Zur Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt in Sportverbänden

Die Geschichte der freiwilligen Vereinigungen im Turnen und im Sport, die schon mehr als 200 Jahre währt, kann zu Recht als eine Erfolgsgeschichte der Ehrenamtlichkeit bezeichnet werden. Zahllose Freiwillige haben sich zusammengefunden im Interesse einer gemeinsamen Sache. Sie haben Abteilungen, Vereine und Verbände gegründet, und mit freiwilliger Arbeit wurden bedeutsame gesellschaftspolitische Leistungen erbracht. Organisatorisch fanden   Turnen und Sport gleichsam „nebenher“ statt. Der Begriff der „wichtigsten“ Nebensache hatte somit Bedeutung. Denn für die vielen Ehrenamtlichen in der 200- jährigen Turn- und Sportgeschichte war ihr Beruf, war das Arbeitsleben der Bezugspunkt ihres freiwilligen Handelns. Turnen und Sport hatten hingegen Freizeitcharakter, auch schon damals, als dieser Begriff noch gar nicht zum deutschen Sprachgebrauch gehörte. Mit dem Siegeszug des Turnens und des Sports, mit dem ökonomischen und politischen Wandel unserer Gesellschaft, mit den vielfältigen Veränderungen im Arbeitsleben und nicht zuletzt bedingt durch den wachsenden materiellen Wohlstand kam es zu einer Aufwertung von Turnen und Sport. Aus der Nebensache wurde eine politisch zunehmend bedeutsame Angelegenheit. Weiterlesen

Täter sind keine Opfer

Das Wort „Opfer“ weist sich durch eine schillernde Bedeutungsvielfalt aus. Von der Herkunft des Wortes lässt sich die Vielfalt auf einen religiösen Hintergrund zurückführen und so kann es eigentlich kaum überraschen, dass in der modernen Ersatzreligion, dem Hochleistungssport, der Gebrauch des Wortes mittlerweile inflationäre Züge annimmt. Wenn dabei vom Opfer die Rede ist, meint man in der Regel die Athletinnen und Athleten. Opfer sind dabei meistens Unschuldige, Opfer werden erbracht, Athleten werden geopfert, Opfer sind ohnmächtig, sind dem Spiel der Mächtigen ausgeliefert. Im Dopingdiskurs der vergangenen Jahre ist nahezu ausnahmslos von Opfern die Rede und auch hierbei sind es meist die Sportler, denen man diese Etikette anhängt. Manchmal sehen sich auch Sponsoren als Opfer. Seltener definieren sich die Funktionäre in dieser Rolle. Weiterlesen

Lässt sich Sportentwicklung aktiv steuern?

Zum Problem der passiven Anpassung in Vereinen und Verbänden

1. Hinführung zum Problem

Versteht man den Deutschen Olympischen Sportbund als eine offene Organisation, die sich in einem Austausch mit ihrer Umwelt und deren verschiedenen Teilsystemen befindet, so z.B. mit den Massenmedien, der Wirtschaft, der Kirche, dem Staat, den Gewerkschaften und dem Erziehungswesen, so kann der Deutsche Olympische Sportbund wie jede andere Großor­ganisation auch, seinen Bestand eher dann erhalten bzw. weiterentwickeln (wachsen), wenn er möglichst negative Austauschprozesse mit seiner Umwelt vermeidet. In der Sprache der Organisationssoziologie ausgedrückt heißt das: Es sollte in den Aus­tauschprozessen vermieden werden, dass die Abgabe von Organisationsleistungen und die dadurch verursachten Kosten nicht größer sind als die Erlöse, welche der Organisa­tion zufließen. Dieser Grundsatz gilt vor allem für das Austauschverhältnis des Sports mit dem Staat, den Medien und der Wirtschaft. Weiterlesen

Gesundheitsorientierter Sport ist das Gebot der Stunde

Das Alter, das ich mittlerweile erreicht habe, weist mich bei meinem sportlichen Tun als einen Seniorensportler aus. Beim sog. „Montagsturnen“ treffe ich mich jeden Montag mit einem Dutzend Gleichgesinnter abends um 18:00 Uhr in der Sporthalle unserer Realschule, um unter Anleitung eines ehrenamtlichen Übungsleiters etwas mehr als 1 Stunde vielfältige Gymnastikübungen zu betreiben. Die Schulung von Kraft, Ausdauer, Geschicklichkeit und Beweglichkeit ist für uns eine besondere Lebenshilfe. Für jeden von uns geht es darum, seine persönliche Fitness möglichst lange zu erhalten. Jeder von uns ist bereit, für seine Gesundheit selbst Verantwortung zu übernehmen, etwas Sinnvolles für seine Gesundheit zu tun. Weiterlesen

Jugend im Sport heute – Führungskräfte von morgen?

Das Thema, auf das die folgenden Ausführungen gerichtet sind, ist von einer Frage gekennzeichnet, deren Antwort von der Beantwortung zweier weiterer Fragen abhängt. Was, wer und wie ist die Jugend im Sport von heute? Wie wünschen wir uns die Führungskräfte von morgen? Was heißt führen können? Welche Persönlichkeitsmerkmale sollten Führungskräfte haben? Diese Fragen scheinen schnell und leicht beantwortbar zu sein. Weiterlesen

Sind die Präsidien der Sportverbände noch zeitgemäß?

