„On Your Marks“ – Ist das OYM in der Schweiz ein sinnvoller Weg in die Zukunft?

Die Totalisierung des Hochleistungssports, wie sie in ihren Anfängen bereits vor mehreren Jahrzehnten von dem finnischen Soziologen Heinilä beobachtet wurde, schreitet unaufhaltsam fort und verweist auf eine Zukunft, die uns möglicherweise nicht nur Freude bereiten wird. In kaum einem anderen Teilsystem unsere Gesellschaft ist ein vergleichbarer Modernisierungsdruck zu beobachten, durch den sich das System Sport schon seit längerer Zeit auszeichnet. Ursache hierfür ist sein Steigerungsprinzip „höher, schneller, weiter“ und seine kapitalistische Vereinnahmung und Ausbeutung, die ihren Ausgangspunkt in erster Linie in den Vereinigten Staaten von Amerika hatte, die aber mittlerweile die ganze Welt erfasst hat. „Alles Alte ist von gestern“, „das Neue ist heute“ und die nächste „Innovation bestimmt das morgen“. Wer dabei nicht mitmacht wird abgehängt. Dem alten nachzutrauern verhindert Innovationen. „Willst du konkurrenzfähig sein so muss dein Ziel darauf ausgerichtet sein, besser als deine Konkurrenten zu werden“.Solche und ähnliche Aussagen sind Ausdruck einer Ideologie des Hochleistungssports wie sie heutzutage nahezu in sämtlichen nationalen Hochleistungssportsystemen dieser Welt vertreten wird. In der Sportnation Schweiz, die angesichts ihrer Größe und ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu den erfolgreichsten Leistungssportnationen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen zählt, ist seit drei Jahren mit dem Hochleistungszentrum „OYM“ in Cham eine Institution zu besichtigen, die geradezu beispielhaft diese Ideologie zum Ausdruck bringt. 

Am 23. März 2020 wurde das OYM eröffnet. Die Abkürzung OYM steht für „On your marks“, dem Start- Kommando des internationalen Sports. Es ist eine State – ofthe – Art – Einrichtung, die darauf abzielt, Sportlerinnen und Sportlern die bestmögliche Unterstützung zu bieten. Es weist eine Nutzfläche von 8000 m² auf und erstreckt sich über sechs Stockwerke in einem architektonisch besonders sehenswerten Gebäude im Lorenzen Park bei Cham. Die Anlage kostete 100 Millionen Fr. und wurde von Dr. Hans-Peter Strebel erbaut. Dr. Strebel war und ist ein sehr erfolgreicher Schweizer Unternehmer, der sich mit einem pharmazeutischen Produkt zur Behandlung der Multiplen Sklerose ein großes Vermögen verdienen konnte, mit dem es ihm ermöglicht wurde dieses Hochleistungssport Zentrum dem Schweizer Sport zu stiften. Dem Zentrum liegt ein Geschäftsmodell zu Grunde, demgemäß in einem Zeitraum von circa fünf Jahren schwarze Zahlen zu schreiben sind. Das Training in diesem Zentrum ist somit nicht kostenlos. Das Zentrum möchte sich am freien Markt des Hochleistungssports bewähren und am Ende auch Gewinne machen. Das OYM sieht sich selbst als das innovativste Spitzensportszentrum der Welt. Derzeit können an diesem Zentrum maximal 250 Athletinnen und Athleten trainieren und es werden dabei Spitzensportler¹ aus den Bereichen Leichtathletik, Skisport, Eishockey und Bob betreut. Das Zentrum erfreute sich sehr schnell einer großen Nachfrage. Es wird von einzelnen Athleten, von Mannschaften, von Vereinen und Verbänden aufgesucht. Dem weltbekannten Schweizer Hochleistungszentrum in Magglingen ist damit eine beachtliche Konkurrenz erwachsen, dessen Erfolge in der weiteren Entwicklung vermutlich von den staatlichen Sportbehörden mit großer Aufmerksamkeit beobachtet werden. 

Zum Zentrum gehört eine große Sporthalle mit Glasboden, auf dem mittels eines Smartphones virtuelle Spielfelder für alle denkbaren Sportarten mit LED beleuchteten Linien projiziert werden können. Weiter gibt es eine spezielle Anlage für die Leichtathletik, eine Eishockeyanlage mit einer automatischen Schießanlage, Reha-Räume und spezielle Reha-Flächen für Unterwasserlaufbandtraining, Eisbehandlungen etc., ein College, ein Restaurant und ein Online-Shop. In diesem werden „OYM Fueling“- und „OYM Hydrating- Produkte“ vertrieben. Das Sortiment reicht von „Passionsfruit“ über „Mountain Herbs“ bis zu „Pomegranate“ zum Preis von 3,90 Fr.
Am OYM arbeiten derzeit 75 Mitarbeiter und das Zentrum weist mehrere klar unterscheidbare Arbeitsbereiche auf: Athlete Training Operations, Health Management, Research and Development, Nutrition, Business Innovation, IT.  

