Die sozial- und sportpolitische Bedeutung der ehrenamtlichen Tätigkeit im Sportverein

Ich werde in meinen folgenden Ausführungen versuchen, ein Plädoyer für das Ehrenamt und für die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Sportvereinen abzugeben. Mein Plädoyer beruht auf theoretischen Einsichten in das Phänomen des Ehrenamtes ebenso wie auf praktischer Überzeugung. Bekenntnisreden zur ehrenamtlichen Tätigkeit sind frei­lich nichts Neues; bei Jahresfeiern, Ehrungen, Beerdigungen, wann immer also Sportpolitiker und Sportfunktionäre über die Bedeutung von Sportvereinen reden, darf ein Lob über das Ehrenamt nicht fehlen.

Ich hoffe, dass sich mein Plädoyer in mehrfacher Hinsicht von solchen Lobreden unterscheiden wird. Nur dann nämlich könnte es gelingen, die aktuelle Gefährdung der Ehrenamtlichkeit in unseren Vereinen aufzuzeigen; und nur dann könnte wir versucht werden, Wege zu finden, auf denen wir dieser Gefährdung entgegentreten könn­ten.

Einen Unterschied zu gängigen Ausführungen über das Ehrenamt im Sport­verein möchte ich   hervorheben: Das Spektrum des Ehrenamtlichen im Verein und im Sport ist so breit geworden, dass man in der Regel schon längst nicht mehr genau weiß; von welchen Personen gesprochen wird, wenn man über das Ehrenamt im Sport redet und oft genug hat der Begriff des Ehrenamtlichen in den Reden der Sportfunktionäre nur noch ideologische Funktion. Als Ehrenamtliche des Sports bezeichnen sich sowohl Personen, die von jeglichen Zwängen der täglichen Arbeit freigestellt sind und Funktionen im Sport übernommen haben als auch all die vielen ehrenamtlichen Vereins­mitarbeiter, die nach einem vollen acht Stunden-Arbeitstag am Feierabend wichtige Funktionen in Sportvereinen ausüben. Als Ehrenamtliche werden sogar auch jene bezeichnet, die bei Fortzahlung ihrer Beamtenbezüge bzw. bei anhaltender Gewinnerwirtschaftung ihrer Betriebe für ihre Funktionärs­arbeit mit Tage-bzw. Sitzungsgelder, Aufwandsentschädigungen und Reisekosten entschädigt werden. Ich selbst gehörte über mehr als zwei Jahrzehnte zu dieser Gruppe. Die Notwendigkeit solcher Funktionäre und deren Verdienste soll damit nicht in Frage gestellt werden. Ein alle Ver­eine betreffendes Problem stellt aber diese Art von Ehrenamt­lichkeit nicht dar. Probleme gibt es hingegen mit der eigent­lichen Gruppe der Ehrenamtlichen, also mit den vielen Vereinsmitarbeitern, die täglich ihr Ehrenamt aus eigener Kasse finanzieren, die nicht selten sogar noch ihre Übungsleiterpauschale oder ihre Schiedsrichtervergütung für die Jugendarbeit spenden, um als Vorbilder zu wirken und die für all ihre Arbeit nur einmal jährlich bei der Weihnachtsfeier mit einer Flasche Wein belohnt werden. Im Folgenden soll nur von dieser Gruppe die Rede sein.

Wenn man zugunsten der Ehrenamtlichkeit plädieren will, so überzeugt man in der Regel in unserer Gesellschaft am schnellsten, wenn man auf jenes abhebt, was die Ehrenamtlichen ökonomisch leisten. Diese Zahlen müssen erwähnt werden, ich selbst halte sie aber nicht für entscheidend. Im Gegenteil: Zum Teil wird gerade durch solche Zahlenspiele die eigentliche Bedeutung des Ehrenamtes im Verein verstellt. Dennoch, die Zahlen die die Ehrenamtlichen aufzubieten haben sind imposant: In den Turn- und Sportvereinen Deutschlands werden von mehr als einer Million ehrenamtlich tätiger Mitglieder pro Jahr ca. 560 Millionen Arbeitsstunden geleistet und dabei eine Wertschöpfung von mehr als 8510 Millionen Euro erreich Diese Zahlen sind beeindruckend, das Phänomen des Ehrenamtes kann dadurch aber nicht einmal annähernd geklärt werden.

Ein anderes Zahlenbeispiel kann dies meines Frachtens schon eher. Ein Sportstudent, der im Wintersemester mein Seminar über Probleme deutscher Sportvereine besuchte, gab mit einem Bericht über seinen Heimatverein einen Einblick in das Ehrenamtliche, wie man es mittels Zahlen kaum besser machen kann. Ich möchte den Bericht des Studenten in seinen wichtigsten Teilen wiederholen. In Sigmarswangen, einem Dorf mit 655 Einwohnern gibt es den VFB, einen in der C-Klasse spielenden Einspartenverein mit 103 Mitgliedern, wobei 45 Jugendliche in der D – und E-Jugend spielen, der Rest verteilt sich auf die 1.,2. und AH-Mannschaft. Der Jahresbeitrag betrug 8 DM, Jugendliche bezahlten keinen Beitrag. In Eigenarbeit wurde von den Aktiven 1972 ein Sportheim erstellt.

