Der Zeitplan – nicht nur in der Leichtathletik ein schwieriger Schlüssel zum Erfolg

von Helmut Digel

Zeitpläne haben im Sport eine außergewöhnliche Bedeutung. Der Beginn einer sportlichen Veranstaltung, die Dauer eines Wettkampfes, Wettkampfende und Wettkampfpausen haben im Hochleistungssport eine besondere Bedeutungsfülle aufzuweisen. Je nach Interessen, die an sportliche Wettkämpfe herangetragen werden, kann sich dabei die Bedeutung verändern. Für das Fernsehen sind lange Pausen ein Problem, für den Athleten möglicherweise die Zeit für die notwendige Regeneration Der Zuschauer¹, der in einer Halle oder in einer Freiluft-Sportstätte einer sportlichen Auseinandersetzung beiwohnt, hat ein anderes Verhältnis zur zeitlichen Struktur einer Sportveranstaltung als der Zuschauer, der zuhause dasselbe Ereignis im Fernsehen betrachtet. Nirgendwo wird die Bedeutung von Zeitplänen so offensichtlich, wie das in der Leichtathletik der Fall ist. Die Leichtathletik ist bereits mehr als 100 Jahre alt und dennoch ist sie immer noch auf der Suche nach dem idealen Zeitplan. Die Leichtathletik war und ist die „Königin“ bei den Olympischen Spielen. Diese fanden nun bereits 33-mal, zuletzt in Paris 2024 statt.

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Die „Sportfamilie“ und ihr Etikettenschwindel

Helmut Digel

Für den Zusammenhalt von Industriegesellschaften hat die Institution der Familie nach wie vor eine herausragende Bedeutung. Gemeint ist damit eine durch Abstammung oder Geschlechtsgemeinschaft in Verbindung stehende Gruppe von Menschen. Zu einer Familie gehörten ursprünglich nur die durch Abstammung blutsverwandten Individuen. Zu Beginn der Zivilisation war es vorwiegend die Mutter, die das Haupt der Familie bildete, während der Vater der Familie eher fernblieb, so dass er in manchen Fällen gar nicht als Blutsverwandter seiner Kinder betrachtet wurde. Eine derartige Auffassung der Familienverwandtschaft wird noch heute in einigen Stammeskulturen ausgeübt. Längst ist jedoch das Matriarchat durch das Patriarchat ersetzt worden, und das Institut der monogamen oder polygamen Ehe wurde rechtlich begründet. Stellt man sich die Frage, durch welche besondere Qualität die Institution der Familie sich auszeichnen soll, so geben uns frühere Lexika neben den genannten definitorischen Merkmalen eindeutige Antworten. So wird in Meyers Konversationslexikon aus dem Jahre 1889 darauf hingewiesen, dass durch die Natur der menschlichen Lebensverhältnisse die Familienmitglieder auf ein „gegenseitiges Zusammenhalten und Unterstützen“ und auf einen „besonders freundschaftlichen und liebevollen Verkehr angewiesen“ sind. Die Grundsätze, welche in dieser Beziehung für das Familienleben maßgebend sind, gehören zumeist der Moral und der Religion an, da die Bedeutung der Familie eine vorwiegend sittliche ist.

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Sport – hoffentlich nicht nur der Gesundheit wegen

Helmut Digel

Sieben Thesen zur gesundheitspolitischen Inanspruchnahme des Sports

Vorbemerkungen

Die Karriere des Sports als medizinisches Allheilmittel ist durchaus beachtenswert. Es gibt kaum noch ein gesundheitliches Problem, bei dem es nicht angeraten wäre, mittels einer aktiven Sportausübung dagegen anzugehen. Von manchen „Gesundheitsaposteln“ wurde bereits die Parole ausgegeben: „Lasst uns Sport treiben, unsere Gesundheit ist dann der verdiente Lohn“. So einfach scheint die Verbindung von Sport und Gesundheit zu sein, wenn man Sport und Gesundheit inhaltsleer, kritiklos und oberflächlich behandelt. Leider ist jedoch der Zusammenhang von Sport und Gesundheit sehr viel diffiziler und nur selten treten die erwünschten Wirkungen ein, die uns die Apologeten¹ des Gesundheitssports versprechen. Auf die Frage, warum dies so ist, möchte ich im Folgenden mit sieben Thesen eine Antwort versuchen.

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Körperlich-sportliche Grundbildung der DDR-„Nicht anschlussfähig“?

 

Professor Albrecht Hummel über die wechselhafte Geschichte des Schulsports, über den Sport-Unterricht gestern in der DDR und heute in der Bundesrepublik

Es klingt wie ein Treppenwitz der Sport-Historie. Die Deutschen und insbesondere der 1759 in Quedlinburg geborene Pädagoge und Turn-Pionier Johann Christoph Friedrich GutsMuths gelten als „Erfinder“ der Körper- und Bewegungs-Erziehung und ihrer weltweiten Verbreitung. Doch zuhause und vor allem im schulischen Alltag wurde und wird dieses Gebiet politisch und pädagogisch größtmöglich vernachlässigt.

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Frauen auf dem „Vormarsch“- eine Hoffnung auch für den Sport?

Helmut Digel

Frauen sind wie Männer und Männer sind wie Frauen. Beide sind Menschen und die Menschheit zeichnet sich vor allem durch eine ausgesprochene Vielfalt aus. Es gibt kluge und dumme, gute und böse, schöne und hässliche, große und kleine, kräftige und schwache Menschen, mit heller oder mit dunkler Hautfarbe. Menschen glauben an eine Religion oder sind Nihilisten oder Atheisten. Alle diese Menschen können sowohl Männer und Frauen sein und es kann eigentlich kaum überraschen, dass es beim Handeln der Menschen, was immer diese Menschen auch tun, es kaum Unterschiede gibt, ganz gleich ob Männer oder Frauen für ihr Handeln verantwortlich sind. Gewiss gibt es biologische Unterschiede zwischen Mann und Frau, wenngleich heute ja nicht mehr so ganz sicher ist was ein „Mann“ und was eine „Frau“ ist und es stellt sich sogar die Frage ob nicht noch weitere Geschlechter innerhalb der Menschheit zu unterscheiden sind, wenn man die übliche Hebammengeschlechtszuweisung nach äußeren Merkmalen bei der Geburt durch eine genetische Untersuchung ersetzen würde. Immerhin gibt es in vielen Staaten mittlerweile bereits Gesetze durch die ein dritter Eintrag in den Personalausweisen der Menschen bei der Angabe ihres Geschlechts möglich ist. Ob der Eintrag „X“ oder „Divers“ lautet: beides deutet darauf hin, dass es bei der Zuordnung des menschlichen Geschlechts ganz offensichtlich Probleme gibt.

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Neue Sportarten – Zum Prozess der Ausdifferenzierung des Sportsystems

Generiert von Chat GTP, redigiert und ergänzt von Helmut Digel

Die Ausdifferenzierung des Sportsystems ist ein faszinierender Prozess, der von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird, darunter gesellschaftliche Veränderungen, technologische Fortschritte und kulturelle Entwicklungen. Der Begriff „Ausdifferenzierung“ bezieht sich auf die Entwicklung eines breiten Spektrums von Sportarten, die unterschiedliche Bedürfnisse, Interessen und Fähigkeiten der Menschen ansprechen. Dieser Prozess hat sich im Laufe der Zeit durch verschiedene Phasen hindurch entwickelt. Früher waren traditionelle Sportarten wie Fußball, Turnen, Leichtathletik und Tennis dominant, aber mit der Zeit entstanden neue Varianten und Formen des Sports, die die Vielfalt im Sportangebot erweitern.

Die funktionale Differenzierung im Sportsystem bezieht sich auf den Prozess, durch den verschiedene Funktionen und Aufgaben innerhalb des Sports in spezifische und differenzierte Bereiche aufgeteilt werden. Dieser Prozess führt zur Entstehung und Entwicklung verschiedener spezialisierter Organisationen, Institutionen und Akteure¹ im Bereich des Sports.

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Sport in der Risikogesellschaft

Helmut Digel

1 Leben in der Risikogesellschaft

Folgen wir Ulrich Beck, dem leider zu früh verstorbenen deutschen Gesellschaftswissenschaftler, so hat sich seit „Tschernobyl“ unser Wissen über Gesellschaftssysteme, deren Grenzen, interne Strukturen und Abhängigkeiten in ganz wesentlicher Weise verändert. „Alles Leid, alle Not, alle Gewalt, die Menschen einander zugefügt haben, kannte bisher die Kategorie der anderen: Juden, Schwarze, Frauen, Asylanten, Dissidenten, Kommunisten usw. Es gab Zäune, Lager, Stadtteile, Militärblöcke einerseits, andererseits die eigenen vier Wände – reale und symbolische Grenzen, hinter die die scheinbar nicht Betroffenen sich zurückziehen konnten. Dies alles gibt es weiter und gibt es seit Tschernobyl nicht mehr. Es ist das Ende der anderen, das Ende all unserer hochgezüchteten Distanzierungsmöglichkeiten, das mit der atomaren Verseuchung erfahrbar geworden ist“ (BECK 1986, 7). Die Natur – so scheint es – hat uns Menschen eingeholt. Zur Utopie einer künftigen besseren Welt ist längst die negative Utopie kommender Katastrophen getreten und über die Zukunft kann heute nur vernünftig geredet werden, wenn wir uns auch auf die Vorstellung einlassen, dass es diese Zukunft vielleicht gar nicht mehr gibt (vgl. Böhme 1986, 929). Allen Grenzziehungen zum Trotz leben wir plötzlich in einer „Risikogesellschaft“, in einem „Weltindustriesystem“. Bei dem Versuch, dieses System zu beherrschen, zeichnen wir Menschen uns momentan lediglich durch Hilflosigkeit aus. Die Natur, über Jahrzehnte nur noch über ihre technisch-industrielle Verwandlung wahrgenommen, ist zur unüberwindlichen Voraussetzung für die weitere Lebensführung in unserem modernen Industriesystem geworden. Der Markt und der daraus resultierende Massenkonsum stellen sich in neuartiger Weise als naturabhängig dar. „Tschernobyl“ – so scheint es – könnte einmal als Datum gesehen werden, an dem das Ende der klassischen Industriegesellschaft offenkundig wurde. Deren Vorstellungen von nationalstaatlicher Souveränität, von automatischem Fortschritt, von der Klassenstruktur der Gesellschaft, vom Leistungsprinzip, von der Verfügbarkeit der Natur, vom Nutzen wissenschaftlicher Erkenntnis, von der Übernahme von Verantwortung, vom Konsum und vom Markt scheinen brüchig geworden zu sein. Dies zeigt sich uns in vielen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens, in der Welt der Arbeit ebenso wie in der Welt der Freizeit, nicht zuletzt auch auf dem Gebiet des Sports.

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„Fusslümmelei“ – eine pandemische Krankheit

Helmut Digel

Am Eberhard- Ludwigs- Gymnasium, einem Nachbargymnasium zu meinen Gymnasien, dem Friedrich- Eugens- Gymnasium und dem Karls- Gymnasium, an denen ich in Stuttgart mein Abitur machte und später auch als Gymnasiallehrer vor Beginn meiner Universitätslaufbahn tätig war, gab es im 19. Jahrhundert einen Turnlehrer namens Karl Planck, der sich 1889 mit einer bedeutsamen Publikation zu Wort gemeldet hat. „Fußlümmelei – Über Stauchballspiel und englische Krankheit“ war der Titel seiner Schrift, deren Inhalt damals Anlass zu wichtigen pädagogischen Diskussionen gewesen ist.

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Ist E-Sport gemeinnützig?

„Wir schaffen Rechtssicherheit für gemeinnützigen Journalismus und machen E- Sport gemeinnützig“, so haben es SPD, FDP und Grüne im Kapitel „Kulturförderung“ auf Seite 97 des gemeinsamen Koalitionsvertrags vereinbart, der vor zwei Jahren unter dem Motto „Mehr Fortschritt wagen“ veröffentlicht wurde. Wie es in der deutschen Politik leider schon seit langem üblich geworden ist, zeichnen sich viele Politiker¹ und deren Parteien durch Verlautbarungen aus, in denen sie politische Projekte ankündigen, ohne dabei zu klären, wie und was genau zu einem bestimmten Zeitpunkt passieren soll.
Genau dies zeichnet nun einmal mehr die aktuelle Bundesregierung aus, die weder in ihrem Vertrag geklärt hat, was sie unter E- Sport überhaupt versteht und warum ausgerechnet diese Art von Sport gemeinnützig sein soll. Sie folgt damit der vorherigen Regierung, in der sich bereits eine CSU- Staatsekretärin besonders dadurch einen Namen machte, dass sie die Sportverbände nötigen wollten, einen E- Sportverband als Mitgliedsorganisation des DOSB anzuerkennen. Dabei stellte sich bereits damals nicht nur für den DOSB die Frage, warum die Förderung der Gaming- Industrie für unsere Gesellschaft eine wünschenswerte Kulturförderung sein soll, so wie sich heute die Frage stellt, warum eine Lobbypolitik zu Gunsten des E-Sports für unser Gemeinwesen einen Fortschritt darstellen soll.

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Braucht Deutschland ein Sportfördergesetz?

