Sportberichterstattung

– ein bedeutsamer Faktor der massenmedialen Kommunikation

Der Sport, so wie er heute in den Massenmedien präsentiert wird, wirft viele Fragen auf, die auf Probleme verweisen, deren Lösungen dringend erwünscht wären. Wel­cher Sport wird in den Massenmedien zur Darstellung gebracht? Welche Formen des Sporttreibens werden nicht berücksichtigt? Wie wird der Sport in den Medien dargestellt? Welche Inszenierungsformen haben sich bewährt? Welche sind frag­würdig? Welche zukünftigen sind zu erwarten? Wie unterscheidet sich die Sportbe­richterstattung in den öffentlichen-rechtlichen Medien im Vergleich zu privaten Mas­senmedien? Welche Rolle spielt die Sportberichterstattung beim schon seit längerer Zeit zu beobachten Konzentrationsprozess in der Medienbranche? Wie stellt sich die Beziehung zwischen den Sportverbänden, den Massenmedien und den Sport­ereignissen unter ökonomischen Gesichtspunkten dar? Welche Wirkung hat die Sportberichterstattung auf die Rezipienten? Werden sie zu aktivem Sporttreiben animiert oder wird die Passivität der Zuschauer gefördert? Gibt es Zusammenhän­ge zwischen dem aggressiven Verhalten in den Stadien und der massenmedialen Berichterstattung?

Zur Beantwortung dieser Fragen und zur Bereitstellung von Lösungen für diese und andere Probleme sind theoretische Deutungen, systematische Beobachtungen, Beschreibungen und Erklärungsversuche dringend von Nöten. Verschiedene Wis­senschaften haben sich dabei als bedeutsam erwiesen, seit es in unserer Gesell­schaft notwendig geworden ist, deren Massenmedien systematisch zu begleiten. Psychologische und soziologische Theoriekonstrukte haben sich dabei ebenso als hilfreich erwiesen wie philosophische und erziehungswissenschaftliche Reflexionen. Ökonomische Deutungen sind ebenso zu beobachten wie rechtswissenschaftliche Erkenntnisse. Längst haben sich eigenständige neue Wissenschaftsrichtungen herausgebildet, die sich nur noch mit den Massenmedien beschäftigen. Die Publi­zistik, die Kommunikationswissenschaft, die Medienwissenschaft könnten dabei genannt, allerdings nur mit Mühen unterschieden werden. Auch die Sportwissen­schaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer häufiger den Fragen- und Problemstellungen der Massenkommunikation im Sport zugewandt.

Der Prozess der Massenkommunikation lässt sich auch heute noch am treffendsten mit der bereits klassischen Frage umschreiben. „Who says what in which Channel to whom with what effect?“, wie sie Laswell im Jahr 1948 formulierte. Mit dieser For­mel wird zum einen der Prozess der Massenkommunikation auf eine sehr einfache Weise umschrieben, zum anderen lassen sich mit dieser Frage die zentralen Prob­lemfelder benennen, mit denen sich die moderne Massenkommunikationsforschung zu beschäftigen hat. Die Erforschung des Zusammenhangs zwischen Sport und Massenmedien sollte sich demnach in eine Kommunikator-, Inhalts-, Medien-, Rezipienten- und Wirkungsforschung unterscheiden lassen. Diese Forschungsaspekte sollen im Folgenden in sportbezogenerweise diskutiert werden. Es werden dabei ausgewählte Forschungsbefunde zur Rolle und Funktion des Sports in den Mas­senmedien berücksichtigt. Es soll dabei auch auf die verwendeten Forschungsme­thoden eingegangen und die Ergebnisse der sportbezogenen Forschung dargestellt werden. Es soll aber auch gefragt werden, welche Probleme dringend einer wis­senschaftlichen Erklärung und Lösung bedürfen. Damit Klarheit besteht, was ge­meint ist, wenn dabei der Begriff der Massenkommunikation gebraucht wird, so soll unter definitorischen Gesichtspunkten Folgendes festgelegt werden:

Kommunikation ist ein Phänomen, das dadurch möglich ist, dass Menschen in han­delnder Weise absichtsvoll zueinander in Beziehung treten. Die Handlung der in Bezugnahme können direkt von Person zu Person oder indirekt unter Einschaltung von bestimmten Medien, wie es zum Beispiel in der Massenkommunikation der Fall ist (hier zum Beispiel mittels Hörfunk, Fernsehen, Presse oder Internet) erfolgen. Die Kommunikation zwischen den handelnden Personen ist dadurch gesichert, dass ihre Handlungen symbolisch sind. Das heißt für das jeweils symbolisch Geäu­ßerte gibt es einen geregelten Zusammenhang. Die Symbolik unserer kommunika­tiven Handlungen ist dabei in einer Sprache niedergelegt. Das Verstehen, dies gilt für nonverbale und verbale Kommunikation in gleicher Weise, garantiert unsere Sprachkompetenz. Da im Sport Formen der nonverbalen Kommunikation aufgrund der meist physiologischen Beschränkungen verbaler Kommunikationsmöglichkeiten besonders häufig anzutreffen sind, ist bei der Betrachtung der massenkommunika­tiven Prozesse im Sport auf deren besondere Berücksichtigung zu achten.

