reichsjugendwettkämpfe (1920-1933) – Reichssportwettkämpfe der HJ (1933-1945) -Wettkämpfe um die Urkunde des Vorsitzenden des Staatsrates der DDR (1961-1990) – Bundesjugendspiele (seit 1951) 

Die Geschichte der Bundesjugendspiele (BJS) begann nicht mit ihrer Einführung in der jungen Bundesrepublik im Jahre 1951. Sie wurden damals auch nicht erfunden. Die Vorgeschichte der BJS ist lang, bemerkenswert, aufschlussreich und ausgesprochen hilfreich für das Verstehen aktueller Diskurse und Missverständnisse. Der Beginn des historischen Entwicklungspfades der BJS ist aufs engste mit dem sogenannten „Sedantag“ (auch Tag von Sedan oder Sedanstag) verbunden. Im Deutschen Kaiserreich (1871 – 1918) war das ein Gedenktag, der jährlich um den 2.September gefeiert wurde. Ursprünglicher Anlass war die Kapitulation der französischen Armee im September 1870 nach der Schlacht bei Sedan. Dieser Gedenktag avancierte schrittweise zum nationalen Feiertag im Kaiserreich. Diese Entwicklung verstärkte sich nach 1890 insofern, dass die innere Einigung des Reiches, die Einheit der deutschen Nation in den Vordergrund gestellt wurde. Die Herausbildung einer gesamtdeutschen Identität spielt in jener Zeit eine immer größere Rolle. Das betraf auch die Überwindung einer Preußen-Lastigkeit des Gedenkens Es fanden in vielen Regionen, Städten und Gemeinden sogenannte Sedanspiele statt, in denen Darbietungen der Turnerschaften aus den Vereinen und Vorführungen von Turngruppen der Schulen ein fester Bestandteil waren. 
Belegt ist allerdings auch der nichtrealisierte Vorschlag des Zentralausschusses für Volks- und Jugendspiele aus dem Jahre 1894 anlässlich des Sedantages ein Nationales Olympia zu veranstalten. Nach dem 1. Weltkrieg nahmen die Widerstände gegen die Sedanfeiern erheblich zu, jedoch wurden die turnerischen und sportlichen Elemente in den 1920 eingeführten Reichsjugendwettkämpfen inhaltlich einbezogen und im neuen Format fortgeführt. Für herausragende, nachgewiesene Leistungen im Dreikampf wurden vom Reichsausschuss für Leibesübungen Ehrenurkunden mit Unterschrift des Reichspräsidenten als Auszeichnung verliehen. In der NS-Zeit (1933-1945) wurden die Reichsjugendwettkämpfe unter der Bezeichnung „Reichssportwettkampf der Hitler-Jugend“ mit einer neuen ideologischen Ausrichtung fortgeführt. In den damaligen Arbeitsrichtlinien (Handbuch) der Hitlerjugend zur Durchführung der Reichssportwettkämpfe (1942) werden die Ziele im Kontext einer politischen Leibeserziehung deutlich markiert. Begonnen wird mit einem Hitler-Zitat: 

 „Es ist mein Wille, dass die gesamte deutsche Jugend sich einmal im Jahr einer großen sportlichen Leistungsprüfung unterzieht und mit dieser vor der ganzen Nation Zeugnis ablegt von der Kraft und Unbesiegbarkeit des Volkstums„.  

 Für die weitere Umsetzung gelten folgende Positionen: 

Nach dem Willen des Führers ist jeder deutsche Junge und jedes deutsche Mädel verpflichtet, sich einmal im Jahre einer sportlichen Leistungsprüfung zu unterziehen. Diese gewaltige Kundgebung auf dem Gebiet der Leibesübungen der gesamten Jugend unseres Volkes ist der Reichssportwettkampf, der im Frühjahr eines jeden Jahres einheitlich im ganzen Reich zur Durchführung gelangt. Millionen von Pimpfen und Hitlerjungen, Jungmädel und Mädel legen vor der ganzen Nation ein Zeugnis ihrer Kraft und Leistungsfähigkeit ab. Dieses Bekenntnis zur körperlichen Leistung und Gesunderhaltung ist zu einem der wichtigsten Bestandteile im Leben der Hitler-Jugend geworden, und jede einzelne, der in der Jugenderziehung mitarbeitet, muss sich der großen Bedeutung des Reichssportwettkampfes bewusst sein.“
Die politische Wertschätzung der Leibesübungen, die rassenideologische Ausrichtung, der militante Wettkampfgedanke und der durchgreifende Verpflichtungsdruck erwiesen sich für modifizierte Fortsetzungen dieser Wettkampfformate im geteilten Nachkriegsdeutschland als immanente aber in aller Regel nichtthematisierte, unausgesprochene Belastung. Obwohl die Vorläuferformate fest im Gedächtnis der Bevölkerung, insbesondere der Lehrerschaft und der Sportfunktionäre verankert waren, wurden die Reichssportwettkämpfe beschwiegen und restauriert. Ohne kritische Reflexion, aber auch ohne angemessene inhaltliche Würdigung der Vorläuferformate wurde bereits 1951 in der Bundesrepublik Deutschland das Wettkampfformat der Bundesjugendspiele eingeführt. Völlig zu Recht gelten die Bundesjugendspiele als ein „Fossil“ des bundesdeutschen Schulsports. Es geriet zeitweilig in Vergessenheit und mehrfach fanden Wiederbelebungsversuche statt Am 26. Oktober 1979 wurde die jährliche Durchführung der Bundesjugendspiele durch Beschluss der KMK für alle Schüler an den allgemeinbildenden Schulen bis Jahrgangsstufe 10 für verbindlich erklärt. Diese Verbindlichkeit wurde in den Ländern nicht sonderlich ernst genommen. Die wenigen vorliegenden empirischen Untersuchungen zur praktischen Durchführung der BJS belegen das eindeutig. 
Gewandelt haben sich in den letzten Jahrzehnten auch die inhaltlich verantwortlichen Trägerschaften für diesen Schulsportwettbewerb. Gegenwärtig ist dafür ein Ausschuss für die Bundesjugendspiele zuständig, der sich aus drei Vertretern der KMK, einer Vertretung des BMFSFJ, einer Vertretung des DOSB und vier Vertretungen aus den Spitzenverbänden DBS, DLV, DSV und DTB zusammensetzt. Verlässt man die übliche, scheinbar selbstverständlich normsetzende bundesdeutsche Perspektive auf den Entwicklungspfad der BJS und wendet sich einer gesamtdeutschen Perspektive zu, entsteht die Frage nach adäquaten Schulsportwettbewerben in der DDR. In aller Regel und vielfach nachlesbar wird diesbezüglich der sachlich unzutreffende Bezug zu den Kinder-und Jugendspartakiaden der DDR hergestellt, wie sie auf Kreis-, Bezirks- und zentraler Ebene durchgeführt wurden. Das hochentwickelte Spartakiade-System hatte als Vorbild bestenfalls eine Entsprechung in der bundesdeutschen Nachahmung des Spartakiade-Modells durch das Format „Jugend trainiert für Olympia“. Der Verweis auf eine funktionale Entsprechung des Spartakiade-Modells mit den Bundesjugendspielen ist nicht gerechtfertigt. Eine funktionale Entsprechung findet man jedoch in einem anderen Schulsportwettbewerb in der DDR. Seit 1961 fanden an den allgemeinbildenden Schulen, den Berufsschulen und den Sonderschulen Wettkämpfe um die Urkunde des Vorsitzenden des Staatsrates der DDR statt. Der Inhalt dieses sportlichen Wettkampfes war ein leistungsorientierter leichtathletischer Mehrkampf (Laufen, Werfen, Springen). Die erreichten Punktzahlen in den Schulen wurden auf Kreis-und Bezirksebene miteinander verglichen. Vergebene Urkunden an die besten Schulen im Kreis, galten als höchste Auszeichnung im (allgemeinbildenden) Schulsport. Das Amt des Vorsitzenden des Staatsrats wurde 1960 anstelle des Amtes eines Präsidenten geschaffen (letzter Präsident: W. Pieck). Bis 1990 gab es vier Amtsinhaber (W.Ulbricht, E. Honecker, E. Krenz, M.Gerlach).
Eine umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung der historischen Entwicklung und eine vergleichende Betrachtung dieser hier nur skizzierten schulbezogenen Wettbewerbsformate stehen noch aus. Bislang dominieren einseitige geschichtspolitische Instrumentalisierungen und Dämonisierungen. Ostdeutsche Erfahrungen bei der Durchführung schulsportlicher Wettbewerbe fanden nach 1990 keine Beachtung. Sie galten als historische Abweichung von der Norm. 

Kontexte und Überlegungen zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Bundesjugendspiele 

Die im Sommerloch 2023 medial inszenierte und über Gebühr aufgeregte Diskussion zu den Bundesjugendspielen veranlasst Vertreter des DOSB zu Klarstellungen und Rechtfertigungen: 
Seit vielen Jahren wird dieses schulische Sportereignis kontrovers diskutiert. Doch wieso war bei den diesjährigen Berichterstattungen über die Bundesjugendspiele vermehrt davon zu lesen, dass es bei den Bundesjugendspielen ab dem kommenden Schuljahr zu einer „Umstrukturierung“ kommen werde oder gar die „Abschaffung der Bundesjugendspiele“ bevorstünde? Nichts dergleichen ist vorgesehen. Die Bundesjugendspiele werden nicht abgeschafft! Vielmehr wird zukünftig lediglich durch eine im März 2021 getroffene Entscheidung des Ausschusses für die Bundesjugendspiele und der Kommission Sport der Kultusministerkonferenz dem Wettbewerb der Bundesjugendspiele, den es bereits seit 20 Jahren gibt, künftig eine höhere Bedeutung zukommen. Denn ab dem Schuljahr 2023/2024 ist nicht nur (wie bereits seit 2001) für die 1. und 2. Klassenstufen, sondern nun auch die 3. und 4. Klassenstufen in den Grundsportarten Leichtathletik und Schwimmen nur noch die Wettbewerbsform anzubieten und durchzuführen. In der Grundsportart (Gerät-)Turnen können in den Klassenstufen 1-4 weiterhin die Wettkampf- und die Wettbewerbsform angeboten und umgesetzt werden.“ (DOSB 19.07.2023)
Die konstruierte Differenz zwischen (altersgerechtem, kindgemäßem, motorisch vielseitigem, entwicklungsorientierten, bewegungsorientierten, motivierenden, spaßbetonten) Wettbewerb und einem sportlichen Wettkampf, dem anscheinend diese kompetitiven Attribute so nicht zugeschrieben werden, wird weiter bedient. Die semantische Veränderung wird mit der Zuschreibung eines erhofften pädagogischen Bedeutungsgewinns verknüpft. Warum daraus eine erhöhte Bedeutung der Bundesjugendspiele entstehen soll erschließt sich dem Leser nicht. Woher wissen die reformierenden „Bedeutungserhöher“ überhaupt so genau was „kindgemäß“, „altersgerecht“, „entwicklungsförderlich“, „motivierend“ und „spaßmachend“ ist? Welche empirischen Untersuchungen und verallgemeinerte Erfahrungen liegen dazu vor? 
Wann haben die Ausrichtung und Anpassung eines verbindlichen, staatlichen, schulischen Wettbewerbsformates an die vielfältigen und zeitgeistigen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen ihre Grenzen? Eine „Pädagogik vom Kinde aus“ klingt immer human und gut, beinhaltet aber auch stets funktionale Einseitigkeiten und Verkürzungen. Welche gesellschaftspolitischen und staatlichen Interessen (gesundheitspolitische, bildungspolitische, sozialpolitische) und Anforderungen werden mit dem Schulsportwettbewerb „Bundesjugendspiele“ in Verbindung gebracht? Ginge es ausschließlich nach den Wünschen und Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen gäbe es vermutlich keinen verpflichtenden Schulbesuch mit Zensuren und Prüfungen. Schulen, schulische Wettbewerbe und auch die Bundesjugendspiele sind in erster Linie gesellschaftliche Konstruktionen und Orte bzw. Veranstaltungen zur Durchsetzung gemeinwohlorientierter staatlicher Interessen.
Aus der Sicht des DOSB wird die Zukunftssicherung der BJS primär jedoch wie folgt gesehen: Um die Bundesjugendspiele im Sinne aller Kinder und Jugendlichen stetig weiterentwickeln zu können, sind auch zukünftig weitere neue interessante und motivierende Übungsideen zu entwickeln. Auf jeden Fall sollte darauf hingewirkt werden, dass die Bundesjugendspiele sich in Zukunft noch attraktiver und stärker an den Bedürfnissen von jungen Menschen orientieren.“ (DOSB, 19.07.2023)
„Neue Übungsideen“ und eine noch stärkere „Ausrichtung an den Bedürfnissen der Jugendlichen“ ist das die richtige Spur? Ist nicht eher eine Widerbesinnung auf die Wurzeln, auf die grundlegende Funktion und auf die Kernziele eines verbindlichen Schul-Sport-Wettkampfes angezeigt?
Trotz aller semantischen Kosmetik in der vermeintlichen Reform bleiben die Bundesjugendspiele ein überfrachtetes organisatorisches „Monster“ mit unklarer Profilierung und diffuser Zielsetzung. 