Helmut Digel

 

Am 1. März war es endlich soweit: Das Bundesministerium des Innern und für Heimat veröffentlichte einen Referentenentwurf für ein „Sportfördergesetz“(1), das möglichst noch in diesem Jahr in Kraft treten soll. Folgt man den Veröffentlichungen des DOSB, so liegen diesem Entwurf eine Vorbereitungszeit von zwei Jahren zu Grunde.
Aus einer sporthistorischen Perspektive betrachtet ist dieser Entwurf etwas Einmaliges, denn es handelt sich dabei um die Grundlage für das erste Sportfördergesetz der Bundesrepublik Deutschland, nachdem man den Hochleistungssport in Deutschland über mehr als 70 Jahre lediglich auf der Grundlage des Grundgesetzes durch den jeweiligen Bundesminister des Innern gefördert hat, ohne dass dieser Förderung ein Spezialgesetz zu Grunde gelegen hat.

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Der Weltsport im Olympischen Jahr 2024

Der Weltsport kann einen ökonomischen Systemerfolg im Jahr der Olympischen Spiele 2024 aufweisen wie es bei keinem anderen gesellschaftlichen Teilsystem der Fall ist. Die Olympischen Spiele in Paris können dabei als der zwischenzeitlich erreichte Höhepunkt bezeichnet werden, der sehr schnell durch den nächsten Höhepunkt, der weltweit größten Fußballshow im Jahr 2026, abgelöst wird. Die kapitalistische Devise „Wachstum“ gilt für dieses System wie für kein anderes und es werden trotz aller, oder gerade wegen aller politischen Krisen, höhere Umsätze und Gewinne erzielt als jemals zuvor. Die in diesem System handelnden Personen zeichnen sich vor allem durch eine unersättliche Geldgier aus. Dies gilt für die sportlichen Akteure¹, für die verantwortlichen Funktionäre, für die Veranstalter, für die Sponsoren und wirtschaftlichen Partner, für die begleitenden Massen- und sozialen Medien, d.h. für alle Beteiligten wohl nicht im gleichen Umfang aber doch in der anzutreffenden Ausrichtung gleichermaßen. Obszöne Transfersummen, überhöhte Gehälter, maßlose Antrittsgelder, fragwürdige Werbeverträge, noch immer anwachsende Kosten für Übertragungsrechte, rechtlich kaum nachvollziehbare Erlasse von Steuern rufen dabei nahezu täglich öffentliche Verwunderung hervor, ohne dass dabei infrage gestellt wird, dass diese Obszönität auf dem Rücken der Steuerzahler stattfindet.

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Turnschuhdiplomatischer Steckbrief eines vergessenen “Auswärtsspiels”: Zum Afrika-Engagement des DDR-Sports

Daniel Lange

Vorbemerkung
In Kürze besteht der im April 1964 an der damaligen Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig gestartete und heute an der dortigen Universität gestaltete Internationale Trainerkurs (ITK) seit 60 Jahren. Der Kurs für Trainer und Sportlehrer aus aller Welt stellte eine markante internationale Säule des DDR-Sports dar, dessen Auslandsarbeit bisher kaum bekannt ist. Zumindest für Afrika liegt nun die Kontinentalstudie “Turnschuhdiplomatie” vor, die auf Basis von staatlichen, parteilichen, sportbezogenen oder sicherheitspolitischen (oft bisher unentdeckter) Akten eine Vielzahl von sportspezifischen Aspekten im Rahmen der Afrikapolitik der DDR rekonstruiert und auswertet.[1] Angesichts steter Debatten um den heutigen sportpolitischen Auftritt Deutschlands in der Welt erscheint eine retrospektive Vergegenwärtigung dieses vergessenen “Auswärtsspiels” der deutschen Sportgeschichte lohnenswert, da sich so ein umfassendes Panorama verschiedener Verknüpfungspunkte zwischen kultureller Auslandsarbeit, Außenpolitik, internationaler Verbandsarbeit, Sportbildung, Leistungssport oder Außenhandel auf unterschiedlichsten Ebenen offenlegen lässt. Nicht nur die aktive Rolle des Sports im Kontext der DDR-Afrikapolitik wird dabei deutlich, sondern auch die Perspektiven involvierter afrikanischer Staaten. Nur im Spiegel auch ihrer Interessen und damaliger deutsch-deutscher Rivalitäten mit der Bundesrepublik wird das Afrika-Engagement des DDR-Sports verstehbar. Nicht alles dazu kann hier erörtert werden. Dennoch sollen die folgenden Stichpunkte dazu anregen, die Einsatzchancen des internationalen Sports stärker zu beachten und weitere (nicht nur) sporthistoriographische Forschungen zur Auslandsarbeit des DDR-Sports zu initiieren.

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Der Sport in den Koalitionsverträgen und Regierungsprogrammen in Deutschland – ein besorgniserregendes Thema

Zur Bedeutung der staatlichen Sportpolitik in der subsidiären Beziehung zwischen Sport und Staat

Die Entwicklung des Sports in Deutschland wirft schon seit längerer Zeit eine ganze Reihe von Fragen auf, die auf Probleme verweisen, die dringend von den Verantwortlichen in den Organisationen des Sports gelöst werden müssen. In einer von den „Vätern des Grundgesetzes“ bewusst gewollten subsidiären Beziehung zwischen freiwilligen Vereinigungen und dem Staat haben aber auch die politischen Institutionen im Bund und in den Ländern eine besondere Verantwortung, dem Sport bei der Lösung seiner Probleme zu helfen, ohne dessen Autonomie und parteipolitische Neutralität zu gefährden.

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Die Versportlichung des Fernsehens

Seit den Anfängen des Fernsehens nimmt der Sport eine prominente Rolle ein, wenn es gilt, die Zuschauer des Fernsehens zu informieren, zu unterhalten und zu bilden. Die Bildungsfunktion von Sportsendungen ist dabei wohl nur als äußerst gering einzuschätzen, doch dessen Unterhaltungswert ist nach wie vor unbestritten. Mit Live Übertragungen von internationalen Sportereignissen wie zum Beispiel von der Fußball Weltmeisterschaft oder von Olympischen Spielen lassen sich höchste Einschaltquoten erzielen. Übertragungen von Spielen der deutschen Fußballnationalmannschaft bei Welt – und Europameisterschaften führen bereits seit Jahrzehnten Jahr für Jahr die Ranglisten jener Fernsehereignisse an, die von den Zuschauern am häufigsten eingeschaltet wurden. Der Sport war es auch, der dem Fernsehen immer wieder die Möglichkeit für die Präsentation technologischer Innovationen gab. Zu den ersten schwarz-weiß Sendungen gehörte die Übertragung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin sowie des Fußballländerspiels Deutschland – Italien 1939. Erste weltumspannende Hi – Vision Übertragungen per Satellit gab es bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul. 1992 fanden in Albertville bei den Winterspielen zum ersten Mal HDTV – Übertragungen von Teilen der Winterspiele statt. Das digitale Fernsehen fand 2004 seine Erprobung bei den Spielen von Athen und 2009 konnten bei den Übertragungen von der Leichtathletikweltmeisterschaft in Berlin neue HDTV – Qualitätsstandards gesetzt werden. 2012 bei den Olympischen Spielen in London kam zum ersten Mal das japanische Super High Vision System (8K Technik) bei den Übertragungen durch den japanischen Sender NHK zur Anwendung. 2022 gab es bei den Winterspielen in Peking zum ersten Mal vierfach auflösende Fernsehübertragungen. Mittlerweile gibt es durch den Einsatz von Drohnen bei der Übertragung von Freiluftveranstaltungen des Sports völlig neue „Perspektiven“ für den Zuschauer.

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Sport als Instrument der Modernisierung in Entwicklungsländern

1. Das Modell der modernen Gesellschaft – ein Orientierungspunkt für Entwicklungspolitiker

Seit Gorbatschows Perestroika mit dem Ziel des Umbaus der sowjetischen Gesellschaft ist es für jedermann klar geworden: Das über Jahrzehnte kritisierte Konzept der Modernisierung und dessen modernisierungstheoretische Begründung ist attraktiver denn je. Es besteht kein Zweifel: Der Umbau der ehemals sowjetischen Gesellschaften wurde unter das Programm der Modernisierung gestellt. In ganz Osteuropa findet im Moment die Übernahme und Nacherfindung moderner westlicher Institutionen statt. Gleiches ereignet sich in der Südhälfte dieser Welt.

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Warum die derzeit beabsichtigte deutsche Olympia-Bewerbung scheitern wird

Es gibt viele gute Gründe warum man sich die Durchführung Olympischer Spiele in Deutschland in der näheren Zukunft wünschen könnte. Seit der Einführung der Modernen Olympischen Spiele im Jahr 1896 durch Pierre de Coubertin sind diese ohne Zweifel das bedeutsamste kulturelle globale Ereignis, das nicht nur den teilnehmenden Athletinnen und Athleten sehr viel bedeutet. Wo immer sie bislang stattgefunden haben und zukünftig stattfinden werden, waren sie bzw. werden sie ein besonderes historisches Ereignis für das Land und den Kontinent sein in dem sie stattgefunden haben und stattfinden werden. Aber auch für die Gäste aus der ganzen Welt haben sie sich immer wieder als ein besonders bedeutsames Erlebnis erwiesen.

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Warum die Olympischen Sportfachverbände reformunfähig sind

Vorbemerkungen

Zum folgenden Essay wurde ich vor allem durch die Lektüre eines in diesem Jahr erschienenen Buches angeregt. Göttrik Wewers Neuerscheinung „Nach der Kritik. Reformen im Weltsport?“(Nomos 2023)hat teilweise den organisationssoziologischen und politologischen Hintergrund hierfür bereitgestellt. Für diesen Essay nicht weniger wichtig sind jedoch auch meine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen, die ich als Mitglied von Gremien in mehreren Organisationen des Weltsports und als Exekutiv- Mitglied eines internationalen Sportfachverbandes habe machen können. Weiterlesen

Der Weltsport zwischen Verstaatlichung, Privatisierung und Selbstzerstörung

In der Welt des internationalen Sports finden schon seit längerer Zeit und vor allem auch in diesen Tagen dramatische Veränderungen statt, die in ihrer Ausformung, in ihren

Auswirkungen und in ihrer Reichweite selbst von Experten¹ nur sehr schwer eingeschätzt werden können. Vier dieser Veränderungen sind meines Erachtens dabei besonders folgenreich und bedürfen einer genaueren Analyse und Beobachtung: Weiterlesen

Das IOC und der Weltsport zwischen Skylla und Charybdis

Der Sport hat in den vergangenen 200 Jahren ein Imperium in unserer Welt aufgebaut, das einen Vergleich mit jeder ehemaligen kolonialen Weltmacht und mit heutigen Weltmächten nicht zu scheuen braucht. Die imperialen Gelüste des Sports sind bis heute noch immer nicht zu einem Stillstand gekommen. Trotz aller Krisen in dieser Welt, trotz einer drohenden Klimakatastrophe, trotz Hungersnöten, Armut und einer ständig anwachsenden Zahl von Migranten1 und Flüchtlingsströmen ist der Sport als globales kulturelles Phänomen nach wie vor „gefräßig“ und in einer – von vielen Experten infrage gestellten – Wachstumsideologie verhaftet wie es sie zuvor noch nie gegeben hat, und wie sie auch in keinem anderen kulturellen Bereich unserer Weltgesellschaft angetroffen werden kann.   Weiterlesen

Der Weltsport hat ein Demokratiedefizit

Die Weltsportorganisationen stehen schon seit längerer Zeit im Zentrum öffentlicher Kritik. Im asiatischen Olympischen Komitee wird ein Scheich durch den nächsten ersetzt, obgleich die Ethik- Kommission des IOC den Ersteren ausgeschlossen hatte und die Wahl des zweiten nicht anerkennt. Im Internationalen Skiverband FIS hat sich ein schwedisch/englischer Unternehmer und Milliardär zum Weltpräsidenten küren lassen, ohne die Unterstützung der wichtigsten alpinen Ski- Sportnationen zu haben. FIFA- Präsident Infantino zeichnet sich durch eine Intrige nach der anderen aus. Bei Wahlen in die höchsten Ämter wird immer wieder beklagt, dass ganz offensichtlich bei den Wahlkongressen ein „Stimmenkauf“ stattgefunden hat, um die Mehrheiten für die Wahl von machtgierigen Menschen zu sichern, für die der Sport nur ein Spielball und ihr „Spielzeug“ ist.
Betrachten wir die Organisationen des Weltsports etwas genauer, verfolgen wir deren Entwicklung über mehrere Jahrzehnte, so ist in der Tat zu erkennen, dass die Führungspositionen in den internationalen Sportfachverbänden begehrte Objekte der Begierde sind für Menschen, die auf der Suche nach Macht sind. Die Begierde nach Macht geht dabei mit einer Vielzahl von eigenen Interessen einher, die man mittels des Sports befriedigen möchte. Mittlerweile ist es immer weniger wahrscheinlich, dass Persönlichkeiten in die leitenden Positionen des Sports gewählt werden, die ausschließlich an der Sache selbst orientiert sind und die sich auch durch eine entsprechende Fachkompetenz auszeichnen.  Weiterlesen