Folgt man dieser definitorischen Festlegung, so lassen sich die Probleme der Mas­senkommunikation im Sport als Probleme menschlicher-interpersonaler Kommuni­kation beschreiben. Dabei dürfen allerdings die besonderen Merkmale massen­kommunikativer Prozesse nicht vergessen werden. Während unsere Alltagskom­munikation sich als Face-to-Face-Kommunikation vor allem dadurch auszeichnet, dass Personen miteinander kommunizieren, die sich sehen und in einem intensiven Kontakt zueinander treten können und Verstehensprobleme meist unmittelbar ge­löst werden, weil eine direkte Rückkopplungsmöglichkeit besteht und die Partner meist demselben homogenen soziokulturellen Milieu entstammen, ist die Massen­kommunikation im Allgemeinen durch größere raum-zeitliche Distanz, durch einen soziokulturellen heterogenen Teilnehmerkreis, durch eine geringe Kontaktintensität und durch beschränkte Möglichkeiten zur Rückkoppelung ausgezeichnet. Dies gilt für die Rezipienten der Berichterstattung gleichermaßen wie für die Hersteller der Kommunikation. Die Rolle, die die letzteren, die Journalisten im Kommunikationsprozess spielen, soll zunächst beschrieben werden. Deren Kommunikationspartner, die Medienkunden, sind in einem weiteren Schritt zu charakterisieren.

Sportjournalisten als Vermittler

Betrachtet man die Massenkommunikation im Sport, so nimmt der Kommunikator eine besonders wichtige Stellung ein. Die Kommunikatorrolle in Presse, Hörfunk, Fernsehen und den neuen Medien nehmen Personen ein, die sich Sportjournalisten bzw. Sportredakteure nennen oder genannt werden. Ihre Tätigkeit ist in erster Linie die des Vermittlers, d.h. ihre Arbeit zeichnet sich durch das vorsätzliche Auswählen und Übermitteln von Nachrichten, Informationen sowie unterhaltende Aussagen und Bilder aus der Welt des Sports aus.

… Sportjournalisten als „gate-keeper“

Will man sich über die Qualität der Arbeit der Sportjournalisten einen Eindruck ver­schaffen, muss man sich die Gesamtheit der nationalen und internationalen Sport­ereignisse und Sportobjekte vor Augen halten, über die potentiell berichtet werden könnte. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass die Auswahl über das, was be­richtet wird, nicht nur der absichtsvollen Entscheidung der Sportkommunikatoren unterliegt. In der technischen und bürokratischen Institution der Sportmedien findet ebenfalls ein Auswählen statt, das jedoch nur teilweise vorsätzlich ist; man spricht in diesem Zusammenhang von der „gate-keeper“-Funktion (vom Schleusenwärter) des Kanals. Der hier sehr verkürzt beschriebene Sachverhalt ist zentrales Thema der so genannten Kommunikatorforschung, deren Aufgabe es ist, soziologische und sozialpsychologische Konstellationen zu ermitteln, die die Aussagen- und Bildent­stehung in den Medien bestimmen.

Bezogen auf die Sportkommunikatoren befindet sich diese Art von Forschung noch immer am Anfang. Bis heute wissen wir wenig über die „Subjektivität“ des Sport­journalisten bzw. des Sportredakteurs, über dessen eigene Wertschätzungen, über die Werte seiner Redaktion und den Vorgang der subjektiven Auswahl aus einer Vielzahl der täglich eingehenden und verfügbaren Sportnachrichten und Themen. Bekannt ist lediglich, dass sich die Auswahl an bestimmten Faktoren orientiert, zu denen u.a. „Nähe“, „Aktualität“, „öffentliche Bedeutung/Prominenz“, „Human Interest“, „Konflikt“ und „Sensation“ zählen. Amerikanische Untersuchungen, die auf die gate-keeper-Funktion im Bereich der Aussagenentstehung hingewiesen haben, machen auf Sachverhalte aufmerksam, die auch in Bezug auf die Sportredaktionen bedeutsam sind. So stellt sich z.B. die Frage nach den Zwängen, denen die „Sport-gate-keeper“ unterworfen sind. Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei die Besitzverhältnisse in den verschiedenen Medien, deren ideologische Ausrichtung einerseits und die deutschen Nachrichtenagenturen dpa und sid andererseits, de­nen auf der Sport-Kommunikatorseite eine Quasi-Monopolstellung zukommt. Sport­journalisten sind aber auch oft eine viel zu enge Beziehung zu jenen eingegangen, über die sie eigentlich kritisch, informativ und unterhaltend berichten sollen. Formen der Kumpanei zwischen einzelnen Sportjourna­listen und herausragenden Trainern bzw. Athleten zeigen sich dabei nicht nur in den vielfach kritisierten Interviews im Fernsehen und im Hörfunk. Sie zeigen sich auch bei den Buchproduktionen eines jeden halbwegs bekannten Fernsehjournalis­ten. Selbst vor wirtschaftlichen Engagements von Fernsehsendern zugunsten von Mannschaften (z.B. ARD und Team Telecom) wird nicht zurückgeschreckt. Hier erweist sich, dass der Sportjournalist, der selbst recherchiert, zunehmend eine Sel­tenheit geworden ist; hingegen scheint es zu Regel geworden zu sein, Hintergründe über den Sport über zweifelhafte Informanten einzuholen. Einige Sportorganisatio­nen oder Mannschaften scheinen eine derartige Entwicklung durchaus zu begünsti­gen, indem sie Journalisten nur dann Informationen zukommen lassen, wenn diese sich wohltuend verhalten. Abhängigkeit und lokaler Patriotismus sind nicht selten der Preis für solches Wohlverhalten.

