Der Sport hat einen Friedensauftrag – Ein Appell aus Anlass der Olympischen Spiele im Jahr 2024 in Paris

In der Zeit zwischen dem ersten Advent und dem Feiertag der Heiligen drei Könige ist es in der abendländischen Kultur schon seit langer Zeit üblich, sich rhetorischen Ritualen hinzugeben und sich gegenseitig in semantischen Interpretationen eines bedeutsamen Wortes und Phänomens, dem gewichtigen Begriff des „Friedens“ zu überbieten. Auf den Kanzeln der christlichen Kirchen wird bei jeder Predigt die Friedensbotschaft verkündet. Bei den vielen Jahresansprachen von Politikern¹ ist die Friedensmetapher eine zwingende Notwendigkeit, um deren populistischen Interessen zu entsprechen. Wenn der Bundespräsident, Bundeskanzler oder die Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen der Bundesländer zum Jahresende zu „ihrem Volk“ sprechen sind ihre rhetorischen „Künste“ zwar meist etwas bescheiden, doch das Wort des „Friedens“ führen sie immer mehrfach im Munde. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen hat die Friedensthematik ihren saisonalen Höhepunkt im Fernsehjahr. Nachrichtensendungen werden dadurch ebenso geprägt wie das gesamte Unterhaltungsprogramm und die sich Jahr für Jahr wiederholenden musikalischen „Ohrwürmer“ und die immer wieder erneut vorgeführten Spielfilme, in denen jeweils ein friedliches „Happy End“ gefeiert wird, die jedoch ganz gewiss nicht originell und zeitgemäß sind.

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Zur Situation des DOSB – drei Monate vor Beginn der Olympische Winterspiele 2022 in Peking

Drei Monate noch. Aber viele Federn, Mikrofone und Kameras regen sich schon in der ganzen Welt. Auch „sport- nachgedacht.de“ sollte bereits heute einen fundierten Beitrag leisten. Jeder weiß, dass die Spiele von 2022 für die Zukunft der olympischen Bewegung große Bedeutung haben. Es fehlt nicht an Pessimisten, gar an Aufforderungen zum Boykott. Einige Kritiker sagen darüber hinaus das Ende des Ganzen voraus, zumindest das Ende einer Phase. Aber Bedenken solcher Art hat es immer gegeben, seit vor vielleicht drei Jahrtausenden eine Handvoll genialer Denker in dem bewundernswerten kleinen Volk der Griechen eine Gedankenordnung aufbauten, nach der sie die Welt und die Menschen mit dem Verstande begreifen wollten. Und das gab ihnen die Idee dieses Festes ein. Sie war stark genug, sich nach einer Unterbrechung von mehr als 2000 Jahren mit Beginn des vergangenen Jahrhunderts zu erneuern. „Resultate“ im eigentlichen Sinne haben die Olympischen Spiele nicht aufzuweisen, sieht man von staunenswerten Sportleistungen ab, die ebenfalls nichts „einbringen“. Zum technischen Fortschritt tragen Sie kaum bei, nichts zur Mehrung von Macht und wenig zu Erweiterung des Wissens. Und doch sind die Olympischen Spiele populärer als je zuvor, als jedes andere Ereignis in der Welt. Alle Völker, alle Kontinente, Milliarden Menschen nehmen über die modernen Medien daran teil. Vielleicht liegt der tiefe Grund dieses Weltverständnisses, das die Spiele haben, in der Weltsehnsucht nach Frieden. Als wir vor einiger Zeit mit der geistigen Vorbereitung unserer Olympiakandidaten für Peking begannen, sagte Ihnen der Bonner Politologe Professor Jacobsen in einem viel beachteten Vortrag, dass es für die Politik der achtziger Jahre keine sinnvolle Alternative gäbe, als die Realität der Konkurrenz zwischen antagonistischen Systemen mit dem Imperativ des friedlichen Zusammenlebens und des gemeinsamen Handelns zu verbinden. Diese Erkenntnis bestätigt erneut die Richtigkeit der Entscheidung, die nächsten Olympischen Spiele in Peking durchzuführen. Sie war auch politisch wichtig.

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