„Vorstandssitzungen sind oft langweilig, deshalb versuche ich nebenher dringende berufliche Arbeit zu erledigen.“ – “Wirkliche Diskussionen, die zu Entscheidungen führen, finden sehr selten statt.“ – „Meist wurde alles in kleinem Kreis bereits vorentschieden. Wichtige Punkte unterliegen der Telefondiplomatie, sie werden erst gar nicht auf die Tagesordnung genommen.“ – „Es überrascht mich immer wieder, wie häufig in meinem Verband über die gleichen Sachverhalte diskutiert werden kann, ohne dass die Diskussionen Folgen haben.“ – „Protokolle sind Schall und Rauch.“ – „Die Vorstandssitzungen werden von wenigen Personen dominiert, Akademiker haben in den Vorständen einen Freibrief des Redens.“ – „In Vorständen kann etwas als neu behandelt werden, obgleich es schon mehrfach in der Vergangenheit beschlossen wurde.“ So und ähnlich sehen und bewerten sich die Mitglieder aus Präsidien der Sportfachverbände immer häufiger, befragt man sie über die Arbeitsqualität der Vorstände des Sports. Weiterlesen

Zum Verhältnis zwischen Kirche und Sport

Anmerkungen zu einer wün­schenswerten Partnerschaft

Aus der Sicht von heute scheint es normal zu sein, dass die beiden großen Kirchen Deutschlands den Sport akzeptieren und umgekehrt der Sport gegenüber den Kirchen seinen Respekt zollt. Die Aufgeschlossenheit der Kirche vollzog sich jedoch erst um die Jahrhundertwende. Sie ist das Ergebnis einer Wandlung, bedingt durch die Aufgabe des anthropologischen Dualismus. Mit der anthropologischen Wende im 19. und 20. Jahr­hundert kam es in der Kirche zu einer positiveren Bewertung der Leiblichkeit des Menschen. Hinzu kam, dass die Kirche sich insgesamt gegenüber weltlichen Fragen öffnete und damit auch ihre Aufmerksamkeit dem Sport zuwenden musste. Mit der Erkenntnis der Ganzheit des Menschen und der Untrennbarkeit von Leib, Seele und Geist gab die Kirche die Ansicht auf, dass das Christentum von seiner grundsätzlichen Lehre her leib- und daher sportfeindlich sein müsse. Die neue Aufgeschlossenheit hatte u.a. die Gründung eigener Sportorganisationen zur Folge. Seit dieser Zeit führte zunächst der Sport in den Kirchen als konfessioneller Sport ein Eigenleben, das durch die Gleichschaltung im Nationalsozialismus beendet wurde. Nach 1945 waren es dann nicht zuletzt die kirchlichen Sportführer, die sich für eine integrative Einheitssportbe­wegung eingesetzt haben. Kirchliche Vertreter wurden folgerichtig deshalb auch bereits sehr früh in führende Gremien des Deutschen Sportbundes berufen. Weiterlesen

Sexueller Missbrauch im Hochleistungssport

In jüngster Zeit wurden vermehrt Verbrechen des sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen im Bereich des Hochleistungssports aufgedeckt. Der sexuelle Missbrauch im Hochleistungssport ist gewiss kein neues Phänomen. Es gibt ihn schon seit vielen Jahrzehnten so wie auch in unserer Gesellschaft das Phänomen der Pädophilie schon über Jahrhunderte bekannt und ganz offensichtlich nicht auszurotten ist. Was in diesen Tagen jedoch überraschen muss, ist das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen im Hochleistungssport und der unverantwortliche Umgang mit diesem Problem. Dies gilt gleichermaßen für alle Verantwortlichen in Gesellschaft, Politik und nicht zuletzt in den Organisationen des Sports. Weiterlesen

Doping – Geißel des modernen Hochleistungssports

Doping war die Geißel des antiken Sports, Doping ist die Geißel des modernen Hochleistungssports und Doping ist insbesondere das größte Problem der modernen Olympischen Spiele; es ist nach wie vor ungelöst. Sportler und Athleten, die mittels Doping versuchen, ihre Gegner zu betrügen, verfolgen dabei die Absicht, sich einen verbotenen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, um auf diese Weise einen Sieg zu sichern, der für sie ohne den Betrug nicht möglich wäre. Weiterlesen

Feigheit im Sport

– oder warum es nur selten zu echten Reformen kommt

Der Sport ist ohne Zweifel ein wichtiger Ort der Wertevermittlung. Werte wie Anstrengungsbereitschaft, Empathie, Frustrationstoleranz, langfristiges Üben und Lernen, Disziplin und Gemeinsinn können vor allem im Wettkampfsport erfahren und eingeübt werden. Seine gesellschaftspolitische Legitimation verdankt der Sport vor allem dieser besonderen Qualität, die ihm der Wettkampfsport mit seinem obersten Prinzip des Fair Play gewährt. Der Sport hat jedoch nicht nur seine positiven Seiten.  Im Sport können auch Handlungsmuster erfahren und eingeübt werden, die unter ethisch-moralischen Gesichtspunkten nicht wünschenswert sind. Es können Muster sein, die als „Unwerte“ zu bezeichnen sind. Betrug im Wettkampf, Doping, Manipulation von Spielergebnissen, Korruption und menschenverachtende Gewalt sind beispielhafte Unwerte, wie sie leider immer häufiger im Sport anzutreffen sind. Die damit einhergehenden Verfehlungen sind erkannt und die Verantwortlichen in den Organisationen des Sports sind zumindest bemüht die Schäden zu minimieren, die dadurch entstanden sind. Weiterlesen