Die Bundesjugendspiele sind nicht das Problem

Für die demokratische Verfasstheit unsere Gesellschaft hat das Leistungsprinzip eine grundlegende Bedeutung. Die Frage, was für die gesellschaftliche Positionierung eines Individuums in einer Demokratie ausschlaggebend sein soll, mit welchen Kriterien Macht und Wohlstand zu legitimieren sind, das Oben, das Unten und die Mitte in einer Gesellschaft zu definieren  ist, wird nahezu von sämtlichen wissenschaftlichen Experten¹, die sich mit dieser Frage beschäftigt haben, ziemlich klar und eindeutig beantwortet. Von den gesellschaftlichen Prinzipien, die zur Beantwortung dieser Frage zur Verfügung stehen, kann und soll es nur das Leistungsprinzip sein, das Antworten auf diese Fragen geben darf. Nicht die Geburt und Herkunft, nicht die Rasse, nicht die Religion, nicht das Vermögen, nicht Vetternwirtschaft und Lobbyismus sollen und dürfen über die Frage entscheiden, welche Stellung ein Individuum in unserer Gesellschaft einnehmen kann und darf. Von einem Spaß–, Freude–, oder  Lustprinzip ist dabei nirgendwo die Rede. Das Leistungsprinzip als das zentrale Zuordnungskriterium einer demokratischen Gesellschaft wurde und wird von Philosophen, Politologen, Soziologen und Psychologen  begründet, mit fundierten Argumenten gestützt und hat sich im vergangenen Jahrhundert als besonders tragfähig für kapitalistische Gesellschaften erwiesen. Institutionen, in denen das Leistungsprinzip seine Gültigkeit hat, haben sich bei der Entwicklung demokratischer Gesellschaften als besonders geeignet und anschlussfähig erwiesen. Dies gilt für das Bildungssystem, für die Wissenschaft, für Kunst und Kultur gleichermaßen wie es aus naheliegenden Gründen vor allem für den Bereich der Wirtschaft gelten sollte. Der Wettkampfsport, wie er seit dem 19. Jahrhundert zunächst in England, dann in  Europa und später in der gesamten Welt beobachtet werden konnte und kann,  hat sich als ein besonderes wichtiges Beispiel zur Demonstration des Leistungsprinzips erwiesen und wird auch in vielen wissenschaftlichen Erörterungen zum Leistungsprinzip entsprechend berücksichtigt. Eine Kultur des Wettbewerbs und des Wettkampfs ist eine geradezu ideale Grundlage für die Weiterentwicklung von demokratisch verfassten kapitalistischen Gesellschaften.   Weiterlesen

Sprachgebrauchsprobleme im Sportunterricht

Zum Forschungsstand der Sportwissenschaft
Suchen wir nach Beiträgen in der Sportwissenschaft, die sich mit der sprachlichen Kommunikation zwischen Lehrer¹ und Schülern im Schulsport auseinandersetzen, so zeigt sich, dass wir es hier mit einem Thema zu tun haben, das als weitgehend unbearbeitet zu bezeichnen ist. Sprache im Sportunterricht wurde bislang in erster Linie als ein informationstheoretisches Problem behandelt. Im Mittelpunkt stand und steht die Frage, mittels welcher Medien motorische Lernprozesse am optimalsten zu beeinflussen sind. Die Diskussion gipfelte dabei in der wenig sinnvoll ausgetragenen Kontroverse über die Lehreignung von Verbalisierung und Eigenrealisierung. Aufgrund dieser begrenzten Fragestellung nimmt es kaum wunder, dass lediglich eine Auswahl spezieller Lehrhandlungen, nämlich die sprachlichen Äußerungen von Sportlehrern oder Trainern, die sich auf motorische Lernprozesse beziehen, untersucht worden sind. Lehrinstruktionen oder sog. Basaltexte werden dabei sog. motorischen Sequenzen zugeordnet und es wird gefragt, wann und wie ein Lehrsystem einen Bewegungsablauf über Sprache von außen steuert und damit am günstigsten optimiert. Begriffe wie Bewegungsanweisung, Bewegungskommentar und Bewegungskorrektur stehen im Zentrum solcher Erörterungen.

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Leichtathletik auf dem Prüfstand

Alle vier Jahre und zwar bei den Olympischen Sommerspielen steht die Leichtathletik im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit. Die Olympischen Spiele im Jahr 2021 in Tokyo haben es einmal mehr gezeigt: die Leichtathletik ist ohne Zweifel eine der wichtigsten olympischen Sportarten. Sie kann die meisten Zuschauer im Olympiastadion an sich binden und in ihrer Resonanz in der Presse, im Internet und vor allem im Fernsehen nimmt sie ebenfalls eine herausragende Position ein. Die Olympiasieger¹ der Leichtathletik sind die Stars der Spiele. Usain Bolt wurde auf diese Weise zu einem Megastar des Weltsports.
Das außergewöhnliche Interesse an der Weltleichtathletik ist jedoch nur auf wenige Tage und Wochen beschränkt. Nach der Schlussfeier der Olympischen Spiele beginnt ein leichtathletischer Alltag, der jeweils vier Jahre dauert. In diesen vier Jahren kann die Leichtathletik nur mit wenigen Ausnahmen das Rampenlicht der Weltöffentlichkeit erreichen. Dabei mangelt es der Leichtathletik zumindest auf den ersten Blick betrachtet keineswegs an Auftritten. Der Wettkampfkalender der Leichtathletik ist prall gefüllt. Angeführt wird er von den Weltmeisterschaften, die alle zwei Jahre stattfinden, gefolgt von den Hallenweltmeisterschaften, den Junioren-Weltmeisterschaften, den Jugend-Weltmeisterschaften, den Cross-Weltmeisterschaften, den Halbmarathon-Meisterschaften und dem Continental-Weltcup. Alle zwei Jahre finden nunmehr auch Europameisterschaften statt. Hallen-Europameisterschaften, Europacup, Diamond League, World Challenge und Europa League sind weitere Markenzeichen der Leichtathletik, die jährlich oder alle zwei Jahre angeboten werden.  Länderkämpfe, Meetings mit mehreren Disziplinen, Meetings verschiedener Einzeldisziplinen, Mehrkampfmeetings sind weitere internationale Sportereignisse. Betrachten wir den nationalen Kalender, so ist er nach wie vor zumindest in den großen Leichtathletiknationen überfüllt. Leichtathletikwettkämpfe reichen dabei von Vereinsmeisterschaften über Kreismeisterschaften und Landes- und Regionalmeisterschaften bis hinauf zu einer unzähligen Palette von nationalen Meisterschaften. Weiterlesen

Einflüsse gesellschaftlicher Entwicklungen auf Schule und Sport

Will man das Phänomen des modernen Sports, so wie es sich uns in diesen Tagen zeigt, angemessen nachzeichnen, so ist es hilfreich, wenn man sich an Vergangenes erinnert. Vor 70 Jahren bin ich in Stuttgart zur Schule gegangen. Handball war dabei mein wichtigster Lebensinhalt. In der Schule gab es ein Unterrichtsfach mit dem Namen „Leibesübungen“. Völkerball, Schleuderball, Staffelwettkämpfe, Handball und Fußball waren die beliebtesten Sportspiele. Retter und Schlienz, später dann Waldner und Geiger waren die Idole, die uns der VfB Stuttgart offerierte. 6000 Zuschauer konnte das Dreikönigsturnier im Handball auf den Stuttgarter Killesberg locken. Der grüne Sportbericht wurde Sonntagabends von den Jugendlichen sehnsüchtig erwartet, bei Fußballspielen gab es in regelmäßigen Abständen kleine Dorfkonflikte. Geoffrey Duke war auf der Solitude der ungekrönte Held in der 500 cm3 Klasse, Baltisperger aus Reutlingen war unser nationaler Hero, Max Resch war unser Boxidol und erwartungsvoll blickten wir alle auf die Olympischen Sommerspiele, die 1972 in München stattfinden sollten.

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Afrikanische Impressionen

1991: Ich habe den Auftrag, einen zehntägigen IAAF-Fortbildungslehrgang für afrikanische Leichtathletiktrainer¹ in Ghana zu evaluieren. Ich wohne in einem First-Class Hotel in Accra: europäischer Besitzer, beste europäische Küche, freundliches Personal. Wie es in Afrika fast überall üblich ist: mit Ausnahme eines weißen Hotelmanagers nur schwarzes Personal auf der einen und nur weiße Gäste auf der anderen Seite. Beim Frühstück herrscht europäische Geschäftsatmosphäre. Müsli und Cornflakes sind auch hier in Ghana in derartigen Hotels mittlerweile die Regel. Importierte Butter aus Frankreich, Marmelade und Honig aus Belgien. Vermutlich sind nur Ananas, Bananen, Papaya und Melonen jene Produkte, an denen die Ghanaer selbst verdienen. Gebildete kritische Europäer mögen diesen Zustand beklagen. Doch fast alle besseren Hotels in Afrika sind auch heute noch „europäische Inseln“ in einer fremden Welt. Weiterlesen

Zur Verrechtlichung des Sports am Beispiel des Dopings

1. Einleitung

„Längst ist der Sport auf die Juristen¹ gekommen“: mit diesem Satz beginnt ein ansonsten sehr bemerkenswerter und sachkundiger Beitrag in der FAZ zum Doping aus verfassungsrechtlicher Sicht. Autor ist Professor Steiner, Ordinarius für öffentliches Recht und Richter am Bundesverfassungsgericht. Dieser Einschätzung von Herrn Steiner möchte ich widersprechen: Nicht der Sport ist auf die Juristen gekommen, sondern die Juristen auf den Sport: Sie sind schon seit längerer Zeit dabei, das System des Sports schleichend zu vereinnahmen. Das Recht und damit dessen institutionelle und personelle Vertretungen weisen quasi-imperialistische Züge auf. Das Recht ist dabei jenes gesellschaftliche Teilsystem, das immer entschiedener die anderen gesellschaftlichen Subsysteme dominiert. Auf einen Nenner gebracht heißt dies: Es findet in unserer Gesellschaft ein Verrechtlichungsprozess statt, der weder planvoll gesteuert noch von rational nachvollziehbaren Intentionen geleitet wird. Weiterlesen

Probleme der Sportberichterstattung – Versuch einer konstruktiv-kritischen Betrachtung

„Auch das lernt man als Sportreporter: Es gibt keine transzendenten Themen im Leben, Dinge sind ausnahmslos hier und sie sind vorbei und das muß genügen. Die andere Sicht der Dinge ist eine Lüge der Literatur, der Geisteswissenschaften“ (Zitat aus dem Roman von Richard Ford „Der Sportreporter“, Reinbek 1989).

Einleitung

Die Kritik an der Sportberichterstattung ist so alt wie die Sportjournalistik selbst. So war 1929 am 23. Dezember in der Kölnischen Zeitung folgendes zu lesen:
„Man darf wohl sagen, dass der Stil des Sportvortrags im Rundfunk noch nicht gefunden ist: Aber seiner großen Bedeutung nach verlohnt es sich, ihn ausfindig zu machen, und das wird noch viel Beobachtung und viel Zeit kosten.“ Weiterlesen

Der „Berlin Marathon“ – ein außergewöhnliches Sportereignis

Vor wenigen Tagen ist in Berlin eines der großartigen sportlichen Ereignisse des Jahres, das in Deutschland stattfindet, zu Ende gegangen. Der 48. BMW Berlin-Marathon 2022 war einmal mehr ein außergewöhnliches Ereignis und die Laufzeiten der Sieger und Siegerinnen werden und wurden nicht nur von den zahlreichen Zuschauern bewundert, die die Läuferinnen und Läufer angefeuert haben. Sie finden Jahr für Jahr auch in der Welt des internationalen Hochleistungssports höchste Anerkennung und Beachtung. Deshalb ist es angebracht, dieses besondere Ereignis noch etwas genauer zu beleuchten.

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Handeln im Sport – Überlegungen zu einem sportpädagogischen Leitkonzept

Handlungstheoretische Ansätze können heute innerhalb der Sportwissenschaft in gewisser Weise bereits auf eine Tradition verweisen. Die vorliegenden handlungsorientierten Ansätze kann man dabei in zwei Klassen einteilen. Es gibt zum einen jene Ansätze, die an einer bestimmten Handlungstheorie orientiert sind (an der kognitivistischen Handlungspsychologie, am symbolischen Interaktionismus, an der Soziolinguistik und an verschiedenen philosophischen anthropologischen Konzeptionen).
Zum anderen gibt es jene Ansätze, die mit einem expliziten Handlungsbegriff arbeiten. Ganzheitlich- psychologische, struktural – genetische und anthropologisch – funktionale Handlungsbegriffe können dabei unterschieden werden. Weiterlesen

Selbstkritische Analysen – Grundlagen zur Steigerung der Betreuungsqualität in der deutschen Leichtathletik

Die Leichtathletik-Europameisterschaften 2022 sind bereits Geschichte. Für viele, die diese Europameisterschaften gelobt haben, wird dieses Ereignis sehr bald in Vergessenheit geraten und durch neue große sportliche Ereignisse abgelöst werden. Lediglich als Bezugspunkt in Vergleichen wird München in der Erinnerung aufleben, dann, wenn sich etwas anderes als damals bei den European Games von München ereignet, wenn Fehler auftauchen, die auf Probleme verweisen, die in München besser gelöst wurden. München 2022 war neben der WM in Stuttgart 1993, der EM in München 2002 und der WM 2018 in Berlin für die deutsche Leichtathletik eines der bedeutsamsten Ereignisse in der mehr als 100-jährigen Leichtathletik-Geschichte. München wies in der Tat einige kennzeichnende Merkmale auf, die zuvor in der Leichtathletik in dieser Konstellation wohl noch nicht aufgetreten sind. Dies gilt für die Leistungsbeurteilungen durch die Öffentlichkeit ebenso wie für die Darstellung der leichtathletischen Ereignisse in Presse, Rundfunk und Fernsehen. Es gilt auch für das geschlossene Auftreten unserer Nationalmannschaft, für die solide und gute Betreuung durch einige Trainer¹. Es gilt meines Erachtens auch für die Verknüpfung des Rahmenprogramms mit dem leichtathletischen Ereignis und für die sportpolitischen Weichenstellungen, die sich durch die European Games eröffnet haben. Bei aller Dankbarkeit für das Gelingen dieses Großereignisses ist für jene, die Verantwortung für die deutsche Leichtathletik übernommen haben, dennoch Nüchternheit geboten. Weiterlesen

Leichtathletik WM Eugene 2022 – ein internationales und nationales Mahnmal?

