Zum Verhältnis zwischen Sport und Politik

Der Sport weist nahezu in jeder Hinsicht politische Implikationen auf und sportliches Handeln ohne eine indirekte und meist auch direkte Beziehung zum Politiksystem ist undenkbar.

Auf lokaler Ebene ist der Sport in ein kommunalpolitisches Entscheidungsnetz eingebunden und ohne die Gewährung institutioneller kommunalpolitischer Rahmenbedingungen wäre das individuelle Sporthandeln nicht möglich.

Auf regionaler Ebene wird der Sport durch regionalpolitische Institutionen verantwortet. Er kann dabei in den verschiedenen politischen Ressorts der jeweiligen Landesregierung zugeordnet sein. Sämtliche in den Landesparlamenten vertretenen Parteien weisen ihre sportpolitischen Sprecher auf.

Auf nationaler Ebene wird das Thema Sport von der jeweiligen Bundesregierung und innerhalb der Regierung von mehreren Ministerien bearbeitet und verantwortet. Das Parlament weist einen eigenen Sportausschuss auf und der Bundespräsident verleiht verdienten Sportlern und Funktionären mit dem silbernen Lorbeerblatt eine besondere Auszeichnung.

Auf internationaler Ebene gibt es staatliche Organisationen wie das Europaparlament, die Europäische Union, die Vereinten Nationen, die UNESCO etc. Sie alle haben eigenständige, spezifische Strukturen aufgebaut und bearbeiten ihre jeweiligen sportpolitischen Aufgaben mit Unterstützung durch fachlich qualifiziertes hauptamtliches Personal.

Wie umfassend die politische Bedeutung des Sports und die ihm zugeschriebenen Zwecke sind, zeigt sich uns auch, wenn wir einen Blick in unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche werfen:

  1. Schulsport wird durch seine bildungspolitische Bedeutung legitimiert.
  2. Dem Gesundheitssport kommt eine wichtige gesundheitspolitische Bedeutung zu.
  3. Der Freizeitsport zeichnet sich durch eine gesellschaftliche und eine spezifische arbeitspolitische Bedeutung aus.
  4. Sportveranstaltungen sind eine begehrte Bühne zur Selbstdarstellung von politischen Systemen und von Politikern.
  5. Politiker nutzen ihre Mitwirkung in Sportorganisationen oft zur Karriereförderung, gelegentlich auch als Auffangbecken nach dem politischen Amt.
  6. Sport ist wichtiger medienpolitischer Inhalt.
  7. Der Sport hat eine militärpolitische Bedeutung. Er ist wichtiger Ausbildungsinhalt für Soldaten in jeder Armee dieser Welt.
  8. Der Sport wird von Politikern mit dem Erreichen außenpolitischer Ziele verknüpft.
  9. Der Sport dient weltweit der internationalen Repräsentation.

Der Sport weist somit durch und durch politische Implikationen auf. Dennoch ist Politik nicht Sport und Sport nicht Politik und es ist wichtig und angebracht, die beiden Sphären sorgfältig voneinander zu trennen und sie auch entsprechend zu unterscheiden.

Sport als eigenständiges System

Aus einer systemtheoretischen Perspektive betrachtet kann der Sport als ein eigenständiges System gedeutet werden, indem ein bestimmter Code für ihn besonders kennzeichnend ist. In fortgeschrittenen Industriegesellschaften lassen sich verschiedene Systeme unterscheiden, so unter anderem das Politiksystem, das Wirtschaftssystem, das Bildungssystem, das Rechtssystem, das System der Wissenschaft, der Massenmedien, der Religion, der Kunst, der Architektur und eben auch des Sports.
Das System des Sports weist dabei zu jedem anderen gesellschaftlichen System meist vielfältige Beziehungen auf. Der Zusammenhang zwischen Sport und Wirtschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten äußerst intensiv entwickelt, so dass man bereits von einer Sportökonomie spricht. In unserem Bildungssystem ist der Sport ein verpflichtender Bildungsinhalt, der mit einem relativ hohen Stundendeputat auf die gesamte Schulzeit verteilt ist. Im Rechtssystem hat sich ebenso wie im Wissenschaftssystem eine eigenständige Disziplin „Sportrecht“, bzw. „Sportwissenschaft“ herausgebildet. Religiöse Implikationen lassen sich bei Sportveranstaltungen und bei den unterschiedlichen Akteuren des Sports schon seit langer Zeit beobachten. Sport wird als Religionsersatz gedeutet und bei der Auslegung von Coubertins Olympismus wurde und wird von einer „olympischen Religion“ gesprochen. Für fast alle Massenmedien hat die Sportberichterstattung eine immer größere Bedeutung erreicht. Schließlich kann auch die kulturelle und künstlerische Bedeutung des Sports nicht hoch genug eingeschätzt werden und es kann kaum überraschen, dass sich viele der bedeutendsten Künstler dieser Welt auch in ihren Werken mit dem Sport auseinandergesetzt haben. Gleiches gilt für herausragende Architekten.

