Bundestrainer als Dienstleister zwischen Athlet und Verband

– dargestellt am Beispiel der Leichtathletik –

Die Geschichte der deutschen Leichtathletik, die 1998 mit ihrem 100jährigen Jubiläum einen Höhepunkt feierte, zeichnete sich in erster Linie durch hervorragende Athletinnen und Athleten und deren Leistungen bei Welt- und Europameisterschaften oder Olympischen Spielen aus. Persönlichkeiten wie Otto Peltzer, Heinz Ulzheimer. Willy Holdorf. Wolfgang Nordwig, Martin Lauer, Heide Rosendahl, Christian Schenk, Liesel Westermann, Manfred Germar u.v.a.m. prägten und prägen die deutsche Leichtathletik weit über ihr Karriereende hinaus. Ihre hervorragenden sportlichen Leistungen wurden nicht selten von Trainern, Betreuern und Übungsleitern vorbereitet und begleitet, die im Schatten der Talente wirkten und diesen dennoch erst zu ihrer Entfaltung verhalfen.

Nicht selten waren es, wie im Falle des 800m-Läufers und späteren DLV-Trainersprechers Paul Schmidt, die Idole von einst, die sich dem Generationenvertrag im Sport verpflichtet fühlten und ihre Erkenntnisse nach Beendigung einer erfolgreichen Karriere im Spitzensport zunächst eher ehrenamtlich, in den letzten Jahrzehnten zunehmend auch als hauptamtliche Trainer weitergaben. Oft waren es aber auch Persönlichkeiten wie Hansjörg Holzamer, deren eigene sportliche Karriere deutlich weniger erfolgreich war als die ihrer Schützlinge und die es als „Verrückte“, „Tüftler“, oder „Gurus“ dennoch verstanden, bei ihren Eleven Weltklasseleistungen hervorzubringen.

Das Los der Gerd Osenberg und Harald Werner, der Paul-Heinz Wellmann und Bernd Bierwisch, der Isabelle Baumann und Dieter Hermann ist es, dass ihnen als Trainern viel zu selten jene Form der öffentlichen Anerkennung zuteil wird, die sie eigentlich verdient hätten.

Der Deutsche Leichtathletik-Verband beschäftigt nahezu 200 Honorartrainer. Mehr und mehr setzt sich der Trend zum Berufstrainer in der Leichtathletik durch. Zwar sind die den Trainern gewährten Zuwendungen nur bei einem geringen Teil der Trainer, in der Regel bei den Disziplin-Teamleitern und Team-Chefs als ausreichende Existenzsicherung zu bezeichnen, doch zusammen mit den ergänzenden Leistungen, die Schulen, Olympiastützpunkte, Leistungszentren, Vereine und LG’s diesen Trainern gewähren, kann davon ausgegangen werden, dass heute ca. 500 Menschen in Deutschland im weiteren Sinne dem Beruf des Leichtathletik-Trainers nachgehen.

Über Status, Ausbildung, Erfolge und Kompetenz dieser Trainer ist analog zu anderen Fachverbänden in der Regel ebenso wenig bekannt wie über den aktuellen Bestand an aktiven Übungsleitern und Betreuern.

Von den Meisterlehren zu den Diplomstudiengängen

Eine blühende leichtathletische Praxis, die sich um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert in Deutschland zu entwickeln begann, hatte in der Leichtathletik zunächst sehr rasch eine Art eigener Trainingslehre in Form von praktischen Handlungsleitfäden für Trainer und Athleten zu Tage gefördert. Die Erfahrungen aus Training und Wettkampf wurden hier systematisch verarbeitet und schriftlich oder mündlich von Athleten-Generation zu Athleten-Generation weitervermittelt. Eine „Meisterlehre“ war es, die Athleten und Trainer durchliefen und die viele Jahrzehnte die Ausbildungsgänge der Trainer und Sportlehrer bestimmte und auch heute noch den Trainingsalltag in manchen Vereinen, Abteilungen und LG’s dominiert.

