Die Worte „Sport“ und „Sexualität“ haben nicht nur gemein, dass sie mit demselben Buchstaben beginnen. Auch die Phänomene selbst, so wie sie sich von uns beobachten lassen, weisen manche Gemeinsamkeit auf. So wird von der Erotik des Sports gesprochen und was Erotik und Sexualität bedeutet, lässt sich täglich im Internet nachvollziehen. Dass der Sport ein durchaus enges Verhältnis zur Sexualität aufweist, mag ebenfalls kaum überraschen. In die Reihe von Sexualität und Kirche, Sexualität und Arbeitsleben, Sexualität und Popkultur kann der Sport mühelos eingereiht werden. Das Verhältnis, das der Sport zur Sexualität aufweist, scheint dabei angesichts jüngster Beobachtungen kritisch zu sein. Weiterlesen
Ehrenamtliche Führungsarbeit ist unverzichtbar
Die Idee der freiwilligen Vereinigung ist für die Organisationen des deutschen Sports konstitutiv. Sie bildet die Grundlage für mehr als 90.000 Turn- und Sportvereine, sie ist aber auch prägend für die übergeordneten Verbände, deren Mitglieder letztlich jene Menschen sind, die sich in freiwilligen Vereinigungen zusammengeschlossen haben. Zur Idee der freiwilligen Vereinigung gehört nicht weniger grundlegend die Idee der Ehrenamtlichkeit. Sie ermöglicht unserem Gemeinwohl einen kultur-, sozial- und gesundheitspolitischen Beitrag des Sports der seinesgleichen sucht. Durch die Idee der Ehrenamtlichkeit wird nicht zuletzt in allen Städten und Gemeinden Deutschlands den Bürgerinnen und Bürgern ein Sportangebot unterbreitet, das in jeder Hinsicht sozial ausgerichtet und nicht zuletzt auch unter Kostengesichtspunkten unersetzbar geworden ist. Weiterlesen
Risiken des Spitzensports
Im deutschen Hochleistungssport hatten in den letzten Jahren bereits mehrfach die Alarmglocken geläutet. Mit einer Agenturmeldung über eine Befragung deutscher Hochleistungssportler wurde beispielsweise eine Diskussion ausgelöst, die sich in ihrer Aufgeregtheit aber auch ihrer gleichzeitigen Hilflosigkeit kaum überbieten lässt. Kölner Sportsoziologen hatten mehr als 1.000 Kaderathleten über ihre soziale Lage befragt, in der sie sich derzeit befinden. Es handelte sich dabei um eine Befragung, wie sie überall in der Welt schon mehrfach durchgeführt wurde. Dabei wurden Fragen an Athleten gerichtet, die diese mehr oder weniger aufrichtig beantworten konnten, wobei die Verweigerung von Antworten immer üblicher geworden ist. Was dabei herauskam, waren Antworten auf konstruierte Fragen, die man wohlwollend als eine Annäherung an die Wirklichkeit bezeichnen kann. Die tatsächliche Situation, in der die Athleten leben und handeln, lässt sich auf diese Weise wohl kaum abbilden. Weiterlesen
Populismus im Anti-Doping-Kampf
Einstmals hat Fliegen noch Spaß gemacht. Vom Parkplatz bis zum Schalter der Airline waren es nur wenige Meter zu Fuß, das Einchecken wurde in wenigen Minuten erledigt und ohne Gepäck- und Körperkontrollen konnte man bequem sein Gate erreichen, um bei Langstreckenflügen selbst in der Economy-Class so viel Platz zu haben, dass man noch eine Schlafstellung einnehmen konnte. Heute ist hingegen nicht selten schon das Parken ein Problem. Wenn es schiefläuft, kann die Gepäck- und Körperkontrolle nahezu die Dauer von einer Stunde erreichen und fast alle Flüge sind überbucht. Die Handgepäck- und die Körperkontrolle sind längst zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung geworden. Dank US-amerikanischer Forderungen sind diese Kontrollen immer schwieriger geworden und in mancher Hinsicht haben sie einen Grad an Absurdität erreicht, die nur noch Kopfschütteln zur Folge haben kann. Weiterlesen
“IAAF is changing“ – hat sich die Welt-Leichtathletik tatsächlich verändert?
Unsere Welt unterliegt einem dynamischen Wandel. Der Prozess der Globalisierung schreitet fort. Gleichzeitig ruft ein immer lauter werdender Populismus nach einer Aufwertung nationaler Ideologien. Die Frage des Klimawandels betrifft jene ebenso, die diesen Wandel leugnen, wie auch die vielen übereifrigen, deren berechtigtes Engagement nicht selten in überbordender Aggressivität endet. Die Frage nach den Folgen der Flüchtlingsbewegungen stellt sich nicht nur für jene, die davon direkt betroffen sind. Die Schuldfrage stellt sich auch für jene, die in den letzten Jahrzehnten vom Nord-Süd-Konflikt profitiert haben und sehr gerne auch neoimperialistische Politik tolerierten, wenn es ihren eigenen ökonomischen Interessen genutzt hat. Weiterlesen
Olympische Glücksspiele
Wo immer man heute Sport in dieser Welt als Wettkampfsport betreibt, da kann man auch einer besonderen Spezies Mensch begegnen, den so genannten Glücksrittern. Der moderne Sport hat seinen Ursprung in der Wettleidenschaft der englischen Adeligen und diese Wettleidenschaft ist nach wie vor überall in der Welt anzutreffen. So wird auf den Einlauf bei Pferderennen gewettet, bei Leichtathletikweltmeisterschaften wird auf Sieger im 100 m Finale gesetzt und vor allem das Fußballspiel ist ein begehrter Wettanlass. Es gibt wohl keine Sportart, die sich diesem besonderen Bedürfnis entziehen könnte. Weiterlesen
Der Donnerstag ist ein besonderer Tag
Pünktlich um 13.30 Uhr treffen sie sich. Jeden Donnerstag sitzen sie auf der Bank vor einem der schönsten Häuser Unterwössens direkt gegenüber vom Rathaus und beraten über ihre Donnerstagstour. Fritz Döllerer ist dabei der Garant für eine kluge Entscheidung. An zu heißen Tagen wählt er eine Route mit Schatten, droht Regen so ist eine kurze Rückfahrt eingeplant Die Ziele sind jedes Jahr dieselben. Der Streichen-Gasthof steht ganz oben auf der Liste der Ziele. Die Jochberg-Almen und die Rechenbergalm sind ebenso ein Muss wie die Agergschwend- die Bäcker- oder die Feldlahnalm. Die Röthelmoosalm ist ein besonders begehrtes Ziel. Die Touren reichen jedoch auch hinüber nach Österreich zum Mühlberggasthof, zur Franken-und zur Rinderbrach Alm. Entlang der Ache geht es nach Bergen zum Schellenberg oder über Rottau hinauf zur Staffn-Alm. An all diesen Zielen gibt es ein gutes Vesper und beste bayerische Biere, so auch auf der Staudacher Vorderalm. Nicht zu vergessen sind die Haidenholz-die Hofbauern- und die Oberauerbrunst Alm. All diese Almen sind beispiellose Orte inmitten einer wunderschönen Natur, bei denen es sich lohnt, für ein paar Stunden zu verweilen. Weiterlesen
Rituelle Demokratie im Sport
Menschen tun viele Dinge, die keinen instrumentellen Nutzen haben. Kognitionswissenschaftler zeigen uns dies vor allem am Beispiel von Ritualen. Der Kausalzusammenhang zwischen einem Ritual und dem Ergebnis, das erreicht werden soll, liegt meist im Dunkeln. Dennoch werden Rituale über Generationen unverändert weitergegeben. Solche Rituale gibt es auch im Sport. Sie scheinen für die Sporttreibenden sehr hilfreich zu sein. Begrüßungs- und Eröffnungsrituale im Mannschaftssport, immer wiederkehrende Rituale von Athletinnen und Athleten in Individualsportarten, Rituale bei Olympischen Spielen oder anderen sportlichen Großveranstaltungen. Sie alle scheinen sehr willkommen zu sein. Ihre integrierende und entlastende Funktion ist für die Beteiligten offensichtlich. Fragt man nach Erklärungen für diese Rituale, so wird oft nur geantwortet „das macht man eben so“. Diese Art von Deutung ist durchaus befriedigend und muss nicht notwendigerweise hinterfragt werden. Weiterlesen
Zuschauerkommunikation in der Leichtathletik
Die Leichtathletik ist ohne Zweifel eine ganz besondere Sportart. Sie kann nicht nur auf die längste und größte historische Tradition verweisen und war und ist die Königin bei den Olympischen Spielen, sie war und ist auch eine Sportart, die für ihre Ausführung eine der größten Sportstätten benötigt und bei deren Meisterschaften 47 Sieger in 47 verschiedenen Disziplinen zu küren sind, die sich teilweise ganz erheblich unterscheiden. In der englischen Sprache wird deshalb zwischen „Track“ und „Field“ unterschieden. Laufen, Werfen und Springen haben drei ganz unterschiedliche Wettbewerbsstrukturen zur Folge und auch die Athletinnen und Athleten, die die jeweiligen Disziplinen betreiben, können sich grundlegend unterscheiden. Die Persönlichkeitsstruktur der Läufer in den mittleren und in den langen Distanzen unterscheidet sich von den Sprintern, ebenso wie sich Werfer und Springer unterscheiden. Unterschiede in Körpergröße und Körpergewicht sind dabei evident, psychische Unterscheidungsmerkmale sind allerdings nicht weniger bemerkenswert. Weiterlesen
Europa und der Sport
Wenn ein US-Amerikaner zum ersten Mal Europa besucht, sich für den Sport interessiert und sich darüber seine Vorstellungen machen möchte, so sind seine Erwartungen klar. So wie es bei allen Olympischen Spielen eine US-amerikanische Nationalmannschaft gibt, so gibt es auch eine Europäische Nationalmannschaft. Jährlich wird in 47 Einzeldisziplinen der europäische Leichtathletikmeister gesucht. Gleiches gilt für das Schwimmen und alle übrigen olympischen Sportarten. Am Ende eines jeden Jahres stehen die Europameister und damit die besten Sportler Europas fest und diese Athletinnen und Athleten vertreten den Kontinent bei den jeweiligen Weltmeisterschaften der internationalen Sportfachverbände. Weiterlesen