Schulsport – Sportunterricht – Bundesjugendspiele als Schulsportwettbewerb 

Die Bundesjugendspiele sind als „Schulsportwettbewerb“ ein Element des Schulsports, dessen Kernbereich durch den obligatorischen, lehrplanbasierten Sportunterricht verkörpert wird. Das lenkt den Blick auf die konstituierenden, vielschichtigen Zusammenhänge zwischen Sportunterricht und Bundesjugendspiele. So lassen sich die Bundesjugendspiele durchaus auch als Ausdruck und Nachweis der Wirksamkeit, als Spiegelung der Qualität des Sportunterrichts verstehen. Dieser Zusammenhang verweist aber auch auf den Umstand, dass die zahlreichen Probleme, vielfach beschriebenen Defizite und konzeptionellen Fehlentwicklungen im Sportunterricht der 16 Bundesländer ihre Entsprechung im Umgang mit den Bundesjugendspielen finden. Das betrifft sowohl die generelle Akzeptanz als auch die konzeptionelle, funktionale Passung.
Diese Zusammenhänge gilt es genauer zu beachten. Denn letztlich können die Bundesjugendspiele auf Dauer nicht grundsätzlich „besser“ und auch nicht „schlechter“ sein, nicht grundsätzlich anders sein als der regelmäßige Sportunterricht. Ein in der aktuellen Debatte beklagter, zunehmend degradierter Sportunterricht führt letztlich auch zur Degradierung der Bundesjugendspiele und hinter den „Abschaffern“ der Bundesjugendspiele verbergen sich ohnehin auch jene Personen, die offen oder verdeckt für eine Abschaffung des körperlich exponierten und leistungsorientierten Sportunterrichts plädieren. 
Das Verhältnis von Sportunterricht und den Bundesjugendspielen ist auf pädagogisch-konzeptioneller und auf programmatischer Ebene gegenwärtig zutiefst gestört. Sportunterricht und Bundesjugendspiele haben sich auf programmatischer Ebene voneinander entfernt und laufen gewissermaßen parallel nebeneinander her.
Ein Schulsportwettbewerb wie die (verbindlichen) Bundesjugendspiele bedarf jedoch der langfristig angelegten, systematischen Vorbereitung durch den Sportunterricht. Geschieht dies nicht, dann sind die vielfach beschriebenen, zumeist überhöht dargestellten Demütigungs-, Beschämungs- und Stigmatisierungserfahrungen durch die körperliche Exponiertheit des sportlichen Wettkampfes geradezu programmiert. 
Diese negativen Erfahrungen einiger Kinder und Jugendlicher sind jedoch durch pädagogische, didaktische und methodische Vorbereitungen auf leistungsbezogene Vergleiche im Sportunterricht – wenn auch nicht grundsätzlich vermeidbar – so jedoch relativierbar und verstehbar zu machen.  Das souveräne Aushalten und das relativierende Verarbeiten derartiger Erfahrungen, die in unterschiedlichen Kontexten in irgendeiner Weise alle Schüler machen, gehört zur außerordentlich bedeutsamen Erziehung zu Resilienz und individueller Widerständigkeit in der Schule. Eine Schulzeit ohne jegliche „Beschämung“ und „Demütigung“ gibt es nicht, und das ist auch gut so. 
Die von einigen Sportpädagogen beklagte, besondere körperliche Exponiertheit im Schulsport ist mit Gewissheit keine grundsätzliche pädagogische Gefährdung, sondern sie ist ein außerordentlich wertvolles pädagogisches Potential für die Erziehung und Bildung souveräner Kinder und Jugendlicher im und durch Sport. Gut ausgebildete Sportlehrkräfte verfügen sehr wohl über das Wissen und das pädagogisch-methodische Können entwicklungsförderlich mit dieser Herausforderung umzugehen. 
Körper, Bewegung und Sport konstituieren und prägen die pädagogische und didaktische Fachlichkeit des Sportunterrichts. Dieser einzigartige, triadisch-fachliche Zusammenhang konstituiert das Fach und rechtfertigt den Platz des Faches Sport im Ensemble der Unterrichtsfächer steuergeldfinanzierter, staatlicher Pflichtschulen. Die individuell bestmögliche Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit und die Steigerung des individuellen Bewegungskönnens in definierten Bewegungsfeldern verweisen auf die unumgehbaren Kernziele dieses fachgebundenen Unterrichts. Die Nutzung regelgeleiteter wettbewerblicher Situationen und das kämpfende Anstrengen im Selbst- und Fremdvergleich sind wertvolle Mittel der Zielrealisierung. 
Der Sportunterricht ist keine fachenthobene, sozialerzieherische „Soft-Skill-Veranstaltung“ und die Sportlehrkräfte als hochqualifizierte und im internationalen Vergleich auch sehr gut bezahlte Fach-Lehrer, sind nicht in erster Linie Experten zur „Schülerbespaßung“ in Soft-Skill-Veranstaltungen. Diese Tendenzen verletzen den Erziehungscode von Schule und degradieren den Sportunterricht zur erweiterten Hofpause. Guter Fachunterricht macht gewiss nicht immer Spaß, aber er ermöglicht durchaus das Entstehen dauerhafter Freude an der Verbesserung des eigenen Könnens und der eigenen Leistung, auch in Schulsportwettbewerben. Das nennt man schlicht und einfach Erziehung und Befähigung zum Sporttreiben und wenn alles gut geht, hat das eine lebenslange Auswirkung auf den individuellen Lebensstil zur Folge. Die Erziehung zur Freiheit beim Zwange (I.Kant) hat viele Gesichter.
Die Störungslinien im Verhältnis von Sportunterricht und dem Schulsportwettbewerb „Bundesjugendspiele“ im Detail zu identifizieren ist nicht einfach aber in Ansätzen durchaus möglich. 
So haben die pseudopädagogischen Diskurse der letzten Jahrzehnte in den universitären „Blasen“ und „Echokammern“ der deutschen Sportpädagogik erheblich zur Ent-Fachlichung und Ent-Methodisierung des Sportunterrichts in den Ländern beigetragen. Diese Entwicklung ging mit einer sozial-und individualerzieherischen Überfrachtung des Sportunterrichts einher. Viele der westdeutsch geprägten Sportpädagogen sind in den letzten Jahrzehnten einen Sonderweg gegangen, der zwangsläufig in einer Sackgasse münden musste. Die schrittweise Degradierung des Sportunterrichts und der spürbare Verlust an nationaler und internationaler Anschlussfähigkeit sind die Folge.
Im Vergleich dazu blieben die Bundesjugendspiele geradezu traditionell und erfreulich fachgebunden. Die Fachlichkeit des Schulsportwettbewerbs war anscheinend bei allen organisatorischen Schwächen der Bundesjugendspiele stärker ausgeprägt als die Fachlichkeit des Sportunterrichts. Ginge es nach den Experten aus den zeitgeistigen sportpädagogischen „Echokammern“, dann müsste eine Reform der Bundesjugendspiele vor allem Wettbewerbe im diskriminierungsfreien Reflektieren und im stigmatisierungsfreien, identitätsgerechten Bewerten beobachteter Sportpraktiken aufweisen. Mit einer Ironie könnte man ergänzend darauf hinweisen, dass selbst die Forderung nach einer Vergabe von Ehrenurkunden des Bundespräsidenten für wissensbasierte Kompetenzvergleiche in gendergerechter Sprache dann vorstellbar wäre. 

Fazit und möglicher Ausblick 

Nationen in denen das regelgeleitete und wertebasierte Kämpfen keine Wertschätzung erfährt, haben in mehrfacher Hinsicht keine Zukunft. Wer das „Kämpfen“ zuerst als pädagogische Gefährdung sieht und durch sprachliche Regelungen vermeiden will, hat den Ernst der gesellschaftlichen Lage und die komplexen Zusammenhänge nicht verstanden. Stabile Demokratien und die Bewahrung von Zivilcourage sind ohne „Kämpfe“ und engagierte „Kämpfer“ ebenso wenig zu haben wie gerechte Löhne ohne Arbeitskampf. Die semantische Konstruktion kampffreier Wettbewerbe bringt nichts außer logischen Widersprüchen, lebensfremden Schonräumen und Missverständnisse. 
Pädagogische Prozesse jeglicher Art und Form sind in der Lage biopsychsoziale Differenzen zwischen den Akteuren systematisch abzubauen und diese zugleich zu verstärken. Diese immer wieder neu entstehende „gerechte Ungleichheit“ hat letztlich ihre Ursache in der unaufhebbaren „biopsychsozialen Einzigartigkeit der Menschen“. Eine gelingende Erziehung und Bildung souveräner und resilienter Kinder und Jugendlicher nutzt bewusst diese Unterschiedlichkeit und diese „gerechte Ungleichheit“. 
Sportunterricht und Schulsportwettbewerben sind durch ihre körperliche Exponiertheit, durch ihre offenkundigen Leistungsvollzuge in unterschiedlichen normativen Bezügen und durch das transparente Regelwerk hervorragende Domänen für die Erziehung und Bildung souveräner Menschen. 
Für eine nachhaltige Wiederbelebung und Zukunftssicherung der Bundesjugendspiele lassen sich thesenartig nachfolgende Positionen zur Orientierung und für weitere Diskurse formulieren. Die inhaltlichen Zuspitzungen und ein gewisser Pathos in den Formulierungen sind gewollt: 

  1. Die Bundesjugendspiele sind konsequent als ein für alle Kinder und Jugendlichen der Klassenstufen 1 bis 10 verbindlicher, obligatorischer Schulsportwettbewerb in den staatlichen Regelschulen durchzuführen.
  2. Der Schulsportwettbewerb „Bundesjugendspiele“ wird durch den regelmäßigen Sportunterricht mittelbar und unmittelbar vorbereitet und ausgewertet. Die Bundesjugendspiele sind ein objektiver Nachweis der Wirksamkeit und Leistungsfähigkeit des Sportunterrichts in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland.
  3. Der Schulsportwettbewerb „Bundesjugendspiele“ wird als ein regelbasierter Wettkampf in einem definierten „Zeitfenster“ in den 16 Ländern durchgeführt. Im Handbuch der Bundesjugendspiele wird das Regelwerk beschrieben. Die entwicklungsgerechte Einstufung der Kinder und Jugendlichen in Wettkampfgruppen ist darin zu beachten.
  4. Der Bezug der „Bundesjugendspiele“ auf den obligatorischen Sportunterricht zeigt sich in der konsequenten Ausrichtung auf die staatlich zu garantierende Grundbildung („Literacy“) im Fach Sport. Der Bezug zur Grundbildung impliziert eine Konzentration auf das fachlich Wesentliche und auf die fachlichen Kernziele des Sportunterrichts.
  5. Die Körperliche Grundbildung („Physical Literacy“) ist die domänenspezifische Ausprägung der Grundbildung im Fach Sport. Körperliche Grundbildung beachtet den triadischen fachlichen Zusammenhang von Körper, Bewegung und Sport und ist als grundlegende körperliche Bildung, als grundlegende Bewegungsbildung und als grundlegende sportliche Bildung zu verstehen.
  6. Die Basisfähigkeiten der körperlichen Leistungsfähigkeit („Physical Competence“) und das grundlegende Bewegungskönnen in den definierten Bewegungsfeldern des Sportunterrichts sind die fachlichen Kernziele des Sportunterrichts. Der Nachweis zur Realisierung dieser fachunterrichtlichen Ziele muss sich im Programm des Schulsportwettbewerbs „Bundesjugendspiele“ niederschlagen. Wahlobligatorische Programminhalte in diesen Zielbereichen sind geboten.
  7. Das schulsportliche und schulpädagogische Ereignis „Bundesjugendspiele“ kann und sollte in eine Festveranstaltung der Schulen integriert werden, wenn dadurch der Status und die Bedeutung der Bundejugendspiele gewahrt und erhöht werden. Gut durchgeführte Bundesjugendspiele sind ein „Fest der inneren Einheit“ Deutschlands und sie leisten einen Beitrag zur Festigung der gesamtdeutschen Identität. 

Letzte Bearbeitung: 11. 8. 2023 

Sollen „neutrale Athletinnen und Athleten mit russischem und belarussischem Pass“ an den Olympischen Spielen 2024 teilnehmen?

