Die Neutralität des IOC ist alternativlos

„Schluss mit dieser Neutralität!“, so lautete am 17. Juni die Überschrift eines Zeitungsartikels in der FAZ, geschrieben von A. Hecker. Diese Forderung verweist auf die wohl naheliegendste Frage, was der Verfasser dieser Überschrift anstelle der „Neutralität“ sich wünscht. Würde er logisch denken, so müsste er sich die „Parteilichkeit“ der Sportorganisationen und des IOC wünschen, denn „Parteilichkeit“ ist das Gegenteil von „Neutralität“. Als Leser dieser Überschrift darf man erwarten, dass der Autor in seinem Artikel ein Angebot unterbreitet, was – wenn nicht die Parteilichkeit, die sich ja nun wirklich niemand, der Verantwortung in einer Sportorganisation übernommen hat, wünschen kann – anstelle der Neutralität gesetzt werden soll. Eine Antwort auf diese wichtige Frage findet sich jedoch in dem Beitrag nicht. Hingegen wirft dieser noch eine ganze Reihe weiterer Fragen auf, die darauf hinweisen, dass der Autor es nicht sehr genau mit seiner Sorgfaltspflicht hält.  Weiterlesen

Olympia ist wichtig – auch wenn es keine Friedensmacht sein kann

Der folgende Beitrag ist eine Weiterführung eines Beitrages, den Sven Güldenpfennig in der DOSB Presse Nr. 9, vom 1. März veröffentlicht hat. Zu dem Beitrag gibt es eine Erwiderung von Silvia Schenk: „Das olympische Dilemma“, der ebenfalls in der DOSB Presse Nr. 10, vom 8. März 2022 veröffentlicht wurde. Dieser Beitrag ist im Zusammenhang mit den Ausführungen von Güldenpfennig ebenfalls sehr lesenswert. Insbesondere werden wichtige Empfehlungen gegenüber dem IOC vorgetragen, wie es sich zukünftig  bei der dringend notwendigen Beachtung der Menschenrechtsproblematik verhalten sollte. H.D.

 

1. Krieg in Europa

Der russische Präsident hat – mitten zwischen dem Ende der Olympischen und dem Beginn der Paralympischen Spiele von Peking – einen unprovozierten militärischen Angriff auf ein unabhängiges Land vom Zaun gebrochen. Das ist ein flagranter Bruch des Völkerrechts, das Krieg allenfalls zur Selbstverteidigung zulässt. Und es ist eine veritable weltpolitische Katastrophe. Putin will, das erscheint jenseits aller Spekulation klar, seine Herrschaft über die Ukraine errichten, weil sie „seit jeher ein Teil Russlands“ sei. Zugleich könnte China dies, sollte es „gelingen“ und ohne militärische Antwort der westlichen Konkurrenz bleiben, als Ermutigung lesen, seinerseits auf Taiwan zuzugreifen, das nicht einmal den Status völkerrechtlicher Souveränität genießt. Weiterlesen

Zwei Offene Briefe

Offener Brief an Herrn Claudio Catuogno, Süddeutsche Zeitung (10. 2. 2022)

Sehr geehrter Herr Catuogno.

Eigentlich hatte ich nicht die Absicht, mich zu dem Fall „Peng Shuai“ zu äußern, da er für mich schon seit langer Zeit als abgeschlossen zu gelten hat.
Eine ehemalige Profi Tennisspielerin aus China, 36 Jahre alt, also eine erwachsene Frau, hat in einem Interview behauptet, dass sie von einem hohen Funktionär der kommunistischen Partei Chinas sexuell missbraucht wurde. Diese Behauptung hat sie zu einem späteren Zeitpunkt zurückgenommen. In Bezug auf ihre Behauptung spricht sie in einem späteren Interview mit L´ Equipe und in späteren Gesprächen mit IOC-Persönlichkeiten, die selbst außerhalb Chinas leben, von einem „Missverständnis“. Dass sie noch lebt, kann beim Betrachten eines Videos, das vom IOC ausgestrahlt wurde, wahrgenommen werden. Angesichts der Totalität des Überwachungsstaates China könnte dieses Video auch als Fake eingeordnet werden, obgleich dies angesichts der Tatsache, dass das Gespräch mit der Athletin von der Athletensprecherin des IOC und vom IOC Präsidenten selbst geführt wurde, für mich als äußerst unwahrscheinlich zu bezeichnen ist. Es ist vor allem deshalb unwahrscheinlich, weil zu einem späteren Zeitpunkt die Athletin im öffentlichen Leben Chinas präsent war, sie als Zuschauer die Olympischen Winterspiele besuchte und sie in „Face to Face“ – Gesprächen mit verschiedenen Personen, die keine Bürgerinnen oder Bürger des kommunistischen Staats China sind, den Sachverhalt, dass sie noch am Leben und gesund ist, mehr als evident offenlegt. Weiterlesen