… Sportjournalisten als Berufsgruppe

Für den zweiten Strang der Kommunikatorforschung, der sich mit der Sozialfigur des Sportjournalisten beschäftigt, war insbesondere die Untersuchung von Weischenberg richtungsweisend. Seitdem wurden diese Fragestellungen in mehreren Fallstudien erneut zu beantworten versucht. Es wurde und wird das Berufsbild und die Rolle der Journalisten in ihren Redaktionen beschrieben und es zeigt sich, dass Sportjournalisten über sehr enge Beziehungen zum Sport verfügen und viele seit ihrer Jugend aktiv Sport betreiben. Dabei handeln viele Sportjournalisten in dem Bewusstsein, die Bedürfnisse und Interessen der Rezipienten genau zu kennen und sie setzen häufig ihre eigenen Sportpräferenzen mit dem Interesse ihrer Leser, Hörer oder Seher gleich. Diese Untersuchungser­gebnisse haben auch heute noch Bestand. Allerdings hat sich das Selbstverständ­nis der Sportjournalisten in den vergangenen Jahren grundlegend verändert: Neben der Informationspflicht erreicht nun die Unterhaltung des Publikums einen weitaus höheren Stellenwert als noch vor 20 Jahren. Sportjournalisten sehen sich selbst immer mehr als Entertainer und sie erkennen selbstkritisch einen Trend zur aggres­siveren, unseriöseren, konkurrenzorientierteren und kommerzialisierten Sportbe­richterstattung. In den Redaktionen selbst haben sie sich von der Rolle der ehema­ligen Außenseiter zu anerkannten Partnern insbesondere der Herausgeber ver­wandelt.

Die Inhalte der Sportberichterstattung

Die Beschäftigung mit dem Kommunikatorproblem im Sport macht deutlich, dass dieser Aspekt in Abhängigkeit zu den übrigen Faktoren des Kommunikationspro­zesses zu beschreiben ist. Die einzelnen Aspekte bedingen sich gegenseitig und nur ihre gemeinsame Analyse stellt sicher, dass der Vorgang der Massenkommuni­kation angemessen charakterisiert wird. Dies gilt auch für den zweiten Forschungs­aspekt, die so genannte Aussagen- oder Inhaltanalyse der Sportberichterstattung.

… Fußball, Starkult, Entertainment

Im Gegensatz zur Kommunikatorforschung hat sich auf diesem Sektor bislang eine Vielfalt wissenschaftlicher Arbeiten entwickelt. Waren es zunächst die Inhalte der Sportpresse und der Sport im Hörfunk, die das Interesse von Forschern fanden, so wurde im vergangenen Jahrzehnt vorrangig das Medium Fernsehen und in jüngster Zeit das Internet in den Blickpunkt der kritischen Aufmerksamkeit gerückt. Häufig werden dabei ausgewählte Sportereignisse für eine medienspezifische Analyse herangezogen. In vielen dieser Studien wird auch Kritik an der journalistischen Dar­stellung des Sports in den Massenmedien geübt. Vorgeworfen wird der Sportbe­richterstattung und damit indirekt den Sportjournalisten die Tendenz zur Sensati­onsmache und zum Medienspektakel, der Starkult, die Orientierung am Massenge­schmack, die Dominanz des Leistungssports, vor allem des Fußballs, nationalisti­sche und chauvinistische Tendenzen, Beschränkungen auf vordergründige Er­scheinungen des Sports etc. Diskutiert wird dabei auch die Frage der inhaltlichen Konkurrenz insbesondere für den Bereich des Fernsehens. Es werden dabei Insze­nierungsmuster offengelegt und man ist dabei bemüht, Aspekte des Wandels zu erfassen. Methodisch bedient man sich dabei fast ausschließlich der Inhaltsanalyse bzw. wird die inhaltliche Qualität über Dokumentenanalysen rekonstruiert.

… Superlative, Metaphorik, Sprachhülsen

Am umfassendsten wurden bislang die Inhalte der Sportberichterstattung unter linguistischen Gesichtspunkten erforscht. Dass man es bei der Erforschung der Sportberichterstattung in erster Linie mit sprachlichen Produkten zu tun hat, muss zunächst als eine Selbstverständlichkeit betrachtet werden. Die sportbezogene Kommunikation ist wie jede soziale Kommunikation in erster Linie an sprachliche

Artikulation gebunden und damit an ein Sprachsystem der Gesellschaft. Auch die visuelle Kommunikation bezieht sich indirekt auf Verständigungsvorgänge, die in sprachlicher Kommunikation vereinbart worden sind. Dies gilt für die Bilder des Fernsehens ebenso wie für die Gestik und Mimik und andere Formen der nonverbalen Kommunikation. Sie können als unterstützende oder als eigenständige Faktoren im sprachlichen Kommunikationsprozess aufgefasst werden.

