Der Hochleistungssport bedarf einer politischen Korrektur

Der Sport ist ein fragwürdiges Politikfeld

Der Sport ist ohne Zweifel ein gesellschaftspolitisch bedeutsamer Bereich. Im Hinblick auf seine politische Bedeutung kann man ihn mit den Kirchen, der Arbeitswelt, der Wirtschaft und den Massenmedien vergleichen. Als Politikfeld stellt sich der Sport unter quantitativen Gesichtspunkten als äußerst mächtig dar, immerhin gelingt es ihm ein Drittel der Gesellschaft an sich zu binden. Unter den freiwilligen Vereinigungen stellt er die größte Organisation in Deutschland dar. Für Außenstehende muss es jedoch überraschen, wie fragmentiert sich uns das Politikfeld „Sport“ zeigt. Unzählige dezentrale Einheiten sind dabei zu beobachten. Wohlwollend positiv bewertet könnte man dabei von einer Vielfalt sprechen, die den Sport auszeichnet. Unter Führungs- und Steuerungsgesichtspunkten muss hingegen eher ein organisatorisches Chaos diagnostiziert werden.

Kann es für die Vereine noch als ein Glücksfall bezeichnet werden, dass jeder Verein seine eigenen Merkmale aufweist und dabei auch organisatorisch von Verein zu Verein interessante Eigenheiten beobachtet werden können, so sind in der Entwicklung des Sports nach dem zweiten Weltkrieg um die Vereine herum vielfältige Institutionen entstanden, die aus sich selbst heraus meist in der Lage sind sich zu legitimieren. Teilweise kann auch ein konkreter Auftrag benannt werden. Doch möchte man dem Sport in seiner Entwicklung eine Richtung geben, möchte man ihn nach innen und nach außen repräsentieren, will man mit dem Sport anspruchsvolle Ziele erreichen, wie dies zum Beispiel im Spitzensport der Fall ist, so stellt sich jedoch sehr schnell heraus, dass diese vielfältige Basisstruktur des Sports zum Problem werden kann.

In Deutschland gibt es derzeit 16 Bundesländer. Dabei scheinen mindestens drei dieser Länder unter bestimmten Effizienzgesichtspunkten viel zu klein zu sein. Im deutschen Sport gibt es zwanzig Landessportbünde. Dies ist lediglich deshalb der Fall, weil eigennützige Interessen einzelner Funktionäre eine Anpassung der Strukturen bis heute verhindert haben. Betrachten wir die Olympiastützpunkte, so können wir erkennen, dass der Sport von Bundesland zu Bundesland, gerade unter dem Aspekt der Förderung des Hochleistungssports völlig unterschiedlich organisiert sein kann. Die Träger dieser Stützpunkte reichen vom Bund über das Land zur Kommune, zu Sponsoren und weiteren Partnern, dabei sind die Olympiastützpunkte nicht einmal im jeweiligen Bundesland einheitlich organisiert.

Auch in den politischen Institutionen, insbesondere auf kommunaler und auf der Ebene der Kommunen und der Länder, sind für den Sport keine einheitlichen Strukturen zu erkennen. Die Position eines Sportbürgermeisters ist eher die Ausnahme, meist reicht es politisch für den Sport auf kommunaler Ebene nur zum Sportamt. In der Regel wird das Ressort dem ersten Bürgermeister oder dem Finanzbürgermeister zugeordnet. Auf Länderebene ist ein eigenständiger Sportminister ebenfalls nicht üblich. Auch auf Bundesebene scheint sich ein Sportminister bislang nicht als eine demokratische Notwendigkeit abzuzeichnen. Auf Länderebene tritt der Sport in Kombination mit der Kultur auf. Er kann aber auch dem Sozialministerium oder dem Innenministerium unterstellt sein. Für die Regierung der Bundesrepublik hat es sich bewährt, den Sport dem Innenministerium zuzuordnen. Doch haben mindestens zehn weitere Ministerien direkt oder indirekt eine Beziehung zum Sport und teilweise auch entsprechende personelle Strukturen aufzuweisen. Dies gilt für das Ministerium für Verteidigung, für das Ministerium der Entwicklungszusammenarbeit, für das Auswärtige Amt, für das Ministerium für Jugend und Soziales, für das Umweltministerium und für das Finanzministerium gleichermaßen.