Doch auch bei dieser außergewöhnlichen Beziehungsvielfalt des modernen Sports zu den verschiedensten gesellschaftlichen Systemen hat dasselbe zu gelten wie für die Beziehung des Sports zur Politik. Sport ist weder Wirtschaft noch Kunst, Wissenschaft, Religion oder Bildung und so, wie der Sport nicht die ureigensten Aufgaben der Politik zu erfüllen hat, kann und soll er auch nicht die Aufgaben von Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst, Religion und Bildung erfüllen. Er hat viel mehr seinen eigenständigen Auftrag und die damit verbundenen Aufgaben zu erledigen.

Der Begriff des „Politischen“ war in der Vergangenheit im System des Sports überwiegend negativ besetzt. Meist wurde dabei im Sportsystem selbst das heuchlerische Spiel des „unpolitischen Sports“ gespielt. Der Sport wird dabei meist absichtsvoll aber oft auch unbedacht ideologisch als „schönste Nebensache“ etikettiert und das Politische wird zu etwas Marginalem degradiert. Aus Distanz zu diesem falsch verwendeten Begriff des Politischen gehe ich davon aus, dass der Begriff des Politischen als ein notwendiger Bestandteil zur Selbsterhaltung des Systems des Sports betrachtet werden muss. Es ist ein aktives politisches Bewusstsein im Sportsystem selbst notwendig, sollen jene Ziele, die die Sportorganisationen zu verfolgen haben, gesellschaftlich durchgesetzt werden. Folgt man einem weiten Begriff des Politischen werden bedeutsame Politikbereiche des Sports erkennbar. Neben der Vereins – und Verbandspolitik gewinnen angesichts der aktuellen Veränderungen in unserer Gesellschaft die Medienpolitik, die Markt – und Finanzpolitik und die Beschäftigungspolitik zunehmend an Bedeutung. Nicht weniger relevant ist die Gesundheitspolitik und die Integrationspolitik, die der Sport verfolgt.

In den Politikwissenschaften gibt es für den Begriff des „Politischen“ eine hilfreiche englischsprachliche Unterscheidung. Neben dem Terminus „Polity“ gibt es noch die Begriffe „Policy“ und „Politics“. Mit „Polity“ wird dabei die Organisationsform, das Normengefüge und damit vor allem die Ordnung des politischen Systems gekennzeichnet, mit dem Begriff „Policy“ kommt es zur Kennzeichnung der Inhalte, der Art und Weise der Bearbeitung der öffentlichen Angelegenheiten und Aufgaben, der Problemlösung und der Aufgabenerfüllung. Im Zentrum steht dabei die Gestaltung im politischen System. „Politics“ verweist auf das Prozesshafte des Politischen. Es geht um Interessen, um Konflikte und um Kampf. Macht und Konsens sind weitere Merkmale. Es geht zentral um die Durchsetzung der politischen Interessen. Die drei Dimensionen eines weiten Politikbegriffs liegen eng zusammen. Sie sollten nicht unabhängig voneinander betrachtet werden. Sie haben jedoch alle ihre besondere Relevanz auch für das System des Sports und für eine wünschenswerte Sportpolitik.

