Zur Lage des Sports in Deutschland

1. Einleitende Bemerkungen

Großartige Erfolge bei Olympischen Sommer- und Winterspielen, die solideste Fußballliga der Welt, höchstes Lob für die Organisation sportlicher Großveranstaltungen, viel gelobter Gastgeber bei Weltmeisterschaften, nach wie vor wachsende Mitgliederzahlen im Deutschen Olympischen Sportbund, über 27 Mio. Menschen sind in mehr als 90.000 Turn- und Sportvereinen organisiert, Sport als Wirtschafts- und Medienfaktor wird immer bedeutsamer und der Sport wird als „Lebenselixier“ wahrgenommen. Vom Sport-Kindergarten bis zur Senioren-Sport-Gruppe – präventiv, therapeutisch und rehabilitierend hat der Sport seinen Stellenwert in einer verantwortungsvollen Sozial- und Gesundheitspolitik. Auch in unserem Bildungswesen ist der Sport ein anerkannter Inhalt geworden. Der Sport, so kann man zumindest auf den ersten Blick erkennen, befindet sich ganz offensichtlich auf dem richtigen Wege. Ja, er weist schon gewisse imperialistische Züge auf, er ist bemüht, jene letzten blinden Flecke auf der Landkarte zu löschen, auf denen er noch keine Rolle spielt. Der Sport, so scheint es, ist das eigentliche Massenphänomen der deutschen Gesellschaft.

In Bezug auf das Phänomen der Masse lehrt uns jedoch der Volksmund, dass Vorsicht angebracht ist. Masse ist nicht Klasse, Quantität geht selten mit Qualität einher, flotte Sprüche und seichtes Marketing-Geschwätz können auf Dauer Fehlleistungen nicht verbergen. Das Behauptete deckt sich nur selten mit der Realität und die sportliche Praxis zeigt sich in der Regel widerständig gegenüber sportpolitischer Rhetorik.

Will man die Lage des Sports in Deutschland etwas genauer deuten, so ist es angebracht, sich der Realität zu stellen und sich vor allem auch an Fakten auszurichten. Tut man dies, so lässt sich kein einheitliches Bild des Sports zeichnen, vielmehr zeigt sich uns der Sport in einer verwirrenden, komplexen Struktur mit einer Fülle von Widersprüchen, Erfolgen und Misserfolgen, Gefahren und Chancen gleichermaßen.

Ich möchte dem Sport in Deutschland einen kritischen Spiegel vorhalten. Dabei will ich es jedoch nicht versäumen, am Anfang die vielen Übungsleiter lobend herauszustellen, die sich allabendlich in den Vereinen um Kinder, Jugendliche und Erwachsene bemühen. Jeder Sportverein – ob klein oder groß – ist dabei auf eine ganz besondere Weise beispielhaft. Ich möchte auch die Sportlehrerinnen und Sportlehrer nennen, die sich nach wie vor freiwillig außerhalb ihrer offiziellen Arbeitszeit um Schulmannschaften kümmern. Ich möchte die Freizeitläufer ins Bild rücken, die uns ein Modell für eine verantwortungsvolle Lebensführung bieten, die Ärzte loben, die ihren Patienten den Weg zu einem aktiven Sportengagement eröffnen sowie die Vereinsfunktionäre und die vielen Helfer herausstellen, ohne die ein Verein nicht funktionieren würde. Die Reihe der zu Lobenden könnte ohne Zweifel fortgeführt werden. Sie verweist auf die Möglichkeiten des Sports, auf die Chancen und Hoffnungen, die der Sport unserer Gesellschaft eröffnet. Sie zeigt, dass es längst die praktikablen Modelle in der Welt des Sports gibt, die zur Nachahmung lediglich empfohlen werden müssen. Dies ist auch das, was auf der Habenseite des Sports besonders ins Gewicht fällt und es ist leider auch das, was in der medialen Darstellung fast vollständig unberücksichtigt bleibt.

Überall in Deutschland haben Vereine in ihrer oft mehr als hundertjährigen Geschichte bedeutsame Sozialleistungen zu Gunsten der Bürgerinnen und Bürger erbracht. Was wäre unser Staat als Wohlfahrtsstaat ohne die Leistungen seiner Vereine und Verbände. In den Vereinen finden unsere Mitmenschen einen Ort, der für vielfältige, sinnstiftende Tätigkeiten Anlass geworden ist. Im Verein können junge Menschen Kompetenzen erwerben, soziale Integration wird auf eine geradezu spielerische Weise ermöglicht, das für eine Bürgergesellschaft so wichtige soziale Kapital wird in den Vereinen aufgebaut und dieses Sozialkapital ist Brücken bildend nach innen und nach außen. Auf diese Weise bieten die Vereine ein beispielloses Forum für Gemeinschaftserleben. Auch heute noch werden Vereine von Freundschaften geprägt, in denen die gegenseitige Hilfe eine Selbstverständlichkeit darstellt, auch heute sind Vereine noch Wahlgemeinschaften des guten Geschmacks. Vereine haben zu Recht öffentliche Anerkennung verdient und sie bedürfen auch zukünftig dringend der staatlichen Unterstützung. Dies gilt für den Bund gleichermaßen wie für das Land und die Gemeinde. Dieses kennzeichnende Lob möchte ich bewusst hervorheben, denn ich werde mich nun mit der Kehrseite der Medaille beschäftigen. Es soll dabei vom Schulsport, Spitzensport, Vereinssport, von den Sportstätten und vom Gesundheitssport die Rede sein.