Briefwechsel über die Frage der Teilnahme „individueller neutraler Athleten“ an den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris zwischen H. Digel und dem Deutschen Leichtathletikverband (DLV)

1 Brief von H. Digel an den DLV vom 3. Mai 2023 

Sehr geehrte DLV- Präsidiumsmitglieder, sehr geehrter Herr Präsident Kessing, lieber Jürgen, sehr geehrter Herr Vorstandsvorsitzender Gonschinska, lieber Idriss,  

Weiterlesen

Bruder Tim und Schwester Veronique Hronek – Elite des alpinen Rennsports

Das Talent für sportliche Höchstleistungen wurde den meisten erfolgreichen Athleten¹ und Athletinnen bereits in die Wiege gelegt. Dies lässt sich auch bei Geschwisterpaaren beobachten, die meist in derselben Sportart, nicht selten aber auch in ganz unterschiedlichen Sportarten große sportliche Erfolge aufzuweisen haben. Erfolgreiche Geschwisterpaare kommen im Hochleistungssport häufiger vor als man denkt: Fritz und Ottmar Walter, Uwe und Dieter Seeler, Uli und Dieter Hoeneß, Karl-Heinz und Michael Rummenigge, Sebastian und Tobias Schweinsteiger, Toni und Felix Kroos sind wohl die berühmtesten aus dem Bereich des Profifußballs. Richard und Silke Spiegelburg (Leichtathletik), Ludger und Markus Beerbaum (Springreiten), Serena und Venus Williams (Tennis), Vitali und Wladimir Klitschko (Boxen), Michael und Ralf Schumacher (Formel 1), Anne und Jan Friesinger (Eisschnelllauf), Maria und Susanne Riesch (Alpinskilauf), Janica und Ivica Kostelic (Alpinskilauf), sind Geschwister Paare, die uns die Annahme nahe legen, dass solche Paare im gesamten Olympischen Hochleistungssport angetroffen werden können. Ist jemand am alpinen Skisport interessiert und hat er1 die großen internationalen alpinen Wettbewerbe im vergangenen Jahrzehnt verfolgt, so wird ihm ganz gewiss der Name eines weiteren Geschwisterpaares einfallen. In die Reihe der hier aufgeführten Sportheroen muss auch ein Geschwisterpaar eingefügt werden, das in Unterwössen im Achental geboren ist und eine ganz eigene Erfolgsgeschichte aufzuweisen hat: Zu reden ist dabei über Veronique und Tim Hronek. Beiden wurde ihr Talent von ihren Eltern in die Wiege gelegt, denn schon im Kleinkindalter war klar, dass ihre Interessen dem Sport in seiner gesamten Vielfalt gelten und dass ihre Mutter und ihr Vater dabei ihre großen Vorbilder gewesen sind. Deshalb kann es auch kaum überraschen, dass die Eltern der beiden zumindest zu Beginn ihrer Karriere ihre eigenen Kinder, aber auch weitere Achentaler Talente im Unterwössner Ski Club betreuten und die beiden an die deutsche Spitzenklasse herangeführt haben. Die Familie Hronek stammt aus Brünn in der ehemaligen Tschechoslowakei, wo der Vater seine Ausbildung an der Militärakademie als Diplom Ingenieur abgeschlossen hatte.

Weiterlesen

Vater Hans und Tochter Traudl Hächer – zwei Schlechinger „Skilegenden“

Die Anfänge des Skisports, so wie wir ihn heute kennen, reichen zurück in das Ende des 19. Jahrhunderts. Der erste deutsche Skiclub wurde 1890 in Todtnau im Schwarzwald gegründet. Zur gleichen Zeit gab es auch in Tirol ein großes Interesse am Skilaufen und auch in den bayerischen Alpen gründeten in vielen Orten vom Skilauf begeisterte Bürgerinnen und Bürger ihre Skiclubs. Der Chiemgau wurde dabei sehr schnell zu einer der beliebtesten alpinen und nordischen Skiregionen in Deutschland und aus Bauerndörfern wurden international berühmte Wintersportorte. Dies gilt für Ruhpolding und Reit im Winkl gleichermaßen. Doch auch Schleching kann für sich in Anspruch nehmen, dass es zu einem der wichtigsten Promoter des deutschen alpinen und nordischen Skisports wurde. Dies gilt für das Skispringen ebenso wie für den Skilanglauf, für die erfolgreiche Entwicklung des Biathlonsports und nicht zuletzt auch für den alpinen Skirennsport. Dabei muss vor allem von einem Vater und von dessen Tochter gesprochen werden, die für den Deutschen Skiverband zu erfolgreichen Botschaftern des alpinen Skisports wurden: Es geht um Hans Hächer und seiner Tochter Traudl Hächer. In der Welt der Skirennsports gibt es Legenden, deren Namen für immer mit außergewöhnlichen Leistungen verbunden bleiben. Hans Hächer und seine Tochter Traudl gehören zweifellos zu diesen herausragenden Persönlichkeiten. Ihre Biografien sind von Talent, Hingabe und einer besonderen Leidenschaft für den Skisport geprägt. Weiterlesen

„On Your Marks“ – Ist das OYM in der Schweiz ein sinnvoller Weg in die Zukunft?

Die Totalisierung des Hochleistungssports, wie sie in ihren Anfängen bereits vor mehreren Jahrzehnten von dem finnischen Soziologen Heinilä beobachtet wurde, schreitet unaufhaltsam fort und verweist auf eine Zukunft, die uns möglicherweise nicht nur Freude bereiten wird. In kaum einem anderen Teilsystem unsere Gesellschaft ist ein vergleichbarer Modernisierungsdruck zu beobachten, durch den sich das System Sport schon seit längerer Zeit auszeichnet. Ursache hierfür ist sein Steigerungsprinzip „höher, schneller, weiter“ und seine kapitalistische Vereinnahmung und Ausbeutung, die ihren Ausgangspunkt in erster Linie in den Vereinigten Staaten von Amerika hatte, die aber mittlerweile die ganze Welt erfasst hat. „Alles Alte ist von gestern“, „das Neue ist heute“ und die nächste „Innovation bestimmt das morgen“. Wer dabei nicht mitmacht wird abgehängt. Dem alten nachzutrauern verhindert Innovationen. „Willst du konkurrenzfähig sein so muss dein Ziel darauf ausgerichtet sein, besser als deine Konkurrenten zu werden“. Weiterlesen

Beweggründe des Leistungstrebens im kommerziellen Spitzensport

Es gibt gute Gründe, zwischen Handeln und Verhalten zu differenzieren. Mit dem Begriff des Verhaltens lassen sich all jene Erscheinungsweisen, Tätigkeiten und Aktivitäten beschreiben, die sich bei Lebewesen beobachten lassen. Das Verhalten von Tieren ist dabei vom Verhalten des Menschen zu unterscheiden. Der Begriff des Handelns bleibt nur der Beschreibung von Äußerungsformen des Menschen vorbehalten. Er verweist auf solche beobachtbaren Verhaltensweisen, denen Intentionen zugrunde liegen, über die sprachlich Auskunft gegeben werden kann, die somit auf das Engste an das Sprach- und Denkvermögen des Menschen geknüpft sind. Über Handeln kann der Mensch selbst nachdenken, seinen Handlungen liegen Denkprozesse zugrunde und kaum eine Metapher ist besser geeignet als die der Kybernetik, um dieses Handeln zu kennzeichnen. Für das Handeln lassen sich somit Beweggründe, Motive, Ursachen von Handeln, das Handeln selbst und die Resultate, die Konsequenzen und Folgen des Handelns unterscheiden. Prozesse, die das Handeln bedingen, beeinflussen auch dessen Konsequenzen und umgekehrt. 

Weiterlesen

Biathlon im Achental

Biathlon ist schon seit vielen Jahren eine der beliebtesten Fernsehsportarten Deutschlands. Im Weltcup dieser Sportart treffen sich in den Wintermonaten nahezu wöchentlich immer wieder dieselben Athleten aus meist nicht sehr viel mehr als fünfzehn Ländern, um sich vier Tage lang in Wettkämpfen zu vergleichen, die eigens am Interesse der Fernsehzuschauer ausgerichtet werden. ARD und ZDF als jene Fernsehsender, die sich die Rechte für die Übertragung dieser Biathlonwettkämpfe gesichert haben, können dabei schon seit Jahren immer wieder auch sehr erfolgreiche deutsche „Heldinnen und Helden des Biathlons“ präsentieren, mit denen sich die deutsche Fernsehgemeinde sehr gerne identifiziert. Die erfolgreichsten deutschen Helden reihen sich dabei in eine internationale „Hall of Fame“ ein in der sich Athleten und Athletinnen mit weltweit bekannten Namen befinden: Björndalen, Fischer, Kirchner, Angerer, Fourcade, Boe, Neuner, Disl, Dahlmeier, Eckhoff. Dies ist nur eine kleine Auswahl von den besonderen Heldinnen und Helden des modernen Biathlonsports. 

Weiterlesen

Bernhard Bauer – eine beinahe in Vergessenheit geratene Achentallegende des Skirennsports

Fährt man von Reit im Winkl über den Masererpass in Richtung München, so kommt nach dem Pass ein besonders schön gelegenes Dorf namens Oberwössen. Oberwössen bildet mit Unterwössen, Hinterwössen und Kruchenhausen eine der am schönsten gelegenen Dorfgemeinschaften im Chiemgau und im Achental. Bei der Durchfahrt von Oberwössen erblickt man auf der rechten Seite eine schöne Dorfkirche, auf der linken ein altes Schulhaus, ein Dorfladen und befindet man sich nahezu am Ende von Oberwössen, so folgt auf der rechten Seite ein kleines altes Forsthaus, das in liebevoller handwerklicher Heimarbeit zu einem kleinen Café umgebaut wurde, zudem auch eine Töpferausstellung und ein kleiner Garten gehören, in dem man nicht nur im Sommer selbst gemachten Kuchen und gute Kaffeegetränke genießen kann. Für die Einheimischen des Achentals sind die Wirtsleute dieses Cafes etwas ganz Besonderes, denn der Wirt ist der erfolgreichste alpine Rennläufer des Achentals und seine Frau ist eine Künstlerin, die sich durch originelle Töpferarbeiten einen Namen gemacht hat.   Weiterlesen

Wird die Breite an der Spitze dichter? Über Entwicklungen des Vereinssports in Deutschland

Horst Schubert 

 

Die Breite an der Spitze…

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 der Männer in Katar ist Geschichte. In Deutschland sind die Wunden geleckt, der sportliche Misserfolg hat ein personelles Opfer gefordert und Arbeitsgruppen zur Erarbeitung von Konzepten, Lösungsstrategien und personeller Neu-Organisation sind im Deutschen Fußball-Bund (DFB) gebildet. Also alles „auf gutem Wege“, damit die Fußball-Nationalmannschaft der Männer bei der Europameisterschaft 2024 im eigenen Land erfolgreicher abschneidet als bei der Weltmeisterschaft in Katar? Während die Frauen-Nationalmannschaft als frisch gekürter Vize-Europameister in der FIFA-Weltrangliste einen hervorragenden 2. Rang belegt, ist die Männer-National-Elf nach dem Katar-Desaster auf Rang 14 abgerutscht. Hat der deutsche Männer-Fußball überhaupt noch das Potential, um mit den besten Nationalmannschaften der Welt mitzuhalten? Weiterlesen

Warum die aktuellen Reformbemühungen des deutschen Hochleistungssports scheitern müssen

Die Bemühungen um die Reform des Hochleistungssports in Deutschland, mit dem Ziel ihn wieder international auf höchstem Niveau konkurrenzfähig zu machen, gleicht einer „unendlichen Geschichte“ bei der ein Ende nicht absehbar ist. Im vergangenen Jahrzehnt und auch zuvor wurden mehrere Reformprogramme vom DSB und dessen Nachfolger von DOSB verabschiedet. Sie zielten auf das Problem der Trainerqualifikation¹, einer besseren Begleitung der Kaderathleten, auf eine Optimierung der Trainings- und Betreuungsmaßnahmen der Athletinnen und Athleten, auf die Belohnungs- und Kostenerstattungs-und Besoldungssysteme für die Athleten aber auch für die Trainer, auf das Problem der Rekrutierung von Nachwuchstrainern etc. Das aktuelle 10-Punkte-Programm des DOSB zur Dualen Karriere für die Jahre 2021 – 2028 ist in diese Fortschreibung von Konzeptionen einzuordnen. Ungeachtet der realen praktischen Wirksamkeit ist sich der DOSB bei aller Bescheidenheit sicher: „Internationale Vergleiche, aber auch zahlreiche EU-Projekte belegen, dass aktuell Deutschland in Bezug auf die Systematik der Herangehensweise in dieser komplexen Thematik der Dualen Karriere weltweit führend ist.“ Diese Selbstzuschreibung und damit zum Ausdruck gebracht Selbstüberschätzung kann angesichts der Reichweite der aktuellen Krise des deutschen Hochleistungssports eigentlich nur noch als ärgerlich bezeichnet werden. 

Weiterlesen

Trainer als Dienstleister zwischen Athlet und Verband

Die Geschichte der deutschen Leichtathletik, die 1998 mit ihrem 100jährigen Jubiläum einen Höhepunkt feierte, zeichnete sich in erster Linie durch hervorragende Athletinnen und Athleten und deren Leistungen bei Welt- und Europameisterschaften oder Olympischen Spielen aus. Persönlichkeiten wie Otto Peltzer, Heinz Ulzheimer, Willy Holdorf, Wolfgang Nordwig, Martin Lauer, Armin Hary, Heide Rosendahl,  Hartwig Gauder, Peter Frenkel, Harald Schmidt, Liesel Westermann, Manfred Germar, u.v.a.m. prägten und prägen die deutsche Leichtathletik weit über ihr Karriereende hinaus. Ihre hervorragenden sportlichen Leistungen wurden nicht selten von Trainern¹, Betreuern und Übungsleitern vorbereitet und begleitet, die im Schatten der Talente wirkten und diesen dennoch erst zu ihrer Entfaltung verhalfen. Weiterlesen

Kultur des Wettbewerbs im Sport – Teil 2

6. Internationalisierung des sportlichen Wettbewerbs – Sport wird zum universellen Kulturmuster

Aus heutiger Sicht betrachtet, ist der moderne Sport zu einem universellen Kulturmuster geworden (vgl. Bausinger, 2006). Diese Annahme vertreten auch die Repräsentanten des Weltsports. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass die Merkmale einer kulturellen Relativität gerade auch im modernen Sport nur unzureichend beachtet werden. Auch wird übersehen, dass der moderne Sport keineswegs in gleicher Weise in den verschiedenen Gesellschaften dieser Welt Anerkennung finden konnte und er nach wie vor unter dem Aspekt der jeweiligen Sozialisationsbedingungen erhebliche Unterschiede aufweist.