Was leistet ein solcher Verein? Wie kann dieser Verein überleben? Wenn man erfährt, dass dem Trainer der 1. Mannschaft monatlich DM 250 als Aufwandsentschädigung bezahlt wird, so liegt die Ant­wort nahe, dieser VFB marschiert in den finanziellen Ruin. Denn die moderne Rechnung lautet: 12xTrainergehalt macht DM 3 000, 103x Mitgliederbeitrag macht DM 824, folglich ist die Bilanz unaufhaltsam negativ, der Bankrott steht vor der Tür. Beim VFB Sigmarswangen ist aber genau das Gegenteil der Fall. Die Bilanz ist positiv und auf der Ausgabenseite finden sich Posten, auf die in Zeiten, wo Sparen nottut, ohne Schmerzen verzichtet werden könnte. Die Ursache dieser positiven Bilanz liegt in der nachahmenswerten Bereitschaft aller Mitglieder, ehrenamtlich im Verein mitzuarbeiten. Die Aktiven fahren unentgeltlich zu den Auswärtsspielen, betreuen und trainieren die Jugendmannschaften, machen Arbeitsdienste, bewir­ten die Gäste im Sportheim, organisieren und gestalten im Wechsel mit anderen Vereinen ein Dorffest, eine Weihnachtsfeier, einen Ver­einsfasching. Die Spielerfrauen reinigen das Sportheim und bedienen beim Dorffest. Die Jugendlichen machen die Aufräumarbeiten oder sind Linienrichter beim Spiel der 1. Mannschaft. In den Finanzen schlug sich solche Ehrenamtlichkeit auf der Guthabenseite nieder: 5.138 M Erlös aus dem Sportheim, eine Brauereigutschrift von 1.500DM und Platzeinnahmen ermöglichten dem Verein sogar, Posten wie Sport­artikel, Ausflug der Aktiven und Bezahlung des Trainers auf der Aus­gabenseite auszuweisen.

Ich meine, der VFB Sigmarswangen kann auch heute noch ein diskussionsfähiges Vorbild für die Ehrenamtlichkeit sein.

Für die bundesrepublikanische Sportvereinsszene ist der VFB Sigmars­wangen leider nicht typisch und kritische Einwände gegen das Beispiel sind naheliegend. Überhaupt ist mit diesem Beispiel wenig über die sozialpolitische Bedeutung der Ehrenamtlichkeit ausgesagt. Würden die Bilanzen von hauptamtlich organisierten Vereinen noch günstiger sein, und solche wird es gewiss geben, so wäre mein Plädoyer zugunsten des Ehrenamtes ohne hin nicht sehr erfolgreich. Um aufzuzeigen, was das Ehrenamt in unserer Gesellschaft bedeutet, bzw. bedeuten kann, muss deshalb umfassender von der Ehre und jenen Tätigkeiten gesprochen werden, die wir als ehrenhaft, ehrenamtlich und ehrenerbringend bezeichnen.

Zunächst sollten wir uns deshalb mit den Begriffen der Ehre und des Ehrerwerbs etwas näher beschäftigen, deren Gebrauch in Deutschland offensichtlich Schwierigkeiten bereitet. Traditionsbeladen und vorbelastet durch unsere Vergangenheit ist der Begriff der Ehre im deutschen Alltagssprachgebrauch beinahe verschwunden. Von Ehre spricht man noch im Sinne von Berufs- und Standesehre und es ist bezeichnend, dass es gerade Juristen und Mediziner sind, die sich mit Pathos gegen Ehrverletzungen durch Unehrenhafte wehren. Hier entspricht die Ehre noch einem mittelalterlichen Verständnis. Sie ist gleichzusetzen mit Mannestugend und vollkommener Tüchtigkeit einerseits und gewissenhafter Erfüllung der Amtspflichten und beruflichen Leistungen andererseits. Das ist aber nur ein Aspekt des Ehrenhaften, denn im Mittelalter gab es ja ganze Bevölkerungsschichten, die als ehrenlos galten, z.B. die unehelich Geborenen. Kann Ehre also einmal erworben werden, so kann sie daneben aber auch bereits bei der Geburt vorhanden sein. Beides Mal kann die Ehre jedoch verletzt, verloren oder aberkannt werden. Es fällt allerdings auf, dass der Erwerb von Ehre sowohl in der Vergangenheit als auch heute vor allem dem Mann vorbehalten ist, die Ehre zu verlieren hingegen in erster Linie ein „Privileg“ der Frau gewesen ist. Dass die Beobachtung auch für den Sportverein zutrifft, dürfte wohl kaum umstritten sein. Ehrerwerb als Motiv für eine Tätigkeit hat aber heutzutage auch für den Mann nur noch selten einen mit anderen Tätigkeitsmotiven vergleichbaren Stellenwert. In der Regel handeln Menschen in unserer Gesellschaft des Erfolgs wegen, um mehr Geld zu verdienen, oder gemäß einer bestimmten politischen Gesinnung. Wenn Menschen um der Ehre willen handeln, so nimmt die Ehre als motivierende Kraft gleichsam eine Mittelstellung ein: Man verfolgt ein persönliches Eigeninteresse; verwirklichen kann man dieses Interesse aber immer nur in Abhängigkeit zur Verwirklichung sozialer, von außen vorgegebener Ziele. Das ehrenamtliche Handeln unterliegt dabei keinen existentiellen Nöten und Zwängen.