2. Zur Situation des Schulsports

Sport kommt in der Schule in zweifacher Weise vor. Zum einen als Sportunterricht und zum anderen als außerunterrichtlicher Sport. Was im Sportunterricht stattfinden soll, wird in Lehrplänen vorgegeben. Der außerunterrichtliche Sport wird über programmatische Vorgaben geprägt, so z. B. über das Programm „Jugend trainiert für Olympia“. Die Papierform des Schulsports kann dabei durchaus als durchdacht und fundiert bezeichnet werden. Gewiss gibt es offene Fragen und Sportpädagogen können sich darüber streiten, ob das Fach nicht besser „Leibeserziehung“ heißen sollte. Andere fordern höchst unbedacht es in „Gesundheitserziehung“ umzubenennen oder anstelle des Sportbegriffs den „Körper“-Begriff oder den Begriff „Bewegung“ zu verwenden.

Angesichts der Realität an den Schulen ist diese Debatte akademisch. Die Realität des Unterrichtsfaches „Sport“ wird dadurch geprägt, dass sich Theorie und Praxis in einem Widerspruch befinden. Die fachliche Qualität des Unterrichts kann oft nicht befriedigen, ein lernzielorientierter Unterricht findet viel zu selten statt. In der Hierarchie der Fächer ist der Sportunterricht nach wie vor ganz unten angesiedelt. Noch immer gibt es eine Kopflastigkeit an unseren Schulen und damit zu wenig Orientierung an einer ganzheitlichen Bildung. Und dabei ist der Sportunterricht durch kein anders Fach ersetzbar. Im Bewusstsein von Lehrern, Eltern und Schülern ist er jedoch eher eine Nebensache, obwohl der Sport von den Schülern häufig als ihr Lieblingsfach bezeichnet wird. Im Grunde genommen hat der Sport im heutigen Schulleben so gut wie keine Bedeutung. Direktoren der Schulen kümmern sich selten um die inneren Belange des Sportunterrichts, engagierte Sportlehrer werden nicht in jener Weise unterstützt, wie sie es verdient hätten und außerunterrichtlicher Sport findet meist nur unregelmäßig und an vielen Schulen inzwischen gar nicht statt. Die Einführung der Ganztagesschule hat für den Schulsport kaum einen Zugewinn erbracht, die Kooperation zwischen Schule und Verein gelingt nur sehr selten.

Die Resultate dieser erzieherischen Mangelsituation werden immer häufiger beklagt. So verfügen immer mehr Kinder und Jugendliche der Klassen 5 bis 10 nicht mehr über die motorischen Grundfähigkeiten, die einst als selbstverständlich gegolten haben, einfache Gleichgewichtsübungen werden nicht mehr gemeistert und wenn Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer gefordert werden, sind erhebliche Defizite zu beklagen: Im Zeitraum von 1982 bis 1996 verringerte sich die durchschnittliche Wurfdistanz 12-jähriger Jungen beim Schlagballwurf von 34 auf 27 Meter und die durchschnittliche Leistung beim 60 Meter-Lauf von Mädchen gleichen Alters verschlechterte sich von 10,6 auf 11,5 Sekunden. Das Erlernen des Schwimmens ist in den Grundschulen nicht mehr gesichert. Auch wird die Aufnahmeprüfung zum Studium der Sportwissenschaft, die in Bezug auf die zu erbringenden sportlichen Leistungen die Qualität des Sportabzeichens zum Maßstab hat, selbst für jene, die am Sport interessiert sind, zur unüberwindbaren Hürde. Von 100 Kandidaten fallen derzeit 80 bei der Eignungsprüfung durch. Das Lehramtsstudium an den Universitäten leidet zunehmend an einer Praxisferne, was zur Folge hat, dass eine lehrpraktische Kompetenz, die der Vielfalt der Sportarten gerecht wird, an den Schulen immer seltener anzutreffen ist.

Man mag diese Beobachtungen als einseitig ansehen. An dieser Stelle möchte ich lediglich konstatieren, dass die Schulsportmisere den Charakter einer unendlichen Geschichte aufweist, die nicht von mir geschrieben wurde, sondern Tag für Tag im öffentlichen Schulwesen von Bildungspolitikern fortgeschrieben wird. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass jene, die angeblich Verantwortung für die Schule übernommen haben, dieser Verantwortung nur ungenügend nachkommen.