Der Sport ist in seiner Entwicklung vorrangig ein bürgerliches, großstädtisches Phänomen. Dies lässt sich auch heute noch in Entwicklungs- und Schwellenländern beobachten. Sport wird vorrangig durch städtische Eliten getragen, meist sind sie Angehörige des Wirtschafts- und Bildungsbürgertums, aber auch die Angestellten sind dabei zu beachten, die mittels des Sports am bürgerlichen Leben teilhaben. Die von Nielsen vorgelegten Befunde zur Entwicklung des Verhältnisses der Großstadt zum Sport zwischen 1870 bis 1930 gelten auch heute noch. Es ist vorrangig die Mittelschicht, die auf eine gesundheitsbewusste Lebensweise und auf die Geselligkeit im Verein ausgerichtet ist (vgl. Nielsen, 2002). Weiterlesen

Kultur des Wettbewerbs im Sport – Teil 1

1. Zu den Anfängen des modernen Sports in England

Der moderne Sport hat seinen Ursprung in England. Viele Sportarten, die heute in der ganzen Welt verbreitet sind, entstanden in England in der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Besonders hervorzuheben sind dabei Fußball, Pferderennen, Ringen, Boxen, Tennis, Rudern, Kricket und Leichtathletik. Auch den englischen Ausdruck Sport übernahmen viele Sprachen als passenden Begriff für diesen unverwechselbaren Zeitvertreib.

Die Ausbreitung des modernen Sports ist zunächst an das Verhalten der feinen Gesellschaft gebunden. Sie gab in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dem Begriff Sport in England seinen Inhalt. Auch in anderen Ländern wurde der Sport zunächst von den Oberschichten übernommen. Dies gilt für die aristokratische Oberschicht Frankreichs in besonderer Weise. Die volkstümlichen Arten der Körperkultur, wie z. B. der Fußball, entwickelten ihre Merkmale eines Sports erst später und wurden auch erst später als Sport anerkannt. Sehr schnell setzten sich die englischen Sportarten aber weltweit als Zeitvertreib der Mittel- und Unterschichten durch. Weiterlesen

Liegt unser Sport an der goldenen Kette des Staates?

Für die Beurteilung aktueller Entwicklungen des Sports und für die notwendigen Entscheidungen über dessen Zukunft können historische Befunde eine wichtige Hilfe sein. Deshalb ist „sport- nachgedacht.de“ immer wieder bemüht, relevante sporthistorische Dokumente zu publizieren. Am 16. Juni 1972 erschien im ZEITmagazin der nachfolgende Beitrag von Willy Weyer, dem wortgewaltigen und streitfähigen damaligen DSB- Präsidenten und Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen. Manche seiner Gedanken sind heute aktueller denn je. Weiterlesen

Risiken der Athleten im Hochleistungssport

Der Hochleistungssport ist unter vielen Gesichtspunkten ein riskantes Unternehmen. Fast alle Akteure im System des Hochleistungssports haben sich mit Risiken auseinander zu setzen, die oft nur schwer zu meistern sind und die manchmal auch kaum noch als verantwortbar bezeichnet werden können. Veranstalter von internationalen Sportwettkämpfen gehen nicht selten sehr hohe finanzielle Risiken ein, die manchmal bis zur Gefahr eines Konkurses reichen. Sponsoren aus dem Bereich der Wirtschaft müssen mit dem Risiko arbeiten, dass die von Ihnen getätigten Investitionen zu Gunsten ihrer Produkte sich auch in ihr Gegenteil verkehren können, wenn sich ihr Partner aus dem Sport z.B. durch einen Dopingskandal zur negativen Kehrseite ihres Sponsoring – Engagements entwickelt. Das Fernsehen muss bei seinem Engagement zu Gunsten des Sports bei seinem Sportübertragungen mit dem Risiko leben, dass das ihm zur Übertragung angebotene Sportereignis den Erwartungen der Zuschauer nicht entspricht und das Interesse an diesem Medium deshalb rückläufig ist. Funktionäre von Sportfachverbänden müssen akzeptieren, dass sie bei einer andauernden Rückentwicklung der sportlichen Erfolge ihrer Verbände mit dem Risiko einer Abwahl bei der nächsten Mitgliederversammlung zu rechnen haben. Trainer der Athleten müssen im Hochleistungssport von heute damit zurechtkommen, dass ihr Beruf äußerst riskant ist und bei Misserfolgen die Entlassung droht.

Weiterlesen

‚München‘ 1972 – ein Modell für zukünftige Olympische Spiele

Nach der gescheiterten Bewerbung von Berlin sind zuletzt deutsche Olympia-Bewerbungen für Winterspiele in München und für Sommerspiele in Hamburg vor allem wegen des energischen Protestes der Einwohner gescheitert. Wie stand es um Vorbehalte und Bedenken der Bevölkerung rings um die vorläufig letzten deutschen „Heimspiele“ in München im Jahr 1972? Oder wurden die Menschen damals gar nicht gefragt?

H.D.: Heute wäre eine Bewerbung ohne Bürger-Votum wohl undenkbar. Doch zu jener Zeit Anfang der 60er Jahre, als das NOK der Bundesrepublik unter Führung von Willi Daume seine Bewerbung beim IOC eingereicht hat, wurde dieser Schritt von der deutschen Öffentlichkeit so gut wie gar nicht wahrgenommen. Dieser Vorgang wurde als eine Angelegenheit des NOK, der Stadt München und des Bundeslandes Bayern angesehen. Die Idee, dass bei einer derartigen Bewerbung im Vorfeld zwingend eine Volksbefragung stattzufinden habe, gab es zu dieser Zeit noch nicht. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die sinnvollen Ziele, die München mit den Spielen verfolgte, die Einwohner damals überzeugt hätten und diese Bewerbung sicher eine deutliche Mehrheit auch im gesamten Bundesgebiet gefunden hätte. Weiterlesen

Interview mit Helmar Gröbel zur Situation des deutschen Eissschnellaufs

„Das einzig Gemeinsame war die deutsche Sprache“

Helmar Gröbel hat den Trainerschein aus zwei Systemen und bedauert den Niedergang des deutschen Eisschnelllaufs. Dabei gibt es genügend Hallen.

Eisschnelllaufen war für Deutsche ein olympischer Medaillen-Garant. Helmar Gröbel erlebte diese Zeit als Verbands- und Bundestrainer in der DDR sowie im vereinten Land. Von Podestplätzen waren Athleten der deutschen Eisschnelllauf- und Shortrack-Gemeinschaft bei den Winterspielen in Peking weit entfernt. Im Interview mit der Sächsischen Zeitung erzählt der 70-Jährige, der Trainerdiplome im Ost- und West-System erwarb, wie es dazu kommen konnte, was ihn nach der Wende wunderte und warum ein DDR-Rennanzug auf den Kili soll. Weiterlesen

Auf den Tod eines Fußballspielers

Friedrich Torberg, Willi Daume, Walter Jens

Er war ein Kind aus Favoriten
und hieß Matthias Sindelar.
Er stand auf grünem Plan inmitten,
weil er ein Mittelstürmer war.

Er spielte Fußball, und er wusste
vom Leben außerdem nicht viel.
Er lebte, weil er leben musste,
vom Fußballspiel fürs Fußballspiel.

Er spielte Fußball wie kein Zweiter
und stak voll Witz und Fantasie.
Er spielte lässig, leicht und heiter.
Er spielte stets. Er kämpfte nie.  Weiterlesen

Laute Klagen und stille Siege: Beobachtungen in einem zerrissenen „Sport-Deutschland“

Albrecht Hummel

Im Jahre drei der Coronapandemie, auf dem Höhepunkt der vierten Welle, kurz nach der Neuwahl des Präsidiums des DOSB und vor der Wahl des neuen Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland am 08.12.2021 lieferten unterschiedliche Nachrichten ein zerrissenes Bild vom angeblich vereinten „Sport-Deutschland“ und seiner großen „Sportfamilie“. Auf die emphatischen Überhöhungen im unglaubwürdigen Gerede von den Sportfamilien in Sportdeutschland wies der Vorsitzende der Ethik-Kommission des DOSB bereits zu Beginn der Weimarer Mitgliederversammlung zu Recht hin. Der Kontrast dieser Schönfärberei zur realen Wirksamkeit der irritierenden Aktivitäten des ehemaligen DOSB-Präsidenten A. Hörmann, bis hin zur Einbeziehung von speziellen Methoden der forensischen Linguistik gegenüber Personen mit anderen, kritischen Meinungen, ist in den letzten Jahren einfach zu groß geworden. Weiterlesen

Tokio 2020 – die besonderen Spiele

Ein besonderes Datum

Die Olympischen Sommerspiele, die 2021 mitten in einer Corona-Pandemie in Tokio stattgefunden haben, sind in vieler Hinsicht etwas ganz Besonderes gewesen. Schon bei ihrem Namen gibt es eine Besonderheit. Vom IOC, vom Organisationskomitee und von den internationalen Medien wurde bei der Nennung ihres Namens auf das Jahr 2020 verwiesen, in dem sie eigentlich hätten stattfinden müssen. In Wirklichkeit sind sie aber im Jahr 2021 durchgeführt worden. Weiterlesen

Der „Zeitgeist“, die Welt und der Sport

Das deutsche Wort „Zeitgeist“ ist über das Englische in viele Sprachen dieser Welt übernommen worden. Beim Phänomen des „Zeitgeists“ scheint es sich offensichtlich um etwas typisch „Deutsches“ zu handeln. Herder sah im Zeitgeist etwas Einschränkendes. Er war für ihn ein Verzicht auf die Freiheit des Denkens. Non-konformes Denken wird dabei ausgegrenzt. Er enthält Annahmen, Verhaltenserwartungen, Moralvorstellungen, Tabus und Glaubenssätze, die sich regulierend auf das Verhalten des Individuums auswirken. Auch Goethe zeigte uns seine Skepsis gegenüber dem „Zeitgeist“, wenn er im „Faust“ schreibt: „Was ihr den Geist der Zeiten heißt, das ist im Grund der Herren eigner Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln“. Im Philosophischen Wörterbuch wird Goethe mit folgendem Zitat ausgewiesen: „Wenn eine Seite nun besonders hervortritt, sich der Menge bemächtigt und in dem gerade triumphiert, dass die entgegengesetzte sich in die Enge zurückziehen und für den Augenblick im Stillen verbergen muss, so nennt man jenes Übergewicht den Zeitgeist, der denn auch eine Zeitlang sein Wesen treibt“. Zu den wohl radikalsten Beurteilungen des Zeitgeistes gehört die Aussage von Hans Magnus Enzensbergers: „Etwas Bornierteres als den Zeitgeist gibt es nicht. Wer nur die Gegenwart kennt, muss verblöden“.
Der „Zeitgeist“ einer Gesellschaft spiegelt sich in erster Linie in der öffentlichen Meinung der großen Mehrheit wider, die vor allem vom Bildungssystem, von den Massenmedien und in jüngerer Zeit ganz intensiv von den sozialen Medien geprägt wird. Weiterlesen

Management des Erfolgs im Hochleistungssport

Erfolg und Leistung hängen in der Regel auf das Engste zusammen. Dies gilt für die Arbeitswelt ebenso wie für die Welt des Sports. Gewiss gibt es auch viele zufällige Erfolge, die mittels unerlaubter Methoden erreicht wurden, bzw. die man anderen zu verdanken hat. Nichts ist jedoch ein besserer Garant für den Erfolg als die gekonnte menschliche Leistung. Nirgendwo wird dies deutlicher als im Leistungssport. Sportliche Leistungen sind die Grundlage für sportlichen Erfolg. Gewiss kann nicht jede sportliche Leistung zum Erfolg führen, doch ohne sportliche Leistungen ist ein Erfolg im Sport auf Dauer nicht denkbar. Weiterlesen

Braucht der deutsche Spitzensport neue organisatorische Strukturen?

