Frauen auf dem „Vormarsch“- eine Hoffnung auch für den Sport?

Helmut Digel

Frauen sind wie Männer und Männer sind wie Frauen. Beide sind Menschen und die Menschheit zeichnet sich vor allem durch eine ausgesprochene Vielfalt aus. Es gibt kluge und dumme, gute und böse, schöne und hässliche, große und kleine, kräftige und schwache Menschen, mit heller oder mit dunkler Hautfarbe. Menschen glauben an eine Religion oder sind Nihilisten oder Atheisten. Alle diese Menschen können sowohl Männer und Frauen sein und es kann eigentlich kaum überraschen, dass es beim Handeln der Menschen, was immer diese Menschen auch tun, es kaum Unterschiede gibt, ganz gleich ob Männer oder Frauen für ihr Handeln verantwortlich sind. Gewiss gibt es biologische Unterschiede zwischen Mann und Frau, wenngleich heute ja nicht mehr so ganz sicher ist was ein „Mann“ und was eine „Frau“ ist und es stellt sich sogar die Frage ob nicht noch weitere Geschlechter innerhalb der Menschheit zu unterscheiden sind, wenn man die übliche Hebammengeschlechtszuweisung nach äußeren Merkmalen bei der Geburt durch eine genetische Untersuchung ersetzen würde. Immerhin gibt es in vielen Staaten mittlerweile bereits Gesetze durch die ein dritter Eintrag in den Personalausweisen der Menschen bei der Angabe ihres Geschlechts möglich ist. Ob der Eintrag „X“ oder „Divers“ lautet: beides deutet darauf hin, dass es bei der Zuordnung des menschlichen Geschlechts ganz offensichtlich Probleme gibt.

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„Fusslümmelei“ – eine pandemische Krankheit

Helmut Digel

Am Eberhard- Ludwigs- Gymnasium, einem Nachbargymnasium zu meinen Gymnasien, dem Friedrich- Eugens- Gymnasium und dem Karls- Gymnasium, an denen ich in Stuttgart mein Abitur machte und später auch als Gymnasiallehrer vor Beginn meiner Universitätslaufbahn tätig war, gab es im 19. Jahrhundert einen Turnlehrer namens Karl Planck, der sich 1889 mit einer bedeutsamen Publikation zu Wort gemeldet hat. „Fußlümmelei – Über Stauchballspiel und englische Krankheit“ war der Titel seiner Schrift, deren Inhalt damals Anlass zu wichtigen pädagogischen Diskussionen gewesen ist.

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Ist E-Sport gemeinnützig?

„Wir schaffen Rechtssicherheit für gemeinnützigen Journalismus und machen E- Sport gemeinnützig“, so haben es SPD, FDP und Grüne im Kapitel „Kulturförderung“ auf Seite 97 des gemeinsamen Koalitionsvertrags vereinbart, der vor zwei Jahren unter dem Motto „Mehr Fortschritt wagen“ veröffentlicht wurde. Wie es in der deutschen Politik leider schon seit langem üblich geworden ist, zeichnen sich viele Politiker¹ und deren Parteien durch Verlautbarungen aus, in denen sie politische Projekte ankündigen, ohne dabei zu klären, wie und was genau zu einem bestimmten Zeitpunkt passieren soll.
Genau dies zeichnet nun einmal mehr die aktuelle Bundesregierung aus, die weder in ihrem Vertrag geklärt hat, was sie unter E- Sport überhaupt versteht und warum ausgerechnet diese Art von Sport gemeinnützig sein soll. Sie folgt damit der vorherigen Regierung, in der sich bereits eine CSU- Staatsekretärin besonders dadurch einen Namen machte, dass sie die Sportverbände nötigen wollten, einen E- Sportverband als Mitgliedsorganisation des DOSB anzuerkennen. Dabei stellte sich bereits damals nicht nur für den DOSB die Frage, warum die Förderung der Gaming- Industrie für unsere Gesellschaft eine wünschenswerte Kulturförderung sein soll, so wie sich heute die Frage stellt, warum eine Lobbypolitik zu Gunsten des E-Sports für unser Gemeinwesen einen Fortschritt darstellen soll.

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Braucht Deutschland ein Sportfördergesetz?

Helmut Digel

 

Am 1. März war es endlich soweit: Das Bundesministerium des Innern und für Heimat veröffentlichte einen Referentenentwurf für ein „Sportfördergesetz“(1), das möglichst noch in diesem Jahr in Kraft treten soll. Folgt man den Veröffentlichungen des DOSB, so liegen diesem Entwurf eine Vorbereitungszeit von zwei Jahren zu Grunde.
Aus einer sporthistorischen Perspektive betrachtet ist dieser Entwurf etwas Einmaliges, denn es handelt sich dabei um die Grundlage für das erste Sportfördergesetz der Bundesrepublik Deutschland, nachdem man den Hochleistungssport in Deutschland über mehr als 70 Jahre lediglich auf der Grundlage des Grundgesetzes durch den jeweiligen Bundesminister des Innern gefördert hat, ohne dass dieser Förderung ein Spezialgesetz zu Grunde gelegen hat.

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Der Weltsport im Olympischen Jahr 2024

Der Weltsport kann einen ökonomischen Systemerfolg im Jahr der Olympischen Spiele 2024 aufweisen wie es bei keinem anderen gesellschaftlichen Teilsystem der Fall ist. Die Olympischen Spiele in Paris können dabei als der zwischenzeitlich erreichte Höhepunkt bezeichnet werden, der sehr schnell durch den nächsten Höhepunkt, der weltweit größten Fußballshow im Jahr 2026, abgelöst wird. Die kapitalistische Devise „Wachstum“ gilt für dieses System wie für kein anderes und es werden trotz aller, oder gerade wegen aller politischen Krisen, höhere Umsätze und Gewinne erzielt als jemals zuvor. Die in diesem System handelnden Personen zeichnen sich vor allem durch eine unersättliche Geldgier aus. Dies gilt für die sportlichen Akteure¹, für die verantwortlichen Funktionäre, für die Veranstalter, für die Sponsoren und wirtschaftlichen Partner, für die begleitenden Massen- und sozialen Medien, d.h. für alle Beteiligten wohl nicht im gleichen Umfang aber doch in der anzutreffenden Ausrichtung gleichermaßen. Obszöne Transfersummen, überhöhte Gehälter, maßlose Antrittsgelder, fragwürdige Werbeverträge, noch immer anwachsende Kosten für Übertragungsrechte, rechtlich kaum nachvollziehbare Erlasse von Steuern rufen dabei nahezu täglich öffentliche Verwunderung hervor, ohne dass dabei infrage gestellt wird, dass diese Obszönität auf dem Rücken der Steuerzahler stattfindet.

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Der Sport in den Koalitionsverträgen und Regierungsprogrammen in Deutschland – ein besorgniserregendes Thema

Zur Bedeutung der staatlichen Sportpolitik in der subsidiären Beziehung zwischen Sport und Staat

Die Entwicklung des Sports in Deutschland wirft schon seit längerer Zeit eine ganze Reihe von Fragen auf, die auf Probleme verweisen, die dringend von den Verantwortlichen in den Organisationen des Sports gelöst werden müssen. In einer von den „Vätern des Grundgesetzes“ bewusst gewollten subsidiären Beziehung zwischen freiwilligen Vereinigungen und dem Staat haben aber auch die politischen Institutionen im Bund und in den Ländern eine besondere Verantwortung, dem Sport bei der Lösung seiner Probleme zu helfen, ohne dessen Autonomie und parteipolitische Neutralität zu gefährden.

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Die Versportlichung des Fernsehens

Seit den Anfängen des Fernsehens nimmt der Sport eine prominente Rolle ein, wenn es gilt, die Zuschauer des Fernsehens zu informieren, zu unterhalten und zu bilden. Die Bildungsfunktion von Sportsendungen ist dabei wohl nur als äußerst gering einzuschätzen, doch dessen Unterhaltungswert ist nach wie vor unbestritten. Mit Live Übertragungen von internationalen Sportereignissen wie zum Beispiel von der Fußball Weltmeisterschaft oder von Olympischen Spielen lassen sich höchste Einschaltquoten erzielen. Übertragungen von Spielen der deutschen Fußballnationalmannschaft bei Welt – und Europameisterschaften führen bereits seit Jahrzehnten Jahr für Jahr die Ranglisten jener Fernsehereignisse an, die von den Zuschauern am häufigsten eingeschaltet wurden. Der Sport war es auch, der dem Fernsehen immer wieder die Möglichkeit für die Präsentation technologischer Innovationen gab. Zu den ersten schwarz-weiß Sendungen gehörte die Übertragung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin sowie des Fußballländerspiels Deutschland – Italien 1939. Erste weltumspannende Hi – Vision Übertragungen per Satellit gab es bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul. 1992 fanden in Albertville bei den Winterspielen zum ersten Mal HDTV – Übertragungen von Teilen der Winterspiele statt. Das digitale Fernsehen fand 2004 seine Erprobung bei den Spielen von Athen und 2009 konnten bei den Übertragungen von der Leichtathletikweltmeisterschaft in Berlin neue HDTV – Qualitätsstandards gesetzt werden. 2012 bei den Olympischen Spielen in London kam zum ersten Mal das japanische Super High Vision System (8K Technik) bei den Übertragungen durch den japanischen Sender NHK zur Anwendung. 2022 gab es bei den Winterspielen in Peking zum ersten Mal vierfach auflösende Fernsehübertragungen. Mittlerweile gibt es durch den Einsatz von Drohnen bei der Übertragung von Freiluftveranstaltungen des Sports völlig neue „Perspektiven“ für den Zuschauer.

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Sport als Instrument der Modernisierung in Entwicklungsländern

1. Das Modell der modernen Gesellschaft – ein Orientierungspunkt für Entwicklungspolitiker

Seit Gorbatschows Perestroika mit dem Ziel des Umbaus der sowjetischen Gesellschaft ist es für jedermann klar geworden: Das über Jahrzehnte kritisierte Konzept der Modernisierung und dessen modernisierungstheoretische Begründung ist attraktiver denn je. Es besteht kein Zweifel: Der Umbau der ehemals sowjetischen Gesellschaften wurde unter das Programm der Modernisierung gestellt. In ganz Osteuropa findet im Moment die Übernahme und Nacherfindung moderner westlicher Institutionen statt. Gleiches ereignet sich in der Südhälfte dieser Welt.

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Warum die derzeit beabsichtigte deutsche Olympia-Bewerbung scheitern wird

Es gibt viele gute Gründe warum man sich die Durchführung Olympischer Spiele in Deutschland in der näheren Zukunft wünschen könnte. Seit der Einführung der Modernen Olympischen Spiele im Jahr 1896 durch Pierre de Coubertin sind diese ohne Zweifel das bedeutsamste kulturelle globale Ereignis, das nicht nur den teilnehmenden Athletinnen und Athleten sehr viel bedeutet. Wo immer sie bislang stattgefunden haben und zukünftig stattfinden werden, waren sie bzw. werden sie ein besonderes historisches Ereignis für das Land und den Kontinent sein in dem sie stattgefunden haben und stattfinden werden. Aber auch für die Gäste aus der ganzen Welt haben sie sich immer wieder als ein besonders bedeutsames Erlebnis erwiesen.

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Warum die Olympischen Sportfachverbände reformunfähig sind

Vorbemerkungen

Zum folgenden Essay wurde ich vor allem durch die Lektüre eines in diesem Jahr erschienenen Buches angeregt. Göttrik Wewers Neuerscheinung „Nach der Kritik. Reformen im Weltsport?“(Nomos 2023)hat teilweise den organisationssoziologischen und politologischen Hintergrund hierfür bereitgestellt. Für diesen Essay nicht weniger wichtig sind jedoch auch meine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen, die ich als Mitglied von Gremien in mehreren Organisationen des Weltsports und als Exekutiv- Mitglied eines internationalen Sportfachverbandes habe machen können. Weiterlesen

Der Weltsport zwischen Verstaatlichung, Privatisierung und Selbstzerstörung

In der Welt des internationalen Sports finden schon seit längerer Zeit und vor allem auch in diesen Tagen dramatische Veränderungen statt, die in ihrer Ausformung, in ihren

Auswirkungen und in ihrer Reichweite selbst von Experten¹ nur sehr schwer eingeschätzt werden können. Vier dieser Veränderungen sind meines Erachtens dabei besonders folgenreich und bedürfen einer genaueren Analyse und Beobachtung: Weiterlesen

Das IOC und der Weltsport zwischen Skylla und Charybdis

Der Sport hat in den vergangenen 200 Jahren ein Imperium in unserer Welt aufgebaut, das einen Vergleich mit jeder ehemaligen kolonialen Weltmacht und mit heutigen Weltmächten nicht zu scheuen braucht. Die imperialen Gelüste des Sports sind bis heute noch immer nicht zu einem Stillstand gekommen. Trotz aller Krisen in dieser Welt, trotz einer drohenden Klimakatastrophe, trotz Hungersnöten, Armut und einer ständig anwachsenden Zahl von Migranten1 und Flüchtlingsströmen ist der Sport als globales kulturelles Phänomen nach wie vor „gefräßig“ und in einer – von vielen Experten infrage gestellten – Wachstumsideologie verhaftet wie es sie zuvor noch nie gegeben hat, und wie sie auch in keinem anderen kulturellen Bereich unserer Weltgesellschaft angetroffen werden kann.   Weiterlesen

