Erwartungen an den Sportjournalismus

Einleitende Bemerkungen 

 

Die folgenden Erwartungen an Sportjournalisten1 sind so allgemein gehalten, damit die gesamte Sportjournalistik sich darin wiederfinden kann. Ich gehe davon aus, dass allgemein formulierte Erwartungen Anlass für Diskussionen sein können. Ich bin mir dabei durchaus   bewusst, dass allgemein formulierte Aussagen im Zusammenhang mit normativen Wertungen – und Erwartungen sind das ja in prinzipieller Weise immer – zunächst auf Ablehnung stoßen. Für den speziellen Fall ist im gewissen Sinne eine allgemein formulierte Kritik immer unzutreffend. Wer jedoch bereit ist, sein eigenes Tun im Bereich des Journalismus einer kritischen Würdigung zu unterziehen, der wird sich selbst auch in allgemeinen Erwartungen wiederfinden.  

Die hier geäußerten Erwartungen werden aus der Sicht eines Sportwissenschaftlers an die Sportjournalisten und Sportjournalistinnen herangetragen.
Erwartungen aus der Sicht der Wissenschaft haben sich dabei von Erwartungen anderer Institutionen, Gruppen und Personen meines Erachtens auf zweifache Weise zu unterscheiden. Einmal sollten die als wissenschaftliche Erwartungen zu bezeichnenden Äußerungen nicht „privaten“ Charakter haben, sie sollen vielmehr auf einer Ansammlung intersubjektiv überprüfbarer Aussagen beruhen. Zum zweiten sollten solche Aussagen theoretisch begründet sein, d. h: Unter Anwendung entsprechender Forschungsmethoden sollte jener Sachverhalt, zu dem Erwartungen geäußert werden, in einem systematischen Zusammenhang dargestellt sein. 

Beide Bedingungen erfüllt die Sportwissenschaft in Bezug auf das Thema des Sportjournalismus bis heute noch immer nicht. Die Sportwissenschaft hat sich bislang nur sporadisch und meist in wenig repräsentativen Fallstudien mit dem Journalismus beschäftigt, und vielfach besteht dabei die Gefahr, dass pauschale Vorurteile sich über erste wissenschaftliche Versuche zu unbegründeten Verurteilungen wandeln.  

Wenn ich dennoch im Folgenden acht Erwartungen an den Sportjournalismus richte, so sollte dieser unsichere Boden, auf dem meine Erwartungen basieren, immer mitbedacht werden. Ich werde mich freilich bemühen, auf empirische Untersuchungen Bezug zu nehmen, die andere, oder ich selbst, angefertigt haben.
Die folgenden Erwartungen beziehen sich auf Aufgaben, die üblicherweise Sportjournalisten erfüllen sollten, wenn man ihre eigenen Leitsätze ernst nimmt, und wenn man vor allem die Interessen der Rezipienten berücksichtigt, die täglich die Produkte des Sportjournalismus konsumieren.
Neben der Beschreibung solcher Erwartungen werden sich meine Ausführungen aber auch darauf beziehen, wie man als Journalistin oder Journalist der Erfüllung solcher Aufgaben nachkommen könnte. 

 

1. Erwartung

Sportjournalisten sollten in ihrer Berichterstattung jener Bewegungs- und Sportwelt gerecht werden, der sie außerhalb ihrer Redaktionen begegnen und deren Darstellung von den Rezipienten erwünscht wird. 

Es wäre falsch, wenn den Sportmedien vorgeworfen würde, dass sich in den Medien die alltägliche Bewegungs- und Sportwelt nur in einer reduzierten Form wiederfindet. Im Schaffen einer eigenen Sportwirklichkeit liegt vielmehr eine prinzipielle Notwendigkeit journalistischen Arbeitens. Medien stehen – nicht nur beim Sport – unter prinzipiellem Selektionszwang.
Zur Beschreibung von Funktion und Arbeitsweise der Journalisten genügt also keineswegs eine sog. Abbildtheorie, in der davon ausgegangen wird, dass es Aufgabe von Journalisten sei, Ereignisse in den Medien so abzubilden, wie sie wirklich geschehen sind. Geeigneter ist hingegen die sog. Definitionstheorie. Sie weist den Medien eine aktive, Realität entwerfende Funktion zu. Auf der Grundlage von Erfahrung und naiven Theorien legen demnach Journalisten fest, welches Ereignis als „wirklich“ bzw. als mitteilungswerte Nachricht zu gelten hat und welches in den Papierkorb der Redaktionen wandert. 

Stimmt man solcher Beschreibung zu, so ist unmittelbar einsichtig, dass Journalisten über die Festlegung dessen, was als sportliche Realität aufzufassen ist, soziale Kontrolle ausüben. Die Frage, die sich dabei stellt, ist, nach welchen Kriterien Sportjournalisten festlegen, was als sportliche Realität aufzufassen ist, nach welchen Kriterien ein Inhalt ausgewählt und ein anderer ausgeblendet bzw. aus welcher Perspektive ein Thema behandelt wird. Diese Frage ist vor allem deshalb wichtig, weil durch das Nichtvorhandensein im täglichen Nachrichtenspektrum ein öffentlichkeitswirksamer Indikator für die soziale Irrelevanz von ausgeschlossenen Themen entsteht. 

Denken wir an Themen wie z.B. Schulsport, Resozialisation, Altensport, Breitensport etc., so kann unter diesem Aspekt den Sportjournalisten der Vorwurf der einseitigen Definition bzw. Selektion nicht erspart werden. Die Auswahl der Inhalte in der Sportberichterstattung richtet sich in erster Linie nach dem Prinzip der spektakulären Leistung. Im Mittelpunkt steht die überschaubare, kontrollierbare und spannende sportliche Handlung, und wo das Überschaubare nicht ausreicht, wird z. B. im Fernsehen die Spannung mittels technischer Tricks erzeugt. Spannung und Unterhaltung werden dabei oft auf sportfremde Weise hervorgebracht. Die sportliche Höchstleistung wird auf das Rituelle reduziert. Fußball setzt sich gleichsam aus Torschuss und Tor zusammen, in der Leichtathletik gibt es nur noch den Rekord oder die Niederlage. Der Prozess der Leistung, das Entstehen einer sportlichen Höchstleistung, wird in der Regel nicht betrachtet. Dadurch wird ein oberflächlicher, reduzierter Eindruck von der sportlichen Leistung vermittelt, und es entsteht dabei der Eindruck, dass es Zahlen sind, aus dem in erster Linie der Sport gebaut ist. Zuschauerrekord, Rekord an gelben Karten, Rekord an roten Karten, Rekord an Toren, all dies ist berichtenswert, aber der Sinn des Sports wird durch das gnadenlose Prinzip des Überbietens und Scheiterns auf eine gefährliche Weise einseitig verändert. 

Nicht weniger wirklichkeitsfremd ist ein weiterer Sachverhalt. Entgegen öffentlicher Interessen kümmern sich die Sportredaktionen nur am Rande für die Bürger und deren Lebensgestaltung in so wichtigen Lebensbereichen wie jenen des Breiten- und Freizeit- sowie Erholungssports, obgleich gerade auf lokaler Ebene derartige Sportbereiche von den Rezipienten als die Wichtigsten bezeichnet werden. Die Sportberichterstattung steht somit im krassen Gegensatz zu ihrem sozialpolitischen Auftrag und zur sportlichen Realität. Die Sportmedien berücksichtigen bei ihrer Berichterstattung in 98%der Fälle nur den Hochleistungssport.      