Vom Lockdown zu einem neuen Aufbruch

Noch deutlicher als zuvor wurde und wird während der Coronapandemie offensichtlich, dass mangels einer zielorientierten Führung das Kulturgut Sport in unserer Gesellschaft Schaden nimmt. Würde es nicht viele junge Athletinnen und Athleten und engagierte Trainerinnen und Trainer geben, die mit ihren Leistungen auf wirkungsvolle Weise die deutsche Gesellschaft bei zukünftigen olympischen Spielen und Weltmeisterschaften repräsentieren, und würde es nicht die vielen Turn und Sportvereine geben, die den Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland ein anspruchsvolles und vielfältiges Sportangebot unterbreiten, so müsste man den Zustand, in dem sich die Organisation des deutschen Sports derzeit befindet als ärgerlich bezeichnen. Wie das aktive Sporttreiben trotz seiner wissenschaftlich vielfach nachgewiesenen Präventionsfunktion einem völligen Lockdown unterworfen wurde, wie fast alle Sportverbände nahezu widerstandslos eine politische Intervention in ihrem eigenen Hoheitsgebiet hingenommen haben, kann nur Verwunderung hervorrufen. Angesichts der großen Leistungen, die die deutschen Sportorganisationen in der letzten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts für unsere Gesellschaft erbracht haben, muss diese lethargische Haltung der Sportorganisationen Kritik hervorrufen und es muss deshalb die Frage gestellt werden, wie es zu solch einer Situation kommen konnte. Weiterlesen

Regel 50 der Olympischen Charta muss ergänzt werden

„No kind of demonstration of political, religious or racial propaganda is permitted in any Olympic sites, venues or other areas. “

Regel 50,2 der Olympischen Charta scheint auf den ersten Blick klar und verständlich zu sein. Der nach wie vor bestehende Rassismus gegenüber Schwarzen in den Vereinigten Staaten von Amerika, aber auch der Rassismus von Weißen gegenüber fast allen fremden Ethnien ist seit vielen Jahrzehnten kaum zu übersehen. In vielen Ländern dieser Welt gibt es einen zunehmenden Antisemitismus oder eine Islamfeindlichkeit oder auch beides. All diese Verhältnisse und Tendenzen haben in jüngster Zeit vermehrt zu Protesten geführt. Zu erwähnen sind auch die „Fridays for Futur“-Bewegung, die zunehmende Zahl der Klimawandeldemonstrationen und die Demonstrationen zugunsten einer allgemeinen Gendergerechtigkeit. Weiterlesen

Tokyo 2021 – Zur Zukunft der Olympischen Spiele

In diesen Tagen befindet sich die Welt in einer besonderen Krise. Ein Virus, unter unzähligen, die es auf dieser Welt gibt, hat diese Krise verursacht. Die Reaktion der verantwortlichen Politiker in nahezu sämtlichen Ländern dieser Welt auf die dadurch verursachten gesundheitlichen Gefahren hat eine Wirtschaftskrise hervorgerufen, deren Ausmaß und Reichweite nicht ermessen werden kann und deren weiterer Verlauf ungewiss sein wird. Erhebliche soziale Disruptionen und Schäden in nahezu jeder Gesellschaft dieser Welt sind weitere Folgen dieser Krise. Nahezu jeder Lebensbereich ist von dieser Krise betroffen und so kann es kaum Verwunderung hervorrufen, dass auch die in aller Welt vorhandenen nationalen Sportsysteme mit äußerst schwierigen Herausforderungen konfrontiert sind. Gleiches gilt für den internationalen Sport und dessen Sportorganisationen, allen voran das IOC. Weiterlesen

Funktionärswelt Sport – Geschlossene Gesellschaft

Wollen Familien überleben, so sind sie auf Erneuerung angewiesen. Gleiches gilt für Sportorganisationen. Die Lehre von der Evolution biologischer Systeme gibt uns dabei eine ganze Reihe von Maximen, die für Erneuerungsprozesse beachtenswert sind. Sie zeigt uns auch, was dabei möglichst zu verhindern ist und warum es sich lohnt, dass man sich daran hält. Sind Inzestprozesse zu beobachten, so sind biologische Systeme meist nicht überlebensfähig. Sensorien zur Beobachtung der eigenen Umwelt, reger Austausch mit Beobachtern, die einen von außen sehen, und das Hereinholen von Außenpotenzialen haben sich hingegen über Jahrhunderte bewährt. Weiterlesen

“IAAF is changing“ – hat sich die Welt-Leichtathletik tatsächlich verändert?

Unsere Welt unterliegt einem dynamischen Wandel. Der Prozess der Globalisierung schreitet fort. Gleichzeitig ruft ein immer lauter werdender Populismus nach einer Aufwertung nationaler Ideologien. Die Frage des Klimawandels betrifft jene ebenso, die diesen Wandel leugnen, wie auch die vielen übereifrigen, deren berechtigtes Engagement nicht selten in überbordender Aggressivität endet. Die Frage nach den Folgen der Flüchtlingsbewegungen stellt sich nicht nur für jene, die davon direkt betroffen sind. Die Schuldfrage stellt sich auch für jene, die in den letzten Jahrzehnten vom Nord-Süd-Konflikt profitiert haben und sehr gerne auch neoimperialistische Politik tolerierten, wenn es ihren eigenen ökonomischen Interessen genutzt hat. Weiterlesen