In den Sprachanalysen der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wurden die Sportjournalisten meist als „Sprachfäkalisten“ abgestempelt. Ihnen wird vorge­worfen, dass ihr Sprachstil emotional sei, sie zur sprachlichen Überhöhung neigen, Idole mittels Sprache schaffen, unreflektiertes Leistungsdenken unterstützen, schablonenhaft bewerten und schnell zu Superlativen greifen, Klischees verwenden und sorglos in der Wortwahl sind, dynamische und gefühlsstarke Bilder (martiali­sche Metaphern) bevorzugen, Problemen ausweichen und das spielerische Ele­ment des Sports vernachlässigen. Solche Kritik war nicht falsch und sie trifft auch heute teilweise noch zu, sie ist jedoch immer dann problematisch, wenn die Kritiker nicht einmal annähernd auf die Bedingungen eingehen, denen gelungene mensch­liche Kommunikation unterliegt. Hinzu kommt, dass Sportjournalisten unter berufs­spezifischen Schreib- und Sprechbedingungen arbeiten. Sportjournalisten sprechen und schreiben nicht für eine Elite; das Verstehen einer großen Zahl von Rezipienten stellt vielmehr eine Notwendigkeit ihrer Medien dar. Außerdem muss schnell formu­liert und bei stets gleichen oder ähnlichen Vorgängen Spannung erzeugt werden. Der vielgeschmähte Superlativ und die häufig kritisierte Metaphorik sind deshalb nahezu eine folgerichtige Notwendigkeit. Das entschuldigt freilich keineswegs den Gebrauch unsinniger Metaphern, die Verwendung von Begriffen, die der Rezipient nicht versteht und die monotone Bevorzugung ausgewählter publizistischer For­men.

Sport als medienwirtschaftlicher Faktor

Vor allem im Umfeld von Fußball-Weltmeisterschaften wird es selbst für Laien of­fenkundig, dass der Sport in den Massenmedien eine zentrale, ja herausragende inhaltliche und damit auch ökonomische Stellung einnimmt. Fernsehen, Hörfunk, Online-Dienste, Tageszeitungen, Magazine und Fachzeitschriften berichten nahezu täglich über die Ereignisse, Akteure und Mannschaften im Sport. Live-Übertragungen, Studiosendungen, Unterhaltungsshows und neue Sport-Sendeformate (z.B. Sport-Quizsendungen, Sport-Diskussionsrunden) sind dabei dem Sport gewidmet. In den politischen Nachrichten wird auf den Sport aufmerksam gemacht und politische Magazine klären über die Hintergründe und Zusammenhänge im Sport auf. Bücher handeln von großen Sportorganisationen, Athleten und Ereignis­sen – geschrieben werden sie häufig von Sportjournalisten und Sportstars, die als Pseudo-Journalisten auftreten. Der Sportfilm hat in den vergangenen Jahren nicht nur in den USA eine Renaissance erlebt und bringt Hommagen an Sportlegenden wie Mohammed Ali oder historische Sportereignisse (z.B. Das Wunder von Bern) auf die Leinwände der Kinos. Nimmt man den Sportfachbuchmarkt hinzu, scheint es so zu sein, dass die Massenmedien seit einigen Jahren zunehmend vom Sport profitieren. Umgekehrt gilt dies freilich auch für den Sport selbst. Der Sport ist das, was er heute ist, in erster Linie durch die Massenkommunikation geworden; sie hat ihn gleichsam salon-, wirtschafts- und politikfähig gemacht. Er ist dadurch zu einem Massenphänomen geworden und seine Organisationen sind zu einem politischen Machtfaktor im Spiel der gesellschaftlichen Interessengruppen aufgestiege.

… Medienkonkurrenz

Von sozialhistorischer und aktueller Bedeutung ist die Frage nach dem Zusammen­hang zwischen dem Sport und dem Wandel der Medienlandschaft, der sich in den vergangenen Jahrzehnten vollzogen hat. Hatte früher der Hörfunk eine Monopol­stellung für die aktuelle Sportberichterstattung, so haben heute das Fernsehen und das Internet diese Rolle übernommen. Sport als Inhalt des Hörfunks hat sowohl bei den Hörfunkanbietern als auch bei den Rezipienten kontinuierlich an Bedeutung verloren. So wird dem Wunsch der Zuhörer nach aktuellen Nachrichten und Musik Rechnung getragen und Sport findet vorwiegend nur noch als kurze Meldung unter vielen anderen Berücksichtigung, die man insbesondere im Auto oder am Arbeits­platz nutzt. So ist der Sport im Hörfunk zur angemessenen Form der Berichterstat­tung autofahrender Rezipienten geworden.