Die über 30 Millionen DOSB-Mitglieder in über 90 000 Vereinen betreiben jedoch vornehmlich Breiten- und Freizeitsport. Allein dieser Vergleich deutet darauf hin, dass sich die Ziele der Berichterstattung und die Ziele des Sports im sozialethischen und sozialpädagogischen Bereich nicht decken. Das Sportinteresse der Bevölkerung ist vielmehr den Interessen der Sportberichterstattung weit voraus. 

Angesichts des Phänomens der Informationsdoppelung ist diese Entwicklung besonders unverständlich. Die Sportjournalisten meinen, sie müssten ein und denselben Gegenstand immer wieder aufs Neue interessant „aufputzen“. Dadurch entsteht eine Tendenz zur Informationsverdoppelung, die angesichts der Bedeutungslosigkeit der Informationen nur Verwunderung hervorrufen kann. Durch die Mehrfachnutzung von Medien wird die Tendenz zur Informationsverdoppelung noch verstärkt. Heute sind inhaltliche Überschneidungen für alle Medienkonsumenten zum Normalen geworden. Jeder einzelne steht in einem Netzwerk der Medienkommunikation, das auf Überinformation abzielt, und die Merkfähigkeit des Konsumenten außer Acht lässt. So können die Zeitungen das noch einmal bringen, was im Fernsehen auf drei Kanälen bereits wiederholt wurde. Es wird also etwas über ein Sportereignis nachgelesen, was die Leute aus dem Fernsehen, dem Radio und dem Internet tags zuvor erfahren haben, unmittelbar danach sind jedoch die sportlichen Informationen trotz mehrfacher Wiederholung aus dem Gedächtnis der Rezipienten verschwunden. Dies ist auch gut so. Doch einige Kritiker fragen sich angesichts dieses Phänomens zu Recht, warum Journalisten die Ergebnis- und Rekordberichterstattung so ernst nehmen, ja, warum sie sich z. T. ausschließlich dieser Aufgabe zuwenden. Könnte hier nicht weniger und dafür anderes unterhaltsamer und informativer sein? 

Die wohl wichtigste Forderung gegenüber Sportjournalisten betrifft deshalb den Abbau der Einseitigkeit. Das heißt zum einen, dass vermehrt über Sportarten berichtet werden sollte, die von vielen Menschen betrieben werden und damit auf das besondere Interesse von Lesern, Sehern und Hörern stoßen. Hier scheint es so zu sein, dass die Sportberichterstattung der tatsächlichen Entwicklung in den Sportarten und sportbezogenen Bewegungsangeboten hinterherhinkt. Karateveranstaltungen ziehen heute z.B. oft mehr Zuschauer an als Boxveranstaltungen, und es könnte durchaus sein, dass Dinge, die uns sektiererisch erscheinen, in Wirklichkeit ganz entschieden auf dem Vormarsch sind. Zum anderen heißt das aber auch, dass man in der Sportberichterstattung auch jenen neuen Bewegungskonzepten gerecht werden muss, die sich alternativ zu den tradierten Sportkonzepten entwickeln und zunehmend auf Zuspruch stoßen. Wettbewerbslose Formen des Bewegens und Tanzens, der Körperbeherrschung und Körpererfahrung gehören hier ebenso dazu, wie die subkulturellen Bewegungswelten von Surfern, Bergsteigern oder Drachenfliegern. 

Die Forderung nach Abbau von Einseitigkeit zielt aber auch darauf ab, dass Außenseiter stärker in die Berichterstattung einbezogen werden müssen. Hier könnte man die leider in Vergessenheit geratene DDR-Sportberichterstattung zum Vorbild nehmen, ohne dass man sich allerdings des schwülstigen Pathos bedient, der z. B. im DEUTSCHEN SPORTECHO oder in anderen Tageszeitungen der DDR üblich war. Wichtig ist, dass es dabei um die Einbeziehung des Schulsports, des Breitensports, um die Einbeziehung der ehrenamtlichen Helfer, um Kindersportfeste, um deren Teilnehmer, um die Freizeitsportler, um Behinderte, um ältere Mitbürger, um ausländische FamiIien und deren Sport und Bewegungswelt geht. 

SchIießIich muss mit Blick auf die derzeitige Einseitigkeit als bedenklich angesehen werden, wenn angesichts der exzessiven Darstellungen über private Banalitäten von Fussballstars und Olympiasiegern qualifizierte Sportdiskussionen in den Medien meist mit keinem Wort Erwähnung finden. 

Insbesondere Sportpolitik und Sportwissenschaft führen in den Medien ein kaum zu übertreffendes publizistisches Schattendasein. Immerhin sind beide wichtige Akteure für die Weiterentwicklung des Sports in unserer Gesellschaft. Aber abgedrängt in auflagenschwache Fachblätter, die nur von einem internen Leserkreis zur Kenntnis genommen werden, kommen ihre Erkenntnisse bzw. Entscheidungen und Diskussionsbeiträge der Gesellschaft nur selten zugute.  

Mit der Forderung nach einer angemessenen Widerspiegelung der sportlichen Wirklichkeit hängt auch meine zweite Erwartung zusammen, die ich an Sportjournalisten richten möchte. 

 

2. Erwartung

Sportjournalisten sollten die Athleten und Athletinnen als jene Menschen darstellen, die sie in unserer Gesellschaft in Wirklichkeit sind. 

Das BiId, das von den Athleten in den Medien gezeichnet wird, ist unangemessen. Dass mit dem Wort „Sportler“ in der Öffentlichkeit nicht selten nur Attribute wie „egozentrisch“, „intellektuell eher etwas bescheiden“, „muskelbepackt“ und „Asket“ assoziiert werden, hängt nicht zuletzt mit der massenmedialen Präsentation der Sportler zusammen. Die Medien haben über Jahre den angeblich typischen Leistungssportler dargestellt. Wer hingegen die Sportler und den Sport kennt, der weiß, dass solche generalisierenden Darstellungen nur zustande kommen konnten, weil man sich lediglich mit dem Leistungssport und dort nur mit dem letzten entscheidenden Wettkampf, nicht aber mit dem Prozess der Leistung befasst hat. Dies hat zur Folge, dass Leistungen nur festgestellt und mit früheren Leistungen verglichen werden, ohne auf den Hintergrund und die Persönlichkeit des Sportlers Rücksicht zu nehmen. Der Sportler ist dabei zum Objekt der Kommunikation degradiert worden, er ist zu einem erstarrten Klischee geworden und zu einem „produzierten Image“ verkommen. 