Erziehung und Bildung – eine sportpolitische Redewendung ohne Wert
In der modernen Welt des Sports ist spätestens mit dem Beginn der modernen Olympischen Spiele eine eigenständige Rhetorik entstanden, die sich in den politischen Reden über den Sport widerspiegelt. Wie in jedem uns bekannten politischen Bereich sind auch im Bereich der Sportpolitik eigenständige Topoi entstanden, die sich durch stereotypische Redewendungen auszeichnen. „Ohne Breite gibt es keine Spitze“, „Spitzensportler sind Vorbilder für unsere Gesellschaft“, „Sport erhält den Menschen ihre Gesundheit“, „In einem gesunden Körper ist ein gesunder Geist“, „Solidarität und Kameradschaft prägen den Sport“: ganz gleich ob ein Staatspräsident oder ein Sportminister, ein Sportverbandspräsident oder eine Präsident der Arbeitgeber oder der Gewerkschaften sich über die Bedeutung des Sports äußert, fast immer sind derartige Zitate in den Reden anzutreffen. Weiterlesen
Leichtathletik-WM 2019 in Doha – ein sporthistorisches Ereignis
Katar, der wohl kleinste Staat am Golf, ein Emirat wie Oman, Bahrain oder Dubai, geführt von einer königlichen Familie, die 30.000 Menschen umfasst und die ihren Wohlstand und ihre Macht den Bodenschätzen, dem Erdöl und dem Erdgas verdankt. Mit dem Begriff der Autokratie wird auf äußerst beschönigende Weise zum Ausdruck gebracht, wie in solchen Staaten Macht ausgeübt wird, wer das Sagen hat, wer die Last der täglichen Arbeit zu tragen hat, wer die Privilegien genießen darf und wie mit Andersdenkenden umgegangen wird. Der Schutz der Menschenrechte steht dabei ganz gewiss nicht auf der politischen Tagesordnung. Katar ist wie die vergleichbaren Emirate von einem außergewöhnlichen, aber auch ziemlich unanständigen Wohlstand gekennzeichnet. Weiterlesen
Warum der beste Sportler und die beste Sportlerin des Jahres nicht zu finden sind
Für die Welt des Sports ist es eine ihrer grundlegenden Ideen, in allen Sportarten den oder die jeweils Beste zu ermitteln. Gesucht wird der Sportler des Jahres, der Fußballer des Jahres und der Leichtathlet des Jahres. In manchen Sportarten sucht man auch den Sportler des Jahrhunderts. Inzwischen haben auch einige Sportarten eine „Hall of Fame“ eingerichtet und auch hier sollen nur die Besten einen Platz in der Ahnenkultur einer Sportart erhalten. Betreiben beide Geschlechter eine Sportart, so gibt es eine weibliche und männliche Variante der Suche und wird die Sportart als Mannschaftssport betrieben, so ist die Suche nach der Mannschaft des Jahres folgerichtig. Weiterlesen
Der Beitrag des Sports für eine lebenswerte Gesellschaft
In gesellschaftlich schwierigen Zeiten ist es dringender denn je, sich einer Idee von seiner Gesellschaft zu vergewissern, in der man heute und in Zukunft leben möchte. Das Leitbild, an dem sich unsere Gesellschaft orientieren sollte, müsste meines Erachtens von der Idee des Fair Play geprägt sein. Gesucht ist eine Gesellschaft, in der die Mitglieder dieser Gesellschaft fair miteinander umgehen. Die individuelle Leistung müsste in dieser Gesellschaft gefördert und geschätzt werden, das Leistungsprinzip sollte dabei das herausragende Selektionskriterium für das Erreichen von bedeutsamen Positionen in dieser Gesellschaft sein. Gesellschaftlich relevante Positionen sollten nur über erbrachte und intersubjektiv anerkannte Leistungen besetzt werden und die Dotierung der erbrachten Leistung sollte sich am Prinzip der Gerechtigkeit messen lassen. Die Kluft zwischen arm und reich sollte in dieser Gesellschaft möglichst klein gehalten sein. Solidarität muss deshalb eine anerkannte Tugend in einer derart lebenswerten Gesellschaft sein. Die Menschen, die in dieser Gesellschaft leben, begegnen sich in aller Offenheit. Offenheit gegenüber Fremden, Offenheit gegenüber dem Andersartigen macht eine Gesellschaft erst richtig lebenswert. Frauen und Männer müssen sich nicht nur in Sonntagsreden, sondern im alltäglichen Leben gleichberechtigt gegenüber treten können, Behinderte werden in dieser Gesellschaft nicht diskriminiert und ausgegrenzt, Krankheit wird nicht individualisiert, vielmehr wird akzeptiert, dass Krankheit Lebenssinn stiften kann, ja das Krankheit notwendig ist, will man das Lebenswerte für sich selbst erkennen. Weiterlesen
Zur Vergabe von Fußball-Weltmeisterschaften
Ein Spiel der Mächtigen
Die Entscheidungen über die Vergabe einer Fußball-Weltmeisterschaft basieren auf demokratisch vereinbarten Regeln. Die Entscheidung über die Ausrichtung dieses Ereignisses findet gemäß den Statuten der FIFA über eine geheime Abstimmung statt. Es ist dabei geregelt, dass für den Sieg eines Bewerbers die einfache Mehrheit ausreicht und bei Stimmengleichheit das Machtwort des Präsidenten zu entscheiden hat. In der FIFA ist man auch bemüht demokratischen Prinzipien zu folgen, wenn es um die Ausschreibung der Fußball-WM geht. Genaue Bewerbungsfristen sind definiert, Kriterienkataloge zur Bewertung von Bewerbungen werden allen Bewerbern zugänglich gemacht. Evaluierungskommissionen werden eingesetzt und das Verfahren der Präsentation der Bewerber ist am Gleichheitsprinzip orientiert. Wie der sportliche Wettkampf so soll auch der Bewerber-Wettkampf ein fairer Wettbewerb sein. Fair Play ist nicht nur das Prinzip, das die Sportler zu beachten haben. Es soll auch für die Entscheidung der Funktionäre und für die Bewerber und deren Organisationen gelten. Weiterlesen
Der Sport ist besser als sein Ruf
Unser Alltag ist massenmedial ohne Wert. Nur wenn die Alltagsroutine durchbrochen wird, wenn unser Alltag gestört wird durch Unerwartetes, durch einen Unfall, einen Skandal, durch politische Konflikte, durch private oder öffentliche Kuriositäten – nur dann scheint das menschliche Zusammenleben resonanzfähig für die Massenmedien zu sein. Von den Kommunikationswissenschaften wurden diese Zusammenhänge längst aufgeklärt. In der Öffentlichkeit nehmen die Klagen über die einseitige Nachrichtenwelt kein Ende. Über Positives wird in den Medien nur selten berichtet. Vor allem sind es negative Vorgänge, die die Dokumentations- und Nachrichtenwelt der Medien prägen. Auf diese Weise wird ein übertrieben düsteres Bild der Gegenwart gezeichnet. Es darf nicht überraschen, dass angesichts einer derartigen medialen Dominanz und Einseitigkeit in den Köpfen vieler Menschen die Apokalypse unmittelbar bevorsteht. Weiterlesen
Zur Zukunft des IOC
Der moderne Olympismus hat ohne Zweifel eine abwechslungsreiche Geschichte aufzuweisen. Von Erfolgen und Misserfolgen, von politischer Inanspruchnahme, von gut und schlecht organisierten Spielen, von guten und fragwürdigen Entscheidungen, von Fair Play und Betrug, und nicht zuletzt von großartigen sportlichen Leistungen ist dabei zu berichten.Vor allem aber ist auch von der Gefahr der Selbstzerstörung zu reden. Boykotte waren es, die die Olympischen Spiele in Frage gestellt haben, denn 1980 lagen sie nahezu am Boden. Es gab kaum noch ausreichende Bewerberstätte und von einer erfolgreichen Vermarktung der Spiele konnte nicht die Rede sein. Weiterlesen
Wissenschaft und Hochleistungssport
Wissenschaft und Hochleistungssport – ein problembehaftetes Verhältnis
Wissenschaftler, die sich mit Fragen des Sports beschäftigen, haben in diesen Tagen Konjunktur. Ihr Einfluss ist größer denn je. Die Beratungsleistungen, die Wissenschaftler in den nationalen Systemen des Sports erbringen, werden als zunehmend bedeutsamer eingeschätzt. Wissenschaftliche Dienstleistungen werden vermehrt nachgefragt und in der öffentlichen Meinung werden sportliche Leistungen immer öfter auch auf die Beratungsleistungen von Wissenschaftlern zurückgeführt. Damit geht einher, dass bestimmten Institutionen der Wissenschaft immer größere Bedeutung zu kommt. Dies gilt vor allem für zentrale, nationale sportwissenschaftliche Einrichtungen, die sich der direkten Beratung von Verbänden, Mannschaften und Athleten verpflichtet haben. Fast alle erfolgreichen Nationen im olympischen Leistungssport weisen solche zentralen Einrichtungen auf und in fast allen Schwellenländern wird auf die Einrichtung solch sportwissenschaftlicher Institutionen gesetzt, um auf diese Weise den Anschluss an die Weltspitze zu schaffen. Weiterlesen
Mündige Athleten – Eine Fehlanzeige?
So wie demokratische Gesellschaften auf mündige Bürger angewiesen sind, so ist auch ein demokratischer Sport davon abhängig, welchen Grad an Mündigkeit seine Athleten erreicht haben. Die Frage, was man unter einem mündigen Athleten zu verstehen hat, ist allerdings keineswegs so einfach zu beantworten, wie uns dies auf den ersten Blick erscheinen mag. Konsensfähig müsste es jedoch sein, dass man von einem mündigen Athleten erwarten kann, dass er seine Handlungen in der Welt des Sports absichtsvoll und rücksichtsvoll vollzieht, dass seinen Handlungen in der Welt des Sports Intentionen zu Grunde liegen und dass er bereit sein muss, sein eigenes Handeln gegenüber der Gemeinschaft zu verantworten. Weiterlesen
Der Fall Caster Semenya oder wie wichtig und wertvoll ist Chancengleichheit im Sport?
