Fair Play als Prinzip – Warum Doping niemals erlaubt sein darf?

1) Doping ist ein Grauzonen-Phänomen

Wie sauber, wie ehrlich sind die olympischen Medaillengewinner¹? Selten war die Suche nach einer Antwort auf diese Frage so intensiv, wie dies bei den Olympischen Spielen in Peking der Fall sein wird. Die Geschichte des Hochleistungssports ist nicht nur eine Geschichte großartiger Leistungen von herausragenden Persönlichkeiten, sie war und ist auch eine Geschichte des Betrugs und der Manipulation. Nicht selten war dabei auch von Bestechung die Rede. Je bedeutsamer sportliche Erfolge werden, desto größer ist die Gefahr, dass Athleten und Athletinnen sich um sportliche Erfolge bemühen, die nicht nur auf ihre eigene Leistungsfähigkeit zurückzuführen sind. Längst ist deshalb eine Si-tuation entstanden, in der fast jede sportliche Leistung unter dem Verdacht steht, auf unfaire Weise erbracht zu sein. Dies ist vor allem für jene Athleten und Athletinnen eine Belastung, die sich ihrer soliden Leistung sicher sein können, die im fairen Wettkampf ihre sportlichen Erfolge erringen und dabei nach wie vor in der Lage sind, Weltklasse-leistungen auch in Konkurrenz gegenüber jenen Athleten und Athletinnen zu erreichen, die gedopt sind oder sich unerlaubter Mittel bedienen.

Heute zeichnen sich die Diskussionen über das Dopingproblem durch Vermutungen, Spekulationen, beleidigende Unterstellungen und Behauptungen aus. Dies liegt in ers-ter Linie daran, dass an jenem Ort, an dem Doping-Verbrechen stattfinden, eine ge-schlossene Gesellschaft von kriminellen Wissenschaftlern, Dealern, Tätern und Feiglin-gen existiert. Deshalb können engagierte Athleten, Trainer und Funktionäre, die auf die Gefahren des Dopings hinweisen, auf die entscheidende Frage, ob sie irgendwelche Namen von Personen nennen könnten, von denen sie ausgehen, dass diese gedopt hätten, keine Antwort geben. Es kann dabei angenommen werden, dass einige wider besseres Wissen handeln und deshalb nicht bereit sind, die Zusammenhänge der Do-ping-Verbrechen offenzulegen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass dieses exakte Wis-sen, das aussagekräftig genug wäre, um als Zeugenwissen bei Gerichtsverfahren ein-gesetzt werden zu können, gar nicht existiert.

Das wohl alles entscheidende Problem liegt darin, dass die Doping-Manipulation in Si-tuationen stattfindet, die sich einer öffentlichen Beobachtung und Kontrolle entziehen. Der Doping-Betrug vollzieht sich in einem Prozess, an dem in der Regel mehrere Per-sonen beteiligt sind. Konkret findet der Betrug dort statt, wo der Athlet ein Medikament zu sich nimmt, das nicht erlaubt ist, oder ihm eine dritte Person ein Medikament in der Absicht verabreicht, auf diese Weise die Leistung unerlaubt zu manipulieren. Diese Si-tuation ist durch Privatheit gekennzeichnet. Der Betrüger und die Umwelt des Betrügers fühlen sich unbeobachtet. Sie sind sich sicher, dass der Betrug möglich ist und dass er zum Erfolg führt. Hat die Betrugssituation diese Qualität, so kann es nicht überraschen, dass wir über den eigentlichen Vorgang der Doping-Manipulation im Hochleistungssport so gut wie nichts wissen. Die wenigen Beschreibungen, die diesbezüglich versucht wurden, haben meist einen indirekten Charakter. Häufig handelt es sich auch um Ver-mutungen. Sie lassen weder verlässliche Schlussfolgerungen zu noch können sie Grundlage für justitiable Handlungen sein. Das wirkliche Ausmaß des Doping-Problems ist deshalb unbekannt; nicht einmal Schätzungen über den Umfang des Betrugs im Hochleistungssport sind derzeit möglich. Doping ist somit im besten Sinne des Wortes ein Grauzonen-Phänomen, von dem jedoch angenommen werden darf, dass es sich im Hochleistungssport umfassend verbreitet hat. Alle olympischen Sportarten sind mittler-weile davon betroffen.