Seit den vergangenen Olympischen Spielen im August dieses Jahres liegen die relevanten Zahlen auf dem Tisch. Der Medaillenspiegel und die erreichten Finalplatzierungen können von den Verantwortlichen¹ des deutschen Sports überprüft und bewertet werden. Die „Potas- Kommission“ hat ihre vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in Auftrag gegebene Potenzial-Analyse der Olympischen Winter- und Sommerverbände vorgelegt und jeder olympischen Sportart eine „Zeugnisnote“ erteilt. Die Stiftung Deutsche Sporthilfe hat hierzu passend ihre jüngste Studie präsentiert, in der die Meinungen deutscher Spitzensportler und Spitzensportlerinnen zu den Ursachen des schwachen Abschneidens der Olympiamannschaften bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Tokio befragt wurden.   Weiterlesen

Zur Situation des Trainerberufs in Deutschland

„Ich bin da inzwischen abgehärtet““
Der dienstälteste deutsche Bundestrainer Detlef Uibel zur prekären Lage eines ganzen Berufsstandes.
Für Bundestrainer Detlef Uibel schloss sich Ende Oktober im französischen Roubaix mit vier WM-Titeln für die deutschen Bahnrad-Sprinterinnen ein Kreis. Vor 40 Jahren selbst WM-Dritter im Sprint auf dem Bahn-Oval, absolvierte der heute 62-Jährige nach dem Karriere-Ende ein Studium an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig und baute danach in seiner ersten Station als Trainer just eine Frauen-Gruppe in Cottbus auf. Nach der Wende avancierte der gebürtige Gubener zum Junioren-Bundestrainer, seit Oktober 1996 verantwortet Uibel beim BDR als Cheftrainer den gesamten Bereich Kurzzeit und ist aktuell der dienstälteste Bundestrainer im bundesdeutschen Spitzensport. Weiterlesen

Nach Tokio 2020 – Was ist zu tun? Überlegungen zur Reform des Olympischen Sports in Deutschland

Die zukünftige Entwicklung des Olympischen Sports in Deutschland wird von vielen Faktoren beeinflusst. Manchem dieser Faktoren steht man ohnmächtig gegenüber, so z.B. der demographischen Entwicklung unserer Bevölkerung. Andere können von den Verantwortlichen des Sports direkt beeinflusst werden. Unter diesen Faktoren sind vor allem fünf besonders bedeutsam:

  1. Da ist zunächst und vor allem der Faktor „Athletinnen und Athleten“.
  2. sind dies die „Trainerinnen und Trainer und deren Aus – und Weiterbildung“.
  3. sind es die “Medien“.
  4. sind es die „Funktionärinnen und Funktionäre“, die den zukünftigen Olympischen Sport maßgeblich steuern werden, und die heute die Verantwortung dafür zu tragen haben, dass der Olympische Sport seine verloren gegangene Glaubwürdigkeit auf seinem weiteren Weg in diesem Jahrtausend wieder zurückgewinnt.
  5. geht es um das Thema „Doping und Regelverstöße im Olympischen Sport“.

Weiterlesen

Der Einfluss von Lebenspartnerschaften auf die Entwicklung sportlicher Höchstleistungen

Sportlicher Erfolg hat viele Mütter und Väter. Dies gilt für eine besondere Leistung in der Leichtathletik gleichermaßen wie für die Leistung eines Nationalspielers im Fußball, für eine Spitzenleistung im Gewichtheben, für einen Olympiasieg im Reiten oder beim Skisport. Sucht man aus wissenschaftlicher Perspektive nach den Ursachen sportliche Höchstleistung, so ergibt sich meist ein multifaktorielles Beschreibungs- und Erklärungsmodell, in dem viele Faktoren zusammenspielen müssen, um eine sportliche Höchstleistung zu gewährleisten. Weiterlesen

Public Relations in der Weltleichtathletik – ein fragwürdiger Weg

In immer mehr internationalen Sportorganisationen sind Promotion und Public-Relationsmaßnahmen in das Zentrum ihrer Sportpolitik gerückt. Meist bedient man sich dabei internationaler Kommunikations- und Umfrageagenturen, deren Produkte sehr kostspielig sein können. Mancher internationale Sportfachverband befindet sich dabei in der Gefahr, dass dringend notwendige Reform-Arbeiten verdrängt oder verschoben werden und die eigentlichen Probleme dieser Sportverbände mit den PR-Auftritten der Verbände eher verdeckt oder nicht erkannt werden. Weiterlesen

Ist der deutsche Hochleistungssport zukunftsfähig?

Will ein Trainer sich mit seinem Athleten der olympischen Konkurrenz stellen, hat sein Athlet dabei die höchsten Ziele im Blick, und ist er bereit sich über viele Jahre konsequent und systematisch auf das von ihm angestrebte olympische Finale vorzubereiten, so müssen Athleten und Trainer in ein modernes System des Hochleistungssports eingebunden sein. Dieses System muss ihnen über einen längeren Zeitraum ganzjährig wichtige Hilfen und Dienstleistungen bereitstellen. Weiterlesen

Geschlecht, Hochleistungssport und Fußball

Selten wird die Frage nach der Rolle des Geschlechts im Hochleistungssport so engagiert diskutiert, wie dies aus Anlass von Fußballweltmeisterschaften der Frauen zu beobachten ist. Durch welche Qualität zeichnet sich der weibliche Fußball im Vergleich zum männlichen Fußball aus? Unterscheiden sich beide Spiele? Was sind ihre Gemeinsamkeiten? Noch nie wurde ein weibliches Sportereignis zu einem nationalen Großevent stilisiert und weibliche Körper in den massenmedialen Mittelpunkt gerückt, wie dies der Fall war als die Fußballweltmeisterschaft der Frauen 2011 in Deutschland ausgetragen wurde. Was bedeutet ein derartiges „Event“ für die Rolle der Frau im Sport? Welches   Frauenbild wird dabei in den Mittelpunkt des Interesses gerückt? Welche Rolle spielen die Frauen bei dieser Inszenierung, welche die Männer? Warum ereignete sich dies zuerst in Deutschland, warum war es bei allen früheren Frauenfußballweltmeisterschaften nicht der Fall? Weiterlesen

Pro und Contra Hochleistungssport

Die Kritik am Hochleistungssport ist so alt wie auf der anderen Seite der Sport in seinen Vorzügen gelobt wird. Am entschiedensten wurde die Kritik Ende der 60er Jahre von der Neuen Linken vorgetragen, während heute eher eine unbekümmerte Einstellung gegenüber dem Hochleistungssport verbreitet ist. Die Kritik damals beruhte in erster Linie auf einer vergleichenden Analyse der Systeme Sport und Arbeit. Dieser Analyse zufolge spiegeln sich im Hochleistungssport die Zwänge der Arbeitswelt wider. Hochleistungssport sei demnach Arbeit und bedeute eine Verdoppelung der Arbeitswelt. Weiterlesen

Der Kampf gegen Doping ist alternativlos

Der Leistungssport befindet sich in einer Krise. Dies gilt für den Leistungssport in der Bundesrepublik Deutschland gleichermaßen, wie für den Leistungssport, wenn man ihn aus einer globalen Perspektive betrachtet. Manche kritischen Symptome werden erkannt, es gibt Bemühungen ihnen entgegenzutreten, andere haben sich verschärft und scheinen unlösbar zu sein. Trotz dieser Probleme ist der Leistungssport jedoch eine Wachstumsbranche erster Ordnung. Als Wirtschaftssektor weist der Leistungssport Wachstumsraten auf, wie sie in den Ökonomien dieser Welt nur noch ganz selten anzutreffen sind. Wer mit dem Sport Geld verdienen will, für den ist ein „weiter so“ deshalb naheliegend. Bei einem Leistungssport der für Massen relevant sein soll, spielen Fragen der Moral und Ethik keine Rolle. Weiterlesen

Der Hochleistungssport bedarf einer politischen Korrektur

Der Sport ist ein fragwürdiges Politikfeld

Der Sport ist ohne Zweifel ein gesellschaftspolitisch bedeutsamer Bereich. Im Hinblick auf seine politische Bedeutung kann man ihn mit den Kirchen, der Arbeitswelt, der Wirtschaft und den Massenmedien vergleichen. Als Politikfeld stellt sich der Sport unter quantitativen Gesichtspunkten als äußerst mächtig dar, immerhin gelingt es ihm ein Drittel der Gesellschaft an sich zu binden. Unter den freiwilligen Vereinigungen stellt er die größte Organisation in Deutschland dar. Für Außenstehende muss es jedoch überraschen, wie fragmentiert sich uns das Politikfeld „Sport“ zeigt. Unzählige dezentrale Einheiten sind dabei zu beobachten. Wohlwollend positiv bewertet könnte man dabei von einer Vielfalt sprechen, die den Sport auszeichnet. Unter Führungs- und Steuerungsgesichtspunkten muss hingegen eher ein organisatorisches Chaos diagnostiziert werden. Weiterlesen

Sexueller Missbrauch im Hochleistungssport

In jüngster Zeit wurden vermehrt Verbrechen des sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen im Bereich des Hochleistungssports aufgedeckt. Der sexuelle Missbrauch im Hochleistungssport ist gewiss kein neues Phänomen. Es gibt ihn schon seit vielen Jahrzehnten so wie auch in unserer Gesellschaft das Phänomen der Pädophilie schon über Jahrhunderte bekannt und ganz offensichtlich nicht auszurotten ist. Was in diesen Tagen jedoch überraschen muss, ist das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen im Hochleistungssport und der unverantwortliche Umgang mit diesem Problem. Dies gilt gleichermaßen für alle Verantwortlichen in Gesellschaft, Politik und nicht zuletzt in den Organisationen des Sports. Weiterlesen

Doping – Geißel des modernen Hochleistungssports

Doping war die Geißel des antiken Sports, Doping ist die Geißel des modernen Hochleistungssports und Doping ist insbesondere das größte Problem der modernen Olympischen Spiele; es ist nach wie vor ungelöst. Sportler und Athleten, die mittels Doping versuchen, ihre Gegner zu betrügen, verfolgen dabei die Absicht, sich einen verbotenen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, um auf diese Weise einen Sieg zu sichern, der für sie ohne den Betrug nicht möglich wäre. Weiterlesen

Lebensperspektiven nach dem Spitzensport

Einleitung

Ich möchte meine Überlegungen im Folgenden in etwas ungewöhnlicher Weise gestalten. Ich werde mit einem Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe beginnen und mit einer lyrischen Reminiszenz an Hermann Hesse enden. Goethes Gedicht – so meine ich – kann wie kaum eine andere Darstellung das Phänomen des Hochleistungssports kennzeichnen. Es ist ein Liebesgedicht und trägt den Titel ‚Einschränkung‘: Weiterlesen

Sind amerikanische Trainer wirklich besser?

Jeder erfolgreiche olympische Athlet hat seinen Erfolg auf den Schultern von Riesen erreicht. Die eigene Familie ist meist das solide Fundament auf dem sich eine olympische Karriere aufbauen lässt. Oft waren Mutter oder Vater die ersten Übungsleiter und Trainer, die das talentierte Kind und den talentierten Jugendlichen trainiert haben und ihn bei seinen ersten Erfolgen begleiteten. Der engagierte Sportlehrer muss genannt werden, der ein Talent im öffentlichen Schulwesen entdeckt und fördert. Der sogenannte Heimtrainer ist nicht selten die eigentliche Keimzelle für den olympischen Erfolg. Mancher Olympiasieger wurde von seinem Heimtrainer vom Anfang bis zum Ende seiner Karriere begleitet. Weiterlesen

Bundestrainer als Dienstleister zwischen Athlet und Verband

– dargestellt am Beispiel der Leichtathletik –

Die Geschichte der deutschen Leichtathletik, die 1998 mit ihrem 100jährigen Jubiläum einen Höhepunkt feierte, zeichnete sich in erster Linie durch hervorragende Athletinnen und Athleten und deren Leistungen bei Welt- und Europameisterschaften oder Olympischen Spielen aus. Persönlichkeiten wie Otto Peltzer, Heinz Ulzheimer. Willy Holdorf. Wolfgang Nordwig, Martin Lauer, Heide Rosendahl, Christian Schenk, Liesel Westermann, Manfred Germar u.v.a.m. prägten und prägen die deutsche Leichtathletik weit über ihr Karriereende hinaus. Ihre hervorragenden sportlichen Leistungen wurden nicht selten von Trainern, Betreuern und Übungsleitern vorbereitet und begleitet, die im Schatten der Talente wirkten und diesen dennoch erst zu ihrer Entfaltung verhalfen. Weiterlesen

Kommunikationsdefizite im Wissenschaftlichen Verbundsystem Leistungssport

Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Manfred Muckenhaupt


Vorbemerkung

Die Studie, von der im folgenden Beitrag die Rede ist, wurde von Prof. Dr. Manfred Muckenhaupt und seinem Forschungsteam bereits vor zehn Jahren durchgeführt. Der Wissensaustausch im deutschen Hochleistungssport hatte sich dabei vor allem auch im Vergleich mit anderen Ländern als besonders verbesserungswürdig herausgestellt. Die Studie mündete in zahlreichen Verbesserungsvorschlägen. Betrachten wir etwas mehr als zehn Jahre danach die Situation der Wissenskommunikation im deutschen Hochleistungssport, so müssen wir erkennen, dass sich nur wenig verändert hat und die Forderungen von damals die Forderungen von heute sein müssen. Die Lektüre des Beitrags kann deshalb allen Verantwortlichen, ob ehrenamtlich oder hauptamtlich im System des Hochleistungssports tätig, dringend empfohlen werden.