3.  Zur Situation des Hochleistungssports

Ich komme nun zum zweiten Ausschnitt des Bildes, das ich zeichnen möchte. Es ist üblich geworden, den Hochleistungssport als einen Sonderfall des Sports zu sehen und es wird in der Regel darauf hingewiesen, dass in ihm eigene Gesetze zu gelten hätten und er mit dem übrigen Sport nur noch wenige Gemeinsamkeiten aufweise. Gewiss hat die Entwicklung des Hochleistungssports der vergangenen Jahrzehnte dazu geführt, dass er durch spezifische Merkmale gekennzeichnet ist. Es werden dabei nahezu ausnahmslos sportliche Leistungen gegen Geld eingetauscht und sportliche Erfolge sind für die Massenmedien, für Wirtschaftsunternehmen und für die Politik in hohem Maße anschlussfähig und das heißt gewinnbringend geworden. Dennoch ist nach wie vor davon auszugehen, dass zumindest in Deutschland der Hochleistungssport ohne eine direkte Beziehung zum übrigen Sport nicht lebensfähig wäre. Er ist nicht nur auf den Sport in den Vereinen und Verbänden angewiesen, sondern auch und vor allem auf den Schulsport. Angesichts dieser Beziehung können Fragen, die die Entwicklung des Hochleistungssports betreffen, für niemanden gleichgültig sein und gerade angesichts dieser Vernetzung sind Gefahren des Hochleistungssports immer auch Gefahren für den gesamten deutschen Sport.

Der Hochleistungssport zeigt sich uns über die Leistungen von Athletinnen und Athleten von seiner schönsten Seite. Doch die Kommerzialisierung der sportlichen Leistungen hat längst ein Ausmaß angenommen, dem man sich unverblendet und realistisch stellen muss. Gewiss hat die Kommerzialisierung nicht nur den Hochleistungssport erfasst. Die Ökonomisierung aller Lebenswelten hat ihre Auswirkungen im Alltag und im Beruf und damit ist der Sport zwangsläufig in solche Entwicklungen mit einbezogen. Doch es gibt keinen gesellschaftskulturellen Bereich, der in gleicher Weise das Geld zum Thema der Kommunikation erhoben hat, wie dies im Hochleistungssport der Fall ist. Er wird heute vor allem von der Logik des Geldes dominiert, es geht um Haben oder Nichthaben. Versuche, den Hochleistungssport ideologisch zu überhöhen, dürfen über diesen Sachverhalt nicht hinwegtäuschen. Angesichts der Dominanz des Geldes kann es kaum überraschen, dass sich die Umwelt des Hochleistungssports entscheidend verändert hat.

Der Hochleistungssport ist Teil einer Lotteriegesellschaft, in der der Wunsch, Millionär zu sein oder zu werden, nahezu alles prägt. Bereicherung ist angesagt. Manager bereichern sich an Athleten, Athleten bereichern sich an ihren Konkurrenten, Pseudotrainer bereichern sich am Berufsstand der Trainer, allerlei Agenturen bereichern sich auf unterschiedlichste Weise am Sport. Der Sport schafft dabei in einem kaum noch nachvollziehbaren Ausmaß unverdiente Reichtümer. Dies gilt für die Herren Vettel, Federer und Boateng ebenso wie für Frau Höfl-Riesch. Doch gleichzeitig schafft dieser Sport Armut, soziale Ungleichheit, lässt Schulden zurück, gefährdet die Vereine und das in einem nicht nachvollziehbaren Ausmaß. Immer häufiger setzt er damit auch auf die falschen Modelle. Um des Geldes willen wird Betrug immer häufiger zum angeblich notwendigen Instrument des Erfolges, verbotene Manipulationen der sportlichen Leistung werden selbstverständlicher Teil des Sportalltags. Vieles wird dabei manipuliert: Der Spielbeginn oder der Zeitpunkt des Starts, die Zusammenstellung der Starterfelder oder der Spielpaarungen, das Ergebnis des Wettkampfes oder das Spielresultat, das Sportgerät, das Herz, die Muskeln, das Blut, die Lunge, die Behaarung, die Haut, das Outfit und letztlich das moralische Gewissen – die Möglichkeiten zur Manipulation sind fast grenzenlos. Entscheidungen über die Vergabe von Olympischen Spielen sind davon ebenso betroffen wie die Wahlen in den höchsten Ämtern des Sports. Doping ist längst zu einem prägenden Merkmal des Spitzensports geworden. Der tägliche Dopingbetrug im Hochleistungssport ist nur als besonderes Menetekel zu bewerten, an dem die moralische Krise des Hochleistungssports abgelesen werden kann. Auch hier mag das Bild zu grell sein. Für Kritiker kann es als einseitig gelten, doch scheint sich uns auch die Kritik am Hochleistungssport als unendliche Geschichte darzustellen. Nicht wir schreiben diese Geschichte, sondern sie wird täglich dort geschrieben, wo Hochleistungssport stattfindet. Im IOC, bei der FIFA, beim DOSB, in der Fußball-Bundesliga, beim Leichtathletik-Meeting, bei einer Volleyball-Weltmeisterschaft, in der NBA im Basketball, bei dubiosen Spieler-Transfers, bei Konkursen ganzer Bundesligavereine – und auch hier zeigt es sich wie im Schulsport: Alle reden von Verantwortung, doch niemand ist bereit, die Verantwortung dafür zu übernehmen, was täglich in diesem Hochleistungssport stattfindet.