Internationales Mahnmal

Für den Präsidenten von World Athletics waren die Weltmeisterschaften von Eugene „The Greatest Show on Earth“. Wer diese Weltmeisterschaft vor Ort gesehen oder mitten in der Nacht im deutschen Fernsehen mitverfolgt hat, muss sich die Frage stellen, warum verantwortliche Sportfunktionäre¹ immer wieder dazu neigen, sich selbst zu belügen. Wäre World Athletics zur Selbstkritik fähig, so müssten die Verantwortlichen eine ganze Reihe von Fragen stellen, deren Antworten vermutlich äußerst schmerzlich sind.

Wie ist es möglich, dass bei der „größten Show der Welt“, die zehn Tage dauerte, lediglich 150.000 zahlende Zuschauer anwesend waren? Bei der gleichen Veranstaltung, für die ich in Stuttgart 1993 mit dem damaligen OK-Präsidenten August Kirsch gemeinsam verantwortlich zeichnete und bei der die Messe Stuttgart mit einem kompetenten Veranstaltungsdirektor Vögele ein nachahmenswertes Marketing- und Promotionskonzept hinterließ, konnte diese Zuschauerzahl bereits nach den ersten beiden Wettkampftagen erreicht werden. Weiterlesen

Sportsponsoring am Limit?

Nicht nur der Weltwirtschaftskrise ist es zuzuschreiben, dass immer häufiger Unternehmen ihre Marketingaktivitäten auf den Prüfstand stellen und dabei vor allem nach dem Sinn des Sponsorings fragen. Die Wirksamkeit von Sponsoringaktivitäten, die auf den Sport ausgerichtet sind, wird dabei in Frage gestellt. Dabei unterscheidet sich allerdings die Diskussion über das Sportsponsoring im Vergleich zu früheren Zeiten so gut wie nicht. Tauschen sich Experten über das Sportsponsoring aus, so gleicht diese Diskussion meist einem großangelegten Kopierwettbewerb. Lehrbuchwissen wird dabei in plakativer Weise ausgetauscht; Amerikanismen werden dabei etikettenhaft verwendet ohne dass man deren genauen theoretischen und empirischen Hintergrund kennt. Von Originalität kann nur selten die Rede sein und jene die vorgeben, sie hätten sich mit dem Phänomen wissenschaftlich auseinandergesetzt, müssen oft sehr schnell ihren Bankrott erklären, wenn man die dabei verwendeten Theorien und Methoden und ihre Forschungsergebnisse auf den Prüfstand stellt. Eine häufig theorielose Forschung mit einfallslosen Testverfahren hat allenfalls Marketingcharakter. Meist wird diese Art von „Forschung“ auch nur von Agenturen veranstaltet, deren angebliche Forschungsergebnisse vordergründig auf die Interessen der Auftraggeber ausgerichtet werden. Die Auftraggeber haben diesbezüglich freilich schon längst ihre Zweifel und stellen immer häufiger die Frage, welchen Wert solch dubiose „Forschungsergebnisse“ besitzen. Es sind also die Auftraggeber selbst, die die üblichen gestützten und ungestützten „Recall“-Verfahren mit einem Fragezeichen versehen. Die für das Marketing Verantwortlichen sind deshalb vermehrt bemüht, ihre Sponsoringaktivitäten neu einzuordnen und sie von der Last der direkten Überprüfbarkeit zu befreien. Dabei kann das Sponsoring in einer klugen Marketingstrategie durchaus einen relevanten Platz haben, vorausgesetzt man definiert seine Ziele hinreichend genau, ordnet das Sponsoringengagement in die derzeit gültige Marketingstrategie und in das damit verbundene Kommunikationskonzept ein. Ist dies der Fall, so kann ein Sponsoringengagement mit dem Vertrauen und der Akzeptanz des eigenen Unternehmens rechnen und jene, die für den Vertrieb verantwortlich zeichnen, können den Sinn des Sponsorings im Rahmen ihrer Vertriebsstrategie ermessen. Weiterlesen

Sie nennen es Sport

Ein Mensch lässt sich von einem Ballon in eine Höhe von 39 Kilometern tragen und springt im freien Fall zurück auf die Erde. Bei seinem Fall durchbricht er die Schallmauer und nicht zuletzt deshalb wird seine Handlung als etwas Einmaliges gedeutet. Nahezu die gesamte Welt ist bei diesem Spektakel dabei. Mit einer Zahl, die sich durch viele Nullen ausweist, könnte die genaue Zahl der Menschen benannt werden, die im Internet in den unterschiedlichsten sozialen Medien, in einem Spezialkanal des Sponsors oder vor nahezu allen sonstigen Bildschirmen dieser Welt das spektakuläre Ereignis verfolgt hat. Es gibt wohl keine Tageszeitung, in der nicht darüber berichtet wurde.

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„Sport“ – ein bedeutsamer Inhalt kultureller Kommunikation

Der Sport ist ein Bereich unserer Gesellschaft, dessen organisatorische Komplexität sich in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts bis heute in außergewöhn-licher Weise erhöht hat. Wie in kaum einem anderen gesellschaftlichen Bereich ist dabei eine funktionale Differenzierung zu erkennen, die zu einem enormen Bedeu-tungszuwachs des Sports geführt hat. Berücksichtigt man die verschiedenen Teilbe-reiche des Sports, wie z.B. den Hochleistungssport (Berufsport), den Wettkampfsport der Vereine und Verbände, den Freizeit- und Gesundheitssport und den instrumen-tellen Sport mit seinen vielfältigen Varianten (Präventionssport, Rehabilitationssport, Sport als Medium der Resozialisierung, der Integration etc.), so ist es dem Sport ge-lungen, sich durch eine nachhaltige soziale Inklusionskraft auszuzeichnen. Allein mit-tels des organisierten Sports in den Vereinen gelingt es, mehr als ein Drittel der ge-samten Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland an sich zu binden.
Unter kommunikativen Gesichtspunkten kann der Sport in diesem Zusammenhang als ein eigener Kommunikationsraum angesehen werden. Der Prozess der funktiona-len Differenzierung stellt sich dabei auch als ein Prozess kommunikativer Differenzie-rung dar. Aus sprach- und kommunikationswissenschaftlicher Sicht bildet der moder-ne Sport eine Kommunikationsplattform, die sich durch eine große Vielfalt auszeich-net. War es zunächst lediglich die Fußballsprache, die Sprachwissenschaftler¹inte-ressieren konnte, und wurde dabei meist von der „Fußballsprache“ auf eine „Sprache des Sports“ geschlossen (vgl. u. a. Haubrich 1965; Schneider 1974; Steger 1986; Braun 1998), so wurden mittlerweile solche Analysen durch neue Themenstellungen ergänzt, wobei vor allem Kommunikationsanalysen zur Sportberichterstattung in den Massenmedien einen wichtigen Stellenwert erhalten haben (vgl. u. a. Hackforth 1975; Weischenberg 1978; Digel 1983; Volknant 1988; Muckenhaupt 1990; Burk 2003; Digel 2006). Weiterlesen

Handball – eine Erfolgsgeschichte

Bei allem was Menschen gemacht und erfunden haben wird um die Urheberrechte gestritten. Darf es deshalb verwundern, dass sich auch im Handball verschiedene Nationen die Urheberschaft streitig machen? Handball gilt allenthalben als „deutsches Spiel“ und natürlich sehen vor allem Deutsche ihre Heimat als Ursprungsland dieser Sportart. Diese Annahme ist jedoch falsch. Von Historikern¹ des Sports wird mittlerweile übereinstimmend darauf hingewiesen, dass es erwiesen sei, dass im ost – und südeuropäischen Raum, vor allem in der Tschechoslowakei bereits 1892 „CESKA HAZENA“ gespielt worden sei und dass ein gewisser Herr Karas 1905 die ersten Regeln zu diesem Spiel veröffentlicht habe. In Dänemark gab es bereits 1898 ein „HAANDBOLD“ – Spiel und in Schweden tauchte 1905 das „HANDBOLL“ auf. Weiterlesen

Forschung für Athleten

Prinzipien zur Forschungsberatung von Athleten¹

Sportlicher Erfolg ist in diesen Tagen immer häufiger von Forschungserfolgen abhängig, die Wissenschaftler zu Gunsten der Wettkampfleistungen von Athleten¹ erbracht haben. Forschung zu deren Gunsten ist in erster Linie eine kreative und systematische Arbeit, die von Wissenschaftlern unternommen wird, um den Stand unseres Wissens über den Hochleistungssport zu erweitern und neue Anwendungen zum vorhandenen Wissen über den Hochleistungssport zur Beratung der Trainer und Athleten bereitzustellen. Hierzu bedient sich der Wissenschaftler verschiedenster Forschungsmethoden. Für ihn selbst muss dabei die Devise gelten, die uns der amerikanische Astrophysiker Neil de Grasse Tyson anschaulich empfohlen hat: „Do whatever it takes to avoid fouling yourself into thinking that something is true that is not, or that something is not true that is”. Das wissenschaftliche Handeln muss also vom Selbstzweifel geprägt sein und die eigenen Erkenntnisse können immer nur so lange Gültigkeit beanspruchen bis sie von neuen Erkenntnissen widerlegt werden.  Wissenschaftler, die Trainer und Athleten beraten, müssen die Tugend des Selbstzweifels ernst nehmen und sie müssen sich der Grenzen ihrer Beratung immer bewusst sein. Den größten Fehler machen dabei jene Sportwissenschaftler an der Seite von Athleten und Trainern, wenn sie sich selbst als die Ursache des sportlichen Erfolgs und einer erreichten Leistungssteigerung der von Ihnen betreuten Athleten sehen und dies auch öffentlich zur Darstellung bringen. Sportwissenschaftler, die Trainer und Athleten in ihrem Training und in ihrem Wettkampf beraten, müssen sich vielmehr durch Bescheidenheit auszeichnen und sie müssen erkennen, dass der sportliche Erfolg den Athleten gehört, die diese Erfolge erbracht haben. Weiterlesen

Zu Besuch bei den German Open-eine kleine Erinnerung

Sport ist nicht gleich Sport. Deutlicher kann diese banale Aussage in ihrer Gültigkeit kaum aufgezeigt werden, wenn man Golf mit jener Sportart vergleicht, aus der ich herkomme, aus dem Handballspiel. Allein die schriftliche Einladung zu einer Golf-Veranstaltung, die mir zuteilwurde, ist bereits kennzeichnend für das, was das Golfspiel ausmacht. Papier, Druckbild und Aufmachung deuten auf Eleganz, vornehmes Leben, auf ein Bedürfnis des sich Unterscheidens hin. Damit ist wohl das wesentlichste Merkmal benannt, durch das sich der Golfsport in der Bundesrepublik auszeichnet. Kommt man dem Sportereignis näher, zu Fuß oder im eigenen Wagen, so wird dies immer deutlicher. Wegweiser führen den Besucher auf einen Parkplatz, der erfreulich weit – den politischen Repräsentanten der Umweltschützer wird das gefallen – vom eigentlichen Sportwettkampf entfernt ist. Doch auch Parkplatz ist nicht gleich Parkplatz in unserer Gesellschaft. Das, was sich auf einem Golf-Parkplatz ereignet, hat vielmehr Zeichen-Charakter für das Ereignis, das Anlass für das Parken ist. Allein die Autos machen deutlich, dass jene, die Golf spielen oder lediglich passiv daran teilhaben, kaum Sympathien für „Tempo 120“ haben können. Mein schwerer Volvo, den ich damals fuhr, ist im Kreis erlauchter Nobelmarken nahezu eine Billigkarosse; zumindest dürfte es das langsamste Fahrzeug sein, das in den gehobenen Golfkreisen üblich zu sein scheint. Standesgemäß scheint auch der Transport vom Parkplatz zur Golfanlage zu sein. Hauptsponsor Mercedes Benz stellt bestausgestattete Busse zur Verfügung; und ein erster Blick auf die mitfahrenden Fahrgäste macht dem Neuling klar: er bewegt sich ab sofort unter Bürgern, die nur wenig mit jenem Publikum gemein haben, das Handball-arenen besucht. Die Ankunft auf der Golfanlage hat nicht weniger wichtige Überra-schungen parat. Da ist zunächst eine Kartenverkaufsstelle mit weiblichem Personal, das Modebewusstsein signalisiert. Besonders ins Auge fällt eine große Anzeigetafel, die voll mit Namen und Zahlen den bereits zwei Tage andauernden Wettkampf dokumentiert. Dies tut sie freilich nur für jene, die in einer Geheimsprache über Löcher, Birdies, Par und Bogey kommunizieren können. „Veuve Cliquot“, die berühmte französische Cham-pagnermarke, tritt dann nicht weniger auffällig ins Blickfeld des Betrachters, wie der „gute Stern aus Stuttgart“. In weißen Zelten, wie man sie wohl auch auf Einladung eines Scheichs oder bei orientalischen Partys bei arabischen Prinzessinnen kennenlernen kann, wird „Haute Cuisine“ zelebriert. Weiterlesen

Krisenmanagement in Sportfachverbänden

Die Leichtathletik ist auch heute noch die Königsdisziplin bei den Olympischen Spielen. Sie verdeutlicht wie keine andere Sportart die Merkmale von Wetteifern, Leistung und Konkurrenz, sie verkörpert damit die Prinzipien der industriellen Gesellschaft und die dominanten Prinzipien des vergangenen 20. Jahrhunderts. Gleichzeitig ist die Leichtathletik jene Sportart, in der auf symbolhafte Weise die Krise des Hochleistungssports in unserer Gesellschaft zum Ausdruck kommt, die in sämtlichen olympischen Sportfachverbänden schon seit längerer Zeit zu beobachten ist. Wie so viele Verbände ist deshalb die Leichtathletik auf der Suche nach einem erfolgreichen Krisenmanagement, wobei die Lösung der Krise noch immer nicht in Sicht ist. Weiterlesen

Jugendliche – „Stiefkinder“ der Sportvereine?