Rituelle Demokratie im Sport

Menschen tun viele Dinge, die keinen instrumentellen Nutzen haben. Kognitionswissenschaftler zeigen uns dies vor allem am Beispiel von Ritualen. Der Kausalzusammenhang zwischen einem Ritual und dem Ergebnis, das erreicht werden soll, liegt meist im Dunkeln. Dennoch werden Rituale über Generationen unverändert weitergegeben. Solche Rituale gibt es auch im Sport. Sie scheinen für die Sporttreibenden sehr hilfreich zu sein. Begrüßungs- und Eröffnungsrituale im Mannschaftssport, immer wiederkehrende Rituale von Athletinnen und Athleten in Individualsportarten, Rituale bei Olympischen Spielen oder anderen sportlichen Großveranstaltungen. Sie alle scheinen sehr willkommen zu sein. Ihre integrierende und entlastende Funktion ist für die Beteiligten offensichtlich. Fragt man nach Erklärungen für diese Rituale, so wird oft nur geantwortet „das macht man eben so“. Diese Art von Deutung ist durchaus befriedigend und muss nicht notwendigerweise hinterfragt werden. Weiterlesen

Doping als Verbandsproblem

Beobachtungszeiraum 1988 – 1995
Vorbemerkung

Das Dopingproblem ist Ausdruck einer moralischen Krise in unserer Gesellschaft, von der viele Bereiche betroffen sind. Das Sportsystem, und hierbei vor allem der Spitzensport, bilden dabei wohl jenes Teilsystem in unserer Gesellschaft, das von dieser moralischen Krise am intensivsten erfasst ist. Dabei ist die Legitimation des Spitzensports in mehrfacher Hinsicht in Frage gestellt. Unter ethisch-moralischen Gesichtspunkten stehen Doping und Gewalt im Sport, ungerechte Belohnungssysteme und eine zunehmende Aufkündigung traditioneller sozialer Strukturen in Widerspruch zum selbst erhobenen Anspruch, ein System des Fair Play zu repräsentieren. Unter ökonomischen Gesichts­punkten stellt sich die Frage nach der Finanzierbarkeit des Spitzensports, nach­dem sich der Sport in eine indirekte Abhängigkeit zur Wirtschaft, zu den Medien und zum Staat begeben hat. Unter organisatorischen Gesichtspunkten stellt sich die Frage nach der Einheit des Sports. Es wird somit gefragt, inwieweit eine auf Breitensport ausgelegte Basis organisatorisch mit dem Spitzensport verknüpft bleiben kann. Die Diskussion über diese Krise wird zumeist über deren massenmediale Repräsentation geprägt. Weiterlesen

Arbeitszeitflexibilisierung und kein Aufschrei bei den Sportorganisationen

Ein Gastbeitrag von Rainer Hipp

Die Novellierung des Arbeitszeitgesetzes sollte die Sportorganisationen nicht nur aufhorchen lassen sondern in Schrecken versetzen. Aber weder von der Dachorganisation Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB) noch von den Mitgliedsorganisationen vernimmt man einen Ton zu diesem existenziellen Thema.

Die Wirtschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg, Nicole Hoffmeister-Kraut, beispielsweise ist gerade auf Werbetour für flexiblere Arbeitszeiten. Ihre Vorschläge für ein neues Arbeitszeitgesetz im Bund zielen auf eine tägliche Höchstarbeitszeit von maximal zwölf Stunden pro Tag (netto ohne Pausen). Bislang sind es zehn Stunden. Mancherorts in Deutschland ist der klassische Achtstundentag, montags bis freitags, schon zum Auslaufmodell geworden. Obwohl die sogenannte Digitalisierung der Arbeit erst ihren Anfang nimmt, sind immer mehr Menschen abends und am Wochenende beruflich aktiv. Weiterlesen

Mündige Athleten – Eine Fehlanzeige?

So wie demokratische Gesellschaften auf mündige Bürger angewiesen sind, so ist auch ein demokratischer Sport davon abhängig, welchen Grad an Mündigkeit seine Athleten erreicht haben. Die Frage, was man unter einem mündigen Athleten zu verstehen hat, ist allerdings keineswegs so einfach zu beantworten, wie uns dies auf den ersten Blick erscheinen mag. Konsensfähig müsste es jedoch sein, dass man von einem mündigen Athleten erwarten kann, dass er seine Handlungen in der Welt des Sports absichtsvoll und rücksichtsvoll vollzieht, dass seinen Handlungen in der Welt des Sports Intentionen zu Grunde liegen und dass er bereit sein muss, sein eigenes Handeln gegenüber der Gemeinschaft zu verantworten. Weiterlesen

Prinzipien einer internationalen und nationalen Anti-Doping-Sportpolitik

Vom 2. bis zum 4. Februar 1999 fand in Lausanne die erste Weltkonferenz „Doping im Sport“ statt. Als Vizepräsident des Deutschen Nationalen Olympischen Komitees konnte ich damals der Vorsitzende der deutschen Delegation sein. Es war dabei meine Aufgabe, in einem Grundsatzbeitrag aus deutscher Sicht die „Prinzipien einer internationalen und nationalen Anti-Doping-Politik“ vorzutragen. Es könnte lohnend sein, dass man – 20 Jahre danach ­– sich dieser Prinzipien erinnert und sie noch einmal zur Kenntnis nimmt. Betrachten wir die Situation des internationalen Anti-Dopingkampfes im Jahr 2019 und vergleichen wir sie mit der Ausgangslage der Weltkonferenz „Doping im Sport“ im Jahr 1999, so muss man erkennen, dass die Prinzipien von damals nach wie vor relevant sind und dass der Anti-Doping Kampf bis heute nur ganz wenige Erfolge aufzuweisen hat. Die Frage, warum dem so ist, sollte von denen, die heute für den Anti- Doping Kampf verantwortlich sind, dringend geklärt werden. Weiterlesen