Als Ehrenamtlicher arbeitet man in der Regel freiwillig in einer Organisation (dass dieser Freiwilligkeit auch im Sportverein Grenzen gesetzt sind, braucht man unter Ehrenamtlichen nicht zu erwähnen). Die Bindung zur Organisation und zum Amt ist jederzeit aufkündbar. Wird die ehrenamtliche Tätigkeit so verstanden, so dürfen die damit verbundenen Tätigkeiten nicht mit Idealismus oder Aufopferung des Einzelnen gleichgesetzt werden, wie es vielfach in den Vereinen noch immer geschieht. Eher das Gegenteil ist nämlich beim ehrenamtlichen Tätigen der Fall: Im Ehrenamt verbinden sich persönliches Eigenin­teresse, individuelle Wünsche und Absichten mit den Sozialinteres­sen der Vereinsmitglieder auf geradezu ideale Weise. Ehrenamtliches Handeln bedeutet also immer auch Selbstzweck. Der Handelnde sucht Bestätigung und eine Möglichkeit zur Selbstverwirklichung. Das Ehrenamt kann deshalb durchaus als ein idealtypisches Modell für die soziale Verschränkung des Menschseins gedeutet werden. Kein Mensch ist nämlich in der Lage; allein von sich ein Bild zu schaffen. Um zu wissen was man ist und wer man ist, benötigt man andere. Nur über den anderen kann man das zum Leuchten bringen, was man von sich selbst beleuchtet wissen möchte. Besonders die Darstellung seiner guten Eigenschaften, seiner Tugenden und Verdienste muss man weit­gehend seinen Partnern überlassen. Die soziale Umgebung ist es also letztlich, die bestimmt, was als ehrwürdig gilt.

Mit dieser Charakterisierung der Ehre und des Ehrenamtlichen ist allerdings noch wenig darüber ausgesagt, warum das Ehrenamtliche erhaltenswert in unseren Vereinen ist, was ehrenamtliche Tätigkeiten für unsere Gesellschaft heute bedeuten, welche gesellschaftlichen Funktionen der Ehrenamtlichkeit zukommen.

Ich hatte eingangs erwähnt, dass eine Analyse der ehrenamtlichen Ver­einsarbeit nicht nur finanzielle Gesichtspunkte berücksichtigen darf, um entscheiden zu können, was die ehrenamtliche Tätigkeit für unsere Gesellschaft bedeutet. Bei einer rein finanziellen Argumentation bleibt nämlich die entscheidende Leistung des Ehrenamtlichen außer Acht. In unserer Gesellschaft, die in fast allen Bereichen nach zweckrationalen und funktionellen Gesichtspunkten or­ganisiert ist, können anerkannte soziale und personale Bedürfnisse nach Selbstdarstellung, Selbstbestätigung, personaler und sozialer Identität, Selbstvertrauen und emotionaler Zugehörigkeit zu einer Gruppe immer seltener befriedigt werden. Es kann deshalb nicht genug hervorgehoben werden, dass je stärker dieser gesellschaftliche Trend sich auf die Menschen auswirkt, desto bedeut­samer die ehrenamtliche Mitarbeit in Teilbereichen unserer Gesell­schaft werden wird. Ehrenamtliches Arbeiten im Verein ist ja nicht nur ein Signal für soziale Gerechtigkeit, weil das Ehrenamt im Sportverein eines der wenigen Ämter in unserer Gesellschaft ist, das meistens nicht in Abhängigkeit zur sozialen Schichtzugehörigkeit verteilt wird, es also einen chancengleichen Zugang zum Ehrenamt gibt. Ehrenämter ermöglichen nicht nur die häufig nachgewiesene Integration Zugezogener in eine Gemeinde oder den oft beklagten Prestigegewinn für die Kandidaten bei politischen Wahlen. Ehrenamtliche Arbeit kann vielmehr in diesem menschlichen Bedürfnis nach Selbstdar­stellung, Anerkennung und Geselligkeit gerecht werden. Durch das Ausüben ehrenamtlicher Tätigkeiten kann die Erfahrungs- und die Handlungsfähigkeit in Räumen erweitert werden, wo für alle Beteiligten noch alles über­schaubar ist.