2) Im Kampf gegen Doping ist staatliche Unterstützung vonnöten

Stimmen die hier gemachten Annahmen über die Verbrechenspraxis, so ist der Sport mit seinen Untersuchungsverfahren und mit seiner Verbandsgerichtsbarkeit überfordert. Er kann nicht Herr des Problems werden. Es werden vielmehr investigative Maßnah-men und Methoden benötigt, die dem Sport aus gutem Grunde nicht gestattet werden können. Will der Sport den entscheidenden Schritt im Kampf gegen das Verbrechen des Dopings im Sport tun, so benötigt er staatliche Hilfe, er benötigt kriminalistische Recherchen unter dem Schutz des staatlichen Gewaltmonopols. Die staatsanwalt-schaftlichen Untersuchungen in Frankreich bei der Tour de France, in Italien während der Olympischen Spiele von Turin und in den USA aus Anlass des Balco-Skandals und alle weiteren staatsanwaltlichem Interventionen, die seitdem vermehrt stattgefunden haben, sollten deshalb als ein bedeutsamer Beitrag im Kampf gegen die Doping-Verbrechen interpretiert werden. Doch scheint dies nur der erste Schritt zu sein. Univer-selle und konsequentere Strategien sind vonnöten, soll der Kampf gegen das Verbrechen des Dopings jene abschreckende Wirkung erzielen, auf die es ankommen muss, wenn man jene Athletinnen und Athleten schützen möchte, die sich den Prinzipien ei-nes fairen Sports verpflichtet fühlen.

3) Der Hochleistungssport steht unter einem Generalverdacht

Die aktuelle Entwicklung des Hochleistungssports wird von einer zunehmenden Gefahr der Selbstzerstörung geprägt. Doping-Verstöße sind in nahezu sämtlichen olympischen Disziplinen denkbar bzw. bereits aufgetreten, und betrachtet man die positiven Befunde bei Doping-Kontrollen der vergangenen Jahrzehnte, so kann jede sportliche Spitzenleis-tung in jeder olympischen Sportart unter Verdacht gestellt werden.

Angesichts solch einer Situation ist es naheliegend, dass immer wieder von selbst er-nannten ebenso wie von wirklichen Experten im Sport und außerhalb des Sports die Meinung geäußert wird, dass es ehrlicher wäre, wenn man die Doping-Kontrollen in Training und Wettkampf einstellen und jedem Athleten die Möglichkeit eröffnen würde, seine eigene Leistung medikamentös zu manipulieren. Die Plädoyers für die Freigabe des Dopings werden teilweise rhetorisch gekonnt vorgetragen und immer wieder wird dabei auf die Gesellschaft verwiesen, in der es ja ebenfalls längst üblich geworden sei, dass sich Menschen mittels Medikamenten fit halten, dass herausragende Leistungen von Künstlern und Wissenschaftlern, aber auch von vielen anderen Berufstätigen nur durch medikamentöse Unterstützung möglich seien und dass wir insgesamt damit zu leben hätten, dass eine Konsumgesellschaft immer auch eine Medikamentengesell-schaft sei. Der Sport – so wird gesagt – könne nicht besser sein als die Gesellschaft und deshalb sei es ehrlicher, wenn man Doping freigäbe. Auf diese Weise könnten die Zuschauer selbst entscheiden, ob sie ein Interesse an einem derartigen Sport hätten. Zumindest würde dem Zuschauer nicht mehr eine Illusion vorgegaukelt, bei der er nicht wisse, wer ehrlich sei und wer betrüge. Die Argumente für die Freigabe werden mittler-weile gebetsmühlenartig wiederholt. In Fernsehsendungen, in Talkshows und in der öf-fentlichen Berichterstattung werden sie auch vielen Sportbegeisterten übermittelt und so kann es nicht überraschen, dass auch in öffentlichen Umfragen immer mehr Menschen die Auffassung vertreten, dass eine Freigabe des Dopings wünschenswert wäre.

4) Plädoyers für eine Freigabe sind nicht gut begründet

Warum – so könnte man schon lange fragen – gibt es noch Athleten, Trainer und Funk-tionäre des Sports, die angesichts solcher Argumentation dennoch auf Dopingkontrollen, auf einen aktiven Kampf gegen Doping, auf Erziehung gegen Doping po-chen und damit nach wie vor der besonderen Idee des Sports, der Idee des Fair Play, das Wort reden, die anscheinend immer mehr utopische Züge annimmt. Warum geht man im organisierten Sport den schweren, mit vielen Widerständen und Verwerfungen gekennzeichneten Weg des Doping-Verbotes? Und warum wird nicht die einfache Lö-sung der Freigabe gesucht?

Wer sich ernsthaft mit dem Problem des Dopings im Hochleistungssport auseinander-setzt und dabei die Frage nach dem Sinn der Freigabe überprüft, der hat sich zum ei-nen sehr genau des Phänomens zu versichern, über das er redet. Doping ist eine be-sondere Form des Medikamentenmissbrauchs, der nur in der Welt des Hochleistungs-sports anzutreffen ist. Zwar gibt es in unserem Alltag vielfältige Formen des Medika-mentenmissbrauchs. Künstler putschen sich zu Höchstleistungen auf, Schmerzen wer-den mit der Hilfe von Medikamenten betäubt, und Medikamentenkonsum ohne ärztliche Applikation ist längst üblich geworden. Mittels Medikamenten versuchen auch Freizeit-sportler ihr Training zu beeinflussen, ihre Schönheit zu gestalten und ihren Körper zu formen. All dies ist Medikamentenmissbrauch, der sich jedoch vom Phänomen des Do-pings unter einem ganz wesentlichen Aspekt unterscheidet. Er findet in Situationen des Lebens statt, für die keine schriftlichen Regeln vereinbart und fixiert wurden. Der Miss-brauch verstößt nicht gegen feste Regeln und auch nicht gegen Gesetze; ja der Ge-setzgeber lässt sogar zu, dass Menschen sich durch Medikamentenmissbrauch selbst zerstören dürfen.