Die Kritik, die Athleten über die Sportmedien äußern, ist vielfach berechtigt. Was aber müsste sich ändern?
Sollen zukünftig Sportler als Persönlichkeiten dargestellt werden, die sie nicht weniger als andere Menschen sein können, so erfordert dies eine andere Einstellung der Journalisten zum Sportler. Eine Auseinandersetzung, nicht nur mit seiner Leistung, wird notwendig sein. Der Journalist muss sich mit den Personen, mit den Menschen, auseinandersetzen, die die Leistung erbringen. Dies wird ein langwieriger Prozess sein. Fundierte Recherchen sind dazu ebenso notwendig wie Vorurteile zu überwinden sind, und die Sportler selbst müssen bereit sein, sich einer ehrlichen Diskussion zu stellen. 
Es muss hinzugefügt werden, dass vor allem das Bild, das die fast ausschließlich männlichen Sportjournalisten insbesondere von der Frau im Sport zeichnen, in vieler Hinsicht unakzeptabel ist. Herkömmliche Rollenerwartungen einer von privilegierten Männern bestimmten Gesellschaft spiegeln sich in den Sportmedien wider. Aber nicht nur dies zeigt sich in den empirischen Untersuchungen. Frauen werden auch in quantitativer Hinsicht in der Sportberichterstattung benachteiligt. Dies gilt nicht nur, wenn es um Fußball geht. Bei der inhaltlichen Betrachtung der Berichterstattung zeigen sich neben einer Reihe positiver Merkmale eine Vielzahl frauenfeindlicher Darstellungstechniken. Frauen werden zum Beispiel in der Regel immer nach ihrem Äußeren beurteilt. Das Aussehen wird kommentiert und normiert. Von Frauen wird ein Schönheitsideal verlangt, sie sollen sich nicht dem Ideal, das unsere Gesellschaft von Frauen hat, widersetzen. Frauen werden dabei häufig als Sexualobjekt für männliche Schaulust dargestellt. Über das Merkmal der Sexualität wird die Frau zur Ware und kann auf dieser Grundlage vermarktet und für die Werbung ausgenützt werden: Hier zeigt sich also, dass in der Sportberichterstattung die traditionellen Rollenklischees und Frauenmythen zementiert werden. Eine kritische Sportberichterstattung über Frauen sollte ihre Aufgabe jedoch darin sehen, nicht hinterfragte Frauenmythen in das Bewusstsein der Menschen zurückzuführen, damit diese überprüft und nicht als naturgegeben hingenommen werden. 

Mein Hinweis auf die möglichen Folgen in Bezug auf die Frau führt zu Forderungen, wie sie in der nächsten, der dritten Erwartung ausgedrückt werden. 

 

 3. Erwartung

Sportjournalisten sollten der Tatsache gerecht werden, dass ihre Arbeit zunehmende gesellschaftspolitische Bezüge und soziale Funktionen aufweist 

Nur über die Medien ist es möglich geworden, dass der Spitzensport Warencharakter angenommen hat, dass er wie Film, Kabarett, Zirkus und Artistik, Teil einer modernen Unterhaltungsindustrie ist. Der Sport hat seinen Markt, die Athleten ihren Marktwert, und beide sind auf Konsumenten und Zuschauer geradezu angewiesen. 

Es waren auch die Medien, die es möglich gemacht haben, dass sich nationales Pathos an Sportleistungen entzünden kann, merkantile Interessen den Sport steuern und der Athlet bzw. die Athletin dabei nicht selten zur Marionette wird. Nicht zuletzt den Medien haben die Athletinnen und Athleten es zu verdanken, dass ihre sportliche Leistung von ihrer Person abgelöst wird, dass es zu einer Überbewertung der Leistung kommt, dass die sportliche Leistung zu einem Stück des nationalen Prestiges wird, dass der einzelne Athlet innerhalb eines engmaschigen, bürokratischen, ökonomischen Systems verplant und dass die Identifikationsbereitschaft von Sportzuschauern für politische und kommerzielle Zwecke missbraucht wird. Dass dies alles mit der Sportjournalistik zu tun hat, dass Sportjournalisten wesentlich an der Entwicklung des Sports beteiligt sind, wird jedoch nur von wenigen Journalisten gesehen und nur selten akzeptiert.
Die Problematik zwischen der Berichterstattung über das Ereignis und Ergebnis einerseits und den oftmals davon ausgehenden gesellschaftspolitischen Bezügen und Funktionen des Sports andererseits wird bislang in der Berichterstattung in Form einer Synthese meist nicht eingelöst. 

Einmal liegt dies an der Ressorttrennung. Die übliche Ressorttrennung, die darauf hinausläuft, dass der Sportjournalist vom Politikjournalisten politisch entmündigt wird, ist angesichts der ohnehin auch im Sport schon immer vorhandenen latenten politischen Beeinflussung gefährlich und deshalb zu verändern. Zum anderen liegt es am Sportverständnis der Sportjournalisten selbst. Wer sportliche Ereignisse in einem Freiraum ansiedelt, ist blind für die Wirkungen, die diese Ereignisse außerhalb des angeblichen Freiraums haben. Sportjournalisten müssen erkennen, dass ihr Tun von einer grundsätzlichen Gesellschaftsbezogenheit gekennzeichnet ist. Diese Feststellung impliziert, dass alle sportlichen Vorgänge, ja selbst das nackte Resultat, dabei mit einbezogen werden muss, denn auch jenes kann Auswirkungen auf die Gesellschaft haben. Das Sporttreiben eines jeden einzelnen hat einen Effekt auf den Sportler als Staatsbürger. Was heißt das?
Stellt ein Sportjournalist nur den Ablauf eines sportlichen Ereignisses dar, reportiert er nur über die 90 Minuten Fußball, ohne die Umstände zu berücksichtigen, unter denen der Wettkampf zustande gekommen ist und stattfindet, ohne die gesundheitlichen, sittlichen, wirtschaftlichen oder politischen Aspekte zu berücksichtigen, so erfüllt er seine Aufgabe nur halb. Vielmehr muss gefordert werden, dass Sportjournalisten über die Stadionmauern hinausblicken, dass die Gedanken nicht dort enden, wo das Stadion endet. Ökonomie, Ökologie, Medizin, Psychologie und Politik, all das gehört zum Sport, doch davon ist viel zu wenig zu lesen, zu hören und zu sehen. 

Wenn hier eine angemessene Gesellschaftsbezogenheit gefordert wird, so muss auch berücksichtigt werden, dass gerade das Weglassen relevanter Nachrichten die gravierendste Form der politischen Manipulation darstellen kann. Dies zeigte sich oft genug, wenn politische Ereignisse im Umfeld von sportlichen Ereignissen bedeutsam geworden sind. Zahlreiche Beispiele, insbesondere im Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft in Argentinien, Südafrika, Russland und Chile oder der Olympischen Spiele in Moskau, Seoul und Sotschi könnten hier angeführt werden. 

Aber auch die Personalisierung sportlicher Tatbestände ist eine journalistische Spielart des Weglassens und damit eine Form massenmedialer Manipulation. Erfolgreiche Sportler werden in einer Wunschwelt dargestellt, die verschleiert, dass der Sportbetrieb nicht von einzelnen Persönlichkeiten allein geprägt wird, sondern auch von einer Vielzahl von Trainern, von Verbandsfunktionären, von geschäftstüchtigen Managern und von Athleten, die gescheitert sind, die letztlich erst den Erfolg des herausgestellten Athleten ermöglicht haben. 