Helmut Digel


Abstract

Verschläft der deutsche Hochleistungssport den Anschluss an das internationale Wissensmanagement? Diese Frage provozieren die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Wissensmanagement im Wissenschaftlichen Verbundsystem Leistungssport“. Das Projekt ist Teil einer Reihe von Forschungsvorhaben zur Umsetzung des langfristigen strategischen Forschungsprogramms für das Wissenschaftliche Verbundsystem (Forschungsprogramm WVL) und wurde von 2009 bis 2011 durchgeführt. Weiterlesen

Zur gesellschaftspolitischen Bedeutung des Wettkampfsports

Moderne demokratische Gesellschaften zeichnen sich dadurch aus, dass dem Leistungsprinzip eine besondere Wertschätzung entgegengebracht wird. Das Individuum mit seinen verschiedenen Leistungsmöglichkeiten wird dabei als besonders förderungswürdig betrachtet. Nicht Herkunft, Vermögen, Religionszugehörigkeit, Rasse, Beziehungen oder Protektion sollen die zu erreichenden Positionen in einer modernen Gesellschaft determinieren. Die von Individuen erbrachten Leistungen sollen viel mehr dessen gesellschaftliche Position bestimmen. Vor dem Hintergrund anthropologisch bestimmter Ungleichheit bedarf diese Positionierung der sozialen Absicherung, was zwingend bedeutet, dass eine moderne Gesellschaft das Prinzip der Leistungspositionierung über ein am Prinzip der Solidarität ausgerichtetes Sozialsystem abzusichern hat. Nicht zuletzt aus diesem Grund sind für moderne Gesellschaften Orte notwendig, an denen sowohl das Leistungsprinzip als auch das Prinzip der Solidarität eingeübt und erprobt werden kann. Der Sport hat seine Bedeutung als wichtiges Kulturgut unserer Gesellschaft vor allem diesem Sachverhalt zu verdanken. Vor allem im Wettkampfsport ist das pädagogische Exemplum des Sports zu finden, welches ihn zu einem besonderen Kulturgut unserer Gesellschaft macht. Weiterlesen

Das Dilemma „leichter läuft schneller“

Ein Gastbeitrag von Ewald Walker

Man spricht nicht drüber, höchstens hinter vorgehaltener Hand. Magersucht im Leistungssport ist ein Tabuthema. Doch längst hat es auf den Laufbahnen, Turnmatten, Eisflächen oder Ski-Schanzen Einzug gehalten. Das Thema ist im Sport präsenter als gedacht und gerade auch hinter prominenten Sportlern verstecken sich Probleme und Einzelschicksale im Kampf um Köpergewicht und Leistung mit teilweise fatalen Folgen. Ihre Körper sind dünn, die Arme gertenschlank, „sie haben keinen Busen mehr“, hat die 63fache Deutsche Meisterin Brigitte Kraus (Köln) im Vergleich mit früher feststellt, „wir waren auch schlank, aber anders.“ Doch nicht automatisch heißt dünner Körperbau auch, dass eine Athletin magersüchtig ist, entscheidend ist das Essverhalten, wie die Sportmedizinerin Christine Kopp (Tübingen) betont, „Spekulationen sind also fehl am Platz“. Weiterlesen

Das Berufsbild „Trainer“

1. Vorbemerkungen

Will man über das Berufsbild von Trainern im deutschen Hochleistungssport nachdenken, so ist dabei der naheliegende Gedanke, dass man sich die Frage nach der Bedeutung des Wortes „Berufsbild“ stellt. Jeder von uns hat Vorstellungen von dem Beruf eines Automechanikers. Der Berufsalltag einer Krankenschwester in einer Intensivstation ist für uns nachvollziehbar. Lehrer haben wir bei ihrer Berufsausübung über neun Jahre während unserer Schulzeit beobachten können, eine Verkäuferin steht hinter dem Tresen und bedient 40 Stunden in der Woche ihre Kunden und ein Arbeiter bei der Müllabfuhr erbringt eine wichtige Dienstleistung, indem er Woche für Woche die Mülleimer der Bewohner einer Gemeinde entleert. Weiterlesen

Risiken des Spitzensports

Im deutschen Hochleistungssport hatten in den letzten Jahren bereits mehrfach die Alarmglocken geläutet. Mit einer Agenturmeldung über eine Befragung deutscher Hochleistungssportler wurde beispielsweise eine Diskussion ausgelöst, die sich in ihrer Aufgeregtheit aber auch ihrer gleichzeitigen Hilflosigkeit kaum überbieten lässt. Kölner Sportsoziologen hatten mehr als 1.000 Kaderathleten über ihre soziale Lage befragt, in der sie sich derzeit befinden. Es handelte sich dabei um eine Befragung, wie sie überall in der Welt schon mehrfach durchgeführt wurde. Dabei wurden Fragen an Athleten gerichtet, die diese mehr oder weniger aufrichtig beantworten konnten, wobei die Verweigerung von Antworten immer üblicher geworden ist. Was dabei herauskam, waren Antworten auf konstruierte Fragen, die man wohlwollend als eine Annäherung an die Wirklichkeit bezeichnen kann. Die tatsächliche Situation, in der die Athleten leben und handeln, lässt sich auf diese Weise wohl kaum abbilden. Weiterlesen

Populismus im Anti-Doping-Kampf

Einstmals hat Fliegen noch Spaß gemacht. Vom Parkplatz bis zum Schalter der Airline waren es nur wenige Meter zu Fuß, das Einchecken wurde in wenigen Minuten erledigt und ohne Gepäck- und Körperkontrollen konnte man bequem sein Gate erreichen, um bei Langstreckenflügen selbst in der Economy-Class so viel Platz zu haben, dass man noch eine Schlafstellung einnehmen konnte. Heute ist hingegen nicht selten schon das Parken ein Problem. Wenn es schiefläuft, kann die Gepäck- und Körperkontrolle nahezu die Dauer von einer Stunde erreichen und fast alle Flüge sind überbucht. Die Handgepäck- und die Körperkontrolle sind längst zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung geworden. Dank US-amerikanischer Forderungen sind diese Kontrollen immer schwieriger geworden und in mancher Hinsicht haben sie einen Grad an Absurdität erreicht, die nur noch Kopfschütteln zur Folge haben kann. Weiterlesen

“IAAF is changing“ – hat sich die Welt-Leichtathletik tatsächlich verändert?

Unsere Welt unterliegt einem dynamischen Wandel. Der Prozess der Globalisierung schreitet fort. Gleichzeitig ruft ein immer lauter werdender Populismus nach einer Aufwertung nationaler Ideologien. Die Frage des Klimawandels betrifft jene ebenso, die diesen Wandel leugnen, wie auch die vielen übereifrigen, deren berechtigtes Engagement nicht selten in überbordender Aggressivität endet. Die Frage nach den Folgen der Flüchtlingsbewegungen stellt sich nicht nur für jene, die davon direkt betroffen sind. Die Schuldfrage stellt sich auch für jene, die in den letzten Jahrzehnten vom Nord-Süd-Konflikt profitiert haben und sehr gerne auch neoimperialistische Politik tolerierten, wenn es ihren eigenen ökonomischen Interessen genutzt hat. Weiterlesen

Zuschauerkommunikation in der Leichtathletik

Die Leichtathletik ist ohne Zweifel eine ganz besondere Sportart. Sie kann nicht nur auf die längste und größte historische Tradition verweisen und war und ist die Königin bei den Olympischen Spielen, sie war und ist auch eine Sportart, die für ihre Ausführung eine der größten Sportstätten benötigt und bei deren Meisterschaften 47 Sieger in 47 verschiedenen Disziplinen zu küren sind, die sich teilweise ganz erheblich unterscheiden. In der englischen Sprache wird deshalb zwischen „Track“ und „Field“ unterschieden. Laufen, Werfen und Springen haben drei ganz unterschiedliche Wettbewerbsstrukturen zur Folge und auch die Athletinnen und Athleten, die die jeweiligen Disziplinen betreiben, können sich grundlegend unterscheiden. Die Persönlichkeitsstruktur der Läufer in den mittleren und in den langen Distanzen unterscheidet sich von den Sprintern, ebenso wie sich Werfer und Springer unterscheiden. Unterschiede in Körpergröße und Körpergewicht sind dabei evident, psychische Unterscheidungsmerkmale sind allerdings nicht weniger bemerkenswert. Weiterlesen

Leichtathletik-WM 2019 in Doha – ein sporthistorisches Ereignis

Katar, der wohl kleinste Staat am Golf, ein Emirat wie Oman, Bahrain oder Dubai, geführt von einer königlichen Familie, die 30.000 Menschen umfasst und die ihren Wohlstand und ihre Macht den Bodenschätzen, dem Erdöl und dem Erdgas verdankt. Mit dem Begriff der Autokratie wird auf äußerst beschönigende Weise zum Ausdruck gebracht, wie in solchen Staaten Macht ausgeübt wird, wer das Sagen hat, wer die Last der täglichen Arbeit zu tragen hat, wer die Privilegien genießen darf und wie mit Andersdenkenden umgegangen wird. Der Schutz der Menschenrechte steht dabei ganz gewiss nicht auf der politischen Tagesordnung. Katar ist wie die vergleichbaren Emirate von einem außergewöhnlichen, aber auch ziemlich unanständigen Wohlstand gekennzeichnet. Weiterlesen

Warum der beste Sportler und die beste Sportlerin des Jahres nicht zu finden sind

Für die Welt des Sports ist es eine ihrer grundlegenden Ideen, in allen Sportarten den oder die jeweils Beste zu ermitteln. Gesucht wird der Sportler des Jahres, der Fußballer des Jahres und der Leichtathlet des Jahres. In manchen Sportarten sucht man auch den Sportler des Jahrhunderts. Inzwischen haben auch einige Sportarten eine „Hall of Fame“ eingerichtet und auch hier sollen nur die Besten einen Platz in der Ahnenkultur einer Sportart erhalten. Betreiben beide Geschlechter eine Sportart, so gibt es eine weibliche und männliche Variante der Suche und wird die Sportart als Mannschaftssport betrieben, so ist die Suche nach der Mannschaft des Jahres folgerichtig. Weiterlesen

Citius, altius, fortius – wohin treibt der olympische Spitzensport?

Der moderne Hochleistungssport zeichnet sich durch eine schillernde Bedeutungsvielfalt aus. Ob Staat oder Wirtschaft, ob Kirchen oder Gewerkschaften, ob Kunst oder Musik, ob Massenmedien oder private Kommunikation, in allen Bereichen unserer Gesellschaft lässt sich ein mehr oder weniger intensiver Bezug zum Hochleistungssport beobachten. Im Olympiajahr 1996 rückte er ganz besonders ins Interesse der Öffentlichkeit. 1996 war kein normales Olympiajahr. Die Olympischen Spiele der Neuzeit feierten Jubiläum: 100 Jahre zuvor hatte Baron Pierre de Coubertin die Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen ins Leben gerufen. Solche Anlässe legen Nachdenklichkeit, aktuelle Analyse und Vorausschau nahe. Die modernen Olympischen Spiele sind nunmehr 122 Jahre alt, und es stellt sich die Frage: Wie lange werden sie noch leben? Weiterlesen

Erfolgsfaktoren der Leichtathletik-EM 2018

Ein Gastbeitrag von Frank Kowalski

„Ich gestehe: Meine längst erkaltete Liebe zur Leichtathletik ist neu entflammt.“ So stand es – fettgedruckt – in der BILD-Zeitung. Und so wie dem leitenden Sportredakteur Walter Straten ist es vielen gegangen. Zu Recht wird Berlin 2018 als „Mustermesse“ (Michael Gernandt, der langjährige SZ-Sportchef) für Sportevents der Zukunft gesehen – und verdientermaßen werden diese Titelkämpfe mit Auszeichnungen gewürdigt, wie dem Preis für Fairness und Olympische Werte der Deutschen Olympischen Gesellschaft, die dies wie folgend begründete: „Diese EM erreichte durch viele Dinge eine ganz besondere Ausstrahlung. Dahinter stand ein hochengagiertes Team, das in jeder Phase die Athleten/innen in den Mittelpunkt ihres Handelns stellte.“ Weiterlesen

Wissenschaft und Hochleistungssport

Wissenschaft und Hochleistungssport – ein problembehaftetes Verhältnis

Wissenschaftler, die sich mit Fragen des Sports beschäftigen, haben in diesen Tagen Konjunktur. Ihr Einfluss ist größer denn je. Die Beratungsleistungen, die Wissenschaftler in den nationalen Systemen des Sports erbringen, werden als zunehmend bedeutsamer eingeschätzt. Wissenschaftliche Dienstleistungen werden vermehrt nachgefragt und in der öffentlichen Meinung werden sportliche Leistungen immer öfter auch auf die Beratungsleistungen von Wissenschaftlern zurückgeführt. Damit geht einher, dass bestimmten Institutionen der Wissenschaft immer größere Bedeutung zu kommt. Dies gilt vor allem für zentrale, nationale sportwissenschaftliche Einrichtungen, die sich der direkten Beratung von Verbänden, Mannschaften und Athleten verpflichtet haben. Fast alle erfolgreichen Nationen im olympischen Leistungssport weisen solche zentralen Einrichtungen auf und in fast allen Schwellenländern wird auf die Einrichtung solch sportwissenschaftlicher Institutionen gesetzt, um auf diese Weise den Anschluss an die Weltspitze zu schaffen. Weiterlesen

Ein Memorandum zur Leichtathletikweltmeisterschaft 2019

Die IAAF Leichtathletik-Weltmeisterschaft ist ohne Zweifel das wichtigste Leichtathletikereignis in der Welt. Diese Weltmeisterschaft zeichnet sich durch einen einzigartigen Charakter aus. In neun Tagen in ein und derselben Stadt begegnen sich Athletinnen und Athleten aus 210 Ländern, um den besten Athleten bzw. die beste Athletin in 47 Disziplinen herauszufinden. Mehr als 2000 Athletinnen und Athleten gehen dabei an den Start, mehr als 5000 Betreuer und Offizielle sind anwesend. Das Ereignis wird in mehr als 200 Ländern übertragen und mit den Übertragungen werden außergewöhnlich hohe Einschaltquoten erzielt. Weiterlesen

Doping-Opfer-Hilfe – ein Steuerzahler stellt Fragen

Ein Gastbeitrag von Rüdiger Nickel

Es geht um Geld, um richtig viel Geld aus der Sicht eines Normalsterblichen, eines normalen Steuerzahlers: Um mehr als 6 Millionen €, wenn man dem Bericht der Bundesregierung zum Dopingopfer-Hilfegesetz (DOHG) folgt. Gelder, die anerkannten Dopingopfern als zusätzliche Entschädigung für erlittene erhebliche körperliche Beeinträchtigungen seit Inkrafttreten des DOHG als einmalige Zahlung gewährt worden sind.

