Vorbemerkungen
Zum folgenden Essay wurde ich vor allem durch die Lektüre eines in diesem Jahr erschienenen Buches angeregt. Göttrik Wewers Neuerscheinung „Nach der Kritik. Reformen im Weltsport?“(Nomos 2023)hat teilweise den organisationssoziologischen und politologischen Hintergrund hierfür bereitgestellt. Für diesen Essay nicht weniger wichtig sind jedoch auch meine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen, die ich als Mitglied von Gremien in mehreren Organisationen des Weltsports und als Exekutiv- Mitglied eines internationalen Sportfachverbandes habe machen können.
Die Kritik an den Olympischen Sportverbänden hat längst den Charakter eines nicht enden wollenden Klageliedes: Geldgier, persönliche Verfehlungen von Funktionären¹, Abstimmungsskandale, Inkompetenz, Korruption, Doping, Missachtung der Menschenrechte, Intransparenz, Nepotismus, “Weiße Elefanten“, fehlender Anstand der Funktionäre etc. sind die Themen, von denen in den einzelnen Strophen dieses Liedes die Rede ist.
Wenn diese Kritik nun bereits seit mehreren Jahrzehnten existiert und die Melodie und der Text dieses Klageliedes schon seit sehr langem vor allem in den westlichen Demokratien bekannt ist und beispielsweise von den Massenmedien in Deutschland geradezu gebetsmühlenhaft immer wieder von neuem vorgetragen wird, so stellen sich mehrere Fragen:
Warum ist diese Kritik wirkungslos? Warum kommt es in den Verbänden zu keinen Reformen? Warum führt der Austausch des Führungspersonals in den Verbänden zu keiner Veränderung? Warum werden die Olympischen Sportverbände trotz dieser Reformunfähigkeit von privaten und staatlichen Geldgebern unterstützt? Warum ist die Resistenz der Verbände für deren Mitglieder eher von Vorteil?
Eine Antwort auf diese Fragen könnte darin gesehen werden, dass die Sportorganisationen ganz offensichtlich einer eigenen Logik folgen, durch die Reformen erschwert, vielleicht sogar unmöglich gemacht werden. Will man diese Logik erkennen, so muss man sich mit dem Charakter bzw. mit der organisatorischen Verfasstheit der Sportorganisationen etwas genauer auseinandersetzen als dies üblicherweise der Fall ist.
Aus einer organisationssoziologischen Perspektive betrachtet kann man die internationalen Sportverbände dem Organisationstyp der „Metaorganisation“ zu ordnen. Die Mitglieder von Metaorganisationen sind nicht „Einzelpersonen“ sondern „Organisationen“, die im Sport sich meist selbst wieder durch Organisationen als Mitglieder auszeichnen, die wiederum die Person des Sportlers lediglich über einen langen Delegierungsprozess repräsentieren. Solche Metaorganisationen gibt es auch außerhalb des Bereichs des Sports, so zum Beispiel gehören auch die EU, die UNO, die OECD oder die NATO diesem Organisationstypus an. Auch sie zeichnen sich meist dadurch aus, dass sie nur schwerfällig handeln und sich als kaum reformierbar erwiesen haben. Wie in den Metaorganisationen des Sports gelingt auch dort nur selten eine „Modernisierung von Strukturen und Verfahren“ (vgl. Wewer 2023).
Die internationalen Sportverbände handeln als zivilgesellschaftliche Organisationen zwischen den Sphären des Marktes und der Sphäre der Staaten. Sie zeichnen sich durch eigene Regelwerke aus. Sie verfügen über eigene Sanktionen zur Einhaltung der vorgegebenen Regeln und weisen sogar eine eigene Gerichtsbarkeit auf. Formal haben sie den Charakter eines eingetragenen Vereins, dem es vor allem zugutekommt, dass er mit steuerlichen Privilegien ausgestattet ist und öffentliche Förderung in Anspruch nehmen kann, weil das, was diese Sportorganisationen leisten, tatsächlich oder auch nur angeblich von öffentlichem Interesse in nahezu allen Staaten ist. Gemäß ihrer Satzung wollen diese Verbände dem Gemeinwohl dienen. Die größten von ihnen setzen dabei allerdings Millionen oder gar Milliarden um, so zum Beispiel die FIFA und das IOC, wobei das IOC vom Organisationstypus grundsätzlich von den übrigen Metaorganisationen des Weltsports zu unterscheiden ist. Das IOC ist keine Metaorganisation von Organisationen, sondern eine Organisation mit Einzelmitgliedern, die auf Zeit berufen werden.
Für alle internationalen Sportorganisationen gilt, dass sie mit der Durchführung von internationalen Sportveranstaltungen am Markt operieren, sie gleichzeitig aber ohne Unterstützung durch Staaten nicht leben können. Ohne erhebliche staatliche Investitionen in die Infrastruktur sind weder Olympische Spiele noch Fußball- Weltmeisterschaften denkbar. Gleiches gilt für sämtliche Weltmeisterschaften, Europameisterschaften, Weltcups etc. aller übrigen Olympischen Verbände.
