Drei Päpste und ihr Verhältnis zum Sport

Vorbemerkungen

Die Frage nach dem Verhältnis des höchsten Oberhaupts der katholischen Kirche zum Sport, zu einem Phänomen, das im vergangenen Jahrhundert einen weltweit einmaligen Globalisierungsprozess aufzuweisen hatte und heute in jeder Gesellschaft dieser Welt angetroffen werden kann, ist naheliegend und wurde auch vielfältigen Analysen vor allem aus theologischer Sicht unterzogen. Es gibt einerseits Päpste, die ein sehr enges Verhältnis während ihres Pontifikats zum System des Sports aufzuweisen haben. Andererseits standen mehrere Päpste dem Sport distanziert gegenüber. Manche hatten auch gar kein Verhältnis zum Sport aufzuweisen. Papst Pius X (1903 – 1014) gilt gemeinhin als jener Papst gilt gemeinhin als jener Papst, der als erster dem modernen Sport eine besondere Aufmerksamkeit widmete. Während seines Pontifikates fanden fast jährlich Wettkämpfe im Vatikan statt, insbesondere das „internationale Sportfest“ anlässlich seines „Goldenen Dienstjubiläums“ 1908. Eine Begegnung mit Pierre de Coubertin, dem Begründer der modernen Olympischen Spiele ist dabei besonders erwähnenswert. Im Folgenden soll das Verhältnis des Oberhaupts der katholischen Kirche zum modernen Sport beispielhaft an den in den vergangenen 5O Jahren amtierenden Päpsten skizziert werden. Es soll dabei u.a. gezeigt werden, dass die Institution des Papstes nicht zuletzt unter sportpolitischen Gesichtspunkten eine wichtige Bedeutung für die Sportentwicklung in den Gesellschaften dieser Welt einnehmen kann.

Papst Johannes Paul II., der von 1978 bis 2005 das Oberhaupt der katholischen Kirche war, hatte eine bemerkenswerte Beziehung zum Sport, die sowohl seine persönliche Leidenschaft als auch seine theologische Vision widerspiegelte. Er verstand den Sport nicht nur als Freizeitbeschäftigung, sondern als ein wichtiges Mittel zur Förderung menschlicher Werte, zur Evangelisierung und zur Schaffung von Frieden und Gerechtigkeit in der Welt.

Der sportliche Papst

Johannes Paul II. war selbst ein begeisterter Sportler. Als junger Mann war er ein passionierter Skifahrer, Schwimmer und Wanderer. Auch während seines Pontifikats nutzte er jede Gelegenheit, um sportlich aktiv zu bleiben – oft unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in den Alpen oder anderen Rückzugsorten. Diese persönliche Verbindung zum Sport machte ihn zu einem glaubwürdigen Fürsprecher für dessen Bedeutung im Leben von Menschen.

Papst Johannes Paul II beim Skilaufen

Papst Johannes Paul II beim Skilaufen

Theologische Perspektive auf den Sport

Johannes Paul II. sah den Sport als Ausdruck der Einheit von Körper, Geist und Seele. Er betonte, dass der Mensch als ganzheitliches Wesen geschaffen sei und dass sportliche Aktivitäten dazu beitragen können, diese Einheit zu fördern. In seinen zahlreichen Ansprachen hob er hervor, dass der Sport eine Möglichkeit bietet, Tugenden wie Disziplin, Teamgeist und Fairness zu entwickeln. Dabei warnte er vor einer Reduktion des Sports auf rein materielle oder kommerzielle Aspekte und forderte einen humaneren und authentischeren Umgang mit diesem Bereich.