Weitreichende Veränderungen lassen sich beim Fernsehsystem seit dem Jahr 1984 beobachten, nachdem die ersten kommerziellen Fernsehveranstalter auf dem bun­desdeutschen Fernsehmarkt zugelassen wurden und sich schrittweise etablierten. Somit wurde auch die Monopolära von ARD und ZDF in der Sportberichterstattung ein Ende gesetzt. Neben einer erheblichen Ausweitung der Sendezeit über den Sport und der zunehmenden Konkurrenz der Anbieter um lukrative Sportereignisse ist insbesondere die Einführung von Sportspartensender als eine bedeutende Neu­erung zu bezeichnen. Ende der 80er Jahre wurde der paneuropäische Anbieter Eurosport und 1993 das Deutsche Sport Fernsehen (DSF) in die deutschen Kabel­netze eingespeist. Durch ihre Rund-um-die-Uhr-Ausstrahlung tragen beide Pro­gramme zu einer erheblichen Vermehrung des Sportangebots in deutschen Fernsehen bei. Als weiterer Akteur auf dem Fernsehmarkt kann das Pay-TV bezeichnet werden, das in Deutschland mit Premiere einen Monopolisten aufweist und vor allem durch die Live-Berichterstattung der Fußball-Bundesliga weitere Abonnenten an sich binden möchte.

Der Aspekt der ökonomischen Medienkonkurrenz wird insbesondere dann offen­sichtlich, wenn man das Verhältnis zwischen Fernsehen und Tageszeitungen be­trachtet. Das Fernsehen ist der Presse in zweifacher Weise überlegen. Es bietet schnellere Informationen, kann Ereignisse nicht nur im Wort, sondern auch mittels bewegter Bilder illustrieren und die Ergebnisse beliebig oft, auch in Zeitlupe, wie­derholen. Dadurch hat sich die Struktur der Presseberichterstattung über den Sport verändert. Journalistische Darstellungsformen wie das Feature, die Glosse und der Kommentar wurden zunehmend wichtig und die bloße Reproduktion der Ereignisse trat zurück. Vor allem Hintergrundberichte werden heute von den schreibenden Journalisten erwartet, wobei auch das Unterhaltungselement nicht zu kurz kommen sollte. Die Gefahren, die sich durch diesen Wandel stellen, zeigen sich mittlerweile allenthalben: Idolisierung der Athleten, künstlich erzeugte Spannung und distanzlo­se Darstellung von Sportorganisationen, Athleten und Mannschaften. Der Bildzeitungs-Stil hat dabei immer häufiger eine Vorbildfunktion für große Teile der Pressearbeit eingenommen. Dieses Phänomen ist auch bei den zahlreichen Special-Interest-Zeitschriften zugunsten des Sports zu beobachten. Detaillierte Analysen über die Sportberichterstattung in der Presse liegen jedoch bis heute nur sehr sel­ten vor. Man kann dennoch konstatieren, dass jede Tageszeitung einen mehr oder weniger umfangreichen Sportteil aufweist, Sporttageszeitungen nur in Ländern erfolgreich sind, in denen sie nicht mit auflagenstarken Boulevardzeitungen mit ausführlichem Sportteil konkurrieren müssen und Sportzeitschriften in den vergan­genen Jahren nur dann erfolgreich waren, wenn sie sich auf bestimmte Sportarten oder Themen wie Fitness spezialisiert haben.

Das Internet hat weltweit an Bedeutung gewonnen und auch in der Sportberichter­stattung hat sich in diesem neuen Medium etabliert. So werden über die Sportporta­le in der Regel kurze und laufend aktualisierte Ergebnisse übermittelt. In einzelnen Fällen besteht nach solchen Diensten eine hohe Nachfrage: Die offizielle Website der Olympischen Spiele 2000 in Sydney wurde insgesamt 9,7 Milliarden Mal ange­klickt, der deutsche Marktführer www.sport1.de erreichte 40 Millionen Besuche im Jahr 2004. Aufgrund finanzieller Probleme mussten jedoch etliche Portale bereits ihren Dienst einstellen.

… Medien verändern den Sport, der Sport verändert die Medien

Auf einen interessanten medienanalytischen Forschungsaspekt verweist die Frage, inwiefern die Sportberichterstattung den Sport in seiner Praxis und organisatori­schen Struktur verändert. Das Verhältnis zwischen Sport und Medien wird insbe­sondere auf organisatorischer Seite zunehmend von den Bedingungen des Fernse­hens und zukünftig vermehrt auch des Internets bestimmt, wodurch es zu einer prinzipiellen Veränderung der Regeln kommen kann. Unproblematisch ist zunächst, dass sich der Sport in seinen Anfangszeiten an den Sendezeiten des Fernsehens orientiert hat, will er von jenen Finanzquellen profitieren, die über das Fernsehen der Sportorganisation zur Verfügung gestellt hat. Auch die Farbe der Spieltrikots oder der Spielbälle hat sich bereits an der Tatsache zu orientieren, dass das Fern­sehen ein Sportereignis überträgt. Weitreichender ist jedoch die Tatsache, dass Sportereignisse nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen als telegen oder in­ternettauglich zu bezeichnen sind und über Regeländerungen die Telegenität sport­licher Handlungsmuster beeinflusst werden. Damit wird jedoch der Sport generell verändert und in einigen Sportarten (z.B. Hallenhandball, Biathlon, Tennis, Ski­springen) lässt sich ein solcher Wandel schon längere Zeit beobachten. Problema­tisch aus der Sicht des Sports wird hierbei vor allem die Konkurrenz der öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsender. Diese Konkurrenzsituation führt dazu, dass die Sportberichterstattung nicht vorrangig an sportlichen Belangen orientiert ist, sondern am Programm, an den Einschaltquoten an den Marktanteilen, an der Attraktivität der Übertragung für Werbekunden und damit am Konkurrenzschema der Sender.