Zu Strukturproblemen der deutschen Sportverbände

  • Es ist richtig, dass die Sport- und Organisationsentwicklung in erster Linie in den Vereinen stattfindet. Deren autonome Entscheidungen können durch zentrale Konzepte und Strategien nur bedingt beeinflusst werden. Der bislang vollzogene und aktuell sich ereignende Prozess der Sportvereinsentwicklung resultiert nur im Ausnahmefall aus bewussten Überlegungen, auf Strategien mit Zielvorgaben, aus definierten Aufgabenstellungen. Alltagszwänge, finanzielle Unwägbarkeiten, personelle Fluktuation und Wissensvarianz lassen die Vereinsentwicklung an der Basis als ein zufälliges Phänomen erscheinen. Weiterlesen

Der Deutsche Fußball-Bund und die Journalisten

Ein Gastbeitrag von Rainer Hipp

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und sein zurückgetretener Präsident Reinhard Grindel werden in den Medien derzeit hart kritisiert und mit Häme überschüttet. Bei aufmerksamer Beobachtung der elektronischen- und Printmedien fällt auf, die journalistische Solidarität bröckelt. Denn Reinhard Grindel und sein Vorgänger Wolfgang Niersbach kommen aus demselben Genre: dem Journalismus. Das führt zu der Erkenntnis- jetzt kommt ein Pauschalurteil – Journalisten können ein solches Amt nicht ausüben. Das ist nicht verwunderlich. Die Berufsbezeichnung Journalist ist in Deutschland rechtlich nicht geschützt. Es bedarf also keinerlei Qualifikation, sich Journalist zu nennen. Das gilt auch für Wahlämter im politischen wie ehrenamtlichen Bereich. Gewählt werden kann jeder, der kandidiert, unabhängig von seiner Ausbildung oder Tätigkeit. Weiterlesen

Demografischer Wandel in Deutschland und dessen Bedeutung für die Spitzenverbände des deutschen Sports

Ein Gastbeitrag von Jonas Bischoff

1. Einführende Bemerkungen

Olympia 2060. Die deutsche Delegation kehrt mit nur einer Goldmedaille – in der Disziplin E-Sports – in die Heimat zurück. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gerät in Erklärungsnot, wirkt ratlos und beklagt den Nachwuchsmangel im deutschen Leistungssport: „Uns fehlen einfach die jungen Leute!“. Der Aufschrei in der deutschen Bevölkerung bleibt verhalten. Die Menschen unterhalten sich lieber über das neue, bahnbrechende Gesundheitsprogramm Uber-Sports des Fitnessstudio-Giganten Google-Health, das einem die Instant-Buchung eines Personal-Trainers für zu Hause per Smartphone-App ermöglicht – mit Fast-Delivery-Garantie. Weiterlesen

Wettbewerb der Sportarten

Die Behauptung, dass sich Sportarten in einem Wettbewerb befinden, kann auf den ersten Blick überraschen. Biathlon oder Leichtathletik gibt es nur einmal, gleiches gilt für Handball oder Tischtennis. Hat eine Sportart eine bestimmte Organisation aufzuweisen, so ist die Sportart Monopolist für ein bestimmtes Sportangebot. Diese Monopolstellung wird der Sportart vom Gesetzgeber eingeräumt, deshalb kann es z.B. auch in der deutschen Dachorganisation, dem DOSB, immer nur einen Mitgliedsverband für eine Sportart geben. Gleiches gilt für die europäische Ebene. Auch für das IOC gibt es in Bezug auf eine Sportart immer nur einen einzigen Ansprechpartner. Die olympischen Sportarten sind somit in der Regel keiner internen Konkurrenz ausgesetzt. Sie werden auf der Grundlage kodifizierter Regeln betrieben. Finden sich genug Menschen, die bereit sind, sich dem jeweiligen Regelkonzept einer Sportart zu unterwerfen, so ist deren Überleben gesichert. Weiterlesen

Wettkampfsport im Verein und im Verband – Eine kulturelle und pädagogische Notwendigkeit

Vorbemerkungen

Der Sport ist für jenen, der ihn betreibt, eine klare und verständliche Sache. Laufen, Werfen, Springen verbunden mit der olympischen Maxime des „Höher, Schneller, Weiter“ sind jene Inhalte und Kennzeichnungen, die z.B. das Phänomen der Leichtathletik hinreichend bestimmen lassen. Der Kern dessen, was Leichtathletik ist, scheint damit relativ überdauernd und hinreichend eindeutig festgelegt zu sein. Ein Blick in die Geschichte des Laufens, Werfens und Springens gibt uns jedoch sehr schnell zu erkennen, dass dieser Schein trügt. Der Begriff der Leichtathletik meint stilisierte Formen des Laufens, Werfens und Springens; Leichtathletik ist ein spezifischer Inhalt einer spezifischen und historisch gewachsenen Sportkultur und der Sport ist ein bestimmendes Merkmal unserer modernen Bewegungskultur. Ja, der Sport ist das kennzeichnende Merkmal einer Leistungskultur, die eine noch junge Geschichte aufweist, deren Ende aber hoffentlich noch lange nicht absehbar ist. Teilt man diesen Wunsch, so ist der Sport heute eine kulturelle Notwendigkeit für unsere Gesellschaft. Weiterlesen

E-Sport Mitgliedsverband im DOSB? Nein, aus guten Gründen.