 Papst Johannes, IOC-Präsident Brundage und Ministerpräsident Andreotti

Papst Johannes, IOC-Präsident Brundage und Ministerpräsident Andreotti

Der Sport als Plattform für Evangelisierung

Johannes Paul II. erkannte die globale Reichweite des Sports und sah darin eine Gelegenheit zur Verkündigung des Evangeliums. Im Heiligen Jahr 2000 nahm er an zwei Wochenenden an großen Sportveranstaltungen in Italien teil und er predigte vor 80.000 jungen Sportlern im Olympiastadion in Rom, wobei er und die Rolle des Sports bei der Förderung von Hoffnung und Frieden betonte. Darüber hinaus richtete er 2004 eine eigene „Arbeitsstelle für Kirche und Sport“ im Vatikan ein, um eine christliche Vision des Sports zu entwickeln und dessen gesellschaftliche Bedeutung zu stärken.

Förderung von Frieden und Völkerverständigung

Der Papst war überzeugt davon, dass der Sport Brücken zwischen Kulturen bauen kann. Er unterstützte die olympische Idee als Symbol für Frieden und Zusammenarbeit zwischen Nationen. Im Jahr 2004 rief er während der Olympischen Spiele in Athen zu einem weltweiten Waffenstillstand auf – ein Appell, der die verbindende Kraft des Sports unterstrich. Für sein Engagement wurde Johannes Paul II. 1981 mit dem “Olympic Order” ausgezeichnet, einer besonderen Ehrung des Internationalen Olympischen Komitees.

Kritik an Fehlentwicklungen im modernen Sport

Kritik an Fehlentwicklungen im modernen Sport

Kritik an Fehlentwicklungen im modernen Sport

Trotz seiner Begeisterung für den Sport scheute Johannes Paul II. nicht davor zurück, Fehlentwicklungen wie Doping, Kommerzialisierung oder die Instrumentalisierung des Sports für politische Zwecke anzuprangern. Er forderte Athleten und Verantwortliche auf, den Sport als Mittel zur Förderung menschlicher Würde zu nutzen und nicht als bloßes Werkzeug zur Erreichung von Macht oder Profit.

Papst Johannes Paul II. hat dem modernen Sport eine tiefere Bedeutung verliehen, indem er ihn mit christlichen Werten verband und als Werkzeug für Frieden, Gerechtigkeit und Evangelisierung nutzte. Seine persönliche Leidenschaft für sportliche Aktivitäten sowie seine theologische Reflexion machten ihn während seines Pontifikats zu einem bemerkenswerten Fürsprecher für die Rolle des Sports in einer globalisierten Welt. Sein Vermächtnis lebt in den Initiativen der katholischen Kirche weiter, die den Sport als Mittel zur Förderung menschlicher Werte begreift.

Papst Benedikt XVI., geboren als Joseph Ratzinger, war ein intellektueller und spiritueller Geistlicher, der vor allem für seine theologischen Reflexionen und seine Arbeit an der Schnittstelle von Glaube und Vernunft bekannt war. Während sein Pontifikat (2005–2013) nicht primär durch eine persönliche Verbindung zum Sport geprägt war, zeigte er dennoch ein bemerkenswertes Verständnis für dessen kulturelle und moralische Bedeutung. Sein Verhältnis zum Sport lässt sich durch seine philosophischen und theologischen Perspektiven sowie durch konkrete Initiativen des Vatikans unter seiner Leitung beleuchten.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Johannes Paul II. hatte Benedikt XVI. keine enge persönliche Bindung zum Sport. Berichten zufolge empfand er sportliche Aktivitäten in seiner Jugend eher als „wahre Folter“ und widmete sich stattdessen mit Vorliebe intellektuellen und künstlerischen Beschäftigungen wie Musik und Literatur. Dennoch erkannte er die Bedeutung des Sports als gesellschaftliches Phänomen und als Mittel zur Förderung von Werten.
Benedikt XVI. betrachtete den Sport durch die Linse seiner theologischen Überzeugungen, die stark auf die Einheit von Wahrheit, Schönheit und Moralität fokussiert waren. Für ihn war der Sport ein Bereich, in dem Tugenden wie Disziplin, Fairness und Teamgeist kultiviert werden können. Gleichzeitig warnte er vor den Gefahren einer Überkommerzialisierung oder eines Missbrauchs des Sports für politische Zwecke. In seinen Ansprachen betonte er die Rolle des Sports als universale Sprache, die Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenbringen kann, um Frieden und Brüderlichkeit zu fördern.