Von den Handlungs- und Erfahrungsräumen der Arbeit kann das gewiss nicht mehr behauptet werden. Dort nämlich, wo nur der Kommerz und die ihn ermöglichenden Rationalisierungsprinzipien zählen, wird eine andere Form des menschlichen Zusammenlebens konstituiert als in jenen Bereichen, wo Freiwilligkeit und Immaterialität noch etwas zählt. In Organisationen, in denen sachbezogen und ausschließlich nach funktionalen Gesichtspunkten geplant und gehandelt wird, versach­lichen sich auch die sozialen Beziehungen der in solchen Organisa­tionen lebenden Menschen. Das Individuelle verliert an Bedeutung. Dass dies nicht nur ein Problem der Arbeitswelt ist, ja dass sich auch bereits in Sportvereinen solche Tendenzen beobachten lassen, wird nur noch selten bestritten. Für Vereine, die auf diese Weise organisiert sind, bedeutet dies, dass sich die Beziehung des Einzelnen zum Sport von der Gesamtheit seiner Persönlichkeit löst und die durch die ehrenamt­liche Tätigkeit noch mögliche Vermittlung zwischen privat-familiärer Sphäre und organisierter, fremdbestimmter Berufswelt verloren geht.

In solchen Zusammenhängen betrachtet, bedeutet die ehrenamtliche Tätigkeit im Sportverein einen herausragenden Konfliktfall für die immer offensichtlicher werdende Spannung einer allgemeinen gesell­schaftlichen Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland, die durch schnellen Wandel in Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung und Wissen­schaft gekennzeichnet ist, und den stagnierend wirkenden und an Traditionen festhaltenden Bereichen in unserer Gesellschaft, die ein menschliches Bedürfnis nach Privatheit, Übersichtlichkeit und Inti­mität wiederspiegeln.

Dass diese Spannung auch in den Sportvereinen zu beobachten ist, darf nicht verwundern. Dort, wo Vereine unter dem Aspekt der Rationa­lisierung und ökonomischen Wirtschaftsführung ausschließlich handeln, einem allgemeinen Modernisierungsdruck in unserer Gesellschaft also nachgeben, ist in der Regel die Ehrenamtlichkeit gefährdet. Wo dem Modernisierungsdruck standgehalten wird, kann das Ehrenamtliche zwischen der Sphäre der Öffentlichkeit, der organisatorischen Kälte, den unpersönlichen Satzungen und Vereinssitzungen und der relativ privaten Sphäre der Vertrautheit und der Kameradschaft in den Sport­gruppen vermitteln. Das Ehrenamt ist dabei gleichsam der Garant für das Gesellige, für den Stammtisch, für das Private im Vereinsheim, und die Geselligkeit ist dabei die immaterielle Entschädigung für die ehrenamtliche Arbeit.

Durch das Prinzip der Ehrenamtlichkeit hat sich also das Denken in Familienkategorien außerhalb der eigentlichen Familie bis heute in unseren Vereinen erhalten können. Viele wollen nun diese traditionelle Orientierung über Bord werfen zugunsten sog. leistungsfähiger moderner Vereine. Dass sich dabei die Sportvereine in der Gefahr befinden, auf eine ihrer wesentlichsten gesellschaftlichen Funktion zu verzichten, wird allerdings meist übersehen. Eine wichtige Funktion der Sportvereine könnte nämlich sein, gleichsam ein Reservat für all jene Traditionen darzustellen, die in allen anderen Bereichen unserer Gesellschaft aufgrund des Rationalisierungsdrucks verloren gegangen sind. Im Verein könnte noch die Zugehörigkeit zur Vereinsfamilie über die individuelle Leistung dominieren. Im Verein könnten noch Beziehungen zwischen Menschen möglich sein, die relativ frei von zweckrationalen Erwägungen sich ereignen, im Verein könnten sich gesellige Formen ereignen, die dem Bedürfnis nach zwangloser menschlicher Kommunikation entgegenkommen. Der Verein könnte also eine kulturelle Instanz sein, die ein aner­kanntes Eigendasein führt, wo Normen und Werte gelten wie Nachbar­schaftshilfe, Freiwilligkeit, Solidarität, Ethik der Gegenseitigkeit einerseits und Raubeinigkeit, Männlichkeit, Tapferkeit, Moral der direkten Aktion, Mut und Stärke als Prestigemittel andererseits, wo das Vereinslokal der zentrale Kommunikationsort ist und wo dies alles letztlich durch das Ehrenamtliche erst ermöglicht wird. In den meisten Vereinen ist jedoch die Frage, wie hoch die Sportvereine die Bedeutung der ehrenamtlichen Tätigkeit und deren sozialpolitischer Rang im Vergleich zur Notwendigkeit einer ökonomischen und kostengünstigen Bewältigung der Vereinsarbeit einschätzen wollen, noch nicht gestellt worden. Alles deutet vielmehr darauf hin, dass über die Diskussion der organi­satorischen und finanziellen Probleme modernes Vereinsmanagement und Rationalisierung als Universallösung propagiert werden. Ehrenamtlichkeit wird dabei gegen Hauptamtlichkeit ausgespielt. In den Vereinen, in denen man sich auf dieses Allheilmittel verlässt, setzen sich aber Normen durch, die im althergebrachten Verein keine Geltung hatten: Zahlung gemäß Leistung, Raumverteilung gemäß Personenzahl, Übungsangebot gemäß Kostendeckung und Teilnehmerzahl sind die neuen Leitsätze. Diese sind gewiss nicht falsch, wenn aber dadurch Teilnahme zum Zwang wird, und Freiwilligkeit, Geselligkeit und Selbstbestimmung verloren gehen, so scheint ihr Nutzen zumindest fragwürdig zu sein. Der Verein ist dann nur noch ein Dienstleistungsverein im Sinne einer Unterhaltungsagen­tur. Sport um der Gesundheit willen wird dann nur in Bezug zur Arbeits­welt gesehen, Geselligkeit und Spaß ist dann nur noch bloße Kompen­sation. Was dem Sportverein meist unbegründet vorgeworfen wurde, könnte er dann tatsächlich werden – eine Verdrängungsinstanz all jener Proble­me, die sich in der Welt der Arbeit auftun.