Je anmaßender Politiker sich verhalten, desto mehr gilt ihnen unsere Aufmerksamkeit. „E-Sport ist Sport, so einfach ist das“, twitterte Staatsministerin Bär am 24.10. nach einem Treffen mit Vertretern des E-Sports im Kanzleramt. SPD-Bundestagsabgeordneter Pilger propagiert den E-Sport, in dem er dem DOSB vorwirft, er sei altbacken und rückwärtsgewandt, da er sich einer neuen Jugendkulturbewegung verschließe. Auch der CDU-Parlamentarier Steinecke glaubt ultimativ feststellen zu müssen „E-Sport ist Sport“. Selbst im Koalitionsvertrag wurde diesen anmaßenden Forderungen Platz gegeben, in dem verlangt wird, dass E-Sport vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anzuerkennen sei, um auf diese Weise dem E-Sport eine olympische Perspektive zu verschaffen. In diesen Tagen wurde dieser anmaßenden Haltung noch eine Krone aufgesetzt. Weiterlesen

Erwartungen an das Präsidentenamt

Die Welt des Sports ist eine Welt von Präsidenten und Direktoren. Unzählige Vizepräsidenten und stellvertretende Direktoren stehen im zweiten Glied. Aus Sekretären wurden Generaldirektoren und Ausschussvorsitzende versuchte man in ihrer Reputation aufzuwerten indem man sie zu Vizepräsidenten gemacht hat. Mit der gesellschaftlichen Aufwertung des Sports, wie sie in den vergangenen Jahrzehnten zu beobachten war, haben sich somit auch die Funktionäre aufgewertet. Oft hat man dabei auch die Führungsgremien personell aufgeblasen. Der dabei entstandene Ballon hat dabei meist nicht an Größe und Bedeutung gewonnen. Weiterlesen

Strukturen des Sports in Deutschland III


Dies ist der dritte und letzte Beitrag über „Strukturen des Sports in Deutschland“. Im ersten Teil wurden Organisationsstrukturen behandelt. In diesem zweiten Teil folgten Sozial- und Personalstrukturen des Sports. Der dritte Teil widmet sich unter anderem Wettkampf- und Finanzstukturen, sowie dem Anti-Doping-Kampf

<< zum zweiten Teil


4. Angebotsstrukturen

Die anzutreffende organisatorische Vielfalt des deutschen Sports geht mit einer Angebotsvielfalt einher. Der jeweils ausgewählte Sport kann auf sehr unterschiedlichen Leistungsniveaus ausgeübt werden und sehr verschiedene Motive können das sportliche Handeln prägen. So können z.B. Gesundheitssport, Wettkampfsport, Leistungs-, Hochleistungs- und Breitensport, Berufssport und der damit verbundene Zuschauersport unterschieden werden. Der Wandel der deutschen Gesellschaft hat in den vergangenen 50 Jahren zu einer erheblichen Vervielfältigung des Sportangebots geführt. Man kann dabei von einem „Versportlichungsprozess“ der deutschen Gesellschaft sprechen (vgl. Abb. 39). Weiterlesen

Leistungssportreform in Deutschland – ein selbstreflexiver Lernprozess?

Sportliche Erfolge lassen sich meistens nicht durch Wunder erklären. Sie resultieren vielmehr aus einem glücklichen Zusammenspiel vielseitiger Bedingungsfaktoren: Talent, hartes Training, guter Trainer, Wettkampfhärte, mentale Stärke und ein positives Trainingsumfeld sind dabei unter anderem zu erwähnen. Dies gilt auch für den herausragenden olympischen Erfolg des Gastgebers der Olympischen Spiele in London 2012. Die Leistungssportnation Großbritannien hatte 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta ihr Waterloo erlebt. Nicht einmal unter den ersten zwanzig Nationen konnte sich Großbritannien damals platzieren. Für das Mutterland des modernen Sports war dies eine nationale Katastrophe. Weiterlesen

Strukturen des Sports in Deutschland II


Dies ist der zweite von drei Beiträgen über „Strukturen des Sports in Deutschland“. Im ersten Teil wurden Organisationsstrukturen behandelt. In diesem zweiten Teil folgen nun Sozial- und Personalstrukturen des Sports. Der dritte Teil wird sich unter anderem Wettkampf- und Finanzstukturen, sowie dem Anti-Doping-Kampf widmen.

<< zum ersten Teil


2. Sozialstrukturen

Neben den Organisationsstrukturen des deutschen Sports sind vor allem auch dessen Sozialstrukturen von Interesse. Über sie kann die Frage beantwortet werden, wer mit wem welchen Sport in Deutschland treibt. Die Sozialstrukturen können dabei auf eine vielfältige Weise rekonstruiert werden. Man kann zunächst die aktiv Sporttreibenden von den Passiven unterscheiden. Dabei zeigt sich die Sozialstruktur der Zuschauer äußerst unterschiedlich im Vergleich zur Sozialstruktur der Sportaktiven. Die Sozialstruktur jener, die in privaten Organisationen Sport treiben, unterscheidet sich von jener in den freiwilligen Sportvereinigungen. Die Sozialstruktur der Funktionäre, der Mitarbeiter und Trainer kann sich ebenfalls durch interessante Unterschiede auszeichnen.