Berlin im August des Jahres 2009. Es finden die Leichtathletik-Weltmeisterschaften im Olympiastadion statt. Wie so oft zuvor gibt es auch bei dieser Weltmeisterschaft eine Gerüchteküche. Eine ganz besondere Rolle spielen dabei die Vorläufe der 800-Meter-Wettbewerbe der Frauen. Unmittelbar vor deren Finale wird durch den Generalsekretär und die Medienabteilung der IAAF bekannt gegeben, dass der Weltverband einen Geschlechtstest bei der südafrikanischen Läuferin Caster Semenya angeordnet hat. Von Konkurrentinnen wurden Zweifel an ihrem Geschlecht vorgetragen, insbesondere wegen ihres männlichen Erscheinungsbildes und ihrer außergewöhnlichen Leistungen. Semenya gewinnt in Berlin das WM-Finale in einer Zeit von 1:55,45 Minuten. Zum Vergleich: Der Weltmeister im männlichen Wettbewerb lief diese Stecke in 1:45,30 Minuten. Weiterlesen
Ein Memorandum zur Leichtathletikweltmeisterschaft 2019
Die IAAF Leichtathletik-Weltmeisterschaft ist ohne Zweifel das wichtigste Leichtathletikereignis in der Welt. Diese Weltmeisterschaft zeichnet sich durch einen einzigartigen Charakter aus. In neun Tagen in ein und derselben Stadt begegnen sich Athletinnen und Athleten aus 210 Ländern, um den besten Athleten bzw. die beste Athletin in 47 Disziplinen herauszufinden. Mehr als 2000 Athletinnen und Athleten gehen dabei an den Start, mehr als 5000 Betreuer und Offizielle sind anwesend. Das Ereignis wird in mehr als 200 Ländern übertragen und mit den Übertragungen werden außergewöhnlich hohe Einschaltquoten erzielt. Weiterlesen
Prinzipien einer internationalen und nationalen Anti-Doping-Sportpolitik
Vom 2. bis zum 4. Februar 1999 fand in Lausanne die erste Weltkonferenz „Doping im Sport“ statt. Als Vizepräsident des Deutschen Nationalen Olympischen Komitees konnte ich damals der Vorsitzende der deutschen Delegation sein. Es war dabei meine Aufgabe, in einem Grundsatzbeitrag aus deutscher Sicht die „Prinzipien einer internationalen und nationalen Anti-Doping-Politik“ vorzutragen. Es könnte lohnend sein, dass man – 20 Jahre danach – sich dieser Prinzipien erinnert und sie noch einmal zur Kenntnis nimmt. Betrachten wir die Situation des internationalen Anti-Dopingkampfes im Jahr 2019 und vergleichen wir sie mit der Ausgangslage der Weltkonferenz „Doping im Sport“ im Jahr 1999, so muss man erkennen, dass die Prinzipien von damals nach wie vor relevant sind und dass der Anti-Doping Kampf bis heute nur ganz wenige Erfolge aufzuweisen hat. Die Frage, warum dem so ist, sollte von denen, die heute für den Anti- Doping Kampf verantwortlich sind, dringend geklärt werden. Weiterlesen
Zu Strukturproblemen der deutschen Sportverbände
- Es ist richtig, dass die Sport- und Organisationsentwicklung in erster Linie in den Vereinen stattfindet. Deren autonome Entscheidungen können durch zentrale Konzepte und Strategien nur bedingt beeinflusst werden. Der bislang vollzogene und aktuell sich ereignende Prozess der Sportvereinsentwicklung resultiert nur im Ausnahmefall aus bewussten Überlegungen, auf Strategien mit Zielvorgaben, aus definierten Aufgabenstellungen. Alltagszwänge, finanzielle Unwägbarkeiten, personelle Fluktuation und Wissensvarianz lassen die Vereinsentwicklung an der Basis als ein zufälliges Phänomen erscheinen. Weiterlesen
Wettbewerb der Sportarten
Die Behauptung, dass sich Sportarten in einem Wettbewerb befinden, kann auf den ersten Blick überraschen. Biathlon oder Leichtathletik gibt es nur einmal, gleiches gilt für Handball oder Tischtennis. Hat eine Sportart eine bestimmte Organisation aufzuweisen, so ist die Sportart Monopolist für ein bestimmtes Sportangebot. Diese Monopolstellung wird der Sportart vom Gesetzgeber eingeräumt, deshalb kann es z.B. auch in der deutschen Dachorganisation, dem DOSB, immer nur einen Mitgliedsverband für eine Sportart geben. Gleiches gilt für die europäische Ebene. Auch für das IOC gibt es in Bezug auf eine Sportart immer nur einen einzigen Ansprechpartner. Die olympischen Sportarten sind somit in der Regel keiner internen Konkurrenz ausgesetzt. Sie werden auf der Grundlage kodifizierter Regeln betrieben. Finden sich genug Menschen, die bereit sind, sich dem jeweiligen Regelkonzept einer Sportart zu unterwerfen, so ist deren Überleben gesichert. Weiterlesen
Intersexualität und Hochleistungssport
Für Politiker und Funktionäre des Sports ist die Aussage, dass der Sport ein Spiegel der Gesellschaft sei, längst zum geflügelten Wort geworden. Ohne Zweifel trifft es zu, dass sich in der Welt des Sports manches Problem unserer Gesellschaft widerspiegelt und umgekehrt der Sport mit seinen Problemen auf die Gesellschaft einwirkt. Mit mancher Veränderung in unserer Gesellschaft scheint sich jedoch der Sport auch schwer zu tun. Er kann dann gar nicht oder erst in zeitlicher Verzögerung darauf reagieren, oft weiß er auch gar nicht, wie er mit solchen Veränderungen umgehen soll. Die Geschlechterfrage scheint ein derartiges Problem zu sein. Weiterlesen
Zur Bedeutung des Hochschulsports
Dem Hochschulsport kommt im Gefüge des deutschen Sports nur eine nachgeordnete Rolle zu. In der öffentlichen Kommunikation über Sport im Fernsehen, in den Tageszeitungen und beim Rundfunk erreicht der Hochschulsport kaum Aufmerksamkeit. Der Staat behandelt ihn teilweise wie eine lästige Pflichtaufgabe und die Partner aus der Wirtschaft wenden sich ihm allenfalls mäzenatisch zu, wobei durchaus ein schlechtes Gewissen dabei eine Rolle spielen könnte. An den Hochschulen selbst kann kaum von einer größeren Bedeutung dieser Institution gesprochen werden, auch dann, wenn sie oft als zentrale Einrichtung disziplinarrechtlich und organisatorisch direkt an den Präsidenten einer deutschen Universität gebunden ist. Weiterlesen
Zur Notwendigkeit des Schulsports und zum Mindestbedarf an Bewegung, Spiel und Sport in der Schule
Dem Schulsport und damit dem Sportunterricht kommt anerkanntermaßen eine wichtige gesellschaftliche Bedeutung zu. Es ist deshalb eine der wichtigsten sportpolitischen Forderungen, dass ein Mindestbedarf an Schulsport an allen Schulen gesichert wird. Hierzu ist erforderlich, dass der Sportunterricht in der Stundentafel aller Schulen mit mindestens drei Stunden ausgewiesen ist. Eine Reduzierung der Stundentafel im Schulsport ist aus bildungs- ebenso wie aus gesundheitspolitischen Gründen abzulehnen. Die folgenden Argumente sollen zur Begründung dieser Forderung eine Hilfe sein: Weiterlesen
Fernseh-WM ohne Endspiel
Stellen Sie sich vor: Deutschland ist Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft. Die Spiele der Vorrunde wurden wie selbstverständlich im Fernsehen übertragen. Deutschland hat auch das Viertelfinale und Halbfinale erreicht. Doch dort endet die deutsche Erfolgsserie. Die deutsche Fußballnationalmannschaft kann nur noch um den dritten Platz spielen. Das Finale ist der englischen und französischen Nationalmannschaft vorbehalten. Nach der Niederlage im Halbfinale entscheidet das öffentlich-rechtliche Fernsehen das Finale der Heim-WM nicht zu übertragen. Lediglich das deutsche Spiel um den dritten Platz wird für eine Übertragung als würdig betrachtet. In diesem Spiel spielt die deutsche gegen die spanische Nationalmannschaft. Was wäre wohl die Reaktion auf diese fernsehpolitische Entscheidung? Von einem Skandal im Gastgeberland wäre die Rede. Die Fernsehanstalten würden wegen ihrer einseitigen Berichterstattung angeklagt und der Internationale Fußballverband würde gegen diese Entscheidung Protest einlegen. Weiterlesen
Handball – ein paradoxes Faszinosum
Handball war und ist meine Lieblingssportart. Doch gleichzeitig frage ich mich immer häufiger: Ist dies noch meine Sportart, die ich mit so großer Begeisterung betrieben und erlebt habe? In der D-Jugend fing alles an, motiviert durch einen faszinierenden Trainer, gab es nur ein Ziel: Samstag für Samstag sich mit den besten der Gleichaltrigen im Handball zu messen. Jedes Training war dabei ersehnt, jedes Turnier war willkommen. Aus der D-Jugend wurde eine C-Jugendmannschaft, die B-Jugend folgte und in der A-Jugend konnte man sich schon überregional mit den besten Handballmannschaften bei internationalen Turnieren messen. Unvergesslich das jährliche Turnier in Wangen im Allgäu, wo eine ganze Kleinstadt sich dem Handballsport verschrieben hatte. Dem A-Jugend Alter entwachsen, gab es nur ein Ziel, über die 1B die erste Mannschaft zu erreichen. Ihr gehörten mehrere Nationalspieler an, wobei unser Spielertrainer, der gleichzeitig unter Bundestrainer Fick einer der beliebtesten deutschen Nationalspieler war, wohl die herausragendste Persönlichkeit war, die mir im Handballsport begegnet ist. Weiterlesen
Zum Verhältnis zwischen Staat und Spitzensport
Das Verhältnis zwischen Staat und Spitzensport verweist auf eine lange Tradition. Schon Rousseau hat bei seinen Politikberatungen, unter anderem für Polen, auf die herausragende Bedeutung hingewiesen, die sportliche Wettkämpfe für die Entwicklung einer Nation leisten können und bereits bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen wurde von Repräsentanten der teilnehmenden Nationen, insbesondere der Vereinigten Staaten, auf die repräsentative Wirkung sportlicher Erfolge für nationale Politiksysteme hingewiesen. Damit sind die beiden Funktionen benannt, die der Spitzensport für staatliche Gebilde auch heute noch haben kann. Er kann zum einen innenpolitische Funktionen erfüllen: Soziale Integration, Arbeitsmarkt, Infrastruktur und kulturelle Bedeutung können dabei in einer Beziehung zum Phänomen des Hochleistungssport stehen. Zum anderen erfüllt der Spitzensport die Funktion der nationalen repräsentativen Funktion gegenüber anderen Nationen und Staaten. Er wird als Ausdrucksmittel zur Leistungsfähigkeit ganzer gesellschaftlicher Systeme instrumentalisiert. Weiterlesen
Zur Partnerschaft zwischen Hochleistungssport, Ausbildung und Beruf
Der moderne Hochleistungssport hatte und hat herausragende Vorbilder hervorgebracht, die für die Weiterentwicklung einer Gesellschaft, in der das Leistungsprinzip eine zentrale Rolle spielt, in ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden sollten. Ein Fechter wurde Olympiasieger, studierte während seiner Spitzensportkarriere sehr erfolgreich Jura, promovierte in dieser Disziplin, gründete eine Anwaltskanzlei, wurde Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes und erst Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees, dann dessen Präsident. Ein 3000m-Hindernis-Läufer errang den Europameistertitel als er sich in seiner Facharztausbildung befand und nach Beendigung seiner Karriere wurde er Klinikchef und einer der erfolgreichsten Orthopäden Deutschlands. Weiterlesen
Weichenstellungen für den deutschen Sport
Ein zu schnell fahrender Zug, der die Warnzeichen übersieht, mehrere Weichen überfährt und ein großes Unglück zur Folge hat ist ein oft genutztes Bild, wenn man vor Entwicklungen warnen möchte, die möglichst zu vermeiden sind. Nicht immer ist dieses Bild passend. Für die Probleme die sich in der deutschen Sportentwicklung schon seit vielen Jahren zeigen und deren Lösung dringend erforderlich ist, scheint das Bild von der richtigen Weichenstellung jedoch hilfreich zu sein. Eine ganze Reihe von Warnsignalen ist schon seit längerer Zeit nicht zu übersehen. Hinter jedem der Warnsignale steht ein gravierendes Problem, das schon seit längerer Zeit einer Lösung bedarf und wobei sich die Frage stellt, wie sich die Dachorganisation des deutschen Sports, der Deutsche Olympische Sportbund, mit dieser Problemstellung auseinandersetzt und welche Lösungswege er zu suchen bereit ist. Weiterlesen
E-Sport Mitgliedsverband im DOSB? Nein, aus guten Gründen.