Anders verhält es sich beim Dopingbetrug im Sport mit dem Ziel der Leistungsmanipula-tion. Hier handelt es sich um „Doping“ im engeren Sinn des Wortes. Der Hochleistungs-sport, insbesondere der Sport wie er über Sportarten betrieben wird, konstituiert sich über jene Regeln, die die Sporttreibenden für ihre Wettkämpfe vereinbart haben. Er konstituiert sich dabei vor allem über die Maxime des Fairplay, über das Gebot der Un-versehrtheit des Athleten, über das Prinzip der Gleichbehandlung, über den gegenseiti-gen Respekt und über Achtung der Menschenwürde. Dopende Sportler verstoßen ge-gen diese Maximen und Gebote. Sie stellen sich bei ihren Betrugshandlungen damit außerhalb des Systems des Sports und sie gefährden seine konstitutiven Grundlagen. Deshalb müssen sie mit aller Entschiedenheit sanktioniert werden.

Zum anderen hat jeder, der die Freigabe fordert, die Frage nach dem „Danach“ zu be-antworten. Was wäre, wenn der Kampf gegen Doping beendet würde? Was wäre, wenn sämtliche Medikamente freigegeben würden? Was wäre, wenn die Wettkämpfe des Hochleistungssports einer pharmakologischen Leistungsschau gleichkämen?

Was die Fragen nach dem „Danach“ betrifft, so darf angenommen werden, dass im Fal-le einer Freigabe verschiedene Szenarien denkbar sind.

Im positivsten Fall würde Athlet A gegen Athlet B antreten. Beide Athleten hätten im Training die gleichen Medikamente zur Leistungssteigerung verwendet und auch im Wettkampf käme Gleiches zur Wirkung. In gewissem Sinne wäre somit Chancengleich-heit hergestellt. Wäre die Verabreichung dieser Medikamente ärztlich überwacht, so könnte man sagen, dass damit ein sicherer Hochleistungssport gewährleistet würde, wobei die Medikamente keine andere Funktion hätten als jene technischen Innovatio-nen, die man heute im Hochleistungssport beobachten kann: Ingenieure tragen dazu bei, dass Athleten schnellere Bobs, schnellere Fahrräder oder schnellere Boote im Ru-dersport haben und damit prinzipiell immer eine Chancen-Ungleichheit vor dem Wett-kampf erzielt wird. Die Freigabe von Doping scheint somit verlockend zu sein. Es wird jedoch verkannt, dass Athlet A nur dann gegen Athlet B unter gleichen medikamentö-sen Bedingungen antritt, wenn dies kontrolliert wird. Insofern bedürfte es auch in die-sem Fall einer Kontrolle. An die Stelle einer Anti-Doping-Kontrolle würde eine Medika-mentenkontrolle treten.

Wahrscheinlicher ist jedoch, dass nach einer Doping-Freigabe jeder Athlet mit Hilfe von Pharmakologen das wirksamste Medikament sucht, um seine Konkurrenten besiegen zu können. Ein Wettkampf der Pharmahersteller würde deshalb an die Stelle des Wett-kampfes der Athleten treten. Selbst Laien wissen jedoch, dass Medikamente nicht nur jene Wirkungen haben, die auf dem Beipackzettel als beabsichtigt ausgewiesen sind. Wer den ärztlichen Grundsatz über Bord wirft, dass Medikamente nur an jene Men-schen verabreicht werden sollten, die krank sind, der nimmt ganz offensichtlich wissend in Kauf, dass in einem Wettkampf der Medikamente bzw. der Pharma-Industrie die bei der Einnahme von Medikamenten üblichen und meist auch gefährlichen Nebenwirkun-gen in vollem Ausmaße eintreten.

Im Hinblick auf die Frage nach dem „Danach“ ist es deshalb sehr viel wahrscheinlicher, dass in einem Hochleistungssport des Medikamenten-Wettstreits das „Drop-out“ der „Ware“ Athlet bewusst einkalkuliert werden müsste. Schocksituationen bis hin zum überraschenden Herztod würden dabei zur Normalität. Doch dies könnte möglicher-weise verdrängt werden, da solches sich meist nur auf der Hinterbühne der sportlichen Shows ereignen würde. Auf der Vorderbühne dieses Hochleistungssports hingegen – so ist zu vermuten – würden medikamentös gestylte Super-Athleten gegeneinander an-treten: Wo Zwerge erwünscht sind, werden Zwerge manipuliert, wo Riesen erwünscht sind, werden Riesen produziert. Leistungssport käme einer Monsterschau gleich, wobei es naheliegend wäre, dass die beteiligten Pharma-Konzerne ihre eigenen Inszenierun-gen hervorbringen könnten. Solch ein Sport – das soll hier nicht bestritten werden – könnte für manche Menschen unterhaltsam sein. Wann immer der Tod lauert, das zeigt das Unterhaltungsinteresse in unserer Massengesellschaft, sind hohe Einschaltquoten im Fernsehen sicher. Wenn sich Spektakuläres ereignet, wenn Riesen gegen Zwerge, Zwerge gegen Zwerge und Riesen gegen Riesen antreten, dann könnte dies durchaus auf Interesse stoßen.

