Vom Lockdown zu einem neuen Aufbruch

Noch deutlicher als zuvor wurde und wird während der Coronapandemie offensichtlich, dass mangels einer zielorientierten Führung das Kulturgut Sport in unserer Gesellschaft Schaden nimmt. Würde es nicht viele junge Athletinnen und Athleten und engagierte Trainerinnen und Trainer geben, die mit ihren Leistungen auf wirkungsvolle Weise die deutsche Gesellschaft bei zukünftigen olympischen Spielen und Weltmeisterschaften repräsentieren, und würde es nicht die vielen Turn und Sportvereine geben, die den Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland ein anspruchsvolles und vielfältiges Sportangebot unterbreiten, so müsste man den Zustand, in dem sich die Organisation des deutschen Sports derzeit befindet als ärgerlich bezeichnen. Wie das aktive Sporttreiben trotz seiner wissenschaftlich vielfach nachgewiesenen Präventionsfunktion einem völligen Lockdown unterworfen wurde, wie fast alle Sportverbände nahezu widerstandslos eine politische Intervention in ihrem eigenen Hoheitsgebiet hingenommen haben, kann nur Verwunderung hervorrufen. Angesichts der großen Leistungen, die die deutschen Sportorganisationen in der letzten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts für unsere Gesellschaft erbracht haben, muss diese lethargische Haltung der Sportorganisationen Kritik hervorrufen und es muss deshalb die Frage gestellt werden, wie es zu solch einer Situation kommen konnte. Weiterlesen

Der moderne Sport gefährdet seine kulturelle Identität

Der moderne Sport, der seine Ursprünge im 18. Jahrhundert hat, ist mit der Idee des Wettbewerbs, der Suche nach dem Besten oder der Besten, der Hervorhebung der individuellen Leistung und mit dem Phänomen des sportlichen Siegs und der sportlichen Niederlage auf das engste Verbunden. Die Ideen des englischen Wettkampfsports wurden zur Grundlage des modernen Sports, der sich universell verbreiten konnte. Der moderne Sport hat seinen Siegeszug diesen Ideen zu verdanken, sie sind im wahrsten Sinne des Wortes phänomenal. So wie uns selbst als Kind das Wetteifern faszinierte, so sind es heute Wettkämpfe in aller Welt, die die Kinder aller Nationen faszinieren. Der Wettlauf, der Wettkampf, der Staffellauf, das Spiel um Sieg und Niederlage am Wochenende, beim Volleyball, beim Basketball, beim Fußball, sie machen die Faszination des Kinder- und Jugendsports aus. Der Wettkampfsport ist es auch, der Millionen von Menschen im Training zusammenführt und in Wettkämpfen ihre Leistungen vergleichen lässt. Beteiligt sind dabei Frauen und Männer aller Altersgruppen. Der Wettkampf ist aber auch das Faszinosum, das die Zuschauer an den modernen Sport bindet. Die Olympischen Spiele, die Fußball Weltmeisterschaften, die Weltmeisterschaften der Fachverbände können eindrucksvoll dokumentieren welche faszinierende Strahlungskraft dem Wettkampfsport zu eigen ist. Weiterlesen

Halbzeitbilanz – Thomas Bachs IOC Präsidentschaft

Am 16.9.2013 wurde Thomas Bach als erster Deutscher zum Präsident des Internationalen Olympischen Komitees gewählt. Acht Jahre dauert seine erste Amtszeit. Um vier Jahre kann sie verlängert werden. Nach den ersten sechs Jahren seiner Präsidentschaft kann somit eine Halbzeitbilanz versucht werden.

Thomas Bachs Wahl erfolgte inmitten der größten Krise, die das IOC in seiner mehr als 100-jährigen Geschichte zu bewältigen hatte. Mehrere korrupte Mitglieder und fragwürdige Vergabeentscheidungen hatten das Komitee in Verruf gebracht. Das Dopingproblem hatte ein Ausmaß erreicht, wie es noch vor wenigen Jahrzehnten nicht vorstellbar gewesen war. Die Olympischen Spiele befanden sich in einem ungezügelten Wachstum, was das IOC mehr und mehr in einen gefährlichen Prozess der Selbstzerstörung geführt hatte. Weiterlesen