Eine kritische Öffentlichkeit hält dem Sport den Spiegel vor und mit den Ablehnungen zweier Olympiabewerbungen wird ein Signal gesetzt, das an Deutlichkeit kaum zu übertreffen ist. Die große Mehrheit an Funktionären reagiert darauf allenfalls mit Empörung. Ansonsten ist „Business as usual“ angesagt.

4. Zur Situation des Vereinssports

Ich komme zum dritten Bildausschnitt, dem Vereinssport, den ich als bedeutsam erachte, aber bei einer kritischen Betrachtung auch als bedenkenswert empfinde. Auch der Vereinssport ist auf den ersten Blick eine äußerst gelungene Sache. Die von unserem Grundgesetz geschützte Idee der freiwilligen Vereinigung wurde von den Bürgerinnen und Bürgern Deutschlands in exzellenter Weise in den vergangenen 70 Jahren in die Tat umgesetzt.

Eine freiwillige Vereinigung von Menschen, die der Artikulation eigenständiger Interessen dient und die ihre Angelegenheiten so weit als möglich selbst regeln, ist für unser demokratisches Gemeinwesen von grundlegender Bedeutung.

Doch gerade mit Blick auf diese demokratiepolitische Bedeutung stellt sich für uns die Situation der Vereine als viel gefährdeter dar, als wir dies oft wahrhaben wollen. Ich möchte nicht das Rad zurückdrehen, wenngleich dies durchaus machbar, manchmal wünschenswert und auch immer häufiger notwendig wäre. Doch eine problematische Expertokratie, eine fatale Trivialisierung von Wissenschaft, Ergebnisse von Verberuflichungsprozessen und vor allem die verantwortungslose Verabschiedung des Staates von ursprünglich herausragenden staatlichen Aufgaben haben den Verein längst in einen Transformationsprozess geschickt, in dem dieser seine eigentliche und ursprüngliche Qualität immer häufiger verliert und wo die Vereine gezwungen sind, sich als neue organisatorische Gebilde darzustellen, deren Zukunftsentwicklung mehr als offen ist. Das, was mit den Vereinen passiert, ist dabei nicht mit der Kategorie Schuld zu diskutieren, vielmehr ist die demokratische Idee, auf der ein Verein zu basieren hat, gleichzeitig zu einem Problem der Vereinsentwicklung geworden. Da Vereine keine geschlossenen Gesellschaften sein können und somit prinzipiell für jeden zugänglich sein sollten, sind sie zwangsläufig einem Wandel ausgesetzt, wie er in allen modernen Gesellschaften stattfindet. Vereine befanden und befinden sich diesbezüglich in einem Dilemma, das sich dadurch auszeichnet, dass Offenheit die Möglichkeit zum Wachstum bedeutet, die Vereine sich dadurch in der Regel vergrößern, mit der Vergrößerung jedoch die demokratische Qualität der Vereine geschwächt wird.

Unter Demokratiegesichtspunkten wären ohne Zweifel viele kleine Vereine sehr viel mehr wert, als wenn sich Vereine zu einer Größe entwickeln, wie dies heute in den sogenannten Großvereinen der Fall ist, in denen teilweise schon mehr als 20.000 Menschen Mitglied sind. Bayern München hat heute bereits über 290.000, Schalke sowie Dortmund über 150.000 und der VfB gut 65.000 Mitglieder. Die Vereine der Fußballbundesliga weisen dabei mehr als 1 Mio. Mitglieder auf, für die Passivität das einzig kennzeichnende Merkmal ist. Dass mit diesen Zahlen jede offizielle Statistik über die Entwicklung der deutschen Turn- und Sportvereine in hohem Maße verzerrt wird, ist mehr als offensichtlich. Durch die Expansion von Mitgliedern und Aufgaben hat sich das Milieu der Vereine entscheidend verändert. Die Umwelt des Vereins hat eine neue Bedeutung für die Vereinsentwicklung erlangt. Auch für die Vereine zählt nur noch die Logik des Geldes, alles wird einem Kosten-Nutzen-Kalkül unterstellt, ohne zu merken, dass gerade dadurch das eigentliche Fundament, das kostengünstige ehrenamtliche Arbeiten, in Frage gestellt wird. Die Berechtigung der Forderung nach hauptamtlicher Führung von Vereinen möchte ich hier gar nicht in Frage stellen, doch muss daran erinnert werden, dass die freiwillige Vereinigung im klassischen Sinne eine freiwillige Freizeitvereinigung darstellt, die sich ehrenamtlich zu organisieren hat und die sich dadurch auszeichnet, dass sie sich den Interessen der eigenen Mitglieder verpflichtet fühlt. Wo immer in Vereinen Hauptamtliche arbeiten, entsprechen die Vereinsstrukturen nicht mehr dem klassischen Vereinsmodell. Ein neuer Typus von Vereinen ist entstanden. Deshalb macht es kaum einen Sinn, alle im Deutschen Olympischen Sportbund organisierten Vereine über einen Kamm zu scheren, gerade unter politischen und kulturellen Gesichtspunkten leisten deshalb Vereine, die sich ausschließlich ehrenamtlich organisieren, etwas völlig anderes als jene Vereine, bei denen die Entscheidungsbefugnisse auf wenige Experten beschränkt sind und in denen man bemüht ist, den Verein nur noch wie ein Dienstleistungsunternehmen zu führen. Problematisch ist an dieser Konstellation lediglich, dass nur noch ein Vereinsmodell das Sagen hat, dass die ökonomische Logik die Vereinsentwicklung dominiert und dass auf diese Weise die traditionelle, aber durchaus für moderne Gesellschaften bedeutsame Vereinsidee gefährdet wird.