5) Doping ist eine Bedrohung von Menschlichkeit und erzieherischen Werten

Für jeden Menschen in unserer Gesellschaft sollte es aber die Frage nach der Würde des Menschen geben, die Frage nach dem, was zu verantworten ist gegenüber einem Leben, das dem Menschen in einmaliger Weise gegeben ist. Deshalb muss auch die Frage erlaubt sein, ob jene, die Doping freigeben wollen, selbst einen derartigen Sport betreiben würden und ob sie es zulassen würden, dass dies alles an ihrem eigenen Körper oder an dem ihrer Kinder erprobt und ausgeführt wird. Vor allem müssen die Verfechter der Freigabe danach gefragt werden, ob sie ihre Kinder in eine Sportart hin-einschicken würden, bei deren Entwicklung am Ende die Monstershow des Hochleis-tungssports steht. Die Freigabe-Befürworter müssen auch die Frage beantworten, wie sie einen pädagogisch verantwortbaren Kinder- und Jugendsport in der Zukunft gestal-ten möchten, ohne dass dieser die Grundlage für einen ethisch nicht zu verantworten-den Sport der Erwachsenenwelt sein kann. Es soll hier nicht verschwiegen werden, dass mit dem Doping-Verbot die individuelle Entscheidungsfreiheit der Athleten und Athletinnen eingeschränkt wird. Doch von welcher individualistischen Freiheit ist die Rede, wenn jemand für die Doping-Freigabe plädiert? Und welch gefährliche Vorstel-lung von gesellschaftlicher Ordnung verbirgt sich hinter einer derartigen Argumentation? Alle diese Fragen werden in den häufig sehr salopp geführten Diskussionen über Doping nicht gestellt und schon gar nicht beantwortet. Es wird somit deutlich, dass ein sorgfältiges Nachdenken über das Problem des Dopings bei den Befürwortern der Frei-gabe nicht stattgefunden hat. Vielmehr ist die Freigabediskussion durch modische Züge geprägt. Was „in“ ist, erhält Applaus. Frech und vorschnell vorgetragener Zeitgeist ist dabei bequemer, als sich die Mühe des intensiven Nachdenkens zu machen. Einmal mehr sei deshalb betont, dass schlechte Argumente auch dadurch nicht gut werden, dass man sie mehrfach wiederholt. Und schon gar nicht werden sie dadurch zu intelli-genten Äußerungen, dass sie lauthals in Fernsehsendungen verkündet werden.

6) Der Sport steuert sich über seine eigenen Regeln

Die besondere Bedeutung und Chance des Leistungssports ist nach wie vor darin zu sehen, dass in ihm eine Gegenwelt der „Eigenleistung“ erhalten werden kann, wie sie in nahezu allen übrigen Bereichen unserer Gesellschaft nicht mehr anzutreffen ist. Es zählt in solchem Sport nur jene Leistung, die die Athletinnen und Athleten mittels eige-ner Kraft auf der Grundlage der schriftlich niedergelegten Regeln hervorbringen. Ein sauberer Sport hängt deshalb entscheidend von jenen ab, welche die Regelsysteme in den Sportverbänden zu überwachen haben. Er hängt davon ab, ob mit Augenzwinkern Regelverstöße übersehen werden, ob jene, die gegen Regeln verstoßen, von ihren Re-gelverstößen mehr profitieren als solche, die die Regeln befolgen (wie das bei Doping-Verstößen leider noch viel zu häufig der Fall ist), oder ob von den Verantwortlichen alles getan wird, um insbesondere jüngere Athleten und Athletinnen davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, die selbst gesetzten Regeln einzuhalten. Davon ist die Idee des Sports in grundlegender Weise abhängig. Dazu gehört dann auch, dass die für den Sport Verantwortlichen ihren Sport als Teil der Gesellschaft verstehen, der sich gerade deshalb als etwas Besonderes auszeichnet, weil das Handeln im Sport auf schriftlich niedergelegten Regeln basiert, welche die Idee des Sports ausmachen.

Wenn Sportfunktionäre immer wieder darauf hinweisen, dass der Sport nicht besser sein könne als die Gesellschaft und dass dort ja ebenso Medikamentenmissbrauch stattfindet, weshalb es nicht überraschend sei, dass dieser Missbrauch auch im Sport anzutreffen sei, so ist diese Art zu argumentieren gewiss nicht als ein Beitrag zugunsten eines sauberen Sports zu bezeichnen. Vielmehr zeichnet sich solches Handeln durch Dummheit, Fahrlässigkeit und vorschnelle Anpassung aus. Der Weg zur Forderung nach Freigabe von Doping ist dann nicht weit. Eine pseudo-progressive Forderung erhält auf diese Weise Unterstützung von jenen, die sich in begründetem Eigeninteresse entschieden dagegen wehren müssten.