Weitere konstituierende Merkmale für ein Politiksystem des Sports müssen das Merkmal der Demokratie, der Autonomie, der Neutralität und der Subsidiarität sein. Entscheidungsprozesse und die Verteilung und Aneignung von Macht in diesem System müssen somit demokratischen Prozessen unterliegen; Entscheidungen müssen unabhängig von externer Beeinflussung getroffen werden; gegenüber externen politischen Ideologien muss das System neutral sein; und sein Verhältnis muss gegenüber dem Staat auf dem Prinzip der Subsidiarität beruhen.

Auftrag und Aufgaben eines wettkampforientierten Sportsystems

Eine wichtige Aufgabe der Verantwortlichen im System des Sports ist es, faire und chancengerechte Wettkämpfe für möglichst viele Athletinnen und Athleten zu gewährleisten, den Zugang zu den Sportveranstaltungen für alle Sportler offen zu halten, die sich nach den Regeln des Sports qualifiziert haben, um die interkulturellen Möglichkeiten des Sports möglichst optimal zum Tragen kommen zu lassen. Besonders zu beachten ist dabei ein Diskriminierungsverbot wie es in der olympischen Charta festgelegt ist.

Durch Sport soll ein Lebensstil geschaffen werden, der auf der Freude an Leistung, auf dem erzieherischen Wert des guten Beispiels, auf der Achtung universell gültiger moralischer Prinzipien aufbaut und auf sozialer Verantwortung beruht. Der Sport soll einen Beitrag zur harmonischen Entwicklung der Menschheit leisten. Mit dem Sport soll eine friedliche Gesellschaft gefördert werden, die der Wahrung der Menschenwürde verpflichtet ist.

Die Ausübung von Sport ist dabei ein Menschenrecht.

Zur Erfüllung seines Auftrages hat sich gemäß der olympischen Charta der Sport autonom zu organisieren. Daraus ergeben sich Rechte und Pflichten, insbesondere sind die Regeln des Sports und der Sportarten frei aufzustellen und zu überwachen. Jede Form von Diskriminierung eines Landes oder einer Person aufgrund von Rasse, Religion, Politik, Geschlecht oder aus sonstigen Gründen ist mit der Zugehörigkeit zur olympischen Bewegung unvereinbar.

Die Funktionen, die heute vom Sport erwartet werden, ihm unterstellt sind, die man sich von ihm erwünscht, die ihm vorgeworfen werden, lassen sich mit Blick auf seine systemtheoretischen Implikationen auf folgenden Nenner bringen:

  • Auf der Ebene der einzelnen Person soll der Sport einen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung des Individuums leisten, er soll biologisch wirksam werden, zum persönlichen Wohlbefinden beitragen, er soll Lebenssinn stiften, Freude machen, Anstrengung und Leistung erfahrbar werden lassen und vor allem soll er ein Bereich eigenverantwortlichen Handels sein.
  • Auf der Ebene der sozialen Beziehungen von Menschen und Gruppen soll der Sport positive Wirkungen auf unterschiedliche Sozialsysteme haben, so u.a. auf die Mannschaft oder auf eine Übungsgruppe, auf den Verein, die Familie, die Kirche, die Gemeinde, den Staat, die Bundeswehr etc. Es werden dabei in erster Linie sozial-integrative und präventive Effekte erwartet.
  • Auf der Ebene von Kultur und Gesellschaft soll der Sport Symbolwirkung zur Tradierung wichtiger Wertevorstellungen ausüben. Dies gilt vor allem für die Symbolkraft des leistungsorientierten Handelns, für Konkurrenz und Wetteifer und für die Werte Solidarität und Fair Play.

Stimmt man dieser Funktionsbeschreibung zu, so kann der soziale Auftrag des Systems des Sports relativ genau festgelegt werden. Die Funktionen beschreiben dabei die Ziele verantwortlicher Sportpolitik.