Die Bundesjugendspiele sind nicht das Problem

Für die demokratische Verfasstheit unsere Gesellschaft hat das Leistungsprinzip eine grundlegende Bedeutung. Die Frage, was für die gesellschaftliche Positionierung eines Individuums in einer Demokratie ausschlaggebend sein soll, mit welchen Kriterien Macht und Wohlstand zu legitimieren sind, das Oben, das Unten und die Mitte in einer Gesellschaft zu definieren  ist, wird nahezu von sämtlichen wissenschaftlichen Experten¹, die sich mit dieser Frage beschäftigt haben, ziemlich klar und eindeutig beantwortet. Von den gesellschaftlichen Prinzipien, die zur Beantwortung dieser Frage zur Verfügung stehen, kann und soll es nur das Leistungsprinzip sein, das Antworten auf diese Fragen geben darf. Nicht die Geburt und Herkunft, nicht die Rasse, nicht die Religion, nicht das Vermögen, nicht Vetternwirtschaft und Lobbyismus sollen und dürfen über die Frage entscheiden, welche Stellung ein Individuum in unserer Gesellschaft einnehmen kann und darf. Von einem Spaß–, Freude–, oder  Lustprinzip ist dabei nirgendwo die Rede. Das Leistungsprinzip als das zentrale Zuordnungskriterium einer demokratischen Gesellschaft wurde und wird von Philosophen, Politologen, Soziologen und Psychologen  begründet, mit fundierten Argumenten gestützt und hat sich im vergangenen Jahrhundert als besonders tragfähig für kapitalistische Gesellschaften erwiesen. Institutionen, in denen das Leistungsprinzip seine Gültigkeit hat, haben sich bei der Entwicklung demokratischer Gesellschaften als besonders geeignet und anschlussfähig erwiesen. Dies gilt für das Bildungssystem, für die Wissenschaft, für Kunst und Kultur gleichermaßen wie es aus naheliegenden Gründen vor allem für den Bereich der Wirtschaft gelten sollte. Der Wettkampfsport, wie er seit dem 19. Jahrhundert zunächst in England, dann in  Europa und später in der gesamten Welt beobachtet werden konnte und kann,  hat sich als ein besonderes wichtiges Beispiel zur Demonstration des Leistungsprinzips erwiesen und wird auch in vielen wissenschaftlichen Erörterungen zum Leistungsprinzip entsprechend berücksichtigt. Eine Kultur des Wettbewerbs und des Wettkampfs ist eine geradezu ideale Grundlage für die Weiterentwicklung von demokratisch verfassten kapitalistischen Gesellschaften.   Weiterlesen

„On Your Marks“ – Ist das OYM in der Schweiz ein sinnvoller Weg in die Zukunft?

Die Totalisierung des Hochleistungssports, wie sie in ihren Anfängen bereits vor mehreren Jahrzehnten von dem finnischen Soziologen Heinilä beobachtet wurde, schreitet unaufhaltsam fort und verweist auf eine Zukunft, die uns möglicherweise nicht nur Freude bereiten wird. In kaum einem anderen Teilsystem unsere Gesellschaft ist ein vergleichbarer Modernisierungsdruck zu beobachten, durch den sich das System Sport schon seit längerer Zeit auszeichnet. Ursache hierfür ist sein Steigerungsprinzip „höher, schneller, weiter“ und seine kapitalistische Vereinnahmung und Ausbeutung, die ihren Ausgangspunkt in erster Linie in den Vereinigten Staaten von Amerika hatte, die aber mittlerweile die ganze Welt erfasst hat. „Alles Alte ist von gestern“, „das Neue ist heute“ und die nächste „Innovation bestimmt das morgen“. Wer dabei nicht mitmacht wird abgehängt. Dem alten nachzutrauern verhindert Innovationen. „Willst du konkurrenzfähig sein so muss dein Ziel darauf ausgerichtet sein, besser als deine Konkurrenten zu werden“. Weiterlesen

Doping-Opferhilfe, getrübte Erinnerungen, bösartige Unterstellungen, Heuchelei und Staatsversagen

Albrecht Hummel / Helmut Digel

 

Vorbemerkungen

Durch mehrere Buchpublikationen (R.Eckert 2022; I.Geipel 2022; I.-S. Kowalczuk 2019; D. Oschmann 2023), durch eine Preisverleihung in Leipzig (Erich-Loest-Preis 2023) und nicht zuletzt durch die TV-Dokumentationen (MDR: Dichtung und Doping 2023) ist eine erstaunliche Bewegung in die bislang einseitige und zum Teil hypermoralisierende eintönige Diskurslandschaft zur deutsch-deutschen Nachkriegsgeschichte mit den doppelten Standards ihrer Bewertung gekommen. Diese gesteigerte Dynamik überrascht nicht, jedoch ihre ausgeprägte Polarisierung und unversöhnliche Lagerbildung.

Es wird diesbezüglich sogar von tektonischen Verschiebungen und von Neubewertungen aber auch von historischem Revisionismus und einer Restauration der DDR gesprochen. Das alles ist, so der übliche Jargon, natürlich heftig „umstritten“. Die einen verbinden damit Hoffnungen auf realistische, ausgewogene Neubetrachtungen der deutschen Nachkriegsgeschichte und andere sehen darin eher eine Bedrohung des bisher Erreichten und das Wirken „finsterer Mächte“. Weiterlesen

Zur sportpolitischen Zukunft des Sports

Dem Sport steht eine interessante, aber auch höchst unsichere Zukunft bevor. Neue Herausforderungen gilt es zu meistern und ein enormer Bedeutungszuwachs, der dadurch dem Sport zukommt, wird verantwortungsvoll einzuordnen sein. Die dem Sport bevorstehende interessante Zukunft ist jedoch – das zeigen immer mehr krisenhafte Entwicklungen in einigen internationalen und nationalen Sportorganisationen und in immer mehr olympischen Sportarten – immer auch eine riskante, bedeutungsoffene Zukunft. Die Antwort auf die Frage, wo der Weg hingeht, ist nicht schicksalhaft vorgegeben. Über den angemessenen Weg muss vielmehr von den gewählten oder berufenen sportpolitischen Repräsentanten der nationalen und internationalen Verbände entschieden werden. Die Entscheidungen sollten dabei über demokratische und transparente Verfahren gefunden werden und sie sollten sowohl am Gemeinwohl aller Sporttreibenden als auch am Gemeinwohl der jeweiligen Gesellschaft, in der sich der Sport ereignet, ausgerichtet sein. Der Weg kann im Voraus gut durchdacht, systematisch geplant und konsequent gegangen werden. Er kann aber auch über Umwege, in Einbahnstraßen und in Sackgassen führen. Auch Irrwege sind nicht auszuschließen. Weiterlesen

Leichtathletik auf dem Prüfstand

Alle vier Jahre und zwar bei den Olympischen Sommerspielen steht die Leichtathletik im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit. Die Olympischen Spiele im Jahr 2021 in Tokyo haben es einmal mehr gezeigt: die Leichtathletik ist ohne Zweifel eine der wichtigsten olympischen Sportarten. Sie kann die meisten Zuschauer im Olympiastadion an sich binden und in ihrer Resonanz in der Presse, im Internet und vor allem im Fernsehen nimmt sie ebenfalls eine herausragende Position ein. Die Olympiasieger¹ der Leichtathletik sind die Stars der Spiele. Usain Bolt wurde auf diese Weise zu einem Megastar des Weltsports.
Das außergewöhnliche Interesse an der Weltleichtathletik ist jedoch nur auf wenige Tage und Wochen beschränkt. Nach der Schlussfeier der Olympischen Spiele beginnt ein leichtathletischer Alltag, der jeweils vier Jahre dauert. In diesen vier Jahren kann die Leichtathletik nur mit wenigen Ausnahmen das Rampenlicht der Weltöffentlichkeit erreichen. Dabei mangelt es der Leichtathletik zumindest auf den ersten Blick betrachtet keineswegs an Auftritten. Der Wettkampfkalender der Leichtathletik ist prall gefüllt. Angeführt wird er von den Weltmeisterschaften, die alle zwei Jahre stattfinden, gefolgt von den Hallenweltmeisterschaften, den Junioren-Weltmeisterschaften, den Jugend-Weltmeisterschaften, den Cross-Weltmeisterschaften, den Halbmarathon-Meisterschaften und dem Continental-Weltcup. Alle zwei Jahre finden nunmehr auch Europameisterschaften statt. Hallen-Europameisterschaften, Europacup, Diamond League, World Challenge und Europa League sind weitere Markenzeichen der Leichtathletik, die jährlich oder alle zwei Jahre angeboten werden.  Länderkämpfe, Meetings mit mehreren Disziplinen, Meetings verschiedener Einzeldisziplinen, Mehrkampfmeetings sind weitere internationale Sportereignisse. Betrachten wir den nationalen Kalender, so ist er nach wie vor zumindest in den großen Leichtathletiknationen überfüllt. Leichtathletikwettkämpfe reichen dabei von Vereinsmeisterschaften über Kreismeisterschaften und Landes- und Regionalmeisterschaften bis hinauf zu einer unzähligen Palette von nationalen Meisterschaften. Weiterlesen

Warum die aktuellen Reformbemühungen des deutschen Hochleistungssports scheitern müssen

Die Bemühungen um die Reform des Hochleistungssports in Deutschland, mit dem Ziel ihn wieder international auf höchstem Niveau konkurrenzfähig zu machen, gleicht einer „unendlichen Geschichte“ bei der ein Ende nicht absehbar ist. Im vergangenen Jahrzehnt und auch zuvor wurden mehrere Reformprogramme vom DSB und dessen Nachfolger von DOSB verabschiedet. Sie zielten auf das Problem der Trainerqualifikation¹, einer besseren Begleitung der Kaderathleten, auf eine Optimierung der Trainings- und Betreuungsmaßnahmen der Athletinnen und Athleten, auf die Belohnungs- und Kostenerstattungs-und Besoldungssysteme für die Athleten aber auch für die Trainer, auf das Problem der Rekrutierung von Nachwuchstrainern etc. Das aktuelle 10-Punkte-Programm des DOSB zur Dualen Karriere für die Jahre 2021 – 2028 ist in diese Fortschreibung von Konzeptionen einzuordnen. Ungeachtet der realen praktischen Wirksamkeit ist sich der DOSB bei aller Bescheidenheit sicher: „Internationale Vergleiche, aber auch zahlreiche EU-Projekte belegen, dass aktuell Deutschland in Bezug auf die Systematik der Herangehensweise in dieser komplexen Thematik der Dualen Karriere weltweit führend ist.“ Diese Selbstzuschreibung und damit zum Ausdruck gebracht Selbstüberschätzung kann angesichts der Reichweite der aktuellen Krise des deutschen Hochleistungssports eigentlich nur noch als ärgerlich bezeichnet werden. 

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Einflüsse gesellschaftlicher Entwicklungen auf Schule und Sport

Will man das Phänomen des modernen Sports, so wie es sich uns in diesen Tagen zeigt, angemessen nachzeichnen, so ist es hilfreich, wenn man sich an Vergangenes erinnert. Vor 70 Jahren bin ich in Stuttgart zur Schule gegangen. Handball war dabei mein wichtigster Lebensinhalt. In der Schule gab es ein Unterrichtsfach mit dem Namen „Leibesübungen“. Völkerball, Schleuderball, Staffelwettkämpfe, Handball und Fußball waren die beliebtesten Sportspiele. Retter und Schlienz, später dann Waldner und Geiger waren die Idole, die uns der VfB Stuttgart offerierte. 6000 Zuschauer konnte das Dreikönigsturnier im Handball auf den Stuttgarter Killesberg locken. Der grüne Sportbericht wurde Sonntagabends von den Jugendlichen sehnsüchtig erwartet, bei Fußballspielen gab es in regelmäßigen Abständen kleine Dorfkonflikte. Geoffrey Duke war auf der Solitude der ungekrönte Held in der 500 cm3 Klasse, Baltisperger aus Reutlingen war unser nationaler Hero, Max Resch war unser Boxidol und erwartungsvoll blickten wir alle auf die Olympischen Sommerspiele, die 1972 in München stattfinden sollten.

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Zur Verrechtlichung des Sports am Beispiel des Dopings

1. Einleitung

„Längst ist der Sport auf die Juristen¹ gekommen“: mit diesem Satz beginnt ein ansonsten sehr bemerkenswerter und sachkundiger Beitrag in der FAZ zum Doping aus verfassungsrechtlicher Sicht. Autor ist Professor Steiner, Ordinarius für öffentliches Recht und Richter am Bundesverfassungsgericht. Dieser Einschätzung von Herrn Steiner möchte ich widersprechen: Nicht der Sport ist auf die Juristen gekommen, sondern die Juristen auf den Sport: Sie sind schon seit längerer Zeit dabei, das System des Sports schleichend zu vereinnahmen. Das Recht und damit dessen institutionelle und personelle Vertretungen weisen quasi-imperialistische Züge auf. Das Recht ist dabei jenes gesellschaftliche Teilsystem, das immer entschiedener die anderen gesellschaftlichen Subsysteme dominiert. Auf einen Nenner gebracht heißt dies: Es findet in unserer Gesellschaft ein Verrechtlichungsprozess statt, der weder planvoll gesteuert noch von rational nachvollziehbaren Intentionen geleitet wird. Weiterlesen

Probleme der Sportberichterstattung – Versuch einer konstruktiv-kritischen Betrachtung

„Auch das lernt man als Sportreporter: Es gibt keine transzendenten Themen im Leben, Dinge sind ausnahmslos hier und sie sind vorbei und das muß genügen. Die andere Sicht der Dinge ist eine Lüge der Literatur, der Geisteswissenschaften“ (Zitat aus dem Roman von Richard Ford „Der Sportreporter“, Reinbek 1989).