Offensichtlich gibt es viele Verantwortliche im Sport, die das Phänomen des Sports mit seinem Eigenweltcharakter nicht kennen. Verantwortliche im Sport, die die Prinzipien des Sports und die ihn prägenden konstitutiven Merkmale nicht kennen, handeln jedoch verantwortungslos. Sie gefährden den in freiwilligen Vereinigungen autonom organisier-ten Sport in dessen Werthaftigkeit, und sie verantworten eine schleichende Transforma-tion des Sports, deren normative Ausrichtung nicht eindeutig zu erkennen ist.

7) Das Prinzip des Fair Play hat weiterhin Gültigkeit

Will der Sport sich selbst erhalten, so hat er keine andere Möglichkeit, als alles zu tun, um sich seiner eigenen Grundlagen zu versichern. Seine Grundlagen sind die Regeln des Fair Play. Werden diese dem Sport entzogen, so findet er nicht mehr statt. Er ist dann allenfalls noch Teil einer Show, in der sich Athleten als Monster begegnen. Ein Schulsport mit Atemübungen, Yoga und Rückenschule wäre dann gewiss angemesse-ner als jener Schulsport, in dem Kinder und Jugendliche in Sportarten eingeführt wer-den, die im Fernsehsport nur noch als Karikaturen ihrer selbst existieren.

Will man dieser Entwicklung Einhalt gebieten, so ist es dringend geboten, dass sich die Verantwortlichen im Sport mit ihren selbstgesetzten Regeln auseinandersetzen.

Der Sport ist sowohl aus kultureller Sicht als auch unter gesellschaftspolitischen Ge-sichtspunkten nahezu der einzige Bereich in unserer Gesellschaft, der sich selbst ein schriftlich niedergelegtes, kodifiziertes Regelkonzept gegeben hat. Wenn Wissenschaft-ler miteinander konkurrieren, dann befinden sie sich in einer Konkurrenz um Stellen, um Positionen und um Erkenntnisse. Sie können sich dabei erlaubter und unerlaubter Mittel bedienen. Für diesen Wettkampf gibt es jedoch kein niedergelegtes Bezugssystem, mit Ausnahme vielleicht eines Ehrenkodexes, den aber viele Wissenschaftler meist ebenso wenig kennen wie ein Journalistenkodex den praktizierenden Journalisten bekannt ist.
Auch Journalisten stehen in ständiger Konkurrenz, was Wahrheit und Lüge in der Be-richterstattung zur Folge hat. Doch es gibt kein schriftlich niedergelegtes Bezugssystem für diese Konkurrenz, es gibt keine Schiedsrichter, die in diesen bedeutsamen Teilbe-reich der modernen Informationsgesellschaft eingreifen könnten. Ein Presserat kann gewiss diese Rolle nicht erfüllen und der Journalistenkodex ist es schon längst nicht mehr.

Man könnte noch weitere Beispiele nennen. Bei all diesen Beispielen kommt nur eines zum Ausdruck: Der Sport weist sich durch eine Einzigartigkeit aus, wobei nur jener Sport gemeint sein kann, in dem sich Menschen im Wettkampf mit anderen Menschen messen. Es ist dabei nicht vom Gesundheitssport die Rede oder von einer Rücken-gymnastik, die irgendwo in einer Turnhalle stattfindet. Der Sport, von dem hier zu spre-chen ist, ist vielmehr jener, der über schriftlich kodifizierte Regeln gesichert ist und in dessen Zentrum die Idee des Wetteifers steht. Nur dieser kann die postulierte Einzigar-tigkeit für sich in Anspruch nehmen.