In den vergangenen Jahren hat jedoch nicht nur das Fernsehen den Sport, sondern auch der Sport das Fernsehen verändert. So ist z.B. zu fragen, ob der Umfang der Sportberichterstattung zu einer Belastung der gesamten Programmstruktur gewor­den ist, indem andere Programmsparten und Zielgruppen benachteiligt werden. Insbesondere in den Jahren der Olympischen Spiele sowie Fußball-Europa- und Weltmeisterschaften beträgt bei den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten der An­teil der Sportberichterstattung am TV-Gesamtprogramm zwischen 8% und 10%.

… Sportberichterstattung ist nicht für alle gewinnbringend

Zur Untersuchung der Medien selbst gehört schließlich auch die Frage nach den Kosten der Senderechten. In den letzten Jahren wurde dieses Thema vorwiegend in Bezug auf das Fernsehen diskutiert und die Beschaffung von sportbezogenen Programmangeboten als einer der zentralen Faktoren im Wettbewerb der Fernseh-Veranstalter definiert, der dadurch verschärft wird, dass man auf der einen Seite eine wachsende Anbieterzahl mit entsprechender Nachfrage vorhanden ist, auf der anderen Seite hingegen sich verknappende Ressourcen befinden. Die Kosten für Übertragungsrechte für nationale und internationale Sportgroßveranstaltungen be­legen dies eindrucksvoll. So lagen beispielsweise die Teuerungsrate für die Olym­pischen Sommerspiele seit Anfang der 80er Jahre bis zum Jahr 2004 bei knapp 7.720 Prozent. Die Übertragungsrechte für Sport sind trotz dieser Summen auch heute noch begehrt, auch wenn die Werbeeinnahmen der Sportübertragungen die aufgebrachten Kosten bei weitem nicht mehr decken. Die Programmanbieter erhof­fen sich von zuschauerträchtigen Sportübertragungen jedoch nach wie vor einen Prestige- und Imagegewinn mit positivem Einfluss auf das übrige Programm.

Die Kunden der Sportberichterstattung

Sucht man eine Antwort auf die Frage, von welchen Menschen die Medien vorran­gig genutzt werden, so sind die Experten der Massenkommunikation nahezu einhel­lig der Meinung, dass das massenmediale Publikum in seiner sozio-demographischen Struktur weitgehend derjenigen der Gesamtbevölkerung in Deutschland entspricht. Vor allem hinsichtlich der Massenpresse und des Fernse­hens besteht der überwiegende Teil des Publikums aus den unteren und mittleren Schichten. Bei einer Betrachtung, in der Zuschauer aus Ostdeutschland mit jenen aus Westdeutschland, private und öffentlich-rechtliche Anbieter und verschiedene Sendeformen miteinander verglichen wurden, zeigten sich in den Studien des ver­gangenen Jahrzehnts allerdings erhebliche Unterschiede. Diese allgemeinen Hin­weise lassen sich auch nur bedingt auf jene Gruppe von Rezipienten übertragen, die regelmäßig Sportberichte hören, lesen und sehen. Vielmehr deutet vieles darauf hin, dass die Sportberichterstattung in Bezug auf ihre Rezipienten eine Ausnahme darstell.

… das Interesse an den Sportmedien wird überschätzt

In den vergangenen Jahren führten Sportsendungen im Fernsehen regelmäßig die Ranglisten der Sender mit den höchsten Zuschauerquoten und größten Marktantei­len an. Somit kann man durchaus davon sprechen, dass Sportsendungen zu den meistgesehenen Sendungen im deutschen Fernsehen gehören – noch vor Unter­haltungssendungen, Nachrichten oder Spielfilmen. Im Vergleich zum Fernsehkon­sum in Deutschland spielen jedoch die Sportsendungen nur eine nachgeordnete Rolle. In neueren Studien zeigt sich, dass die ca. 200 Minuten, die ein Bundesbürger durchschnittlich mit dem Fernsehen verbracht, zu 36% mit Spielfilmen und Se­rien, zu 30% mit Informationssendungen, zu 14% mit Unterhaltungs- und Musik­sendungen und nur zu 9% mit Sportsendungen bestreitet. Lediglich einzelne Sport­ereignisse im Laufe eines Jahres erfahren sehr großen Zuspruch. Gleiches gilt für die Printmedien. Auch hier können – außer dem Sportteil in den Tageszeitungen – eigenständige Publikationen kaum eine nennenswerte Zahl an Lesern aufweisen. Die größte Leserschaft vereint die Sport Bild mit durchschnittlich 275.000. Leser auf sich. Insofern kann es kaum überraschen, dass es in Deutschland im Gegensatz zu Frankreich, Italien und Russland keine täglich erscheinende überregionale Sportzeitung gibt.