Je anmaßender Politiker sich verhalten, desto mehr gilt ihnen unsere Aufmerksamkeit. „E-Sport ist Sport, so einfach ist das“, twitterte Staatsministerin Bär am 24.10. nach einem Treffen mit Vertretern des E-Sports im Kanzleramt. SPD-Bundestagsabgeordneter Pilger propagiert den E-Sport, in dem er dem DOSB vorwirft, er sei altbacken und rückwärtsgewandt, da er sich einer neuen Jugendkulturbewegung verschließe. Auch der CDU-Parlamentarier Steinecke glaubt ultimativ feststellen zu müssen „E-Sport ist Sport“. Selbst im Koalitionsvertrag wurde diesen anmaßenden Forderungen Platz gegeben, in dem verlangt wird, dass E-Sport vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anzuerkennen sei, um auf diese Weise dem E-Sport eine olympische Perspektive zu verschaffen. In diesen Tagen wurde dieser anmaßenden Haltung noch eine Krone aufgesetzt. Weiterlesen
Unsere Wettkampfkultur hat Mängel
Befragt man ältere Athleten, die Olympiasieger, Weltmeister oder Europameister geworden sind, was wesentlich ihren Erfolg bedingt hat, so sind die Antworten nahezu einheitlich. Wer im Wettkampf bei herausragenden internationalen Wettbewerben siegen möchte benötigt Wettkampfhärte und Wettkampferfahrung. Beides erwirbt man im Wettkampf. Je häufiger man an Wettkämpfen beteiligt ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass man am Ende auch bei den wichtigsten Wettkämpfen erfolgreich sein kann. Erfolgreiche Athleten wie Germar, Fütterer, Lauer oder Hary starteten oft dreimal in der Woche, bestritten auch Mehrkämpfe, wie selbstverständlich starteten sie für ihre Mannschaftsstaffeln und die Wettkampfsaison begann im April und endete im Oktober. Weiterlesen
„Athleten Deutschland e.V.“: berechtigte Anliegen aber falscher Ansprechpartner
Ergreift der DOSB-Präsident in der Öffentlichkeit das Wort, so ist von „Sport Deutschland“ die Rede. „Sport Deutschland“ ist auch meist der Titel der DOSB Veröffentlichungen in den letzten Jahren. Angesichts dieses imperialen Sprachgebrauchs kann es kaum überraschen, dass auch eine der jüngsten Kreationen des deutschen Sports „Athleten Deutschland e.V.“ sich diesem eigenartigen Sprachgebrauch anschloss. Stellt man sich vor, man würde gleichermaßen von „Kunst Deutschland“, von „Musik Deutschland“ und von „Literatur Deutschland“ sprechen, so würde spätestens dann ein Unbehagen bei all jenen zu spüren sein, denen die Qualität der deutschen Sprache noch ein Herzensanliegen ist. Weiterlesen
Erwartungen an das Präsidentenamt
Die Welt des Sports ist eine Welt von Präsidenten und Direktoren. Unzählige Vizepräsidenten und stellvertretende Direktoren stehen im zweiten Glied. Aus Sekretären wurden Generaldirektoren und Ausschussvorsitzende versuchte man in ihrer Reputation aufzuwerten indem man sie zu Vizepräsidenten gemacht hat. Mit der gesellschaftlichen Aufwertung des Sports, wie sie in den vergangenen Jahrzehnten zu beobachten war, haben sich somit auch die Funktionäre aufgewertet. Oft hat man dabei auch die Führungsgremien personell aufgeblasen. Der dabei entstandene Ballon hat dabei meist nicht an Größe und Bedeutung gewonnen. Weiterlesen
„Roter Gaigel“ – Warum Sport pädagogisch wertvoll sein kann
Freitagabend, 21.30 Uhr, Gaststädte Lindenhof in Stuttgart-Möhringen. Schon lange ist es mir nicht mehr gelungen einen ganz besonderen Termin wahrzunehmen. Auslandsreisen, internationale Sportveranstaltungen, berufliche Verpflichtungen und private Notwendigkeiten haben es über mehrere Monate verhindert, dass ich an einem besonders eigenwilligen Ereignis habe teilnehmen können, das in Stuttgart-Möhringen jeden Freitagabend zur selben Stunde stattfindet und das nunmehr eine Lebensdauer von fast 50 Jahren aufweist. Freitagsabend um 21.30 Uhr treffen sich meist mehr als zehn Männer und versammeln sich an einem großen Tisch, eigens für sie reserviert in einer Möhringer Gaststätte, um sich in einem ganz besonderen Wettkampf zu messen. „Roter Gaigel“ heißt das Spiel, um das es dabei geht und dieses Spiel, das in Bezug auf dessen Regeln an Einfachheit kaum zu übertreffen ist, fasziniert die anwesenden Spieler nunmehr seit fünfzig Jahren. Weiterlesen
Das Dopingproblem und die Verantwortung der Wissenschaften
Doping- und Medikamentenmissbrauch hängen eng zusammen und beide haben eine lange Geschichte. Doping findet in den regelgeleiteten Sportarten des Hochleistungssports statt und ist als ein Verstoß gegen die in den jeweiligen Sportarten weltweit geltenden und kodifizierten Regeln zu definieren. Medikamentenmissbrauch zeichnet sich dadurch aus, dass Medikamente nicht zu dem vorgesehenen Zweck, nämlich zur Heilung von Krankheiten benutzt werden. Weiterlesen
Leistungssportreform in Deutschland – ein selbstreflexiver Lernprozess?
Sportliche Erfolge lassen sich meistens nicht durch Wunder erklären. Sie resultieren vielmehr aus einem glücklichen Zusammenspiel vielseitiger Bedingungsfaktoren: Talent, hartes Training, guter Trainer, Wettkampfhärte, mentale Stärke und ein positives Trainingsumfeld sind dabei unter anderem zu erwähnen. Dies gilt auch für den herausragenden olympischen Erfolg des Gastgebers der Olympischen Spiele in London 2012. Die Leistungssportnation Großbritannien hatte 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta ihr Waterloo erlebt. Nicht einmal unter den ersten zwanzig Nationen konnte sich Großbritannien damals platzieren. Für das Mutterland des modernen Sports war dies eine nationale Katastrophe. Weiterlesen
Ist der moderne Olympismus noch zeitgemäß?
Der moderne Olympismus, eine Lebensphilosophie, wie sie von Pierre de Coubertin gedacht und beschrieben wurde, steht heute mehr denn je auf dem Prüfstand. Hat sich diese Philosophie überlebt? Ist sie angesichts vom Dopingbetrug der Athleten und der Korruption der Funktionäre selbst außer Kraft gesetzt? Folgt man der Mehrheitsmeinung der Sportjournalisten, so scheint diese Frage beantwortet zu sein. Der Olympismus ist allenfalls eine Ideologie, er ist ein Feigenblatt und dient als Alibi. Er ist Teil einer olympischen Rhetorik, bei der die Verantwortlichen im IOC bemüht sind, die totale Kommerzialisierung der Olympischen Spiele zu verbrämen. Die Kritik am aktuellen Zustand der Olympischen Spiele scheint dabei immer gleichzeitig auch eine Kritik am modernen Olympismus und Coubertin’s Lebensphilosophie zu sein. Weiterlesen
Deutsche Berichterstattung über Olympismus, olympische Bewerbungen und das IOC
Die deutsche Medienlandschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend verändert. Nicht zuletzt ist davon auch die Sportberichterstattung abhängig gewesen. Mit der Einstellung ganzer Zeitungen mussten mehrere Sportredaktionen ihre Arbeit beenden. Viele Redaktionen mussten mit anderen fusionieren. Redaktionen auflagenstärkerer Tageszeitungen, die noch weiter bestehen konnten, wurden personell verkleinert und die Arbeitsbedingungen der dort arbeitenden Sportjournalisten wurden erschwert. Reisekostenetats wurden teilweise drastisch reduziert und der Anteil der Agenturberichterstattungen im täglichen Sportteil erhöhte sich ganz wesentlich. Eine Berichterstattung mittels eigenständiger Redakteure auf der Grundlage unabhängiger Recherchen ist in vieler Hinsicht ein Luxusgut geworden. Weiterlesen
Unwissende Spitzensportler und vorurteilsbefangene Medien
Es musste ja so kommen. Der Totalisierungsprozess, der im Hochleistungssport zu beobachten ist, beschleunigt sich und weitet sich immer mehr aus. Spitzensport bedeutet heute mehr denn je, sich einer Sache völlig hinzugeben, nicht selten sieben Tage in der Woche zu trainieren und Ausbildung und Bildung hinten anzustellen. Die Auswirkungen sind offensichtlich. Formal ist wohl die Bildung der Spitzensportler mit Athleten früherer Zeiten noch zu vergleichen. Oft übertrifft sie sogar diese formalen Standards. Doch ein intensiver Wissenserwerb und die Bildung werden in der Praxis des modernen Hochleistungssports zurückgestellt. Athleten sind allenfalls gute Repräsentanten in der Öffentlichkeit. Ihre Wissens- und Bildungslücken sind jedoch unübersehbar. Dies wurde gerade in jüngster Zeit mehrfach offensichtlich, als Repräsentanten der Spitzenathleten sich zu Fragen der Mitbestimmung geäußert haben und bei deren Forderungen es auch ohne Zweifel um das wichtige Interesse ging, wie Spitzenathleten mehr Geld verdienen können. Weiterlesen
Dämon „Verbandsrat“
„Verbandsrat“ – in vielen deutschen Sportorganisationen kommt dieses Wort der Bedeutung eines gefährlichen Dämons gleich. Gemeint ist damit eine Institution, die meist in den Satzungen der Sportverbände festgelegt und in ihrer Aufgabenstellung dort auch näher beschrieben ist. Betrachtet man die etymologische Bedeutung der Worte „Verband“ und „Rat“ und spürt man ihrer Semantik nach, so müssen die äußerst negativen Konnotationen, die das Wort Verbandsrat in den Organisationen des Sports hervorrufen, überraschen. Der freiwillige Zusammenschluss von Menschen in einem Verband oder einer Vereinigung ist für jede Gesellschaftsordnung wünschenswert. Institutionen, die sich über ihre guten Ratschläge begründen, Ratgeber sind und deshalb als ein erwünschter „Rat“ zu bezeichnen sind, sind nicht nur für benachteiligte Gruppen und Menschen eine Hilfe, sie haben sich in allen Lebensbereichen bewährt. Weiterlesen
Doping und Dummheit
Im öffentlichen Diskurs über das weltweit zu beobachtende Dopingproblem des internationalen Hochleistungssports ist es längst üblich geworden, ein Bild vom armen verführten Athleten zu zeichnen, der aus sich selbst heraus keinen Ausweg aus der Dopingfalle findet, in die ihn bösartige Funktionäre hineingetrieben haben. Die Funktionäre, die internationalen Sportfachverbände, allen voran das IOC, manchmal auch noch die WADA, werden dabei als die eigentlich Bösen beschrieben, die den umfassenden Dopingbetrug zu verantworten haben. Auch das unmittelbare Umfeld der Athleten steht am Pranger – ihre Manager, Ärzte, Trainer und pharmazeutischen Experten. Der Athlet selbst wird hingegen, obgleich er ohne Zweifel der eigentliche Täter beim Dopingbetrug ist, als armes Opfer beschrieben, für den man eigentlich Verständnis haben sollte. Weiterlesen
Transparenz in den Sportorganisationen – eine Utopie?
