Turnschuhdiplomatischer Steckbrief eines vergessenen “Auswärtsspiels”: Zum Afrika-Engagement des DDR-Sports

Daniel Lange

Vorbemerkung
In Kürze besteht der im April 1964 an der damaligen Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig gestartete und heute an der dortigen Universität gestaltete Internationale Trainerkurs (ITK) seit 60 Jahren. Der Kurs für Trainer und Sportlehrer aus aller Welt stellte eine markante internationale Säule des DDR-Sports dar, dessen Auslandsarbeit bisher kaum bekannt ist. Zumindest für Afrika liegt nun die Kontinentalstudie “Turnschuhdiplomatie” vor, die auf Basis von staatlichen, parteilichen, sportbezogenen oder sicherheitspolitischen (oft bisher unentdeckter) Akten eine Vielzahl von sportspezifischen Aspekten im Rahmen der Afrikapolitik der DDR rekonstruiert und auswertet.[1] Angesichts steter Debatten um den heutigen sportpolitischen Auftritt Deutschlands in der Welt erscheint eine retrospektive Vergegenwärtigung dieses vergessenen “Auswärtsspiels” der deutschen Sportgeschichte lohnenswert, da sich so ein umfassendes Panorama verschiedener Verknüpfungspunkte zwischen kultureller Auslandsarbeit, Außenpolitik, internationaler Verbandsarbeit, Sportbildung, Leistungssport oder Außenhandel auf unterschiedlichsten Ebenen offenlegen lässt. Nicht nur die aktive Rolle des Sports im Kontext der DDR-Afrikapolitik wird dabei deutlich, sondern auch die Perspektiven involvierter afrikanischer Staaten. Nur im Spiegel auch ihrer Interessen und damaliger deutsch-deutscher Rivalitäten mit der Bundesrepublik wird das Afrika-Engagement des DDR-Sports verstehbar. Nicht alles dazu kann hier erörtert werden. Dennoch sollen die folgenden Stichpunkte dazu anregen, die Einsatzchancen des internationalen Sports stärker zu beachten und weitere (nicht nur) sporthistoriographische Forschungen zur Auslandsarbeit des DDR-Sports zu initiieren.

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Handball – eine Erfolgsgeschichte

Bei allem was Menschen gemacht und erfunden haben wird um die Urheberrechte gestritten. Darf es deshalb verwundern, dass sich auch im Handball verschiedene Nationen die Urheberschaft streitig machen? Handball gilt allenthalben als „deutsches Spiel“ und natürlich sehen vor allem Deutsche ihre Heimat als Ursprungsland dieser Sportart. Diese Annahme ist jedoch falsch. Von Historikern¹ des Sports wird mittlerweile übereinstimmend darauf hingewiesen, dass es erwiesen sei, dass im ost – und südeuropäischen Raum, vor allem in der Tschechoslowakei bereits 1892 „CESKA HAZENA“ gespielt worden sei und dass ein gewisser Herr Karas 1905 die ersten Regeln zu diesem Spiel veröffentlicht habe. In Dänemark gab es bereits 1898 ein „HAANDBOLD“ – Spiel und in Schweden tauchte 1905 das „HANDBOLL“ auf. Weiterlesen

Ehrenamtliche Führungsarbeit ist unverzichtbar

Die Idee der freiwilligen Vereinigung ist für die Organisationen des deutschen Sports konstitutiv. Sie bildet die Grundlage für mehr als 90.000 Turn- und Sportvereine, sie ist aber auch prägend für die übergeordneten Verbände, deren Mitglieder letztlich jene Menschen sind, die sich in freiwilligen Vereinigungen zusammengeschlossen haben. Zur Idee der freiwilligen Vereinigung gehört nicht weniger grundlegend die Idee der Ehrenamtlichkeit. Sie ermöglicht unserem Gemeinwohl einen kultur-, sozial- und gesundheitspolitischen Beitrag des Sports der seinesgleichen sucht. Durch die Idee der Ehrenamtlichkeit wird nicht zuletzt in allen Städten und Gemeinden Deutschlands den Bürgerinnen und Bürgern ein Sportangebot unterbreitet, das in jeder Hinsicht sozial ausgerichtet und nicht zuletzt auch unter Kostengesichtspunkten unersetzbar geworden ist. Weiterlesen