Geleitet wird das Zentrum von Dr. Marco Toigo. Er ist Leiter des wissenschaftlichen Projekts. Toigo hat Sportwissenschaft an der ETH Zürich studiert und forscht auf dem Gebiet der integrativen Muskelphysiologie. Einen Namen hat er sich mit dem Buch „Muskel Revolution“ gemacht, weshalb er auch Dr. Muscle“ genannt wird. Er arbeitete zunächst an der Uniklinik in Zürich und war u. a. als Dozent für Muskel- und Sportphysiologie an der ETH Zürich tätig. Bei seiner Tätigkeit am OYM geht es ihm vor allem darum, molekulare, zelluläre und systemische Adaptionsprozesse des menschlichen Körpers optimal an Trainings- und Ernährungsreize anzupassen. Ziel ist dabei, bei jedem individuellen Athleten dessen athletisches Potenzial möglichst maximal auszuschöpfen. Das OYM bezeichnet seine Arbeit und die seiner Mitarbeiter als „Performance Engineering“. Toigo´s Team arbeitet dabei auf das engste mit der Sportabteilung der ETH Zürich zusammen.
Mit dieser Ausrichtung entsprechen die Mitarbeiter des OYM der Vision des Gründers dieser Institution. Dr. Strebel sieht sich selbst als „sportaffin“, im Ehrenamt ist er der Präsident eines Eishockeyvereins, des EV Zug und Eishockey ist die von ihm besonders geliebte Sportart. Bei der Planung des Zentrums hatten seine Freunde und er eine „nachhaltige Entwicklung von jungen Talenten im Blick“ und bereits erfolgreichen Athleten sollte geholfen werden, ihre Spitzenleistungen weiter zu verbessern, um ganz weit nach oben zu gelangen. Sein Ziel war ein optimales und inspirierendes Trainingsumfeld für Athleten zu schaffen, das Know-how vieler Betreuer und Coaches zusammenzuführen und dabei sich in optimaler Weise wissenschaftlicher Forschung und den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaften zu bedienen, die für die Leistungserbringung im Hochleistungssport relevant sind. Der Zufall in der Entwicklung des Spitzensports sollte auf diese Weise minimiert werden. 

Auf der Grundlage dieser Philosophie wird von Dr. Toigo und seinem Team beim Eintritt eines jeden Athleten ein so genannter „digitaler Zwilling“ erstellt, welcher ständig mit aktuellen Daten ergänzt wird. Auf diese Weise können Sachverhalte und Kapazitäten des individuellen Athleten sichtbar gemacht werden, die sonst nicht ohne weiteres sichtbar wären. Nahezu täglich werden dabei Daten aus vielen unterschiedlichen Bereichen erhoben und ausgewertet. Auf der Grundlage der Dateninterpretation werden der Tagesablauf, die Trainingsbelastungen, die Nahrungsaufnahme, die Regenerationsphasen etc.  individuell gesteuert. Jeder Athlet lässt sich mittels einer Apple Watch identifizieren. Im Restaurant des OYM, das von einem Spitzenkoch geleitet wird, gibt es täglich eine Eiweißbar, eine Kohlehydrate- Bar, eine Bar mit Gemüse und Obst und die bereits erwähnten Fuelings und Hydrating Produkte. Die Ernährung der Athletinnen und Athleten wird von wissenschaftlich ausgebildeten Ernährungsexperten beraten und gesteuert. Nach Aussage des Gründers wird dabei jede Kilokalorie bzw.Kilojoule gemessen und eine optimale Ernährung aller Athleten und Athletinnen gewährleistet. An den Büfetts sind die einzelnen Speisen mit ihrer Zusammensetzung ausgewiesen. Es wird erklärt, ob die Speisen proteinreich, fettbasiert oder reich an Kohlehydraten sind. Neulinge werden von Ernährungsberatern begleitet. Auf diese Weise können Ernährung und Training äußerst exakt aufeinander abgestimmt werden. Für die Regeneration gibt es kleinere Liegeräume mit ergonomischen Liegen auf denen sich die Athletinnen und Athleten bei entspannender Musik erholen können. Physiotherapie von bestens qualifizierten Therapeuten und Reha- Maßnahmen nach Verletzungen sind eine weitere, nahezu selbstverständliche Dienstleistung. Die am OYM durchgeführten Messungen sind sehr exakt, denn im gesamten Gebäude herrscht in 2 m Höhe exakt die gleiche Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Von den am OYM trainierenden Athleten gibt es kaum Einwände gegen diese Konzeption. Die große Mehrheit  fühlt sich nicht durch die vielen Messungen durchleuchtet, sondern sie erkennen den Nutzen dieser Messungen und stellen „schwarz auf weiß“ fest, dass diese Messungen ihre Leistungsentwicklung sehr genau aufzeigen kann. Lichtschranken und in den Boden integrierte Messplatten für biomechanische Messungen sind für die meisten Athleten längst alltäglich geworden. Von ihnen wird die sehr spezielle Atmosphäre am OYM sehr geschätzt. Es gibt aber auch Ausnahmen. So hat beispielsweise ein Sprinter das OYM wieder verlassen, weil er lieber mit seinen Gefühlen und seiner Intuition arbeiten möchte. 