Transparenz ist ein kennzeichnendes Merkmal für demokratische Gesellschaften. Je offener eine Gesellschaft, desto transparenter sind ihre Strukturen. Allenfalls lässt sich der Bereich der Privatheit dem Gebot der Transparenz entziehen. Öffentlichkeit ist hingegen der Bereich unseres gesellschaftlichen Lebens, in dem Menschen zusammenkommen, ihre Interessen artikulieren, Vereinbarungen treffen und Probleme besprechen, die in politischen Prozessen gelöst werden sollen. Für eine demokratische Öffentlichkeit muss der Zugang zu allen Informationsquellen und Medien frei sein und sämtliche Informationen müssen frei diskutiert werden können. Im frei öffentlich zugänglichen Raum muss die Bildung einer Mehrheitsmeinung möglich sein. Zensur und andere die Meinungsbildung verhindernden Barrieren verbieten sich in diesem Raum. Die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit haben sich wohl in den letzten Jahrzehnten relativ schnell verändert. Die digitale mobile Kommunikation hat dabei die Bedeutung der Privatheit relativiert. Alles was den öffentlichen Raum kennzeichnet ist davon jedoch nahezu unberührt. Weiterlesen
Sport als Medium des politischen Protests
Dass die Politik den Sport für verschiedenste Zwecke benutzt ist längst zu einer Selbstverständlichkeit geworden. In Diktaturen wird der Sport wie selbstverständlich für die autoritären Interessen der Mächtigen eingesetzt. In jungen Nationen ist es beliebt den Sport als Medium der nationalen Repräsentation zu nutzen. Zur Zeit des Kalten Krieges sollten ganze Gesellschaftssysteme in ihrer Leistungsfähigkeit mittels sportlicher Erfolge dargestellt werden und betrachtet man die Agenda westlicher Parlamente und Regierungen, so kann man erkennen, dass der Sport mittlerweile als multifunktionale Waffe für nahezu jedes gesellschaftliche Problem eingesetzt wird. Weniger selbstverständlich ist es, wenn der Sport selbst zu einem Vehikel politischer Interessen wird und Athleten sich des Mediums Hochleistungssport bedienen, um politische Verhältnisse und Entwicklungen in Frage zu stellen. Der Sport erweist sich dabei als eine geeignete öffentliche Bühne, die politisch und massenmedial zur Kenntnis genommen wird und auf der deshalb Botschaften in einer Reichweite artikuliert werden können, wie dies sonst selten der Fall ist. Weiterlesen
Wie über die Vergabe internationaler Sportevents entschieden wird
Demokratische Vergaben und reale Machtverhältnisse
Die Entscheidungen über die Vergabe von internationalen Sportereignissen basieren auf demokratisch vereinbarten Regeln. Ganz gleich, ob Olympische Spiele zu vergeben sind, eine Weltmeisterschaft im Fußball zur Entscheidung ansteht oder über eine zukünftige Leichtathletik-Weltmeisterschaft zu befinden ist, die Entscheidung über die Ausrichtung dieser Ereignisse findet gemäß der jeweiligen Konstitution der internationalen Sportorganisationen über eine geheime Abstimmung statt. Es ist dabei geregelt, ob für den Sieg einer Bewerberstadt die einfache Mehrheit ausreicht, ob eine Zweidrittelmehrheit erforderlich ist, was bei Stimmengleichheit zu entscheiden hat, ob es das Machtwort des Präsidenten ist oder ob das Los entscheiden soll. In allen internationalen Sportorganisationen ist man auch bemüht, demokratischen Prinzipien zu folgen, wenn es um die Ausschreibung von internationalen Sportereignissen geht. Weiterlesen
Olympische Spiele 1972 – eine wegweisende Reminiszenz
1896 fanden in Athen die ersten Olympischen Spiele der Moderne statt. Seit diesem Zeitpunkt wurden die Olympischen Sommerspiele 28 Mal ausgetragen und im August 2020 werden die 29sten Olympischen Spiele der Neuzeit in Tokyo stattfinden.
Sprechen wir von der Idee des Olympismus, so wie sie von Coubertin gedacht wurde, denken wir an die besonderen Merkmale, die Olympische Spiele auszeichnen sollen und sie damit von Weltmeisterschaften und anderen sportlichen Großereignissen unterscheiden und zu etwas Besonderem machen. Sommerspiele sind im Vergleich zu den Winterspielen von ganz besonderer Bedeutung. Die Sommerspiele haben im wahrsten Sinne des Wortes eine globale Reichweite. Über die 28 Sportarten der Sommerspiele wird eine olympische Sportkultur widergespiegelt, mit der sich die ganze Welt identifizieren kann. Weiterlesen
Olympische Spiele im Jahr 2026 in Sion – eine Vision
Wir schreiben das Jahr 2026. Eine Vision hat uns in dieses für den olympischen Sport äußerst interessante Jahr geführt und wir können mit kritischer Distanz auf vergangene Jahrzehnte und dabei auch auf das Jahr 2018 zurückblicken. Die XXIII. Olympischen Winterspiele fanden in diesem Jahr in Pyeongchang statt. Gastgeber war ein Nationales Olympisches Komitee, das auf eine zwar kurze aber doch sehr aktive Vergangenheit in der Olympischen Bewegung verweisen kann. Korea war einmal mehr ein würdiger Gastgeber, organisatorisch war bei den Spielen nur wenig zu beklagen, wenngleich in der Öffentlichkeit im Vorfeld Widerstände gegen das Land und das Ausmaß der Investitionen zu spüren waren. Doch Koreas Athletinnen und Athleten waren auf die Spiele bestens vorbereitet. Das Athletendorf genügte den Ansprüchen des IOC, aber auch die Infrastruktur der Gastgeberregion Pyeongchang konnte den internationalen Ansprüchen genügen. Weiterlesen
Der Sportausschuss des Deutschen Bundestages
Im Verhältnis zwischen Sport und Politik stellt der Sportausschuss des Deutschen Bundestages eine besonders eigenartige Institution dar. Idealtypisch gedacht müsste dieser Ausschuss ein kritisches Korrektiv der jeweiligen Bundesregierung in sportpolitischen Fragen sein. Mit seiner Arbeit müsste er sicherstellen, dass dem Sport eine ausreichende gesellschaftspolitische Bedeutung zukommt und dass der Sport seine vielfältigen politischen Funktionen erfüllen kann. Wenn sich die Sportentwicklung auf Irrwegen befindet, müsste dieser Ausschuss eine mahnende Kontrollinstanz sein, sich für notwendige Sanktionen einsetzen und Lösungswege für zukünftige Entwicklungen empfehlen. Der Sportausschuss wäre dabei in gewisser Weise immer notwendige Lobby zugunsten des autonomen Sports, doch gleichzeitig auch distanziert kritischer Begleiter, der sich gegenüber dem autonomen Sport als unabhängig erweist. Weiterlesen
Droge Fußball
„Der Hollywood-Star Leonardo DiCaprio ist zur Fußball-WM nach Brasilien gereist. Der US-Schauspieler traf mit 21 Freunden in Rio de Janeiro ein und bezog ein Quartier auf einer Luxus-Yacht. DiCaprio und seine Entourage logieren auf der Topras, die Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan aus Abu Dhabi gehört – dem Besitzer des britischen Fußballclubs Manchester City. Die Yacht ist 147m lang und hat unter anderem Schwimmbad, Fitnessstudio, Hubschrauberlandeplatz und Kino.“ „Denn niemand siegt allein, weder im Sport noch im Leben“, so mahnte in derselben Zeitung Papst Franziskus die Fußballspieler vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Mit diesen zwei Zitaten lässt sich stellvertretend das Interesse am Fußball im Allgemeinen und an der Fußball-Weltmeisterschaft im Speziellen kennzeichnen. Am Fußball ist jeder Mann und jede Frau interessiert, der Fußball schafft es, dass manche seriösen Tageszeitungen mehr als die Hälfte ihres redaktionellen Umfanges für dessen Berichterstattung zur Verfügung stellen. Weiterlesen
Wettkampfsport – Vom Gegenbild und Abbild
Ein besonders wichtiges kennzeichnendes Merkmal des modernen Sports ist der Wetteifer, der durch eine besondere Konzeption von schriftlich niedergelegten Regeln ermöglicht wird. Nicht weniger wichtig ist die Nutzlosigkeit dessen, was das sportliche Handeln auszeichnet. Man überspringt eine Latte, obgleich man sie auf bequeme Weise unterlaufen könnte, man läuft 400 Meter auf einer Bahn und kommt zum Ausgangspunkt zurück, an dem man losgelaufen ist, man wirft einen Speer, ohne ein Tier zu erlegen. Dies alles findet auf besonderen Sportanlagen statt und Menschen, die in je verschiedenen Gesellschaften zuhause sind, begeben sich in die Räume des Sports, um sich durch eine besondere Gleichheit auszuzeichnen. Man entkleidet sich von der Alltagskleidung und elf Spieler tragen dasselbe Trikot. Weiterlesen
Pyeongchang 2018 – massenmediale Kehrtwenden
Es war wie immer und es war wie vor vier Jahren vor den Winterspielen in Sotschi und vor zehn Jahren vor den Olympischen Spielen von Peking. Wäre es nach der veröffentlichten Meinung der deutschen Presse und der öffentlich-rechtlichen Sender gegangen, so hätte es Olympische Winterspiele in Korea nie geben dürfen. Selten wurde in den vergangenen vier Jahren ein Gastgeberland eines sportlichen Großereignisses und damit auch dessen Bürgerinnen und Bürger so häufig beleidigt, wie dies im Falle von Korea der Fall war. Winterspiele in Asien im Allgemeinen und in Südkorea im Speziellen stellen die Traditionen des Wintersports in Frage. Die Berge Koreas sind nicht wintersporttauglich. Einen wirklichen Winter wird es in Pyeongchang nicht geben, der Wintersport findet in grüner Landschaft auf weißen Bändern statt. Die Bevölkerung Koreas kann die verschiedenen Wintersportarten nicht einmal unterscheiden, schon gar nicht kennen sie deren Regeln. Das Publikum ist nicht begeisterungsfähig, die Sportanlagen werden internationalen Ansprüchen nicht genügen. Weiterlesen
Falsche Medaillen-Prognosen und Verantwortung
Bei Olympischen Spielen ist es längst üblich geworden, dass Experten des Sports über den Ausgang der Spiele Prognosen wagen. Für Sotschi 2014 war dies auch der Fall. Die Verantwortlichen des DOSB hatten dabei für die deutsche Nationalmannschaft auf der Grundlage einer Expertise seiner hauptamtlichen „Abteilung Leistungssport“ die Prognose von 30+ gewagt. Das tatsächliche Resultat von 19 Medaillen ist mittlerweile allen bekannt und es stellt sich die Frage, wie es zu einer derart großen Differenz zwischen Prognose und Realität hat kommen können. Interessant ist dabei, dass in fünf weiteren Prognosen der Erfolg der deutschen Mannschaft weit weniger optimistisch eingeschätzt wurde. Das NOK von Kanada sagte 26, Associated Press 25, Infostrada 29, Sport Illustrated 30 und Sport-Express Russia 21 Medaillen voraus. Weiterlesen
Sepp B. – oder die Gier nach Macht
Der Weltfußball wurde über Jahrzehnte von einer Person geführt, die sich durch eine nahezu unbegrenzte Macht auszeichnete. Als mächtigster Mann des Sports begegnete der FIFA-Präsident allen übrigen Mächtigen aus Politik und Wirtschaft zumindest auf Augenhöhe. Aus ökonomischer Sicht hatte sein Verband das Volumen eines internationalen Konzerns und unter politischen Gesichtspunkten reichte sein Einfluss bis in die letzten Winkel des Erdballs. Wie ist es möglich, dass ein Mensch in der Welt des Sports einen derartigen Weg zur Macht gehen kann? Ist dies typisch für die Welt des Sports und was sind die Mechanismen, die eine derartige Macht ermöglichen? Vergleicht man die FIFA mit den übrigen internationalen Sportfachverbänden so kann man sehr schnell erkennen, dass es in der Welt des Hochleistungssports ganz offensichtlich üblich ist, dass die Präsidenten der Fachverbände mit einer außergewöhnlichen Machtfülle ausgestattet sind. Weiterlesen
Weiße Elefanten des Sports
Die Diskussion über die Ausrichtung zukünftiger Olympischer Spiele handelt nicht selten von der Gefahr der sogenannten „weißen Elefanten“. Demnach werden teure und pompöse Bauten zur Durchführung der olympischen Wettbewerbe erstellt, die sich meist unmittelbar nach Beendigung der Spiele als völlig unnütz erweisen, deren nachträgliche Nutzung nicht gesichert ist und die für den Steuerzahler erhebliche Folgekosten zurücklassen. Dass der Sport in den letzten Jahrzehnten weiße Elefanten zurückgelassen hat, kann von niemandem bestritten werden. Die Olympischen Spiele von Athen im Jahr 2004 sind in dieser Hinsicht ebenso ein Mahnmal wie die Spiele von Montreal und Sydney. Weiterlesen
Wenn Ethik als Alibi missbraucht wird
Mit den Begriffen „Ethic Code“, „Corporate Governance Codex“ und „Compliance“ werden Themen benannt, die in jüngster Zeit auf der Tagesordnung fast jeder internationalen Sportorganisation zu finden sind. Nach mehreren Korruptionsskandalen, an denen vor allem Mitglieder des IOC und der FIFA, aber auch weitere Präsidenten und Mitglieder verschiedener internationaler olympischer Sportverbände beteiligt gewesen sind, mussten die Verantwortlichen in den Organisationen des Sports nicht zuletzt aufgrund eines massenmedialen Drucks und einer kritischen Öffentlichkeit zumindest den Anschein erwecken, dass sie bereit sind aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und Maßnahmen zu ergreifen, mit denen zukünftige Verfehlungen vermieden werden können. Anstelle einer Politik des passiven Tolerierens, des Vertagens von Problemen und der Vertuschung von Sachverhalten soll nun proaktives Handeln, Aufklärung, Transparenz und Glaubwürdigkeit treten. Die wohlfeilen Ziele sind bisher in keiner internationalen Sportorganisation erreicht und es stellt sich die Frage, ob die geplanten und teilweise bereits eingesetzten ethischen Maßnahmen zur Selbstreinigung überhaupt sinn- und wirkungsvoll sein können. Weiterlesen
Stadion ausverkauft – über echte und unechte Zuschauer
Echt oder unecht? Diese Frage stellt sich immer häufiger, wenn man bei einem Essen in einem Restaurant die Blumen als Tischdekoration betrachtet. Die Imitate werden immer perfekter, die Blumensträuße immer artenreicher und farbenfreudiger. Nur noch selten handelt es sich dabei um natürliche Blumen. Die Entscheidung gegen die Echtheit hat meist ökonomische Gründe. Weiterlesen
Sportverbände – ein notwendiges Übel?
