Seit der Gründung der BRD Deutschland ist Sport der bedeutsamste Inhalt der deutschen Alltagskultur. Samstag für Samstag teilen die Anhänger von Bundesligamannschaften Freud und Leid mit ihren Fußballspielern. Handball wird in Deutschland auf höchstem Niveau gespielt und erfolgreiche Athletinnen und Athleten in den verschiedenen olympischen Sommer- und Wintersportarten repräsentieren Deutschland bei Olympischen Spielen weit über die Bundesrepublik hinaus. In mehr als 90.000 Vereinen mit ihren 30 Millionen Mitgliedern wird Abend für Abend und Woche für Woche in vorbildlicher Weise eine Bürgergesellschaft gelebt. Ehrenamtliche Arbeit ist dabei das Prägende des selbstorganisierten Sports. Die Sportstätten Deutschlands sind in vieler Hinsicht vorbildlich. Viele Stadien haben regionale Landesgeschichte geschrieben. Die Olympiastadien in München und Berlin sind bedeutsame Orte einer globalen Sportgeschichte und in jüngsten Jahren sind viele moderne Sportarenen in Deutschland hinzugekommen. Nahezu in jeder Gemeinde befindet sich eine Turn- und Sporthalle – Kunststoffbahnen, Freiplätze, Schwimm- und Hallenbäder, Laufpfade, Klettergärten und Halfpipes sind beispielhafte Orte des Sports, die auf eine aktive Sportkultur in Deutschland verweisen.
Der Sport hat dabei auf eindrucksvolle Weise gezeigt, welch wichtige Beiträge er für eine lebenswerte Gesellschaft erbringen kann. Durch den Sport können sich Menschen aktiv oder passiv im positiven Sinne unterhalten, der Sport vermittelt Menschen Spaß und Freude. Mittels Bewegung, Spiel und Sport können die Menschen leiblich gebildet und sozialisiert werden. Nicht nur in den deutschen Schulen, sondern auch in den vielen Vereinen, aber auch bei allen übrigen Anbietern des Sports kann der Sport einen wichtigen Erziehungsbeitrag leisten. Der Sport kann dazu beitragen, dass sich die Menschen selbstverantwortlich und aktiv auf ein gesundes Leben ausrichten. Das aktive Sporttreiben trägt zum Wohlbefinden bei. Unter präventiven Gesichtspunkten ist ein aktives Sportengagement unverzichtbar. Der Sport kann aber auch bei der Lösung von sozialen Problemen eine Hilfe sein. Probleme wie Kriminalität, Drogenkonsum oder Arbeitslosigkeit können mittels Sport gemindert, manche können sogar gelöst werden.
Der Sport ist aber auch ein wichtiger Teil der deutschen Volkswirtschaft. Er schafft Arbeitsplätze, ist eine wichtige Dienstleistung für eine Gesellschaft, die immer mehr zu einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft wird. Die sportlichen Leistungen der deutschen Athletinnen und Athleten ermöglichen Identifikation insbesondere für junge Menschen. Sie rufen Begeisterung hervor, unterhalten Menschen in angenehmer Weise und nicht selten haben Athleten eine Stellvertreterfunktion. Sie repräsentieren Deutschland im positiven Sinne. Vor allem aber kann im Sport das Prinzip des Fair Play gelernt werden. Auch dann, wenn immer häufiger in ihm selbst dagegen verstoßen wird. Die Achtung des Gegners, die Wertschätzung des anderen, die Integration ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Gemeinschaft des Sports – dies alles kann den Sport zu einem wichtigen symbolischen Wert machen, auf den unsere Gesellschaft in Deutschland dringend angewiesen ist.
Betrachten wir die Merkmale einer lebenswerten Gesellschaft und werfen einen Blick auf die Funktionen, die dem Sport in der Vergangenheit und heute zugeschrieben wurden und werden, so ist sehr schnell erkennbar, dass der Sport durchaus einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung Deutschlands erbringen kann, wenn er jene Funktionen erfüllt, die er sich selbst zugeschrieben hat und die auch immer häufiger von außen an ihn herangetragen werden. Will der Sport dies leisten, braucht er seine autonome Selbstverwaltung. Er benötigt aber auch die subsidiäre Hilfe durch die Bundesregierung, die Landesregierung und die Kommunen. Ist dies der Fall, so kann sich der Sport immer wieder die Frage stellen, ob er den Ansprüchen genügt und ob seine Realität mit den positiven Vorstellungen in Einklang gebracht werden kann, die das Kulturgut des Sports als etwas Besonderes auszeichnen.
Will der Sport seinem gesellschaftlichen und kulturellen Auftrag entsprechen, so ist es wichtig, dass er sich selbst im Spiegel seiner Entwicklungen betrachtet, dass er rechtzeitig seine Herausforderungen erkennt, die sich ihm stellen werden und dass er sich den Problemen widmet, die in den eigenen Reihen nahezu zwangsläufig entstehen und gelöst werden müssen. Will er diese Aufgaben meistern, so benötigt er ein fundiertes Wissen über sich selbst, über die Situation des Sports in unserer Republik, über die empirischen Sachverhalte in den vielen gesellschaftlichen Bereichen, die sich in seiner Austauschbeziehung zum Sport befinden.
Eine Enzyklopädie des Sports könnte hierzu eine wichtige Hilfe leisten. Bislang hat sich eine solche Wissenssammlung zugunsten des deutschen Sports als nicht machbar erwiesen. Angesichts der dringenden Notwendigkeit und vor dem Hintergrund neuer technologischer Möglichkeiten sollte jedoch jedes Bemühen um eine zukünftige Enzyklopädie des Sports unterstützt werden. Es handelt sich dabei um eine Gemeinschaftsaufgabe, die ständig fortzuschreiben ist. In einem digitalen Zeitalter, das uns schon seit längerer Zeit begleitet, eröffnen sich hierzu vielfältige Möglichkeiten. Die hier vorliegende Datensammlung kann dabei nur als ein erster Schritt betrachtet werden. Unter statistischen Gesichtspunkten liegen viele Felder des Sports ziemlich brach. Sie bedürfen oft einer ersten Bearbeitung, meist aber auch einer Überprüfung und Weiterentwicklung. In den vielfältigen Unterorganisationen des deutschen Sports liegt hierzu manches Wissen bereit. Es bedarf nun der Erkundung und der Übermittlung. Die ersten Recherchen haben bereits wichtige Daten hervorgebracht, die in der hier vorliegenden Publikation berücksichtigt und systematisch dargestellt werden. Die Redaktion des enzyklopädischen Sportprojekts ist gerne bereit, alle existierenden tragfähigen Daten in diese Dokumentation aufzunehmen. Wer immer über Daten verfügt wird hiermit gebeten an diesem zukunftsweisenden Projekt mitzuwirken. Jede Organisation des Sports ist somit aufgefordert, Einblick in ihre organisatorischen Strukturen und Entwicklungsdaten zu gewähren. Transparenz ist der Schlüssel für die Lösung von Problemen und die unverzichtbare Grundlage für ein demokratisches Sportwesen.