Einleitung

Die Kritik an der Sportberichterstattung ist so alt wie die Sportjournalistik selbst. So war 1929 am 23. Dezember in der Kölnischen Zeitung folgendes zu lesen:
„Man darf wohl sagen, dass der Stil des Sportvortrags im Rundfunk noch nicht gefunden ist: Aber seiner großen Bedeutung nach verlohnt es sich, ihn ausfindig zu machen, und das wird noch viel Beobachtung und viel Zeit kosten.“ Weiterlesen

Der „Berlin Marathon“ – ein außergewöhnliches Sportereignis

Vor wenigen Tagen ist in Berlin eines der großartigen sportlichen Ereignisse des Jahres, das in Deutschland stattfindet, zu Ende gegangen. Der 48. BMW Berlin-Marathon 2022 war einmal mehr ein außergewöhnliches Ereignis und die Laufzeiten der Sieger und Siegerinnen werden und wurden nicht nur von den zahlreichen Zuschauern bewundert, die die Läuferinnen und Läufer angefeuert haben. Sie finden Jahr für Jahr auch in der Welt des internationalen Hochleistungssports höchste Anerkennung und Beachtung. Deshalb ist es angebracht, dieses besondere Ereignis noch etwas genauer zu beleuchten.

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Risiken der Athleten im Hochleistungssport

Der Hochleistungssport ist unter vielen Gesichtspunkten ein riskantes Unternehmen. Fast alle Akteure im System des Hochleistungssports haben sich mit Risiken auseinander zu setzen, die oft nur schwer zu meistern sind und die manchmal auch kaum noch als verantwortbar bezeichnet werden können. Veranstalter von internationalen Sportwettkämpfen gehen nicht selten sehr hohe finanzielle Risiken ein, die manchmal bis zur Gefahr eines Konkurses reichen. Sponsoren aus dem Bereich der Wirtschaft müssen mit dem Risiko arbeiten, dass die von Ihnen getätigten Investitionen zu Gunsten ihrer Produkte sich auch in ihr Gegenteil verkehren können, wenn sich ihr Partner aus dem Sport z.B. durch einen Dopingskandal zur negativen Kehrseite ihres Sponsoring – Engagements entwickelt. Das Fernsehen muss bei seinem Engagement zu Gunsten des Sports bei seinem Sportübertragungen mit dem Risiko leben, dass das ihm zur Übertragung angebotene Sportereignis den Erwartungen der Zuschauer nicht entspricht und das Interesse an diesem Medium deshalb rückläufig ist. Funktionäre von Sportfachverbänden müssen akzeptieren, dass sie bei einer andauernden Rückentwicklung der sportlichen Erfolge ihrer Verbände mit dem Risiko einer Abwahl bei der nächsten Mitgliederversammlung zu rechnen haben. Trainer der Athleten müssen im Hochleistungssport von heute damit zurechtkommen, dass ihr Beruf äußerst riskant ist und bei Misserfolgen die Entlassung droht.

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Leichtathletik WM Eugene 2022 – ein internationales und nationales Mahnmal?

Internationales Mahnmal

Für den Präsidenten von World Athletics waren die Weltmeisterschaften von Eugene „The Greatest Show on Earth“. Wer diese Weltmeisterschaft vor Ort gesehen oder mitten in der Nacht im deutschen Fernsehen mitverfolgt hat, muss sich die Frage stellen, warum verantwortliche Sportfunktionäre¹ immer wieder dazu neigen, sich selbst zu belügen. Wäre World Athletics zur Selbstkritik fähig, so müssten die Verantwortlichen eine ganze Reihe von Fragen stellen, deren Antworten vermutlich äußerst schmerzlich sind.

Wie ist es möglich, dass bei der „größten Show der Welt“, die zehn Tage dauerte, lediglich 150.000 zahlende Zuschauer anwesend waren? Bei der gleichen Veranstaltung, für die ich in Stuttgart 1993 mit dem damaligen OK-Präsidenten August Kirsch gemeinsam verantwortlich zeichnete und bei der die Messe Stuttgart mit einem kompetenten Veranstaltungsdirektor Vögele ein nachahmenswertes Marketing- und Promotionskonzept hinterließ, konnte diese Zuschauerzahl bereits nach den ersten beiden Wettkampftagen erreicht werden. Weiterlesen

Sportsponsoring am Limit?

Nicht nur der Weltwirtschaftskrise ist es zuzuschreiben, dass immer häufiger Unternehmen ihre Marketingaktivitäten auf den Prüfstand stellen und dabei vor allem nach dem Sinn des Sponsorings fragen. Die Wirksamkeit von Sponsoringaktivitäten, die auf den Sport ausgerichtet sind, wird dabei in Frage gestellt. Dabei unterscheidet sich allerdings die Diskussion über das Sportsponsoring im Vergleich zu früheren Zeiten so gut wie nicht. Tauschen sich Experten über das Sportsponsoring aus, so gleicht diese Diskussion meist einem großangelegten Kopierwettbewerb. Lehrbuchwissen wird dabei in plakativer Weise ausgetauscht; Amerikanismen werden dabei etikettenhaft verwendet ohne dass man deren genauen theoretischen und empirischen Hintergrund kennt. Von Originalität kann nur selten die Rede sein und jene die vorgeben, sie hätten sich mit dem Phänomen wissenschaftlich auseinandergesetzt, müssen oft sehr schnell ihren Bankrott erklären, wenn man die dabei verwendeten Theorien und Methoden und ihre Forschungsergebnisse auf den Prüfstand stellt. Eine häufig theorielose Forschung mit einfallslosen Testverfahren hat allenfalls Marketingcharakter. Meist wird diese Art von „Forschung“ auch nur von Agenturen veranstaltet, deren angebliche Forschungsergebnisse vordergründig auf die Interessen der Auftraggeber ausgerichtet werden. Die Auftraggeber haben diesbezüglich freilich schon längst ihre Zweifel und stellen immer häufiger die Frage, welchen Wert solch dubiose „Forschungsergebnisse“ besitzen. Es sind also die Auftraggeber selbst, die die üblichen gestützten und ungestützten „Recall“-Verfahren mit einem Fragezeichen versehen. Die für das Marketing Verantwortlichen sind deshalb vermehrt bemüht, ihre Sponsoringaktivitäten neu einzuordnen und sie von der Last der direkten Überprüfbarkeit zu befreien. Dabei kann das Sponsoring in einer klugen Marketingstrategie durchaus einen relevanten Platz haben, vorausgesetzt man definiert seine Ziele hinreichend genau, ordnet das Sponsoringengagement in die derzeit gültige Marketingstrategie und in das damit verbundene Kommunikationskonzept ein. Ist dies der Fall, so kann ein Sponsoringengagement mit dem Vertrauen und der Akzeptanz des eigenen Unternehmens rechnen und jene, die für den Vertrieb verantwortlich zeichnen, können den Sinn des Sponsorings im Rahmen ihrer Vertriebsstrategie ermessen. Weiterlesen

Sie nennen es Sport

Ein Mensch lässt sich von einem Ballon in eine Höhe von 39 Kilometern tragen und springt im freien Fall zurück auf die Erde. Bei seinem Fall durchbricht er die Schallmauer und nicht zuletzt deshalb wird seine Handlung als etwas Einmaliges gedeutet. Nahezu die gesamte Welt ist bei diesem Spektakel dabei. Mit einer Zahl, die sich durch viele Nullen ausweist, könnte die genaue Zahl der Menschen benannt werden, die im Internet in den unterschiedlichsten sozialen Medien, in einem Spezialkanal des Sponsors oder vor nahezu allen sonstigen Bildschirmen dieser Welt das spektakuläre Ereignis verfolgt hat. Es gibt wohl keine Tageszeitung, in der nicht darüber berichtet wurde.

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„Sport“ – ein bedeutsamer Inhalt kultureller Kommunikation

Der Sport ist ein Bereich unserer Gesellschaft, dessen organisatorische Komplexität sich in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts bis heute in außergewöhn-licher Weise erhöht hat. Wie in kaum einem anderen gesellschaftlichen Bereich ist dabei eine funktionale Differenzierung zu erkennen, die zu einem enormen Bedeu-tungszuwachs des Sports geführt hat. Berücksichtigt man die verschiedenen Teilbe-reiche des Sports, wie z.B. den Hochleistungssport (Berufsport), den Wettkampfsport der Vereine und Verbände, den Freizeit- und Gesundheitssport und den instrumen-tellen Sport mit seinen vielfältigen Varianten (Präventionssport, Rehabilitationssport, Sport als Medium der Resozialisierung, der Integration etc.), so ist es dem Sport ge-lungen, sich durch eine nachhaltige soziale Inklusionskraft auszuzeichnen. Allein mit-tels des organisierten Sports in den Vereinen gelingt es, mehr als ein Drittel der ge-samten Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland an sich zu binden.
Unter kommunikativen Gesichtspunkten kann der Sport in diesem Zusammenhang als ein eigener Kommunikationsraum angesehen werden. Der Prozess der funktiona-len Differenzierung stellt sich dabei auch als ein Prozess kommunikativer Differenzie-rung dar. Aus sprach- und kommunikationswissenschaftlicher Sicht bildet der moder-ne Sport eine Kommunikationsplattform, die sich durch eine große Vielfalt auszeich-net. War es zunächst lediglich die Fußballsprache, die Sprachwissenschaftler¹inte-ressieren konnte, und wurde dabei meist von der „Fußballsprache“ auf eine „Sprache des Sports“ geschlossen (vgl. u. a. Haubrich 1965; Schneider 1974; Steger 1986; Braun 1998), so wurden mittlerweile solche Analysen durch neue Themenstellungen ergänzt, wobei vor allem Kommunikationsanalysen zur Sportberichterstattung in den Massenmedien einen wichtigen Stellenwert erhalten haben (vgl. u. a. Hackforth 1975; Weischenberg 1978; Digel 1983; Volknant 1988; Muckenhaupt 1990; Burk 2003; Digel 2006). Weiterlesen

Handball – eine Erfolgsgeschichte

Bei allem was Menschen gemacht und erfunden haben wird um die Urheberrechte gestritten. Darf es deshalb verwundern, dass sich auch im Handball verschiedene Nationen die Urheberschaft streitig machen? Handball gilt allenthalben als „deutsches Spiel“ und natürlich sehen vor allem Deutsche ihre Heimat als Ursprungsland dieser Sportart. Diese Annahme ist jedoch falsch. Von Historikern¹ des Sports wird mittlerweile übereinstimmend darauf hingewiesen, dass es erwiesen sei, dass im ost – und südeuropäischen Raum, vor allem in der Tschechoslowakei bereits 1892 „CESKA HAZENA“ gespielt worden sei und dass ein gewisser Herr Karas 1905 die ersten Regeln zu diesem Spiel veröffentlicht habe. In Dänemark gab es bereits 1898 ein „HAANDBOLD“ – Spiel und in Schweden tauchte 1905 das „HANDBOLL“ auf. Weiterlesen

Zu Besuch bei den German Open-eine kleine Erinnerung

Sport ist nicht gleich Sport. Deutlicher kann diese banale Aussage in ihrer Gültigkeit kaum aufgezeigt werden, wenn man Golf mit jener Sportart vergleicht, aus der ich herkomme, aus dem Handballspiel. Allein die schriftliche Einladung zu einer Golf-Veranstaltung, die mir zuteilwurde, ist bereits kennzeichnend für das, was das Golfspiel ausmacht. Papier, Druckbild und Aufmachung deuten auf Eleganz, vornehmes Leben, auf ein Bedürfnis des sich Unterscheidens hin. Damit ist wohl das wesentlichste Merkmal benannt, durch das sich der Golfsport in der Bundesrepublik auszeichnet. Kommt man dem Sportereignis näher, zu Fuß oder im eigenen Wagen, so wird dies immer deutlicher. Wegweiser führen den Besucher auf einen Parkplatz, der erfreulich weit – den politischen Repräsentanten der Umweltschützer wird das gefallen – vom eigentlichen Sportwettkampf entfernt ist. Doch auch Parkplatz ist nicht gleich Parkplatz in unserer Gesellschaft. Das, was sich auf einem Golf-Parkplatz ereignet, hat vielmehr Zeichen-Charakter für das Ereignis, das Anlass für das Parken ist. Allein die Autos machen deutlich, dass jene, die Golf spielen oder lediglich passiv daran teilhaben, kaum Sympathien für „Tempo 120“ haben können. Mein schwerer Volvo, den ich damals fuhr, ist im Kreis erlauchter Nobelmarken nahezu eine Billigkarosse; zumindest dürfte es das langsamste Fahrzeug sein, das in den gehobenen Golfkreisen üblich zu sein scheint. Standesgemäß scheint auch der Transport vom Parkplatz zur Golfanlage zu sein. Hauptsponsor Mercedes Benz stellt bestausgestattete Busse zur Verfügung; und ein erster Blick auf die mitfahrenden Fahrgäste macht dem Neuling klar: er bewegt sich ab sofort unter Bürgern, die nur wenig mit jenem Publikum gemein haben, das Handball-arenen besucht. Die Ankunft auf der Golfanlage hat nicht weniger wichtige Überra-schungen parat. Da ist zunächst eine Kartenverkaufsstelle mit weiblichem Personal, das Modebewusstsein signalisiert. Besonders ins Auge fällt eine große Anzeigetafel, die voll mit Namen und Zahlen den bereits zwei Tage andauernden Wettkampf dokumentiert. Dies tut sie freilich nur für jene, die in einer Geheimsprache über Löcher, Birdies, Par und Bogey kommunizieren können. „Veuve Cliquot“, die berühmte französische Cham-pagnermarke, tritt dann nicht weniger auffällig ins Blickfeld des Betrachters, wie der „gute Stern aus Stuttgart“. In weißen Zelten, wie man sie wohl auch auf Einladung eines Scheichs oder bei orientalischen Partys bei arabischen Prinzessinnen kennenlernen kann, wird „Haute Cuisine“ zelebriert. Weiterlesen

Krisenmanagement in Sportfachverbänden

Die Leichtathletik ist auch heute noch die Königsdisziplin bei den Olympischen Spielen. Sie verdeutlicht wie keine andere Sportart die Merkmale von Wetteifern, Leistung und Konkurrenz, sie verkörpert damit die Prinzipien der industriellen Gesellschaft und die dominanten Prinzipien des vergangenen 20. Jahrhunderts. Gleichzeitig ist die Leichtathletik jene Sportart, in der auf symbolhafte Weise die Krise des Hochleistungssports in unserer Gesellschaft zum Ausdruck kommt, die in sämtlichen olympischen Sportfachverbänden schon seit längerer Zeit zu beobachten ist. Wie so viele Verbände ist deshalb die Leichtathletik auf der Suche nach einem erfolgreichen Krisenmanagement, wobei die Lösung der Krise noch immer nicht in Sicht ist. Weiterlesen

Jugendliche – „Stiefkinder“ der Sportvereine?