8) Der Sport ist in der Gefahr, sein konstitutives Fundament zu verlieren

Die Verfehlungen, die heute im Wettkampfsport zu beobachten sind, haben die Qualität einer Bestandsgefährdung. Wenn Athleten gedopt am Wettkampf teilnehmen, wenn beim Fußball die gegnerische Mannschaft bewusst den Ball mit der Hand spielt oder wenn man Sportgeräte benutzt, die dem Gegner nicht zugänglich sind, dann wird das für das Gelingen der sportlichen Handlungen notwendige gegenseitige Vertrauen in Frage gestellt. Der Sport befindet sich dann in der Gefahr, sich in sein Gegenteil zu ver-kehren und der Radsport hat uns gezeigt, dass diese Gefahr Realität werden kann. Je-der Betrug im Sport weist uns darauf hin, dass es offensichtlich für die Teilnahme am Sport wie für jede andere gesellschaftliche Organisation eine Mitgliedschaftsbedingung gibt, die die Moral dieser Organisation garantiert: Wer am Sport teilnimmt, gibt das Ver-sprechen ab, dass er die Teilnahmeregelungen einhalten wird. Insofern können wir von einer Grundregel der Teilnahme im System des Sports sprechen. Die Eintrittsregel gilt dabei gleichzeitig als Austrittsregel und die Grundregel der Mitgliedschaft ist der Be-zugspunkt, von dem alle weiteren Regeln einer Sportart abgeleitet werden können. Wer nicht bereit ist, sich an die Teilnahmeregeln zu halten, tritt aus dem Spiel des Sports aus. Für den Sporttreibenden heißt das, dass er sich zu jeder Zeit darauf verlassen können muss, dass sein Partner genau so wie er selbst anerkennt, dass z.B. ein Ball, der die Torlinie überschritten hat, gemäß bestimmter Regeln als ein Tor zu zählen hat; dass sein Partner ebenso wie er selbst bemüht ist, möglichst viele Punkte zu erzielen, d.h. gewinnen will, und somit das Prinzip der Konkurrenz, welches sportlichen Wett-kämpfen zugrunde liegt, anerkennt und dass er ebenso wie sein Partner akzeptiert, dass er sich dabei nur zugelassener Hilfsmittel bedient. Diese Interpretation verweist darauf, dass es neben den niedergelegten Regeln der verschiedenen Sportarten noch weitere Prinzipien gibt, die im Sinne einer vorgeschalteten Norm für unser Handeln im Sport und dessen Gelingen von grundlegender Bedeutung sind. Mindestens drei Prinzi-pien lassen sich dabei unterscheiden:

  1. Das erste ist das Prinzip der Konkurrenz. Mit ihm wird das sportliche Handeln als Wettkampf definiert, und es wird dabei anerkannt, dass jeder Akteur bemüht sein muss, gewinnen zu wollen.
  2. Das zweite Prinzip ist das Fair Play-Prinzip. Es steht als eine leitende Norm im Hintergrund allen Handelns im Sport. Mit ihm wird zum Ausdruck gebracht, dass Menschen, die sich im Sport aktiv beteiligen, dies auf der Grundlage der verein-barten Regeln tun und dabei die Würde ihrer Partner beachten und achten.
  3. Das dritte ist das Prinzip der Unversehrtheit des Athleten. Diese Unversehrtheit muss auf die Person des Handelnden im Sport ebenso ausgerichtet sein wie auf dessen Kontrahenten. Ein Hochleistungssport, der auf die gesundheitliche Ge-fährdung der Menschen ausgerichtet ist, hat unter pädagogischen und ethischen Gesichtspunkten keine Berechtigung.

Das Prinzip der Konkurrenz überschneidet sich mit dem des Fair Play im Hinblick auf die Einhaltung von Regeln; beim Fair Play kommt die Beachtung der Würde hinzu. Das Prinzip der Unversehrtheit kann als nähere Bestimmung des Prinzips des Fair Play ver-standen werden. Für das System des Sports stellt Luhmann, einer der großen Soziolo-gen des 20. Jahrhunderts, deshalb zu Recht fest, dass es nicht akzeptiert werden kann, wenn „Siegen und Verlieren zu einem moralischen Schicksal gerinnen“. Die Differenz zwischen Sieg und Niederlage darf nur auf rein sportliche Kriterien verweisen. Deshalb gibt es ein moralisches Urteil über die Praxis des Dopings, die den Sport mit seinen Kri-terien unterläuft und zerstört. Wir brauchen deshalb eine Moral, die sicherstellt, „dass der Unterschied von Siegen und Verlieren sportlich verdient ist und das Publikum über sportliche Leistungen informiert und nicht über Biochemie“. Auf der Grundlage dieser Analyse und Interpretation ist es zwingend angeraten, die Frage nach den prägenden Merkmalen einer verantwortungsvollen Sportpolitik neu zu stellen und sie einer anderen Antwort zuzuführen, als dies bislang üblich war.

