Einleitende Bemerkungen
Als Walter Jens aus Anlass des 75-jährigen Jubiläums des Deutschen Fußballbundes 1975 in seiner Festrede die Sportfunktionäre¹ davor warnte, noch einmal „die Stirn zu haben“ und zu sagen, „dass der Sport kein Politikum sei“ und seine Festgemeinde darauf hinwies, dass der Sport auch dann zur Politik gehört, und gerade dann ein Element der Politik ist, wenn der Sport von der Politik ablenken soll. Jens war es dabei vermutlich klar, dass er längst Bekanntes, von Kritikern längst Diskutiertes für ein sportaffines Publikum rhetorisch aufbereitet hatte, das die Realität je nach dessen Interesse immer nur selektiv wahrgenommen hatte und dem dadurch ein wichtiger Alltagswissensbestand verstellt geblieben war: Sport ist und war nie nur eine angenehme Form der Unterhaltung oder eine nur lustvolle zweckfreie Betätigung mit Gesundheitswirkung. Das war und ist Sport wohl immer gewesen, doch ebenso ist der Sport auch ein Politikum, dessen Bedeutung und Wirkung weit über den Sport hinausgehen. Dabei ist zunächst noch gar nicht an große internationale Wettkämpfe und Turniere zu denken, sondern an alltägliche sportliche Erscheinungsformen wie das sportliche Handeln auf dem Trimmpfad, an das Fußballspiel einer Feierabendgruppe in einer Parkanlage und an den Seniorensportnachmittag in der städtischen Sporthalle, die sowohl für die Akteure in diesen Situationen wie auch für die Initiatoren dieser Ereignisse politische Geschehen auch dann darstellen, wenn sich die betreffenden Personen dieses Sachverhalts nicht bewusst sind. Den Sport sollte man vielmehr als ein politisches Phänomen charakterisieren, so wie es im Alltagssprachgebrauch geschieht: ob z.B. in einer Parkanlage Fußball gespielt werden darf oder nicht ist eine kommunalpolitische Frage, ob ein Seniorensportnachmittag finanziert werden kann, ob alte Leute isoliert leben, ob die arbeitende Bevölkerung sich durch Sport gesund erhält und so eine sinnerfüllte Freizeit verbringt etc. sind finanziell–, sozial– und gesellschaftspolitische Fragen.