Auch in Bezug auf die Situation des Vereins kann meine gezeichnete Skizze als einseitig bezeichnet, kann meine Argumentation mit den Erfolgen moderner Vereinsarbeit in Frage gestellt werden, kann gesagt werden, dass man das Rad der Zeit nicht zurückdrehen könne. Doch auch die Probleme der Vereinsarbeit stellen sich uns als eine unendliche Geschichte dar, die täglich in den Vereinen selbst stattfindet. Vereine gehen Konkurs, Vereine finden bei ihren Mitgliederversammlungen nicht mehr jene Persönlichkeiten, die bereit sind, für die notwendigen ehrenamtlichen Positionen zur Verfügung zu stehen, Vereine haben Probleme, Schiedsrichter für ihre Spielmannschaften zu stellen und Vereine haben ihre Interessenskonflikte zwischen ihrem Wettkampfsport und jenen Sportgruppen, die sich einer Teilnahme am organisierten Wettkampf enthalten. Auch in Bezug auf die Probleme der Vereine kann man beobachten, dass Vieles beklagt wird, ständig von Problemen gesprochen wird, ohne dass die wünschenswerten Veränderungen in Sicht sind. Und auch hier stellt sich das Problem der Verantwortung. Wird Verantwortung von jenen ausgeübt, die für die Entwicklung der Vereine Verantwortung tragen müssten?

5. Zur Situation der Sportstätten

In einer vierten Skizze möchte ich mich den Sportstätten zuwenden. Auch hier scheint auf den ersten Blick alles in bester Ordnung zu sein. Goldener Plan, Aufbau-Ost, vorbildhafte Initiativen vieler Kommunen und der Bundesländer haben in Deutschland eine Sportstättenlandschaft geschaffen, die ihresgleichen in der Welt sucht. Fußballplätze gibt es in jedem Dorf; Turn-, Schwimm- und Sporthallen gehören zur Grundausstattung fast jeder Gemeinde, moderne und neuartige Anlagenwünsche sind hinzugekommen – und werden nicht selten erfüllt: Halfpipe, Kletterwand und Joggingpfad kennzeichnen viele Städte und längst ist die freie Natur zum großen Sportpark mutiert.

Doch die Frage nach der Angemessenheit der Sportstätten stellt sich immer intensiver. Vor allem stellt sich die Frage, wie sich die aufgebaute Sportstättenstruktur erhalten lässt. Die Bedürfnisse der Menschen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend verändert. Das, was Menschen mit Bewegung, Spiel und Sport verknüpfen, zeichnet sich vor allem durch eine Motivvielfalt aus. Der geometrische rechteckige Raum, der für die Sportkultur des 20. Jahrhunderts prägend und von wenigen Sportarten festgelegt war, ist nicht mehr die angemessene Raumform für all jene Aktivitäten, durch die sich der Sport heute auszeichnet. Es stellt sich die Frage nach der Multifunktionalität zukünftiger Sportanlagen. Variable Anlagen sind erwünscht und gleichzeitig muss der traditionelle Sport seinen Raumbestand erhalten, der nach wie vor auch zukünftig für seine Ausübung erforderlich ist. Die Frage der Sanierung der bestehenden Sportanlagen insbesondere in den alten Bundesländern bedarf ganz neuer Antworten. Angesichts steigender Energie- und Personalkosten ist der Erhalt vieler Anlagen in Frage gestellt. Ihr Erhalt müsste höchste Priorität haben. Eine neue Generation von Sportstätten ist aber ebenso schon seit längerer Zeit eine der wichtigen Herausforderungen, denen man sich von Seiten des Sports zu stellen hat. Doch wer stellt sich wirklich diesen Herausforderungen? Wie wird das Sportstättenproblem politisch diskutiert? Wer ist bemüht, die angemessenen Lösungen zu finden?