Förderung des Sports im Vatikan

Während seines Pontifikats unternahm der Vatikan unter Benedikts Leitung konkrete Schritte zur Förderung des Sports. Im Jahr 2008 wurde erstmals eine vatikanische Sportstiftung gegründet, um den erzieherischen Wert des Sports weltweit zu verbreiten. Diese Initiative zielte darauf ab, den Dialog zwischen Religionen durch gemeinsame sportliche Werte zu fördern und junge Menschen über katholische Schulen für Tugenden wie Solidarität und Respekt zu sensibilisieren. Benedikt unterstützte diese Bemühungen als Teil eines größeren Projekts zur Evangelisierung und moralischen Bildung.
Benedikt XVI. sah den Sport auch als Werkzeug zur Förderung von Frieden und Verständigung zwischen den Nationen. Anlässlich der Olympischen Spiele 2008 in Peking äußerte er seine Hoffnung, dass der Sport ein Beispiel für das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft sein möge. Diese Haltung spiegelt seine Überzeugung wider, dass der Glaube nicht nur spirituelle, sondern auch soziale und kulturelle Dimensionen hat.

 Bundestrainer Beckenbauer begegnet Papst Benedikt im Vatikan

Bundestrainer Beckenbauer begegnet Papst Benedikt im Vatikan

Trotz seines Engagements für den Sport blieb Benedikts Verhältnis dazu eher theoretisch geprägt. Seine Zurückhaltung gegenüber populären kulturellen Phänomenen wie dem modernen Profisport könnte auf seine intellektuelle Prägung zurückzuführen sein, die stärker auf metaphysische Fragen fokussiert war. Dennoch erkannte er die Möglichkeit des Sports, einen positiven Beitrag zur menschlichen Entwicklung zu leisten.

Papst Benedikt XVI. war kein leidenschaftlicher Sportler, doch er verstand den Sport als bedeutendes kulturelles Phänomen mit großem Potenzial für die Vermittlung christlicher Werte und die Förderung von Frieden. Unter seiner Leitung stärkte der Vatikan seine Verbindungen zum Sport durch neue Initiativen wie die Gründung einer eigenen Sportstiftung. Sein Vermächtnis in diesem Bereich zeigt, dass selbst ein „Theologen-Papst“ wie Benedikt XVI. den Wert des Sports für die menschliche Gemeinschaft erkannt hat – nicht nur als körperliche Betätigung, sondern auch als Ausdruck universaler Werte wie Brüderlichkeit, Fairness und Respekt.

Papst Franziskus (seit 2013), bekannt für seine volksnahe und progressive Haltung, hat eine besondere Beziehung zum Sport, die sowohl in seiner persönlichen Biografie als auch in seiner theologischen Sichtweise verwurzelt ist. Als Kirchenoberhaupt betont er immer wieder die Bedeutung des Sports als Mittel zur Förderung von Gemeinschaft, Frieden und menschlicher Entwicklung.

Persönlicher Bezug zum Sport

Bereits in seiner Kindheit zeigte Papst Franziskus eine Leidenschaft für den Fußball. Obwohl er nach eigener Aussage nicht zu den besten Spielern gehörte, prägte ihn die Rolle als Torwart nachhaltig. Diese Position lehrte ihn wichtige Lebenslektionen wie Wachsamkeit und Verantwortungsbewusstsein. Er ist ein begeisterter Anhänger des argentinischen Fußballvereins San Lorenzo und erinnert sich gern an die Atmosphäre in den Stadien seiner Jugend.