Die Frage, wieviel internationale Sportorganisationen derzeit existieren, lässt sich nur sehr ungenau beantworten. „Sport Accord“, die internationale Dachorganisation der internationalen Sportföderationen wies im Jahr 2022 109 Sportverbände auf, darunter 92 Sportfachverbände und 17 „Verbände mit besonderen Aufgaben“. Daneben gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Sportverbände, die ebenfalls internationale Sportveranstaltungen durchführen, bei „Sport Accord“ allerdings lediglich einen Beobachterstatus einnehmen.
Die ökonomische Relevanz der internationalen Sportorganisationen ist durchaus beachtenswert. Am Beispiel von Deutschland kann dies hier nur stellvertretend skizziert werden: In den „Aktuellen Daten zur Sportwirtschaft, Ausgabe 2021“ weist die Sportwirtschaft einen Anteil von 2,3 % des Bruttoinlandsprodukts auf, dessen Höhe mit 76 Milliarden € angegeben wird. Im Jahr 2018 wurden Güter und Dienstleistungen im Wert von 120 Milliarden € produziert. Der Sportsektor weist 1,2 Millionen Beschäftigte auf und private Haushalte gaben in diesem Jahr 71 Milliarden € für ihren sportbezogenen Konsum aus, was einem Anteil von 4,3 % aller Konsumausgaben entspricht.
Die Sportwirtschaft entsprach auf diese Weise im Jahr 2018 dem gesamten Verkehrsgewerbe und sie lag über dem Anteil der Metallindustrie und der Chemischen Industrie.
Aus einer globalen Perspektive sind vor allem die Umsätze einiger Profiligen beachtlich. Die englische Premier League setzte 2022 ca. 6,5 Milliarden € um, die deutsche Fußball Bundesliga wies einen Umsatz von 3,5 Milliarden € auf und die National Football League (NFL) in den USA hatte 2021 sogar einen Umsatz von 17 Milliarden $.
Die internationalen Sportverbände sind ohne Zweifel keine zwischenstaatlichen Einrichtungen. Von mehreren Experten werden sie aber auch nicht den zivilgesellschaftlichen Netzwerken zugeordnet. Man kann sie wie die „Kirchen“ in einem eigenständigen Sektor betrachten, denen es erlaubt ist, ihre internationale Sportpolitik weitgehend selbstständig zu bestimmen.
Wenn über Reformen der internationalen Sportverbände gesprochen wird, so wird häufig die Auffassung vertreten, dass solche Reformen nur durch einen „Druck von außen“ ausgelöst werden können. Würde diese Annahme zutreffen, so hätten eigentlich schon längst entsprechende Reformen stattfinden müssen, durch die sichergestellt werden könnte, dass die Probleme, die in der Vergangenheit und aktuell Kritik hervorgerufen haben, künftig nicht mehr auftreten können. Doch dies ist nicht der Fall (vgl. Wewer 2023, 14). Die internationalen Sportverbände geloben wohl immer wieder Besserung, leiten jedoch lediglich „kosmetische Maßnahmen“ (so z.B. mit der Einführung von Compliance Regeln, Berufung von Ethikkommissionen etc.) ein, doch nirgendwo ist zur erkennen, dass dadurch die strukturellen Probleme dieser Organisationen auch wirklich gelöst werden.
Auffallend ist, dass die internationalen Sportorganisationen mit dieser Strategie, d.h. mit einem „ständigen Vertagen der Probleme“ sehr gut leben können und dadurch in der Regel auch in ihrem Wachstum kaum oder gar nicht beeinträchtigt werden. Für das Gelingen der „Strategie des Vertagens und des Verdrängens“ gibt es mehrere Gründe. Sieben sollen hier näher erläutert werden.
Der erste Grund, und vermutlich ist dies auch einer der wichtigsten Gründe, muss in den „Instrumenten“ gesucht werden, mit denen die internationalen Sportverbände ihre organisatorische Arbeit durchführen. Internationale Sportorganisationen haben meist eine Zentrale, ein „Headquarter“ oder eine Geschäftsstelle. Dort arbeitet in der Regel ein internationaler Verwaltungsstab, der sich aus Mitarbeitern verschiedener Länder und Kulturen zusammensetzt. Sie sprechen unterschiedliche Sprachen, doch meist hat man sich auf die Verkehrssprache „Englisch“ geeinigt. Jeder dieser Mitarbeiter bringt ein eigenes Verständnis von Verwaltung und Dienstleistung mit. Auffällig ist dabei, dass gerade vermutlich deshalb sich in den Zentralen der internationalen Sportorganisationen eine neue Organisationskultur entwickelt hat, um die Aufgaben der jeweiligen Sportorganisation zu bewältigen. Wewer spricht in diesem Zusammenhang von einem neuen „Bürokratietyp“ in den internationalen Sportorganisationen (vgl.Wewer 2023, 26).