Auch in Bezug auf diese Fragen ist zu erkennen, dass von sachbezogener Verantwortung oft nicht die Rede sein kann, dass Probleme verdrängt werden und angemessene Lösungen in weiter Ferne sind.

6. Gesundheitssport im Sportverein

Das letzte Phänomen, dem ich mich in meiner Problemskizze zuzuwenden habe, ist der Gesundheitssport, dem sich die Turn- und Sportvereine zunehmend – teilweise freiwillig, teilweise erzwungen – verpflichtet haben. Liest man die Verlautbarungen von Krankenkassen, betrachtet man ihre vielfältigen Praxisempfehlungen und folgt man vor allem den Auffassungen von Gesundheitspolitikern, so sollen die Menschen vor allem um ihrer Gesundheit willen Sport treiben. Der Zusammenhang zwischen Sport und Gesundheit ist aus wissenschaftlicher Sicht einer der bestbelegten Zusammenhänge, deshalb kann es nur begrüßt werden, wenn Krankenkassen sich des Mediums Sports bedienen, wenn Gesundheitspolitiker die präventive Wirkung des aktiven Sporttreibens erkennen und wenn in den Vereinen ein vielfältiges Sportangebot zur Bereicherung und Optimierung von Präventions- und Rehabilitationsmaßnahmen beitragen kann.

Dennoch möchte ich betonen, dass der Sport hoffentlich nicht nur der Gesundheit wegen in unserer Gesellschaft gefördert wird. Wichtig ist es, dass man den Sport in seiner umfassenden Bedeutung für das gesamte Wohlergehen des Menschen erkennt. In unserer Gesellschaft wird Gesundheit meist nur im Gegensatz zu vielen Krankheiten gesehen. Gesundheit bedeutet dabei einen Zustand ohne Krankheit und Krankheit bedeutet eine Abweichung von einer messbaren biologisch-somatischen Gesundheitsnorm. Mittlerweile haben wir längst erkannt, dass dieses Verständnis von Gesundheit kaum sinnvoll ist. Wir wissen, dass auch die psychische und soziale Gesundheit ein wichtiger Teilaspekt zur Beschreibung des menschlichen Wohlergehens ist und es ist daher naheliegend, dass man zu einem erweiterten Verständnis von Gesundheit kommen musste. So ist für die Weltgesundheitsorganisation Gesundheit als Ideal eines Zustandes zu verstehen, in dem ein psychisches, physisches und soziales Wohlbefinden zum Tragen kommt.

In einer kaum verantwortbaren Weise wird jedoch in den Diskussionen über den Zusammenhang zwischen Sport und Gesundheit immer nur dann dem Sport eine gesundheitliche Wirkung zugesprochen, wenn das aktive Sportreiben physiologisch wirksam ist und wenn sich in der Somatik des menschlichen Körpers positive Veränderungen abzeichnen lassen. Die Wirkungen des Laufens werden über die Ausdauerleistung überprüft. Atemgymnastik muss zu einer besseren Atmung beitragen. Rückengymnastik sollte schmerzlindernd sein. Wenn es um gesundheitliche Fragen des Sports geht, wird somit unter Gesundheit eine skalierbare Größe besserer oder schlechterer Funktionstüchtigkeit der Organsysteme verstanden. D. h. die Funktionstüchtigkeit von Organsystemen – so wichtig sie ist – wird zum alleinigen Kriterium der Gesundheitsrelevanz des Sports gemacht. Doch durch diese einseitige Instrumentalisierung des Sports bleibt vieles im Sport unbeachtet, was das Leben lebenswert macht.

Mit diesem Verständnis von Gesundheitssport werden aber auch die bestehenden Vereinsstrukturen gefährdet und es entsteht eine neue Mitgliederstruktur. Doch Menschen treiben in der Regel Sport auf der Grundlage vieler und oft sehr komplexer Beweggründe. Wenn Sport lediglich über eine begrenzte gesundheitsprophylaktische und -erhaltende Wirkung legitimiert wird, verändern sich nicht nur seine konkreten Strukturen und seine Handlungswelt, der Sport wird auf diese Weise prinzipiell verzweckt, ohne dass man dabei jedoch sicher sein könnte, dass der über ihn angestrebte Zweck auch erreicht werden kann.