Hält man sich diese Möglichkeiten und die Tatsache vor Augen, dass ein Sportverein eigentlich eine Assoziation sein sollte, deren Mitglieder nicht primär wirtschaftliche Interessen verfolgen, die keinen Aus­schließlichkeitsanspruch an ihre Mitglieder erhebt und deren Mitglieder freiwillig der Assoziation zugehören, so erkennt man, dass im Grunde mit der ehrenamtlichen Mitarbeit im Sportverein das steht oder fällt, was das Charakteristische einer Sportgemeinschaft ausmacht. Wäre der Sportverein nur eine reine Zweckorganisation, so würde er einen großen Teil seiner Mitglieder verlieren, ja er müsste zusammenbrechen. Denn in einer Zweckorganisation ist mit Recht niemand bereit, Verpflichtun­gen zu übernehmen und Zeit und Kraft zu opfern, ohne dafür materiell entschädigt zu werden.

Wer meiner Einschätzung der Ehrenamtlichkeit und deren Leistungs­fähigkeit zustimmt, wer also mit mir der Meinung ist , dass die ehrenamtliche Mitarbeit ein unverzichtbarer Bestandteil unse­res Vereinslebens sein sollte, der muss sich dafür einsetzen, dass  in den Vereinen Diskussionen erneut geführt und evtl. Entscheidungen rückgängig ge­macht werden, die vor kurzer Zeit noch als die einzig richtigen er­schienen sind. Dass das Prinzip der Ehrenamtlichkeit letztlich auch aus eigenem Verschulden in die Sackgasse geraten ist und deshalb derzeit einer allgemeinen Gefährdung ausgeliefert ist, darf dabei nicht außer Acht gelassen werden. In erster Linie muss es aber darum gehen, wie in Zukunft die ehrenamtliche Mitarbeit in unseren Vereinen gesichert werden kann? Beantworten lässt sich diese Frage nur, wenn kein Bereich des Vereins tabuisiert ist, wenn das Moderne ebenso kritisch wie die Traditionen einer Prüfung unterzogen werden.

Ist man dazu bereit, so müssen z.B. die zahlreichen Bestrebungen nach der Gründung von Großvereinen und die vielfach durchgeführten bzw. noch angestrebten Vereinsfusionen eher kritisch betrachtet werden. Unter dem Aspekt der Ehrenamtlichkeit spricht zumindest fast alles für kleine Vereine. In kleinen Vereinen gehen die Mitglieder nicht nur häufiger zu den Mitgliederversammlungen, ihr Engagement für den Verein ist im Gegensatz zur partiellen Teilnahme im Großverein um­fassend. In Vereinen, in denen die hauptamtliche die ehrenamtliche Tätigkeit überlagert oder gar unnötig macht, ist sehr deutlich zu beobachten, dass das bislang in den Vereinen vorherrschende Mitglie­derverhalten, das durch ein intensives allgemeines Sportinteresse und dem Bedürfnis nach sozialer Integration in den Verein bzw. in die Abteilung gekennzeichnet war, durch ein eindimensionales Sport­interesse und eine Vereinsbeziehung verdrängt wird, die sich nur noch auf das eigene Sporttreiben beschränken. Dies ist vor allem in Großvereinen zu beobachten.