Der zweite Grund muss in den Gremien der internationalen Sportorganisationen und der aus diesen heraus entstanden organisatorischen Strukturen gesehen werden, die eine Strategie des Vertagens erst richtig möglich machen. Sportorganisationen sind vor allem Organisationen, die „Interesse an sich selbst“ haben. Dieses „Interesse an sich selbst“ lässt sich bei den höchstens alle zwei Jahre stattfindenden Kongressen, an denen teilweise über 200 Mitgliedsorganisationen anwesend sind, ebenso beobachten wie bei den Council Sitzungen der gewählten Repräsentanten des Verbandes und bei den Sitzungen der jeweiligen Exekutive. Für jeden Außenstehenden muss es Befremden hervorrufen, wenn er den Verlauf der meist dreitägigen Sitzungen dieser Sportorganisationen beobachten kann und dabei die Themen wahrzunehmen hat, mit denen sich diese Verbände beschäftigen.
Angesichts der großen zeitlichen Distanz zwischen den einzelnen Kongressen aber auch zwischen den Gremiensitzungen, zu denen man sich nur gelegentlich trifft, kann es nicht verwundern, dass die Zentrale der meisten Verbände ein sportpolitisch bedeutsames „Eigenleben“ entwickeln, das sich nur bedingt mit den Interessen der Mitglieder deckt. Eine zentrale Frage für das Gelingen des neuen Bürokratietyps ist darin zu sehen, ob und inwiefern die gewählten politischen Repräsentanten des jeweiligen Fachverbandes in den „Headquartern“ präsent sind. Ist dies der Fall, so bilden sie gemeinsam mit der hauptamtlichen Verwaltung das eigentliche Machtzentrum des jeweiligen Sportfachverbandes. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn der Präsident des internationalen Sportfachverbandes wohl gewählt ist, doch das Amt des Präsidenten hauptberuflich mit einer entsprechenden finanziellen Vergütung ausübt und in der Stadt des „Headquarters“ auch seinen Wohnsitz hat. Die ehemaligen IAAF- Präsidenten Nebiolo und Diack sind diesem Modell gefolgt ebenso wie der IHF- Präsident Moustafa und die FIFA- Präsidenten der jüngeren Zeit. Auf diese Weise werden heute nahezu alle internationalen Sportfachverbände von hauptamtlichen Präsidenten geführt.
Alternativ zur hauptamtlichen Führung vor Ort im „Headquarter“ des Verbandes ist auch ein Typus der Führung zu beobachten, bei der der Präsident nach seiner Wahl nahezu das gesamte hauptamtliche Führungspersonal mit Leuten seines Vertrauens besetzt und es ihm dadurch möglich ist, den internationalen Sportfachverband aus einer geographischen Distanz zu führen, weil er an einem anderen Ort nicht weniger wichtigen Geschäften nachgeht. World Athletics Präsident Coe kann als Beispiel für dieses Modell genannt werden. Die Anpassung des wichtigsten hauptamtlichen Führungspersonals an die nationale Herkunft des Präsidenten wurde ihm allerdings von IAAF- Präsident Nebiolo vorgelebt, der in Monaco ein „italienisches Headquarter“ etablierte, gefolgt von Diack, der zunehmend Senegalesen in die hauptamtliche Führung des Verbandes berufen hatte. Ergänzend kommt hinzu, dass mancher internationale Sportverbandspräsident während seiner Amtszeit noch in seiner eigenen Heimat ein zweites Büro des internationalen Fachverbandes aufbaut, um auf diese Weise sein eigenes Machtzentrum auszuweiten.
Ein dritter Grund für das Gelingen der Vertagungsstrategie ist darin zu sehen, dass in den internationalen Sportorganisationen viele klassische administrative Instrumente wie man sie von nationalen Behörden kennt, nicht zur Verfügung stehen. Deshalb müssen diese internationalen Organisationen sehr viel unternehmerischer handeln als dies bei nationalen Behörden der Fall ist. Zentrale Machtmittel sind dabei „Information“ und „Koordination“; formale Regeln sind weniger wichtig. Wichtig ist jedoch, dass man sich um finanzielle Ressourcen bemüht und dass man sein Umfeld strategisch strukturiert. Die „Headquarter“ der internationalen Sportverbände sind deshalb sehr viel autonomer als staatliche Behörden. Sie haben nur selten Vorgaben der Sportpolitik ihrer eigenen Führungsgremien in strikter Weise abzuarbeiten. Deshalb sind sie aber auch weniger kontrollierbar und steuerbar und ihr Umfeld ist in ständiger Bewegung. Sie nehmen nur ganz selten eine reine Dienstleisterrolle ein. Formale Vorschriften sind für sie weniger wichtig. Sie beeinflussen aber ihre Umwelt durch die Informationen, die sie dieser Umwelt, d.h. ihren Mitgliedsorganisationen bereitstellen.