Das „OYM-College“ soll für die Athletinnen und Athleten eine besondere institutionelle Hilfe zur Bewältigung der sog. Doppelkarriere sein. Es handelt sich dabei um eine Partnerschule von „Swiss Olympic“, bei der auf die besonderen Belange von Spitzensportlern Rücksicht genommen wird und sich die schulische Ausbildung dem Sportprogramm anzupassen hat. Trainings- und Wettkampfpläne sowie Absenzen werden mit der schulischen Ausbildung koordiniert und individuell und sehr persönlich mit den einzelnen Athleten abgesprochen. Das OYM definiert sich als „Sportschule 4.0“ und es werden dabei pädagogisch und didaktisch die „21. Century Learning Skills“ berücksichtigt. Im beruflichen Ausbildungsteil wird eine kaufmännische Ausbildung (EFZ im SOG- Modell) angeboten. Im gymnasialen Teil werden die Schwerpunktfächer „Wirtschaft“ und „Recht“ angeboten. Die Athletinnen und Athleten können sich am OYM auch auf die eidgenössische Berufsmaturitätsprüfung (EBMP) vorbereiten. Das OYM arbeitet auf das engste mit kantonalen Behörden zusammen. 

In der Schweiz wurde das OYM seit seiner Gründung mit viel Lob bedacht und hat mittlerweile eine weitreichende Anerkennung erfahren. Dies kann allerdings kaum überraschen, denn das OYM hat in der Leichtathletik bereits große sportliche Erfolge aufzuweisen, so unter anderem eine Silbermedaille bei den letzten Leichtathletik- Europameisterschaften und vier Medaillen bei den U – 23 – EM 2021. Der Gründer des OYM weist stolz darauf hin, dass ihm selbst der erst jüngst verstorbene CEO des Red Bull- Konzerns, Dietrich Mateschitz, das größtmögliche Lob ausgesprochen hat.  

Öffentlich ausgesprochene Kritik gibt es an diesem Projekt so gut wie gar nicht. Dennoch scheint mir ein einzelner Kommentar von Oliver Wyrs neben all den großen Lobeshymnen erwähnenswert zu sein: „Das OYM ist Ausdruck moderner säkularer Pseudo- Ersatzreligion. Es ist ein absoluter Wahnsinn was hier investiert wurde, um einen Athleten vielleicht noch eine halbe Sekunde schneller zu machen, ein oder zwei Tore mehr zu schießen, 3 cm höher zu springen. Der Hochleistungssport ganz allgemein kann eigentlich nicht mehr als Sport, sondern nur noch als Konsum- Kommerz bezeichnet werden. Ich hoffte wohl vergeblich, dass die Coronakrise zur Normalisierung beitragen würde. Schade.“ 