Themenfragen sind rhetorisch und haben nur Reizcharakter, die Antwort ist längst bekannt, sie wird akzeptiert. Jugendliche sind „Stiefkinder“ in den Vereinen, zumindest was ihre finanzielle Unterstützung an­belangt und es besteht Einstimmigkeit in allen Vereinskreisen, die nicht als rückschrittlich gelten möchten, dass ein Verein nach außen hin offen sein muss. Die Frage, die wir uns zu stellen haben, muss deshalb eher lauten, warum gerade die Jugendlichen die „Stief­kinder“ der Vereine sind und was zu tun ist, dass Jugendliche gleich­berechtigte Mitglieder unserer Sportvereine werden. Auf beide Fragen sollten wir Antworten suchen.
Zunächst möchte ich aber auf einen wichtigen Anlass hinweisen, der in unmittelbarem Zusammenhang zu diesem Thema steht. Auf Bundesebene wurde des Öfteren – und manchmal vermutlich nicht ganz zu Unrecht – von verschiedenen politischen Jugendorganisationen der „Deutschen Sportjugend“ die Förderungswürdigkeit im Sinne einer Bildungsorganisation abgesprochen. Es war ja ein langer Weg bis verantwortungsvolle Funktionäre¹ des Sports dessen alleinige Einstufung als Mittel zur körperlichen Ertüchtigung bei den Politikern und bei einem Teil der Öffentlichkeit zu Gunsten einer Anerkennung auch seines Bildungs­auftrages und seiner gesellschaftspolitischen Bedeutung verändern konnten. Ein neues Wissen um neue Möglichkeiten im Sport wurde in die­ser Auseinandersetzung vermittelt. Eine neue Praxis allerdings hat sich daraus nur viel zu selten ergeben. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass sportfremde Gruppen nicht immer mit Sachverstand aber mit viel Nach­druck auf die Kluft zwischen den großen (theoretischen) Sprüchen und der praktischen Wirklichkeit der sportlichen Jugendarbeit verweisen, in der eben doch nur die körperliche Ertüchtigung, der Wettkampf und das Training im Mittelpunkt stehen. Von einer Erziehungs- und Bildungsinstanz kann nach Auffassung dieser Kritiker demnach nicht gesprochen werden. Die DSJ wäre gemäß solcher Interpretation also nicht förderungswürdig. Weiterlesen

Zur Wirksamkeit wissenschaftsorientierter Gremien des deutschen Sports

Wissenschaftsorientierte Gremien des deutschen Sports, häufig „Wissenschaftlicher Beirat“ genannt, können unter prinzipiellen Gesichtspunkten in zweifacher Weise wirksam sein. Sie können zum einen dem Sport selbst dienen, d.h. den Athletinnen und den Athleten, den Sporttreibenden, den Trainerinnen und Trainern und den ehrenamtlichen Funktionärinnen und Funktionären. Daneben kann die Arbeit dieser Gremien auch Auswirkungen und Rückwirkungen auf den wissenschaftlichen Bereich haben, aus dem die wissenschaftlichen Experten¹ stammen. Dabei kommt ihre Arbeit nur in indirekter Weise dem Sport zugute. Weiterlesen

Die „Geopolitik“ des Weltsports verändert sich

2008 fanden die Olympischen Spiele zum ersten Mal in China statt. Zum Zeitpunkt der Vergabe der Spiele war China noch ein Entwicklungsland, dem Deutschland Entwicklungshilfe gewährte, aber auch heute noch im Rahmen von gemeinsamen Projekten gewährt. Mittlerweile ist es die zweit-mächtigste Industrienation und vieles spricht dafür, dass die politische Bedeutung Chinas in den nächsten Jahren noch wachsen wird. Im Jahr 2010 fanden erstmals Fußballweltmeisterschaften auf dem afrikanischen Kontinent statt. Südafrika war Gastgeber und das ganze Land war mit Stolz er-füllt, dass man das medial wichtigste Sportereignis der Welt auf dem afrikanischen Kontinent aus-richten durfte. 2016 fanden zum ersten Mal die Olympischen Spiele auf dem südamerikanischen Kontinent statt. Weiterlesen

Getrennte Welten – gespaltener Sport

Treibt jemand regelmäßig und längere Zeit aktiv Sport, spielt Tennis, läuft im Wald, schwimmt seine Bahnen in Rücken- oder Brustlage, trainiert und spielt in einer Volleyballmannschaft und fährt im Winter Ski, dann weiß der auf so verschiedene Weise aktive Sportler sehr genau die Qualität seines Sports zu schätzen. Begibt man sich in die Erlebniswelten des aktiven Sports, so hat man Freude, erlebt seinen Körper auf äußerst intensive Weise, trifft sich mit anderen in geselliger Runde, verbringt seine Freizeit in sinnvoller Weise und sein gesundheitliches Wohlbefinden wird dadurch ganz wesentlich erhöht. Weiterlesen

Wettkampfsport im Verein – eine zentrale Aufgabe?

1. Anliegen

Die Überschrift zu diesem Beitrag ist mit einem Fragezeichen gekennzeichnet. Fragen erzeugen gewöhnlich Spannung. Sie sind Mittel einer auf Spannung ausgerichteten Dramaturgie. Diese Qualität soll den folgenden Ausführungen nicht zukommen. Der in der Überschrift gestellten Frage soll vielmehr ihr rhetorisch-dramatischer Charakter gleich zu Beginn genommen werden, indem im Sinne einer These eine eindeutige Antwort gegeben wird: Weiterlesen

Covid-19 – zum Bedeutungsverlust des Sports und seiner Repräsentanten

In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts begann der Siegeszug des Sports. Seine globale Verbreitung war nahezu allumfassend. Die gesellschaftspolitische Aufwertung der Kultur des Sports war beispiellos. Wie kein anderer kultureller Bereich prägte er die Alltagskultur nahezu aller Gesellschaften. Seine massenmediale Präsenz war kaum noch zu übertreffen. Seine Beziehung und sein Austausch mit anderen relevanten gesellschaftlichen Systemen wie zum Beispiel mit dem Politik-, dem Wirtschafts-, dem Bildungs-und Gesundheitssystem war zunehmend erfolgreicher geworden. Weiterlesen

Public Relations in der Weltleichtathletik – ein fragwürdiger Weg

In immer mehr internationalen Sportorganisationen sind Promotion und Public-Relationsmaßnahmen in das Zentrum ihrer Sportpolitik gerückt. Meist bedient man sich dabei internationaler Kommunikations- und Umfrageagenturen, deren Produkte sehr kostspielig sein können. Mancher internationale Sportfachverband befindet sich dabei in der Gefahr, dass dringend notwendige Reform-Arbeiten verdrängt oder verschoben werden und die eigentlichen Probleme dieser Sportverbände mit den PR-Auftritten der Verbände eher verdeckt oder nicht erkannt werden. Weiterlesen

Ist der deutsche Hochleistungssport zukunftsfähig?

Will ein Trainer sich mit seinem Athleten der olympischen Konkurrenz stellen, hat sein Athlet dabei die höchsten Ziele im Blick, und ist er bereit sich über viele Jahre konsequent und systematisch auf das von ihm angestrebte olympische Finale vorzubereiten, so müssen Athleten und Trainer in ein modernes System des Hochleistungssports eingebunden sein. Dieses System muss ihnen über einen längeren Zeitraum ganzjährig wichtige Hilfen und Dienstleistungen bereitstellen. Weiterlesen

Entwicklungszusammenarbeit im Sport – Fremdes verstehen, voneinander lernen

Dem Sport werden eine Vielzahl bedeutsamer gesellschaftlicher Funk­tionen zugeschrieben. In der Dritten Welt ist dies ebenso der Fall wie in der Ersten. Wer in Indonesien Sport treibt, weiß den Sinn seines Tuns ebenso zu rechtfertigen wie jenes neue Mitglied in einem Sportverein, das sich einer Seniorengruppe angeschlossen hat. Viele dieser Funktionen und Sinnzuweisungen sind wissenschaftlich umstritten, insbesondere dann, wenn empirisch zu beweisen ist, ob der Sport diese Funktionen und den ihm zugewiesenen Sinn tatsächlich auch erfüllen kann. Weiterlesen

Lässt sich Sportentwicklung aktiv steuern?

Zum Problem der passiven Anpassung in Vereinen und Verbänden

1. Hinführung zum Problem

Versteht man den Deutschen Olympischen Sportbund als eine offene Organisation, die sich in einem Austausch mit ihrer Umwelt und deren verschiedenen Teilsystemen befindet, so z.B. mit den Massenmedien, der Wirtschaft, der Kirche, dem Staat, den Gewerkschaften und dem Erziehungswesen, so kann der Deutsche Olympische Sportbund wie jede andere Großor­ganisation auch, seinen Bestand eher dann erhalten bzw. weiterentwickeln (wachsen), wenn er möglichst negative Austauschprozesse mit seiner Umwelt vermeidet. In der Sprache der Organisationssoziologie ausgedrückt heißt das: Es sollte in den Aus­tauschprozessen vermieden werden, dass die Abgabe von Organisationsleistungen und die dadurch verursachten Kosten nicht größer sind als die Erlöse, welche der Organisa­tion zufließen. Dieser Grundsatz gilt vor allem für das Austauschverhältnis des Sports mit dem Staat, den Medien und der Wirtschaft. Weiterlesen

Zur gesellschaftspolitischen Bedeutung des Wettkampfsports

Moderne demokratische Gesellschaften zeichnen sich dadurch aus, dass dem Leistungsprinzip eine besondere Wertschätzung entgegengebracht wird. Das Individuum mit seinen verschiedenen Leistungsmöglichkeiten wird dabei als besonders förderungswürdig betrachtet. Nicht Herkunft, Vermögen, Religionszugehörigkeit, Rasse, Beziehungen oder Protektion sollen die zu erreichenden Positionen in einer modernen Gesellschaft determinieren. Die von Individuen erbrachten Leistungen sollen viel mehr dessen gesellschaftliche Position bestimmen. Vor dem Hintergrund anthropologisch bestimmter Ungleichheit bedarf diese Positionierung der sozialen Absicherung, was zwingend bedeutet, dass eine moderne Gesellschaft das Prinzip der Leistungspositionierung über ein am Prinzip der Solidarität ausgerichtetes Sozialsystem abzusichern hat. Nicht zuletzt aus diesem Grund sind für moderne Gesellschaften Orte notwendig, an denen sowohl das Leistungsprinzip als auch das Prinzip der Solidarität eingeübt und erprobt werden kann. Der Sport hat seine Bedeutung als wichtiges Kulturgut unserer Gesellschaft vor allem diesem Sachverhalt zu verdanken. Vor allem im Wettkampfsport ist das pädagogische Exemplum des Sports zu finden, welches ihn zu einem besonderen Kulturgut unserer Gesellschaft macht. Weiterlesen

Athletenorientierte Sportförderung

1. Vorbemerkung

Im Februar 2020 werden in Leipzig die Deutschen Hallen-Leichtathletik-Meisterschaft stattfinden. Mehr als 500 Athleten kämpfen dabei um den Titel eines Deutschen Hallenmeisters in mehr als 20 verschiedenen Disziplinen. 400 dieser jungen Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren sind Berufstätige, Studenten oder befinden sich in der Ausbildung. Ihre Leidenschaft, ihr Hobby ist die Leichtathletik. Um bei dieser Meisterschaft teilnehmen zu können, haben sie viele Qualifikationen einzulösen, Hessische oder Sächsische, Süddeutsche oder Norddeutsche Meisterschaften sind die Stationen, um die Teilnahmeberechtigung an der Deutschen Meisterschaft zu erwerben. Mehrmals in der Woche wird von diesen Athleten hierfür trainiert. Zur Deutschen Meisterschaft werden viele von ihnen mit dem eigenen PKW fahren, in billigen Unterkünften werden sie sich einquartieren, nicht wenige werden nur in der Jugendherberge wohnen. Nicht mehr als 100 Athleten von 500 sind es, die für ihren Trainings- und Wettkampfaufwand in angemessener Weise entschädigt werden, Weiterlesen

Funktionärswelt Sport – Geschlossene Gesellschaft

Wollen Familien überleben, so sind sie auf Erneuerung angewiesen. Gleiches gilt für Sportorganisationen. Die Lehre von der Evolution biologischer Systeme gibt uns dabei eine ganze Reihe von Maximen, die für Erneuerungsprozesse beachtenswert sind. Sie zeigt uns auch, was dabei möglichst zu verhindern ist und warum es sich lohnt, dass man sich daran hält. Sind Inzestprozesse zu beobachten, so sind biologische Systeme meist nicht überlebensfähig. Sensorien zur Beobachtung der eigenen Umwelt, reger Austausch mit Beobachtern, die einen von außen sehen, und das Hereinholen von Außenpotenzialen haben sich hingegen über Jahrhunderte bewährt. Weiterlesen