Die Verwaltungsstäbe der internationalen Sportorganisationen führen nicht selten einen nahezu täglichen Kampf um ihre finanzielle Existenz, da die Aufgaben tendenziell wachsen. Die Sicherung von Ressourcen und die Erschließung alternativer Geldquellen sind für viele internationale Sportverbände zum zentralen Imperativ geworden. Darin liegt unter anderem einer der Gründe, warum die internationalen Sportorganisationen schon seit mehreren Jahrzehnten einer gefährlichen Wachstumsideologie folgen, ohne den ökologischen und teilweise auch ökonomischen Schaden zur Kenntnis zu nehmen, den sie dabei anrichten.
Ein vierter Grund warum internationale Verbände sich so verhalten wie sie sich verhalten muss möglicherweise auch darin gesehen werden, dass ganz offensichtlich in den hauptamtlichen Zentralen der internationalen Sportorganisationen nur bedingt oder gar kein Interesse an Transparenz und öffentlicher Kontrolle besteht. Die Verwaltungsstäbe der meisten internationalen Sportverbände sind relativ klein und die Machtzentren der meisten Olympischen Fachverbände kommen einer „geschlossenen Gesellschaft“ gleich. In den Jahresberichten aber auch in ihren Homepages halten sich die meisten dieser Verbände sehr bedeckt, wenn es um Zahlen und Fakten geht, mit denen man die Arbeit dieser Verbände überprüfen könnte.
Lediglich das IOC ist diesbezüglich „gläsern“ und weist sehr detailliert alle Einnahmen und Ausgaben in den jeweiligen Haushaltsberichten aus und auch die Angaben zu den hauptamtlichen Strukturen im „Headquarter“ in Lausanne sind äußerst genau. Hier zeigt sich einmal mehr, dass das IOC eine Sonderstellung im Weltsport einnimmt und es in vieler Hinsicht nicht angebracht ist, diese Organisation in eine Darstellung der Metaorganisationen des Weltsports einzubeziehen und sie mit denselben Merkmalen zu kennzeichnen wie die Olympischen Fachverbänden. Dieser Fehler findet sich nicht nur bei Wewer(2023) sondern auch in den öffentlichen Darstellungen des Weltsports durch die deutschen Leitmedien, denen Wewer leider des Öfteren in seinen Analysen ungeprüft folgt.
Mit den undurchsichtigen Strukturen in den internationalen Sportfachverbände ist es möglich, dass die jeweiligen Präsidenten mit ihren Machtzentren in der Zentrale des Verbandes nahezu ungehindert „schalten und walten“ können wie sie wollen, solange das „Geschäftsmodell“ dieser Verbände funktioniert und die Mitgliedsorganisationen von diesem Geschäftsmodell profitieren. Widerstände sind nur dann zu erwarten, wenn die Zentrale in die Hoheit der nationalen Mitgliedsorganisationen in unerlaubterweise eingreift und wenn der ökonomische Nutzen, den die Repräsentanten der nationalen Mitgliedsorganisationen von ihren Dachorganisationen erwarten, infrage gestellt ist oder bereits im Abnehmen begriffen ist.
Ein fünfter Grund muss im „Geschäftsmodell der Weltsportverbände“ gesehen werden, das sich von anderen Metaorganisationen ganz wesentlich unterscheidet. Die meisten internationalen Organisationen finanzieren sich in der Regel durch Pflichtbeiträge, durch freiwillige Beiträge, durch Sonderumlagen, aber auch durch Spenden von Personen und Unternehmen. Meist sind solche Organisationen nicht in der Lage, mit eigenen Aktivitäten finanzielle Einnahmen zu erwirtschaften. Das Geschäftsmodell der Olympischen Sportfachverbände sieht ganz anders aus. Mitgliedsbeiträge sind aus der Sicht der meisten Mitglieder eher unerwünscht und sie sind auch für die Finanzhaushalte der Verbände nahezu irrelevant. Für die Mitgliedsverbände ist es wünschenswert, dass sie zur Finanzierung der eigenen Metaorganisation erst gar nicht herangezogen werden, sondern diese so umfangreiche Einnahmen erwirtschaftet, dass jedes Mitglied an den Einnahmen beteiligt werden kann. Die wichtigste Einnahmequelle der Weltsportorganisationen sind deren Wettbewerbe, zu deren Durchführung sich der Weltsport eines Modells bedient, bei dem der „Veranstalter“ und der „Ausrichter“ getrennt werden. Veranstalter ist der Weltsportverband, der gleichzeitig Inhaber aller Marketing-, Medien- und sonstigen Lizenzrechte ist und der sich bei der Vergabe eines seiner Sportevents fast immer einen Anteil von den Einnahmen sichert, ohne selbst ein finanzielles Risiko einzugehen. Ausrichter ist ein nationaler Sportverband, der sich um den internationalen Wettbewerb beworben hat und der mit der Durchführung dieser Sportveranstaltung eigene Interessen verfolgt. Bereits für die Bewerbung versichert sich dieser Ausrichter einer Unterstützung seiner Regierung, die dabei meist auch bestimmte Garantien zu übernehmen hat.