Doch insbesondere für den Spitzensport waren die nur aus der eigenen und deshalb oft begrenzten Erfahrung gewonnenen Alltagstheorien letztendlich schon bald nicht mehr ausreichend um die entscheidenden Grundlagen für Erfolge im nationalen und internationalen Vergleich zu legen. Schon früh haben die Leichtathletik-Verbände wie auch andere Fachverbände Anstrengungen unternommen, die Aus- und Fortbildung von Trainern sowie die Beförderung trainingswissenschaftlicher Erkenntnisse zu ihrem besonderen Anliegen zu machen. Eine einsetzende wissenschaftliche Diskussion in Fachzeitschriften, eigenständige wissenschaftliche Publikationsreihen, ein Lizenzierungs- und Lehrgangssystem für in- und ausländische Trainer und Experten und nicht zuletzt Trainerschulen und -akademien bilden beredte Zeugnisse von der Bedeutsamkeit, die der Aus- und Fortbildung von Trainern in der Leichtathletik und in anderen Fachverbänden stets beigemessen wurde.

Von Trainern zu Leistungssport-Managern?

Beobachtet man die erfolgreichsten Leichtathletik-Trainer der Gegenwart, so ist zu erkennen, dass zur Erledigung ihrer Aufgaben heute nicht allein trainingstheoretisches bzw. methodisch-didaktisches Wissen notwendig ist. Vielmehr zeichnen sich heute viele Leichtathletik-Trainer in Abhängigkeit von ihrem Einsatzbereich durch Qualifikationen aus. die im weitesten Sinn als Managementqualifikationen zu beschreiben sind. Sie müssen dabei fachspezifischen Qualitätsstandards genügen, die entweder biomechanischen, trainingswissenschaftlichen, sportmedizinischen und sportpsychologischen Inhalts sind. Die modernen Trainings-Manager an der Seite der Athleten arbeiten auf unterschiedlichsten Ebenen. Allein in der Leichtathletik unterscheidet man die Begriffe Heimtrainer, Disziplin-Nachwuchstrainer. Disziplin-Trainer, Disziplin- Teamleiter und verschiedene Arten von Stützpunkttrainer. Darüber hinaus werden ihre Dienstleistungen von zentral tätigen Leistungssportreferenten begleitet, die in der DLV-Geschäftsstelle in Darmstadt Leistungen für Athleten und Trainer erbringen bzw. koordinierend tätig sind.

Das Berufsbild des Trainers ist komplex

Während sich die Dachorganisationen und Spitzenverbände an ihren zentralen Ausbildungsstätten bemühen, in Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Lehrwarten und Ausbildungsleitern in Landessportbünden und Landesverbänden, zusammen mit bereits tätigen Bundestrainern und mit den Instituten für Sportwissenschaft der Universitäten leistungsfähige Einrichtungen anzubieten für die Konzipierung, Organisation und Durchführung von Lehrveranstaltungen sowie für die Erstellung moderner Lehrmaterialien, bleibt das Berufsbild der Trainer in den Spitzenverbänden noch weitgehend im Dunkeln. Obwohl der Beruf des Leichtathletik-Trainers immer mehr Menschen eine Teil-Existenz oder sogar eine Existenz ermöglicht, sind Tätigkeits- und Karrieremerkmale dieser begehrten Aufgaben oft unklar. Datenbestände zu Aufgabenbereichen, Selbstbild, Fremdbild, sozialer Rekrutierung, Alter, Ausbildungsniveau, praktischer Erfahrungen in Abhängigkeit von Einsatzbereichen und Tätigkeitsniveaus zu Leichtathletik-Trainern waren und sind bislang lückenhaft. Gerade jene ungeklärten Fragen um Person und Persönlichkeit des Trainers sind es jedoch, die in der Öffentlichkeit zu Problemen führen. Offensichtlich werden diese im Rahmen der Medien-Berichterstattung von internationalen Großereignissen. Nicht selten werden Trainer hier sehr unfair von einer massenmedialen Öffentlichkeit kritisiert.

Kennzeichnend für diese öffentliche Berichterstattung ist dabei eine offensichtliche Unkenntnis über Trainerstrukturen, Besoldungs- und Entlohnungssysteme sowie Verantwortungsbereiche im Spitzensport. Kennzeichnend ist auch die vorschnelle Zuschreibung des Erfolgs an den Athleten und dessen Heimtrainer und die Zuweisung von Misserfolgen an den zuständigen Bundestrainer.

Das Anforderungsprofil an Trainer ist unklar

Jenseits der oft viel zu vorschnellen öffentlichen Kritik geben jedoch auch sorgfältigere Beobachtungen Anlass zu der Befürchtung, dass die über Jahrzehnte hinweg oftmals unreflektiert gewachsenen Trainerstrukturen und Anforderungsprofile heute nicht mehr allen Erwartungen gerecht werden können, die im Rahmen einer qualitativ anspruchsvollen Entwicklung des Spitzensports an die Position und Funktion von Bundestrainern gestellt werden müssen.