9) Sportfunktionäre benötigen ein fundiertes Regelbewusstsein

Wer sich in ein Amt des Sports wählen lässt, wer bemüht ist, mittels Sportpolitik Inte-ressen der sporttreibenden Bürger in einen gesamtpolitischen Interessendialog einzu-bringen, der kann dies nur verantwortungsvoll tun, wenn er sich dabei der Sache gewiss ist, für die er Verantwortung übernommen hat, wenn er die pädagogischen, sozialen und politischen Möglichkeiten des Sports kennt, wenn er aber auch gleichzeitig weiß, wodurch diese Möglichkeiten in Frage gestellt sein können, wodurch das System, das er zu repräsentieren hat, sich selbst gefährden kann. Verantwortungsvolles sportpoliti-sches Handeln kann ohne grundlegendes Regelbewusstsein und ohne grundlegende Kenntnisse über das eigene Regelsystem nicht gelingen. Dazu gehört auch eine Ver-pflichtung, die jeder Verantwortliche sich selbst gegenüber einzugehen hat. Grundlage dieser Verpflichtung muss dabei die eigene Überzeugung von den Prinzipien des Sports sein. Wer Verfehlungen im Sport damit entschuldigt, dass er auf Verfehlungen in der Gesellschaft verweist, der zeigt, dass er über unzureichende Kenntnisse der Regelbasis des Sports verfügt. Er macht gleichzeitig damit aber auch darauf aufmerksam, dass er nicht die notwendige Voraussetzung mitbringt, die als Bedingung für ein Ehrenamt im Sport zu definieren ist. Man kann nicht durch Hinweise auf moralische Verfehlungen anderer seine eigenen rechtfertigen.
Wer die Anti-Doping-Debatte in den Sportorganisationen in den vergangenen Jahren hat genauer beobachten können, der muss erkennen, dass offensichtlich in vielen Füh-rungsgremien der Sportorganisationen nur bedingt das notwendige Regelbewusstsein vorhanden ist, das für eine verantwortungsvolle politische Interessenvertretung des Sports Voraussetzung und Bedingung sein muss. Dies hängt ohne Zweifel auch damit zusammen, dass immer häufiger ehrenamtliche Führungspositionen von Persönlichkei-ten übernommen werden, die auf keine oder auf eine nur sehr kurze Sozialisation im Sport verweisen können und die somit ganz offensichtlich nicht über eine ausreichende praktische Erfahrung im Sport verfügen. Viele dieser Repräsentanten wissen nicht, was die Regeln des Sports ermöglichen; ihnen ist das Authentische des Sports verschlossen geblieben. Vor allem ist ihnen fremd, dass der Sport selbst auf der Grundlage seiner Regeln ein Modell für die Gesellschaft und in gewissem Sinne sogar ein Modell für eine bessere Gesellschaft sein kann. Wenn aber an der Basis des Sports immer häufiger und immer entschiedener die Logik der Wirtschaft und die Logik des Geldes zum Tra-gen kommt und wenn dabei ein Regelmix aus zwei oder mehrerer Systeme entsteht, so darf es nicht überraschen, dass die konstitutiven Elemente des Sports sich schleichend verändern, dass der Sport einem Phänomenwandel unterliegt, der sich vor allem auch dadurch auszeichnen kann, dass am Ende dieses Wandels der Betrug zu einer Selbst-verständlichkeit wird und das Regelbeachten zum Sonderfall. Ist dies der Fall – und manches deutet darauf hin, dass wir uns bereits auf diesem Weg befinden – so haben wir von einer neuen Sportpolitik und einem neuen Sport zu sprechen. Immer mehr Ver-antwortliche im Sport wollen dies, sie äußern ihre Interessen dezidiert, so z. B., wenn sie für die Freigabe des Dopings plädieren. Findet diese Auffassung eine Mehrheit, wird sie konsensfähig, so kann sie von jenen, die diese Entwicklung als verantwortungslos empfinden, lediglich konstatiert werden. Will man dies verhindern, so muss aufklären-des und ethisches Wissen bereitgestellt werden, um zumindest eine Situation zu erzeu-gen, in der es nicht mehr möglich sein kann, dass jene, die diese Veränderungen zu verantworten haben, sich mit der Behauptung rechtfertigen können, sie hätten nicht ge-wusst, was sie tun.

10) Das Doping-Problem kann nicht gelöst, aber bewältigt werden

„Ist das Doping-Problem lösbar?“, diese Frage wird häufig gestellt. Die bisherigen Aus-führungen legen nur eine Antwort nahe: „Gewiss nicht!“ Mancher wird über die Ausfüh-rungen und die Antwort empört sein. Er wird denken: Der heutige Hochleistungssport ist doch nicht der Sport, den ich selbst als sinnvoll erachte. Ein Hochleistungssport, in dem man derartig umfangreiche Kontrollen durchführen und Investitionen in Millionenhöhe tätigen muss, um ihn auch nur noch annähernd gemäß des Fair Play- Prinzips zu ge-währleisten, ist nicht mein Sport. Einen Hochleistungssport ohne Betrug hat es jedoch bis zum heutigen Tage noch nie gegeben. Betrug im Hochleistungssport liegt in der Na-tur der Sache. Wer Regeln setzt, der muss sich der Logik seiner Handlung klar sein. Mit der Setzung von Regeln wird implizit die Möglichkeit eröffnet, dass gegen diese Regeln verstoßen werden kann. Insofern ist in der Definition der Regel die Idee des Regelver-stoßes angelegt. Der Hochleistungssport, der auf Steigerung ausgerichtet ist (höher, schneller, weiter), der an Grenzen stößt, insbesondere in Bezug auf den Grenznutzen des Trainings und bezogen auf die möglichen Leistungssteigerungen im Wettkampf, der muss damit leben, dass es in seinem Handlungsfeld auch weiterhin die Möglichkeit zum Betrug gibt. Ist ein Mensch an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit gekommen und wird ihm die Möglichkeit offeriert, mittels pharmakologischer Manipulation seine Leistung künstlich zu steigern, um sie damit weiterhin auf dem Markt zum Verkauf anbieten zu können, so kann ihn nur eine starke Identität, möglicherweise auch eine gute Erziehung durch seine Familie und seine Umwelt davor hüten, dieser Versuchung zu erliegen. Die geeignete Antwort auf die Frage, ob das Doping-Problem lösbar ist, findet sich deshalb in der eigentlich wichtigeren Frage: Wie gehen wir mit dem Problem des Doping-Betruges um?