… Sportmedienkonsum ist eine Angelegenheit bestimmter Gruppen

Auf besonderes Interesse scheinen die Sportmedien bei solchen Menschen zu stoßen, die ein hohes Eigenengagement im Sport aufweisen. Dies gilt in erster Linie für männliche, jugendliche Vereinsmitglieder und männliche Erwachsene. Auffällige Unterschiede lassen sich somit beim Geschlecht konstatieren. So sind beim Sport­fernsehkonsum derzeit ca. 63% des Publikums Männer, obgleich ihr Anteil generell bei 48% liegt. Einige Sportarten scheinen jedoch dem Interesse der Frauen am Fernsehsportkonsum zu entsprechen. Hierzu zählen Tanzen, Turnen, Tennis und Skispringen. Insgesamt betrachtet scheinen die Frauen jedoch eine „gesunde“ Ab­neigung gegen ein unreflektiertes Revier dominanter Männlichkeit zu besitzen. Un­terschiede sind auch zwischen den Generationen zu erkennen. Ältere Menschen sehen häufiger Sport im Fernsehen als junge. Zu den beliebtesten Sportfernsehin­halten der über 50-Jährigen zählt Fußball, Tennis, Ski nordisch, Biathlon sowie Schwimmen. Kinder sind hingegen nur sehr selten an der Sportberichterstattung in den Massenmedien interessier.

Wie wirkt die Sportberichterstattung auf den Konsu­menten?

Die Erklärung der Wirkweise der Massenmedien ist eines jener zentralen Probleme, um das sich die Wissenschaft bemüht, seit es Presse, Rundfunk und Fernsehen gibt. Im Blickpunkt steht dabei zumeist die Frage, inwiefern der Sozialisationsprozess, die Erziehung und die Bildung der Rezipienten beeinflusst wird. In Bezug auf die Erwachsenensozialisation wurde dabei lange Zeit der Frage nach der Beein­flussung der politischen Meinungsbildung durch die Massenmedien (Wahlfor­schung) besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Daneben interessiert heute vor allem das Problem der Wirkung von Berichterstattung auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen, wobei dem Fernsehen und dem Internet eine zentrale Be­deutung zukommt. Die Wirkungsforschung für das Phänomen der Sportberichter­stattung steckt hingegen noch in den Kinderschuhen. Qualitativ anspruchsvolle empirische Untersuchungen sind nur selten anzutreffen.

… wie die Sportmedien wirken

Fragt man nach den Wirkungen des Mediensports auf seine Rezipienten, so scheint die Sportberichterstattung im Fernsehen Verlusterfahrungen, die die Menschen in unserer modernen Gesellschaft erleben, auf ideale Weise aufzufangen bzw. zu kompensieren. Unsere heutige Gesellschaft zeichnet sich durch Routinisierung, und Bürokratisierung im Arbeitsleben aus, was nicht selten Langeweile zur Folge hat. Der Mensch sucht daher in seiner Freizeit nach Spannung und Abenteuer und wen­det sich zunehmend im Bereich der sportlichen Aktivitäten Risiko- und Erlebnis­sportarten wie Freeclimbing oder Rafting zu. Das Bedürfnis nach Spannung wird aber auch durch die Rezeption von Sportfernsehsendungen befriedigt, ohne dass der Zuschauer selbst Risiken auf sich nehmen muss. Die dem sportlichen Wett­kampf innewohnende Eigendramaturgie, der Spannungsbogen, der durch das jeweilige Sportereignis selbst vorgegeben wird, sowie der ungewisse Ausgang des sportlichen Geschehens tragen zu einer risikolosen Befriedigung der spezifischen Nutzungsmotive bei. Das Gefühl der Anspannung und Aufregung wird zusätzlich verstärkt und bis zum Ende des sportlichen Geschehens aufrechterhalten, wenn der Zuschauer eine emotionale Beziehung zu einem Sportler und/oder zu einem Team aufgebaut hat. Der Sieg eines favorisierten Sportlers bzw. Teams kann dann positive Gefühle und Freude auslösen und sich darüber hinaus auch positiv auf das eigene Selbstbewusstsein und das Vertrauen in die eigenen physischen, mentalen und sozialen Fähigkeiten des Zuschauers auswirken.