Das geradezu ideale Geschäftsmodell der internationalen Sportverbände kann allerdings nur so lange funktionieren wie Staaten bereit sind, den Großteil der Kosten der internationalen Sportveranstaltungen zu tragen. Da das staatliche Interesse an internationalen Sportveranstaltungen, aus einer globalen Perspektive betrachtet, nach wie vor existiert und die Staaten sich dabei offensichtlich als Konkurrenten wahrnehmen, scheint dieses Geschäftsmodell nicht gefährdet zu sein. Selbst dann, wenn dieses Geschäftsmodell in eine Krise gerät, wie dies bei den Olympischen Spielen in den vergangenen zwei Jahrzehnten stets der Fall war, hat das IOC mit seiner „Agenda 2020“ für alle internationalen Sportorganisationen einen Lösungsweg vorgegeben, der vermutlich nur nachzuahmen ist.
Ein sechster Grund warum es in den internationalen Sportorganisationen keine Veranlassung gibt, die bestehenden Strukturen zu verändern, muss vor allem auch darin gesehen werden, dass mit den bestehenden Strukturen die Funktionen und Aufgaben der Verbände des Weltsports aus ihrer Sicht bestens erfüllt werden können. Wewer nennt neun Funktionen, die von den internationalen Sportverbänden erfüllt werden sollten (vgl. Wewer 2023, 42):
- Sie haben dafür zu sorgen, dass ihre Sportart überall nach den gleichen Regeln ausgeübt wird: „Gesetzgebungsfunktion“
- Sie haben den internationalen Sportkalender für ihre Sportart festzulegen: „Koordinierungsfunktion“
- Sie haben Wettkämpfe in ihrer Sportart zu veranstalten, bei denen sich die besten der Welt messen können: „Präsentationsfunktion“
- Sie haben Maßnahmen zu ergreifen, wenn Mitglieder sich nicht an die Regeln und Werte ihres Sports halten: „Sanktionierungsfunktion“
- Sie haben Ergebnis- und Rekordlisten zu führen: „Dokumentationsfunktion“
- Sie haben ihre Sportart zu propagieren, zu erläutern und zu erklären: „Kommunikationsfunktion“
- Sie haben ihre Sportart gegenüber der Wirtschaft und der Politik international zu repräsentieren: „Repräsentationsfunktion“
- Sie haben neue Märkte und neue Regionen für ihre Sportart zu erschließen: „Entwicklungsfunktion“
- Sie haben über neue Angebote aus ihrer Sportart heraus nachzudenken: „Innovationsfunktion“.
Betrachten wir mit Blick auf diese Funktionen die Situation der Olympischen Fachverbände, so müssen wir erkennen, dass Verbände wie die FIFA, World Athletics, IHF oder die FIS diesem Aufgabenkatalog in ihrer Arbeit voll und ganz entsprechen und deshalb aus dem Kreis ihrer eigenen Mitglieder kaum ein Grund zu erkennen ist, warum man die Strukturen der eigenen Organisation verändern sollte.
Schließlich musst ein muss ein siebter Grund erwähnt werden, warum die internationalen Sportfachverbände keine Notwendigkeit erkennen, die ihnen eine Veränderung ihrer organisatorischen Strukturen nahelegen würde. Nahezu alle Verbände des Weltsports sind nach den gleichen Grundsätzen aufgebaut. Besonders wichtig für sie sind der Grundsatz der Freiheit (Autonomie), der Grundsatz der Gleichheit und Brüderlichkeit (Solidarität) und die Prinzipien von Hierarchie, Monopol und Neutralität.
Die Autonomie ist ein besonders wichtiges Gut für die Organisation des Weltsports, denn sie soll den Verbänden ermöglichen, ohne politische, staatliche oder sonstige Einflussnahme die eigenen Angelegenheiten selbstständig zu regeln. Die Autonomie des Sports ist immer eine relative Autonomie, da die Organisationen des Sports ohne öffentliche Mittel ihre Aufgaben kaum erfüllen könnten. Die meisten nationalen Sportverbände sind ohne subsidiäre staatliche Förderung kaum lebensfähig. Indirekt gilt dies auch für die meisten internationalen Sportorganisationen.
Für das IOC und für die modernen Olympischen Spiele ist die Anerkennung ihrer Autonomie inzwischen unverzichtbar. 1993 hat sich die Generalversammlung der Vereinten Nationen zum ersten Mal in einer Resolution für diese Autonomie ausgesprochen und seitdem wird alle zwei Jahre in einer symbolischen UN- Resolution diese Autonomie bestätigt. Trotzdem ist dieses zentrale Prinzip des Weltsports immer wieder durch Einflüsse von außen gefährdet. Wirklich beachtet wird die Autonomie nur in freiheitlichen Demokratien, doch selbst dort ist sie zunehmend gefährdet.