Risiken des Spitzensports

Im deutschen Hochleistungssport hatten in den letzten Jahren bereits mehrfach die Alarmglocken geläutet. Mit einer Agenturmeldung über eine Befragung deutscher Hochleistungssportler wurde beispielsweise eine Diskussion ausgelöst, die sich in ihrer Aufgeregtheit aber auch ihrer gleichzeitigen Hilflosigkeit kaum überbieten lässt. Kölner Sportsoziologen hatten mehr als 1.000 Kaderathleten über ihre soziale Lage befragt, in der sie sich derzeit befinden. Es handelte sich dabei um eine Befragung, wie sie überall in der Welt schon mehrfach durchgeführt wurde. Dabei wurden Fragen an Athleten gerichtet, die diese mehr oder weniger aufrichtig beantworten konnten, wobei die Verweigerung von Antworten immer üblicher geworden ist. Was dabei herauskam, waren Antworten auf konstruierte Fragen, die man wohlwollend als eine Annäherung an die Wirklichkeit bezeichnen kann. Die tatsächliche Situation, in der die Athleten leben und handeln, lässt sich auf diese Weise wohl kaum abbilden. Weiterlesen

Zwanzig Jahre nach der Jahrhundertwende

Für die Entwicklung des modernen Sports war das 20. Jahrhundert ohne Zweifel ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahrhundert. Vor allem war es die zweite Jahrhunderthälfte, in der es dem Sport gelingen konnte, sich zum bedeutsamsten kulturellen Massenphänomen weltweit zu entwickeln. Innerhalb dieses Entwicklungsprozesses spielte der deutsche Sport eine besondere Rolle. Der Sport, wie er sich seit der Gründung des Deutschen Sportbundes im Jahre 1950 in der Bundesrepublik Deutschland entwickelte, konnte in vieler Hinsicht als vorbildlich bezeichnet werden. Der Deutsche Sportbund entwickelte sich dabei in einer nachahmenswerten Offenheit. Er öffnete sich gegenüber dem Staat, er war der Partner der großen Kirchen, die Arbeitgeberverbände waren dem Sport aufgeschlossen, gleiches galt für den deutschen Gewerkschaftsbund. Weiterlesen

Zuschauerkommunikation in der Leichtathletik

Die Leichtathletik ist ohne Zweifel eine ganz besondere Sportart. Sie kann nicht nur auf die längste und größte historische Tradition verweisen und war und ist die Königin bei den Olympischen Spielen, sie war und ist auch eine Sportart, die für ihre Ausführung eine der größten Sportstätten benötigt und bei deren Meisterschaften 47 Sieger in 47 verschiedenen Disziplinen zu küren sind, die sich teilweise ganz erheblich unterscheiden. In der englischen Sprache wird deshalb zwischen „Track“ und „Field“ unterschieden. Laufen, Werfen und Springen haben drei ganz unterschiedliche Wettbewerbsstrukturen zur Folge und auch die Athletinnen und Athleten, die die jeweiligen Disziplinen betreiben, können sich grundlegend unterscheiden. Die Persönlichkeitsstruktur der Läufer in den mittleren und in den langen Distanzen unterscheidet sich von den Sprintern, ebenso wie sich Werfer und Springer unterscheiden. Unterschiede in Körpergröße und Körpergewicht sind dabei evident, psychische Unterscheidungsmerkmale sind allerdings nicht weniger bemerkenswert. Weiterlesen

Europa und der Sport

Wenn ein US-Amerikaner zum ersten Mal Europa besucht, sich für den Sport interessiert und sich darüber seine Vorstellungen machen möchte, so sind seine Erwartungen klar. So wie es bei allen Olympischen Spielen eine US-amerikanische Nationalmannschaft gibt, so gibt es auch eine Europäische Nationalmannschaft. Jährlich wird in 47 Einzeldisziplinen der europäische Leichtathletikmeister gesucht. Gleiches gilt für das Schwimmen und alle übrigen olympischen Sportarten. Am Ende eines jeden Jahres stehen die Europameister und damit die besten Sportler Europas fest und diese Athletinnen und Athleten vertreten den Kontinent bei den jeweiligen Weltmeisterschaften der internationalen Sportfachverbände. Weiterlesen

Der Beitrag des Sports für eine lebenswerte Gesellschaft

In gesellschaftlich schwierigen Zeiten ist es dringender denn je, sich einer Idee von seiner Gesellschaft zu vergewissern, in der man heute und in Zukunft leben möchte. Das Leitbild, an dem sich unsere Gesellschaft orientieren sollte, müsste meines Erachtens von der Idee des Fair Play geprägt sein. Gesucht ist eine Gesellschaft, in der die Mitglieder dieser Gesellschaft fair miteinander umgehen. Die individuelle Leistung müsste in dieser Gesellschaft gefördert und geschätzt werden, das Leistungsprinzip sollte dabei das herausragende Selektionskriterium für das Erreichen von bedeutsamen Positionen in dieser Gesellschaft sein. Gesellschaftlich relevante Positionen sollten nur über erbrachte und intersubjektiv anerkannte Leistungen besetzt werden und die Dotierung der erbrachten Leistung sollte sich am Prinzip der Gerechtigkeit messen lassen. Die Kluft zwischen arm und reich sollte in dieser Gesellschaft möglichst klein gehalten sein. Solidarität muss deshalb eine anerkannte Tugend in einer derart lebenswerten Gesellschaft sein. Die Menschen, die in dieser Gesellschaft leben, begegnen sich in aller Offenheit. Offenheit gegenüber Fremden, Offenheit gegenüber dem Andersartigen macht eine Gesellschaft erst richtig lebenswert. Frauen und Männer müssen sich nicht nur in Sonntagsreden, sondern im alltäglichen Leben gleichberechtigt gegenüber treten können, Behinderte werden in dieser Gesellschaft nicht diskriminiert und ausgegrenzt, Krankheit wird nicht individualisiert, vielmehr wird akzeptiert, dass Krankheit Lebenssinn stiften kann, ja das Krankheit notwendig ist, will man das Lebenswerte für sich selbst erkennen. Weiterlesen

Zur Vergabe von Fußball-Weltmeisterschaften

Ein Spiel der Mächtigen

Die Entscheidungen über die Vergabe einer Fußball-Weltmeisterschaft basieren auf demokratisch vereinbarten Regeln. Die Entscheidung über die Ausrichtung dieses Ereignisses findet gemäß den Statuten der FIFA über eine geheime Abstimmung statt. Es ist dabei geregelt, dass für den Sieg eines Bewerbers die einfache Mehrheit ausreicht und bei Stimmengleichheit das Machtwort des Präsidenten zu entscheiden hat. In der FIFA ist man auch bemüht demokratischen Prinzipien zu folgen, wenn es um die Ausschreibung der Fußball-WM geht. Genaue Bewerbungsfristen sind definiert, Kriterienkataloge zur Bewertung von Bewerbungen werden allen Bewerbern zugänglich gemacht. Evaluierungskommissionen werden eingesetzt und das Verfahren der Präsentation der Bewerber ist am Gleichheitsprinzip orientiert. Wie der sportliche Wettkampf so soll auch der Bewerber-Wettkampf ein fairer Wettbewerb sein. Fair Play ist nicht nur das Prinzip, das die Sportler zu beachten haben. Es soll auch für die Entscheidung der Funktionäre und für die Bewerber und deren Organisationen gelten. Weiterlesen

Citius, altius, fortius – wohin treibt der olympische Spitzensport?

Der moderne Hochleistungssport zeichnet sich durch eine schillernde Bedeutungsvielfalt aus. Ob Staat oder Wirtschaft, ob Kirchen oder Gewerkschaften, ob Kunst oder Musik, ob Massenmedien oder private Kommunikation, in allen Bereichen unserer Gesellschaft lässt sich ein mehr oder weniger intensiver Bezug zum Hochleistungssport beobachten. Im Olympiajahr 1996 rückte er ganz besonders ins Interesse der Öffentlichkeit. 1996 war kein normales Olympiajahr. Die Olympischen Spiele der Neuzeit feierten Jubiläum: 100 Jahre zuvor hatte Baron Pierre de Coubertin die Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen ins Leben gerufen. Solche Anlässe legen Nachdenklichkeit, aktuelle Analyse und Vorausschau nahe. Die modernen Olympischen Spiele sind nunmehr 122 Jahre alt, und es stellt sich die Frage: Wie lange werden sie noch leben? Weiterlesen

Zur Zukunft des IOC

Der moderne Olympismus hat ohne Zweifel eine abwechslungsreiche Geschichte aufzuweisen. Von Erfolgen und Misserfolgen, von politischer Inanspruchnahme, von gut und schlecht organisierten Spielen, von guten und fragwürdigen Entscheidungen, von Fair Play und Betrug, und nicht zuletzt von großartigen sportlichen Leistungen ist dabei zu berichten.Vor allem aber ist auch von der Gefahr der Selbstzerstörung zu reden. Boykotte waren es, die die Olympischen Spiele in Frage gestellt haben, denn 1980 lagen sie nahezu am Boden. Es gab kaum noch ausreichende Bewerberstätte und von einer erfolgreichen Vermarktung der Spiele konnte nicht die Rede sein. Weiterlesen

Neue Körperliche Grundbildung: Können und Verstehen

Ein Gastbeitrag von Prof. em. Dr. Albrecht Hummel

Einführung
Einige deutsche Sportpädagogen sind gegenwärtig bemüht, die Fachkultur des Sportunterrichts grundsätzlich neu zu bestimmen. Sie grübeln und theoretisieren darüber, ob nach erfolgtem Aufstand des Denkens und vollzogener reflexiver Wende das neuerdachte Kognitions- und Reflexionsfach -bislang schlicht mit „Sport“ bezeichnet-, nun ausgerichtet am Leitbegriff „Sportliteralität“ (Schierz & Miethling, 2017, S.60), eher als „Sport-Studies“ oder als „Sportwissenschaft“ zu bezeichnen wäre. Diese Vorschläge passen nicht in das übliche Geschehen, dass nach dem medialen Aufploppen einer gesellschaftlichen Problemlage zeitnah ein Schulfach (Wirtschaft, Programmieren, Gesunde Ernährung, Umweltschutz u.a.m.) gefordert wird, um diese gesellschaftlichen Probleme mittels der Institution Schule in den Griff zu bekommen. Bei „Sport-Studies“ geht es eher um die tiefgreifende Veränderung eines etablierten und durchaus akzeptierten Unterrichtsfaches. Damit sollen drei Krisen auf einen Schlag bewältigt werden: Eine angebliche Anerkennungskrise des Sportunterrichts, die allgemeine Misere des Sportlehrerberufs und die akademische Profillosigkeit der Sportpädagogik/Sportdidaktik. Weiterlesen

Benötigt der DOSB eine Strategie der aktiven Steuerung?

Versteht man den DOSB als eine umweltoffene Organisation, die sich in einem Austausch mit ihrer Umwelt und deren verschiedenen Teilsystemen befindet (z.B. Massenmedien, Wirtschaft, Kirche, Staat, Gewerkschaften, Schule etc.), so kann der DOSB – wie jede andere Großorganisation auch – in seinem Bestand nur dann erhalten werden bzw. überleben oder wachsen, wenn er möglichst negative Austauschprozesse mit seinen Umwelten vermeidet. In der Sprache der Organisationssoziologie ausgedrückt heißt das: Es sollte in den Austauschprozessen vermieden werden, dass die Abgabe von Organisationsleistungen und die dadurch verursachten Kosten größer sind als die Erlöse, welche der Organisation zufließen. Dieser Grundsatz gilt vor allem für das Austauschverhältnis mit dem Staat, den Medien und der Wirtschaft. Grundsätzlich stehen wie jeder Organisation auch dem DOSB mehrere Möglichkeiten offen, seine Organisation zu steuern. Weiterlesen

Zu Strukturproblemen der deutschen Sportverbände

  • Es ist richtig, dass die Sport- und Organisationsentwicklung in erster Linie in den Vereinen stattfindet. Deren autonome Entscheidungen können durch zentrale Konzepte und Strategien nur bedingt beeinflusst werden. Der bislang vollzogene und aktuell sich ereignende Prozess der Sportvereinsentwicklung resultiert nur im Ausnahmefall aus bewussten Überlegungen, auf Strategien mit Zielvorgaben, aus definierten Aufgabenstellungen. Alltagszwänge, finanzielle Unwägbarkeiten, personelle Fluktuation und Wissensvarianz lassen die Vereinsentwicklung an der Basis als ein zufälliges Phänomen erscheinen. Weiterlesen

Demografischer Wandel in Deutschland und dessen Bedeutung für die Spitzenverbände des deutschen Sports

Ein Gastbeitrag von Jonas Bischoff

1. Einführende Bemerkungen

Olympia 2060. Die deutsche Delegation kehrt mit nur einer Goldmedaille – in der Disziplin E-Sports – in die Heimat zurück. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gerät in Erklärungsnot, wirkt ratlos und beklagt den Nachwuchsmangel im deutschen Leistungssport: „Uns fehlen einfach die jungen Leute!“. Der Aufschrei in der deutschen Bevölkerung bleibt verhalten. Die Menschen unterhalten sich lieber über das neue, bahnbrechende Gesundheitsprogramm Uber-Sports des Fitnessstudio-Giganten Google-Health, das einem die Instant-Buchung eines Personal-Trainers für zu Hause per Smartphone-App ermöglicht – mit Fast-Delivery-Garantie. Weiterlesen

Wettbewerb der Sportarten

Die Behauptung, dass sich Sportarten in einem Wettbewerb befinden, kann auf den ersten Blick überraschen. Biathlon oder Leichtathletik gibt es nur einmal, gleiches gilt für Handball oder Tischtennis. Hat eine Sportart eine bestimmte Organisation aufzuweisen, so ist die Sportart Monopolist für ein bestimmtes Sportangebot. Diese Monopolstellung wird der Sportart vom Gesetzgeber eingeräumt, deshalb kann es z.B. auch in der deutschen Dachorganisation, dem DOSB, immer nur einen Mitgliedsverband für eine Sportart geben. Gleiches gilt für die europäische Ebene. Auch für das IOC gibt es in Bezug auf eine Sportart immer nur einen einzigen Ansprechpartner. Die olympischen Sportarten sind somit in der Regel keiner internen Konkurrenz ausgesetzt. Sie werden auf der Grundlage kodifizierter Regeln betrieben. Finden sich genug Menschen, die bereit sind, sich dem jeweiligen Regelkonzept einer Sportart zu unterwerfen, so ist deren Überleben gesichert. Weiterlesen