Themenfragen sind rhetorisch und haben nur Reizcharakter, die Antwort ist längst bekannt, sie wird akzeptiert. Jugendliche sind „Stiefkinder“ in den Vereinen, zumindest was ihre finanzielle Unterstützung an­belangt und es besteht Einstimmigkeit in allen Vereinskreisen, die nicht als rückschrittlich gelten möchten, dass ein Verein nach außen hin offen sein muss. Die Frage, die wir uns zu stellen haben, muss deshalb eher lauten, warum gerade die Jugendlichen die „Stief­kinder“ der Vereine sind und was zu tun ist, dass Jugendliche gleich­berechtigte Mitglieder unserer Sportvereine werden. Auf beide Fragen sollten wir Antworten suchen.
Zunächst möchte ich aber auf einen wichtigen Anlass hinweisen, der in unmittelbarem Zusammenhang zu diesem Thema steht. Auf Bundesebene wurde des Öfteren – und manchmal vermutlich nicht ganz zu Unrecht – von verschiedenen politischen Jugendorganisationen der „Deutschen Sportjugend“ die Förderungswürdigkeit im Sinne einer Bildungsorganisation abgesprochen. Es war ja ein langer Weg bis verantwortungsvolle Funktionäre¹ des Sports dessen alleinige Einstufung als Mittel zur körperlichen Ertüchtigung bei den Politikern und bei einem Teil der Öffentlichkeit zu Gunsten einer Anerkennung auch seines Bildungs­auftrages und seiner gesellschaftspolitischen Bedeutung verändern konnten. Ein neues Wissen um neue Möglichkeiten im Sport wurde in die­ser Auseinandersetzung vermittelt. Eine neue Praxis allerdings hat sich daraus nur viel zu selten ergeben. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass sportfremde Gruppen nicht immer mit Sachverstand aber mit viel Nach­druck auf die Kluft zwischen den großen (theoretischen) Sprüchen und der praktischen Wirklichkeit der sportlichen Jugendarbeit verweisen, in der eben doch nur die körperliche Ertüchtigung, der Wettkampf und das Training im Mittelpunkt stehen. Von einer Erziehungs- und Bildungsinstanz kann nach Auffassung dieser Kritiker demnach nicht gesprochen werden. Die DSJ wäre gemäß solcher Interpretation also nicht förderungswürdig. Weiterlesen

Zur Wirksamkeit wissenschaftsorientierter Gremien des deutschen Sports

Wissenschaftsorientierte Gremien des deutschen Sports, häufig „Wissenschaftlicher Beirat“ genannt, können unter prinzipiellen Gesichtspunkten in zweifacher Weise wirksam sein. Sie können zum einen dem Sport selbst dienen, d.h. den Athletinnen und den Athleten, den Sporttreibenden, den Trainerinnen und Trainern und den ehrenamtlichen Funktionärinnen und Funktionären. Daneben kann die Arbeit dieser Gremien auch Auswirkungen und Rückwirkungen auf den wissenschaftlichen Bereich haben, aus dem die wissenschaftlichen Experten¹ stammen. Dabei kommt ihre Arbeit nur in indirekter Weise dem Sport zugute. Weiterlesen

Die „Geopolitik“ des Weltsports verändert sich

2008 fanden die Olympischen Spiele zum ersten Mal in China statt. Zum Zeitpunkt der Vergabe der Spiele war China noch ein Entwicklungsland, dem Deutschland Entwicklungshilfe gewährte, aber auch heute noch im Rahmen von gemeinsamen Projekten gewährt. Mittlerweile ist es die zweit-mächtigste Industrienation und vieles spricht dafür, dass die politische Bedeutung Chinas in den nächsten Jahren noch wachsen wird. Im Jahr 2010 fanden erstmals Fußballweltmeisterschaften auf dem afrikanischen Kontinent statt. Südafrika war Gastgeber und das ganze Land war mit Stolz er-füllt, dass man das medial wichtigste Sportereignis der Welt auf dem afrikanischen Kontinent aus-richten durfte. 2016 fanden zum ersten Mal die Olympischen Spiele auf dem südamerikanischen Kontinent statt. Weiterlesen

Freizeitsport für Jugendliche – Bemerkungen zu einer gesellschaftspolitischen Notwendigkeit

Wenn man über die Notwendigkeit einer Sache nachdenken möchte, so tut man das im Alltag gewöhnlich so, dass man die Sache näher beschreibt und sie insbesondere jenen Personen¹ näherbringt, die etwas über die Sache erfahren wollen. Ich möchte mich bei den folgenden Ausführungen an diese Alltagsmethode halten. Zunächst wird deshalb von der Bedeutung der Freizeit in unserer Gesellschaft zu sprechen sein. Im zweiten Teil soll das, was man unter Freizeitsport von Jugendlichen verstehen könnte, zu charakterisieren versucht werden. In einem dritten Teil soll dann schließlich diese Sache den Jugendleitern und den für die Jugendarbeit verantwortlichen Personen in den Turn-Sportvereinen nähergebracht werden. Um etwaigen falschen Erwartungen von vornherein zu entgegnen und diesen vorzubeugen, bleibt einleitend nur noch zu erwähnen, dass ich meine Ausführungen nicht als Angriffe gegen die Jugendarbeit im Sportverein verstehen möchte. Weiterlesen

An allem sind die Funktionäre schuld

Folgt man der öffentlichen Meinung, so sind die Funktionäre¹ des Sports die „Buhmänner“ der Nation. Sie sind inkompetent und korrupt. Sie verfolgen nur eigene Interessen und die Athletinnen und Athleten der verschiedenen Sportarten sind ihre Opfer. Sie sind immer häufiger auch Anlass für Witze und bestens geeignet für Karikaturen. „Funktionäre haben eine natürliche Abneigung gegen Transparenz… Klar ist die biologische Klassifizierung des Sportfunktionärswesens. Der Sportfunktionär ist ein Säugetier. Er saugt gern an Staaten und Institutionen, um an die notwendigen Inhaltsstoffe wie Geld zu gelangen. Dafür hinterlässt er Stoffwechselprodukte wie zerfallene Stadien, Autobahnen ins Nichts, gigantische Budgetlöcher oder exponentiell steigende Infektionszahlen… Sportfunktionäre sind übrigens auch wichtig für die Polizei und zwar auch außerhalb von Polizeisportvereinen. Weiterlesen

Getrennte Welten – gespaltener Sport

Treibt jemand regelmäßig und längere Zeit aktiv Sport, spielt Tennis, läuft im Wald, schwimmt seine Bahnen in Rücken- oder Brustlage, trainiert und spielt in einer Volleyballmannschaft und fährt im Winter Ski, dann weiß der auf so verschiedene Weise aktive Sportler sehr genau die Qualität seines Sports zu schätzen. Begibt man sich in die Erlebniswelten des aktiven Sports, so hat man Freude, erlebt seinen Körper auf äußerst intensive Weise, trifft sich mit anderen in geselliger Runde, verbringt seine Freizeit in sinnvoller Weise und sein gesundheitliches Wohlbefinden wird dadurch ganz wesentlich erhöht. Weiterlesen

Wettkampfsport im Verein – eine zentrale Aufgabe?

1. Anliegen

Die Überschrift zu diesem Beitrag ist mit einem Fragezeichen gekennzeichnet. Fragen erzeugen gewöhnlich Spannung. Sie sind Mittel einer auf Spannung ausgerichteten Dramaturgie. Diese Qualität soll den folgenden Ausführungen nicht zukommen. Der in der Überschrift gestellten Frage soll vielmehr ihr rhetorisch-dramatischer Charakter gleich zu Beginn genommen werden, indem im Sinne einer These eine eindeutige Antwort gegeben wird: Weiterlesen

Covid-19 – zum Bedeutungsverlust des Sports und seiner Repräsentanten

In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts begann der Siegeszug des Sports. Seine globale Verbreitung war nahezu allumfassend. Die gesellschaftspolitische Aufwertung der Kultur des Sports war beispiellos. Wie kein anderer kultureller Bereich prägte er die Alltagskultur nahezu aller Gesellschaften. Seine massenmediale Präsenz war kaum noch zu übertreffen. Seine Beziehung und sein Austausch mit anderen relevanten gesellschaftlichen Systemen wie zum Beispiel mit dem Politik-, dem Wirtschafts-, dem Bildungs-und Gesundheitssystem war zunehmend erfolgreicher geworden. Weiterlesen

Public Relations in der Weltleichtathletik – ein fragwürdiger Weg

In immer mehr internationalen Sportorganisationen sind Promotion und Public-Relationsmaßnahmen in das Zentrum ihrer Sportpolitik gerückt. Meist bedient man sich dabei internationaler Kommunikations- und Umfrageagenturen, deren Produkte sehr kostspielig sein können. Mancher internationale Sportfachverband befindet sich dabei in der Gefahr, dass dringend notwendige Reform-Arbeiten verdrängt oder verschoben werden und die eigentlichen Probleme dieser Sportverbände mit den PR-Auftritten der Verbände eher verdeckt oder nicht erkannt werden. Weiterlesen

Sport und Markt – eine fragwürdige Beziehung

Vermarktung ist längt zum geflügelten Wort aller Sportorganisationen geworden. Doch wer sich am Markt bewähren möchte, muss sich einer Marktorientierung bewusst sein. Es gibt hierbei zwei negative Phänomene.

Es gibt das Phänomen des Marktversa­gens, d.h. der Markt ist nicht für alle Güter resonanzfähig. Manche Güter, die gesellschaftlich sinnvoll und not­wendig sind, werden für den Markt nicht produziert, weil es keine ausreichende und kaufkräftige Nachfrage gibt. Dieser Sachverhalt gilt auch für die Güter des Sports. Die Annahme, dass das Gemeinwohl am besten gefördert wird, wenn alle nur ihren eigenen Vorteil im Auge haben und verwirkli­chen, ist heute mehr denn je falsch. Beim Sport lässt sich dies beobachten: öffentlich gefördert wurden und werden Athleten und Athletinnen wie Neureuther, Zverev, Kaymer und Mihambo in Sportarten wie Skilauf, Tennis, Golf und Leichtathletik; in Veranstaltungen, wie Welt­meisterschaften und Daviscup. Nicht gefördert werden hinge­gen die Athleten „Maier und Müller“, Sportarten wie Rollhockey, Prellball, Rollkunstlauf und Veranstaltungen wie Deutsche Roll- oder Prellballmeisterschaften. Weiterlesen

Kolonialisierung im Sport

1) Merkmale des Kolonialismus

 Auf einen ersten Blick hat das Phänomen der Kolonialisierung nur noch historische Bedeutung. Indien, China und aus deutscher Sicht bestimmte Regionen Afrikas wie Togo und Namibia werden in unseren Erinnerungen wachgerufen. Es war die längst vergangene Kaiserzeit, die Zeit des Reichkanzlers v. Bismarck und des Kaisers Wilhelm II. Es war die Zeit, in der wir Deutsche uns in der Rolle von Kolonialherren gefielen und in den Einwohnern afrikanischer Länder Menschen sahen, die es zu kolonialisieren galt. Betrachten wir jedoch das Phänomen des Kolonialismus etwas genauer, so erkennen wir, dass die Strukturen, die dieses Phänomen kennzeichnen, keineswegs nur noch der Geschichte angehören. Ganz im Gegenteil: Sie sind heute sogar so allgegenwärtig wie nie zuvor, wenn auch in einer etwas modernisierten Ausprägung. Dies gilt vor allem und gerade auch für den Bereich des Sports. Weiterlesen

Lässt sich Sportentwicklung aktiv steuern?