 Papst Franziskus empfängt die Fußballstars Buffon und Messi

Papst Franziskus empfängt die Fußballstars Buffon und Messi

Sport als Ausdruck christlicher Werte

Papst Franziskus sieht enge Parallelen zwischen Sport und Glauben. Beide erfordern Passion, Disziplin, Teamgeist und Beharrlichkeit. Er beschreibt Jesus metaphorisch als einen “fordernden Trainer”, der von seinen Gläubigen verlangt, ihre Talente zu entwickeln und einzusetzen. Der Papst hebt hervor, dass Sportler wie Heilige Opferbereitschaft und Verzicht üben müssen, um ihre Ziele zu erreichen. Diese asketische Haltung hilft dabei, das Wesentliche im Leben besser zu erkennen.

Sport als Brücke der Gemeinschaft

Für Franziskus ist Sport ein “Motor der Gemeinschaft” und ein Ort der Begegnung und Brüderlichkeit. Er betont, dass durch sportliche Aktivitäten starke soziale Bindungen entstehen können, die über kulturelle oder religiöse Unterschiede hinausgehen. Besonders wichtig ist ihm der inklusive Charakter des Sports: Jeder Mensch – unabhängig von körperlichen Fähigkeiten oder sozialem Status – sollte Zugang dazu haben. Dies spiegelt sich in seiner Unterstützung für Initiativen wider, die den Sport für alle zugänglich machen.

 Papst Franziskus begegnet der Jugend beim Tischfußball- Spiel

Papst Franziskus begegnet der Jugend beim Tischfußball- Spiel

Kritik an der Kommerzialisierung des Sports

Der Papst warnt eindringlich vor der Kommerzialisierung des Sports. Wenn dieser nur noch als Geschäft betrachtet wird, verliert er seine spielerische Dimension und seinen Wert für die Persönlichkeitsbildung. Stattdessen plädiert Franziskus für einen “sauberen” Sport: Ehrlichkeit sei wichtiger als ein Sieg um jeden Preis. Sein Motto lautet: “Lieber eine saubere Niederlage als ein dreckiger Sieg”.

Kritik am Dopingbetrug

Papst Franziskus hat wiederholt Doping im Sport scharf verurteilt und Maßnahmen vorgeschlagen, um dieses Problem anzugehen. Dabei setzt er auf eine Kombination aus moralischem Appell, strukturellen Reformen und der Förderung positiver Werte im Sport.
Papst Franziskus betont, dass Doping nicht nur das Prinzip des fairen Wettkampfs verletzt, sondern auch die Würde des Menschen untergräbt. Er bezeichnet Doping als Versuch, „Gott jenen Funken zu rauben“, den er jedem Menschen individuell gegeben hat. Der Papst ruft Sportler dazu auf, Ehrlichkeit und Integrität über den kurzfristigen Erfolg zu stellen und lieber eine „saubere Niederlage als einen dreckigen Sieg“ zu akzeptieren.
Franziskus sieht die Wurzeln von Doping in der oft übermäßigen Kommerzialisierung des Sports. Wenn Athleten nur noch als „Leistungsmaschinen“ betrachtet werden, drohen unmenschliche Konsequenzen für Körper und Seele. Der Papst fordert daher eine Rückbesinnung auf die ursprünglichen Werte des Sports wie Teamgeist, Fairplay und Freude.

Es gibt spezifische Dokumente und Erklärungen von Papst Franziskus, die sich mit Doping im Sport auseinandersetzen:

  • Dokument “Sein Bestes geben”
    Das vatikanische Dokument “Sein Bestes geben”, veröffentlicht vom Dikasterium für Laien, Familie und Leben, widmet sich umfassend der christlichen Perspektive auf den Sport und verurteilt Doping ausdrücklich. Es wird betont, dass Doping das Prinzip des fairen Wettkampfs verletzt und Athleten oft als reine “Leistungsmaschinen” betrachtet werden, was unmenschliche Folgen für Körper und Seele hat. Das Dokument fordert Fairness, Disziplin und eine Rückbesinnung auf die Werte des Sports.
  • Interview mit der “Gazzetta dello Sport”
    In einem Interview mit der italienischen Zeitung Gazzetta dello Sport verurteilte Papst Franziskus Doping scharf. Er bezeichnete es als Versuch, “Gott jenen Funken zu rauben”, den er jedem Menschen gegeben hat. Franziskus hob hervor, dass Ehrlichkeit wichtiger sei als ein Sieg um jeden Preis, und betonte die Bedeutung von Fairness und Teamgeist im Sport.
  • Audienz mit Radsportverbänden
    Bei einer Audienz mit dem Europäischen und Afrikanischen Radsportverband kritisierte der Papst Doping als eine “Unordnung, die den Sport beschmutzt”. Er forderte Athleten dazu auf, durch Ehrlichkeit und Integrität ein Vorbild für Jugendliche zu sein. Franziskus betonte, dass der Sport eine Gelegenheit sei, Tugenden wie Mut, Opferbereitschaft und Teamgeist zu fördern.
  • Allgemeine Kritik an Kommerzialisierung
    In mehreren Aussagen hat Franziskus darauf hingewiesen, dass die Kommerzialisierung des Sports oft die Ursache für Doping ist. Er fordert eine Rückkehr zu den ursprünglichen Werten des Sports und warnt vor dem Druck auf Athleten, der sie zu unethischem Verhalten verleiten könnte.

Diese Dokumente und Erklärungen zeigen deutlich, dass Papst Franziskus Doping nicht nur als sportliches Problem sieht, sondern auch als ethische Herausforderung, die die Würde des Menschen betrifft. Der Vatikan hat betont, dass die Bekämpfung von Doping nicht allein durch moralische Appelle an einzelne Athleten erfolgen kann. Stattdessen müssen Sportorganisationen klare Regeln und Rahmenbedingungen schaffen, um die Versuchung zum Doping zu minimieren. Dazu gehören strengere Kontrollen, Transparenz und die Förderung einer Kultur der Ehrlichkeit im Sport.
Ein zentraler Ansatzpunkt ist die Erziehung junger Menschen zu ethischem Verhalten im Sport. Der Papst sieht Schulen und kirchliche Institutionen in der Verantwortung, den Sportsgeist zu fördern und Kinder vor exzessivem Training oder unmenschlichen Anforderungen zu schützen. Dies soll langfristig dazu beitragen, dass Athleten nicht in die Versuchung geraten, unerlaubte Mittel einzusetzen.
Papst Franziskus plädiert für eine enge Zusammenarbeit zwischen Kirche und Sportverbänden. Diese Partnerschaften sollen genutzt werden, um ethische Standards zu etablieren und den Schutz der Athleten sicherzustellen. Besonders wichtig ist ihm dabei der Schutz der Würde aller Beteiligten – von Kindern bis hin zu Profisportlern.