Die erfolgreichen Sportler werden durch Eigenschaften und Handlungsmöglichkeiten charakterisiert, die für den Leser unerreichbar sind. Das hierdurch bewirkte Aufkommen einer unüberbrückbaren Distanz zwischen der Position des Sportlers und der des Lesers oder Zuschauers wird aber dadurch relativiert, dass diesen Sportlern von den Autoren eine Aura von Alltagsmenschen verliehen wird. Dies geschieht zum einen dadurch, dass z.B. erfolgreiche Athleten in ihrer Rolle als Familienvater oder Junggeselle vorgestellt werden, und zum anderen durch die wiederholte Charakterisierung der Sportler als Landsleute, als Kinder der Heimat, der auch die Rezipienten angehören. 

So kann der Spitzensportler trotz der großen sozialen Distanz als Idol für die Leser und Zuschauer als Gruppenzugehöriger, als „einer der ihren“ gelten. Die üblichen Unterscheidungsmerkmale zwischen den Rezipienten und dem Fußballstar, wie z. B. deren ökonomische und soziale Situation, deren Stellung im Produktionsprozess, deren Aufstiegs-, Verdienst- und Konsumptionsmöglichkeiten werden dabei negiert. Dies alles geschieht unter der Prämisse, Leser, Hörer und Zuschauer unterhalten zu wollen. 

Meines Erachtens kommt da bei einigen Kritikern zu Recht der Verdacht auf, dass die angeblich harmlosen journalistischen Unterhaltungsmittel im Sport neben Zeitvertreib und Entspannung noch andere Funktionen haben könnten. Denn nicht nur vom Sport wissen wir, dass Unterhaltung als getarnte Belehrung und Beeinflussung betrachtet werden kann, und vielfach werden die Rezipienten über unterhaltende Beiträge stärker als von nüchternen Berichten beeinflusst, die der Aufklärung dienen möchten.  

Die Gesellschaftsbezogenheit journalistischen Arbeitens hängt eng zusammen mit der Wirkung medialer Produkte auf die Einstellung und das Handeln der Rezipienten. Aus sportpädagogischer Sicht muss deshalb mit Nachdruck die vierte Erwartung betont werden. 

 

4. Erwartung

Sportjournalisten sollten sich ihrer erzieherischen Verantwortung bewusst werden. 

Die meisten Sportjournalisten sind sich nicht klar darüber, dass ihre „Produkte“ auf eine nicht unwesentliche Weise die Motivationslage der Rezipienten gegenüber dem Sport und im Sport beeinflussen. Sportjournalisten manipulieren das Interesse an Sportarten und deren Ausübung ebenso, wie sie die Meinung und das Urteil über den Sport in seiner gesellschaftlichen Bedeutung steuern.
Nicht zuletzt Kindern und Jugendlichen liefern sie Identifikationsmöglichkeiten, an denen sich z. B. die Einstellung der Schüler zum Schul- und Vereinssport orientiert.
Sportjournalisten tun dabei in der Regel nicht mehr, als dass sie auswählen, interpretieren, gewichten, dramatisieren, weglassen; doch gerade damit geben sie dem Sport einen besonderen Sinn. 

Mit jeder Darbietung von Sport werden also Wirkungen erzielt und das Bewusstsein von Rezipienten beeinflusst. Dies ist eine zwangsläufige Folge jeder journalistischen Arbeit, die nicht notwendigerweise gefährlich sein muss. Gefahren aber tauchen dann auf, wenn sich Journalisten dieser Wirkung nicht bewusst sind, wie es bei einer Vielzahl von Sportjournalisten noch immer der Fall ist. Kaum ein Sportjournalist erachtet es als notwendig, mögliche oder angestrebte Wirkungen zu rechtfertigen und zu begründen. 

Die negativen Auswirkungen auf den Schulsport sind dabei bereits schon heute unübersehbar. Die sportliche Interessenbildung der Schüler ereignet sich in Abhängigkeit zur massenmedialen Repräsentation. Da diese einseitig und pädagogisch problematisch ist, kann der Schulsport seinen erzieherischen Funktionen nur noch begrenzt nachkommen. Über die Normkonzepte der Wettkampfsportarten – und hier vor allem über Fußball festgelegte rigide Sporterwartungen – verhindern alternative Bewegungskonzepte. Das Fernsehen vermittelt die passiven Sportkonzepte des Spitzensports und rückt dadurch das eigene aktive Sporttreiben in eine unerreichbare Welt. 

Die Sportberichterstattung beeinflusst aber nicht nur das Wissen über Sport und die Vorstellung von dem, was man selbst als Sport betreiben könnte. Die Berichterstattung beeinflusst ebenso die Wahrnehmung, die Einstellung und infolgedessen das tatsächliche Verhalten der am Sportgeschehen beteiligten Personen.
Im Zusammenhang mit der Aggressionsproblematik, die ja in den letzten Jahren in vielen Sportarten vermehrt zu einem Problem geworden ist, wurde deshalb von Wissenschaftlern darauf hingewiesen, dass die Wirkung der Berichterstattung auf Wahrnehmung und Verhalten von Aktiven und Zuschauern direkt aggressiv aufladend sein kann, dass sie Bedingungen für aggressives Handeln schafft. Außerdem kann sie dem Zuschauer Entschuldigungsmöglichkeiten für eigenes Fehlverhalten „frei Haus“ geben.
Hier wird vor allem die aggressive Sprache der Sportjournalisten kritisiert, denn diese enttabuisiert aggressives Verhalten beim Zuschauer, beseitigt Hemmungen, zeigt Aggressionen als sozial bewunderte Handlungen und pervertiert auf diese Weise den Sport. Diese Wirkungen werden begünstigt durch die Tatsache, dass Wettkämpfer zu Helden und Wettkämpfe zu wichtigen gesellschaftlichen Ereignissen hochstilisiert werden. Dadurch wird die Bereitschaft zur Identifikation bei den Zuschauern gefördert. Diese Identifikationsbereitschaft ist gleichzeitig aber Voraussetzung dafür, dass Niederlagen als schwerwiegende Frustrationen erlebt, aggressive Reaktionen provoziert und die Spielgegner als Feinde wahrgenommen werden. Auf nationaler Ebene kann solche Berichterstattung zu Pauschalierungen, zu Feindgruppendenken, zu nationaler Überheblichkeit und Chauvinismus führen, wodurch auch außerhalb des Sports nationale Stereotype beeinflusst werden. Nicht zuletzt auch der Berichterstattung ist es deshalb zuzuschreiben, dass mittlerweile im Sport aggressives Verhalten zu einem legalen oder zumindest entschuldbaren Mittel geworden ist. Sie hat dabei zu einer moralisch fragwürdigen Abwertung des Gegners geführt. Wollen Sportjournalisten auch ihre erzieherischen Aufgaben wahrnehmen, so dürfen sie nur begrenzt der öffentlichen Neugier nachkommen, die angeblich will, dass Besiegen und spektakuläres Misslingen Aufmerksamkeit erzwingt.
Vielfach hört man, dass Medien, die privatwirtschaftlich organisiert sind, kaum Möglichkeiten zu einer pädagogisch verantwortungsvollen Berichterstattung hätten. Diesen Hinweis halte ich für falsch. Einmal zeigt sich immer deutlicher, dass gerade in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk – und Fernsehanstalten die journalistischen Prinzipien zumindest ebenso intensiv wie in privatwirtschaftlich organisierten Redaktionen verletzt werden. Wenn Sport zur 1:0-Berichterstattung verkümmert, sich zum blanken Unterhaltungsjournalismus entwickelt, der an der Oberfläche sich bewegt, so zeigt sich dies doch vor allem in den öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten. Deshalb glaube ich, dass gerade auch in freien und privatwirtschaftlich organisierten Medien neue und alternative Angebote zukünftig eine Chance haben können und dass es gerade auch diese Medien sein könnten, die all jene Gruppen zum aktiven Sich-Bewegen und Sporttreiben veranlassen, die bislang den Weg zum Sport noch nicht gefunden haben.
Alle Bemühungen, die sozial unteren Schichten für eine aktive Bewegungskultur zu gewinnen, sind ja bislang fehlgeschlagen. Angesichts der medial induzierten Bewegungslosigkeit können diese Fehlschläge kaum verwundern. Denn abgebaut und verhindert werden kann die Passivität nur durch jene, die sie hervorgerufen haben, und das sind nicht zuletzt auch die Massenmedien und hier vor allem der Fernsehsport. Es muss deshalb die Frage erlaubt sein, ob Presse und Fernsehen mit ihrer offensichtlichen Beschränkung auf Unterhaltung und wortreiche, aber informationsarme Berichterstattung im Sport nicht hinter ihren eigenen Ansprüchen zurückfallen. Zumindest die öffentlich – rechtlichen Einrichtungen haben dabei eine besondere Pflicht zu erfüllen: Sie haben auch einen Bildungsauftrag! 
Ein Stück Aufklärung, eine Portion Distanz zum Sport selber und ein Stück kritischer Identifikation scheinen hierzu notwendig zu sein. Von Sportberichterstattern kann man fordern, dass sie Entwicklungen voraussehen, auf Sackgassen aufmerksam machen, dass sie nicht kritik- und distanzlos zum Informationsvermittler werden und alle Möglichkeiten technischer Perfektion nur dafür einsetzen. Sie könnten heute schon dafür eintreten, dass ein Hochleistungssport, der den menschlichen Organismus überfordert, auf öffentliche Ablehnung stößt, und Sportberichterstatter könnten sich zum Anwalt der Sportler machen, die darüber klagen, dass im modernen Hochleistungssportbetrieb dem Menschen seine Persönlichkeit verloren zu gehen droht. 
Ich komme zur fünften Erwartung, die zu äußern eigentlich erst durch jüngste Entwicklungen notwendig geworden ist. 