Zum Problem der passiven Anpassung in Vereinen und Verbänden

1. Hinführung zum Problem

Versteht man den Deutschen Olympischen Sportbund als eine offene Organisation, die sich in einem Austausch mit ihrer Umwelt und deren verschiedenen Teilsystemen befindet, so z.B. mit den Massenmedien, der Wirtschaft, der Kirche, dem Staat, den Gewerkschaften und dem Erziehungswesen, so kann der Deutsche Olympische Sportbund wie jede andere Großor­ganisation auch, seinen Bestand eher dann erhalten bzw. weiterentwickeln (wachsen), wenn er möglichst negative Austauschprozesse mit seiner Umwelt vermeidet. In der Sprache der Organisationssoziologie ausgedrückt heißt das: Es sollte in den Aus­tauschprozessen vermieden werden, dass die Abgabe von Organisationsleistungen und die dadurch verursachten Kosten nicht größer sind als die Erlöse, welche der Organisa­tion zufließen. Dieser Grundsatz gilt vor allem für das Austauschverhältnis des Sports mit dem Staat, den Medien und der Wirtschaft. Weiterlesen

Jugend im Sport heute – Führungskräfte von morgen?

Das Thema, auf das die folgenden Ausführungen gerichtet sind, ist von einer Frage gekennzeichnet, deren Antwort von der Beantwortung zweier weiterer Fragen abhängt. Was, wer und wie ist die Jugend im Sport von heute? Wie wünschen wir uns die Führungskräfte von morgen? Was heißt führen können? Welche Persönlichkeitsmerkmale sollten Führungskräfte haben? Diese Fragen scheinen schnell und leicht beantwortbar zu sein. Weiterlesen

Sind die Präsidien der Sportverbände noch zeitgemäß?

„Vorstandssitzungen sind oft langweilig, deshalb versuche ich nebenher dringende berufliche Arbeit zu erledigen.“ – “Wirkliche Diskussionen, die zu Entscheidungen führen, finden sehr selten statt.“ – „Meist wurde alles in kleinem Kreis bereits vorentschieden. Wichtige Punkte unterliegen der Telefondiplomatie, sie werden erst gar nicht auf die Tagesordnung genommen.“ – „Es überrascht mich immer wieder, wie häufig in meinem Verband über die gleichen Sachverhalte diskutiert werden kann, ohne dass die Diskussionen Folgen haben.“ – „Protokolle sind Schall und Rauch.“ – „Die Vorstandssitzungen werden von wenigen Personen dominiert, Akademiker haben in den Vorständen einen Freibrief des Redens.“ – „In Vorständen kann etwas als neu behandelt werden, obgleich es schon mehrfach in der Vergangenheit beschlossen wurde.“ So und ähnlich sehen und bewerten sich die Mitglieder aus Präsidien der Sportfachverbände immer häufiger, befragt man sie über die Arbeitsqualität der Vorstände des Sports. Weiterlesen

Feigheit im Sport

– oder warum es nur selten zu echten Reformen kommt

Der Sport ist ohne Zweifel ein wichtiger Ort der Wertevermittlung. Werte wie Anstrengungsbereitschaft, Empathie, Frustrationstoleranz, langfristiges Üben und Lernen, Disziplin und Gemeinsinn können vor allem im Wettkampfsport erfahren und eingeübt werden. Seine gesellschaftspolitische Legitimation verdankt der Sport vor allem dieser besonderen Qualität, die ihm der Wettkampfsport mit seinem obersten Prinzip des Fair Play gewährt. Der Sport hat jedoch nicht nur seine positiven Seiten.  Im Sport können auch Handlungsmuster erfahren und eingeübt werden, die unter ethisch-moralischen Gesichtspunkten nicht wünschenswert sind. Es können Muster sein, die als „Unwerte“ zu bezeichnen sind. Betrug im Wettkampf, Doping, Manipulation von Spielergebnissen, Korruption und menschenverachtende Gewalt sind beispielhafte Unwerte, wie sie leider immer häufiger im Sport anzutreffen sind. Die damit einhergehenden Verfehlungen sind erkannt und die Verantwortlichen in den Organisationen des Sports sind zumindest bemüht die Schäden zu minimieren, die dadurch entstanden sind. Weiterlesen

Vom Lockdown zu einem neuen Aufbruch

Noch deutlicher als zuvor wurde und wird während der Coronapandemie offensichtlich, dass mangels einer zielorientierten Führung das Kulturgut Sport in unserer Gesellschaft Schaden nimmt. Würde es nicht viele junge Athletinnen und Athleten und engagierte Trainerinnen und Trainer geben, die mit ihren Leistungen auf wirkungsvolle Weise die deutsche Gesellschaft bei zukünftigen olympischen Spielen und Weltmeisterschaften repräsentieren, und würde es nicht die vielen Turn und Sportvereine geben, die den Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland ein anspruchsvolles und vielfältiges Sportangebot unterbreiten, so müsste man den Zustand, in dem sich die Organisation des deutschen Sports derzeit befindet als ärgerlich bezeichnen. Wie das aktive Sporttreiben trotz seiner wissenschaftlich vielfach nachgewiesenen Präventionsfunktion einem völligen Lockdown unterworfen wurde, wie fast alle Sportverbände nahezu widerstandslos eine politische Intervention in ihrem eigenen Hoheitsgebiet hingenommen haben, kann nur Verwunderung hervorrufen. Angesichts der großen Leistungen, die die deutschen Sportorganisationen in der letzten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts für unsere Gesellschaft erbracht haben, muss diese lethargische Haltung der Sportorganisationen Kritik hervorrufen und es muss deshalb die Frage gestellt werden, wie es zu solch einer Situation kommen konnte. Weiterlesen

Zur Situation des Trainerberufs in Deutschland

Fragt man erfolgreiche Athleten, wem sie ihren Erfolg in erster Linie zu verdanken haben, so sind die Antworten nahezu übereinstimmend. Am Anfang und an erster Stelle des sportlichen Erfolges stehen die Angehörigen, an zweiter Stelle steht ohne jegliche Konkurrenz die bedeutsamste Funktionsrolle im System des Hochleistungs­sports, die Rolle des Trainers. Die Trainer, darüber sind sich alle Experten einig, sind das unverzichtbare Fundament sportlicher Höchstleistungen. Gewiss gibt es einige Athleten, die auch ohne Hilfe eines Trainers erfolgreich sein können. Dies gilt insbe­sondere für erfahrene Athleten, die nicht selten auf eine Trainerbetreuung gegen En­de ihrer Karriere verzichten. Dabei darf jedoch nicht verkannt werden, dass sie alles, was sie sind, letztlich und in erster Linie ihren Trainern zu verdanken haben. Weiterlesen

Talente im Sport

1.Anmerkungen zum Talentbegriff

Die Etymologie des Wortes „Talent“ ist bezeichnend. Das Wort stammt aus dem Griechischen und meint eine ausgezeichnete geistige oder auch körperliche Befähigung. In diesem Sinn spricht man von mathematischen, philosophischen und künstlerischen Talenten. Ursprünglich bedeutete das griechische Wort tálanton „Waage“ und das talentum war eine griechische Gewichtseinheit. Der Bedeutungswandel, den das deutsche Wort Talent hinter sich hat, bis es über das französische Wort talent in unsere deutsche Sprache eingeführt war, ist dabei vielsagend. Er verweist auf das Neue Testament und zielt auf ein anvertrautes Gut, ein übergebenes Vermögen, auf von Gott übergebene Fähigkeiten. Das Talent sollte begrifflich vom Genie unterschieden werden. Dabei ist der Unterschied des Talents vom Genie oft nur mit Mühen festzustellen, da sich das Talent in seinen höchsten Entfaltungen dem Genie bis auf einen unmerklichen Abstand nähern kann. Weiterlesen

Der Weltsport hat seine Grenzen erreicht

Vorbemerkungen

Von 1995 bis zum Jahr 2015 war ich Mitglied des Leitungsgremiums der internationalen Leichtathletik. In dieser Zeit war ich mit verantwortlich für die Entwicklung einer wichtigen olympischen Sportart. Waren für diese Sportart bis zum Jahr 1980 die Olympischen Spiele das wichtigste internationale Sportereignis, so hat sich diese Sportart nach den ersten Leichtathletik-Weltmeisterschaften im Jahr 1983 in Helsinki in einer Weise weiterentwickelt, wie sie für viele olympische Sportarten in den vergangenen Jahrzehnten typisch gewesen ist. Den Freiluft-Weltmeisterschaften folgten Hallen-Weltmeisterschaften, Halbmarathon-Weltmeisterschaften und Weltmeisterschaften für das Gehen. Der vierjährige Rhythmus für die Freiluft-Weltmeisterschaften wurde auf zwei Jahre verkürzt. Es folgten Jugend-Weltmeisterschaften, Junioren–Weltmeisterschaften, ein Welt-Cup und ein Welt-Finale. Ich selbst habe darauf gedrängt, dass eine Staffel-Weltmeisterschaft eingeführt wird und war an der Ideenentwicklung für zukünftige attraktive Leichtathletik-Weltereignisse beteiligt. Weiterlesen

Athletenorientierte Sportförderung

1. Vorbemerkung

Im Februar 2020 werden in Leipzig die Deutschen Hallen-Leichtathletik-Meisterschaft stattfinden. Mehr als 500 Athleten kämpfen dabei um den Titel eines Deutschen Hallenmeisters in mehr als 20 verschiedenen Disziplinen. 400 dieser jungen Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren sind Berufstätige, Studenten oder befinden sich in der Ausbildung. Ihre Leidenschaft, ihr Hobby ist die Leichtathletik. Um bei dieser Meisterschaft teilnehmen zu können, haben sie viele Qualifikationen einzulösen, Hessische oder Sächsische, Süddeutsche oder Norddeutsche Meisterschaften sind die Stationen, um die Teilnahmeberechtigung an der Deutschen Meisterschaft zu erwerben. Mehrmals in der Woche wird von diesen Athleten hierfür trainiert. Zur Deutschen Meisterschaft werden viele von ihnen mit dem eigenen PKW fahren, in billigen Unterkünften werden sie sich einquartieren, nicht wenige werden nur in der Jugendherberge wohnen. Nicht mehr als 100 Athleten von 500 sind es, die für ihren Trainings- und Wettkampfaufwand in angemessener Weise entschädigt werden, Weiterlesen

Die Integrität des Sports ist bedroht

Die nationalen und internationalen Sportsysteme befinden sich schon seit längerer Zeit in einer Krise, die sich in erster Linie als eine ethisch-moralische Krise darstellt. Der Sport mit seinen Athletinnen und Athleten, mit seinen Trainern und Trainerinnen, mit seinen Wettkämpfen und Meisterschaften und mit seiner ehrenamtlichen und hauptamtlichen Führung wird dabei immer intensiver bedroht. Die Bedrohung des Sportsystems kommt dabei ebenso von innen wie von außen. Fragwürdige Eigeninteressen wie Geltungssucht, Egoismus, Macht und Geldgier im System des Sports selbst und nicht weniger fragwürdige Fremdinteressen von Politik, Wirtschaft, Massenmedien und weiteren Institutionen zeigen sich uns in einer äußerst gefährlichen Symbiose. Weiterlesen

Funktionärswelt Sport – Geschlossene Gesellschaft

Wollen Familien überleben, so sind sie auf Erneuerung angewiesen. Gleiches gilt für Sportorganisationen. Die Lehre von der Evolution biologischer Systeme gibt uns dabei eine ganze Reihe von Maximen, die für Erneuerungsprozesse beachtenswert sind. Sie zeigt uns auch, was dabei möglichst zu verhindern ist und warum es sich lohnt, dass man sich daran hält. Sind Inzestprozesse zu beobachten, so sind biologische Systeme meist nicht überlebensfähig. Sensorien zur Beobachtung der eigenen Umwelt, reger Austausch mit Beobachtern, die einen von außen sehen, und das Hereinholen von Außenpotenzialen haben sich hingegen über Jahrhunderte bewährt. Weiterlesen

Sportregeln – Welche Regeln lassen sich unterscheiden

In der Sportwissenschaft weist die Verwendung des Begriffes „Regel“ auf ein terminologisches Problem hin. Es gibt den Gebrauch eines engen Regelbegriffs, der sich lediglich auf die kodifizierten Sportartenregeln bzw. Sportregeln bezieht, und es gibt den Gebrauch eines weiten Regelbegriffs, der sich auch auf moralische Regeln bezieht und darüber hinaus alle Regeln des Sports, die auf sozialen Konventionen beruhen, miteinbezieht. Weiterlesen

Ehrenamtliche Führungsarbeit ist unverzichtbar

Die Idee der freiwilligen Vereinigung ist für die Organisationen des deutschen Sports konstitutiv. Sie bildet die Grundlage für mehr als 90.000 Turn- und Sportvereine, sie ist aber auch prägend für die übergeordneten Verbände, deren Mitglieder letztlich jene Menschen sind, die sich in freiwilligen Vereinigungen zusammengeschlossen haben. Zur Idee der freiwilligen Vereinigung gehört nicht weniger grundlegend die Idee der Ehrenamtlichkeit. Sie ermöglicht unserem Gemeinwohl einen kultur-, sozial- und gesundheitspolitischen Beitrag des Sports der seinesgleichen sucht. Durch die Idee der Ehrenamtlichkeit wird nicht zuletzt in allen Städten und Gemeinden Deutschlands den Bürgerinnen und Bürgern ein Sportangebot unterbreitet, das in jeder Hinsicht sozial ausgerichtet und nicht zuletzt auch unter Kostengesichtspunkten unersetzbar geworden ist. Weiterlesen

Benötigt der DOSB eine Strategie der aktiven Steuerung?