Sportverbände sind in der Regel eingetragene Vereine. Diese Rechtsgrundlage ist in vielen soziologischen Analysen Ausgangspunkt für eine ganze Reihe äußerst positiver Interpretationsmuster. Sportverbände sind Orte, in denen demokratisches Handeln eingeübt werden kann. Sportverbände offerieren Ehrenämter, auf die die moderne Zivilgesellschaft zwingend angewiesen ist und das ehrenamtliche Handeln kann dabei als hilfreicher Gegenpol zu einer einseitigen und materialistischen Ausrichtung unserer Gesellschaft bewertet werden. Weiterlesen
Fair Play und Gerechtigkeit – das IOC stellt sich schützend vor seine wichtigsten Prinzipien
Nie zuvor in der Geschichte der Olympischen Bewegung hat sich ein Executive Board des IOC in einer Eindeutigkeit schützend vor seine wichtigsten Prinzipien, die Prinzipien des Fair Play und der Gerechtigkeit gestellt, wie dies bei dem Beschluss der Fall ist, das Russische Olympische Komitee (ROC) von den Olympischen Spielen in Pyeongchang auszuschließen. Nach der Publikation des McLaren-Berichts über die skandalösen russischen Dopingmanipulationen aus Anlass der Olympischen Spiele von Sotschi war es immer wieder zu effekthaschenden Forderungen einzelner Funktionäre gekommen, Russland von den Olympischen Spielen in Rio und von allen weiteren Spielen auszuschließen. Weiterlesen
Zwei Jahre Anti-Doping-Gesetz für Deutschland – wurde es umgesetzt?
Anti-Doping-Gesetze sind die naheliegende Konsequenz angesichts der noch immer weltweit wachsenden Zahl der Dopingdelikte. Entsprechende Gesetze wurden in den vergangenen Jahrzehnten in fast allen Staaten verabschiedet, in denen das Sportsystem in eine offene Demokratie eingebunden ist. USA, Australien, Frankreich, Italien, Großbritannien, Österreich und Norwegen sind beispielhaft zu erwähnen. In Deutschland gab es in der Vergangenheit eine ganze Reihe weltweit beachteter Dopingskandale. Zu sprechen ist vom Tod von Birgit Dressel, dem Medikamentenmissbrauch von Kathrin Krabbe und Grit Breuer und von dem bis heute noch nicht völlig aufgeklärten Dopingskandal der mit dem Namen Dieter Baumann verbunden ist. Ulrich, Zabel, Dietz, Henn, Bölts, Aldag, Jaksche, Sinkewitz und Schumacher stehen für die Sportart Radsport, die sich nahezu vollständig dem Prinzip der Dopingmanipulation unterworfen hat. Johann Mühlegg und der Fall Evi Sachenbacher-Stehle stehen stellvertretend für die Dopingmanipulationen im Biathlon und weiteren Wintersportarten. Weiterlesen
Sportethischer Etikettenschwindel
Ethik-Code, Compliance, Unabhängigkeit und Transparenz – glücklicherweise ist der allgemeine ethische Diskurs in unserer Gesellschaft mittlerweile auch im System des Sports angelangt. Dabei fällt auf, dass jene, die sich an diesem Diskurs beteiligen, sich oft über die Bedeutung des Begriffs „Ethik“ nicht bewusst sind, die Inhalte, die eine Sportethik prägen könnten, nicht kennen und die Reichweite dieses Diskurses nicht beurteilen können. Der aktuelle Diskurs ist vor allem durch Schlagwörter geprägt. Transparenz, Compliance, Unabhängigkeit sind beispielhafte Etiketten dieses Diskurses. Es soll dabei um mehr Demokratie, um eine bessere Gesellschaft und um einen besseren Sport gehen. Beobachtet man allerdings die ethischen Debatten über einen längeren Zeitraum, so kann man sehr schnell erkennen, dass das aktuelle Niveau der sportethischen Diskussionen weder hilfreich noch weiterführend ist. Weiterlesen
Inklusion und fairer Wettbewerb
Die Themen Inklusion und Fair Play im Sport nehmen im ethischen Diskurs moderner Gesellschaften zu Recht einen besonderen Platz ein. Für das Fair Play-Gebot gilt dies vor allem deshalb, weil massenhafte Betrugsversuche mittels medikamentöser Manipulation die ethische Grundlage des Sports zunehmend in Frage gestellt haben. Die Herstellung einer inklusiven Gesellschaft ist für jede moderne Gesellschaft eine besondere Herausforderung, und sie geht weit über den Schul- und Bildungsbereich hinaus. Heute sind vor allem die Inklusionsfelder der sexuellen Identität und der Behinderung gefragt. Die Inklusion Behinderter wurde zu einem politischen Megathema, ohne dass sich die Politik dabei bewusst ist, dass es auch einen positiven Begriff von Ungleichheit gibt. Viele Inklusionsbemühungen erweisen sich deshalb sehr schnell als wenig hilfreich und in Bezug auf das zu fördernde Leistungsvermögen der Individuen stellt sich immer wieder heraus, dass nicht jeder das kann, was andere können. Christian Geyer hat deshalb zu Recht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung darauf hingewiesen, dass nicht jeder Unterschied als Ungleichheit zu deuten, und nicht jede Ungleichheit eine Ungerechtigkeit ist. Weiterlesen
Die Donnerstagsradler
Eines der schönsten Häuser von Unterwössen gegenüber vom Rathaus, geschmückt von einem Blumengarten und einer langen Holzbank – gegen 13:20 Uhr trifft dort jeden Donnerstag, wenn es das Wetter möglich macht, nach und nach eine Gruppe graumelierter älterer Herren ein. Jeder ist mit einem hochwertigen Mountainbike ausgestattet und das Outfit der Herren strotzt vor Jugendlichkeit. Wie immer um diese Zeit kommt der Bürgermeister von seiner Mittagspause zurück ins Rathaus, während sich die Senioren nach dem üblichen bayerischen Begrüßungsritual sofort im ersten Männertratsch verlieren, bis der letzte von den sogenannten „Donnerstagsradlern“ eingetroffen ist. Weiterlesen
Intersexualität im Sport – zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts
Das Frauenfinale im 800m-Lauf bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2009 in Berlin hatte in einer äußerst bedauerlichen Weise weltweite Aufmerksamkeit erreichen können. Die außergewöhnliche Leistung der jungen Siegerin wurde durch ihre Gegnerinnen mit dem Verdacht in Frage gestellt, dass die Siegerin nicht dem weiblichen Geschlecht angehöre. Die IAAF hatte auf diesen Verdacht in hilfloser Weise reagiert, mit dem Ergebnis, dass eine junge Athletin öffentlich bloßgestellt wurde. Der dabei entstandene Schaden war irreparabel und konnte auch nicht durch Entschuldigungen aus der Welt geschaffen werden. Eine Frage, deren Diskussion und Beantwortung strikter Vertraulichkeit bedarf, wurde auf ärgerliche Weise als massenmedialer Eklat inszeniert und die Betroffene selbst war dabei nicht nur ein Opfer des Vertrauensbruchs sondern sie wurde auch politisch auf fragwürdige Weise in Anspruch genommen, ohne dass damit dem Menschen, die von der offengelegten Geschlechterfrage betroffen sind, geholfen würde. Das Ganze gipfelte in unsäglichen Rassismusvorwürfen, für die man allenfalls aus deutscher Sicht Verständnis haben konnte, die jedoch in der Sache nicht haltbar waren und bezogen auf das zu lösende Problem sich als irreführend erwiesen. Weiterlesen
Der Sport ist ein Politikum
Olympische Spiele und Großveranstaltungen des Sports haben eine außergewöhnliche Anziehungskraft. Besonders attraktiv scheinen die Sportereignisse für selbsternannte Experten aus dem Bereich der Medien und Politik zu sein, die sich berufen fühlen, die Funktionäre des Sports in Bezug auf die politischen Implikationen ihres Handelns zu belehren. Meist sehen sich diese Experten auch als Wächter der Menschenrechte. Den Funktionären des Sports wird dabei vorgeworfen, dass sie mit der Vergabe sportlicher Großereignisse an Nationen, in denen Menschenrechte verletzt werden, die in den jeweiligen Nationen herrschenden Regierungen in indirekter Weise unterstützen und damit den Menschenrechtsmissbrauch begünstigen. Weiterlesen
Sport als gesellschaftliches Phänomen
Der Sport ist in den vergangenen hundert Jahren zum bedeutsamsten Inhalt unserer Alltagskultur geworden. Längst hat er höhere Literatur, Kunst und klassische Musik hinter sich gelassen. Allenfalls können sich Popmusik, Kriminalfilm und Belletristik mit ihm messen lassen. Im Fernsehprogramm führt er mit seiner außergewöhnlichen Reichweite seit mehreren Jahrzehnten bereits die Ranglisten der wichtigsten Sendungen an und was die Vervielfältigung seiner Inhalte anbelangt, zeichnet er sich ebenfalls durch Einmaligkeit aus. Waren es vor einhundert Jahren wenige Sportarten die Menschen faszinieren konnten, werden heute in einem Land wie Deutschland mehr als 80 Sportarten, die sich in Vereinen organisiert haben, unterschieden und vom Staat mit bestimmten Privilegien anerkannt. Neben diesen Sportarten werden mehr als 200 weitere Sportaktivitäten unterschieden, die von Architekten berücksichtigt werden wenn sie heute bedürfnisgerechte Sportanlagen planen und bauen. Weiterlesen
Athletenmitbestimmung – ein Paradoxon
Die Suche nach einer tragfähigen Interessensvertretung der Athletinnen und Athleten hat nicht nur im deutschen Hochleistungssport eine lange Tradition. Als institutionelle und organisatorische Lösung hat man bislang auf den Athletensprecher, die Athletenkommission, die Athletengewerkschaft und die Interessenvereinigung „Athleten“ gesetzt. In diesen Tagen ist in Deutschland ein Verein mit dem Namen „Athleten Deutschland e.V.“ diesen Organisationsmustern hinzugefügt worden. 54 deutsche Athletenvertreter bzw. Spitzensportler haben diesen Verein in Köln gegründet. Ihr Präsident ist Max Hartung – Mitglied der Deutschen Fechter-Nationalmannschaft und seine Stellvertreterin ist die Kanutin Silke Kassner. Weiterlesen
Ist der Anti-Doping-Kampf glaubwürdig?