Das Monopol für eine Sportart auf der ganzen Welt zu besitzen, ist für die Olympischen Fachverbände nahezu ebenso wichtig wie der Anspruch auf Autonomie ihrer sportpolitischen Arbeit. Mit dem Monopol für eine Sportart erreicht ein Sportverband, dass seine Sportart auf der ganzen Welt nach den gleichen Regeln ausgeübt wird, dass der Verband festlegen darf, wer und warum jemand sich als Weltmeister in dieser Sportart bezeichnen darf und dass sich alle Mitgliedsorganisationen der Metaorganisation diesem Monopol fügen und unterordnen. Wewer weist zu Recht darauf hin, dass dann, wenn Verbände nur solche Mitglieder aufnehmen würden, die als untadelig gelten, der Monopolanspruch allein deshalb bereits gefährdet wäre, da die Abgewiesenen einen konkurrierenden Weltverband gründen würden und damit die Einheit des Sports zerstört würde. In jüngster Zeit hat sich in einigen Sportarten diese Gefahr immer häufiger gezeigt, so unter anderem im Boxsport (vgl. Wewer 2023, 54). Im ständigen Blick auf diese Gefahr müssen viele Weltsportorganisationen in anderen sportpolitischen Fragestellungen, so zum Beispiel bei Menschenrechtsfragen und bei der Frage zur Zulassung von Athleten und Mannschaften zu den Wettkämpfen, in gewisser Weise „lavieren“, weil sie den eigenen Monopolanspruch nicht gefährden möchten. Der von den internationalen Sportfachverbänden erwünschte Anspruch, dass es für „eine Sportart“ immer nur „einen Verband“ geben darf, ist unter juristischen Gesichtspunkten in jüngster Zeit immer häufiger infrage gestellt worden und der Anspruch auf das Monopol einer Sportart wird nicht zuletzt auch durch Bemühungen infrage gestellt, wenn von privater oder staatlicher Seite internationale Sportveranstaltungen ohne Genehmigung und Beteiligung der Metaorganisationen des Sports durchgeführt werden.
Nicht weniger wichtig scheint das Prinzip der Hierarchie zu sein, nach dem es wünschenswert ist, dass eine Sportart sich zuerst auf lokaler Ebene organisiert. Das Sportgeschehen dieser Sportart im nächsten Schritt auf regionaler und nationaler Ebene organisiert wird. Dem folgen Kontinentalverbände, um den Wettbewerb zwischen benachbarten Ländern zu koordinieren und schließlich befindet sich der Weltsportverband an der Spitze der Pyramide, mit dessen Unterstützung die Sportart auch in Länder hineingetragen wird, in denen sie bisher noch nicht betrieben wurde. Die tatsächliche organisatorische Entwicklung der Olympischen Sportarten ist jedoch meist sehr viel komplexer verlaufen. Insbesondere die kontinentalen Verbände sind nicht selten erst nach den Weltsportverbänden gegründet worden.
Auch in Bezug auf das Merkmal der Hierarchie nimmt das IOC eine Sonderstellung ein. Coubertin hat zuerst das IOC gegründet. Die Gründung Nationaler Olympischer Komitees ist dieser Gründung gefolgt. Kontinentale Olympische Komitees waren der jüngste Schritt der organisatorischen Entwicklung des modernen Olympismus. Das Merkmal der Hierarchie ist für die Metaorganisation des Weltsports allein auch deshalb von nachgeordneter Bedeutung, weil diese Organisationen gegenüber ihren Mitgliedsorganisationen keine Weisungsbefugnisse haben und die diese vermutlich auch gar nicht haben wollen. Die Mitglieder sollten wohl die Beschlüsse der Metaorganisation beachten, ihre Umsetzung wird jedoch meist nicht kontrolliert, solange das Geschäftsmodell der Weltsport- Organisation nicht beeinträchtigt wird oder das Image der Sportart sich nicht in Gefahr befindet. Zwischen den Weltsportverbänden und den kontinentalen Verbänden kann es allerdings immer wieder zu Spannungen kommen, wenn es um den „Kalender“ der Sportart und um die ökonomischen Belange der jeweiligen Organisationen geht. Beispielhaft sei hier der Konflikt der FIFA mit der UEFA und der Konflikt von World Athletics mit European Athletics erwähnt.