Die Zehn Gebote werden nicht dadurch unsinnig, weil Menschen gegen diese Gebote verstoßen. Das Gleiche gilt für die Regeln des Sports. Gerade deshalb muss der vor-schnelle und meist sehr dumme Lösungsvorschlag zurückgewiesen werden, der in der Aussage gipfelt: „Gebt doch dieses Doping frei! Lasst die Athleten machen, was sie wol-len! Jeder soll schlucken, was er will! Das ist nun einmal so. In der Wissenschaft neh-men einige Forscher Stimulanzien, um ihre Leistungen zu erbringen. Kaffee wird in un-serer Gesellschaft literweise getrunken, ohne dass dies in Frage gestellt wird. Wer ei-nen Blick in Hausapotheken wirft und wer beobachtet, was morgens neben dem Früh-stückstisch alles an Medikamenten liegt, der weiß, dass wir längst in einer Medikamen-tengesellschaft leben.“ Einige Beobachtungen, auf die solche Äußerungen verweisen, sind gewiss richtig. Ganz gewiss hat unsere Gesellschaft ein Medikamentenproblem. Diese Gesellschaft hat auch ihr eigenes Drogenproblem. Der Sport ist jedoch nicht identisch mit unserer Gesellschaft. Er ist vielmehr gemäß seiner eigenen Definition ein ausgegrenzter Bereich. Der Sport ist auch keineswegs etwas Natürliches, er ist viel-mehr ein äußerst künstliches Gebilde, das sich die Menschen selbst geschaffen haben. Beim 400-m-Lauf wird an einer bestimmten Stelle losgelaufen, um genau an die gleiche Stelle nach 400 Metern zurückzukommen. Etwas Unnötigeres und in gewissem Sinne Unsinnigeres kann man wohl kaum tun. Doch wenn begriffen wird, dass der Sinn des Weltsports genau in solch sinnlosen Handlungen liegt, dann wird man begreifen, dass der Sport einen besonderen Platz in unserer Kultur einnimmt.

Resümierend kann deshalb festgestellt werden: Es gibt für die Verantwortlichen im Sport keine Alternative, als konsequent die eigenen Regeln zu beachten. Deswegen müssen sich Funktionäre den eigenen Regeln verpflichtet fühlen. Dies gilt gleicherma-ßen für die Athleten und für die Trainer. Es gilt aber auch für jene, die direkt oder indi-rekt am Hochleistungssport beteiligt sind. Das Fair Play-Prinzip ist nach wie vor grund-legend für den modernen Hochleistungssport. Das Fair Play-Prinzip ist keine Erfindung Adeliger, auch wenn es in England seine Wiege hat. Das Fair Play-Prinzip ist vielmehr ein Prinzip, das menschliches Leisten in Situationen der Konkurrenz auf eine humane Weise steuert. Der Hochleistungssport ist nur deshalb ein sinnvolles und förderungs-würdiges Kulturgut in unserer Gesellschaft, weil in ihm die Möglichkeiten des menschli-chen Leistens in einer besonderen Weise zum Ausdruck gebracht werden können. Für unsere Gesellschaft ist es wichtig, dass in ihr die Möglichkeiten der menschlichen Leis-tung von jungen Menschen auf symbolische Weise vorgeführt werden. Aber diese Symbolik und diese Qualität hat der Hochleistungssport nur, wenn er auf saubere Wei-se betrieben wird.Legt er einer Öffentlichkeit, die ihn interessiert beobachtet, die Inter-pretationsmöglichkeit nahe, dass die symbolischen Leistungen des Athleten verfälscht sind, ja, dass der Betrug zur Selbstverständlichkeit des Hochleistungssports geworden ist, dann hat dieses Kulturgut seine Glaubwürdigkeit und seine Qualität verloren. Dann hat der Hochleistungssport keine öffentliche Unterstützung verdient. Die politisch Ver-antwortlichen wären dann gut beraten, sich von diesem Hochleistungssport zu verab-schieden.
Der Hochleistungssport kann nur dann seine öffentliche Unterstützung erhalten, wenn er seine Regeln beachtet. Dazu sind alle verpflichtet. Allen voran die Verantwortlichen in den Verbänden, die Athleten und die Trainer, aber auch die, die den Sport begleiten und beobachten, sollten sich dazu verpflichten lassen.

¹ Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf „gendergerechte“ Sprachformen – männlich weiblich, divers – verzichtet. Bei allen Bezeichnungen, die personenbezogen sind, meint die gewählte Formulierung i.d.R. alle Geschlechter, auch wenn überwiegend die männliche Form steht.

Letzte Bearbeitung: 14.12.2022