Die Athleten bewerten die Qualität der Trainer höchst unterschiedlich. Kritik ist dabei ‚durchaus an der Tagesordnung. Formen der Leistungsdiagnostik werden kritisiert, Serviceleistungen, die man erwartet, werden angeblich zu spät, oft auch gar nicht erbracht, Umgangsformen sind zu lasch oder zu autoritär. Nicht selten wird gar der Arbeitsplatz eines Trainers im Spitzenverband insgesamt in Frage gestellt, wenn Athleten von überflüssigen Positionen und von fragwürdigen finanziellen Dotierungen der Leistungen sprechen. Solche Diskussionen sind ärgerlich, wenn sie nicht belegt werden. Sie sind jedoch auch ein Indikator dafür, dass Trainer selbstkritisch zu fragen haben, was sie falsch machen, was zu verbessern ist, damit solche Diskussionen beendet werden.

Versucht man die Diskussionen zu systematisieren, so lassen sich folgende Sachverhalte der Kritik unterscheiden:

  • Ein genaues Berufsbild für hauptamtliche Trainer ist oft nicht zu erkennen.
  • Klare Arbeitsplatzbeschreibungen für bezahlte Trainer liegen häufig nicht vor.
  • Die Kommunikation der Trainer untereinander ist oft unbefriedigend.
  • Das Verhältnis von Heim- und Bundestrainern ist vielfach gestört.
  • Die Position von Regionaltrainern ist unzureichend definiert.
  • Eine Betreuung der Heimtrainer durch die Bundestrainer findet oft nur unzureichend statt.
  • Manche Heimtrainer, insbesondere jene der Spitzenathleten, haben sich zunehmend abgekoppelt und benötigen lediglich noch Managementhilfen.
  • Einige Heimtrainer fühlen sich von Bundestrainern gegängelt.
  • Einige Heimtrainer glauben, dass Bundestrainer zu Unrecht mit den Leistungen ihrer Athleten identifiziert werden.
  • Einige Bundestrainer bemängeln mangelnde Solidarität auf Seiten der Heimtrainer.
  • Die wissenschaftliche Begleitung durch die Bundestrainer und die soziale Betreuung der Athleten wird von vielen als ungenügend betrachtet.
  • Die pädagogische Arbeit und die Managementqualitäten einiger Bundestrainer werden infrage gestellt.

Erkenntnisse aus einer früheren Erhebung

Seit vielen Jahren kennt man den Beruf des hauptamtlichen Bundestrainers in der Leichtathletik. Die Trainerakademie in Köln bildet seit nunmehr 45 Jahren Diplomtrainer aus. Um die oben zitierte Kritik sachlich aufzugreifen sowie Tätigkeit und den Wirkungsgrad der Bundestrainer zu verbessern, sollte der DLV in einem ständigen Erfahrungsaustausch mit seinen praktizierenden Trainern eintreten.

Der durchschnittliche Bundestrainer im DLV ist, so zeigte eine frühere Erhebung, knapp 50 Jahre alt, zumeist männlich, seit ca. dreißig Jahren Mitglied in einem Leichtathletikverein und somit auch selbst aktiver Leichtathlet gewesen. Er befindet sich im Besitz der A-Lizenz und ist schon nahezu 10 Jahre als DLV-Trainer aktiv. Mit seinen Athleten hat er in der Regel mindestens einen internationalen Medaillenerfolg gefeiert.

Bezogen auf das Berufsbild konnte als Ergebnis zunächst festgehalten werden, dass über ein Drittel der befragten Trainer angaben, keine Arbeitsplatzbeschreibung vorliegen zu haben. Es verwundert daher auch nicht, dass die Trainer bei der Frage nach welchen Vorgaben sie ihre Arbeit gestalten, antworten „mittels eigener Erfahrung“. Erst an zweiter und dritter Stelle folgen die Antworten „nach den Vorgaben des Verbandes“ und „mit Hilfe einschlägiger Fortbildungen“. An der Vorgabe „Arbeitsplatzbeschreibung“ orientieren sich die Trainer in der Regel am wenigsten.

Mit Blick auf die Widerstände und Hemmnisse, die Trainer im Rahmen ihrer Arbeit erfahren bzw. empfinden, nehmen finanzielle Engpässe die größte Wertigkeit ein. Die medizinische Betreuung, Trainingslager, wissenschaftliche Begleitung, Leistungsdiagnostik, Rehabilitation und Ernährung sind kostenintensive Posten im Leistungssport, die offensichtlich nur eingeschränkt realisiert werden können. Mangelnder Rückhalt durch den Fachverband bzw. die Teamleitung werden dagegen nicht beklagt.