 

 5. Erwartung 

Der Sportjournalismus sollte im Umgang mit Sportorganisationen, Funktionären und Sportlern jene Vorsicht walten lassen, die ihm ermöglicht, in distanzierter Sicht Aufklärer und Kritiker zugleich zu sein. 

Vielfach ist das Verhältnis von Sportjournalisten und Sportlern, Trainern und Funktionären durch geringe Distanz, durch „Kumpelhaftigkeit“, ja zum Teil sogar durch Korruption gekennzeichnet. Interviews geraten häufig zu oberflächlicher Hofberichterstattung, zu anpasserischem Nachschwätzen und nicht nur bei Fernsehübertragungen sind einseitige Parteinahmen für die „eigenen“ zur Regel geworden. Ein Indiz für den oft distanzlosen Umgang mit Athleten ist die Anredeform der Journalisten. WALTER JENS hatte in einer seiner „Momoskritiken“ in der „Zeit“ bereits vor Jahrzehnten sehr zu Recht darauf hingewiesen, dass kaum ein Journalist Herrn NECKERMANN mit „Josef“ anreden würde, hingegen ist es geradezu selbstverständlich, Leichtathleten, Fußballer oder andere Sportler mit ihrem Vornamen anzureden und in der Regel diese auch zu duzen. Diese Art von Distanzlosigkeit hat bereits Tradition. Hinzugekommen ist das Problem der Distanz in Bezug auf sog. Doppelfunktionen von Sportjournalisten und Sportjournalistinnen. Die Distanzlosigkeit geht hier zum Teil so weit, dass sie zu offiziellen Schreibern der Verbände wurden, ihre Funktion als Sportjournalist oder Sportjournalistin aber weiterhin ausüben. Diese Doppelfunktionen, die sind aber äußerst fragwürdig, wenn man die Prinzipien eines offenen Journalismus berücksichtigen möchte.
Leider wimmelt es in der Praxis an schlechten Beispielen: Es gibt immer häufiger Journalisten und Journalistinnen, die die Pressearbeit eines Verbandes gestalten, Vereinspublikationen verantwortlich betreuen oder Sportveranstaltungen organisieren. In Ausnahmefällen machen sie sogar die Öffentlichkeitsarbeit großer Sportereignisse und kommentieren gleichzeitig die dabei stattfindenden Sportwettkämpfe. Sportjournalisten und Sportjournalistinnen, die nebenberuflich ihre Potenz in den Dienst einer Sportorganisation stellen, setzen sich der Gefahr aus, das Vertrauen ihrer Leser, Hörer und Zuschauer zu missbrauchen, denn diese sind darauf angewiesen und vertrauen darauf, dass Kommunikatoren aus kritischer Distanz zu ihrem Urteil gelangen und nicht aufgrund einer, wie auch immer gearteten Beziehung, die sie ihrer „Wächterfunktion“ beraubt. Soll Sportpolitik in den Massenmedien nicht Schattenboxen bleiben, so muss meines Erachtens die Grundvoraussetzung wieder hergestellt werden, dass Journalisten nicht in Abhängigkeit zu den sportpolitisch Handelnden geraten dürfen. Aber nicht nur das Verhältnis zwischen Journalisten und Sportorganisationen kann problematisch sein. Schwierigkeiten gibt es auch im Verhältnis zwischen Trainern und Sportjournalisten. So zeigte eine Untersuchung, dass 87,5% und 97,2% der Journalisten bzw. der Trainer ihre gegenseitigen Beziehungen als problematisch bezeichnen. Viele Trainer sehen dabei häufig die Ursachen von Konflikten bei den SportjournaIisten. Die Trainer werfen den Sportjournalisten vor, dass sie unsachlich, oberflächlich oder einseitig Bericht erstatten, dass sie mangelnde Sachkenntnis haben, dass sie schlecht informiert sind, dass sie falsche Informationen und Halbwahrheiten in die Welt setzen, dass sie Unwesentliches aufbauschen und dabei häufig die Intimsphäre von Sportlern und Trainern verletzen. 19% der befragten Trainer haben bereits einmal eine Gegendarstellung wegen unsachlicher Kritik verlangt, und jeder 4. der Befragten bekennt, von einem Sportjournalisten beleidigt worden zu sein, und jeder 3. glaubt, dass sich einzelne Sportjournalisten bestechen lassen. Das Bild, das also die Trainer von den Journalisten haben, ist keineswegs positiv. Auch hier wird es in naher Zukunft notwendig sein, dass man Abhilfe schafft. Wie unbefriedigend das Verhältnis zwischen Trainern und Journalisten ist, zeigt sich auch darin, dass bereits 30,6% der Trainer sich schon mal an einem Sportjournalisten wegen wiederholter schlechter Kritik gerächt haben und über 40% der befragten Sportjournalisten zugeben, einem Trainer ihren Ärger auf die eine oder andere Weise spüren ließen.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung, aber auch weitere deutsche und amerikanische Untersuchungen deuten darauf hin, dass das Problem der journalistischen Distanz in erster Linie auch mit der fragwürdigen Haltung der Trainer und insbesondere der Vereinsfunktionäre gegenüber dem Prinzip der Pressefreiheit zusammenhängt. Immer häufiger kommt es vor, dass kritischen Sportjournalisten der Zugang zum Presseraum, ja selbst der Stadionbesuch verwehrt wird, dass Sportjournalisten nach ihrer „Treuepflicht“ ausgewählt werden und dass nicht nur in den USA Treue zum Verein und zum Verband mit Schmiergeldern erkauft wird.
Der Hinweis, dass angesichts solcher Tendenzen mehr Mut zur aufklärenden Kritik erwünscht ist, kann also nicht häufig genug gegeben werden. Distanz ist notwendig, damit der Sport schonungslos an seinen eigenen Maßstäben gemessen werden kann. Distanz ist möglich, wenn man als Journalist über die erforderlichen Arbeitsvoraussetzungen verfügt. 
Damit komme ich zu meiner sechsten Erwartung. 