Zur Lage des Sports in Deutschland

1. Einleitende Bemerkungen

Großartige Erfolge bei Olympischen Sommer- und Winterspielen, die solideste Fußballliga der Welt, höchstes Lob für die Organisation sportlicher Großveranstaltungen, viel gelobter Gastgeber bei Weltmeisterschaften, nach wie vor wachsende Mitgliederzahlen im Deutschen Olympischen Sportbund, über 27 Mio. Menschen sind in mehr als 90.000 Turn- und Sportvereinen organisiert, Sport als Wirtschafts- und Medienfaktor wird immer bedeutsamer und der Sport wird als „Lebenselixier“ wahrgenommen. Vom Sport-Kindergarten bis zur Senioren-Sport-Gruppe – präventiv, therapeutisch und rehabilitierend hat der Sport seinen Stellenwert in einer verantwortungsvollen Sozial- und Gesundheitspolitik. Auch in unserem Bildungswesen ist der Sport ein anerkannter Inhalt geworden. Der Sport, so kann man zumindest auf den ersten Blick erkennen, befindet sich ganz offensichtlich auf dem richtigen Wege. Ja, er weist schon gewisse imperialistische Züge auf, er ist bemüht, jene letzten blinden Flecke auf der Landkarte zu löschen, auf denen er noch keine Rolle spielt. Der Sport, so scheint es, ist das eigentliche Massenphänomen der deutschen Gesellschaft. Weiterlesen

Intersexualität und Hochleistungssport

Für Politiker und Funktionäre des Sports ist die Aussage, dass der Sport ein Spiegel der Gesellschaft sei, längst zum geflügelten Wort geworden. Ohne Zweifel trifft es zu, dass sich in der Welt des Sports manches Problem unserer Gesellschaft widerspiegelt  und umgekehrt der Sport mit seinen Problemen auf die Gesellschaft einwirkt. Mit mancher Veränderung in unserer Gesellschaft scheint sich jedoch der Sport auch schwer zu tun. Er kann dann gar nicht oder erst in zeitlicher Verzögerung darauf reagieren, oft weiß er auch gar nicht, wie er mit solchen Veränderungen umgehen soll. Die Geschlechterfrage scheint ein derartiges Problem zu sein. Weiterlesen

Die Olympische Bewegung und ihre Menschenrechtsverantwortung

Die Olympische Bewegung im Spiegel der Menschenrechte

Folgt man der Charta des Internationalen Olympischen Komitees, so ist der Olympismus eine Sicht des Lebens, die in ausgewogener Ganzheit körperliche, willensmäßige und geistige Fähigkeiten miteinander vereint. Indem er den Sport mit Kultur und Erziehung verbindet, ist der Olympismus darauf gerichtet, eine Lebensweise herbeizuführen, die auf die Freude am körperlichen Einsatz, auf den erzieherischen Wert des guten Beispiels und auf die Achtung fundamentaler und universell gültiger ethischer Prinzipien gegründet ist. Ziel des Olympismus ist es, den Sport überall in der Welt zugunsten einer harmonischen Entwicklung des Menschen dienstbar zu machen, um so der Schaffung einer friedliebenden Gesellschaft förderlich zu sein, die sich der Bewahrung der Menschenwürde verpflichtet fühlt. Weiterlesen

Handball – ein paradoxes Faszinosum

Handball war und ist meine Lieblingssportart. Doch gleichzeitig frage ich mich immer häufiger: Ist dies noch meine Sportart, die ich mit so großer Begeisterung betrieben und erlebt habe? In der D-Jugend fing alles an, motiviert durch einen faszinierenden Trainer, gab es nur ein Ziel: Samstag für Samstag sich mit den besten der Gleichaltrigen im Handball zu messen. Jedes Training war dabei ersehnt, jedes Turnier war willkommen. Aus der D-Jugend wurde eine C-Jugendmannschaft, die B-Jugend folgte und in der A-Jugend konnte man sich schon überregional mit den besten Handballmannschaften bei internationalen Turnieren messen. Unvergesslich das jährliche Turnier in Wangen im Allgäu, wo eine ganze Kleinstadt sich dem Handballsport verschrieben hatte. Dem A-Jugend Alter entwachsen, gab es nur ein Ziel, über die 1B die erste Mannschaft zu erreichen. Ihr gehörten mehrere Nationalspieler an, wobei unser Spielertrainer, der gleichzeitig unter Bundestrainer Fick einer der beliebtesten deutschen Nationalspieler war, wohl die herausragendste Persönlichkeit war, die mir im Handballsport begegnet ist. Weiterlesen

Wettkampfsport im Verein und im Verband – Eine kulturelle und pädagogische Notwendigkeit

Vorbemerkungen

Der Sport ist für jenen, der ihn betreibt, eine klare und verständliche Sache. Laufen, Werfen, Springen verbunden mit der olympischen Maxime des „Höher, Schneller, Weiter“ sind jene Inhalte und Kennzeichnungen, die z.B. das Phänomen der Leichtathletik hinreichend bestimmen lassen. Der Kern dessen, was Leichtathletik ist, scheint damit relativ überdauernd und hinreichend eindeutig festgelegt zu sein. Ein Blick in die Geschichte des Laufens, Werfens und Springens gibt uns jedoch sehr schnell zu erkennen, dass dieser Schein trügt. Der Begriff der Leichtathletik meint stilisierte Formen des Laufens, Werfens und Springens; Leichtathletik ist ein spezifischer Inhalt einer spezifischen und historisch gewachsenen Sportkultur und der Sport ist ein bestimmendes Merkmal unserer modernen Bewegungskultur. Ja, der Sport ist das kennzeichnende Merkmal einer Leistungskultur, die eine noch junge Geschichte aufweist, deren Ende aber hoffentlich noch lange nicht absehbar ist. Teilt man diesen Wunsch, so ist der Sport heute eine kulturelle Notwendigkeit für unsere Gesellschaft. Weiterlesen

Zur Partnerschaft zwischen Hochleistungssport, Ausbildung und Beruf

Der moderne Hochleistungssport hatte und hat herausragende Vorbilder hervorgebracht, die für die Weiterentwicklung einer Gesellschaft, in der das Leistungsprinzip eine zentrale Rolle spielt, in ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden sollten. Ein Fechter wurde Olympiasieger, studierte während seiner Spitzensportkarriere sehr erfolgreich Jura, promovierte in dieser Disziplin, gründete eine Anwaltskanzlei, wurde Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes und erst Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees, dann dessen Präsident. Ein 3000m-Hindernis-Läufer errang den Europameistertitel als er sich in seiner Facharztausbildung befand und nach Beendigung seiner Karriere wurde er Klinikchef und einer der erfolgreichsten Orthopäden Deutschlands. Weiterlesen

Weichenstellungen für den deutschen Sport

Ein zu schnell fahrender Zug, der die Warnzeichen übersieht, mehrere Weichen überfährt und ein großes Unglück zur Folge hat ist ein oft genutztes Bild, wenn man vor Entwicklungen warnen möchte, die möglichst zu vermeiden sind. Nicht immer ist dieses Bild passend. Für die Probleme die sich in der deutschen Sportentwicklung schon seit vielen Jahren zeigen und deren Lösung dringend erforderlich ist, scheint das Bild von der richtigen Weichenstellung jedoch hilfreich zu sein. Eine ganze Reihe von Warnsignalen ist schon seit längerer Zeit nicht zu übersehen. Hinter jedem der Warnsignale steht ein gravierendes Problem, das schon seit längerer Zeit einer Lösung bedarf und wobei sich die Frage stellt, wie sich die Dachorganisation des deutschen Sports, der Deutsche Olympische Sportbund, mit dieser Problemstellung auseinandersetzt und welche Lösungswege er zu suchen bereit ist. Weiterlesen

E-Sport Mitgliedsverband im DOSB? Nein, aus guten Gründen.

Je anmaßender Politiker sich verhalten, desto mehr gilt ihnen unsere Aufmerksamkeit. „E-Sport ist Sport, so einfach ist das“, twitterte Staatsministerin Bär am 24.10. nach einem Treffen mit Vertretern des E-Sports im Kanzleramt. SPD-Bundestagsabgeordneter Pilger propagiert den E-Sport, in dem er dem DOSB vorwirft, er sei altbacken und rückwärtsgewandt, da er sich einer neuen Jugendkulturbewegung verschließe. Auch der CDU-Parlamentarier Steinecke glaubt ultimativ feststellen zu müssen „E-Sport ist Sport“. Selbst im Koalitionsvertrag wurde diesen anmaßenden Forderungen Platz gegeben, in dem verlangt wird, dass E-Sport vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anzuerkennen sei, um auf diese Weise dem E-Sport eine olympische Perspektive zu verschaffen. In diesen Tagen wurde dieser anmaßenden Haltung noch eine Krone aufgesetzt. Weiterlesen

Sport und Medien – Entwicklungstendenzen und Probleme einer lukrativen Beziehung

Entwicklung des Sports nach dem II. Weltkrieg

Will man das Phänomen des modernen Sports, so wie es sich uns in diesen Tagen zeigt, angemessen nachzeichnen, so ist es hilfreich, wenn man sich an Vergangenes erinnert. Vor 60 Jahren bin ich hier in Stuttgart zur Schule gegangen. Handball war dabei mein wichtigster Lebensinhalt. In der Schule gab es ein Unterrichtsfach mit dem Namen „Leibesübungen“. Die Lehrer wurden offiziell Leibeserzieher genannt, wenngleich sie aus der Sicht der Schüler Turnlehrer waren. Völkerball, Schleuderball, Staffelwettkämpfe, Handball und Fußball waren die beliebtesten Sportspiele. Retter und Schlienz, später dann Waldner und Geiger waren die Idole, die uns der VfB Stuttgart offerierte. 6000 Zuschauer konnte das Dreikönigsturnier im Handball auf den Stuttgarter Killesberg locken. Der grüne Sportbericht wurde Sonntagabends von den Jugendlichen sehnsüchtig erwartet, bei Fußballspielen gab es in regelmäßigen Abständen kleine Dorfkonflikte. Geoffrey Duke war auf der Solitude der ungekrönte Held in der 500 cm³ Klasse, Baltisperger aus Reutlingen war unser nationaler Hero, Max Resch war unser Boxidol und erwartungsvoll blickten wir alle auf die Olympischen Sommerspiele, die 1972 in München stattfinden sollten. Weiterlesen

Erwartungen an das Präsidentenamt

Die Welt des Sports ist eine Welt von Präsidenten und Direktoren. Unzählige Vizepräsidenten und stellvertretende Direktoren stehen im zweiten Glied. Aus Sekretären wurden Generaldirektoren und Ausschussvorsitzende versuchte man in ihrer Reputation aufzuwerten indem man sie zu Vizepräsidenten gemacht hat. Mit der gesellschaftlichen Aufwertung des Sports, wie sie in den vergangenen Jahrzehnten zu beobachten war, haben sich somit auch die Funktionäre aufgewertet. Oft hat man dabei auch die Führungsgremien personell aufgeblasen. Der dabei entstandene Ballon hat dabei meist nicht an Größe und Bedeutung gewonnen. Weiterlesen

Leistungssportreform in Deutschland – ein selbstreflexiver Lernprozess?

Sportliche Erfolge lassen sich meistens nicht durch Wunder erklären. Sie resultieren vielmehr aus einem glücklichen Zusammenspiel vielseitiger Bedingungsfaktoren: Talent, hartes Training, guter Trainer, Wettkampfhärte, mentale Stärke und ein positives Trainingsumfeld sind dabei unter anderem zu erwähnen. Dies gilt auch für den herausragenden olympischen Erfolg des Gastgebers der Olympischen Spiele in London 2012. Die Leistungssportnation Großbritannien hatte 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta ihr Waterloo erlebt. Nicht einmal unter den ersten zwanzig Nationen konnte sich Großbritannien damals platzieren. Für das Mutterland des modernen Sports war dies eine nationale Katastrophe. Weiterlesen

Unwissende Spitzensportler und vorurteilsbefangene Medien

Es musste ja so kommen. Der Totalisierungsprozess, der im Hochleistungssport zu beobachten ist, beschleunigt sich und weitet sich immer mehr aus. Spitzensport bedeutet heute mehr denn je, sich einer Sache völlig hinzugeben, nicht selten sieben Tage in der Woche zu trainieren und Ausbildung und Bildung hinten anzustellen. Die Auswirkungen sind offensichtlich. Formal ist wohl die Bildung der Spitzensportler mit Athleten früherer Zeiten noch zu vergleichen. Oft übertrifft sie sogar diese formalen Standards. Doch ein intensiver Wissenserwerb und die Bildung werden in der Praxis des modernen Hochleistungssports zurückgestellt. Athleten sind allenfalls gute Repräsentanten in der Öffentlichkeit. Ihre Wissens- und Bildungslücken sind jedoch unübersehbar. Dies wurde gerade in jüngster Zeit mehrfach offensichtlich, als Repräsentanten der Spitzenathleten sich zu Fragen der Mitbestimmung geäußert haben und bei deren Forderungen es auch ohne Zweifel um das wichtige Interesse ging, wie Spitzenathleten mehr Geld verdienen können. Weiterlesen

Entwicklung der Sportverbände – Ein selbstkritischer Blick wäre wünschenswert

Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland kann der organisierte Sport auf eine beispiellose Erfolgskarriere zurückblicken. Die Turn- und Sportvereine, die die Basis des deutschen Sportsystems bilden, haben sich dabei als besonders attraktiv erwiesen. Nahezu ausnahmslos sind ihre Mitgliederzahlen kontinuierlich angestiegen. Die Vereine konnten ihr Sportangebot erweitern und wurden auf diese Weise den vielfältigen Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger gerecht, die diese an ein wünschenswertes Sportangebot herangetragen haben. Die Dachorganisationen der Turn- und Sportvereine, die Bezirkssportbünde, die Landessportbünde und der Deutsche Olympische Sportbund haben ihr Dienstleistungsangebot zugunsten der Vereine kontinuierlich entwickelt. Eine verantwortungsvolle Personalentwicklung hat dazu geführt, dass in fast allen Vereinen haupt- und ehrenamtliches Personal in qualifizierter Weise arbeiten, um auch den zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden. Weiterlesen

Transparenz in den Sportorganisationen – eine Utopie?