Die Gegenüberstellung von Antworten auf Fragen, die sowohl den DLV- Trainern als auch den Athleten gestellt wurden, zeigt, dass für beide Gruppen eine intensivere Betreuungssituation wünschenswert erscheint.

Insbesondere die B- und C-Kader-Athleten wünschen sich eine intensive Betreuung, während nur etwa ein Drittel des A-Kaders erhöhten Betreuungsbedarf sieht. Insbesondere im Hinblick auf die psychologische Betreuung scheint Handlungsbedarf zu bestehen. Hier sehen die Athleten die größten Defizite bei den Trainern. Die Bundestrainer selbst erkennen diese Lücken bei sich selbst jedoch eher nicht.

Athlet und Heimtrainer sind zentrale Bestandteile aller Überlegungen im DLV

Bei der Bilanzierung ihrer Erfolge weisen Athleten bei internationalen Meisterschaften nicht selten auf die zentrale Rolle von Trainern hin, die nicht als Disziplin- oder Bundestrainer, sondern als so genannte Heimtrainer arbeiten. Als solche begleiten diese – unterstützt durch die Dienstleistungen der Bundes- und Disziplintrainer, der Disziplinteam-Leiter und der Leistungssportreferenten – den Trainingsalltag des Athleten oft über viele Jahre hinweg.

Will der deutsche Spitzensport künftig den Athleten noch stärker in das Zentrum seiner Bemühungen stellen, so sind Heimtrainer als jene Personen zu bezeichnen, die die Leistungsentwicklung des Athleten am direktesten beeinflussen können. Das Duo Athlet/Heimtrainer ist deshalb als Keimzelle des sportlichen Erfolges zu bezeichnen. Alle weiteren personellen Positionen im Gefüge des Leistungssports müssen als Dienstleistungsfunktionen definiert werden, die dem Duo Heimtrainer-Athlet zuarbeiten.

Das Duo Heimtrainer-Athlet stellt sich je nach Leistungsniveau auf sehr unterschiedliche Weise dar und beansprucht deshalb in sehr unterschiedlicher Weise Dienstleistungen von Bundestrainern, Disziplintrainern und Koordinatoren. Es ist denkbar, dass sich ein Heimtrainer von seiner Kompetenz her noch in einem Anfängerstadium befindet. Gleiches gilt für den Athleten, sofern er noch Nachwuchs-, Kinder- oder Jugendathlet ist. In diesem Stadium benötigt das Duo Heimtrainer-Athlet die intensivste Betreuung durch das Dienstleistungspersonal, das um die „Leichtathletik vor Ort“ aufgebaut sein sollte.

Am anderen Ende der Skala ist ein Duo Heimtrainer-Athlet denkbar, das weitestgehend auf jegliche Dienstleistungen durch das Umfeld verzichten kann. Dieser Heimtrainer zeichnet sich durch eine besondere fachliche Kompetenz aus. Dies gilt für die trainingswissenschaftliche, biomechanische, sportpsychologische Betreuung eines Athleten ebenso wie für sein trainingsmethodisches Handeln und seine Kommunikation mit dem Athleten.

Er benötigt keine externen Hilfen mehr. Gleiches gilt für den Athleten, der weitestgehend als mündiger, autonomer Athlet agiert. Ein derartiges Duo benötigt vorrangig eine sensible Verbandsbetreuung mit dem Ziel, das Duo in die Solidargemeinschaft des Verbandes bzw. der Nationalmannschaft einzubinden. Außerdem muss das Duo von allen Managementfragen, die die Organisation der Spitzenleichtathletik betreffen, entlastet werden (Organisation von Trainingslagern, Finanzierung von Trainingslagern, Organisation von Wettkämpfen, Finanzierung von Wettkämpfen etc.). Geht man von dieser heterogenen Situation der Leichtathletik an der Leistungssportbasis aus, so ist nunmehr zu fragen, welche Dienstleistungen von Bundestrainern und Leistungssportreferenten der Fachverbands-Geschäftsstellen unter personeller Gesichtspunkten zu strukturieren sind, damit sowohl die eine Seite auf der Bandbreite der Trainer-/Athlet-Beziehung als auch die andere Seite dieser Bandbreite vom Dienstleistungssystem der Leichtathletik profitiert.