Nicht nur dieser Kommentar kann meines Erachtens deutlich machen, dass eine kritische Begleitung dieses Projekt durchaus erwünscht und dringend notwendig sein sollte, denn das Projekt weist eine ganze Reihe weiterer kritischer Fragen auf. Sie zu stellen muss nicht nur erlaubt sein. Sie sollten auch von den Verantwortlichen des OYM diskutiert werden und möglichst viele sollten sich an der Suche nach tragfähigen Antworten beteiligen.
Mit dem Projekt wird ein weiterer Schritt zur „Privatisierung des Hochleistungssports“ getan. Das teilweise „amateurhafte“ und in Teilen auch noch immer ehrenamtliche Betreuungssystem des Hochleistungssports durch Vereine und Verbände, d.h. in gemeinnützigen, freiwilligen Vereinigungen, wird dadurch infrage gestellt und möglicherweise mittel- und langfristig durch ein privatwirtschaftliches professionelles Expertensystem ersetzt. Der Hochleistungssport wird damit aber auch teurer. Pro Athlet kostet ein einjähriges Training je nach Inhalt und angebotenen Dienstleistungen zwischen 25.000 und 40.000 Fr., wobei die Sportler rund ein Drittel der Kosten selbst tragen. Mit den ehrenamtlichen Strukturen des traditionellen Vereins- und Verbandssports wird ein relativ preisgünstiges „Sport für alle- System“ angeboten, zu dem alle Athletinnen und Athleten – ganz gleich welcher Herkunft – einen Zugang zu den dort offerierten Leistungen finden können. Hingegen muss man sich das neue Fördersystem finanziell leisten können. Es wird deshalb in sozial struktureller Hinsicht selektive Auswirkungen haben, wenn es nicht mit einem umfassenden mäzenatischen Hilfssystem (mit Stipendien und Zuschüssen) unterstützt wird.
Die in dem zitierten kritischen Kommentar aufgeworfene Frage nach den ethisch- moralischen Implikationen des Projekts scheint mir ebenfalls berechtigt zu sein. Angesichts globaler Krisen, angesichts von Unterentwicklung, Hungersnöten und angesichts wachsender Armut und Ungleichheit – selbst in Industrienationen – kann meines Erachtens durchaus die berechtigte Frage gestellt werden, ob derartige Millionen- Investitionen in eine Unterhaltungsindustrie „Sport“ angemessen, verantwortbar und sinnvoll sind.
Hinzu kommt, dass die angestrebte Ressourcenausschöpfung und die damit erwünschten Wettbewerbsvorteile der OYM- geförderten Athletinnen und Athleten im „Null-Summen-Spiel“ des Sports immer nur Vorteile auf Zeit sind und im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung schnell wieder verpuffen, weil die Konkurrenz demselben Steigerungsimperativ folgt und bereits auf der Suche nach noch besseren und perfekteren Institutionen ist.   

Es ist wohl eher nur ein sehr nachgeordnetes Problem, doch sollte auch die Frage beantwortet werden, warum man sich im OYM bei der Benennung und Kennzeichnung der Institution und deren Aufgaben sich nahezu vollständig der angelsächsischen Sprache und deren Terminologie, (Man könnte auch sagen einem Amerikanismus) verpflichtet fühlt, was nicht nur in der Schweiz, sondern in den meisten europäischen Hochleistungssportzentren bereits eine gewisse Tradition hat. Dabei muss man teilweise den Eindruck gewinnen, dass Begriffe sehr plakativ verwendet werden, ohne dass deren wissenschaftliche Dimension voll erfasst wird, so zum Beispiel beim Begriff „Development“ und dass manche Begriffe mit einem leichter verständlichen deutschen Wort ersetzt werden könnten, so zum Beispiel das Wort „Fueling“. 