Transparenz ist ein kennzeichnendes Merkmal für demokratische Gesellschaften. Je offener eine Gesellschaft, desto transparenter sind ihre Strukturen. Allenfalls lässt sich der Bereich der Privatheit dem Gebot der Transparenz entziehen. Öffentlichkeit ist hingegen der Bereich unseres gesellschaftlichen Lebens, in dem Menschen zusammenkommen, ihre Interessen artikulieren, Vereinbarungen treffen und Probleme besprechen, die in politischen Prozessen gelöst werden sollen. Für eine demokratische Öffentlichkeit muss der Zugang zu allen Informationsquellen und Medien frei sein und sämtliche Informationen müssen frei diskutiert werden können. Im frei öffentlich zugänglichen Raum muss die Bildung einer Mehrheitsmeinung möglich sein. Zensur und andere die Meinungsbildung verhindernden Barrieren verbieten sich in diesem Raum. Die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit haben sich wohl in den letzten Jahrzehnten relativ schnell verändert. Die digitale mobile Kommunikation hat dabei die Bedeutung der Privatheit relativiert. Alles was den öffentlichen Raum kennzeichnet ist davon jedoch nahezu unberührt. Weiterlesen

Zur pädagogischen Bedeutung von Sportregeln

Wie kommen Regeln im Sportunterricht vor?

Seit es in öffentlichen Schulen Sportunterricht gibt, ist es nahezu unbefragt üblich, dass sich die Bewegungsaktivität in diesem Unterricht auf sportliche Aktivitäten beschränkt bzw. auf diese ausgerichtet ist. Die sportlichen Aktivitäten zeichnen sich dabei vor allem dadurch aus, dass sie sich in Sportarten aufschlüsseln, wie sie außerhalb der Schule anzutreffen sind. In die Schule wird also ein Teil der Welt des Sports hereingeholt, um Schüler auf eben diese Welt vorbereiten zu können.

Beobachtet man Sportunterricht, der an diesem anerkannten didaktischen Prinzip ausgerichtet ist, so zeigt sich, dass uns das Hereinholen des Sports in die Schule Schwierigkeiten bereitet. Fußball kann man in der Schule höchst selten 2×45 Minuten spielen, und im Basketball muss der Korb niederer gehängt werden, damit jüngere Schüler das Erlebnis eines erfolgreichen Korbwurfes haben. Weiterlesen

Wie über die Vergabe internationaler Sportevents entschieden wird

Demokratische Vergaben und reale Machtverhältnisse

Die Entscheidungen über die Vergabe von internationalen Sportereignissen basieren auf demokratisch vereinbarten Regeln. Ganz gleich, ob Olympische Spiele zu vergeben sind, eine Weltmeisterschaft im Fußball zur Entscheidung ansteht oder über eine zukünftige Leichtathletik-Weltmeisterschaft zu befinden ist, die Entscheidung über die Ausrichtung dieser Ereignisse findet gemäß der jeweiligen Konstitution der internationalen Sportorganisationen über eine geheime Abstimmung statt. Es ist dabei geregelt, ob für den Sieg einer Bewerberstadt die einfache Mehrheit ausreicht, ob eine Zweidrittelmehrheit erforderlich ist, was bei Stimmengleichheit zu entscheiden hat, ob es das Machtwort des Präsidenten ist oder ob das Los entscheiden soll. In allen internationalen Sportorganisationen ist man auch bemüht, demokratischen Prinzipien zu folgen, wenn es um die Ausschreibung von internationalen Sportereignissen geht. Weiterlesen

Olympische Spiele im Jahr 2026 in Sion – eine Vision

Wir schreiben das Jahr 2026. Eine Vision hat uns in dieses für den olympischen Sport äußerst interessante Jahr geführt und wir können mit kritischer Distanz auf vergangene Jahrzehnte und dabei auch auf das Jahr 2018 zurückblicken. Die XXIII. Olympischen Winterspiele fanden in diesem Jahr in Pyeongchang statt. Gastgeber war ein Nationales Olympisches Komitee, das auf eine zwar kurze aber doch sehr aktive Vergangenheit in der Olympischen Bewegung verweisen kann. Korea war einmal mehr ein würdiger Gastgeber, organisatorisch war bei den Spielen nur wenig zu beklagen, wenngleich in der Öffentlichkeit im Vorfeld Widerstände gegen das Land und das Ausmaß der Investitionen zu spüren waren. Doch Koreas Athletinnen und Athleten waren auf die Spiele bestens vorbereitet. Das Athletendorf genügte den Ansprüchen des IOC, aber auch die Infrastruktur der Gastgeberregion Pyeongchang konnte den internationalen Ansprüchen genügen. Weiterlesen

Handball im Wandel – Perspektiven zukünftiger Entwicklungen

Vorbemerkungen

Die Antwort auf die Frage nach der Zukunft des Handballsports ist in der alltäglichen Arbeit in den 4.356 Handball-Vereinen zu finden (Stand: 01.01.2016). Sie hängt ab von der Arbeit der Abteilungs- und Übungsleiter und der Trainer, die mehrmals in der Woche ihre Freizeit dem Handballsport opfern und dabei bemüht sind, Handballmannschaften verschiedenen Geschlechts, verschiedener Altersklassen Woche für Woche so vorzubereiten, dass sie möglichst besser sind als die Gegner und dass die jeweils gesteckten Ziele in den Ligen des Handballsystems erreicht werden. Diese Arbeit ist heute schwieriger denn je und die für den Handballsport an der Basis Verantwortlichen müssen schon seit längerer Zeit Probleme lösen, denen sie immer weniger gewachsen sind, die immer komplexer werden und bei deren Lösung sie dringender denn je Hilfe von ihrer Dachorganisation und den übergeordneten Sportverbänden benötigen. Weiterlesen

Droge Fußball

„Der Hollywood-Star Leonardo DiCaprio ist zur Fußball-WM nach Brasilien gereist. Der US-Schauspieler traf mit 21 Freunden in Rio de Janeiro ein und bezog ein Quartier auf einer Luxus-Yacht. DiCaprio und seine Entourage logieren auf der Topras, die Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan aus Abu Dhabi gehört – dem Besitzer des britischen Fußballclubs Manchester City. Die Yacht ist 147m lang und hat unter anderem Schwimmbad, Fitnessstudio, Hubschrauberlandeplatz und Kino.“ „Denn niemand siegt allein, weder im Sport noch im Leben“, so mahnte in derselben Zeitung Papst Franziskus die Fußballspieler vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Mit diesen zwei Zitaten lässt sich stellvertretend das Interesse am Fußball im Allgemeinen und an der Fußball-Weltmeisterschaft im Speziellen kennzeichnen. Am Fußball ist jeder Mann und jede Frau interessiert, der Fußball schafft es, dass manche seriösen Tageszeitungen mehr als die Hälfte ihres redaktionellen Umfanges für dessen Berichterstattung zur Verfügung stellen. Weiterlesen

Wettkampfsport – Vom Gegenbild und Abbild

Ein besonders wichtiges kennzeichnendes Merkmal des modernen Sports ist der Wetteifer, der durch eine besondere Konzeption von schriftlich niedergelegten Regeln ermöglicht wird. Nicht weniger wichtig ist die Nutzlosigkeit dessen, was das sportliche Handeln auszeichnet. Man überspringt eine Latte, obgleich man sie auf bequeme Weise unterlaufen könnte, man läuft 400 Meter auf einer Bahn und kommt zum Ausgangspunkt zurück, an dem man losgelaufen ist, man wirft einen Speer, ohne ein Tier zu erlegen. Dies alles findet auf besonderen Sportanlagen statt und Menschen, die in je verschiedenen Gesellschaften zuhause sind, begeben sich in die Räume des Sports, um sich durch eine besondere Gleichheit auszuzeichnen. Man entkleidet sich von der Alltagskleidung und elf Spieler tragen dasselbe Trikot. Weiterlesen

Soll E-Sport olympisch werden?

Die Suche nach einer Authentizität des Sports ist bislang erfolglos gewesen, wenngleich auch diese Suche eine lange Tradition aufweist. Es wurde dabei ganz offensichtlich etwas gesucht, dass es gar nicht geben kann. Das Ergebnis der Suche ist keine Authentizität – es wird vielmehr das gefunden, was bestimmte Institutionen als „ihren Sport“ bezeichnen. Die Grenzen des Begriffs „Sport“ waren schon immer unscharf gewesen und werden es auch in der weiteren Zukunft bleiben. Das Phänomen des Sports kann vermutlich kaum anders gefasst werden, als es in Anlehnung an Wittgenstein versucht wurde. Demnach sind es die Regeln, die den Sport am ehestem als eigenständiges Phänomen kennzeichnen. Als einzelne Regeln haben sie jedoch keine authentische Qualität. Es gilt vielmehr der Satz, dass die Bedeutung des Wortes „Sport“ dessen Gebrauch ist. Präziser formuliert heißt das, die Bedeutung des Begriffs „Sport“ ist der Gebrauch dieses Begriffes. Weiterlesen

Weiße Elefanten des Sports

Die Diskussion über die Ausrichtung zukünftiger Olympischer Spiele handelt nicht selten von der Gefahr der sogenannten „weißen Elefanten“. Demnach werden teure und pompöse Bauten zur Durchführung der olympischen Wettbewerbe erstellt, die sich meist unmittelbar nach Beendigung der Spiele als völlig unnütz erweisen, deren nachträgliche Nutzung nicht gesichert ist und die für den Steuerzahler erhebliche Folgekosten zurücklassen. Dass der Sport in den letzten Jahrzehnten weiße Elefanten zurückgelassen hat, kann von niemandem bestritten werden. Die Olympischen Spiele von Athen im Jahr 2004 sind in dieser Hinsicht ebenso ein Mahnmal wie die Spiele von Montreal und Sydney. Weiterlesen

Stadion ausverkauft – über echte und unechte Zuschauer

Echt oder unecht? Diese Frage stellt sich immer häufiger, wenn man bei einem Essen in einem Restaurant die Blumen als Tischdekoration betrachtet. Die Imitate werden immer perfekter, die Blumensträuße immer artenreicher und farbenfreudiger. Nur noch selten handelt es sich dabei um natürliche Blumen. Die Entscheidung gegen die Echtheit hat meist ökonomische Gründe. Weiterlesen

Sportverbände – ein notwendiges Übel?

Sportverbände sind in der Regel eingetragene Vereine. Diese Rechtsgrundlage ist in vielen soziologischen Analysen Ausgangspunkt für eine ganze Reihe äußerst positiver Interpretationsmuster. Sportverbände sind Orte, in denen demokratisches Handeln eingeübt werden kann. Sportverbände offerieren Ehrenämter, auf die die moderne Zivilgesellschaft zwingend angewiesen ist und das ehrenamtliche Handeln kann dabei als hilfreicher Gegenpol zu einer einseitigen und materialistischen Ausrichtung unserer Gesellschaft bewertet werden. Weiterlesen

Digitalisierung als Chance – neue Formen der Sportkommunikation

Die Digitalisierung sämtlicher Lebenswelten stellt nicht nur in unserer Gesellschaft eine große Herausforderung dar. Laut ARD/ZDF-Onlinestudie 2017 haben 9 von 10 Deutschen eine Onlineverbindung. Betroffen ist davon der Mensch in seiner Privatheit, betroffen davon sind Gruppen und Organisationen und ganze gesellschaftliche Teilsysteme wie Politik, Wirtschaft und Sport. Besonders intensiv davon betroffen ist das System der Massenmedien. Im Zusammenspiel zwischen den Massenmedien und dem Sport hat die Digitalisierung eine völlig neue Sportwelt, ebenso wie eine völlig neue Medienwelt hervorgebracht. Weiterlesen

Intersexualität im Sport – zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts

Das Frauenfinale im 800m-Lauf bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2009 in Berlin hatte in einer äußerst bedauerlichen Weise weltweite Aufmerksamkeit erreichen können. Die außergewöhnliche Leistung der jungen Siegerin wurde durch ihre Gegnerinnen mit dem Verdacht in Frage gestellt, dass die Siegerin nicht dem weiblichen Geschlecht angehöre. Die IAAF hatte auf diesen Verdacht in hilfloser Weise reagiert, mit dem Ergebnis, dass eine junge Athletin öffentlich bloßgestellt wurde. Der dabei entstandene Schaden war irreparabel und konnte auch nicht durch Entschuldigungen aus der Welt geschaffen werden. Eine Frage, deren Diskussion und Beantwortung strikter Vertraulichkeit bedarf, wurde auf ärgerliche Weise als massenmedialer Eklat inszeniert und die Betroffene selbst war dabei nicht nur ein Opfer des Vertrauensbruchs sondern sie wurde auch politisch auf fragwürdige Weise in Anspruch genommen, ohne dass damit dem Menschen, die von der offengelegten Geschlechterfrage betroffen sind, geholfen würde. Das Ganze gipfelte in unsäglichen Rassismusvorwürfen, für die man allenfalls aus deutscher Sicht Verständnis haben konnte, die jedoch in der Sache nicht haltbar waren und bezogen auf das zu lösende Problem sich als irreführend erwiesen. Weiterlesen

Der Sport ist ein Politikum

Olympische Spiele und Großveranstaltungen des Sports haben eine außergewöhnliche Anziehungskraft. Besonders attraktiv scheinen die Sportereignisse für selbsternannte Experten aus dem Bereich der Medien und Politik zu sein, die sich berufen fühlen, die Funktionäre des Sports in Bezug auf die politischen Implikationen ihres Handelns zu belehren. Meist sehen sich diese Experten auch als Wächter der Menschenrechte. Den Funktionären des Sports wird dabei vorgeworfen, dass sie mit der Vergabe sportlicher Großereignisse an Nationen, in denen Menschenrechte verletzt werden, die in den jeweiligen Nationen herrschenden Regierungen in indirekter Weise unterstützen und damit den Menschenrechtsmissbrauch begünstigen. Weiterlesen

Sport als gesellschaftliches Phänomen

Der Sport ist in den vergangenen hundert Jahren zum bedeutsamsten Inhalt unserer Alltagskultur geworden. Längst hat er höhere Literatur, Kunst und klassische Musik hinter sich gelassen. Allenfalls können sich Popmusik, Kriminalfilm und Belletristik mit ihm messen lassen. Im Fernsehprogramm führt er mit seiner außergewöhnlichen Reichweite seit mehreren Jahrzehnten bereits die Ranglisten der wichtigsten Sendungen an und was die Vervielfältigung seiner Inhalte anbelangt, zeichnet er sich ebenfalls durch Einmaligkeit aus. Waren es vor einhundert Jahren wenige Sportarten die Menschen faszinieren konnten, werden heute in einem Land wie Deutschland mehr als 80 Sportarten, die sich in Vereinen organisiert haben, unterschieden und vom Staat mit bestimmten Privilegien anerkannt. Neben diesen Sportarten werden mehr als 200 weitere Sportaktivitäten unterschieden, die von Architekten berücksichtigt werden wenn sie heute bedürfnisgerechte Sportanlagen planen und bauen. Weiterlesen

Faszination Golf?