 

6. Erwartung

Sportjournalisten und Sportjournalistinnen sollten sachkundig auf der Grundlage eines fundierten Wissens über den Sport berichten, wozu eine wissenschaftlich orientierte Aus- und Weiterbildung erforderlich ist. 

Meines Erachtens benötigen Recherchen im Bereich des Sports, eine sportwissenschaftliche Orientierung. So wie ein Wirtschaftsjournalist ohne ein Studium der Wirtschaftswissenschaft inkompetent ist und möglicherweise eine gefährliche Informationsquelle für das Wirtschaftsleben darstellt, so ist auch ein Sportjournalist unqualifiziert, wenn er sich nicht sportwissenschaftliche Erkenntnisse in seiner Arbeit zu eigen macht. Ein Sportjournalist sollte aus diesem Grunde bewegungsanalytische Kenntnisse besitzen, er sollte über die Grundlagen des Trainings verfügen, über Taktik und Technikentwicklungen in einigen Sportarten Bescheid wissen und über eine eigene Sportpraxis verfügen. Sie sollten aber auch die politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Bezüge kennen, in denen Sport immer gesehen werden muss.
Dabei ist keineswegs zu fordern, dass Sportjournalisten ein wissenschaftliches Studium abgeschlossen haben müssen, um qualifiziert über Sport berichten zu können. Ich stimme Rolf Kunkel zu, der schon vor Jahrzehnten die Meinung vertreten hat, dass es nicht notwendig ist, dass man Medizin studiert haben muss, wenn man einen Artikel über Doping schreiben will. Wird Fleiß und guter Wille vorausgesetzt, so kann sich jeder jenes Wissen aneignen, das zur sachkundigen Berichterstattung und Urteilsfähigkeit nötig ist. Überall sind ja Spezialisten am Werk, die auf Fragen warten, um ihr Wissen weiterzugeben. Der Journalist wird auch dafür bezahlt, sich zu informieren.

Dies gilt für das „Neue“ im Sport in gleicher Weise wie für das „Althergebrachte“. Ja, es scheint sogar so zu sein, dass traditionelle Sportarten wie Fußball, Handball oder Leichtathletik von der Sache her am unangemessensten, d. h. am oberflächlichsten in den Medien dargestellt werden. Gerade jene Journalisten, die behaupten, dass ein Fußballspiel nur ein Spiel ist, sie deshalb nur über jenes sprechen oder schreiben, was sie sehen, sollen wenigstens über das, was gesehen werden kann, sachlich und angemessen berichten. Aber gerade das tun sie oft nicht. So genannte Experten lässt man im Studio sagen, was die Reporter schon sagten, und wenn die Moderatoren zum vierten MaI wiederholen, was der Sprecher, der Stadionexperte und der Studioexperte gesagt hat, so lässt sich solches nicht einmal mit der viel berufenen Unterhaltungsjournalistik rechtfertigen. 

Die Forderung nach einem fundierten Wissen hängt eng mit der wichtigen Forderung nach journalistischer Weiterbildung und mit Professionalisierungsfragen des Berufslebens zusammen. Ein ausreichendes Wissen erbringt z. B. ein Journalist gewiss nicht allein dadurch, dass er nachweist, erfolgreicher Athlet gewesen zu sein. Deshalb ist es problematisch, wenn man annimmt, dass sich der Sportjournalismus  aus Ex-Athleten rekrutieren sollte. Die Annahme, dass dadurch Sendungen informativer und die Fans und die Sportzuschauer besser unterhalten und „gebildet“ würden, hat sich bislang nicht bewahrheitet. In der Praxis ist das Gegenteil eingetreten. Da sie über keine Ausbildung verfügen und sie allenfalls über das technische „know-how“ einer Sportart berichten können, bleiben ihre Berichterstattungen oberflächlich, wenn nicht gar harmlos, und meist sind sie nicht einmal unterhaltend. Sie bringen in der Regel einen redundanten Jargon in den Wettkampf, den das Publikum als mystische Insider-Sicht betrachten soll. Beim genauen Hinsehen ist dies allerdings lediglich oberflächliches „Bla-bla“. 

Die Verbesserung des Ansehens des Sportjournalismus und die Förderung seines Selbstverständnisses kann kurz- oder langfristig wohl nur über bessere Aus – und FortbiIdungsmöglichkeiten und strengere Selektion erreicht werden. Bessere Ausbildung würde einerseits das Selbstwertgefühl heben, andererseits die Mobilität steigern, d.h. den Einsatz in anderen Ressorts ermöglichen und vereinfachen, auf diese Weise der Fixierung auf das Sportressort Einhalt gebieten sowie die Integration in die Redaktion bzw. ins Medium fördern. Dies zu erreichen, ist allerdings fraglich, zumal die meisten Journalisten erhebliche Bedenken gegen eine derartige Professionalisierung ihres Berufes haben. 

Interessant ist dabei, dass die „elektronischen Journalisten“ nicht selten die schlechtere Vorbildung und Ausbildung besitzen, gleichzeitig sich aber am intensivsten gegen Aus- und Weiterbildung sperren. Hier zeigt ein Problem seine Auswirkungen, das gerade im Fernsehen und bei „Sozialen Medien“ nicht zu übersehen ist. Es ist das Problem des internen sportjournalistischen Starkults, der gediegene journalistische Arbeit verhindert. Er verführt junge Kolleginnen und Kollegen, den Erfolg nicht über sachgerechte, mühsame Leistung, sondern über den viel publikumswirksameren Gag oder die Show zu suchen. Dem „Knüller“ zuliebe, den man im „Ärmel“ zu haben glaubt, wird einseitig recherchiert, um den gewollten Effekt zu erzielen. 

Wenn eine bessere Aus- und Weiterbildung gefordert wird, so muss auch von der ökonomischen Situation des Sportjournalismus die Rede sein. Soll die Aus- und Weiterbildung wirkungsvoll sein, so muss es weiterhin den freien Berufsjournalisten im Sport geben. Doch eine freie Sportjournalistik ist fast unmöglich geworden. 