Versteht man den DOSB als eine umweltoffene Organisation, die sich in einem Austausch mit ihrer Umwelt und deren verschiedenen Teilsystemen befindet (z.B. Massenmedien, Wirtschaft, Kirche, Staat, Gewerkschaften, Schule etc.), so kann der DOSB – wie jede andere Großorganisation auch – in seinem Bestand nur dann erhalten werden bzw. überleben oder wachsen, wenn er möglichst negative Austauschprozesse mit seinen Umwelten vermeidet. In der Sprache der Organisationssoziologie ausgedrückt heißt das: Es sollte in den Austauschprozessen vermieden werden, dass die Abgabe von Organisationsleistungen und die dadurch verursachten Kosten größer sind als die Erlöse, welche der Organisation zufließen. Dieser Grundsatz gilt vor allem für das Austauschverhältnis mit dem Staat, den Medien und der Wirtschaft. Grundsätzlich stehen wie jeder Organisation auch dem DOSB mehrere Möglichkeiten offen, seine Organisation zu steuern. Weiterlesen

Zu Strukturproblemen der deutschen Sportverbände

  • Es ist richtig, dass die Sport- und Organisationsentwicklung in erster Linie in den Vereinen stattfindet. Deren autonome Entscheidungen können durch zentrale Konzepte und Strategien nur bedingt beeinflusst werden. Der bislang vollzogene und aktuell sich ereignende Prozess der Sportvereinsentwicklung resultiert nur im Ausnahmefall aus bewussten Überlegungen, auf Strategien mit Zielvorgaben, aus definierten Aufgabenstellungen. Alltagszwänge, finanzielle Unwägbarkeiten, personelle Fluktuation und Wissensvarianz lassen die Vereinsentwicklung an der Basis als ein zufälliges Phänomen erscheinen. Weiterlesen

Demografischer Wandel in Deutschland und dessen Bedeutung für die Spitzenverbände des deutschen Sports

Ein Gastbeitrag von Jonas Bischoff

1. Einführende Bemerkungen

Olympia 2060. Die deutsche Delegation kehrt mit nur einer Goldmedaille – in der Disziplin E-Sports – in die Heimat zurück. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gerät in Erklärungsnot, wirkt ratlos und beklagt den Nachwuchsmangel im deutschen Leistungssport: „Uns fehlen einfach die jungen Leute!“. Der Aufschrei in der deutschen Bevölkerung bleibt verhalten. Die Menschen unterhalten sich lieber über das neue, bahnbrechende Gesundheitsprogramm Uber-Sports des Fitnessstudio-Giganten Google-Health, das einem die Instant-Buchung eines Personal-Trainers für zu Hause per Smartphone-App ermöglicht – mit Fast-Delivery-Garantie. Weiterlesen

Wettbewerb der Sportarten

Die Behauptung, dass sich Sportarten in einem Wettbewerb befinden, kann auf den ersten Blick überraschen. Biathlon oder Leichtathletik gibt es nur einmal, gleiches gilt für Handball oder Tischtennis. Hat eine Sportart eine bestimmte Organisation aufzuweisen, so ist die Sportart Monopolist für ein bestimmtes Sportangebot. Diese Monopolstellung wird der Sportart vom Gesetzgeber eingeräumt, deshalb kann es z.B. auch in der deutschen Dachorganisation, dem DOSB, immer nur einen Mitgliedsverband für eine Sportart geben. Gleiches gilt für die europäische Ebene. Auch für das IOC gibt es in Bezug auf eine Sportart immer nur einen einzigen Ansprechpartner. Die olympischen Sportarten sind somit in der Regel keiner internen Konkurrenz ausgesetzt. Sie werden auf der Grundlage kodifizierter Regeln betrieben. Finden sich genug Menschen, die bereit sind, sich dem jeweiligen Regelkonzept einer Sportart zu unterwerfen, so ist deren Überleben gesichert. Weiterlesen

Handball – ein paradoxes Faszinosum

Handball war und ist meine Lieblingssportart. Doch gleichzeitig frage ich mich immer häufiger: Ist dies noch meine Sportart, die ich mit so großer Begeisterung betrieben und erlebt habe? In der D-Jugend fing alles an, motiviert durch einen faszinierenden Trainer, gab es nur ein Ziel: Samstag für Samstag sich mit den besten der Gleichaltrigen im Handball zu messen. Jedes Training war dabei ersehnt, jedes Turnier war willkommen. Aus der D-Jugend wurde eine C-Jugendmannschaft, die B-Jugend folgte und in der A-Jugend konnte man sich schon überregional mit den besten Handballmannschaften bei internationalen Turnieren messen. Unvergesslich das jährliche Turnier in Wangen im Allgäu, wo eine ganze Kleinstadt sich dem Handballsport verschrieben hatte. Dem A-Jugend Alter entwachsen, gab es nur ein Ziel, über die 1B die erste Mannschaft zu erreichen. Ihr gehörten mehrere Nationalspieler an, wobei unser Spielertrainer, der gleichzeitig unter Bundestrainer Fick einer der beliebtesten deutschen Nationalspieler war, wohl die herausragendste Persönlichkeit war, die mir im Handballsport begegnet ist. Weiterlesen

Wettkampfsport im Verein und im Verband – Eine kulturelle und pädagogische Notwendigkeit

Vorbemerkungen

Der Sport ist für jenen, der ihn betreibt, eine klare und verständliche Sache. Laufen, Werfen, Springen verbunden mit der olympischen Maxime des „Höher, Schneller, Weiter“ sind jene Inhalte und Kennzeichnungen, die z.B. das Phänomen der Leichtathletik hinreichend bestimmen lassen. Der Kern dessen, was Leichtathletik ist, scheint damit relativ überdauernd und hinreichend eindeutig festgelegt zu sein. Ein Blick in die Geschichte des Laufens, Werfens und Springens gibt uns jedoch sehr schnell zu erkennen, dass dieser Schein trügt. Der Begriff der Leichtathletik meint stilisierte Formen des Laufens, Werfens und Springens; Leichtathletik ist ein spezifischer Inhalt einer spezifischen und historisch gewachsenen Sportkultur und der Sport ist ein bestimmendes Merkmal unserer modernen Bewegungskultur. Ja, der Sport ist das kennzeichnende Merkmal einer Leistungskultur, die eine noch junge Geschichte aufweist, deren Ende aber hoffentlich noch lange nicht absehbar ist. Teilt man diesen Wunsch, so ist der Sport heute eine kulturelle Notwendigkeit für unsere Gesellschaft. Weiterlesen

Weichenstellungen für den deutschen Sport

Ein zu schnell fahrender Zug, der die Warnzeichen übersieht, mehrere Weichen überfährt und ein großes Unglück zur Folge hat ist ein oft genutztes Bild, wenn man vor Entwicklungen warnen möchte, die möglichst zu vermeiden sind. Nicht immer ist dieses Bild passend. Für die Probleme die sich in der deutschen Sportentwicklung schon seit vielen Jahren zeigen und deren Lösung dringend erforderlich ist, scheint das Bild von der richtigen Weichenstellung jedoch hilfreich zu sein. Eine ganze Reihe von Warnsignalen ist schon seit längerer Zeit nicht zu übersehen. Hinter jedem der Warnsignale steht ein gravierendes Problem, das schon seit längerer Zeit einer Lösung bedarf und wobei sich die Frage stellt, wie sich die Dachorganisation des deutschen Sports, der Deutsche Olympische Sportbund, mit dieser Problemstellung auseinandersetzt und welche Lösungswege er zu suchen bereit ist. Weiterlesen

E-Sport Mitgliedsverband im DOSB? Nein, aus guten Gründen.

Je anmaßender Politiker sich verhalten, desto mehr gilt ihnen unsere Aufmerksamkeit. „E-Sport ist Sport, so einfach ist das“, twitterte Staatsministerin Bär am 24.10. nach einem Treffen mit Vertretern des E-Sports im Kanzleramt. SPD-Bundestagsabgeordneter Pilger propagiert den E-Sport, in dem er dem DOSB vorwirft, er sei altbacken und rückwärtsgewandt, da er sich einer neuen Jugendkulturbewegung verschließe. Auch der CDU-Parlamentarier Steinecke glaubt ultimativ feststellen zu müssen „E-Sport ist Sport“. Selbst im Koalitionsvertrag wurde diesen anmaßenden Forderungen Platz gegeben, in dem verlangt wird, dass E-Sport vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anzuerkennen sei, um auf diese Weise dem E-Sport eine olympische Perspektive zu verschaffen. In diesen Tagen wurde dieser anmaßenden Haltung noch eine Krone aufgesetzt. Weiterlesen

Moral und Ethik im Sportsommer 2018

Ein Gastbeirag von Ewald Walker

Der Sport reproduziert bekanntlich Realität und Widersprüche einer sich schnell wandelnden Gesellschaft. Diese Zerrissenheit zeigt sich in fortschreitender Globalisierung bei gleichzeitiger Rückbesinnung auf die Region, bei Leistung und Qualität gegen Konsum und Spaß. Auf den Sport übertragen bedeutet das Event und Erlebnis statt Leistung und Wettkampf mit Sieg oder Niederlage. Leistungs- und Spitzensport haben stark an Glaubwürdigkeit und Akzeptanz verloren.

Und dennoch hat dieser Sport ein spannendes Jahr erlebt. Handball-Europameisterschaft im Januar, Olympische Winterspiele in Pyeongchang. Im Sommer dann Fußball-WM in Russland, European Championships mit der Leichtathletik-EM in Berlin. Viele schöne und begeisternde Momente auch außerhalb des Olympiastadions auf der europäischen Meile rund um den Breitscheidplatz und der Gedächtniskirche. Weiterlesen

Strukturen des Sports in Deutschland III


Dies ist der dritte und letzte Beitrag über „Strukturen des Sports in Deutschland“. Im ersten Teil wurden Organisationsstrukturen behandelt. In diesem zweiten Teil folgten Sozial- und Personalstrukturen des Sports. Der dritte Teil widmet sich unter anderem Wettkampf- und Finanzstukturen, sowie dem Anti-Doping-Kampf

<< zum zweiten Teil


4. Angebotsstrukturen

Die anzutreffende organisatorische Vielfalt des deutschen Sports geht mit einer Angebotsvielfalt einher. Der jeweils ausgewählte Sport kann auf sehr unterschiedlichen Leistungsniveaus ausgeübt werden und sehr verschiedene Motive können das sportliche Handeln prägen. So können z.B. Gesundheitssport, Wettkampfsport, Leistungs-, Hochleistungs- und Breitensport, Berufssport und der damit verbundene Zuschauersport unterschieden werden. Der Wandel der deutschen Gesellschaft hat in den vergangenen 50 Jahren zu einer erheblichen Vervielfältigung des Sportangebots geführt. Man kann dabei von einem „Versportlichungsprozess“ der deutschen Gesellschaft sprechen (vgl. Abb. 39). Weiterlesen

Strukturen des Sports in Deutschland II


Dies ist der zweite von drei Beiträgen über „Strukturen des Sports in Deutschland“. Im ersten Teil wurden Organisationsstrukturen behandelt. In diesem zweiten Teil folgen nun Sozial- und Personalstrukturen des Sports. Der dritte Teil wird sich unter anderem Wettkampf- und Finanzstukturen, sowie dem Anti-Doping-Kampf widmen.

<< zum ersten Teil


2. Sozialstrukturen

Neben den Organisationsstrukturen des deutschen Sports sind vor allem auch dessen Sozialstrukturen von Interesse. Über sie kann die Frage beantwortet werden, wer mit wem welchen Sport in Deutschland treibt. Die Sozialstrukturen können dabei auf eine vielfältige Weise rekonstruiert werden. Man kann zunächst die aktiv Sporttreibenden von den Passiven unterscheiden. Dabei zeigt sich die Sozialstruktur der Zuschauer äußerst unterschiedlich im Vergleich zur Sozialstruktur der Sportaktiven. Die Sozialstruktur jener, die in privaten Organisationen Sport treiben, unterscheidet sich von jener in den freiwilligen Sportvereinigungen. Die Sozialstruktur der Funktionäre, der Mitarbeiter und Trainer kann sich ebenfalls durch interessante Unterschiede auszeichnen.

Dabei ist vor allem zu beachten, dass auch die verschiedenen Sportarten von unterschiedlichen sozialstrukturellen Merkmalen geprägt sind. Im Folgenden werden einige beispielhafte sozialstrukturelle Kennzeichnungen vorgenommen: Weiterlesen

Strukturen des Sports in Deutschland I


Dies ist der erste von drei Beiträgen über „Strukturen des Sports in Deutschland“. Im ersten Teil werden Organisationsstrukturen behandelt. Im zweiten Teil folgen Sozial- und Personalstrukturen des Sports. Der dritte Teil wird sich unter anderem Wettkampf- und Finanzstukturen, sowie dem Anti-Doping-Kampf widmen.