Die IAAF hatte im November 2016 eine Quartalsliste veröffentlicht, in der die jüngsten positiven Leichtathletikfälle ausgewiesen wurden. Es konnte dabei wohl kaum überraschen, dass Russland einmal mehr jenes Land war, das mit acht die meisten positiven Fälle aufzuweisen hatte. An zweiter Stelle folgte Indien mit sechs, dann kam Marokko mit fünf, Italien mit drei, USA und Südafrika mit zwei und Kanada, Katar und Frankreich jeweils mit einem positiven Fall. Diese Top-Ten-Liste zeichnet sich durch eine ganz besondere Qualität aus. Mit Ausnahme von Südafrika sind alle anderen Länder im Council der IAAF repräsentiert, haben Sitz und Stimme und entscheiden über die Anti-Doping-Politik der IAAF. Nun wäre es ganz gewiss unfair, Council-Mitglieder für Betrugshandlungen von Athleten verantwortlich zu machen, die mehr oder weniger zufällig der Nation des Council-Mitglieds angehören. Weiterlesen
Nachdenkliches aus der Schweiz
Die Schweiz zeichnet sich schon seit vielen Jahren durch einen besonderen Qualitätsjournalismus aus, bei dem die Sportberichterstattung einen würdigen Platz einnimmt. In jüngster Zeit wurde dies gleich zweimal bestätigt. In der Basler Zeitung vom 15.09.2015 wird dem Breitensport der Spiegel vorgehalten und am 23.09.2015 fordert Mikeal Krogerus in der Neuen Zürcher Zeitung das Ende der Förderung des Spitzensports. „Minu“ (Hans-Peter Hammel) – der Autor des Basler Pamphlets erinnert an seine Schulzeit, in der er zwei Tage im Schuljahr hasste – den Wandertag und den Sporttag. Seiner Meinung nach macht heute alles ein riesen Theater um den Sport, es wird behauptet, er sei gesund und helfe den Menschen länger zu leben. Aber wollen wir das, fragt er? „Die lustige Oldie-Gruppe mit Fahrrad, Schildmütze (verkehrt herum) und 23 Schrittmachern. Weiterlesen
Red Bull – Ein Modell für das Verhältnis von Sport und Wirtschaft?
Sport und Wirtschaft befinden schon seit langer Zeit in einer äußerst erfolgreichen Partnerschaft. Eine der erfolgreichsten weist den Namen „Red Bull“ auf. Am 28. August 1987 wurde diese Partnerschaft durch einen Sponsorenvertrag zwischen Dietrich Mateschitz, dem Red Bull Erfinder und Miteigentümer der Red Bull GmbH und dem Salzburger Eishockey Club ins Leben gerufen. Jüngst feierte die Partnerschaft ihren 30. Geburtstag. Fragt man Marketingexperten, so ist das Sponsoringnetz zwischen Red Bull und der Welt des Sports heute erfolgreicher denn je. Das Produkt, um das es dabei geht, könnte kaum einfacher sein. Es handelt sich um ein taurinhaltiges Getränk, wie es zunächst in Japan konsumiert wurde. Japanische Piloten nutzen dieses Getränk zur Steigerung von Konzentrationsleistungen. Weiterlesen
Olympische Sommerspiele in Deutschland – Traum oder Albtraum?
München 1972 – eine Vision wurde Realität – ich war gerade 28 Jahre alt geworden, war Assistent bei Ommo Grupe – einem engen Vertrauten von Willi Daume – und ich durfte am Internationalen Olympischen Wissenschaftskongress aus Anlass der Olympischen Spiele teilnehmen. München war für mich in diesen Tagen die schönste Stadt der Welt. Allein die Ocker- und Blautöne der olympischen Fahnen spiegelten ein weltoffenes neues Deutschland wieder, sie waren überall in der Stadt anzutreffen. Die ganze Stadt war zu einem Botschafter für etwas Neues geworden. Weiterlesen
Tianjin 2017 – Die besonderen Spiele
Vom 27.08.-08.09.2017 haben „The 13th Games of the People‘s Republic of China“, so der offizielle Name, in Tianjin stattgefunden. Tianjin ist eine der wichtigsten Hafenstädte der Volksrepublik China. Sie gehört zur Gruppe der regierungsunmittelbaren Städte, zusammen mit Shanghai, Peking und Chongqing. Sie hat somit den Rang einer Provinz und untersteht direkt der Zentralregierung der Volksrepublik China. Das Verwaltungsgebiet hat eine Fläche von 12.000 Quadratkilometern und es leben dort mehr als 15 Millionen Menschen. Tianjin ist ein Industriezentrum, insbesondere für die Computerindustrie. Es ist aber auch eine Universitätsstadt mit international bedeutenden Universitäten. Weiterlesen
„Seb“ – Karrieren einer Marke
Folgt man Marketingtheoretikern, so ist „Branding“ das dringende Gebot der Stunde, will man mit seinem Produkt im Wettbewerb mit Konkurrenten erfolgreich sein. Beim Branding geht es um die Entwicklung eines Markennamens. Man benötigt ein starkes Aushängeschild für ein Unternehmen. Hat man seine eigene Marke in den Wettbewerb eingeführt, so geht es um Markenführung und Markenmanagement. Das Hauptziel ist dabei, die eigene Leistung, das eigene Angebot von der Konkurrenz abzugrenzen, den Wiedererkennungswert seiner eigenen Marke hochzuhalten. Dazu ist es notwendig, dass der Verbraucher diese Marke mit ihren charakteristischen Eigenschaften, Attributen und Leistungen verbindet. Wenn von Marken die Rede ist, fallen uns zunächst Worte wie „Nivea“, „Coca Cola“ oder „VW“ ein. Weiterlesen
Europäische Spiele – Ein Beispiel für viele
Nun fanden sie also statt, die ersten Europäischen Spiele. Aserbaidschan mit seiner Hauptstadt Baku war der Gastgeber. Lässt man sich von Wikipedia über diesen Gastgeber beraten, so wird einem mitgeteilt, dass es sich dabei um einen Binnenstaat in Vorderasien, zwischen dem Kaspischen Meer und dem Kaukasus handelt. Im Norden grenzt dieser Staat an Russland, nordwestlich an Georgien, im Süden an den Iran und im Westen an Armenien. Allein die geografische Lage lässt somit Zweifel aufkommen, ob Aserbaidschan ein geeigneter Gastgeber für die ersten Europäischen Spiele gewesen ist. Die Zweifel wurden sehr schnell zu einer berechtigten Kritik, wenn man die politischen Verhältnisse in diesem Staat genauer beleuchtete. Weiterlesen
Menschenrechte und sportliche Großveranstaltungen
Die Frage nach der Bedeutung der Menschenrechte im Zusammenhang mit sportlichen Großveranstaltungen hat Priorität, wenn der Zusammenhang zwischen Sport und Politik zu klären ist. Dies liegt zum einen daran, dass sich nicht zuletzt der olympische Sport öffentlich über eine Friedensbotschaft legitimiert, die konstitutiv für ihn ist. Gleichzeitig kann für den Bereich der Politik beobachtet werden, dass in nahezu sämtlichen politischen Systemen die heute existieren Menschenrechtsverletzungen zu beklagen sind. Es gibt nur wenige Staaten in denen Menschenrechte nicht verletzt werden, selbst der demokratische Rechtsstaat in westlichen Industrienationen bietet keinen absoluten Schutz vor Übergriffen. Weiterlesen
Royal Tennis – Real Tennis
Die Leichtathletik-Weltmeisterschaften von London im August diesen Jahres haben es einmal mehr gezeigt: England ist ohne Zweifel die Heimat des modernen Sports und England ist Mutternation vieler interessanter Sportarten. Wie in keinem anderen Land der Welt gibt es in Großbritannien eine aktiv gelebte Sportkultur und es gibt wohl kaum ein anderes Publikum, das vergleichbar fachkundig ist. Die Idee des Fair Play wird dabei gerade vom englischen Publikum in ganz besonderer Weise gelebt. Es weiß die Leistungen der Athletinnen und Athleten der eigenen Nation besonders wertzuschätzen. Weiterlesen
Verpasste Chancen – IAAF London 2017
Die Weltleichtathletik befindet sich nicht erst seit dem russischen Dopingskandal in einer gefährlichen Krise. Unter Führung des unter Korruptionsverdacht stehenden afrikanischen Präsidenten Lamine Diack war die Entwicklung der Leichtathletik über mehr als ein Jahrzehnt von Stagnation, Reformunfähigkeit und Innovationsfeindlichkeit geprägt. Mit der Wahl eines neuen Präsidenten wurden Hoffnungen wachgerufen, der Wunsch und der Wille zu einer umfassenden Reform sind dabei kaum zu übersehen. Deshalb richteten sich die Erwartungen einer leichtathletikinteressierten Öffentlichkeit auf den ersten IAAF-Kongress unter Leitung von Sebastian Coe, der am 02./03.08.2017 in London stattfand. Der IAAF bat sich bei diesem Kongress eine einmalige und große Chance, die, so muss man es allerdings bereits wenige Wochen danach feststellen, vollständig verspielt wurde. Weiterlesen
Der Sport und die 68er-Bewegung
In einem Jahr wird sich ganz Europa der sogenannten 68er-Bewegung erinnern. In Frankreich, in Italien, nicht zuletzt aber auch in Deutschland und hier vor allem in Frankfurt und Berlin war es im Jahr 1968 an den Universitäten äußerst unruhig geworden. Dort, wo die angeblichen oder tatsächlichen zukünftigen Eliten zu Hause waren, wurde die deutsche Nachkriegsgesellschaft auf den Prüfstand gestellt. Den Muff von 1000 Jahren glaubte man über Bord werfen zu müssen. Dem nach wie vor latent existierenden Nationalsozialismus wurde der Spiegel vorgehalten. Weiterlesen
Sportnation Katar
Sport weist längst imperiale Züge auf. Mittlerweile hat er auch die letzten Ecken dieser Welt erreicht. Der Urwald ist von ihm ebenso wenig verschont geblieben wie die Wüste. Der Sport ist im wahrsten Sinne global. Meine Gutachtertätigkeit in Entwicklungsprojekten der Bundesregierung hat mich in viele junge Nationen in Südamerika, Afrika und vor allem auch in Südostasien geführt. Ich musste dabei sehr schnell erkennen, wie sich Sportsysteme unter kulturellen Gesichtspunkten unterscheiden können und wie verlockend der Sport für die politisch Mächtigen in den jeweiligen Gesellschaften sein kann. Weiterlesen
Warum die Reform der Leichtathletik nicht gelingt