Ehrenamtliche Führungsarbeit ist unverzichtbar

Die Idee der freiwilligen Vereinigung ist für die Organisationen des deutschen Sports konstitutiv. Sie bildet die Grundlage für mehr als 90.000 Turn- und Sportvereine, sie ist aber auch prägend für die übergeordneten Verbände, deren Mitglieder letztlich jene Menschen sind, die sich in freiwilligen Vereinigungen zusammengeschlossen haben. Zur Idee der freiwilligen Vereinigung gehört nicht weniger grundlegend die Idee der Ehrenamtlichkeit. Sie ermöglicht unserem Gemeinwohl einen kultur-, sozial- und gesundheitspolitischen Beitrag des Sports der seinesgleichen sucht. Durch die Idee der Ehrenamtlichkeit wird nicht zuletzt in allen Städten und Gemeinden Deutschlands den Bürgerinnen und Bürgern ein Sportangebot unterbreitet, das in jeder Hinsicht sozial ausgerichtet und nicht zuletzt auch unter Kostengesichtspunkten unersetzbar geworden ist. Weiterlesen

Citius, altius, fortius – wohin treibt der olympische Spitzensport?

Der moderne Hochleistungssport zeichnet sich durch eine schillernde Bedeutungsvielfalt aus. Ob Staat oder Wirtschaft, ob Kirchen oder Gewerkschaften, ob Kunst oder Musik, ob Massenmedien oder private Kommunikation, in allen Bereichen unserer Gesellschaft lässt sich ein mehr oder weniger intensiver Bezug zum Hochleistungssport beobachten. Im Olympiajahr 1996 rückte er ganz besonders ins Interesse der Öffentlichkeit. 1996 war kein normales Olympiajahr. Die Olympischen Spiele der Neuzeit feierten Jubiläum: 100 Jahre zuvor hatte Baron Pierre de Coubertin die Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen ins Leben gerufen. Solche Anlässe legen Nachdenklichkeit, aktuelle Analyse und Vorausschau nahe. Die modernen Olympischen Spiele sind nunmehr 122 Jahre alt, und es stellt sich die Frage: Wie lange werden sie noch leben? Weiterlesen

Zum Verhältnis zwischen Staat und Spitzensport

Das Verhältnis zwischen Staat und Spitzensport verweist auf eine lange Tradition. Schon Rousseau hat bei seinen Politikberatungen, unter anderem für Polen, auf die herausragende Bedeutung hingewiesen, die sportliche Wettkämpfe für die Entwicklung einer Nation leisten können und bereits bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen wurde von Repräsentanten der teilnehmenden Nationen, insbesondere der Vereinigten Staaten, auf die repräsentative Wirkung sportlicher Erfolge für nationale Politiksysteme hingewiesen. Damit sind die beiden Funktionen benannt, die der Spitzensport für staatliche Gebilde auch heute noch haben kann. Er kann zum einen innenpolitische Funktionen erfüllen: Soziale Integration, Arbeitsmarkt, Infrastruktur und kulturelle Bedeutung können dabei in einer Beziehung zum Phänomen des Hochleistungssport stehen. Zum anderen erfüllt der Spitzensport die Funktion der nationalen repräsentativen Funktion gegenüber anderen Nationen und Staaten. Er wird als Ausdrucksmittel zur Leistungsfähigkeit ganzer gesellschaftlicher Systeme instrumentalisiert. Weiterlesen

„Athleten Deutschland e.V.“: berechtigte Anliegen aber falscher Ansprechpartner

Ergreift der DOSB-Präsident in der Öffentlichkeit das Wort, so ist von „Sport Deutschland“ die Rede. „Sport Deutschland“ ist auch meist der Titel der DOSB Veröffentlichungen in den letzten Jahren. Angesichts dieses imperialen Sprachgebrauchs kann es kaum überraschen, dass auch eine der jüngsten Kreationen des deutschen Sports „Athleten Deutschland e.V.“ sich diesem eigenartigen Sprachgebrauch anschloss. Stellt man sich vor, man würde gleichermaßen von „Kunst Deutschland“, von „Musik Deutschland“ und von „Literatur Deutschland“ sprechen, so würde spätestens dann ein Unbehagen bei all jenen zu spüren sein, denen die Qualität der deutschen Sprache noch ein Herzensanliegen ist. Weiterlesen