Auch hierzu kann angemerkt werden, dass jene, die dies positiv deuten möchten, sich auf die Gründerväter der Bundesrepublik berufen können. Man wollte aus den Fehlern der nationalsozialistischen Diktatur lernen. Man wollte angesichts der Verfehlungen der Verantwortlichen von Turnen und Sport während des Dritten Reiches eine staatliche Instrumentalisierung des Sports möglichst vermeiden. Deshalb war es naheliegend, dass im Grundgesetz kein explizites Recht des Bundes für die Fragen des Sports festgelegt wurde. Der Sport, so kann man sagen, ist somit ein besonderes Ausdrucksmittel des Föderalismus der Bundesrepublik. Dies war und ist gewollt und die Repräsentanten des deutschen Sports haben deshalb in den vergangenen siebzig Jahren, zumindest rhetorisch, die Autonomie ihrer Organisation betont. Sie haben damit ihr Interesse zum Ausdruck gebracht, dass sie den fragmentierten Zustand des deutschen Sports als wünschenswert erachten. Es kann dabei allenfalls überraschen, dass man dennoch von einer „Einheitssportbewegung“ spricht, ohne dass eine Einheit zu erkennen ist. Überraschen muss auch, dass dieselben Verantwortlichen den Sport im Grundgesetz verankern möchten.

Die staatlichen Sportstrukturen sind nur schwach ausgeprägt

Nicht zuletzt auch unter dem Gesichtspunkt der Macht ist die Haltung des Deutschen Olympischen Sportbundes und der so genannten freien Sportbewegung in dieser Frage klar. Will man seine Macht erhalten, so kann man kein Interesse an einer starken politischen Führung durch den Staat haben. Ein Sportministerium kann deshalb von Seiten des Sports keine große Unterstützung finden, selbst der Sportausschuss des Deutschen Bundestages wird nur als notwendiges Übel betrachtet, dem man bei Anhörungen zur Verfügung zu stehen hat. Der politische Einfluss der verschiedenen Sportausschüsse war deshalb in den vergangenen Jahrzehnten äußerst gering, vergleicht man ihn mit Ausschüssen, die eine direkte Steuerungs- und Kontrollfunktion in Bezug auf ein wichtiges Ministerium haben.

Ähnlich bedeutungslos wie der Sportausschuss des Deutschen Bundestages sind auch die weiteren nationalen politischen Sportstrukturen. Betrachten wir zum Beispiel die Sportministerkonferenz und vergleichen wir sie mit der Kultusministerkonferenz, so wird sehr schnell deutlich, welche Steuerungs- und Entscheidungsschwächen die nationalen politischen Sportstrukturen aufweisen. Für die Entwicklung des gesamten Bildungssystems war die Kultusministerkonferenz in der Geschichte der Bundesrepublik von herausragender Bedeutung. Der Sportministerkonferenz mangelt es hingegen an jeglicher Führungs- und Entscheidungskompetenz. Ist die Kultusministerkonferenz eher auf eine Vereinheitlichung der Bildungspolitik Deutschlands ausgerichtet, auch wenn dies ihr viel zu selten gelingt, so ist bei der Sportministerkonferenz eher das Gegenteil zu beobachten. Wegen föderaler Eigeninteressen ist diese Konferenz deshalb eher ein Forum des Erfahrungsaustausches, als dass man es als ein politisches Steuerungsgremium bezeichnen könnte.

Angesichts dieser schwachen nationalen politischen Strukturen ist der Sachverhalt offensichtlich: Der Sport ist in Deutschland vorrangig eine kommunale Angelegenheit. An zweiter Stelle sind die Länder zu nennen, wenn man von der politischen Führung des Sports spricht und nur äußerst nachgeordnet ist der Einfluss der nationalstaatlichen Sportstrukturen.