Dabei ist vor allem zu beachten, dass auch die verschiedenen Sportarten von unterschiedlichen sozialstrukturellen Merkmalen geprägt sind. Im Folgenden werden einige beispielhafte sozialstrukturelle Kennzeichnungen vorgenommen: Weiterlesen

Strukturen des Sports in Deutschland I


Dies ist der erste von drei Beiträgen über „Strukturen des Sports in Deutschland“. Im ersten Teil werden Organisationsstrukturen behandelt. Im zweiten Teil folgen Sozial- und Personalstrukturen des Sports. Der dritte Teil wird sich unter anderem Wettkampf- und Finanzstukturen, sowie dem Anti-Doping-Kampf widmen.


Vorbemerkungen

In der Welt des Sports spielt vor allem der deutsche Sport ohne Zweifel eine besondere Rolle. Er kann genau wie der Sport in England und Schweden auf eine lange und wirkungsvolle Tradition verweisen.

Abb. 1: Der Turnplatz Hasenheide um 1811

Eine kurze Übersicht der wichtigsten Stationen des deutschen Sports in seiner Entwicklung zeigt deutlich, wie vielfältig verankert er national und international ist. Weiterlesen

Dämon „Verbandsrat“

„Verbandsrat“ – in vielen deutschen Sportorganisationen kommt dieses Wort der Bedeutung eines gefährlichen Dämons gleich. Gemeint ist damit eine Institution, die meist in den Satzungen der Sportverbände festgelegt und in ihrer Aufgabenstellung dort auch näher beschrieben ist. Betrachtet man die etymologische Bedeutung der Worte „Verband“ und „Rat“ und spürt man ihrer Semantik nach, so müssen die äußerst negativen Konnotationen, die das Wort Verbandsrat in den Organisationen des Sports hervorrufen, überraschen. Der freiwillige Zusammenschluss von Menschen in einem Verband oder einer Vereinigung ist für jede Gesellschaftsordnung wünschenswert. Institutionen, die sich über ihre guten Ratschläge begründen, Ratgeber sind und deshalb als ein erwünschter „Rat“ zu bezeichnen sind, sind nicht nur für benachteiligte Gruppen und Menschen eine Hilfe, sie haben sich in allen Lebensbereichen bewährt. Weiterlesen

Transparenz in den Sportorganisationen – eine Utopie?

Transparenz ist ein kennzeichnendes Merkmal für demokratische Gesellschaften. Je offener eine Gesellschaft, desto transparenter sind ihre Strukturen. Allenfalls lässt sich der Bereich der Privatheit dem Gebot der Transparenz entziehen. Öffentlichkeit ist hingegen der Bereich unseres gesellschaftlichen Lebens, in dem Menschen zusammenkommen, ihre Interessen artikulieren, Vereinbarungen treffen und Probleme besprechen, die in politischen Prozessen gelöst werden sollen. Für eine demokratische Öffentlichkeit muss der Zugang zu allen Informationsquellen und Medien frei sein und sämtliche Informationen müssen frei diskutiert werden können. Im frei öffentlich zugänglichen Raum muss die Bildung einer Mehrheitsmeinung möglich sein. Zensur und andere die Meinungsbildung verhindernden Barrieren verbieten sich in diesem Raum. Die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit haben sich wohl in den letzten Jahrzehnten relativ schnell verändert. Die digitale mobile Kommunikation hat dabei die Bedeutung der Privatheit relativiert. Alles was den öffentlichen Raum kennzeichnet ist davon jedoch nahezu unberührt. Weiterlesen

Wie über die Vergabe internationaler Sportevents entschieden wird

Demokratische Vergaben und reale Machtverhältnisse

Die Entscheidungen über die Vergabe von internationalen Sportereignissen basieren auf demokratisch vereinbarten Regeln. Ganz gleich, ob Olympische Spiele zu vergeben sind, eine Weltmeisterschaft im Fußball zur Entscheidung ansteht oder über eine zukünftige Leichtathletik-Weltmeisterschaft zu befinden ist, die Entscheidung über die Ausrichtung dieser Ereignisse findet gemäß der jeweiligen Konstitution der internationalen Sportorganisationen über eine geheime Abstimmung statt. Es ist dabei geregelt, ob für den Sieg einer Bewerberstadt die einfache Mehrheit ausreicht, ob eine Zweidrittelmehrheit erforderlich ist, was bei Stimmengleichheit zu entscheiden hat, ob es das Machtwort des Präsidenten ist oder ob das Los entscheiden soll. In allen internationalen Sportorganisationen ist man auch bemüht, demokratischen Prinzipien zu folgen, wenn es um die Ausschreibung von internationalen Sportereignissen geht. Weiterlesen

Handball im Wandel – Perspektiven zukünftiger Entwicklungen

Vorbemerkungen

Die Antwort auf die Frage nach der Zukunft des Handballsports ist in der alltäglichen Arbeit in den 4.356 Handball-Vereinen zu finden (Stand: 01.01.2016). Sie hängt ab von der Arbeit der Abteilungs- und Übungsleiter und der Trainer, die mehrmals in der Woche ihre Freizeit dem Handballsport opfern und dabei bemüht sind, Handballmannschaften verschiedenen Geschlechts, verschiedener Altersklassen Woche für Woche so vorzubereiten, dass sie möglichst besser sind als die Gegner und dass die jeweils gesteckten Ziele in den Ligen des Handballsystems erreicht werden. Diese Arbeit ist heute schwieriger denn je und die für den Handballsport an der Basis Verantwortlichen müssen schon seit längerer Zeit Probleme lösen, denen sie immer weniger gewachsen sind, die immer komplexer werden und bei deren Lösung sie dringender denn je Hilfe von ihrer Dachorganisation und den übergeordneten Sportverbänden benötigen. Weiterlesen

Soll E-Sport olympisch werden?

