Keimzelle der Sportvereine – Gute Abteilungsarbeit ist das wichtigste

Wenn in Sportvereinssatzungen von Organen des Vereins die Rede ist, so werden immer die Mitgliederversammlungen als oberstes Organ eines Vereins genannt. Daneben ist dann noch vom Vorstand und den Ausschüssen die Rede. Dabei wird meist vergessen, dass diese Organe im Grunde nicht lebensfähig wären, gäbe es in den Vereinen nicht ein zentrales ausschlaggebendes Organ, nämlich die Abteilungen.

Sie sind es, die in direkter Weise zu einer Förderung und Erhaltung der quantitativen und qualitativen Möglichkeiten im Bereich des Breiten-, Freizeit- und Leistungssports beitragen können. An ihnen liegt es, ob sportliche Angebote allen Bürgern aller Altersgruppen und beider Geschlechter einer Gemeinde unterbreitet werden, ob sie Vereinsmitglieder als Trainer und Übungsleiter ausbilden lassen, ob Talent- und Leistungsgruppen in einem Verein entstehen und betreut werden können und ob Vereine auch in Zukunft privaten Sportschulen, Fitnesszentren, Kursen der Volkshochschulen und kommunalen Sportprogrammen als kostengünstige Einrichtung zur Befriedigung von Sportbedürfnissen und dem Bedürfnis nach Geselligkeit überlegen sind und somit auch mit Recht öffentliche Gelder für ihre Arbeit beanspruchen können.

Vereinsarbeit ist also in erster Linie Abteilungsarbeit, Arbeit von sportbegeisterten Frauen und Männern mit hohem Einsatz, ohne sichtbare Anerkennung (nur Fehler werden bemängelt, gelobt wird selten). Die Qualität eines Sportvereins ist deshalb in erster Linie an der Qualität seiner Abteilungen zu messen. Gute Abteilungsarbeit macht einen Verein als Ganzes erst attraktiv; und erst auf der Basis gesunder und leistungsfähiger Abteilungen haben Vorstand, Mitgliederversammlung und Ausschüsse gewichtige Funktionen zu erfüllen. Dies bedeutet keine Schmälerung der Zuständigkeitsbereiche dieser Gremien. Eher das Gegenteil ist der Fall. Leistungsfähige Abteilungen bilden die Voraussetzungen, um Vorstand und Ausschüssen Aufträge zu erteilen, deren Erfüllung kontrollieren, kritisieren und beeinflussen zu können.

Folgt man diesen Ausführungen, so muss man sich als Mitglied, ganz gleich welcher Abteilung eines Vereins man angehört, fragen, ob die Abteilungen in diesem Sinne leistungsfähig und gesund sind, um den genannten Aufgaben nachkommen zu können. Sind unsere Abteilungen Orte der sozialen Begegnung und der Integration unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen? D.h. sind unterschiedliche Berufs- und Bildungsschichten, unterschiedliche Lebensalters- und Geschlechtsgruppen vertreten. Sind Alteingesessene und Zugezogene, Landsleute und Deutsche mit anderem Dialekt und nicht zuletzt Migranten und Ausländer dabei? Sind wir bereit die jahrelang angestauten Spannungen zwischen den Abteilungen, die verdeckten Fehden und die Verbissenheit mit den Positionen (zum Beispiel die in den Jahreshauptversammlungen) verteidigt werden, aufzugeben, um das dadurch freiwerdende Engagement den dringenden Problemen der Abteilungen und des Vereins zuwenden zu können? Zu fragen ist aber auch, ob unsere Abteilungen genügend Wissen voneinander haben. Werden zu den Abteilungsversammlungen auch die Abteilungsleiter anderer Abteilungen eingeladen? Werden Informations- und Werbematerialien untereinander ausgetauscht? Werden Trainingsabende der Abteilungen tatsächlich nur nach personellen und räumlichen Bedürfnissen beansprucht? Oder provozierender gefragt: Welche Abteilung ist bereit, zu Gunsten einer teilnehmerintensiveren neuen Sportart einen ohne hin nicht ausgelasteten Trainingsabend dieser neunen Abteilung abzutreten?

Die durch diese Fragen aufgeworfenen Probleme können nur andeutungsweise auf wichtige Aufgaben der Abteilungen verweisen. Andere Probleme sind in unseren Vereinen ebenso offensichtlich. Man denke nur an den krassen Rückgang der Vereinszugehörigkeit und vor allem der sportlichen Aktivität der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 16 und 21 Jahren, an die Ohnmacht vieler Abteilungen, die die Weggebliebenen allenfalls als Abtrünnige sehen, mit denen man am besten in Zukunft nichts mehr zu tun haben möchte, ohne jemals nach den Ursachen des Wegbleibens wirklich gefragt zu haben. Auch die Geschlossenheit der Abteilungen („Verein im Verein“) ist ein Problem, das durch die alleinige Orientierung vieler Abteilungen auf den Wettkampf, auf den Tabellenstand und die Meisterschaft der 1., 2.  ja selbst der AH-Mannschaft all diejenigen von einer sportlichen Aktivität abhalten, die z.B. Basketball, Fußball oder Handball nur als Anlass sehen sich mit anderen aktiv sportlich zu bewegen, zu spielen, um hinterher sich gesellig bei Kartenspiel und Bier zu unterhalten.

Die Geselligkeit ist das Geheimnis des Vereinserfolgs. Der Erfolg ist jedoch gefährdet, wenn die Geselligkeit immer nur an das Training für die Wettkämpfe geknüpft ist. Im fortgeschrittenen Alter bleiben dann ehemals aktive Sportler lieber zu Hause, da ihre Abteilungen ihnen weder Übergangshilfen noch Anreize zum Umsteigen vom Leistungssport zu mehr spielerischen Betätigungen geschaffen haben.

Die hier nur oberflächlich beschriebenen Probleme sollten als erste Schritt in Richtung zu einer Lösung dieser Probleme verstanden werden. Vor allem aber sollen durch diese Ausführungen die selbstlosen Leistungen der Mitarbeiter in den Abteilungen nicht geschmälert werden. Diese lassen viel mehr hoffen, dass die Abteilungen der Vereine auch diese Probleme zukünftig lösen werden.

Verfasst:  27.09.2020