Wer eine Familie gründen und seine Altersversorgung sichern will, ist als Journalist bzw. Journalistin auf eine Festanstellung angewiesen. Die Honorare, die derzeit bezahlt werden, stehen in keinem Verhältnis zum Zeitaufwand, der für eine verantwortungsvolle Journalistik aufzuwenden ist. Dies führt letztlich zum nebenberuflich tätigen Journalisten, zum Hobbyschreiber, wie er gerade im Bereich der Sportressorts viel zu oft anzutreffen ist. Dass dabei aber gerade der Kumpanei Tür und Tor geöffnet wird, sollte gesehen werden. Sich dagegen zu wehren, müsste eigentlich die Aufgabe der Sportjournalisten selbst sein. Sie müssten erkennen, wie notwendig eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung für den Fortbestand ihres Berufes ist. Das handwerkliche Können sollte dabei lediglich als notwendige Voraussetzung betrachtet werden, ebenso die bewusste Reflexion über den Einsatz der eigenen Person. 

Für Starkult, Eifersüchteleien, Machtkämpfe unter den Sportjournalisten von Rundfunk,  Fernsehen, Presse und Internet darf dann freilich kein Raum mehr sein. Dringend notwendig wären dagegen intensive interne Sachdiskussionen, Erfahrungsaustausch, enge Verbindung zu Sportwissenschaftlern und Lektüre von Fachliteratur. 

Das notwendige Wissen und eine gute Aus-und Weiterbildung ist aber nur  der  eine Aspekt der Voraussetzung guter Journalistische Arbeit, auf den anderen weißt die siebte Erwartung hin.

 

7. Erwartung

Die Sportjournalisten sollten die Werkzeuge journalistischer Arbeit vielfältig benutzen und auf eine Änderung ihrer derzeitigen Arbeitsbedingungen drängen. 

Analysiert man Tageszeitungen, aber auch das Internet und die Berichte in Rundfunk und Fernsehen, so kann man feststellen, dass die meisten Journalisten ihre Arbeit nach vorgegebenen Verhaltens- und Kommunikationsmustern produzieren. Dies führt zu der hinlänglich bekannten Stereotypik sportjournalistischer Berichterstattung. Hier mangelt es eindeutig an Initiativen, mit neuen journalistischen Formen die andere Seite des Sports, nämlich die, die sich auf den einzelnen Bürger bezieht, in einer nutzbringenden Weise darzustellen. Was fehlt, ist, dass ein neuer Typus von Sozialreportagen über Breitensport, Sport für Minderheiten, Behindertensport usw. entwickelt wird, der eine große Zuschauerresonanz auslösen könnte. Wer sich dieser Seite des Sportjournalismus verschreibt, übt eine soziale Funktion aus, ihm wird Anerkennung und Sympathie zuteil. Auf diesem Gebiet können sich dem Sportjournalismus sehr reizvolle Aufgaben stellen. 
Der Sport treibende „Herr Jedermann“ könnte informiert werden, wie es mit der Gehalt – bzw. Lohnweiterzahlung im Falle einer Feierabendsportverletzung bestellt ist. Zu berichten wäre auch über das wiederentdeckte Erlebnis der eigenen Anstrengung im Sport, über die Amateure ohne Statut, die den Mut haben, nur ankommen zu wollen. Den Menschen die Freude am Spiel bewusst, die entspannende und zerstreuende Wirkung von Bewegung, Spiel und Sport transparent zu machen, die Faszination eines Tennisspiels zu illustrieren, dies alles könnten Themen einer derartigen Berichterstattung sein.
Dort wo einst der Athlet romantisiert, im Rampenlicht mystifiziert wurde, dort könnte er analysiert, kritisiert, ja selbst auch negativ beurteilt werden. Wo der Sport bislang nur ernsthaft behandelt wurde, könnten humorvolle, sarkastische, ironische Sportbetrachtungen ergänzend hinzukommen. Dort wo der Sport zur „personal-story“ degradiert wurde und sich zu einer oberflächlichen Anbetung von Heroen entwickelte, dort könnten Berichte an deren Stelle treten, die über die biographische Entwicklung des Athleten sprechen, über seine individuellen Eigenschaften, seine Beziehungen zu anderen, seine Einstellung, auch zu persönlichen, politischen und sozialen Problemen.
Zu wünschen wäre also, dass dem Publikum „Neues“ zugemutet wird. Trotz des Aktualisierungszwangs des Fernsehens deutet vieles darauf hin, dass dazu durchaus Möglichkeiten bestehen. Das „aktuelle Sportstudio“ z.B. scheint in seiner jetzigen Struktur schon seit einigen Jahren nicht nur eingefahren, sondern auch ziemlich festgefahren zu sein. Änderungen sind hier mehr als erwünscht.
Ähnliche Kritik gilt auch für die Presse. Ärgerlich ist z. B. die noch immer zunehmende Tendenz zur Monopolisierung in der Pressestruktur, die einen starken Rückgriff auf die Pressedienste verursachen. Die Neustrukturierung mit „Mantelpresse“ und „Standortpresse“ hat dabei auch im Sport zur Folge, dass man die gleichen Berichte in mehreren verschiedenen Zeitungen wörtlich gleich vor Augen bekommt. Hier wäre zu wünschen, dass Journalisten in der Lage sind, eingegangene Berichte zu inszenieren, indem sie eigene Beobachtungsperspektiven ergänzen. 
Ebenso wäre wünschenswert, dass es zu dem von vielen Rezipienten geforderten „unabhängigen kritischen Kommentar“ kommt, der noch immer viel zu selten ist. Die Textsorte „Kommentar“ ist im Sport leider noch viel zu oft gleichbedeutend mit der äußersten Reduktion auf Zeugnisnoten, wie es in der „BILD AM SONNTAG“ oder in der „WELT AM SONNTAG“ üblich Ist. Vielfach sind die Kommentare auch zu personalisiert, sie heben meist nur einzelne Stars hervor, und so scheint der Vorwurf berechtigt zu sein, dass die Presse mitverantwortlich ist für jene gnadenlose Publikumsperspektive, die den Ersten bejubelt, die aber den Vierten oder Fünften in einem großen Wettkampf schon an den Rand stellt.
Die Möglichkeiten der vielfältigen Nutzung der journalistischen Werkzeuge hängt aber in erster Linie mit den Arbeitsbedingungen im Sportjournalismus zusammen. Die Abhängigkeit der Redakteure von Verlegern und Herausgebern muss weniger zwanghaft sein, als es in den Redaktionen derzeit der Fall Ist.
Die starken ökonomischen Zwänge und die publizistische Abhängigkeit vom Verleger verhindern freies Arbeiten. Im Interesse einer möglichst objektiven, kritischen Sportjournalistik müsste deshalb der Abbau der beschriebenen Zwänge ein Ziel der weiteren Arbeit sein. 

Wenn vom journalistischen Werkzeug die Rede ist, so muss auch auf die Sprache der Journalisten eingegangen werden, womit Ich bei meiner letzten Erwartung angelangt bin. 

 

8. Erwartung

Die Sportjournalisten und Sportjournalistinnen sollten bei ihrer Arbeit jene Sprache benützen, die den sportlichen Ereignissen angemessen ist und die von den Rezipienten verstanden werden kann. 