Die Suche nach einer Authentizität des Sports ist bislang erfolglos gewesen, wenngleich auch diese Suche eine lange Tradition aufweist. Es wurde dabei ganz offensichtlich etwas gesucht, dass es gar nicht geben kann. Das Ergebnis der Suche ist keine Authentizität – es wird vielmehr das gefunden, was bestimmte Institutionen als „ihren Sport“ bezeichnen. Die Grenzen des Begriffs „Sport“ waren schon immer unscharf gewesen und werden es auch in der weiteren Zukunft bleiben. Das Phänomen des Sports kann vermutlich kaum anders gefasst werden, als es in Anlehnung an Wittgenstein versucht wurde. Demnach sind es die Regeln, die den Sport am ehestem als eigenständiges Phänomen kennzeichnen. Als einzelne Regeln haben sie jedoch keine authentische Qualität. Es gilt vielmehr der Satz, dass die Bedeutung des Wortes „Sport“ dessen Gebrauch ist. Präziser formuliert heißt das, die Bedeutung des Begriffs „Sport“ ist der Gebrauch dieses Begriffes. Weiterlesen

Wenn Ethik als Alibi missbraucht wird

Mit den Begriffen „Ethic Code“, „Corporate Governance Codex“ und „Compliance“ werden Themen benannt, die in jüngster Zeit auf der Tagesordnung fast jeder internationalen Sportorganisation zu finden sind. Nach mehreren Korruptionsskandalen, an denen vor allem Mitglieder des IOC und der FIFA, aber auch weitere Präsidenten und Mitglieder verschiedener internationaler olympischer Sportverbände beteiligt gewesen sind, mussten die Verantwortlichen in den Organisationen des Sports nicht zuletzt aufgrund eines massenmedialen Drucks und einer kritischen Öffentlichkeit zumindest den Anschein erwecken, dass sie bereit sind aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und Maßnahmen zu ergreifen, mit denen zukünftige Verfehlungen vermieden werden können. Anstelle einer Politik des passiven Tolerierens, des Vertagens von Problemen und der Vertuschung von Sachverhalten soll nun proaktives Handeln, Aufklärung, Transparenz und Glaubwürdigkeit treten. Die wohlfeilen Ziele sind bisher in keiner internationalen Sportorganisation erreicht und es stellt sich die Frage, ob die geplanten und teilweise bereits eingesetzten ethischen Maßnahmen zur Selbstreinigung überhaupt sinn- und wirkungsvoll sein können. Weiterlesen

Sportverbände – ein notwendiges Übel?

Sportverbände sind in der Regel eingetragene Vereine. Diese Rechtsgrundlage ist in vielen soziologischen Analysen Ausgangspunkt für eine ganze Reihe äußerst positiver Interpretationsmuster. Sportverbände sind Orte, in denen demokratisches Handeln eingeübt werden kann. Sportverbände offerieren Ehrenämter, auf die die moderne Zivilgesellschaft zwingend angewiesen ist und das ehrenamtliche Handeln kann dabei als hilfreicher Gegenpol zu einer einseitigen und materialistischen Ausrichtung unserer Gesellschaft bewertet werden. Weiterlesen

Athletenmitbestimmung – ein Paradoxon

Die Suche nach einer tragfähigen Interessensvertretung der Athletinnen und Athleten hat nicht nur im deutschen Hochleistungssport eine lange Tradition. Als institutionelle und organisatorische Lösung hat man bislang auf den Athletensprecher, die Athletenkommission, die Athletengewerkschaft und die Interessenvereinigung „Athleten“ gesetzt. In diesen Tagen ist in Deutschland ein Verein mit dem Namen „Athleten Deutschland e.V.“ diesen Organisationsmustern hinzugefügt worden. 54 deutsche Athletenvertreter bzw. Spitzensportler haben diesen Verein in Köln gegründet. Ihr Präsident ist Max Hartung – Mitglied der Deutschen Fechter-Nationalmannschaft und seine Stellvertreterin ist die Kanutin Silke Kassner. Weiterlesen

Eine Reform der olympischen Verbände ist längst überfällig

Die letzte Mitgliederversammlung des DOSB hat einstimmig eine neue Leistungssportkonzeption verabschiedet, die sich vor allem dadurch auszeichnen soll, das vom Steuerzahler bereitgestellte Mittel in möglichst effizienter und transparenter Weise von den Verbänden verwendet werden, um bei zukünftigen Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften den Erfolg deutscher Athletinnen und Athleten zu sichern. Ganz gleich wie dabei das Merkmal „Erfolg“ definiert wird, eine Ausrichtung an anspruchsvollen Zielen ist für den Hochleistungssport dringend erforderlich. Eine verantwortbare Mittelverwendung ist mit Blick auf den Steuerzahler zwingend. Transparenz und Klarheit müssen für zukünftige Fördermaßnahmen die herausragenden Merkmale sein. Weiterlesen