Im Gegensatz zum Merkmal der Hierarchie ist das Prinzip der Gleichheit der Rechte und Pflichten aller Mitglieder von allergrößter Bedeutung für die Weltsport- Organisationen. Deren Mitglieder wollen nicht nur, dass jeder die gleiche Stimme, sondern auch die gleichen Rechte. Dies gilt sowohl für die Besetzung der Gremien der Verbände als auch für die Durchführung von internationalen Wettkämpfen. Wollen die Weltsport- Organisationen die Loyalität ihrer Mitglieder erhalten, so müssen sie bereit sein, sich gegenüber den Wünschen ihrer Mitglieder zu öffnen und auch neue Möglichkeiten zur Durchführung von internationalen Wettkämpfen aufzeigen und erschließen, die möglicherweise für einige Mitglieder als abwegig erscheinen. Die Mitglieder sind zufrieden, wenn sie aus den Einnahmen des Weltsportverbandes aus ihrer Sicht den ihnen zustehenden Anteil erhalten. An ihre Pflichten möchten die Mitglieder nicht erinnert werden und die Metaorganisation hat auch kein Interesse, die Erfüllung der Pflichten zu überprüfen. Was die Mitglieder mit den an sie ausgeschütteten Einnahmen machen, kann die Metaorganisation kaum kontrollieren. Doch meist will sie dies aber auch gar nicht.
Das Prinzip der Solidarität ist vor allem für jene Mitgliedsorganisationen von zentraler Bedeutung, die klein sind und sich auch selbst als klein ansehen und sie deshalb in ihrer Weiterentwicklung auf die Hilfe der Metaorganisation angewiesen sind. In den Weltsport- Organisationen zeigt sich das Prinzip der Solidarität deshalb meist darin, dass tendenziell eine Umverteilung von Mitteln von Mitgliedern, die relativ gut ausgestattet sind, hin zu ärmeren Mitgliedern erfolgt, die nur über geringe Mittel verfügen. Auch bei der Vergabe von internationalen Meisterschaften müssen immer wieder auch Mitglieder zum Zuge kommen, die bislang noch kein größeres Sportereignis des Verbandes ausgerichtet haben. Das Prinzip der Solidarität kann sich dabei durchaus mit den Interessen der Weltsport- Organisation decken, ist diese doch ständig auf der Suche nach neuen Märkten, die für die Sportart zu erschließen sind.
Nicht nur in den Satzungen der Weltsport- Organisationen ist der Grundsatz der politischen Neutralität, der die Arbeit diese Organisationen leiten soll, ein wichtiges Prinzip.
Dieser Grundsatz ist auf das engste mit dem Prinzip der Autonomie verbunden und so wie die Autonomie ständig gefährdet ist, so sind auch schon seit längerer Zeit immer häufiger Verstöße gegen das Neutralitätsprinzip in den Weltsport- Organisationen zu beobachten. Erst wenn der Grundsatz der Grundsatz der Neutralität beachtet wird, können internationale Sportorganisationen ihre eigene „Sportpolitik“ verfolgen, um überall in der Welt die Ausübung ihrer Sportart zu ermöglichen. Sie mischen sich nicht in die Belange der „staatlichen Politik“ ein, so wie sie umgekehrt von dieser Politik verlangen, dass diese sich nicht in die Belange der Sportpolitik einmischt. Politische Zurückhaltung nach innen und nach außen ist gemäß dieser Auffassung sinnvoll. Will ein Verband, in dem alle Länder der Welt vertreten sind, seine Mitglieder nicht verprellen, so darf er sich bei politischen Konflikten nicht auf die eine oder andere Seite schlagen, denn dies würde die Gefahr der Polarisierung und der Spaltung hervorrufen. Angesichts der häufigen Verletzung des Prinzips der Neutralität glauben viele Kritiker, dass dieses Prinzip zur „Lebenslüge des Weltsports“ geworden ist. Gleichzeitig müssen die Kritiker jedoch erkennen, dass dieses Prinzip für die Weltsport- Organisationen alternativlos ist. Das von Ihnen beanspruchte Monopol und die Heterogenität ihrer Mitglieder macht es den Weltsport- Organisationen nahezu unmöglich, bei politischen Konflikten eine Haltung zu zeigen, wie sie nicht zuletzt von den westlichen Demokratien erwartet wird. Der Preis für diese „Haltung ohne Haltung“ der Weltsportorganisationen ist allerdings sehr hoch. In der Öffentlichkeit wird Ihnen jegliche Glaubwürdigkeit abgesprochen. Zu ihrer Entlastung muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass dieser Mangel an Glaubwürdigkeit auch bei den Metaorganisationen UN, Europäische Union, NATO etc. anzutreffen ist, und auch entsprechend beklagt wird.