Die bestehenden Organisationsstrukturen sind nicht mehr zeitgemäß

Diese Strukturen der politischen Verantwortung in Fragen des Sports wurden 1949, vor mehr als siebzig Jahren aus gutem Grund geschaffen, teilweise gepflegt und weiterentwickelt. Die Frage, die sich heute stellt, ist jene, ob diese Strukturen nach siebzig Jahren in einem neuen Jahrtausend effektiv und effizient sind. Es stellt sich auch die Frage, ob die politischen Strukturen des Sports reformiert und modernisiert werden müssen. Dabei muss beachtet werden, dass der Begriff des Sports, wie er noch im Jahr 1949 existierte, sich in vielerlei Hinsicht verändert hat. War der Sport 1949 noch ein relativ überschaubares Politikfeld, das sich in gewisser Weise als ganzheitlich darzustellen wusste, ging es dabei vorrangig um einen Wettkampfsport und war dieser vor allem eine Angelegenheit junger Männer, der ausschließlich in Vereinen betrieben wurde und waren es damals nicht mehr als zwanzig Sportarten, die ihre eigenständigen organisatorischen Einheiten aufwiesen, so hat seit dieser Zeit der Sport einen gesellschaftlichen Wandel und eine Entwicklung aufzuweisen, die ohne Zweifel als einmalig bezeichnet werden kann. Aus 3,2 Millionen Mitgliedern des Deutschen Sportbundes im Jahr 1950 sind mittlerweile beinahe 30 Millionen Mitgliedschaften geworden, aus zwanzig Sportfachverbänden wurden mehr als sechzig. Mittlerweile ist ein „Sport ohne Wettkampf“ vom „Wettkampfsport“ zu unterscheiden. Der Sport hat heute vielfältige gesellschaftspolitische Funktionen zu erfüllen. Er wird immer entschiedener Träger öffentlicher Aufgaben. Auf jede Problemlage in unserer Gesellschaft wird er ausgerichtet. Man kann heute von einer Multifunktionalität des Sports sprechen. Der Bereich des Sports hat sich dabei aus einer funktionalen Sichtweise intensiv ausdifferenziert. Verschiedene Teilbereiche sind entstanden, die jeweils eine eigenständige Logik aufweisen. So hat der Hochleistungssport nur noch wenig gemein mit all den vielfältigen Varianten des Gesundheitssports wie er in- und außerhalb der Vereine betrieben wird. Die einstmalige Basis des Sports, wie sie im Wesentlichen durch die Vereine repräsentiert wird, ist wohl noch immer vorhanden, doch die Vereine sind längst einem Transformationsprozess unterworfen. Nur noch wenige Vereine sind lediglich an den Interessen ihrer Mitglieder ausgerichtet, so wie es die Vereinsidee nahelegt. Die Kommerzialisierung und der Außendruck, der auf die Vereine ausgeübt wird, haben dazu geführt, dass sich Vereine unter institutionellen Gesichtspunkten immer stärker an ihren kommerziellen Konkurrenten ausrichten. Viele befinden sich bereits in der Gefahr zu wirtschaftlichen Unternehmen zu mutieren. Viele Vereine haben auch wichtige soziale und gesundheitliche Aufgaben übernommen. Sie sind sowohl präventiv als auch re­ha­bi­li­ta­tiv tätig.

Der Hochleistungssport benötigt neue Organisationsstrukturen

Unter Steuerungsgesichtspunkten stellt sich heute immer häufiger die Frage nach der demokratischen Legitimierung des Politikfeldes Sport. Denn die lebendige Basisdemokratie, wie sie zu den Gründerzeiten zu beobachten war, ist in den Vereinen längst brüchig geworden. Eine immer deutlichere Vermischung zwischen Haupt- und Ehrenamt, Verrechtlichungsprozesse, die auch den Sport erreicht haben, und die offensichtlichen Tendenzen zur Kommerzialisierung und Ökonomisierung des Sports haben vermehrt eine Expertokratie zur Folge, die daran interessiert ist, demokratische Entscheidungsprozesse möglichst außer Kraft zu setzen, um auf diese Weise eine höhere Effizienz zu erreichen. Die Realität des Sports von heute unterscheidet sich somit von der Realität der Gründerjahre in vieler Hinsicht. Angesichts der aufgezeigten Veränderungen ist die Frage durchaus angebracht, ob das organisierte Chaos des deutschen Sports noch zeitgemäß ist. Diese Frage stellt sich umso entschiedener, je genauer man die Probleme in den Blick nimmt, die derzeit die Weiterentwicklung des Sports beeinträchtigen. Besonders offensichtlich ist dies im Bereich des Hochleistungssports.