Das Sportsystem ist komplex geworden

In den bisherigen Ausführungen wurde von „dem Sport“, von „den Funktionen“ und von „dem Auftrag“ des Systems des Sports gesprochen. Dabei muss jedoch erkannt werden, dass sich der Sport in seiner historischen Entwicklung funktional in eine Vielzahl von relativ eigenständigen Bereichen ausdifferenziert hat. In meinen Studien habe ich deshalb den „organisierten Wettkampfsport“, „den Sport ohne organisierten Wettkampf“, den „zu einer sozialen Dienstleistung instrumentalisierten Sport“, den „Alternativsport“ sowie den „Berufssport“ als relativ eigenständige Sportmodelle unterschieden. Anstelle eines „Einheitssports ist heute ein mehrgliedriges Sportsystem getreten, dessen Glieder sich über ihre Funktionen, die sie zu erfüllen haben, unterscheiden lassen.

Auch in Bezug auf die „Funktionen des Sports“ ist Vorsicht angebracht. Viele Funktionszuweisungen scheinen wohl zunächst plausibel zu sein. Nicht selten lassen sich aber auch plausible Gegenargumente finden, die die erwünschten Funktionen in Frage stellen.

  • Der Sport kann dem Menschen helfen, seine Gesundheit zu erhalten – Sport kann aber auch krank machen.
  • Der Sport kann zur Integration von Menschen in Gruppen und in die Gemeinschaft beitragen – er kann aber auch Menschen und Gruppen trennen.
  • Der Sport kann zur Völkerverständigung beitragen – er kann aber auch zu Chauvinismus, Revanchismus und falsch verstandenem Nationalismus führen.

Zum Gebot der politischen Neutralität des Sports

Meine bisherigen Ausführungen haben gezeigt, dass der „Sport als Politikum“ wohl kaum zu bestreiten ist und eine „These vom unpolitischen Sport“, so sie es jemals gegeben hat, ganz gewiss nicht haltbar ist. Von der These des unpolitischen Sports ist jedoch die „These von einer notwendigen politischen Neutralität des Sports“ in ganz grundsätzlicher Weise zu unterscheiden. Vielmehr kann meines Erachtens der Sport nur dann seinen politischen Auftrag erfüllen, wenn er sich das „Gebot der politischen Neutralität“ zu eigen macht, seine Autonomie zu schützen weiß und wenn er seine eigenen sportpolitischen Entscheidungen unabhängig von den Systemen trifft, mit denen er sich in einer Austauschbeziehung befindet. Ganz gleich ob es das Politiksystem, das System der Wirtschaft, der Medien oder der Religion ist, die sich des Sports in unerlaubter Weise bedienen möchten.
Die Aufrechterhaltung der Autonomie des Sports ist dabei ganz gewiss nicht einfach. Manchmal kann es dabei auch ein Dilemma geben. Es bedarf jedoch immer einer unabhängigen politischen Entscheidung durch die Verantwortlichen des Sports, ob in einem bestimmten Fall ein Bekenntnis zum politischen Gehalt des Olympismus und des Sports im weitesten Sinne vorliegt oder ob dieser Propagandazwecken unterworfen und somit instrumentalisiert wird. Dabei ist es zwingend notwendig, dass das Entscheidungsverfahren im System des Sports an einem eigenständigen Rechts – und Schiedsgerichtsverfahren orientiert ist.