Dienstleistungen für Trainer und Athlet

Betrachtet man erfolgreiche Trainer und Athleten in der internationalen Spitzenleichtathletik, so weiß man, welche Dienstleistungen bereitzustellen sind, sollen auch zukünftig deutsche Athleten bei internationalen Wettkämpfen erfolgreich teilnehmen können. Folgende Dienstleistungen in einem komplexen Dienstleistungsgefüge könnten dabei eine wichtige Rolle spielen:

Bereitstellung von Informationen

In diesem Teil des Dienstleistungsgefüges müssten sämtliche Informationen produziert werden, die Trainer benötigen, um ihre Athleten erfolgreich trainieren zu können. Dazu gehören alle international und national verfügbaren Informationen über die aktuelle Situation der Disziplin des betreffenden Athleten. Hierzu müssten regelmäßig Wettkampfanalysen erstellt werden, die vor allem unter dem Aspekt der zeitlichen Entwicklung ausgewertet werden und die in ihrer Auswertung auf die Belange der jeweiligen Anwendergruppe orientiert sind. Diese Auswertungen müssen zügig erfolgen; d. h. sie müssten wenige Wochen nach Beendigung der Wettkämpfe vorliegen. Ferner müsste hierzu gehören, dass Trainer über relevante Trainingsmethoden informiert werden, die derzeit vom Konkurrenten angewendet werden. Die Informationen hätten sich aber auch auf so wichtige Fragen wie das Ernährungsproblem des Athleten, auf Ausrüstungs- und auf Gerätefragen zu beziehen.

Serviceleistungen für den Athleten

In einem weiteren Teil des Dienstleistungsgefüges müssten Serviceleistungen für den Athleten erbracht werden, die dieser dringend benötigt. In Absprache mit den Trainern und dem Athleten müssten beispielsweise regelmäßige Technikanalysen unter Anleitung eines Biomechanikers erfolgen. Die Rückmeldung über diese Analysen müsste unmittelbar in das Trainingsgeschehen eingefügt werden. Belastungstests und weitere leistungsdiagnostische Verfahren müssten regelmäßig als Serviceleistungen angeboten werden.

Regenerierungs- und Rehabilitationsleistungen

Um auf Dauer und über einen längeren Zeitraum sportliche Höchstleistungen zu sichern, müssten in einem dritten Teil des Dienstleistungsgefüges dem Duo Trainer-Athlet Regenerierungs- und Rehabilitationsleistungen angeboten werden für jene Fälle, bei denen Probleme beim Athleten im Training und Wettkampf aufgetaucht sind. Die Vermittlung einer qualitativ anspruchsvollen Physiotherapie, sowie Organisation von Regenerierungs- und Rehabilitationsmaßnahmen müssten dabei Kernpunkte dieser Arbeit sein.

Unterstützung der Sozialbetreuung des Athleten

Als eine weitere bedeutsame Dienstleistung sind Seviceleistungen zu beachten, die für die Sozialkarriere des Athleten von Bedeutung sind. Die soziale Betreuung des Athleten sollte lediglich dann erfolgen, wenn sie vom Athleten und vom Trainer erwünscht wird. Sie sollte sich auf das Umfeld des Athleten beziehen, und es sollten Hilfen bereitgestellt werden, die die Karriere des Athleten für ihn selbst und für sein Umfeld verantwortbar machen.

Managementhilfen in Vermarktungsfragen

Angesichts der Tatsache, dass die Leichtathletik auf das Engste mit wirtschaftlichen Interessen verknüpft ist und auch für die Athleten ab einem bestimmten Leistungsniveau wirtschaftliche Interessen eine zentrale Rolle spielen, bedarf es einer auf die wirtschaftlichen Interessen des Athleten ausgerichteten Betreuung, damit sich dieser der sportlichen Höchstleistung widmen kann und dennoch seinen ökonomischen Interessen Genüge geleistet wird. Deshalb müsste in den Verbänden eine Position festgelegt werden, in der für den Athleten Hilfestellungen erarbeitet werden, die es ihm ermöglichen, seine Interessen im Interessensgefüge zwischen Sport, Verband, Trainer. Athlet, Staat, Wirtschaft und Medien auf optimale Weise wahrnehmen zu können.

Aus- und Fortbildungsmaßnahmen

Ein zentraler Bestandteil einer zukünftigen Trainerstruktur müssen die Aus- und Fortbildungsmaßnahmen sein, die es den Heimtrainern ermöglichen, sich im Austausch mit anderen Trainern und mit Experten auf das jeweilige adäquate Niveau zu begeben, das erforderlich ist, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Hierzu gehören Wochenendseminare, Trainerakademien, Lehrbriefe ebenso wie Fernstudien, Übersetzungen von internationaler Fachliteratur und Kommunikationstraining.