Ehrenamt und Großverein sind offensichtlich mehr und mehr zwei Phäno­mene geworden, die nur schwer miteinander verträglich sind. Betrach­tet man die Ergebnisse der Sportvereinsunter­suchungen desletzten Jahrzehnts unter diesem Aspekt genauer, so erkennt man sehr deutlich, wie die Großorganisation das Ehrenamt im Verein gefährdet. Hält sich beim Vergleich von Groß- und Kleinverein die Bereitschaft als Zu­schauer bei Vereinsveranstaltungen teilzunehmen noch die Waage, so unterscheiden sich die beiden Vereinstypen in Bezug auf Vereinskontakt­stunden im Bereich „Sitzungen und Arbeit für den Verein“ schon sehr wesentlich, wie überhaupt die für den Verein aufgebrachte Gesamtzeit pro Woche im Kleinverein wesentlich höher als im Großverein ist. Ebenso ist das Angebot an geselligen Veranstaltungen im Kleinverein größer, die Kameradschaft gilt mehr und insgesamt beteiligen sich die Vereinsmitglieder intensiver am täglichen Vereinsleben. Die verbrei­tete Annahme, dass ein Sportverein seinen Aufgaben heutzutage nur dann gewachsen sein wird, wenn er wie ein modernes Unternehmen verwaltet und organisiert wird, ist wohl populär, ob sie richtig ist, scheint zumindest unter Berücksichtigung einiger wissenschaftlichen Studien zu diesem Bereich nicht eindeutig erwiesen zu sein. Warum gerade in Kleinvereinen diese Auffassung eher abgelehnt wird als in Großvereinen, braucht also nicht an der Borniertheit und konservati­ven Einstellung der Sportler in Kleinvereinen liegen. Vielleicht sehen sie auch nur all das gefährdet, was ihr ehrenamtlich organisier­ter Verein ihnen derzeit noch alles bieten kann.

Hauptamtlichkeit und Großverein sollten jedoch nicht als Gegensatz­paar zur Ehrenamtlichkeit und Kleinverein verstanden werden. Die Gefährdung des Ehrenamtes ist im Kleinverein ebenso wie im Großverein zu beobachten und die Hauptamtlichkeit ist ja letztlich eine Folge dieser Gefährdung. Die meisten Probleme, die sich in den Vereinen aufgrund ihrer ehrenamtlichen oder teilehrenamtlichen Organisation stellen, sind vielmehr universal, d.h. sie entstammen aus einer allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung, von der auch die Sport­vereine nicht unberührt bleiben.

Da ist einmal das Problem, das in den meisten Vereinen die anfallenden verwaltungstechnischen und organisatorischen Arbeiten nur von einer sehr kleinen Gruppe geleistet werden, und die meisten ehrenamtlichen Mitarbeiter einer ständigen Überforderung ausgesetzt sind. Der Zeit­aufwand pro Woche ist dabei meist enorm. Dieser Tatbestand und die Angst, von der Übernahme eines Ehrenamtes völlig aufgesogen zu werden und, einmal gewählt, sich gegen eine Wiederwahl nicht wehren zu können, erschwert die Rekrutierung neuer Ehrenamtlicher enorm. In den Vereinen zeigt sich dabei dieser Teufelskreis in voller Wirkung. Viele Mit­glieder wären bereit, im Verein mitzuarbeiten, das Wissen um das Un­endlichkeitsphänomen des Ehrenamtes und der Wunsch, sich nicht lang­fristig binden zu lassen verhindern aber eine Mitarbeit. Dieser Zusammenhang verweist auf ein weiteres Problem. Die meisten Menschen können sich heute nicht in jener Intensität binden wie dies vielleicht in früheren Zeiten noch möglich war. Das einzelne Vereins­mitglied befindet sich neben dem Verein noch in vielen anderen sozia­len Gruppierungen, z.B. im Freundeskreis, in einer Partei, in der Gewerk­schaft, im Kegelclub, in der Kirche, im Kreis der Berufskollegen. Diese Gruppen buhlen alle um die Teilnahme und Mitarbeit des Vereins­mitgliedes. In diesem Verteilungskampf wird auch in Zukunft dem Sport­verein nur ein Teil zukommen. Der Sportverein besitzt dabei auf diesem Markt keine beherrschende Funktion. Jedes Vereinsmitglied wird per­sönlich die Vor- und Nachteile einer Mitarbeit gegeneinander abwägen und seine Entscheidung wird nicht zuletzt davon abhängen, wo ihm die Befriedigung seiner Bedürfnisse nach Ansehen, Selbstbestätigung und Selbsterfüllung ermöglicht wird, gleichzeitig aber ein großes Maß an Ungebundenheit und Flexibilität erhalten bleibt. Beides im Sport mit­einander zu verknüpfen, wird eine der wichtigsten Aufgaben der näch­sten Zeit sein.

Problematisch erscheint auch die weitverbreitete ablehnende Haltung einer berufsorientierten Gesellschaft gegenüber ehrenamtlichen Tätig­keiten im Allgemeinen und der Sportvereinsarbeit im Speziellen. Zu oft stehen Arbeitskollegen und Vorgesetzte jenen Personen, die sich in ehren­amtlicher Vereinsarbeit aufopfern eher mitleidig lächelnd, misstrauisch oder gar ablehnend gegenüber. Vorschnelle Schlüsse auf mangelnden Berufserfolg, missratene Ehe, unglückliches Familienleben etc. sind dabei nicht selten.