Vorbemerkungen

In der Welt des Sports spielt vor allem der deutsche Sport ohne Zweifel eine besondere Rolle. Er kann genau wie der Sport in England und Schweden auf eine lange und wirkungsvolle Tradition verweisen.

Abb. 1: Der Turnplatz Hasenheide um 1811

Eine kurze Übersicht der wichtigsten Stationen des deutschen Sports in seiner Entwicklung zeigt deutlich, wie vielfältig verankert er national und international ist. Weiterlesen

Wirtschaftsfaktor Sport

WM-Brot, Panini-Bilder, WM-Trikot, Soccer-Schnitzel, Fußball-Marmelade – die Fantasie der Konsumgüterindustrie scheint grenzenlos zu sein. Bei keinem anderen Anlass kann die wirtschaftliche Bedeutung des Sports so offensichtlich klargemacht werden, wie dies bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Fall ist. Fußball ist nicht nur der begehrteste Konsumartikel innerhalb der Sportindustrie. Er ist auch ein relevanter Teil unseres Arbeitsmarktes. Sein Einfluss auf die Medienbranche ist immens. Und mit seinen Sportanlagen ist er begehrter Partner der Bauindustrie. Will man jedoch die Bedeutung des Sports für die Wirtschaft unserer Gesellschaft etwas präziser bestimmen, stößt man auf einige Schwierigkeiten. Weiterlesen

Entwicklung der Sportverbände – Ein selbstkritischer Blick wäre wünschenswert

Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland kann der organisierte Sport auf eine beispiellose Erfolgskarriere zurückblicken. Die Turn- und Sportvereine, die die Basis des deutschen Sportsystems bilden, haben sich dabei als besonders attraktiv erwiesen. Nahezu ausnahmslos sind ihre Mitgliederzahlen kontinuierlich angestiegen. Die Vereine konnten ihr Sportangebot erweitern und wurden auf diese Weise den vielfältigen Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger gerecht, die diese an ein wünschenswertes Sportangebot herangetragen haben. Die Dachorganisationen der Turn- und Sportvereine, die Bezirkssportbünde, die Landessportbünde und der Deutsche Olympische Sportbund haben ihr Dienstleistungsangebot zugunsten der Vereine kontinuierlich entwickelt. Eine verantwortungsvolle Personalentwicklung hat dazu geführt, dass in fast allen Vereinen haupt- und ehrenamtliches Personal in qualifizierter Weise arbeiten, um auch den zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden. Weiterlesen

Sport als Medium des politischen Protests

Dass die Politik den Sport für verschiedenste Zwecke benutzt ist längst zu einer Selbstverständlichkeit geworden. In Diktaturen wird der Sport wie selbstverständlich für die autoritären Interessen der Mächtigen eingesetzt. In jungen Nationen ist es beliebt den Sport als Medium der nationalen Repräsentation zu nutzen. Zur Zeit des Kalten Krieges sollten ganze Gesellschaftssysteme in ihrer Leistungsfähigkeit mittels sportlicher Erfolge dargestellt werden und betrachtet man die Agenda westlicher Parlamente und Regierungen, so kann man erkennen, dass der Sport mittlerweile als multifunktionale Waffe für nahezu jedes gesellschaftliche Problem eingesetzt wird. Weniger selbstverständlich ist es, wenn der Sport selbst zu einem Vehikel politischer Interessen wird und Athleten sich des Mediums Hochleistungssport bedienen, um politische Verhältnisse und Entwicklungen in Frage zu stellen. Der Sport erweist sich dabei als eine geeignete öffentliche Bühne, die politisch und massenmedial zur Kenntnis genommen wird und auf der deshalb Botschaften in einer Reichweite artikuliert werden können, wie dies sonst selten der Fall ist. Weiterlesen

Handball im Wandel – Perspektiven zukünftiger Entwicklungen

Vorbemerkungen

Die Antwort auf die Frage nach der Zukunft des Handballsports ist in der alltäglichen Arbeit in den 4.356 Handball-Vereinen zu finden (Stand: 01.01.2016). Sie hängt ab von der Arbeit der Abteilungs- und Übungsleiter und der Trainer, die mehrmals in der Woche ihre Freizeit dem Handballsport opfern und dabei bemüht sind, Handballmannschaften verschiedenen Geschlechts, verschiedener Altersklassen Woche für Woche so vorzubereiten, dass sie möglichst besser sind als die Gegner und dass die jeweils gesteckten Ziele in den Ligen des Handballsystems erreicht werden. Diese Arbeit ist heute schwieriger denn je und die für den Handballsport an der Basis Verantwortlichen müssen schon seit längerer Zeit Probleme lösen, denen sie immer weniger gewachsen sind, die immer komplexer werden und bei deren Lösung sie dringender denn je Hilfe von ihrer Dachorganisation und den übergeordneten Sportverbänden benötigen. Weiterlesen

Droge Fußball

„Der Hollywood-Star Leonardo DiCaprio ist zur Fußball-WM nach Brasilien gereist. Der US-Schauspieler traf mit 21 Freunden in Rio de Janeiro ein und bezog ein Quartier auf einer Luxus-Yacht. DiCaprio und seine Entourage logieren auf der Topras, die Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan aus Abu Dhabi gehört – dem Besitzer des britischen Fußballclubs Manchester City. Die Yacht ist 147m lang und hat unter anderem Schwimmbad, Fitnessstudio, Hubschrauberlandeplatz und Kino.“ „Denn niemand siegt allein, weder im Sport noch im Leben“, so mahnte in derselben Zeitung Papst Franziskus die Fußballspieler vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Mit diesen zwei Zitaten lässt sich stellvertretend das Interesse am Fußball im Allgemeinen und an der Fußball-Weltmeisterschaft im Speziellen kennzeichnen. Am Fußball ist jeder Mann und jede Frau interessiert, der Fußball schafft es, dass manche seriösen Tageszeitungen mehr als die Hälfte ihres redaktionellen Umfanges für dessen Berichterstattung zur Verfügung stellen. Weiterlesen

Soll E-Sport olympisch werden?

Die Suche nach einer Authentizität des Sports ist bislang erfolglos gewesen, wenngleich auch diese Suche eine lange Tradition aufweist. Es wurde dabei ganz offensichtlich etwas gesucht, dass es gar nicht geben kann. Das Ergebnis der Suche ist keine Authentizität – es wird vielmehr das gefunden, was bestimmte Institutionen als „ihren Sport“ bezeichnen. Die Grenzen des Begriffs „Sport“ waren schon immer unscharf gewesen und werden es auch in der weiteren Zukunft bleiben. Das Phänomen des Sports kann vermutlich kaum anders gefasst werden, als es in Anlehnung an Wittgenstein versucht wurde. Demnach sind es die Regeln, die den Sport am ehestem als eigenständiges Phänomen kennzeichnen. Als einzelne Regeln haben sie jedoch keine authentische Qualität. Es gilt vielmehr der Satz, dass die Bedeutung des Wortes „Sport“ dessen Gebrauch ist. Präziser formuliert heißt das, die Bedeutung des Begriffs „Sport“ ist der Gebrauch dieses Begriffes. Weiterlesen

Weiße Elefanten des Sports

Die Diskussion über die Ausrichtung zukünftiger Olympischer Spiele handelt nicht selten von der Gefahr der sogenannten „weißen Elefanten“. Demnach werden teure und pompöse Bauten zur Durchführung der olympischen Wettbewerbe erstellt, die sich meist unmittelbar nach Beendigung der Spiele als völlig unnütz erweisen, deren nachträgliche Nutzung nicht gesichert ist und die für den Steuerzahler erhebliche Folgekosten zurücklassen. Dass der Sport in den letzten Jahrzehnten weiße Elefanten zurückgelassen hat, kann von niemandem bestritten werden. Die Olympischen Spiele von Athen im Jahr 2004 sind in dieser Hinsicht ebenso ein Mahnmal wie die Spiele von Montreal und Sydney. Weiterlesen

Sportverbände – ein notwendiges Übel?

Sportverbände sind in der Regel eingetragene Vereine. Diese Rechtsgrundlage ist in vielen soziologischen Analysen Ausgangspunkt für eine ganze Reihe äußerst positiver Interpretationsmuster. Sportverbände sind Orte, in denen demokratisches Handeln eingeübt werden kann. Sportverbände offerieren Ehrenämter, auf die die moderne Zivilgesellschaft zwingend angewiesen ist und das ehrenamtliche Handeln kann dabei als hilfreicher Gegenpol zu einer einseitigen und materialistischen Ausrichtung unserer Gesellschaft bewertet werden. Weiterlesen

Red Bull – Ein Modell für das Verhältnis von Sport und Wirtschaft?

Sport und Wirtschaft befinden schon seit langer Zeit in einer äußerst erfolgreichen Partnerschaft. Eine der erfolgreichsten weist den Namen „Red Bull“ auf. Am 28. August 1987 wurde diese Partnerschaft durch einen Sponsorenvertrag zwischen Dietrich Mateschitz, dem Red Bull Erfinder und Miteigentümer der Red Bull GmbH und dem Salzburger Eishockey Club ins Leben gerufen. Jüngst feierte die Partnerschaft ihren 30. Geburtstag. Fragt man Marketingexperten, so ist das Sponsoringnetz zwischen Red Bull und der Welt des Sports heute erfolgreicher denn je. Das Produkt, um das es dabei geht, könnte kaum einfacher sein. Es handelt sich um ein taurinhaltiges Getränk, wie es zunächst in Japan konsumiert wurde. Japanische Piloten nutzen dieses Getränk zur Steigerung von Konzentrationsleistungen. Weiterlesen

Warum die Reform der Leichtathletik nicht gelingt

Die Leichtathletik ist ohne Zweifel eine der traditionsreichsten Sportarten. Waren es im 18. Jahrhundert zunächst vorrangig die Läufe, die die Massen faszinierten und die Wettleidenschaft befriedigten, so kamen im 19. Jahrhundert zunehmend Wurf- und Sprungduelle hinzu. Auch sie waren beim Publikum äußerst beliebt. Als Coubertin die modernen Olympischen Spiele in Athen 1896 initiierte, war es deshalb naheliegend, dass die beliebte Sportart Leichtathletik zur Königsdisziplin der Olympischen Spiele wurde. Mit dem Begriff „Track and Field“ wurde eine Palette von Einzelwettkämpfen unter das Dach eines gemeinsamen Verbandes gebracht und 1912 war es dann möglich mit der Gründung der IAAF eine Organisation zu schaffen, deren vorrangige Aufgabe darin zu sehen war, dass sie über die Regeln der Leichtathletik wacht, um auf diese Weise Athletinnen und Athleten in den Disziplinen der Leichtathletik faire Wettkämpfe zu ermöglichen. Weiterlesen

Marketing-Leichtathletik

Im Frühling zeigt sich die Natur von ihrer schönsten Seite. Eine Blütenvielfalt bringt eine Farbenpracht hervor, an der wir uns alle erfreuen. In diesen Tagen möchte die Leichtathletik es der Natur gleichtun. Nach einem langen Winterschlaf und in Erwartung eines interessanten Sommers macht auch sie mit zwei Blüten auf sich aufmerksam, die widersprüchlicher nicht sein könnten. Weiterlesen

Zu kurz gesprungen – Warum die Regelvorschläge des europäischen Leichtathletik-Verbandes kein Beitrag zur Glaubwürdigkeit der Europarekorde sind

Weltrekorde sind zunächst und vor allem ein Spektakel. Wenn in der Leichtathletik bei Olympischen Spielen oder bei Weltmeisterschaften von Athletinnen und Athleten neue Weltrekorde aufgestellt werden, so ist dies für den Zuschauer ohne Zweifel außergewöhnlich spektakulär. Manchmal fällt ein alter Weltrekord völlig überraschend, wie dies in Rio bei den Olympischen Spielen 2016 im 400-Meter-Lauf der Fall war – Wayde van Niekerk lief 43,03 Sekunden und unterbot somit den alten Weltrekord von Michael Johnson. Weiterlesen

Sind die Grundwerte des Sports in Gefahr?

„36 Verletzte beim Oberligaspiel Zwickau gegen Aue“, „Briefumschläge voller Bargeld“, „Schiedsrichter manipuliert den Ausgang von NBA-Spielen“, „Polizei kassiert Prügel“, „Gewalt unter Fans im Fußball“, „Israelische Vereine finden sich in den Fängen der Unterwelt wieder“, „Zuschauergewalt richtet sich gegen Zuschauer“, „Match-fixing ist auf der Tagesordnung fast aller Profisportarten“ und „Der weltweite noch immer zunehmende Dopingbetrug“ lässt sich von keiner Schlagzeile in seiner Reichweite kennzeichnen. Weiterlesen

Leichtathletik – eine sterbende Sportart?

In wenigen Jahren feiert der Internationale Leichtathletik-Verband sein 100-jähriges Jubiläum. Er gehört damit zu den ältesten internationalen Fachverbänden. Die Leichtathletik sieht sich selbst als die Königin der Olympischen Spiele und ohne Zweifel ist es ihr in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gelungen, bei den Olympischen Spielen die Zuschauer in den Olympiastadien zu faszinieren und die Leichtathletik hat auch ganz wesentlich zum großen massenmedialen Erfolg der Olympischen Spiele beigetragen. Weiterlesen