Außer einer vergleichenden Perspektive kann man erkennen, dass sich in allen erfolgreichen Nationen des internationalen Hochleistungssports, bestimmte politische Steuerungsmuster durchgesetzt haben, die als notwendige Bedingung für den sportlichen Erfolg bezeichnet werden können.

  • An erster Stelle steht dabei die Frage nach den zukünftigen Athletengenerationen. Eine nationale Definition des olympischen Leistungssportlers scheint dabei dringend angebracht zu sein.
  • Einheitliche Gütemaßstäbe für die Talentsichtung und ein einheitliches Verfahren der Sicherung gelten dabei als unverzichtbar.
  • Die entdeckten Talente bedürfen einer gezielten langjährigen Förderung, die für alle olympischen Sportarten zentral gesteuert sein muss, um entsprechende Gütemaßstäbe durchzusetzen.
  • Das Problem der Doppelkarriere bedarf einer einheitlichen Lösung, so dass sich die Sportarten nicht durch soziale Ungleichheit unterscheiden.
  • Die soziale Absicherung der Athleten muss ebenfalls für alle in gleicher Weise gewährt werden; nur auf diese Weise können die Risiken für die Athleten erträglich sein.
  • Der Trainerberuf muss in seiner Profession für nachkommende Generationen gesichert sein. Seine Ausbildung muss akademischen Ansprüchen genügen und eine ständige Fortbildung muss gewähleistet sein.
  • Das Wissensmanagement muss für die Beteiligten im Leistungssport höchsten Ansprüchen genügen und der Wissensaustausch muss sich durch Internationalität auszeichnen.

Im deutschen Hochleistungssport sind all diese hier beispielhaft genannten Probleme nur unzulänglich oder gar nicht gelöst. Teilweise hat man sie noch nicht einmal in den Blick genommen. Vielmehr ist es für den deutschen Hochleistungssport üblich, dass aus der Sicht der Athleten und Trainer für alle Beteiligten Unklarheiten bestehen wer für welche Belange verantwortlich zeichnet; was Sache der Verbände, der Fachverbände, der Landesportbünde, des DOSB oder der Abteilung Sport des Bundesministeriums des Innern ist. Es gibt wohl ein Bundesinstitut für Sportwissenschaft, ein IAT und eine FES. Doch deren Kooperation gelingt bis heute nur sehr unzureichend. Die Frage nach der Forschungsagenda zugunsten des Hochleistungssports ist ungelöst. Ein „Coachnet“, das den Namen verdient, lässt seit Jahren auf sich warten. Der Transfer zwischen Wissenschaft, Sportpraxis und Hochleistungssport gelingt so gut wie gar nicht. Die Liste der Mängel könnte fortgeführt werden.

Flexible Lösungen sind gefragt

Für die Lösung der anstehenden Probleme ist der Ruf nach einem Sportministerium gewiss nicht hilfreich. Eine ideologische Debatte über Zentralismus und Föderalismus ist ebenfalls nicht weiterführend. Für die Frage der zukünftigen Entwicklung des Hochleistungssports stellt sich lediglich die Frage nach der Verantwortung, nach effizienten Strukturen und nach Steuerungskonzepten, mit denen man auch zukünftig die Spitzenposition im Hochleistungssport bei den Olympischen Spielen erhalten kann. Für die Beantwortung dieser Fragen gibt es längst schon die Antworten: Der Hochleistungssport benötigt eine zentrale Steuerung mit einer nationalen Perspektive, dazu sind nationale zentrale Institutionen des Hochleistungssports zwingend erforderlich. Beispiele hierfür sind das Australian Institut of Sport, das INSEP in Paris, die zentralen Strukturen des US-amerikanischen Sports in Colorado Springs oder das JISS in Japan. Wer zentrale Steuerung mit DDR Ideologie gleichsetzt, wie dies in der deutschen Diskussion in den vergangenen Jahren des Öfteren der Fall war, der kennt diese Strukturen nicht oder er meint es wissentlich nicht gut mit dem deutschen Hochleistungssport.