Unter ethischen Gesichtspunkten muss auch die Frage erlaubt sein, ob tatsächlich ein „Gläserner Athlet“, wie er im OYM angestrebt wird, das Zentrum einer wünschenswerten Zukunft des Hochleistungssports sein soll. Zunächst stellen sich dabei wohl datenschutzrechtliche Fragen, die meines Erachtens jedoch nicht besonders beachtenswert sind und die auch relativ schnell gelöst werden können. Sehr viel schwieriger ist die Frage zu beantworten, wie sich dadurch die „Sozialfigur des Hochleistungssportlers“ in unserer Gesellschaft verändert, welches Menschenbild dieser Sozialfigur zu Grunde liegt und welche weiteren Veränderungen noch zu erwarten sind, wenn der „gläserne“ und durch und durch „vermessene“ Athlet der Ausgangspunkt für diese Veränderungen darstellt. Wo liegen die Grenzen des „Performance Engineering“. Welche Risiken gibt es beim Einsatz der KI- Applikationen? Wie begegnet man den Gefahren der genetischen Manipulation? Welche Methoden aus der Enhancement- Forschung kommen zur Anwendung? Bei der Beantwortung dieser Fragen sollten zumindest einige Warnsignale beachtet werden, die man bereits heute erkennen kann.
Der menschlichen Entwicklung sind in vielen Lebensbereichen ihre „Stopp- Regeln“ verloren gegangen. Eine Lebensweisheit wie zum Beispiel jene – „manchmal ist weniger mehr“ – hat allenfalls in einigen privaten Nischen unserer Gesellschaft noch ihre Gültigkeit. Im „Mainstream“ unserer Gesellschaft ist hingegen der Steigerungsimperativ so dominant wie nie zuvor und der Prozess der Verwissenschaftlichung unserer Gesellschaft scheint unaufhaltsam zu sein. So wie viele Teilsysteme unserer Gesellschaft ruft das Teilsystem „Hochleistungssport“ immer intensiver nach den Wissenschaften und gleichzeitig bemächtigt sich die Wissenschaft immer intensiver des Sports. „Enhancement of Human Beings“, „die Perfektionierung des Menschen“ ist nicht nur im Sport das Gebot der Stunde. 
Es scheint deshalb nur folgerichtig zu sein, dass es nunmehr in naher Zukunft sog. „Enhanced Games“ geben soll. Es wird damit beabsichtigt, die bestehenden Olympischen Spiele herauszufordern. Aron D´Souza meldete sich bereits als erster Präsident der „Enhanced Games“ im Pressedienst „Sportintern“ (Volume 55-Issue 20230623) zu Wort und vertrat dort die Auffassung, dass der sicherste Weg für die Zukunft des Hochleistungssports darin liege, den Athleten offen und transparent den Gebrauch von allen wissenschaftlichen Hilfen zu ermöglichen, damit sie ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Die „Enhanced Games“ sollen die erste Sportveranstaltung sein, bei der es keine Dopingkontrollen mehr gibt. Er beruft sich dabei unter anderem auf eine US-amerikanische Studie des National Institute of Health bei der herausgefunden wurde, dass mehr als 4 Millionen Amerikaner anabole Steroide benutzen. D´Souza hat an der University of Melbourne in Politikwissenschaften promoviert. Einen juristischen Abschluss hat er an der Universität von Oxford erworben und er ist der Gründer des Nexus Australian Youth Summit, einer globalen philantropischen Bewegung von jungen vermögenden Menschen. Für D´Souza ist der Hochleistungssport die beste Plattform, um den wissenschaftlichen Fortschritt fördern zu können und den Einfluss der Wissenschaften für die menschliche Entwicklung zu intensivieren. Unterstützt wird D` Souza von Christina Smith aus Kanada, einer ehemaligen Olympionikin, die Mitglied der Athletenkommission der „Enhanced Games“ ist. Sie meinte, dass diese Spiele die Athleten verdient hätten, da sie viele Opfer an „Leib und Leben“ aufbringen, wenn sie ihren Hochleistungssport aus Leidenschaft betreiben, dafür jedoch nur wenig als Gegenleistung zurückerhalten. Begleitet werden soll das Projekt der “Enhanced Games“ durch eine eigenständige wissenschaftliche und ethische Beratungskommission, der Forscher aus unterschiedlichen Fachrichtungen, Ärzte und weitere Akademiker aus Universitäten wie z.B, aus Oxford und Harvard angehören sollen. D`Souza hat angekündigt, dass er das Programm der „Enhanced Games“ in nächster Zeit bekannt geben wird und die ersten Gastgeberstädte für diese Spiele ausgewählt werden. 

Seit mehr als 100 Jahren waren die für den internationalen Hochleistungssport verantwortlichen Gremien mehr oder weniger glaubhaft bemüht, über die schriftlich niedergelegten und – von allen an der Ausübung einer Sportart Beteiligten – gemeinsam vereinbarten Regeln ethisch begründete „Stoppschilder“ aufzustellen, deren Beachtung eine ethisch und moralisch fragwürdige Entwicklung in den verschiedenen Sportarten verhindern sollte. Ein „Sportspektakel“ mit medikamentös und genetisch manipulierten Sportkörpern, eine „Monster- Show des Sports“ war dabei eine Horrorvision, die man unter allen Umständen verhindern wollte. In diesen Tagen scheinen diese Stoppschilder immer mehr an Bedeutung zu verlieren und die Möglichkeit der Realisierung der zu Recht befürchteten Horrorvision des Hochleistungssports, in dem alles was denkbar ist auch erlaubt sein soll, scheint immer wahrscheinlicher zu werden. 

¹ Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf „gendergerechte“ Sprachformen – männlich weiblich, divers – verzichtet. Bei allen Bezeichnungen, die personenbezogen sind, meint die gewählte Formulierung i.d.R. alle Geschlechter, auch wenn überwiegend die männliche Form steht.

Letzte Bearbeitung: 26. 06. 2023