Resümee
Die Organisationen des Weltsports sind ohne Zweifel durch ein eigenständiges „Gebilde“, wodurch sie als ein Sonderfall der Metaorganisationen zu betrachten sind. Durch die von Ihnen selbst definierten Funktionen und Aufgaben, die sie in ihrer täglichen Arbeit durchaus erfüllen, durch die in ihren Satzungen definierten Normen und charakteristischen Merkmale und nicht zuletzt durch das von ihnen geschaffene Geschäftsmodell gibt es aus ihrer eigenen Sicht weder Gründe noch Anlässe in ihrer konstitutiven Verfasstheit irgendetwas zu ändern. Von außen an sie herangetragene Kritik können sie an sich abprallen lassen, da sie sich sicher sein können, dass in der näheren Zukunft die nächsten staatlichen „Interessenten“ vor ihrer Tür stehen, um sich für ein internationales Sportevent zu bewerben. Die Mitgliedsorganisationen der internationalen Sportverbände sind mit ihren Dachorganisationen zufrieden, solange die finanzielle Situation dieser Organisationen gesichert ist und sie selbst von den Finanzen ihrer Metaorganisation profitieren. Auf diese Weise ist die Metaorganisation jedoch auf „Gedeih und Verderb“ vom Wohlwollen ihrer Mitglieder abhängig und im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung zwanghaft genötigt, die Einnahmen ständig zu steigern, um die finanzielle Gier der eigenen Mitglieder zu befriedigen. Internationale Sportverbände sind deshalb einer Wachstumsideologie verpflichtet. „Größer“, „Mehr“, „Spektakulärer“, “Globaler“ sind dabei die Maximen. Man ist ständig auf der Suche nach einer Ausweitung der Wettbewerbe, nach der Ausdehnung der Teilnehmerfelder, nach der Verkürzung der Zeitspanne zwischen den Wettbewerben, nach der Erfindung neuer Disziplinen, nach Regeländerungen zugunsten von besseren Präsentationsformen für das Fernsehen und nach einer Verlängerung der Dauer der einzelnen Wettbewerbe. Diese Strategie verfolgen sie immer in der Annahme, dass ein „Mehr“ auch immer ein Mehr an Einnahmen bedeutet. „Klimaneutral“ und „nachhaltig“ ist diese Strategie ganz gewiss nicht. Bedenkt man die beabsichtigten und unbeabsichtigten Folgen, die diese Strategie hat, wenn sämtliche internationale Sportorganisationen dem gleichen Wachstumsmodell verpflichtet sind, so kann ein „Overkill“ und eine bevorstehende „ökologische Apokalypse“ nicht ausgeschlossen werden. Die einzelnen Sportorganisationen davon abzuhalten, erscheint jedoch als nahezu unmöglich, solange es Staaten gibt, die bereit sind, dieses gefährliche „Spiel“ zu finanzieren.
Die Sportpolitik der internationalen Sportverbände befindet sich angesichts dieser Strategie allerdings in einem schon seit längerer Zeit andauernden Dilemma. Auf der einen Seite stehen die angeblichen Werte des Sports mit denen die Staaten ihre subsidiäre Unterstützung des Weltsports begründen. Auf der anderen Seite steht ein Kommerz, der ausschließlich einer kapitalistischen Logik folgt. Die Kluft, die zwischen jenen, die in den Vereinen in selbstloser Weise und ohne finanzielle eigene Interessen ihren Sport betreiben, und jenen, die in den sportlichen Metaorganisationen ihren Sport mit den Staaten verhandeln, könnte kaum größer sein. Mit einem gewissen Zynismus merkt deshalb Wewer in seiner Analyse an: „Die Werte des Sports und andere Normen sind… etwas für Romantiker, die nicht verstanden haben, wie das Business in Wahrheit funktioniert… wer die Logik, nach der der Weltsport funktioniert, und die Entscheidungen, die daraus resultieren kritisiert und für sich ablehnt, darf sich im Grunde nicht um die Ausrichtung von Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften oder Europameisterschaften bewerben“ (Wewer, 2023, 103).
Gleiches gilt allerdings auch für die Durchführung der internationalen Sportveranstaltungen. Wenn die drei Säulen, die das Geschäftsmodell der internationalen Sportveranstaltungen tragen, zusammenbrechen würden, wenn Staaten nicht mehr bereit wären, die notwendige Infrastruktur zu finanzieren, wenn die Sponsoren aus der Wirtschaft sich zurückziehen würden, wenn die TV Sender und sonstigen digitalen Medien die Übertragung dieser Veranstaltungen ablehnen würden und nicht mehr bereit wären, Milliarden für den Erwerb der notwendigen Rechte aufzuwenden, so würde das Geschäftsmodell der Metaorganisationen sehr schnell ins Wanken geraten. Doch dieser Schritt ist selbst für die lautstarken deutschen Kritiker aus den öffentlich-rechtlichem TV- Anstalten Deutschlands, für Vertreterinnen und Vertreter der Bundesregierung und der politischen Parteien ebenso wie für die deutsche Wirtschaft höchst unwahrscheinlich. „Heuchlerische Kritik“ auf der einen Seite und ein „stillschweigendes Mitmachen“ auf der anderen ist vielmehr schon seit längerer Zeit deren eigenes „Geschäftsmodell“, das offensichtlich von den deutschen Bürgerinnen und Bürgern mehr oder weniger bereitwillig hingenommen wird.
Letzte Bearbeitung: 10. 11. 2023
¹ Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf „gendergerechte“ Sprachformen – männlich weiblich, divers – verzichtet. Bei allen Bezeichnungen, die personenbezogen sind, meint die gewählte Formulierung i.d.R. alle Geschlechter, auch wenn überwiegend die männliche Form steht.