Eine weitere Gefahr ist die notwendige Folge einer derartigen Einseitigkeit. Wenn Gesundheitspolitiker heute einen Bonussport von einem Malussport unterscheiden möchten, so kommt dabei genau jenes Verständnis von Gesundheit zum Ausdruck, das gesellschaftspolitisch nicht akzeptiert werden kann. Aus soziologischer Sicht muss vor einem Sportbonus in unserem Gesundheitswesen ebenso gewarnt werden, wie auch ökonomische Bedenken dagegen ausgesprochen werden müssen. Das Gesundheitswesen der Bundesrepublik weist bereits heute erhebliche schichtspezifische Unterschiede auf. Dies gilt für das Wissen über Krankheit und Gesundheit, dies gilt für die Frage des freien Zugangs zum Gesundheitswesen und insbesondere zu den ärztlichen Praxen, dies gilt für die Ursachen von Krankheiten und dies gilt auch für Todesursachen. Nicht zuletzt gilt es aber auch für die Kosten, die Menschen für die Prävention und Heilung im Hinblick auf Krankheiten aufbringen können. Wird ein bestimmter Sport als Bonussport – und vermutlich die große Mehrheit aller Sportarten als Malussport – gewertet, so würden schichtspezifische Unterschiede nur noch verstärkt. Alpinskifahren, Basketball, Weitsprung, Speerwurf, die musikumrahmte Hausfrauengymnastik, die Prellballgruppe und das Volleyballspiel: all diese sportlichen Betätigungen genügen kaum physiologischen Anforderungen, machen aber Spaß, erschließen vielfältige Erlebniswelten und haben durchaus eine gesundheitspolitische Bedeutung. Sie dürfen nicht durch ein messbares Fitnesstraining mit genau vorgeschriebenen Übungen in speziell dafür geschaffenen Anlagen und mit eigens dafür entwickelten Geräten ersetzt werden. Nützen Turnen, Sport und Spiel unserer Gesundheit, so ist dies ein erwünschter Effekt. Hat Sport auf unsere Gesundheit unter medizinischen Gesichtspunkten keinen Einfluss, so ist er deshalb noch lange nicht überflüssig. All jene aktiven Sportler und Sportlerinnen, die in jungen Jahren zum Sport gefunden haben und für die das Motiv der Gesundheit aber kaum eine Rolle gespielt hat, können darüber Bedeutsames erzählen.

7. Abschließende Bemerkungen und Ausblick

Ich habe ein kritisches Bild des Sports in Deutschland gezeichnet und dabei fünf Teilbereiche des Sports in besonderer Weise akzentuiert. Neben manchem Trennenden ist ein Gemeinsames dabei zu erkennen. Stehen die fünf Bereiche für den Sport in Deutschland, so mangelt es offensichtlich an der notwendigen Verantwortungsbereitschaft, die Menschen zu übernehmen hätten, wollte man die Probleme, die der Sport ohne Zweifel aufweist, einer Lösung zuführen. Das Problem des Sports ist dabei ein Problem unserer Gesellschaft, es ist ein ethisches Problem, so wie es unsere Gesellschaft immer häufiger aufweist, wenn sich die Frage nach der Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung stellt. Das Problem des Sports ist ein Problem der Führung, ein Problem der Kommunikation zwischen Menschen, ein Problem der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und verantwortungsvoll zu handeln. Das Problem des Sports ist vor allem ein Problem der Orientierung seines alltäglichen Handelns an verbindlichen gemeinsamen Werten.

Für viele scheinen diese Probleme unlösbar zu sein und in der Diskussion über die Frage der Verantwortung begegnet man heute überwiegend Pessimismus. Mir scheint diese Position nicht angebracht zu sein. Bei aller berechtigten Kritik, bei aller Notwendigkeit zur scharfen Analyse dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass die Lösungen der Probleme auf der Hand liegen. Modelle der Verantwortung, die zur Nachahmung geeignet sind, gibt es mehr als genug. Es muss ihnen lediglich gefolgt werden.

Es gibt hier den Athleten, der zum Schutz seines Konkurrenten auf den eigenen Vorteil verzichtet, es gibt hier den Trainer, der seine Arbeit als Kunst definiert, in der es auf das Können ankommt und der nicht bereit ist, sportliche Leistungen manipulieren zu lassen. Es gibt hier den Schatzmeister, der seinen Verein vor Finanzhasardeuren schützt und sich entschieden gegen jeden steuerlichen Trick verwehrt. Es gibt den Vereinsvorsitzenden, der das Sportangebot seines Vereins jährlich auf den Prüfstand stellt und im Interesse der Mitglieder die notwendigen Veränderungen einleitet. Und es gibt das Präsidiumsmitglied in einem Sportfachverband, das seine Stimmabgabe konsequent an den Regeln orientiert, die sich der Verband selbst gegeben hat. Modelle gibt es also genug, wichtig ist, dass diese Modelle öffentlich zur Darstellung kommen, dass sie als positiv bewertet werden und dass sie nicht von falschen, von gefährlichen Modellen an den Rand gedrängt oder beseitigt werden.

Der Sport von heute kann auch mit Blick auf morgen nach wie vor in eindrucksvoller Weise zeigen, dass er einen wichtigen Beitrag für eine lebenswerte Gesellschaft leisten kann.