Unwissende Spitzensportler und vorurteilsbefangene Medien

Es musste ja so kommen. Der Totalisierungsprozess, der im Hochleistungssport zu beobachten ist, beschleunigt sich und weitet sich immer mehr aus. Spitzensport bedeutet heute mehr denn je, sich einer Sache völlig hinzugeben, nicht selten sieben Tage in der Woche zu trainieren und Ausbildung und Bildung hinten anzustellen. Die Auswirkungen sind offensichtlich. Formal ist wohl die Bildung der Spitzensportler mit Athleten früherer Zeiten noch zu vergleichen. Oft übertrifft sie sogar diese formalen Standards. Doch ein intensiver Wissenserwerb und die Bildung werden in der Praxis des modernen Hochleistungssports zurückgestellt. Athleten sind allenfalls gute Repräsentanten in der Öffentlichkeit. Ihre Wissens- und Bildungslücken sind jedoch unübersehbar. Dies wurde gerade in jüngster Zeit mehrfach offensichtlich, als Repräsentanten der Spitzenathleten sich zu Fragen der Mitbestimmung geäußert haben und bei deren Forderungen es auch ohne Zweifel um das wichtige Interesse ging, wie Spitzenathleten mehr Geld verdienen können. Weiterlesen

Dämon „Verbandsrat“

„Verbandsrat“ – in vielen deutschen Sportorganisationen kommt dieses Wort der Bedeutung eines gefährlichen Dämons gleich. Gemeint ist damit eine Institution, die meist in den Satzungen der Sportverbände festgelegt und in ihrer Aufgabenstellung dort auch näher beschrieben ist. Betrachtet man die etymologische Bedeutung der Worte „Verband“ und „Rat“ und spürt man ihrer Semantik nach, so müssen die äußerst negativen Konnotationen, die das Wort Verbandsrat in den Organisationen des Sports hervorrufen, überraschen. Der freiwillige Zusammenschluss von Menschen in einem Verband oder einer Vereinigung ist für jede Gesellschaftsordnung wünschenswert. Institutionen, die sich über ihre guten Ratschläge begründen, Ratgeber sind und deshalb als ein erwünschter „Rat“ zu bezeichnen sind, sind nicht nur für benachteiligte Gruppen und Menschen eine Hilfe, sie haben sich in allen Lebensbereichen bewährt. Weiterlesen

Transparenz in den Sportorganisationen – eine Utopie?

Transparenz ist ein kennzeichnendes Merkmal für demokratische Gesellschaften. Je offener eine Gesellschaft, desto transparenter sind ihre Strukturen. Allenfalls lässt sich der Bereich der Privatheit dem Gebot der Transparenz entziehen. Öffentlichkeit ist hingegen der Bereich unseres gesellschaftlichen Lebens, in dem Menschen zusammenkommen, ihre Interessen artikulieren, Vereinbarungen treffen und Probleme besprechen, die in politischen Prozessen gelöst werden sollen. Für eine demokratische Öffentlichkeit muss der Zugang zu allen Informationsquellen und Medien frei sein und sämtliche Informationen müssen frei diskutiert werden können. Im frei öffentlich zugänglichen Raum muss die Bildung einer Mehrheitsmeinung möglich sein. Zensur und andere die Meinungsbildung verhindernden Barrieren verbieten sich in diesem Raum. Die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit haben sich wohl in den letzten Jahrzehnten relativ schnell verändert. Die digitale mobile Kommunikation hat dabei die Bedeutung der Privatheit relativiert. Alles was den öffentlichen Raum kennzeichnet ist davon jedoch nahezu unberührt. Weiterlesen

Droge Fußball

„Der Hollywood-Star Leonardo DiCaprio ist zur Fußball-WM nach Brasilien gereist. Der US-Schauspieler traf mit 21 Freunden in Rio de Janeiro ein und bezog ein Quartier auf einer Luxus-Yacht. DiCaprio und seine Entourage logieren auf der Topras, die Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan aus Abu Dhabi gehört – dem Besitzer des britischen Fußballclubs Manchester City. Die Yacht ist 147m lang und hat unter anderem Schwimmbad, Fitnessstudio, Hubschrauberlandeplatz und Kino.“ „Denn niemand siegt allein, weder im Sport noch im Leben“, so mahnte in derselben Zeitung Papst Franziskus die Fußballspieler vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Mit diesen zwei Zitaten lässt sich stellvertretend das Interesse am Fußball im Allgemeinen und an der Fußball-Weltmeisterschaft im Speziellen kennzeichnen. Am Fußball ist jeder Mann und jede Frau interessiert, der Fußball schafft es, dass manche seriösen Tageszeitungen mehr als die Hälfte ihres redaktionellen Umfanges für dessen Berichterstattung zur Verfügung stellen. Weiterlesen

