Management des Erfolgs im Hochleistungssport

Erfolg und Leistung hängen in der Regel auf das Engste zusammen. Dies gilt für die Arbeitswelt ebenso wie für die Welt des Sports. Gewiss gibt es auch viele zufällige Erfolge, die mittels unerlaubter Methoden erreicht wurden, bzw. die man anderen zu verdanken hat. Nichts ist jedoch ein besserer Garant für den Erfolg als die gekonnte menschliche Leistung. Nirgendwo wird dies deutlicher als im Leistungssport. Sportliche Leistungen sind die Grundlage für sportlichen Erfolg. Gewiss kann nicht jede sportliche Leistung zum Erfolg führen, doch ohne sportliche Leistungen ist ein Erfolg im Sport auf Dauer nicht denkbar.

Leistungen im Sport sind wie alle menschlichen Leistungen von jenen Menschen abhängig, die diese Leistungen erbringen – von den Athletinnen und von den Athleten. Will man Erfolg im Sport planen und durchführen, so müssen die sportlichen Leistungen der Athletinnen und Athleten gesichert sein. Der Nukleus des Erfolgs ist die Spitzenleistung des Athleten¹. Die Herausforderung für das Management des Erfolges im Sport ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die kontinuierliche Spitzenleistungen durch Athleten ermöglichen. Eine Organisation des Spitzensports ist deshalb immer nur dann erfolgreich, wenn sie sich dieser Herausforderung stellt und sich in dieser Herausforderung bewährt. Ist das Zentrum des Systems des Spitzensports die sportliche Leistung des Athleten, so hat im Mittelpunkt des Managements dieser Leistung die Planung, Organisation und Gewährleistung von Bedingungen zu stehen, die es dem Athleten auf möglichst optimale Weise ermöglicht, sportliche Höchstleistungen zu erbringen.

Dazu gehört vorrangig eine gesellschaftspolitische akzeptierte Legitimation des sportlichen Leistungshandelns. Unverzichtbare und nicht in Frage zu stellende Eckpunkte dieser Legitimation müssen dabei allgemein anerkannte ethisch – moralische Prinzipien einer Gesellschaft und die den Sport konstituierenden Werte, Regeln und Prinzipien darstellen.

Ist diese Legitimation gesichert, so ist darauf aufbauend eine intelligente Talentfindung und eine behutsame Talentbewahrung, eine optimale Trainingsarbeit in allen Leistungsklassen und eine erfolgreiche Wettkampftätigkeit in einem möglichst weit gefächerten Wettkampfsystem erforderlich.

Ein optimales Training ist dann gewährleistet,

  • wenn Athletinnen und Athleten über jene Zeit verfügen, die zum Training sportlicher Spitzenleistungen erforderlich ist,
  • wenn dem Athlet oder der Athletin sehr gut ausgebildete Trainer und Trainerinnen zur Seite gestellt werden, die sich auch beständig einer Weiterbildung unterziehen und die die Athleten und Athletinnen verantwortungsvoll beim Training betreuen können,
  • wenn Trainingsstätten bereitgestellt werden, die den internationalen Leistungsansprüchen genügen und
  • wenn den Trainern und den Trainerinnen gemeinsam mit den  Athleten und Athletinnen eine wissenschaftliche Begleitung gewährt wird, die ein intelligentes Training wahrscheinlich macht.

Eine optimale Wettkampftätigkeit zeichnet sich dadurch aus,

  • dass Athletinnen und Athleten auf die wichtigsten Wettkämpfe verantwortungsvoll vorbereitet sind,
  • dass Athletinnen und Athleten sich bei den Wettkämpfen durch Erfolgszuversicht und Selbstsicherheit auszeichnen,
  • dass Athletinnen und Athleten während der Wettkämpfe durch Trainer, Sportpsychologen, Physiotherapeuten und Sportmediziner qualifiziert betreut werden und
  • dass Athletinnen und Athleten über die Wettkämpfe hinaus in der aktiven Bewältigung des sportlichen Erfolges die notwendige Unterstützung durch ihre Verbandsorganisation erhalten.

