Gastbeitrag

Deutsch-deutsche Erlebnisse aus den Jahren 1989/90

von Wolfgang Schmidt

Es ist Donnerstag, 09. November 1989, der Abend des Mauerfalls. Ab sofort dürfen DDR-Bürger in den Westen reisen.
In der darauffolgenden Woche fahre ich über Land von Schule zu Schule und bin gerade westlich von Bad Arolsen. Da steht an einer Kreuzung ein Wagen mit DDR-Kennzeichen, der Fahrer sucht etwas in einer Straßenkarte. Vielleicht kann ich helfen?

Er fragt nach dem Weg nach Dresden, und das westlich von Bad Arolsen!

Meine Antwort nimmt er glücklicherweise humorvoll auf, so war sie auch gemeint: „Hier rechts abbiegen und durch Bad Arolsen fahren. Danach zieht es sich. Immer Richtung Osten.“

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Themenzuordnung: Allgemein

Essay

Die „Sportfamilie“ und ihr Etikettenschwindel

Helmut Digel

Für den Zusammenhalt von Industriegesellschaften hat die Institution der Familie nach wie vor eine herausragende Bedeutung. Gemeint ist damit eine durch Abstammung oder Geschlechtsgemeinschaft in Verbindung stehende Gruppe von Menschen. Zu einer Familie gehörten ursprünglich nur die durch Abstammung blutsverwandten Individuen. Zu Beginn der Zivilisation war es vorwiegend die Mutter, die das Haupt der Familie bildete, während der Vater der Familie eher fernblieb, so dass er in manchen Fällen gar nicht als Blutsverwandter seiner Kinder betrachtet wurde. Eine derartige Auffassung der Familienverwandtschaft wird noch heute in einigen Stammeskulturen ausgeübt. Längst ist jedoch das Matriarchat durch das Patriarchat ersetzt worden, und das Institut der monogamen oder polygamen Ehe wurde rechtlich begründet. Stellt man sich die Frage, durch welche besondere Qualität die Institution der Familie sich auszeichnen soll, so geben uns frühere Lexika neben den genannten definitorischen Merkmalen eindeutige Antworten. So wird in Meyers Konversationslexikon aus dem Jahre 1889 darauf hingewiesen, dass durch die Natur der menschlichen Lebensverhältnisse die Familienmitglieder auf ein „gegenseitiges Zusammenhalten und Unterstützen“ und auf einen „besonders freundschaftlichen und liebevollen Verkehr angewiesen“ sind. Die Grundsätze, welche in dieser Beziehung für das Familienleben maßgebend sind, gehören zumeist der Moral und der Religion an, da die Bedeutung der Familie eine vorwiegend sittliche ist.

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Essay

Sport – hoffentlich nicht nur der Gesundheit wegen

Helmut Digel

Sieben Thesen zur gesundheitspolitischen Inanspruchnahme des Sports

Vorbemerkungen

Die Karriere des Sports als medizinisches Allheilmittel ist durchaus beachtenswert. Es gibt kaum noch ein gesundheitliches Problem, bei dem es nicht angeraten wäre, mittels einer aktiven Sportausübung dagegen anzugehen. Von manchen „Gesundheitsaposteln“ wurde bereits die Parole ausgegeben: „Lasst uns Sport treiben, unsere Gesundheit ist dann der verdiente Lohn“. So einfach scheint die Verbindung von Sport und Gesundheit zu sein, wenn man Sport und Gesundheit inhaltsleer, kritiklos und oberflächlich behandelt. Leider ist jedoch der Zusammenhang von Sport und Gesundheit sehr viel diffiziler und nur selten treten die erwünschten Wirkungen ein, die uns die Apologeten¹ des Gesundheitssports versprechen. Auf die Frage, warum dies so ist, möchte ich im Folgenden mit sieben Thesen eine Antwort versuchen.

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Essay

Zum Umgang Jugendlicher mit Sportfernsehsendungen

Helmut Digel

Einleitung

Sport im Fernsehen, das ist Unterhaltung für viele, kostengünstige Schleichwerbung für wenige, wichtige Informationsquelle über Ergebnisse und Tabellenplätze für Sportexperten¹, reizvolles Zahlenspiel für Glücksritter und langweiliges Ritual für Desinteressierte. Gewinn oder Verlust, Überleben oder Zukunft, so lauten darüber hinaus die Fragen, die sich für Sportorganisationen, für Veranstalter von Sportereignissen und für Athleten mit dem Sport im Fernsehen stellen können. Sport im Fernsehen, das heißt Diktat der Wettkampfzeiten bei Olympischen Spielen durch amerikanische Sendeanstalten, Veränderung der Sportregeln zugunsten der Fernsehdramaturgie, das heißt aber auch weltweite Popularität der Sportstars, Transformation des Sports in eine universelle Bewegungskultur über die Grenzen der Nationalstaaten hinweg.