Die Weltreligionen und der Olympische Sport

Bei den Olympischen Spielen begegnen sich nicht nur Athleten aus allen fünf Kontinenten, aus mehr als 200 Nationen und aus den unterschiedlichsten Gesellschaften, Kulturen und politischen Systemen. Die Olympischen Spiele sind auch eine Begegnung der Weltreligionen. Spielt die christliche Glaubenslehre schon bei der Begründung der modernen Olympischen Spiele durch Pierre de Coubertin mit ihrer ethischen Konzeption und ihren christlichen Werten eine wichtige Rolle und bilden zunächst christliche Athleten die dominante Mehrheit bei den modernen Olympischen Spielen, so sind heutzutage längst Athleten aus allen übrigen Weltreligionen Teilnehmer der Spiele und wurden dabei auch als erfolgreiche Olympiasieger mit den begehrten Medaillen geehrt. Weiterlesen

„Roter Gaigel“ – Warum Sport pädagogisch wertvoll sein kann

Freitagabend, 21.30 Uhr, Gaststädte Lindenhof in Stuttgart-Möhringen. Schon lange ist es mir nicht mehr gelungen einen ganz besonderen Termin wahrzunehmen. Auslandsreisen, internationale Sportveranstaltungen, berufliche Verpflichtungen und private Notwendigkeiten haben es über mehrere Monate verhindert, dass ich an einem besonders eigenwilligen Ereignis habe teilnehmen können, das in Stuttgart-Möhringen jeden Freitagabend zur selben Stunde stattfindet und das nunmehr eine Lebensdauer von fast 50 Jahren aufweist. Freitagsabend um 21.30 Uhr treffen sich meist mehr als zehn Männer und versammeln sich an einem großen Tisch, eigens für sie reserviert in einer Möhringer Gaststätte, um sich in einem ganz besonderen Wettkampf zu messen. „Roter Gaigel“ heißt das Spiel, um das es dabei geht und dieses Spiel, das in Bezug auf dessen Regeln an Einfachheit kaum zu übertreffen ist, fasziniert die anwesenden Spieler nunmehr seit fünfzig Jahren. Weiterlesen

Olympische Spiele 1972 – eine wegweisende Reminiszenz

1896 fanden in Athen die ersten Olympischen Spiele der Moderne statt. Seit diesem Zeitpunkt wurden die Olympischen Sommerspiele 28 Mal ausgetragen und im August 2020 werden die 29sten Olympischen Spiele der Neuzeit in Tokyo stattfinden.

Sprechen wir von der Idee des Olympismus, so wie sie von Coubertin gedacht wurde, denken wir an die besonderen Merkmale, die Olympische Spiele auszeichnen sollen und sie damit von Weltmeisterschaften und anderen sportlichen Großereignissen unterscheiden und zu etwas Besonderem machen. Sommerspiele sind im Vergleich zu den Winterspielen von ganz besonderer Bedeutung. Die Sommerspiele haben im wahrsten Sinne des Wortes eine globale Reichweite. Über die 28 Sportarten der Sommerspiele wird eine olympische Sportkultur widergespiegelt, mit der sich die ganze Welt identifizieren kann. Weiterlesen

Sportschießen – ein verkannter olympischer Sport

Die Bundesliga ist für fast jede olympische Sportart ihr besonderes Aushängeschild. Die besten Mannschaften in einer Sportart treffen sich über mehrere Monate, meistens an den Wochenenden, zu Wettkämpfen, um den deutschen Mannschaftsmeister in ihrer Sportart zu ermitteln. Für die meisten Sportarten ist dabei die Fußball-Bundesliga der dominante Orientierungspunkt, dem man in Bezug auf die sportlichen Höchstleistungen durchaus Paroli bieten kann, sich ansonsten aber jeder weitere Vergleich von selbst verbietet. Angesichts der massenmedialen Dominanz einiger weniger Bundesligen – Handball, Basketball, Fußball, Eishockey, Volleyball – muss die große Mehrheit der olympischen Sportarten schon seit langem akzeptieren, dass sie nahezu unter Ausschluss der Bevölkerung ihre Bundesligawettbewerbe durchführen, dabei jedoch sportliche Werte pflegen, die mehr als beachtenswert sind. Die Athletinnen und Athleten erbringen in diesen Bundesligen außergewöhnliche sportliche Leistungen, ohne diese Leistungen in finanzielle Gewinne umzutauschen. Sie sind im wahrsten Sinne professionelle Amateure. Weiterlesen

Royal Tennis – Real Tennis

Die Leichtathletik-Weltmeisterschaften von London im August diesen Jahres haben es einmal mehr gezeigt: England ist ohne Zweifel die Heimat des modernen Sports und England ist Mutternation vieler interessanter Sportarten. Wie in keinem anderen Land der Welt gibt es in Großbritannien eine aktiv gelebte Sportkultur und es gibt wohl kaum ein anderes Publikum, das vergleichbar fachkundig ist. Die Idee des Fair Play wird dabei gerade vom englischen Publikum in ganz besonderer Weise gelebt. Es weiß die Leistungen der Athletinnen und Athleten der eigenen Nation besonders wertzuschätzen. Weiterlesen