Die Leichtathletik ist ohne Zweifel eine der traditionsreichsten Sportarten. Waren es im 18. Jahrhundert zunächst vorrangig die Läufe, die die Massen faszinierten und die Wettleidenschaft befriedigten, so kamen im 19. Jahrhundert zunehmend Wurf- und Sprungduelle hinzu. Auch sie waren beim Publikum äußerst beliebt. Als Coubertin die modernen Olympischen Spiele in Athen 1896 initiierte, war es deshalb naheliegend, dass die beliebte Sportart Leichtathletik zur Königsdisziplin der Olympischen Spiele wurde. Mit dem Begriff „Track and Field“ wurde eine Palette von Einzelwettkämpfen unter das Dach eines gemeinsamen Verbandes gebracht und 1912 war es dann möglich mit der Gründung der IAAF eine Organisation zu schaffen, deren vorrangige Aufgabe darin zu sehen war, dass sie über die Regeln der Leichtathletik wacht, um auf diese Weise Athletinnen und Athleten in den Disziplinen der Leichtathletik faire Wettkämpfe zu ermöglichen. Weiterlesen
Die „Dopingspirale“ bei Arte – ein olympisches Mahnmal
Am 04. Juli 2017 wurde vom deutsch-französischen Kultursender Arte eine Dokumentation ausgestrahlt, in der das internationale Dopingproblem des Hochleistungssports unter dem Titel „Die Dopingspirale“ in einer bemerkenswerten Weise behandelt wurde. In 90 Minuten wurde das Dopingproblem in seiner Komplexität und in seiner Reichweite äußerst fachkundig aufgearbeitet, wie es in der Fernsehberichterstattung bislang noch nicht der Fall gewesen ist. Weiterlesen
Pfeife und pfeifen im Sport
Wenn wir über Sport schreiben oder über den Sport sprechen, so geht es in erster Linie um jene Menschen die den Sport betreiben – um Sportler und Athleten der verschiedensten Sportarten. Die Ausübung von Sportarten ist regelgebunden und hat in gewissem Sinne immer auch einen institutionellen Charakter. Für das Handballspiel benötigt man eine andere Ausrüstung und ein anderes Spielfeld als für das Basketballspiel. Weiterlesen
Internationale Leichtathletik – eine fragwürdige organisatorische Herausforderung
Im Juli 2016 fand in Bydgoszcz in Polen die IAAF Junioren-Weltmeisterschaft (U20) statt. Sechs Tage lang maßen sich von morgens bis abends die besten Junioren aus 150 Ländern der Welt. Sie präsentierten Weltklasseleistungen. In manchen Disziplinen wurden neue Juniorenweltrekorde erreicht. In sportlicher Hinsicht war dieses Ereignis ohne Zweifel herausragend. Das Organisationskomitee Polens hat in kürzester Zeit die sportlichen Voraussetzungen geschaffen, die für die Durchführung einer derartigen Weltmeisterschaft notwendig sind. Weiterlesen
IOC Reformen auf dem Prüfstand
Die Notwendigkeit ist nicht zu bestreiten – die Olympischen Spiele bedürfen einer grundlegenden Reform. Brasiliens staatliche Behörde für das olympische Erbe (AGLO) gab erst vor wenigen Tagen bekannt, dass das kalkulierte Budget bei der Vergabe der Olympischen Spiele nach Brasilien von 28,8 Billionen US-Dollar mit 43,3 Billionen US- Dollar um 40% überschritten wurde. Derartige Kalkulationsfehler sind gegenüber dem Steuerzahler unentschuldbar. Sie weisen darauf hin, dass die Planung und Durchführung von Olympischen Spielen einer ganz neuen Seriosität in Bezug auf Management und Finanzierung bedarf. Weiterlesen
Notwendige Kritik oder fragwürdige Skandalisierung?
Was ist los mit der deutschen Berichterstattung über Sportereignisse? Im Vorfeld der Olympischen Spiele 2008 in Peking konnte eine Berichterstattung beobachtet werden, deren Chinabild zwischen exotischer Begeisterung und vereinfachender Dämonisierung schwankte. Es mangelte an Differenzierung und solider Recherche. Weiterlesen
Wie das IOC Verantwortung im Anti-Doping-Kampf übernehmen könnte
Betrachtet man das Dopingproblem aus einer prinzipiellen Perspektive, so muss man erkennen, dass es vermutlich nicht lösbar ist. Aufgrund der Regelstrukturen des Sports ist dabei der Betrug eine schon immer existierende Option. Dem Regelbefolgen stehen das Nichtbefolgen, das Foulspiel, der Regelverstoß und damit auch der Dopingbetrug gegenüber. Weiterlesen
Olympische Spiele am Scheideweg
Rio de Janeiro im August 2016: Einmal mehr präsentiert sich mit Rio eine der schönsten Städte der Welt. Carioca nennen sich die Einheimischen und sie bieten ihren olympischen Gästen bei meist gutem Wetter drei interessante Wochen. Die Strände an der Copacabana, in Ipanema oder in Barra stehen für Lebensfreude und eine einmalige Sport- und Fitnesskultur. Weiterlesen
Hall of Fame – Ein sportpolitisches Desaster
In diesen Tagen wird einmal mehr die sogenannte Hall of Fame, die Ruhmeshalle des deutschen Sports in Frage gestellt. Wie in der Sprache des deutschen Sports mittlerweile üblich bedient man sich dabei eines Anglizismus, um jenen Ort zu benennen, an dem nachfolgende Generationen sich des Ruhmes herausragender Sportler und Sportfunktionäre erinnern sollen. Weiterlesen
Marketing-Leichtathletik
Im Frühling zeigt sich die Natur von ihrer schönsten Seite. Eine Blütenvielfalt bringt eine Farbenpracht hervor, an der wir uns alle erfreuen. In diesen Tagen möchte die Leichtathletik es der Natur gleichtun. Nach einem langen Winterschlaf und in Erwartung eines interessanten Sommers macht auch sie mit zwei Blüten auf sich aufmerksam, die widersprüchlicher nicht sein könnten. Weiterlesen
Olympische Spiele 2016 in Rio de Janeiro – ein außergewöhnliches Alarmsignal
Am 05. August werden in Rio de Janeiro die 31. Olympischen Sommerspiele eröffnet. Für Brasilien und Lateinamerika ist dies ein historisches Ereignis. Für Deutschland scheinen diese Spiele auf den ersten Blick betrachtet eher Routine zu sein. In der Presse werden, wie in Deutschland üblich, das IOC und die Ausrichter der Spiele mit Skepsis begleitet, Sicherheitsrisiken werden beklagt und die Vergabe der Spiele an ein Land wie Brasilien wird in Frage gestellt. Weiterlesen
Fair Play und Gerechtigkeit – Ein Plädoyer zugunsten der Individualstrafe
Der russische Dopingskandal hat bereits vor den Olympischen Spielen in Rio weltweite Empörung ausgelöst. Das IOC und die internationalen Sportorganisationen werden dabei zu Recht in ihrer Glaubwürdigkeit in Frage gestellt. Es wird ein transparenter Anti-Doping-Kampf gefordert, bei dem die sauberen Athleten geschützt sind und die Täter weltweit unabhängig ihres Ansehens und unabhängig ihrer Macht in den internationalen Sportorganisationen einer gerechten und konsequenten Strafe zugeführt werden. Weiterlesen
Winterspiele in Peking 2022
Die Spiele im Jahr 2022 in der Sommerolympiastadt Peking werden sich von den Sommerspielen 2008 ganz wesentlich unterscheiden. Waren die Chinesen im Vorfeld der Spiele 2008 noch eher ängstlich und unsicher, ging es bei diesen Spielen vor allem darum zu zeigen, dass man in der Lage ist ein derart großes Sportereignis zu organisieren und zu verantworten, werden die Spiele im Jahr 2022 vor allem durch eine außergewöhnliche kapitalistische Durchdringung gekennzeichnet sein. Weiterlesen
Weltleichtathletik in der Krise
Die modernen Olympischen Spiele sind ohne die Leichtathletik nicht denkbar. Seit 1896 prägen die Wettkämpfe der Leichtathletik, die Würfe, die Läufe, die Sprünge, das Bild der olympischen Sportarten und die Leichtathletik hat sich dabei selbst als die Königin der Olympischen Spiele definiert. Weiterlesen
China auf dem Sprung nach Rio 2016
Die Erfolge bei den Schwimmweltmeisterschaften von Kazan, die Gastgeberrolle Chinas bei der Durchführung der erfolgreichen Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Peking 2015 und nicht zuletzt die Erfolge der chinesischen Athleten bei dieser Heimweltmeisterschaft lassen die Sportführung Chinas äußerst zuversichtlich auf das olympische Jahr 2016 blicken. Weiterlesen
Würdige Trauerarbeit und unangemessene politische Aggression
Stirbt ein guter Freund überraschend und unerwartet, so ist sein Tod für die Hinterbliebenen eine besondere Herausforderung. Den Tod zu verstehen, zu akzeptieren, lernen damit umzugehen ist nicht nur für die engsten Angehörigen ein nie enden wollender Prozess. Weiterlesen
Olympische Winterspiele in China – eine schwierige Herausforderung
Als Peking vor zwei Jahren nahezu im Alleingang den Zuschlag zur Durchführung der Olympischen Winterspiele im Jahr 2022 erhalten hat, wurde dies von der sportlichen Weltöffentlichkeit lediglich zur Kenntnis genommen. Sportliche Großereignisse in China sind längst zu einer Selbstverständlichkeit geworden und wo immer China sich um ein wichtiges Ereignis beworben hat, war es sich seiner Sache sicher. Weiterlesen
Zur medialen Inszenierung eines Dopingskandals
In der Sendung „Sport inside“ im WDR vom 25.03.2017 berichtet Simon Krivec, ein Doktorand der Universität Hamburg, über die Ergebnisse seiner Dissertation. Daraus wird die Nachricht „Doping West – Top-Leichtathleten gestehen Anabolika-Einnahme“. Am nächsten Tag hat diese Nachricht bereits die Tagesschau um 20:15 Uhr der ARD erreicht. Zwei Tage später berichtet das ZDF Morgenmagazin über den angeblichen Dopingskandal. Weiterlesen
Zu kurz gesprungen – Warum die Regelvorschläge des europäischen Leichtathletik-Verbandes kein Beitrag zur Glaubwürdigkeit der Europarekorde sind
Weltrekorde sind zunächst und vor allem ein Spektakel. Wenn in der Leichtathletik bei Olympischen Spielen oder bei Weltmeisterschaften von Athletinnen und Athleten neue Weltrekorde aufgestellt werden, so ist dies für den Zuschauer ohne Zweifel außergewöhnlich spektakulär. Manchmal fällt ein alter Weltrekord völlig überraschend, wie dies in Rio bei den Olympischen Spielen 2016 im 400-Meter-Lauf der Fall war – Wayde van Niekerk lief 43,03 Sekunden und unterbot somit den alten Weltrekord von Michael Johnson. Weiterlesen