Missbrauch von Kindern und Jugendlichen im Sport

Papst Franziskus hat mehrfach den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen im Sport kritisiert und konkrete Maßnahmen gefordert, um diesem Problem vorzubeugen. Seine Kritik konzentriert sich auf die Verantwortung von Erwachsenen, die Schutzbedürftigkeit von Minderjährigen und die Schaffung eines sicheren Umfelds im Sport.
In einer Grußbotschaft anlässlich eines internationalen Sportkongresses betonte Papst Franziskus, dass Erwachsene im Sport eine erzieherische Verantwortung tragen. Sie müssten sicherstellen, dass ein „gesundes und bildendes Umfeld“ geschaffen wird, in dem jede Form von Missbrauch – insbesondere gegenüber Minderjährigen – verhindert wird. Der Papst forderte Trainer, Eltern und Funktionäre auf, ihre Rolle als Beschützer und Vorbilder ernst zu nehmen, um Kinder vor physischen und psychischen Schäden zu bewahren.
Der Papst hat speziell exzessives Training von Kindern, etwa im Frauenturnen, kritisiert. Solche Praktiken können verheerende Folgen für Körper und Seele der jungen Athleten haben. Er prangert an, dass Kinder dabei oft als reine „Leistungsmaschinen“ betrachtet werden, was unmenschliche Konsequenzen nach sich zieht. Diese Kritik findet sich im vatikanischen Dokument „Sein Bestes geben“, das sich umfassend mit den negativen Seiten des Sports auseinandersetzt.
Franziskus hebt hervor, dass der Sport ein Ort sein sollte, an dem Werte wie Fairness, Freude und Teamgeist vermittelt werden. Er warnt davor, dass der Druck auf junge Athleten nicht nur ihre Leidenschaft für den Sport zerstören kann, sondern auch die Grundlage für Missbrauch schafft. Der Papst fordert ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Risiko und Umsicht in der sportlichen Erziehung.
Der Papst ruft deshalb zu verstärkten präventiven Maßnahmen auf, um Missbrauch im Sport zu verhindern. Dazu gehört die enge Zusammenarbeit zwischen Kirche, Sportorganisationen und Bildungseinrichtungen. Franziskus sieht die Kirche in der Mitverantwortung, den Sport vor Bedrohungen wie Missbrauch oder exzessivem Leistungsdruck zu schützen.

Sport als Instrument des Friedens

Franziskus sieht im Sport auch ein mächtiges Werkzeug zur Förderung des Friedens. Die Werte von Einheit und Zusammenhalt, die im Sport gelebt werden können, machen ihn zu einem Verbündeten bei der Überwindung von Konflikten. Der Papst ruft Sportler dazu auf, soziale Verantwortung zu übernehmen und ihre Plattform für das Gemeinwohl zu nutzen.
Papst Franziskus und IOC-Präsident Thomas Bach haben in den letzten zehn Jahren eng zusammengearbeitet, um gemeinsame Werte wie Frieden, Solidarität und Inklusion durch den Sport zu fördern.
Der Papst, UN Sekretär Ban Ki-Moon und IOC- Präsident Bach haben 2016 zum Kongress „Sport and Faith“ eingeladen. Sie betonten dabei mehrfach die Rolle des Sports als Mittel zur Förderung von Einheit und Frieden. Papst Franziskus hob hervor, dass der Sport Barrieren abbauen und den Menschen ins Zentrum stellen sollte. Thomas Bach teilte diese Vision, indem er die Olympischen Spiele als Symbol für friedliches Miteinander beschrieb, bei dem Athleten aus aller Welt zusammenkommen, um fair zu konkurrieren und friedlich zusammenzuleben.
2022 unterzeichneten sie eine Erklärung zur Nutzung des Sports für Entwicklung, Frieden, Toleranz und Respekt. Zudem ergriff das IOC mehrere Initiativen wie z.B. das Refugee Olympic Team, um Inklusion zu fördern. Geschlechtergerechtigkeit wurde ebenfalls durch gleiche Teilnehmerzahlen bei den Spielen erreicht.
Papst Franziskus warnte das IOC vor einer zunehmenden Kommerzialisierung des Sports und betonte dessen pädagogische Funktion. Bach räumte ein, dass Kommerzialisierung ein Problem sei, betonte jedoch die universellen Regeln des Sports, die Diskriminierung verhindern sollen.
Zu Beginn des „Olympique Truce“, des Olympischen Waffenstillstand fand in Paris eine Messe für den Frieden statt. Hierzu schickte Papst Franziskus eine Botschaft, die seine vielen unterstützenden Botschaften zu Gunsten der Olympischen Spiele ergänzte. Bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 selbst wurde ein interreligiöses Treffen organisiert, um die spirituelle Dimension des Sports hervorzuheben. Vertreter verschiedener Religionen arbeiteten dabei zusammen, um Frieden und Dialog zu fördern.