Weiße Elefanten des Sports

Die Diskussion über die Ausrichtung zukünftiger Olympischer Spiele handelt nicht selten von der Gefahr der sogenannten „weißen Elefanten“. Demnach werden teure und pompöse Bauten zur Durchführung der olympischen Wettbewerbe erstellt, die sich meist unmittelbar nach Beendigung der Spiele als völlig unnütz erweisen, deren nachträgliche Nutzung nicht gesichert ist und die für den Steuerzahler erhebliche Folgekosten zurücklassen. Dass der Sport in den letzten Jahrzehnten weiße Elefanten zurückgelassen hat, kann von niemandem bestritten werden. Die Olympischen Spiele von Athen im Jahr 2004 sind in dieser Hinsicht ebenso ein Mahnmal wie die Spiele von Montreal und Sydney. Weiterlesen

Athletenmitbestimmung – ein Paradoxon

Die Suche nach einer tragfähigen Interessensvertretung der Athletinnen und Athleten hat nicht nur im deutschen Hochleistungssport eine lange Tradition. Als institutionelle und organisatorische Lösung hat man bislang auf den Athletensprecher, die Athletenkommission, die Athletengewerkschaft und die Interessenvereinigung „Athleten“ gesetzt. In diesen Tagen ist in Deutschland ein Verein mit dem Namen „Athleten Deutschland e.V.“ diesen Organisationsmustern hinzugefügt worden. 54 deutsche Athletenvertreter bzw. Spitzensportler haben diesen Verein in Köln gegründet. Ihr Präsident ist Max Hartung – Mitglied der Deutschen Fechter-Nationalmannschaft und seine Stellvertreterin ist die Kanutin Silke Kassner. Weiterlesen

Red Bull – Ein Modell für das Verhältnis von Sport und Wirtschaft?

Sport und Wirtschaft befinden schon seit langer Zeit in einer äußerst erfolgreichen Partnerschaft. Eine der erfolgreichsten weist den Namen „Red Bull“ auf. Am 28. August 1987 wurde diese Partnerschaft durch einen Sponsorenvertrag zwischen Dietrich Mateschitz, dem Red Bull Erfinder und Miteigentümer der Red Bull GmbH und dem Salzburger Eishockey Club ins Leben gerufen. Jüngst feierte die Partnerschaft ihren 30. Geburtstag. Fragt man Marketingexperten, so ist das Sponsoringnetz zwischen Red Bull und der Welt des Sports heute erfolgreicher denn je. Das Produkt, um das es dabei geht, könnte kaum einfacher sein. Es handelt sich um ein taurinhaltiges Getränk, wie es zunächst in Japan konsumiert wurde. Japanische Piloten nutzen dieses Getränk zur Steigerung von Konzentrationsleistungen. Weiterlesen

Eine Reform der olympischen Verbände ist längst überfällig

Die letzte Mitgliederversammlung des DOSB hat einstimmig eine neue Leistungssportkonzeption verabschiedet, die sich vor allem dadurch auszeichnen soll, das vom Steuerzahler bereitgestellte Mittel in möglichst effizienter und transparenter Weise von den Verbänden verwendet werden, um bei zukünftigen Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften den Erfolg deutscher Athletinnen und Athleten zu sichern. Ganz gleich wie dabei das Merkmal „Erfolg“ definiert wird, eine Ausrichtung an anspruchsvollen Zielen ist für den Hochleistungssport dringend erforderlich. Eine verantwortbare Mittelverwendung ist mit Blick auf den Steuerzahler zwingend. Transparenz und Klarheit müssen für zukünftige Fördermaßnahmen die herausragenden Merkmale sein. Weiterlesen

Internationale Leichtathletik – eine fragwürdige organisatorische Herausforderung

Im Juli 2016 fand in Bydgoszcz in Polen die IAAF Junioren-Weltmeisterschaft (U20) statt. Sechs Tage lang maßen sich von morgens bis abends die besten Junioren aus 150 Ländern der Welt. Sie präsentierten Weltklasseleistungen. In manchen Disziplinen wurden neue Juniorenweltrekorde erreicht. In sportlicher Hinsicht war dieses Ereignis ohne Zweifel herausragend. Das Organisationskomitee Polens hat in kürzester Zeit die sportlichen Voraussetzungen geschaffen, die für die Durchführung einer derartigen Weltmeisterschaft notwendig sind. Weiterlesen