Ist es hier das negative Image des Ehrenamtlichen, das manchen vor einer Hitarbeit abhält, so kann im Verein selbst die gleiche Wirkung durch eine zu überzogene Einschätzung des Ehrenamtes erreicht werden. Die Erwartungen der Mitglieder an die Ehrenamtlichen sind in der Regel so überzogen, dass der Versuch, solchen Erwartungen zu entsprechen, von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Der Ehrenamtliche sollte gemäß solcher Erwartungen Organisationstalent besitzen, Erfahrungen in und Liebe zum Sport haben, er soll aktiver Sportler gewesen sein, Autorität besitzen, Begeisterung hervorrufen und die Jugend ansprechen und führen können, Vorbild und Idealist sollte er sein und finanziell sollte er so gut gestellt sein, dass er den Verein auch materiell unterstützen kann. Dass er sich im Verein regelmäßig sehen lassen soll und einen ehrenhaften Lebenswandel zu führen hat, ist bei solchen Erwartungen dann nur noch eine Selbstverständlichkeit. Selbstverständ­lich ist aber auch, dass bei derartigen Erwartungen nur noch selten jemand bereit ist, ein Ehrenamt im Verein zu übernehmen. Ich habe eingangs darauf hingewiesen, dass ich in meinem Plädoyer auf eine ganz bestimmte Gruppe von Ehrenamtlichen abheben werde. Wenn aber von den Problemen gesprochen wird, so muss auch von einer anderen Gruppe die Rede sein. Das Ehrenamt im Verein ist nicht zuletzt auch durch sog. „Sichtfunktionäre“ gefährdet. Funktionäre, die ihre Aufgabe nur darin sehen, sich freien Eintritt zu Veranstaltungen zu verschaf­fen, die nur dann aktiv arbeiten, wenn dadurch ihr Name glänzt oder durch andere, die sie betreuen, zum Mitglänzen gebracht wird. Funktio­näre, die nicht öffentlichkeitswirksame Arbeiten ablehnen, schaden den Vereinen langfristig mehr als dass sie aktuell von Nutzen sind. Das Sozialprestige solcher Funktionäre ist zu sehr auf den Erfolg ange­wiesen, bleibt dieser aus, so bleiben in der Regel auch die Funktio­näre aus.

Dass die ehrenamtliche Tätigkeit ausgesprochen unattraktiv geworden ist, liegt aber auch an der Tätigkeit der Ehrenamtlichen selbst. Viele Jugendliche lehnen eine Mitarbeit allein wegen des bis heute noch sehr selbstherrlich, praktizierten, patriarchalisch geführten Führungsstils mancher Ehrenamtlichen ab. Hier lastet auf dem Ehrenamt offensichtlich noch immer eine historische Bürde, denn zu Beginn der Sportbewegung entstammten fast alle ehrenamtlichen Führungskräfte aus dem wohlhabenden Bürgertum. Solche Personen hatten genügend Zeit und Qualifikationen, die anfallenden Arbeiten im Bereich der Verwaltung und Organisation des Sports noch selbst zu erledigen. Bereits in diese Zeit fällt aber auch die Geburtsstunde des Geschäftsführers im Sportverein. Parallel zu den Entwicklungen in Parteien und anderen sozialen Vereinigungen gesellte sich unter dem Druck der vielfälti­gen Aufgabenstellungen auch im Sport die hauptamtlich angestellten Kräfte an die Seite der Ehrenamtlichen. Häufig geschah das freilich so – und zum Teil ist dies auch heute noch in Sportvereinen der Fall – dass die ehrenamtlichen Honoratioren ihre Privatsekretäre in die Vereinsarbeit miteinbezogen. Dies hatte zwangsläufig Unterordnung zur Folge, die auch heute noch im Verhältnis zwischen ehrenamtlicher Vereinsleitung und hauptamtlicher Geschäftsführung in vielen Ver­einen zu beobachten ist. Problematisch ist diese Unterordnung heute einmal deshalb, weil den Hauptamtlichen in den Sportvereinen durch ihr Fachwissen und durch den damit zusammenhängenden Informations­vorsprung im Grunde genommen die Schlüsselfunktion in den Sportver­einen zukommt. Problematisch ist diese Unterordnung auch deshalb, weil der längst einer Revision bedürftige Führungsstil der Ehrenamt­lichen offensichtlich zum Vorbild vieler hauptamtlich angestellter Mitarbeiter geworden zu sein scheint. Die Entscheidung für einen kooperativen Führungsstil ist zwar seit längerer Zeit von Seiten des DOSB bekundet worden, konkrete Auswirkungen auf der Ebene der Vereine findet man aber noch immer viel zu selten.