Galt lange Zeit der Metaphorik und dem Sprachchauvinismus das Hauptaugenmerk der Sprachkritik, so darf heute nach einer gewissen Phase der Ernüchterung festgestellt werden, dass die Sprache des Sportberichterstatters keineswegs angetan ist, jenen Unterhaltungswert zu erzeugen, den ein Sportkonsument zu Recht erwartet. Die sprachliche Eintönigkeit braucht deshalb keineswegs durch die meines Erachtens zu Recht kritisierten militärischen Metaphern ersetzt zu werden. Doch der sprachliche Ideenreichtum scheint sich noch immer auf ein paar wenige Journalisten und Journalistinnen zu beschränken. Die Mehrheit hängt noch immer am „1:0-Journalismus“, der sich dadurch auszeichnet, dass sich die journalistische Informationspflicht in der Wiedergabe von Ergebnissen, Zahlen und Rekorden erschöpft. 

In vieler Hinsicht ist deshalb zu wünschen, dass Sportjournalisten wieder, wie Walter Jens es ausdrückte, zu „Mythenerzählern werden, die Reiseberichte und triviale Märchen gestalten“.
Heute sind sie viel zu häufig Unterprivilegierte, die mit ihrem Arbeitsinstrument „Sprache“ eher amateurhaft umgehen. Weil man die großen Formen nicht mehr wagt, eine Alternative aber nicht kennt, flüchtet man in die Bravheit, in den Erlebnisaufsatz, in die Kälte der Analytik und Statistik und in die Mystifizierung einzelner Sportler. 

Insgesamt kann aber festgestellt werden, dass die Kritik an der Sportsprache der Journalisten keineswegs so fundiert ist, wie die Kritiker vorgeben. Häufig geht solche Kritik von fragwürdigen Zielvorstellungen aus, basiert auf mangelhaft gesicherten Erkenntnissen und arbeitet mit unzulänglichen Verallgemeinerungen. Die meisten Kritiker sind Exponenten einer veralteten Sprachwissenschaft. Insbesondere wird die Kritik viel zu selten an dem wichtigen Kriterium ausgerichtet, ob die zu beurteilenden sprachlichen Äußerungen dem Kriterium der Verständlichkeit entsprechen. Forderungen bezüglich einer veränderten Sportsprache sind deshalb nur insoweit zu akzeptieren, als sie die Verständlichkeit von Aussagen nicht beeinträchtigen. Überhaupt verkennt solche Kritik häufig, dass Sportjournalismus in erster Linie einen wichtigen Bereich des journalistischen Unterhaltungsressorts darstellt. 

Bei aller Relativierung der Sprachkritik bleibt aber doch ein berechtigter Rest. Gerade im Umgang mit ethnischen Gruppen, insbesondere mit Schwarzen, deutet vieles auf ein Stück Restkolonialismus im Sprachgebrauch insbesondere der Sportjournalisten hin. 

Wohl hängt dies vermutlich damit zusammen, dass die Sportjournalisten darunter leiden, dass sie ein und denselben Gegenstand immer wieder erneut aufzubereiten haben, doch dabei unterscheiden sie sich für meine Begriffe von Politikjournalisten nur wenig. Bei allem Verständnis für die Metaphorik muss deshalb darauf hingewiesen werden, dass aus der Monotonie gewiss kein „Metaphernsalat“ führen kann, wie er in vielen Kommentaren und Reportagen noch immer zu finden ist. 

 

Schlussbemerkungen 

Meine acht Erwartungen an den Sportjournalismus sind in erster Linie auf Beobachtungen zurückzuführen, die von Außenstehenden über die Sportjournalisten und deren Arbeit derzeit gemacht werden können. Aus der Perspektive des Journalisten können derartige Erwartungen als zu weitreichend, unangemessen oder auch als falsch bezeichnet werden.
Sie werden die Frage nach der Machbarkeit stellen und dabei auf die spezifischen Arbeitsbedingungen hinweisen. Sie werden auf den Aktualitätszwang verweisen, wonach im Zugzwang des HandeIns die Arbeit immer durch einen vordergründigen Pragmatismus gekennzeichnet sein muß. Die hierarchische Organisation der journalistischen Tätigkeit wird genannt werden, wodurch Entscheidungen nicht selbst getroffen werden, bereits Entschiedenes zugewiesen wird und die eigenen Handlungsmöglichkeiten beschränkt werden.
Schließlich wird auch auf den Warencharakter des journalistischen Produkts hingewiesen werden, d. h. dass das Kriterium der Verkäuflichkeit das Erfolgskriterium ist und dass der Erfolg sich nach dem Verkauf richtet.
Diese Einwände gilt es auch zukünftig zu berücksichtigen, wenn die Arbeit von Sportjournalisten und Sportjournalistinnen beurteilt wird, sie können aber nur bedingt als Alibi dienen, sich einer kritischen, reflexiven Aufklärungsarbeit im Sport zu entziehen.
Die geäußerten Erwartungen werden durch solche Hinweise allenfalls relativiert, ihre Berechtigung können sie dadurch nicht verlieren. 
Es ist kaum zu erwarten, dass sich das System des Sportjournalismus aus sich selbst heraus verändert. Die Kritik an der Sportjournalistik ist schon alt, und es deutet vieles darauf hin, dass das ständige Wiederholen ein und derselben Kritik kaum etwas daran ändern wird. Man kann wohl einigen Journalisten bescheinigen, dass sie sehr erfreuliche Versuche und Anstrengungen  unternommen haben, doch insgesamt bleibt es bei den bekannten stereotypen Meinungsäußerungen der Verantwortlichen in den Sportredaktionen. Es wird behauptet, dass die Mehrzahl der Rezipienten nicht mit den Problemen des Sports konfrontiert werden möchte, sondern Unterhaltung und Information wünscht, dass Fußball das Attraktivste ist, was man anbieten kann, und dass schließlich der Zuschauer am Wochenende Ergebnisse und brandaktuelle Information erwartet.
Diese Behauptungen stehen vermutlich auch hier im Raum. Eine Basis haben sie jedoch nicht. Sie dokumentieren eher die Bevormundung der Rezipienten und eine gewisse Selbstherrlichkeit des Sportjournalismus. Der Anstoß zur Veränderung im Sportjournalismus muss nicht zuletzt auch deshalb von außerhalb kommen. Er könnte sowohl von den Athletinnen und Athleten als auch von den Sportorganisationen ausgehen, er könnte von den Parteien, von der Regierung und auch von den Kirchen kommen. Es könnten auch Außenpersonen sein, die Kontakt zu Insidern des Systems haben. Notwendig ist lediglich, dass ein Anstoß von außen kommt. Denn soziale Systeme suchen Gleichgewicht und Harmonie. Sie suchen nicht willentlich den Wechsel. Im Falle des Sportjournalismus fehlt es meist an einer Motivation zum Wechsel. Es gibt keinen Grund zur Veränderung, denn das bestehende System funktioniert sehr „smart“, denn fast alle machen Profit und darauf kommt es letztlich ja an.

¹ Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf „gendergerechte“ Sprachformen – männlich weiblich, divers – verzichtet. Bei allen Bezeichnungen, die personenbezogen sind, meint die gewählte Formulierung i.d.R. alle Geschlechter, auch wenn überwiegend die männliche Form steht.

Letzte Bearbeitung: 14. August 2021