Die Identifikation der Zuschauer mit einem Sportler und/oder einem Team nimmt in vielen Fällen Züge einer modernen Heldenverehrung an, wie sie seit längerem be­reits in Bezug auf Akteure der Show- und Popbranche bekannt ist. Der Star und die Berichterstattung über ihn werden insbesondere für junge Menschen zum Lebens­inhalt. Diese Identifikationsprozesse und die Verehrung der sportlichen Helden, was nahezu der Funktion einer Ersatzreligion gleichkommt, werden durch das Fernse­hen und durch dessen Sportsendungen noch verstärkt, indem die Sportberichter­stattung den Trend zur Personalisierung aufweist. Hierbei werden nicht nur Sieg und Niederlage, Erfolg und Misserfolg einzelnen Protagonisten des Sportgesche­hens zugeschrieben, auch die zahlreichen Einblicke in das Privatleben und das Umfeld der Athleten erleichtern die emotionalen Bindungen des Zuschauers zu dem Sportler. Darüber hinaus ist in unserer Gesellschaft eine Zunahme des Nicht-Verstehens und der Intellektualisierung zu beobachten. Durch die Informationsflut, die täglich die Bevölkerung über unsere modernen Medien erreicht, tritt eine Überlastung ein, der nur noch wenige Menschen gewachsen sind. Somit wird die bereits bestehende Wissenskluft zwischen Wissenseliten und Unwissenden in unserer Gesellschaft zunehmend größer. Angesichts dieser Informationsüberlastung suchen immer mehr Menschen das Anschauliche und Allgemeinverständliche. Auch hier können der Sport und die Fernsehsportberichterstattung eine Hilfe darstellen, denn über die Definition der ihm zugrundeliegenden Regeln ist er von jedermann auf relativ einfa­che Art und Weise nachzuvollziehen. Aus diesem Grund ist der Sport auch ein be­liebter Kommunikationsinhalt in unserer Gesellschaft, die sich zunehmend durch Differenzierung und Spezialisierung auszeichnet. Sport bietet ein ideales Kommuni­kationsthema innerhalb der Alltagskultur – sei es am Arbeitsplatz, in der Schule oder beim Treffen mit Freunden. Diese Kommunikation wird intensiviert, wenn Sportereignisse wie z.B. Fußball-Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele in Gruppen gesehen werden und somit die Rezeption spezifischer Sportveranstaltun­gen in einer modernen Gesellschaft, die zunehmend einen Gemeinschaftsverlust zu beklagen hat, zum Gemeinschaftserlebnis wird.

… Wirkungen der Sportberichterstattung auf den Sport

Es existieren aber nicht nur Wirkungen der Sportberichterstattung auf den Rezipienten, sondern vielmehr auch Wirkungen des Mediensports auf den Sport selbst. So kann hier z.B. auf die zunehmende Abhängigkeit des Sports von den Medien hin­gewiesen werden, die die Kluft zwischen reichen und armen Sportverbänden noch verstärkt. Auch der zunehmende Druck der Telegenisierung und Inszenierung auf Sportarten, die scheinbar nicht fernseh- und zuschauergerecht sind, ist hier anzu­führen. Auch liegen Analysen vor, nach denen Verhaltensänderungen bei Sportlern auf Massenmedien zurückzuführen sei. Im positiven Sinne kann dies zu einer In­tensivierung des Trainings führen, aus aggressionstheoretischer Sicht werden je­doch auch Imitationsprozesse vermutet, die vermehrtes Foulspiel zur Folge haben, wie überhaupt die Frage der Aggression, ausgelöst durch Sportberichterstattung, eine bedeutsame Frage bei der Bearbeitung des wirkungstheoretischen Faktors darstellt. Ähnlich wie bei der inhaltsanalytischen Vorgehensweise ist jedoch auch für diesen Forschungsaspekt zu konstatieren, dass die vorliegenden Studien über erste Erkundungen nur selten hinauskommen und fundierte wirkungstheoretische Erkenntnisse zur Rolle und Funktion des Sports in den Massenmedien unserer Gesellschaft bis heute nicht vorliegen.

Ausblick

Der Sport in den Massenmedien ist ein beliebtes und begehrtes Objekt geistes- und sozialwissenschaftlicher Forschung. Psychologische, pädagogische und soziologi­sche, vor allem aber publizistische und kommunikationswissenschaftlich ausgerich­tete Studien haben Antworten auf vielfältige Fragestellungen geliefert, Probleme offengelegt und teilweise auch bedeutsame Beratungsleistungen zur Verfügung gestellt. Den bislang erfolgten Forschungsprozess kann man jedoch kaum als sys­tematisch bezeichnen. Mangels ausreichender Ressourcen, nicht selten aber auch mangels insuffizienter Theoriearbeit und einer teilweise sehr problematischen Me­thodologie wird der Sport in den Massenmedien überwiegend bruchstückhaft, teil­weise redundant und unter methodischen Gesichtspunkten nur selten kreativ er­forscht. Systematische Betrachtungen im Längsschnitt stellen sich als die eigentli­che Herausforderung dar. Aber auch die vielen Einzelstudien bedürfen der Überprü­fung, der repräsentativen Kontrolle und der qualitativen Weiterentwicklung. Aus der Sicht der Sportwissenschaft wäre eine Institutionalisierung dieser Forschung drin­gend erwünscht, da nur auf diese Weise mittel- und langfristig ihre Qualität gesichert werden kann.

Letzte Überarbeitung: 03.03.2020

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