Genau waren es  bis zum 10. September 2018  6.226.500 € (nämlich für 593 von 806 gestellten  und bewilligten Anträgen à 10.500 €nach dem DOHG). Bis zu diesem Zeitpunkt wurden 73,8 % der gestellten Anträge positiv beschieden, nur 4,5 % abgelehnt. Die restlichen befinden sich noch in Bearbeitung (vgl. Antwort der Bundesregierung vom 24.09.2018 – Drucksache 19/4491). Weiterlesen

„Athleten Deutschland e.V.“: berechtigte Anliegen aber falscher Ansprechpartner

Ergreift der DOSB-Präsident in der Öffentlichkeit das Wort, so ist von „Sport Deutschland“ die Rede. „Sport Deutschland“ ist auch meist der Titel der DOSB Veröffentlichungen in den letzten Jahren. Angesichts dieses imperialen Sprachgebrauchs kann es kaum überraschen, dass auch eine der jüngsten Kreationen des deutschen Sports „Athleten Deutschland e.V.“ sich diesem eigenartigen Sprachgebrauch anschloss. Stellt man sich vor, man würde gleichermaßen von „Kunst Deutschland“, von „Musik Deutschland“ und von „Literatur Deutschland“ sprechen, so würde spätestens dann ein Unbehagen bei all jenen zu spüren sein, denen die Qualität der deutschen Sprache noch ein Herzensanliegen ist. Weiterlesen

Leistungssportreform in Deutschland – ein selbstreflexiver Lernprozess?

Sportliche Erfolge lassen sich meistens nicht durch Wunder erklären. Sie resultieren vielmehr aus einem glücklichen Zusammenspiel vielseitiger Bedingungsfaktoren: Talent, hartes Training, guter Trainer, Wettkampfhärte, mentale Stärke und ein positives Trainingsumfeld sind dabei unter anderem zu erwähnen. Dies gilt auch für den herausragenden olympischen Erfolg des Gastgebers der Olympischen Spiele in London 2012. Die Leistungssportnation Großbritannien hatte 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta ihr Waterloo erlebt. Nicht einmal unter den ersten zwanzig Nationen konnte sich Großbritannien damals platzieren. Für das Mutterland des modernen Sports war dies eine nationale Katastrophe. Weiterlesen

Unwissende Spitzensportler und vorurteilsbefangene Medien

Es musste ja so kommen. Der Totalisierungsprozess, der im Hochleistungssport zu beobachten ist, beschleunigt sich und weitet sich immer mehr aus. Spitzensport bedeutet heute mehr denn je, sich einer Sache völlig hinzugeben, nicht selten sieben Tage in der Woche zu trainieren und Ausbildung und Bildung hinten anzustellen. Die Auswirkungen sind offensichtlich. Formal ist wohl die Bildung der Spitzensportler mit Athleten früherer Zeiten noch zu vergleichen. Oft übertrifft sie sogar diese formalen Standards. Doch ein intensiver Wissenserwerb und die Bildung werden in der Praxis des modernen Hochleistungssports zurückgestellt. Athleten sind allenfalls gute Repräsentanten in der Öffentlichkeit. Ihre Wissens- und Bildungslücken sind jedoch unübersehbar. Dies wurde gerade in jüngster Zeit mehrfach offensichtlich, als Repräsentanten der Spitzenathleten sich zu Fragen der Mitbestimmung geäußert haben und bei deren Forderungen es auch ohne Zweifel um das wichtige Interesse ging, wie Spitzenathleten mehr Geld verdienen können. Weiterlesen

Dämon „Verbandsrat“

„Verbandsrat“ – in vielen deutschen Sportorganisationen kommt dieses Wort der Bedeutung eines gefährlichen Dämons gleich. Gemeint ist damit eine Institution, die meist in den Satzungen der Sportverbände festgelegt und in ihrer Aufgabenstellung dort auch näher beschrieben ist. Betrachtet man die etymologische Bedeutung der Worte „Verband“ und „Rat“ und spürt man ihrer Semantik nach, so müssen die äußerst negativen Konnotationen, die das Wort Verbandsrat in den Organisationen des Sports hervorrufen, überraschen. Der freiwillige Zusammenschluss von Menschen in einem Verband oder einer Vereinigung ist für jede Gesellschaftsordnung wünschenswert. Institutionen, die sich über ihre guten Ratschläge begründen, Ratgeber sind und deshalb als ein erwünschter „Rat“ zu bezeichnen sind, sind nicht nur für benachteiligte Gruppen und Menschen eine Hilfe, sie haben sich in allen Lebensbereichen bewährt. Weiterlesen

Wie über die Vergabe internationaler Sportevents entschieden wird

Demokratische Vergaben und reale Machtverhältnisse

Die Entscheidungen über die Vergabe von internationalen Sportereignissen basieren auf demokratisch vereinbarten Regeln. Ganz gleich, ob Olympische Spiele zu vergeben sind, eine Weltmeisterschaft im Fußball zur Entscheidung ansteht oder über eine zukünftige Leichtathletik-Weltmeisterschaft zu befinden ist, die Entscheidung über die Ausrichtung dieser Ereignisse findet gemäß der jeweiligen Konstitution der internationalen Sportorganisationen über eine geheime Abstimmung statt. Es ist dabei geregelt, ob für den Sieg einer Bewerberstadt die einfache Mehrheit ausreicht, ob eine Zweidrittelmehrheit erforderlich ist, was bei Stimmengleichheit zu entscheiden hat, ob es das Machtwort des Präsidenten ist oder ob das Los entscheiden soll. In allen internationalen Sportorganisationen ist man auch bemüht, demokratischen Prinzipien zu folgen, wenn es um die Ausschreibung von internationalen Sportereignissen geht. Weiterlesen

Pyeongchang 2018 – massenmediale Kehrtwenden

Es war wie immer und es war wie vor vier Jahren vor den Winterspielen in Sotschi und vor zehn Jahren vor den Olympischen Spielen von Peking. Wäre es nach der veröffentlichten Meinung der deutschen Presse und der öffentlich-rechtlichen Sender gegangen, so hätte es Olympische Winterspiele in Korea nie geben dürfen. Selten wurde in den vergangenen vier Jahren ein Gastgeberland eines sportlichen Großereignisses und damit auch dessen Bürgerinnen und Bürger so häufig beleidigt, wie dies im Falle von Korea der Fall war. Winterspiele in Asien im Allgemeinen und in Südkorea im Speziellen stellen die Traditionen des Wintersports in Frage. Die Berge Koreas sind nicht wintersporttauglich. Einen wirklichen Winter wird es in Pyeongchang nicht geben, der Wintersport findet in grüner Landschaft auf weißen Bändern statt. Die Bevölkerung Koreas kann die verschiedenen Wintersportarten nicht einmal unterscheiden, schon gar nicht kennen sie deren Regeln. Das Publikum ist nicht begeisterungsfähig, die Sportanlagen werden internationalen Ansprüchen nicht genügen. Weiterlesen

Falsche Medaillen-Prognosen und Verantwortung

Bei Olympischen Spielen ist es längst üblich geworden, dass Experten des Sports über den Ausgang der Spiele Prognosen wagen. Für Sotschi 2014 war dies auch der Fall. Die Verantwortlichen des DOSB hatten dabei für die deutsche Nationalmannschaft auf der Grundlage einer Expertise seiner hauptamtlichen „Abteilung Leistungssport“ die Prognose von 30+ gewagt. Das tatsächliche Resultat von 19 Medaillen ist mittlerweile allen bekannt und es stellt sich die Frage, wie es zu einer derart großen Differenz zwischen Prognose und Realität hat kommen können. Interessant ist dabei, dass in fünf weiteren Prognosen der Erfolg der deutschen Mannschaft weit weniger optimistisch eingeschätzt wurde. Das NOK von Kanada sagte 26, Associated Press 25, Infostrada 29, Sport Illustrated 30 und Sport-Express Russia 21 Medaillen voraus. Weiterlesen

Der Beitrag der Wissenschaften für Coaching Tätigkeiten im Sport

Die Performanz der Athleten in den olympischen Sportarten ist ohne die Hilfe Dritter heute kaum noch denkbar. Nur in seltenen Fällen gibt es im Bereich des Hochleistungssports noch das Phänomen des Selbstcoaching. Athleten verzichten dabei in der Vorbereitung, Durchführung und Evaluierung ihrer sportlichen Höchstleistung auf jegliche Hilfe durch dritte Personen. Die sportliche Höchstleistung ist also ausschließlich ihre Eigenleistung. Aktions- und Präsentationsleistung sind in der Person des Athleten verschmolzen. Der Athlet ist der alleinige Meister seines Erfolges. Weiterlesen

Stadion ausverkauft – über echte und unechte Zuschauer

Echt oder unecht? Diese Frage stellt sich immer häufiger, wenn man bei einem Essen in einem Restaurant die Blumen als Tischdekoration betrachtet. Die Imitate werden immer perfekter, die Blumensträuße immer artenreicher und farbenfreudiger. Nur noch selten handelt es sich dabei um natürliche Blumen. Die Entscheidung gegen die Echtheit hat meist ökonomische Gründe. Weiterlesen

Sportschießen – ein verkannter olympischer Sport

Die Bundesliga ist für fast jede olympische Sportart ihr besonderes Aushängeschild. Die besten Mannschaften in einer Sportart treffen sich über mehrere Monate, meistens an den Wochenenden, zu Wettkämpfen, um den deutschen Mannschaftsmeister in ihrer Sportart zu ermitteln. Für die meisten Sportarten ist dabei die Fußball-Bundesliga der dominante Orientierungspunkt, dem man in Bezug auf die sportlichen Höchstleistungen durchaus Paroli bieten kann, sich ansonsten aber jeder weitere Vergleich von selbst verbietet. Angesichts der massenmedialen Dominanz einiger weniger Bundesligen – Handball, Basketball, Fußball, Eishockey, Volleyball – muss die große Mehrheit der olympischen Sportarten schon seit langem akzeptieren, dass sie nahezu unter Ausschluss der Bevölkerung ihre Bundesligawettbewerbe durchführen, dabei jedoch sportliche Werte pflegen, die mehr als beachtenswert sind. Die Athletinnen und Athleten erbringen in diesen Bundesligen außergewöhnliche sportliche Leistungen, ohne diese Leistungen in finanzielle Gewinne umzutauschen. Sie sind im wahrsten Sinne professionelle Amateure. Weiterlesen

Faszination Golf?

Besonderheiten der jüngsten olympischen Sportart

Martin Kaymer war begeistert. Nach einem jahrelangen Kampf war es endlich gelungen, Golf in die Familie der olympischen Sportarten zurückzubringen. Mit einem Turnier für Männer und Frauen bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 ist der Golfsport in die Moderne des olympischen Hochleistungssports eingetreten. Martin Kaymer gehörte zu den vier Auserwählten, die Deutschland bei diesen Spielen repräsentieren durften. Am Ende hatte er den 15. Platz erreicht. Caroline Masson war die beste deutsche Dame auf dem 21. Platz. Mit dem Turnier von Rio ist Golf in gewissem Sinne zurückgekehrt in den Kreis der anerkannten Sportarten, wenngleich sich das Golfspiel nahezu in allen relevanten Belangen von jeder anderen Sportart ganz wesentlich unterscheidet. Als Leistungssport weist Golf Alleinstellungsmerkmale auf, wie sie bei keiner anderen olympischen Sportart anzutreffen sind. Für mich sind dabei zwölf Merkmale erwähnens- und beachtenswert, wenn wir die neue olympische Sportart Golf mit den übrigen Mitgliedern der olympischen Sportfamilie vergleichen wollen. Weiterlesen

Athletenmitbestimmung – ein Paradoxon

Die Suche nach einer tragfähigen Interessensvertretung der Athletinnen und Athleten hat nicht nur im deutschen Hochleistungssport eine lange Tradition. Als institutionelle und organisatorische Lösung hat man bislang auf den Athletensprecher, die Athletenkommission, die Athletengewerkschaft und die Interessenvereinigung „Athleten“ gesetzt. In diesen Tagen ist in Deutschland ein Verein mit dem Namen „Athleten Deutschland e.V.“ diesen Organisationsmustern hinzugefügt worden. 54 deutsche Athletenvertreter bzw. Spitzensportler haben diesen Verein in Köln gegründet. Ihr Präsident ist Max Hartung – Mitglied der Deutschen Fechter-Nationalmannschaft und seine Stellvertreterin ist die Kanutin Silke Kassner. Weiterlesen