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Essay

Beitrag zur Sportentwicklung

Sport in der Risikogesellschaft

Helmut Digel

1 Leben in der Risikogesellschaft

Folgen wir Ulrich Beck, dem leider zu früh verstorbenen deutschen Gesellschaftswissenschaftler, so hat sich seit „Tschernobyl“ unser Wissen über Gesellschaftssysteme, deren Grenzen, interne Strukturen und Abhängigkeiten in ganz wesentlicher Weise verändert. „Alles Leid, alle Not, alle Gewalt, die Menschen einander zugefügt haben, kannte bisher die Kategorie der anderen: Juden, Schwarze, Frauen, Asylanten, Dissidenten, Kommunisten usw. Es gab Zäune, Lager, Stadtteile, Militärblöcke einerseits, andererseits die eigenen vier Wände – reale und symbolische Grenzen, hinter die die scheinbar nicht Betroffenen sich zurückziehen konnten. Dies alles gibt es weiter und gibt es seit Tschernobyl nicht mehr. Es ist das Ende der anderen, das Ende all unserer hochgezüchteten Distanzierungsmöglichkeiten, das mit der atomaren Verseuchung erfahrbar geworden ist“ (BECK 1986, 7). Die Natur – so scheint es – hat uns Menschen eingeholt. Zur Utopie einer künftigen besseren Welt ist längst die negative Utopie kommender Katastrophen getreten und über die Zukunft kann heute nur vernünftig geredet werden, wenn wir uns auch auf die Vorstellung einlassen, dass es diese Zukunft vielleicht gar nicht mehr gibt (vgl. Böhme 1986, 929). Allen Grenzziehungen zum Trotz leben wir plötzlich in einer „Risikogesellschaft“, in einem „Weltindustriesystem“. Bei dem Versuch, dieses System zu beherrschen, zeichnen wir Menschen uns momentan lediglich durch Hilflosigkeit aus. Die Natur, über Jahrzehnte nur noch über ihre technisch-industrielle Verwandlung wahrgenommen, ist zur unüberwindlichen Voraussetzung für die weitere Lebensführung in unserem modernen Industriesystem geworden. Der Markt und der daraus resultierende Massenkonsum stellen sich in neuartiger Weise als naturabhängig dar. „Tschernobyl“ – so scheint es – könnte einmal als Datum gesehen werden, an dem das Ende der klassischen Industriegesellschaft offenkundig wurde. Deren Vorstellungen von nationalstaatlicher Souveränität, von automatischem Fortschritt, von der Klassenstruktur der Gesellschaft, vom Leistungsprinzip, von der Verfügbarkeit der Natur, vom Nutzen wissenschaftlicher Erkenntnis, von der Übernahme von Verantwortung, vom Konsum und vom Markt scheinen brüchig geworden zu sein. Dies zeigt sich uns in vielen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens, in der Welt der Arbeit ebenso wie in der Welt der Freizeit, nicht zuletzt auch auf dem Gebiet des Sports.

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Beitrag zur Sportentwicklung

Der Weltsport im Olympischen Jahr 2024

Der Weltsport kann einen ökonomischen Systemerfolg im Jahr der Olympischen Spiele 2024 aufweisen wie es bei keinem anderen gesellschaftlichen Teilsystem der Fall ist. Die Olympischen Spiele in Paris können dabei als der zwischenzeitlich erreichte Höhepunkt bezeichnet werden, der sehr schnell durch den nächsten Höhepunkt, der weltweit größten Fußballshow im Jahr 2026, abgelöst wird. Die kapitalistische Devise „Wachstum“ gilt für dieses System wie für kein anderes und es werden trotz aller, oder gerade wegen aller politischen Krisen, höhere Umsätze und Gewinne erzielt als jemals zuvor. Die in diesem System handelnden Personen zeichnen sich vor allem durch eine unersättliche Geldgier aus. Dies gilt für die sportlichen Akteure¹, für die verantwortlichen Funktionäre, für die Veranstalter, für die Sponsoren und wirtschaftlichen Partner, für die begleitenden Massen- und sozialen Medien, d.h. für alle Beteiligten wohl nicht im gleichen Umfang aber doch in der anzutreffenden Ausrichtung gleichermaßen. Obszöne Transfersummen, überhöhte Gehälter, maßlose Antrittsgelder, fragwürdige Werbeverträge, noch immer anwachsende Kosten für Übertragungsrechte, rechtlich kaum nachvollziehbare Erlasse von Steuern rufen dabei nahezu täglich öffentliche Verwunderung hervor, ohne dass dabei infrage gestellt wird, dass diese Obszönität auf dem Rücken der Steuerzahler stattfindet.

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Beitrag zur Sportentwicklung

Der Sport in den Koalitionsverträgen und Regierungsprogrammen in Deutschland – ein besorgniserregendes Thema

Zur Bedeutung der staatlichen Sportpolitik in der subsidiären Beziehung zwischen Sport und Staat

Die Entwicklung des Sports in Deutschland wirft schon seit längerer Zeit eine ganze Reihe von Fragen auf, die auf Probleme verweisen, die dringend von den Verantwortlichen in den Organisationen des Sports gelöst werden müssen. In einer von den „Vätern des Grundgesetzes“ bewusst gewollten subsidiären Beziehung zwischen freiwilligen Vereinigungen und dem Staat haben aber auch die politischen Institutionen im Bund und in den Ländern eine besondere Verantwortung, dem Sport bei der Lösung seiner Probleme zu helfen, ohne dessen Autonomie und parteipolitische Neutralität zu gefährden.

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Kunst aus unserer Galerie

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