Ein Problem, das vor allem die älteren Ehrenamtlichen bedrängt, muss noch erwähnt werden. Nicht wenige Ehrenamtliche resignieren aufgrund der Kritik, die besser ausgebildete oder auch nur scheinbar besser ausgebildete Vereinsmitglieder, an ihrer seit Jahren praktizierten Vereinsarbeit üben. Da diese Kritik oft mit Erkenntnissen der Sport­wissenschaft, mit den Forderungen der Pädagogik, der Freizeitwissen­schaft, der Trainingswissenschaften und der Sportmedizin zu tun haben, muß auch Kritik an diesen Kritikern erlaubt sein. Nicht alles, was mit wissenschaftlichem Pathos erklärt und beschrieben wird ist nützlich. Es wäre falsch, auf alle Anstöße und Hilfen von Seiten der Wissenschaften zu verzichten, denn vieles ist hilfreich und verbessert die praktische Arbeit im Verein. Nicht alles Alte muss aber über Bord geworfen werden und schon aus diesem Grunde wäre eine gesunde Skepsis gegenüber neuen wissenschaft­lichen Ratschlägen angebracht. Gegen eine Verwissenschaftlichung des Vereins darf man sich zurecht wehren und Vereinsmit­arbeiter sollten davor gewarnt werden, all jenes, was in sportwissenschaftlichen Ver­öffentlichungen für die Praxis empfohlen wird, ungeprüft auch umzusetzen. Ja es scheint bereits erforderlich zu sein, die ehrenamt­lichen wie die hauptamtlichen Mitarbeiter vor der Flut der täglichen Informationen aus den Wissenschaften zu schützen. Das Maß an neuen Informationen muss gedrosselt werden, wenn in Zukunft überhaupt noch neue Erkenntnisse und Informationen bis in die Praxis vorstoßen wollen.

Die genannten Probleme könnten den Eindruck hervorgerufen haben, als ob es um die Ehrenamtlichkeit in den Vereinen so schlecht bestellt sei, dass man an die Zukunft besser nicht mehr zu denken wagt. Gewiss spricht derzeit manches gegen das Ehrenamt, doch zeigen sich auch in zunehmendem Maß die neuen Möglichkeiten und Chancen. Jugendliche als ehrenamtliche Mitarbeiter zu gewinnen ist die Aufgabe und gleich­zeitig die Chance der Sportvereine für die Zukunft. Will man diese Chance wahrnehmen, so muss das Jugendleben im Verein so attraktiv sein, dass gleichsam eine Verpflichtung für den Jugendlichen besteht, allen nachfolgenden diese Attraktivität zu erhalten. Frauen, die viel zu lange von der ehrenamtlichen Tätigkeit in den Vereinen ausgeschlossen waren, bekunden selbst ihre Bereitschaft im Verein auf allen Ebenen mitzuarbeiten.

Auch Wettkampfsportler sind bereit, ehrenamtliche Tätigkeiten z.B. im Jugendbereich zu übernehmen und gemäß jüngster empirischer Untersuchungen sind in der Gruppe der 26-35jährigen ein beachtlicher Anteil ohne Einschränkung bereit, ein Ehrenamt zu übernehmen.

Inwiefern solche Bereitschaft tatsächlich in ehrenamtliche Tätigkeit umschlägt, hängt in erster Linie von der Attraktivität der Ehrenämter im Verein ab. Das ehrenamtliche Mitarbeiten wird dabei umso attrakti­ver, je günstiger die Bedingungen für das ehrenamtliche Arbeiten sind. Wenn es bereits ehrenamtliche Mitarbeiter gibt, finden sich neue Mit­arbeiter leichter, als wenn nur wenige alles zu tun haben. Hat der Verein eigene Übungsstätten und ein eigenes Clubhaus ist ehrenamt­liche Tätigkeit auch gesellig und somit attraktiver. Hat ein Verein ein gutes Image, hat er Erfolg und wird seine Arbeit von der Gemeinde, aber auch von den öffentlichen Medien anerkannt, so erhöht sich die Bereitschaft? in diesem Verein ein Ehrenamt zu übernehmen. Es kommt al­so auf die immateriellen Belohnungen an, die der Verein dem Ehren­amtlichen zu bieten hat.

Nicht weniger wird die Zukunft des Ehrenamtes im Sportverein aber auch davon abhängig sein, inwiefern es gelingt, die Familien der Ver­einsmitglieder in das Vereinsleben zu integrieren. Denn viele ehren­amtliche Kräfte sind nicht länger bereit, ihre Familien zu vernach­lässigen, wenn das Ehrenamt nur Ärger und Undank bringt und ihre Familie aus der Freizeit im Verein ausgeschlossen ist. Hier müssen neue Wege gesucht werden. Familienfreizeit und Ehrenamt müssen auf eine verträgliche Weise miteinander verbunden werden. Ehrenamtliche Tätigkeit darf nicht Arbeits- sondern muss Freizeitcharakter gewin­nen. Mein Plädoyer sollte verdeutlichen, dass die Probleme des Ehren­amtlichen in unseren Vereinen nicht durch Abschaffung der Ehrenämter zu lösen ist. Die Lösung sollte vielmehr in den Verbesserungen der ehrenamtlichen Arbeitsmöglichkeiten gesucht werden.

Letzte Überarbeitung: 29.01.2021