Ebenso wichtig wie die nationalen Strukturen des Hochleistungssports sind die kommunalen. Deswegen ist Zentralismus und Föderalismus kein Gegensatz. Es stellt sich die Frage nach der effizienten und effektiven Kooperation. Die Praxis des Hochleistungssports ist zunächst und vor allem eine kommunale Praxis. Athleten haben an einem bestimmten Ort über einen längeren Zeitraum sieben Tage in der Woche zu trainieren. Der Erfolg der Athleten hängt mit den Bedingungen zusammen, die sie Vorort antreffen. Der Erfolg der Athleten ist umso wahrscheinlicher, je intensiver sie in Trainingsgemeinschaften eingebunden sind. Für hartes Training braucht man Leidensgenossen, die dieselben Ziele vor Augen haben. Die Talente des Hochleistungssports benötigen an diesen Orten bestens ausgebildete Trainer, die eigenständig in der Lage sind, ihre Athleten zum sportlichen Erfolg hinzuführen. Diese Trainer sollten nicht als „kleine Heimtrainer“ betrachtet werden, die sich in Konflikt zum „großen Bundestrainer“ befinden. Es sind vielmehr jene Trainer, die eigenständig über die Kompetenz verfügen, sportliche Höchstleistungen hervorzubringen. Für diese Ziele der Trainer mit ihren Athleten benötigt die Basis des Leistungssports vielfältige Dienstleistungen, die den Trainern und Athleten nahezu täglich bereitgestellt werden müssen. Diese Dienstleistungen sind arbeitsteilig zu erbringen. Dabei können durchaus Kommunen, Länder und der Bund unterschiedliche Verantwortlichkeiten haben. Wichtig ist jedoch, dass diese Dienstleistungen zentral gesteuert werden, dass ihre Qualitätsstandards vergleichbar sind und dass sie sozial gerecht verteilt werden. Die eine Dienstleistung kann dabei national und zentral institutionalisiert sein. Andere Dienstleistungen sind unter Effizienzgesichtspunkten hingegen eher dezentral zu offerieren. Stationäre sind von mobilen Dienstleistungen zu unterscheiden. Die olympischen Sportarten dürfen dabei keineswegs über einen Kamm geschoren werden. Für die eine Sportart macht es Sinn, das Training und die Wettkampfvorbereitung zu zentralisieren. Für andere Sportarten sind dezentrale Trainings- und Wettkampfstrukturen zwingend erforderlich. Entscheidend ist dabei die Frage, unter welchen Bedingungen ein anspruchsvolles Training der Athleten gesichert werden kann und unter welchen Bedingungen man gleichzeitig den Anforderungen einer beruflichen Doppelkarriere gerecht wird. Eine Trainingsgemeinschaft kann sich durch zehn Athleten auszeichnen. Es kann im Mannschaftssport ein hochklassiger Heimatverein sein. In einer anderen Sportart findet ganzjährig das Training aller Kaderathleten in einem nationalen Leistungszentrum statt. Wichtig ist dabei lediglich, dass jene intensiven Trainingspensen, wie sie für eine internationale Konkurrenzfähigkeit erforderlich sind, ganzjährig umgesetzt werden können. Wichtig ist auch, dass das Training einem qualitativen Controlling unterliegt und dass neben dem Training Institutionen zugunsten der Ausbildung des Athleten gesichert sind, die auf die Belange des internationalen Hochleistungssports achten.

Schlussbemerkungen

Können diese Beobachtungen und Einschätzungen geteilt werden, so ist es offensichtlich, dass das steuerungspolitische Chaos, das derzeit den deutschen Hochleistungssport auszeichnet, keine Perspektive haben darf. Der deutsche Hochleistungssport benötigt konkurrenzfähige Steuerungsstrukturen, die sich durch ein effizientes Wechselspiel zwischen zentraler und dezentraler Steuerung auszeichnen. Ideologische Kleinkriege, wie sie in den vergangenen Jahren stattgefunden haben, sind dabei zu überwinden, egoistische politische Eigeninteressen sind aufzugeben, Erbhöfe sind auf den Prüfstand zu stellen, klare Verantwortungsbereiche sind zu definieren. Dass dabei Deutschland möglichst dringend ein Deutsches Institut für Hochleistungssport zu schaffen hat, erscheint mir unverzichtbar zu sein. Wo immer zentrale Steuerung und Führung angebracht ist, sollten sie unter einem Dach zusammengeführt sein. Moderne Demokratien wie in Australien, Japan, Frankreich und USA könnten dabei unsere Vorbilder sein.