IOC-Präsident Bach auf dem Prüfstand

Am 10.09.2013 wurde Thomas Bach als Nachfolger von Jacques Rogge zum neuen IOC-Präsidenten gewählt. Die 125. IOC Session von Buenos Aires war für ihn das wohl wichtigste Ereignis, das er über Jahrzehnte vor Augen hatte und mit großem strategischem Geschick und mit einer außergewöhnlichen Professionalität vorbereiten konnte. Thomas Bach wurde für acht Jahre gewählt. Auf die ersten vier Jahre seiner Amtszeit kann er nun zurückblicken. Die IOC Session von Lima, die am 15.09.2017 zu Ende ging, war hierzu geeigneter Anlass. Mit seiner Wahl zum IOC-Präsidenten hat Bach ein Amt übernommen, dessen Ausübung schon immer schwierig gewesen ist, das aber noch nie mit so vielen Problemen überlastet war, wie dies seit Buenos Aires der Fall ist. Von seinem Vorgänger musste er Probleme übernehmen, die sich bis heute als schwer lösbar erwiesen. Bach hat Altlasten abzuarbeiten, die er ohne Zweifel persönlich nicht zu verantworten hat, deren Beseitigung aber zwingend ist. Weiterlesen

Tianjin 2017 – Die besonderen Spiele

Vom 27.08.-08.09.2017 haben „The 13th Games of the People‘s Republic of China“, so der offizielle Name, in Tianjin stattgefunden. Tianjin ist eine der wichtigsten Hafenstädte der Volksrepublik China. Sie gehört zur Gruppe der regierungsunmittelbaren Städte, zusammen mit Shanghai, Peking und Chongqing. Sie hat somit den Rang einer Provinz und untersteht direkt der Zentralregierung der Volksrepublik China. Das Verwaltungsgebiet hat eine Fläche von 12.000 Quadratkilometern und es leben dort mehr als 15 Millionen Menschen. Tianjin ist ein Industriezentrum, insbesondere für die Computerindustrie. Es ist aber auch eine Universitätsstadt mit international bedeutenden Universitäten. Weiterlesen

Europäische Spiele – Ein Beispiel für viele

Nun fanden sie also statt, die ersten Europäischen Spiele. Aserbaidschan mit seiner Hauptstadt Baku war der Gastgeber. Lässt man sich von Wikipedia über diesen Gastgeber beraten, so wird einem mitgeteilt, dass es sich dabei um einen Binnenstaat in Vorderasien, zwischen dem Kaspischen Meer und dem Kaukasus handelt. Im Norden grenzt dieser Staat an Russland, nordwestlich an Georgien, im Süden an den Iran und im Westen an Armenien. Allein die geografische Lage lässt somit Zweifel aufkommen, ob Aserbaidschan ein geeigneter Gastgeber für die ersten Europäischen Spiele gewesen ist. Die Zweifel wurden sehr schnell zu einer berechtigten Kritik, wenn man die politischen Verhältnisse in diesem Staat genauer beleuchtete. Weiterlesen

Eine Reform der olympischen Verbände ist längst überfällig

Die letzte Mitgliederversammlung des DOSB hat einstimmig eine neue Leistungssportkonzeption verabschiedet, die sich vor allem dadurch auszeichnen soll, das vom Steuerzahler bereitgestellte Mittel in möglichst effizienter und transparenter Weise von den Verbänden verwendet werden, um bei zukünftigen Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften den Erfolg deutscher Athletinnen und Athleten zu sichern. Ganz gleich wie dabei das Merkmal „Erfolg“ definiert wird, eine Ausrichtung an anspruchsvollen Zielen ist für den Hochleistungssport dringend erforderlich. Eine verantwortbare Mittelverwendung ist mit Blick auf den Steuerzahler zwingend. Transparenz und Klarheit müssen für zukünftige Fördermaßnahmen die herausragenden Merkmale sein. Weiterlesen

Verpasste Chancen – IAAF London 2017

Die Weltleichtathletik befindet sich nicht erst seit dem russischen Dopingskandal in einer gefährlichen Krise. Unter Führung des unter Korruptionsverdacht stehenden afrikanischen Präsidenten Lamine Diack war die Entwicklung der Leichtathletik über mehr als ein Jahrzehnt von Stagnation, Reformunfähigkeit und Innovationsfeindlichkeit geprägt. Mit der Wahl eines neuen Präsidenten wurden Hoffnungen wachgerufen, der Wunsch und der Wille zu einer umfassenden Reform sind dabei kaum zu übersehen. Deshalb richteten sich die Erwartungen einer leichtathletikinteressierten Öffentlichkeit auf den ersten IAAF-Kongress unter Leitung von Sebastian Coe, der am 02./03.08.2017 in London stattfand. Der IAAF bat sich bei diesem Kongress eine einmalige und große Chance, die, so muss man es allerdings bereits wenige Wochen danach feststellen, vollständig verspielt wurde. Weiterlesen

Zur Zukunft des Trainerberufes

Der Beruf des Trainers hat vergleichsweise nur eine kurze Geschichte aufzuweisen. Von einem Beruf im Sinne einer Profession kann in vielen Sportarten erst seit wenigen Jahren gesprochen werden, in manchen Sportarten ist man davon heute noch sehr weit entfernt. Die Entwicklung des Trainerberufes war bis heute eher steinig, als das man sie als rosig bezeichnen könnte. Von einer angemessenen Besoldung konnte zu keiner Entwicklungsphase gesprochen werden. Es gab bereits sehr früh eine immer größer werdende Kluft zwischen sehr hoch bezahlten Star-Trainern und vielen gering oder gar nicht bezahlten Trainern. Weiterlesen

Warum die Reform der Leichtathletik nicht gelingt

Die Leichtathletik ist ohne Zweifel eine der traditionsreichsten Sportarten. Waren es im 18. Jahrhundert zunächst vorrangig die Läufe, die die Massen faszinierten und die Wettleidenschaft befriedigten, so kamen im 19. Jahrhundert zunehmend Wurf- und Sprungduelle hinzu. Auch sie waren beim Publikum äußerst beliebt. Als Coubertin die modernen Olympischen Spiele in Athen 1896 initiierte, war es deshalb naheliegend, dass die beliebte Sportart Leichtathletik zur Königsdisziplin der Olympischen Spiele wurde. Mit dem Begriff „Track and Field“ wurde eine Palette von Einzelwettkämpfen unter das Dach eines gemeinsamen Verbandes gebracht und 1912 war es dann möglich mit der Gründung der IAAF eine Organisation zu schaffen, deren vorrangige Aufgabe darin zu sehen war, dass sie über die Regeln der Leichtathletik wacht, um auf diese Weise Athletinnen und Athleten in den Disziplinen der Leichtathletik faire Wettkämpfe zu ermöglichen. Weiterlesen

Die „Dopingspirale“ bei Arte – ein olympisches Mahnmal

Am 04. Juli 2017 wurde vom deutsch-französischen Kultursender Arte eine Dokumentation ausgestrahlt, in der das internationale Dopingproblem des Hochleistungssports unter dem Titel „Die Dopingspirale“ in einer bemerkenswerten Weise behandelt wurde. In 90 Minuten wurde das Dopingproblem in seiner Komplexität und in seiner Reichweite äußerst fachkundig aufgearbeitet, wie es in der Fernsehberichterstattung bislang noch nicht der Fall gewesen ist. Weiterlesen

Internationale Leichtathletik – eine fragwürdige organisatorische Herausforderung

Im Juli 2016 fand in Bydgoszcz in Polen die IAAF Junioren-Weltmeisterschaft (U20) statt. Sechs Tage lang maßen sich von morgens bis abends die besten Junioren aus 150 Ländern der Welt. Sie präsentierten Weltklasseleistungen. In manchen Disziplinen wurden neue Juniorenweltrekorde erreicht. In sportlicher Hinsicht war dieses Ereignis ohne Zweifel herausragend. Das Organisationskomitee Polens hat in kürzester Zeit die sportlichen Voraussetzungen geschaffen, die für die Durchführung einer derartigen Weltmeisterschaft notwendig sind. Weiterlesen

IOC Reformen auf dem Prüfstand

Die Notwendigkeit ist nicht zu bestreiten – die Olympischen Spiele bedürfen einer grundlegenden Reform. Brasiliens staatliche Behörde für das olympische Erbe (AGLO) gab erst vor wenigen Tagen bekannt, dass das kalkulierte Budget bei der Vergabe der Olympischen Spiele nach Brasilien von 28,8 Billionen US-Dollar mit 43,3 Billionen US- Dollar um 40% überschritten wurde. Derartige Kalkulationsfehler sind gegenüber dem Steuerzahler unentschuldbar. Sie weisen darauf hin, dass die Planung und Durchführung von Olympischen Spielen einer ganz neuen Seriosität in Bezug auf Management und Finanzierung bedarf. Weiterlesen

Olympische Spiele am Scheideweg

Rio de Janeiro im August 2016: Einmal mehr präsentiert sich mit Rio eine der schönsten Städte der Welt. Carioca nennen sich die Einheimischen und sie bieten ihren olympischen Gästen bei meist gutem Wetter drei interessante Wochen. Die Strände an der Copacabana, in Ipanema oder in Barra stehen für Lebensfreude und eine einmalige Sport- und Fitnesskultur. Weiterlesen

Hall of Fame – Ein sportpolitisches Desaster

In diesen Tagen wird einmal mehr die sogenannte Hall of Fame, die Ruhmeshalle des deutschen Sports in Frage gestellt. Wie in der Sprache des deutschen Sports mittlerweile üblich bedient man sich dabei eines Anglizismus, um jenen Ort zu benennen, an dem nachfolgende Generationen sich des Ruhmes herausragender Sportler und Sportfunktionäre erinnern sollen. Weiterlesen

Olympische Spiele 2016 in Rio de Janeiro – ein außergewöhnliches Alarmsignal

Am 05. August werden in Rio de Janeiro die 31. Olympischen Sommerspiele eröffnet. Für Brasilien und Lateinamerika ist dies ein historisches Ereignis. Für Deutschland scheinen diese Spiele auf den ersten Blick betrachtet eher Routine zu sein. In der Presse werden, wie in Deutschland üblich, das IOC und die Ausrichter der Spiele mit Skepsis begleitet, Sicherheitsrisiken werden beklagt und die Vergabe der Spiele an ein Land wie Brasilien wird in Frage gestellt. Weiterlesen

Olympische Winterspiele in China – eine schwierige Herausforderung

Als Peking vor zwei Jahren nahezu im Alleingang den Zuschlag zur Durchführung der Olympischen Winterspiele im Jahr 2022 erhalten hat, wurde dies von der sportlichen Weltöffentlichkeit lediglich zur Kenntnis genommen. Sportliche Großereignisse in China sind längst zu einer Selbstverständlichkeit geworden und wo immer China sich um ein wichtiges Ereignis beworben hat, war es sich seiner Sache sicher. Weiterlesen

Zur medialen Inszenierung eines Dopingskandals

In der Sendung „Sport inside“ im WDR vom 25.03.2017 berichtet Simon Krivec, ein Doktorand der Universität Hamburg, über die Ergebnisse seiner Dissertation. Daraus wird die Nachricht „Doping West – Top-Leichtathleten gestehen Anabolika-Einnahme“. Am nächsten Tag hat diese Nachricht bereits die Tagesschau um 20:15 Uhr der ARD erreicht. Zwei Tage später berichtet das ZDF Morgenmagazin über den angeblichen Dopingskandal. Weiterlesen

Zu kurz gesprungen – Warum die Regelvorschläge des europäischen Leichtathletik-Verbandes kein Beitrag zur Glaubwürdigkeit der Europarekorde sind

Weltrekorde sind zunächst und vor allem ein Spektakel. Wenn in der Leichtathletik bei Olympischen Spielen oder bei Weltmeisterschaften von Athletinnen und Athleten neue Weltrekorde aufgestellt werden, so ist dies für den Zuschauer ohne Zweifel außergewöhnlich spektakulär. Manchmal fällt ein alter Weltrekord völlig überraschend, wie dies in Rio bei den Olympischen Spielen 2016 im 400-Meter-Lauf der Fall war – Wayde van Niekerk lief 43,03 Sekunden und unterbot somit den alten Weltrekord von Michael Johnson. Weiterlesen

Sind die Grundwerte des Sports in Gefahr?

„36 Verletzte beim Oberligaspiel Zwickau gegen Aue“, „Briefumschläge voller Bargeld“, „Schiedsrichter manipuliert den Ausgang von NBA-Spielen“, „Polizei kassiert Prügel“, „Gewalt unter Fans im Fußball“, „Israelische Vereine finden sich in den Fängen der Unterwelt wieder“, „Zuschauergewalt richtet sich gegen Zuschauer“, „Match-fixing ist auf der Tagesordnung fast aller Profisportarten“ und „Der weltweite noch immer zunehmende Dopingbetrug“ lässt sich von keiner Schlagzeile in seiner Reichweite kennzeichnen. Weiterlesen

Leichtathletik – eine sterbende Sportart?

In wenigen Jahren feiert der Internationale Leichtathletik-Verband sein 100-jähriges Jubiläum. Er gehört damit zu den ältesten internationalen Fachverbänden. Die Leichtathletik sieht sich selbst als die Königin der Olympischen Spiele und ohne Zweifel ist es ihr in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gelungen, bei den Olympischen Spielen die Zuschauer in den Olympiastadien zu faszinieren und die Leichtathletik hat auch ganz wesentlich zum großen massenmedialen Erfolg der Olympischen Spiele beigetragen. Weiterlesen