Zusammenfassung und Ausblick

Die großen Sportereignisse zeigen, dass der deutsche Sport mit seinen nationalen Spitzenverbänden, trotz mancher Kritik stolz auf seine Trainerinnen und Trainer sein kann. Gute Leistungen von Athleten sind auf das Engste mit durchdachtem Training und einer guten Betreuung durch Trainer verknüpft. Dabei hat gewiss der Heimtrainer einen besonderen Anteil bei all jenen herausragenden Erfolgen, die von den Athleten erreicht werden. Es hat sich aber auch gezeigt, dass die koordinierte Betreuung durch Fachverbandstrainer und hauptamtliche Verbandsmitarbeiter ein wesentliches Fundament für eine stabile Erfolgssicherung der Heimtrainer und der Athleten darstellt. Dort, wo beides stimmt, dort wo die Kommunikation zwischen Dach und Basis gelingt, stellen sich auch Erfolge ein.

Die begrenzten Mittel die die Spitzenverbände für Trainergehälter aufwenden können, müssen noch mehr der Trainingsarbeit am Athleten zugutekommen und dürfen nur zu einem sehr geringen Teil für bürokratische Tätigkeiten verwendet werden, die jedoch zweifellos auch notwendig sind. Der Beruf des Trainers sollte sich in der weiteren Zukunft in erster Linie dadurch auszeichnen, dass er sich über die Arbeit am Athleten öffentlich darstellt und dass der Erfolg und der Misserfolg in diesem Beruf an jenen harten Kriterien gemessen werden, denen sich auch der Athlet zu stellen hat. Zentimeter, Gramm, Sekunden, Tore, Punkte und Körbe sind somit Gradmesser für die Arbeit von Trainern. Ein Trainerberuf kann dabei immer nur ein unsicherer Beruf sein. Erfolg und Misserfolg liegen in diesem Beruf eng zusammen, genauso eng, wie dies für den Sport typisch ist. Auf- und Abstieg gibt es auch für Trainer. Für den deutschen Spitzensport kann es deshalb – will er international konkurrenzfähig bleiben eigentlich keine Trainerbeamten geben. Vielmehr müssen Trainerstellen begehrte Stellen sein, die man über nachweisbare Leistungen anstreben kann, aus denen man aber auch wieder zurückgenommen werden muss, wenn die Erfolge ausbleiben.

Angesichts knapper Finanzen müssen zukünftig die vorhandenen Mittel noch optimaler eingesetzt werden, als dies bereits heute der Fall ist. Die Reduktion von Fördermitteln zugunsten erfolgreicher Sportarten, die Hinwendung der Trainerstruktur zugunsten von Honorar- und Heimtrainern, die angestrebte Steigerung von Honorartrainerstellen zu Lasten von Vollzeitstellen im Fachverbands-Bereich erzeugen auch Probleme. Trainer verlieren auf diese Weise ihre berufliche Position, Familien sind hiervon betroffen und Schicksale können dadurch hervorgerufen werden. Die Sportverbände sich ihrer sozialen Verantwortung in dieser Sache bewusst sein, sie müssen deshalb bei all diesen Entscheidungen die individuellen Belange der jeweiligen Trainer beachten.

Wer den Beruf des Trainers ergreift, muss sich jedoch des Sachverhaltes bewusst sein, dass der Beruf des Trainers ein äußerst riskanter Beruf ist, dass man sich in Konkurrenz zu anderen Trainern befindet und dass man sich an seinen Erfolgen messen lassen muss, will man Erfolge von Athleten abverlangen.

Jeder Trainer hat die Chance, über seine alltägliche Arbeit zu zeigen, wer er ist, was er kann und wie erfolgreich diese Arbeit zugunsten der Athleten ist. Will der deutsche Spitzensport bei zukünftigen Großereignissen bestehen, will er ohne Leistungseinbußen bleiben, so wird es genau auf diese Leistungen ankommen. Aus- und Fortbildung muss dabei eine Selbstverständlichkeit sein. Engagement über die Regelarbeitszeiten hinaus muss erwartet werden und ein solidarischer Austausch von Know-how, von Erfahrung und Hilfestellung zugunsten der Athleten muss Verpflichtung sein. Zu all diesen Anforderungen gehört aber auch eine angemessene Bezahlung.

letzte Bearbeitung: 20.04.2020