In gesellschaftlich schwierigen Zeiten ist es dringender denn je, sich einer Idee von einer Gesellschaft zu vergewissern, in der man heute und in Zukunft leben möchte. Das Leitbild, an dem sich unsere heutige Gesellschaft orientieren sollte, müsste meines Erachtens von der Idee des Fairplay geprägt sein. Gesucht ist eine Gesellschaft, in der die Mitglieder dieser Gesellschaft fair und offen miteinander umgehen. Die individuelle Leistung müsste in dieser Gesellschaft gefördert und geschätzt werden, das Leistungsprinzip sollte dabei das herausragende Selektionskriterium für das Erreichen von bedeutsamen Positionen in dieser Gesellschaft sein. Gesellschaftlich relevante Positionen sollten nur über erbrachte und sozial anerkannte Leistungen besetzt werden und die Dotierung der erbrachten Leistung sollte sich am Prinzip der Gerechtigkeit messen lassen. Die Kluft zwischen arm und reich sollte in dieser Gesellschaft möglichst klein gehalten sein. Solidarität muss deshalb eine anerkannte Tugend in einer derart lebenswerten Gesellschaft sein und das Sozialprinzip muss gleichberechtigt an die Seite des Leistungsprinzips gestellt werden, damit den unverschuldet leistungsschwachen Mitgliedern unserer Gesellschaft geholfen werden kann. Die Bürgerinnen und Bürger wollen in dieser lebenswerten Gesellschaft daher friedlich zusammenleben, sie sind friedliebend und begegnen sich in aller Offenheit. Offenheit gegenüber Fremden und dem Andersartigen macht eine Gesellschaft erst richtig lebenswert. Frauen und Männer müssen sich nicht nur in Sonntagsreden, sondern im alltäglichen Leben gleichberechtigt gegenüber treten können, Behinderte werden in dieser Gesellschaft unterstützt, nicht diskriminiert und ausgegrenzt, Alte erfahren gebührenden Respekt, Krankheit wird nicht individualisiert, vielmehr wird akzeptiert, dass Krankheit Lebenssinn stiften kann, ja, dass Krankheit notwendig ist, will man das Lebenswerte für sich selbst erkennen. Bildung, Ausbildung und Weiterbildung müssten für jeden Mann und für jede Frau zugänglich sein. Wissenschaft, Kultur, Kunst, Literatur und Musik erbringen auf ihre je verschiedene Weise unverzichtbare, lebensbejahende Beiträge für die Bürgerinnen und Bürger in dieser Gesellschaft. Dies alles sollte in dieser Gesellschaft möglichst auf der Grundlage einer intakten Ökonomie und Ökologie erfolgen, so dass alt und jung gleichermaßen zuversichtlich in die Zukunft blicken kann.

Der Sport kann für diese Wunschvorstellung von einer lebenswerten Gesellschaft wichtige Beiträge leisten.

Durch den Sport können Menschen aktiv oder passiv im positiven Sinne miteinander kommunizieren. Der Sport vermittelt Menschen Spaß und Freude. Mittels Bewegung, Spiel und Sport können die Menschen leiblich gebildet und sozialisiert werden. Nicht nur im Schulwesen, sondern in den Vereinen und sonstigen Institutionen des Sports kann der Sport einen wichtigen Erziehungsbeitrag leisten. Der Sport kann dazu beitragen, dass die Menschen sich aktiv auf ein selbstverantwortliches gesundes Leben ausrichten. Das aktive Sporttreiben trägt zum Wohlbefinden bei und ist nicht zuletzt unter präventiven Gesichtspunkten unverzichtbar. Der Sport kann aber auch bei der Lösung von sozialen Problemen eine Hilfe sein. Probleme wie Kriminalität, Drogenkonsum oder Arbeitslosigkeit können mittels Sport gemindert, manche können sogar gelöst werden. Der Sport ist aber auch ein wichtiger Teil der Volkswirtschaft geworden. Er schafft Arbeitsplätze, ist eine wichtige Dienstleistung in einer Gesellschaft, die immer mehr zu einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft wird. Sportliche Leistungen ermöglichen Identifikation, sie rufen Begeisterung hervor, unterhalten Menschen und nicht selten haben Athleten eine Stellvertreterfunktion. Sie repräsentieren ihre Stadt, ihr Land, ihre Nation im positiven Sinne. Schließlich kann im Sport auch – obgleich immer häufiger im Sport selbst dagegen verstoßen wird – das Prinzip des Fair Play gelernt werden. Die Achtung der Fairplay-Maxime kann den Sport zu einer wichtigen symbolischen Instanz erheben, auf die unsere Gesellschaft dringend angewiesen ist.

So gesehen ist Sport ein nicht ersetzbares Kulturgut, das es zu erhalten und weiter zu entwickeln gilt. Darin liegt die eigentliche Aufgabe der Turn- und Sportvereine. Doch darin liegt auch die Verantwortung der politischen Öffentlichkeit, die Verantwortung der Abgeordneten im Parlament und der politischen Vorstände, die Vereine bei der Erledigung dieser Aufgaben in engagierter Weise zu unterstützen. Die Turn- und Sportvereine in Deutschland können ihre beispiellose integrative politische Leistung nur dann erbringen, wenn ihnen die Gemeinde, das Land und der Bund auch zukünftig die notwendigen subsidiären finanziellen Hilfen bereitstellen.

Letzte Überarbeitung: 15.03.2019