Grundlage dieser wichtigen Bestandteile eines erfolgreichen Managements zu Gunsten des sportlichen Erfolgs bildet eine zielorientierte Verbandspolitik mit klar definierten Aufgabenstellungen und Verantwortlichkeiten sowie eine Finanzwirtschaft des Verbandes, die sich durch eine solide Einnahmen- und Ausgabenpolitik auszeichnet und die ihre finanziellen Leistungen in erster Linie an den Interessen der Athletinnen und Athleten orientiert. Die Beziehung zu den Athletinnen und Athleten sollte dabei durch ein klar definiertes Geben und Nehmen gekennzeichnet sein. Eine juristisch fundierte Partnerschaft zum Beispiel mittels einer Athletenvereinbarung ist dabei das wohl zuverlässigste Medium. Erfolgsmanagement im Leistungssport heißt aber immer auch, den Athletinnen und die Athleten nicht nur über ihre erfolgreiche sportliche Leistung im Blick zu behalten. Dauerhafter Erfolg im Leistungssport ist nur dann erreichbar, wenn die Athletinnen und Athleten auch in ihren Niederlagen betreut werden, wenn Athletinnen und Athleten als Persönlichkeiten gesehen werden, die ihr Leben nicht nur im Sport leben. Deshalb gehört die Regeneration der Athleten und Athletinnen nicht weniger zum Verantwortungsbereich der Sportorganisationen wie die Kommunikation mit der unmittelbaren Nahumwelt der Athletinnen und Athleten. Der Kommunikation mit den sog. Athletenmanagern kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu. Grundlage dieser Kommunikation sollte dabei eine juristisch abgesicherte Managervereinbarung sein, in der sich die Athletenmanager auch unter ethisch-moralischen Gesichtspunkten verpflichten, die Athletinnen und Athleten umfassend, nicht zuletzt auch pädagogisch, zu betreuen.

Athletinnen und Athleten betreiben Hochleistungssport allenfalls im Sinne eines Berufes auf Zeit. Meist gehen sie Risiken ein, die von den einzelnen Athleten selten allein zu verantworten sind. Deshalb hat das Management des Erfolges im Hochleistungssport immer auch die aktuelle und zukünftige Umwelt des Athleten bzw. der Athletin zu berücksichtigen. Die soziale Absicherung bei Verletzung und Krankheit, der enge Kontakt zur Familie, die Frage nach dem erfolgreichen Schulabschluss und der erfolgreichen beruflichen Ausbildung, die Frage nach einem erfolgreichen Studium, die Frage nach einer angemessenen Beteiligung des Athleten und der Athletin bei den zu erwirtschaftenden Gewinnen, all dies muss bedacht werden, wenn langfristig der sportliche Erfolg gesichert werden soll. Angesichts der Bedeutung, die heute die Massenmedien für den sportlichen Erfolg haben, ist es auch nahe liegend, dass zum Erfolgsmanagement im Hochleistungssport auch ein professioneller Umgang mit den Massenmedien gehört. Zum modernen Hochleistungssport gehört die Präsentation der sportlichen Aktion des Leistenden gleichermaßen wie die Präsentation der Leistung selbst. Mit gutem Grund wird deshalb in der Sportsoziologie bezogen auf die sportliche Leistung zwischen einer Aktions – und Präsentationsleistung unterschieden. Je besser es dem Athleten oder der Athletin gelingt, die Aktionsleistung in eine Präsentationsleistung zu überführen, desto eher kann mit den erbrachten sportlichen Leistungen ein wirtschaftlicher Erfolg erzielt werden. Nirgendwo wird dies so deutlich wie im Umgang mit den Massenmedien. Deshalb ist es eine weitere Notwendigkeit eines erfolgreichen Managements, sich dieser Herausforderung zu stellen, die Athleten und Athletinnen auf einen professionellen Umgang mit den Medien, insbesondere mit den sozialen Medien, vorzubereiten, ihnen jene Präsentationskompetenz zu vermitteln, die sie benötigen, um in der Kooperation beziehungsweise in der Konkurrenz mit den Medien zu bestehen.

Das hier vorgestellte Anforderungsprofil für ein erfolgreiches Management des sportlichen Erfolges legt es nahe, dass ein solches Management auf das Engste an hauptamtliche und ehrenamtliche Professionalität gebunden ist. Sportorganisationen, die den sportlichen Erfolg gewährleisten wollen, benötigen ausreichende fachliche Kompetenz, lebenslanges Lernen, Leistungswirtschaft anstelle von Vetternwirtschaft sowie verantwortungsvolle Entscheidungsfreude anstelle einer bürokratischen Verwaltungsmentalität. Die Organisationsmanager des sportlichen Erfolges müssen deshalb auf das Engste mit dem sportlichen Erfolg verknüpft sein. So wie der Erfolg für die Athleten und Athletinnen sich lohnt, so muss er sich auch für die Organisatoren lohnen. Bei Misserfolg müssen aber auch auf beiden Seiten die notwendigen Konsequenzen gezogen werden. Will man das Problem des erfolgreichen Managements zugunsten des sportlichen Erfolges auf einen Nenner bringen, so kann dieser vermutlich nur lauten: für Manager und Managerinnen in den Sportorganisationen muss gleiches gelten wie für Athletinnen und Athleten. Wer beste Leistungen erbringt, erhält höchste Belohnungen, wer zu oft verliert, befindet sich in der Gefahr, sich aus der Rangliste der Besten zu verabschieden.

¹ Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf „gendergerechte“ Sprachformen – männlich weiblich, divers – verzichtet. Bei allen Bezeichnungen, die personenbezogen sind, meint die gewählte Formulierung i.d.R. alle Geschlechter, auch wenn überwiegend die männliche Form steht.

Letzte Bearbeitung: 03. Dezember 2021