Besonderheiten der jüngsten olympischen Sportart

Martin Kaymer war begeistert. Nach einem jahrelangen Kampf war es endlich gelungen, Golf in die Familie der olympischen Sportarten zurückzubringen. Mit einem Turnier für Männer und Frauen bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 ist der Golfsport in die Moderne des olympischen Hochleistungssports eingetreten. Martin Kaymer gehörte zu den vier Auserwählten, die Deutschland bei diesen Spielen repräsentieren durften. Am Ende hatte er den 15. Platz erreicht. Caroline Masson war die beste deutsche Dame auf dem 21. Platz. Mit dem Turnier von Rio ist Golf in gewissem Sinne zurückgekehrt in den Kreis der anerkannten Sportarten, wenngleich sich das Golfspiel nahezu in allen relevanten Belangen von jeder anderen Sportart ganz wesentlich unterscheidet. Als Leistungssport weist Golf Alleinstellungsmerkmale auf, wie sie bei keiner anderen olympischen Sportart anzutreffen sind. Für mich sind dabei zwölf Merkmale erwähnens- und beachtenswert, wenn wir die neue olympische Sportart Golf mit den übrigen Mitgliedern der olympischen Sportfamilie vergleichen wollen. Weiterlesen

Athletenmitbestimmung – ein Paradoxon

Die Suche nach einer tragfähigen Interessensvertretung der Athletinnen und Athleten hat nicht nur im deutschen Hochleistungssport eine lange Tradition. Als institutionelle und organisatorische Lösung hat man bislang auf den Athletensprecher, die Athletenkommission, die Athletengewerkschaft und die Interessenvereinigung „Athleten“ gesetzt. In diesen Tagen ist in Deutschland ein Verein mit dem Namen „Athleten Deutschland e.V.“ diesen Organisationsmustern hinzugefügt worden. 54 deutsche Athletenvertreter bzw. Spitzensportler haben diesen Verein in Köln gegründet. Ihr Präsident ist Max Hartung – Mitglied der Deutschen Fechter-Nationalmannschaft und seine Stellvertreterin ist die Kanutin Silke Kassner. Weiterlesen

Nachdenkliches aus der Schweiz

Die Schweiz zeichnet sich schon seit vielen Jahren durch einen besonderen Qualitätsjournalismus aus, bei dem die Sportberichterstattung einen würdigen Platz einnimmt. In jüngster Zeit wurde dies gleich zweimal bestätigt. In der Basler Zeitung vom 15.09.2015 wird dem Breitensport der Spiegel vorgehalten und am 23.09.2015 fordert Mikeal Krogerus in der Neuen Zürcher Zeitung das Ende der Förderung des Spitzensports. „Minu“ (Hans-Peter Hammel) – der Autor des Basler Pamphlets erinnert an seine Schulzeit, in der er zwei Tage im Schuljahr hasste – den Wandertag und den Sporttag. Seiner Meinung nach macht heute alles ein riesen Theater um den Sport, es wird behauptet, er sei gesund und helfe den Menschen länger zu leben. Aber wollen wir das, fragt er? „Die lustige Oldie-Gruppe mit Fahrrad, Schildmütze (verkehrt herum) und 23 Schrittmachern. Weiterlesen

Tianjin 2017 – Die besonderen Spiele

Vom 27.08.-08.09.2017 haben „The 13th Games of the People‘s Republic of China“, so der offizielle Name, in Tianjin stattgefunden. Tianjin ist eine der wichtigsten Hafenstädte der Volksrepublik China. Sie gehört zur Gruppe der regierungsunmittelbaren Städte, zusammen mit Shanghai, Peking und Chongqing. Sie hat somit den Rang einer Provinz und untersteht direkt der Zentralregierung der Volksrepublik China. Das Verwaltungsgebiet hat eine Fläche von 12.000 Quadratkilometern und es leben dort mehr als 15 Millionen Menschen. Tianjin ist ein Industriezentrum, insbesondere für die Computerindustrie. Es ist aber auch eine Universitätsstadt mit international bedeutenden Universitäten. Weiterlesen

Europäische Spiele – Ein Beispiel für viele

Nun fanden sie also statt, die ersten Europäischen Spiele. Aserbaidschan mit seiner Hauptstadt Baku war der Gastgeber. Lässt man sich von Wikipedia über diesen Gastgeber beraten, so wird einem mitgeteilt, dass es sich dabei um einen Binnenstaat in Vorderasien, zwischen dem Kaspischen Meer und dem Kaukasus handelt. Im Norden grenzt dieser Staat an Russland, nordwestlich an Georgien, im Süden an den Iran und im Westen an Armenien. Allein die geografische Lage lässt somit Zweifel aufkommen, ob Aserbaidschan ein geeigneter Gastgeber für die ersten Europäischen Spiele gewesen ist. Die Zweifel wurden sehr schnell zu einer berechtigten Kritik, wenn man die politischen Verhältnisse in diesem Staat genauer beleuchtete. Weiterlesen

Menschenrechte und sportliche Großveranstaltungen

Die Frage nach der Bedeutung der Menschenrechte im Zusammenhang mit sportlichen Großveranstaltungen hat Priorität, wenn der Zusammenhang zwischen Sport und Politik zu klären ist. Dies liegt zum einen daran, dass sich nicht zuletzt der olympische Sport öffentlich über eine Friedensbotschaft legitimiert, die konstitutiv für ihn ist. Gleichzeitig kann für den Bereich der Politik beobachtet werden, dass in nahezu sämtlichen politischen Systemen die heute existieren Menschenrechtsverletzungen zu beklagen sind. Es gibt nur wenige Staaten in denen Menschenrechte nicht verletzt werden, selbst der demokratische Rechtsstaat in westlichen Industrienationen bietet keinen absoluten Schutz vor Übergriffen. Weiterlesen

Eine Reform der olympischen Verbände ist längst überfällig

Die letzte Mitgliederversammlung des DOSB hat einstimmig eine neue Leistungssportkonzeption verabschiedet, die sich vor allem dadurch auszeichnen soll, das vom Steuerzahler bereitgestellte Mittel in möglichst effizienter und transparenter Weise von den Verbänden verwendet werden, um bei zukünftigen Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften den Erfolg deutscher Athletinnen und Athleten zu sichern. Ganz gleich wie dabei das Merkmal „Erfolg“ definiert wird, eine Ausrichtung an anspruchsvollen Zielen ist für den Hochleistungssport dringend erforderlich. Eine verantwortbare Mittelverwendung ist mit Blick auf den Steuerzahler zwingend. Transparenz und Klarheit müssen für zukünftige Fördermaßnahmen die herausragenden Merkmale sein. Weiterlesen

Sportnation Katar

Sport weist längst imperiale Züge auf. Mittlerweile hat er auch die letzten Ecken dieser Welt erreicht. Der Urwald ist von ihm ebenso wenig verschont geblieben wie die Wüste. Der Sport ist im wahrsten Sinne global. Meine Gutachtertätigkeit in Entwicklungsprojekten der Bundesregierung hat mich in viele junge Nationen in Südamerika, Afrika und vor allem auch in Südostasien geführt. Ich musste dabei sehr schnell erkennen, wie sich Sportsysteme unter kulturellen Gesichtspunkten unterscheiden können und wie verlockend der Sport für die politisch Mächtigen in den jeweiligen Gesellschaften sein kann. Weiterlesen

Zur Zukunft des Trainerberufes

Der Beruf des Trainers hat vergleichsweise nur eine kurze Geschichte aufzuweisen. Von einem Beruf im Sinne einer Profession kann in vielen Sportarten erst seit wenigen Jahren gesprochen werden, in manchen Sportarten ist man davon heute noch sehr weit entfernt. Die Entwicklung des Trainerberufes war bis heute eher steinig, als das man sie als rosig bezeichnen könnte. Von einer angemessenen Besoldung konnte zu keiner Entwicklungsphase gesprochen werden. Es gab bereits sehr früh eine immer größer werdende Kluft zwischen sehr hoch bezahlten Star-Trainern und vielen gering oder gar nicht bezahlten Trainern. Weiterlesen

Warum die Reform der Leichtathletik nicht gelingt

Die Leichtathletik ist ohne Zweifel eine der traditionsreichsten Sportarten. Waren es im 18. Jahrhundert zunächst vorrangig die Läufe, die die Massen faszinierten und die Wettleidenschaft befriedigten, so kamen im 19. Jahrhundert zunehmend Wurf- und Sprungduelle hinzu. Auch sie waren beim Publikum äußerst beliebt. Als Coubertin die modernen Olympischen Spiele in Athen 1896 initiierte, war es deshalb naheliegend, dass die beliebte Sportart Leichtathletik zur Königsdisziplin der Olympischen Spiele wurde. Mit dem Begriff „Track and Field“ wurde eine Palette von Einzelwettkämpfen unter das Dach eines gemeinsamen Verbandes gebracht und 1912 war es dann möglich mit der Gründung der IAAF eine Organisation zu schaffen, deren vorrangige Aufgabe darin zu sehen war, dass sie über die Regeln der Leichtathletik wacht, um auf diese Weise Athletinnen und Athleten in den Disziplinen der Leichtathletik faire Wettkämpfe zu ermöglichen. Weiterlesen

Die „Dopingspirale“ bei Arte – ein olympisches Mahnmal

Am 04. Juli 2017 wurde vom deutsch-französischen Kultursender Arte eine Dokumentation ausgestrahlt, in der das internationale Dopingproblem des Hochleistungssports unter dem Titel „Die Dopingspirale“ in einer bemerkenswerten Weise behandelt wurde. In 90 Minuten wurde das Dopingproblem in seiner Komplexität und in seiner Reichweite äußerst fachkundig aufgearbeitet, wie es in der Fernsehberichterstattung bislang noch nicht der Fall gewesen ist. Weiterlesen

IOC Reformen auf dem Prüfstand

Die Notwendigkeit ist nicht zu bestreiten – die Olympischen Spiele bedürfen einer grundlegenden Reform. Brasiliens staatliche Behörde für das olympische Erbe (AGLO) gab erst vor wenigen Tagen bekannt, dass das kalkulierte Budget bei der Vergabe der Olympischen Spiele nach Brasilien von 28,8 Billionen US-Dollar mit 43,3 Billionen US- Dollar um 40% überschritten wurde. Derartige Kalkulationsfehler sind gegenüber dem Steuerzahler unentschuldbar. Sie weisen darauf hin, dass die Planung und Durchführung von Olympischen Spielen einer ganz neuen Seriosität in Bezug auf Management und Finanzierung bedarf. Weiterlesen

Über den Wandel der Werte in Gesellschaft, Freizeit und Sport

Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren tiefgreifend gewandelt, und vieles deutet darauf hin, dass sie sich derzeit in Bezug auf ihre weitere Entwick­lung in einer Krise befindet. Als „nachindustrielle Gesellschaft“ (Bell) ist ihre weitere Entwicklung ebenso in Frage gestellt, wie sie sich gemäß jener Prognosen in Schwierigkeiten befindet, die den der­zeitigen Umbruch als „zweite industrielle Revolution“ beschreiben (so z.B. Schaff). Soviel scheint in diesem Zusammenhang auch für Zweifler einsichtig zu sein: Die Knappheit bzw. die begrenzte Verfügbarkeit über einige lebensnotwendige Res­sourcen, das konfliktträchtige Nord-Süd-Gefälle, Mikroelek­tronik, Biochemie (einschließlich der neuen Gen-Technologie) und die zivile und militärische Nutzung der Nukleartechnik, vor allem die noch immer weltweit anwachsenden Militärpotentiale sowie der noch immer nicht unterbun­dene Raubbau des Menschen an der Natur, haben die Menschheit in eine einmalige Situation gebracht. Weiterlesen

Olympische Spiele am Scheideweg

Rio de Janeiro im August 2016: Einmal mehr präsentiert sich mit Rio eine der schönsten Städte der Welt. Carioca nennen sich die Einheimischen und sie bieten ihren olympischen Gästen bei meist gutem Wetter drei interessante Wochen. Die Strände an der Copacabana, in Ipanema oder in Barra stehen für Lebensfreude und eine einmalige Sport- und Fitnesskultur. Weiterlesen