Das Gebot der politischen Neutralität sollte für den Sport in umfassender Weise gelten. Geboten ist eine parteipolitische Neutralität ebenso wie eine Neutralität gegenüber bestimmten politischen Ideologien. Die immer häufiger zu beobachtende parteipolitische Inanspruchnahme der Sportorganisationen und der Athletinnen und Athleten muss deshalb als eine besondere Gefahr betrachtet werden. Gleiches gilt für den Sachverhalt, wenn der Sport bei der Diskussion über Menschenrechtsverletzungen instrumentalisiert wird.
Die Handelnden im System des Sports haben ihre eigenen politischen Überzeugungen. Sie sind Beobachter der politischen Entwicklungen in der Welt. Doch es ist nicht vorrangig ihre Aufgabe, politische Themen zum Inhalt ihrer Kommunikation in den Sportorganisationen zu machen. Vielmehr ist eine sinnvolle Arbeitsteilung angebracht. Aus den Kreisen der Athletinnen und Athleten wird meines Erachtens zu Recht angemahnt, dass die Politiker lautstark Boykottempfehlungen an sie herantragen und dabei lediglich von ihrer eigenen politischen Verantwortung ablenken. Der Sport ist gut beraten, wenn er sich nicht zugunsten derartiger politischer Ersatzhandlungen instrumentalisieren lässt.
Deshalb ist es auch wenig hilfreich, wenn den Sportorganisationen empfohlen wird, zukünftige internationale Sportveranstaltungen nur noch an jene Länder zu vergeben, in denen in angemessener Weise die Einhaltung der Menschenrechte zum Tragen kommt. Würde die Einhaltung der Menschenrechte zur notwendigen Bedingung bei der Vergabe von sportlichen Großereignissen sein, so würde dies das Ende der Olympischen Spiele und der Weltmeisterschaften der Sportfachverbände bedeuten. Es stellt sich dabei die Frage, wer darüber entscheidet, ob in den Ländern, die sich für die Ausrichtung einer sportlichen Großveranstaltung bewerben, eine angemessene Berücksichtigung der Menschenrechte gegeben ist. Die Frage der universellen Gültigkeit der Menschenrechte stellt sich dabei gleichermaßen wie deren unterschiedliche kulturelle Interpretation. Würde man den Ansprüchen einiger westlicher Menschenrechtsexperten entsprechen, so wären zukünftig nur noch westliche Demokratien die Ausrichter von Sportgroßveranstaltungen. Einschränkend muss jedoch hinzugefügt werden, dass Amnesty International auch gegenüber der größten westlichen Demokratie Menschenrechtsverletzungen anmahnt. Ein Ausschluss dieser Demokratie aus zukünftigen sportlichen Großveranstaltungen kann sich wohl niemand ernsthaft wünschen.
Den Organisationen des Sports ist vielmehr auch zukünftig zu empfehlen, sehr bewusst und absichtsvoll sportliche Großveranstaltungen auch in Ländern durchzuführen, in denen die Menschenrechte nach unseren Maßstäben (noch) nicht hinreichend beachtet und umgesetzt werden. Nur dann kann der Sport mit seinen beispielhaften internationalen Begegnungsmöglichkeiten zu einer oft allerdings nur sehr kurzfristigen Verbesserung der Menschenrechtssituation in den betreffenden Ausrichtungsländern einen Beitrag leisten. Notwendig und wichtig ist dabei jedoch, dass der Dialog über die Menschenrechtsverletzungen proaktiv und nicht reaktiv geführt wird, dass bereits bei der Vergabe von Sportveranstaltungen an jene Nationen, die die Menschenrechte nicht ausreichend oder gar nicht beachten, das Thema der Menschenrechtsverletzung ganz oben auf der Tagesordnung stehen muss. Während der Planung und Durchführung von Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften hat dieses Thema die für eine Veranstaltung verantwortliche Sportorganisation ständig zu begleiten. Dabei ist es keineswegs eine vorrangige Aufgabe der Athletinnen und Athleten, sich an diesen Diskussionen zu beteiligen. Aufgabe der Sportorganisation ist es allerdings, die Athletinnen und Athleten bei ihrer Meinungsbildung zu unterstützen und sie bei öffentlichen Äußerungen gegebenenfalls auch zu schützen. Grundsätzlich sind aber eine herausgehobene Positionierung zu und der Umgang mit Themen wie Menschenrechtsverletzungen im besonderen Aufgabengebiet jener Funktionärinnen und Funktionäre zu sehen, die sich im ständigen Dialog mit den jeweiligen Organisationskomitees befinden und auf diese Weise einen direkten Zugang zu den jeweiligen Regierungen haben. In der Vergangenheit haben sich viele Sportorganisationen um diese Aufgabe gedrückt. Auf diese Weise haben sie mit dazu beigetragen, dass politische Unrechtssysteme den Sport zu ihren Propagandainteressen instrumentalisieren konnten. Um dieser Propaganda vorzubeugen, bedarf es ganz neuer Formen der Zusammenarbeit zwischen den Sportorganisationen und der Politik.

¹Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf „gendergerechte“ Sprachformen – männlich weiblich, divers – verzichtet. Bei allen Bezeichnungen, die personenbezogen sind, meint die gewählte Formulierung i.d.R. alle Geschlechter, auch wenn überwiegend die männliche Form steht.

Letzte Bearbeitung: 25. Mai 2022