Das olympische Motto um 1900

Das olympische Motto um 1900

Die gute Zusammenarbeit zwischen Papst Franziskus und IOC Präsident Bach hat sich auch als äußerst förderlich erwiesen, als das IOC auf Anregung von Bach das Olympische Motto veränderte, das auf eine Idee des Benediktiner- Mönches Henri Didon zurückzuführen ist. Papst Franziskus hat der Ergänzung und Erweiterung des Olympischen Motto „citius, altius, fortius“ wohl sehr gerne zugestimmt, denn „communiter“ als Motto und damit die Idee der Solidarität prägen wie kein anderes das Pontifikat von Franziskus.
Im noch laufenden Heiligen Jahr 2025 wird der Papst am 14. /15. Juni bei einer zentralen Vatikanveranstaltung des Heiligen Jahres über die Werte des Sports sprechen. Kaum eine Ordensverleihung war so nahe liegend wie die Verleihung des „Olympischen Ordens in Gold“ durch Thomas Bach an Papst Franziskus.

 Das erweiterte Olympische Motto auf Anregung von IOC-Präsident Bach

Das erweiterte Olympische Motto auf Anregung von IOC-Präsident Bach

Die gute Zusammenarbeit zwischen Papst Franziskus und IOC Präsident Bach unterstreicht die Bedeutung von Sport als Brücke zwischen Kulturen und Religionen sowie als Werkzeug für gesellschaftlichen Wandel.

 Im Interesse des olympischen Sports – ein enges Verhältnis zwischen dem Vatikan und dem IOC

Im Interesse des olympischen Sports – ein enges Verhältnis zwischen dem Vatikan und dem IOC

Papst Franziskus verbindet seine persönliche Begeisterung für den Sport mit einer tiefen theologischen Perspektive. Für ihn ist Sport nicht nur Unterhaltung, sondern ein Ausdruck christlicher Werte wie Gemeinschaft, Ehrlichkeit und Inklusion. Seine Botschaft richtet sich an alle – von Profisportlern bis hin zu Amateuren –, den Sport als Mittel zur persönlichen und gesellschaftlichen Entwicklung zu verstehen und zu nutzen.
Papst Franziskus setzt sich entschieden gegen Doping ein, indem er sowohl auf individueller als auch auf institutioneller Ebene Veränderungen fordert. Sein Ansatz verbindet moralische Appelle mit praktischen Maßnahmen wie Bildung und strukturellen Reformen, um den Sport wieder stärker auf seine grundlegenden Werte auszurichten: Fairness, Gemeinschaft und Respekt vor der menschlichen Würde.
Papst Franziskus unterstreicht die positiven Aspekte des Sports wie Inklusion, Gemeinschaftsbildung, Tugendentwicklung und Freude als entscheidende Gegengewichte zu Problemen wie Kommerzialisierung oder Doping. Für ihn ist der Sport ein erzieherisches und soziales Gut, das Menschen helfen kann, sich selbst zu verbessern und gleichzeitig zur Förderung von Frieden und Solidarität beizutragen.

Papst Franziskus mahnt eindringlich zum Schutz von Kindern und Jugendlichen im Sport. Er fordert Erwachsene auf, ihre erzieherische Verantwortung wahrzunehmen und ein sicheres Umfeld zu schaffen. Gleichzeitig kritisiert er Praktiken wie exzessives Training scharf und plädiert für einen Sport, der auf Fairness, Freude und Respekt basiert.
Papst Franziskus betont zahlreiche positive Aspekte des Sports, die als Gegengewicht zu dessen negativen Seiten dienen können. Diese positiven Eigenschaften sieht er nicht nur als sportliche Werte, sondern auch als universelle Prinzipien, die zur persönlichen und gesellschaftlichen Entwicklung beitragen. Die wichtigsten Aspekte, die der Papst hervorhebt, sind dabei die folgenden:

  • Förderung von Inklusion und Solidarität
    Papst Franziskus lobt den Sport als ein Werkzeug zur Überwindung von Barrieren und Vorurteilen. Er sieht ihn als eine Möglichkeit, Menschen unabhängig von Herkunft, Fähigkeiten oder sozialem Status zusammenzubringen. Besonders hebt er Initiativen wie die Special Olympics hervor, die den Wert und die Würde jedes Einzelnen betonen und Inklusion fördern.
  • Sport als Motor der Gemeinschaft
    Der Papst beschreibt den Sport als einen Ort, an dem starke soziale Bindungen entstehen können. Durch Teamarbeit und gemeinsame Ziele werden Werte wie Brüderlichkeit und Zusammenhalt gefördert. Er nennt den Sport einen „Motor der Gemeinschaft“, der Menschen in Sieg und Niederlage vereint und so eine Kultur des Friedens unterstützt.
  • Persönliche Entwicklung und Tugenden
    Franziskus hebt hervor, dass Sport Disziplin, Mut, Fairplay und Opferbereitschaft lehrt. Diese Tugenden helfen dabei, persönliche Grenzen zu überwinden und Charakterstärke zu entwickeln. Der Papst betont, dass Athleten lernen müssen, sowohl mit Siegen als auch mit Niederlagen umzugehen, was sie auf das Leben vorbereitet.
  • Freude und Leidenschaft
    Sport wird vom Papst auch als Quelle von Freude und Begeisterung beschrieben. Er sieht darin eine Möglichkeit, das Leben zu feiern und Momente der Leichtigkeit zu schaffen. Diese Freude verbindet Menschen über kulturelle oder sprachliche Unterschiede hinweg.
  • Bildung einer Kultur des Friedens
    Franziskus betrachtet den Sport als ein Instrument zur Förderung von Frieden und Einheit in der Gesellschaft. Er fordert Athleten auf, soziale Verantwortung zu übernehmen und durch ihr Verhalten ein Beispiel für Geschwisterlichkeit und Harmonie zu geben.
  • Entwicklung von Talenten
    Der Papst sieht im Sport eine Gelegenheit für Menschen, ihre Talente zu entdecken und weiterzuentwickeln – unabhängig von körperlichen Einschränkungen oder sozialen Hindernissen. Er betont, dass jeder Mensch durch Sport sein Potenzial ausschöpfen kann. Papst Franziskus unterstreicht die positiven Aspekte des Sports wie Inklusion, Gemeinschaftsbildung, Tugendentwicklung und Freude als entscheidende Gegengewichte zu Problemen wie Kommerzialisierung oder Doping. Für ihn ist der Sport ein erzieherisches und soziales Gut, das Menschen helfen kann, sich selbst zu verbessern und gleichzeitig zur Förderung von Frieden und Solidarität beizutragen.

Schlussbemerkungen

Die drei Oberhäupter der katholischen Kirche haben sich in einer durchaus bemerkenswerten Weise mit den Fragen und Herausforderungen des modernen Sports auseinandergesetzt. Dies gilt vor allem für den polnischen Papst Johannes (1978-2005) und in ganz besonderer Weise für den argentinischen Papst Franziskus (seit 2013). Der deutsche Papst Benedikt (2005-2013) macht diesbezüglich eine gewisse Ausnahme, wie überhaupt dessen Wirken in Bezug auf die Ökumene, die internationale Friedenskommunikation und in Bezug auf Fragen der sozialen Gerechtigkeit eher als gering einzuordnen ist.
Das Pontifikat von Papst Franziskus wird zu Ende gehen. Den Organisationen des Sports ist zu wünschen, dass auch in einem neuen Pontifikat mit einem neuen Papst dem Sport ein besonderes ethisches Interesse entgegengebracht wird und das Oberhaupt der katholischen Kirche auch eine ethisch-moralische „Wächterfunktion“ über die Entwicklung des modernen Sports ausübt.

Letzte Bearbeitung:10.3.2025