Jugendliche – „Stiefkinder“ der Sportvereine?

Themenfragen sind rhetorisch und haben nur Reizcharakter, die Antwort ist längst bekannt, sie wird akzeptiert. Jugendliche sind „Stiefkinder“ in den Vereinen, zumindest was ihre finanzielle Unterstützung an­belangt und es besteht Einstimmigkeit in allen Vereinskreisen, die nicht als rückschrittlich gelten möchten, dass ein Verein nach außen hin offen sein muss. Die Frage, die wir uns zu stellen haben, muss deshalb eher lauten, warum gerade die Jugendlichen die „Stief­kinder“ der Vereine sind und was zu tun ist, dass Jugendliche gleich­berechtigte Mitglieder unserer Sportvereine werden. Auf beide Fragen sollten wir Antworten suchen.
Zunächst möchte ich aber auf einen wichtigen Anlass hinweisen, der in unmittelbarem Zusammenhang zu diesem Thema steht. Auf Bundesebene wurde des Öfteren – und manchmal vermutlich nicht ganz zu Unrecht – von verschiedenen politischen Jugendorganisationen der „Deutschen Sportjugend“ die Förderungswürdigkeit im Sinne einer Bildungsorganisation abgesprochen. Es war ja ein langer Weg bis verantwortungsvolle Funktionäre¹ des Sports dessen alleinige Einstufung als Mittel zur körperlichen Ertüchtigung bei den Politikern und bei einem Teil der Öffentlichkeit zu Gunsten einer Anerkennung auch seines Bildungs­auftrages und seiner gesellschaftspolitischen Bedeutung verändern konnten. Ein neues Wissen um neue Möglichkeiten im Sport wurde in die­ser Auseinandersetzung vermittelt. Eine neue Praxis allerdings hat sich daraus nur viel zu selten ergeben. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass sportfremde Gruppen nicht immer mit Sachverstand aber mit viel Nach­druck auf die Kluft zwischen den großen (theoretischen) Sprüchen und der praktischen Wirklichkeit der sportlichen Jugendarbeit verweisen, in der eben doch nur die körperliche Ertüchtigung, der Wettkampf und das Training im Mittelpunkt stehen. Von einer Erziehungs- und Bildungsinstanz kann nach Auffassung dieser Kritiker demnach nicht gesprochen werden. Die DSJ wäre gemäß solcher Interpretation also nicht förderungswürdig. Weiterlesen

Turn- und Sportvereine – zwischen Privatheit und staatlicher Organisation

Der Sportverein ist trotz vieler Ähnlichkeiten zu anderen Organisationsgebilden eine typisch deutsche Form organisierten Sports. Den Sportvereinen ist es dabei gelungen, die größte Organisation freiwilliger Mitglieder zu werden, die es in der Bundesrepublik gibt. Der Sport ist auf diese Weise fast monopolartig an die Organisationsform des Vereins gebunden.
Sportvereine zeichnen sich einerseits durch eine Reihe gemeinsamer Merkmale aus, die sie teilweise mit anderen Vereinen teilen. Andererseits gibt es heute im Zuge einer funktionalen Ausdifferenzierung des gesamten Sportsystems eine noch immer zunehmende Vielfalt von unterschiedlichen Sportvereinen, die sich über Merkmale wie „Herkunft der Mitglieder“, „Stadt-Land-Lage“, „Einsparten-Mehrsparten“, „Tradition“, „Verein mit Berufssportlern“ etc. unterscheiden. Weiterlesen