Ich hatte ihn bereits viele Jahre vorher kennen gelernt. Seine Stimme war mir aus dem Fernsehen und seinen Tennisübertragungen des Daviscups bereits bestens bekannt. Persönlich hatte ich ihn auch bereits bei Fortbildungsveranstaltungen der Evangelischen Akademie in Bad Boll kennen gelernt, wo er mit seinem damaligen Chef Rudi Michel und seinen SWF- Kollegen immer ein gern gesehener Gast war und er mit seinen kritischen Fragen und Beiträgen die damals noch selbstverständlichen vor- und nachbereitenden Veranstaltungen bereicherte, die zum Beispiel aus einem Anlass wie der Fußball Weltmeisterschaft in Argentinien oder sämtlicher Olympscher Spiele stattgefunden gefunden haben.
Wirklich kennengelernt habe ich ihn in der Zeit vom 18. Februar bis zum 5. März 1985 in Jakarta, wo wir gemeinsam im Auftrag der Bundesregierung das Seminar „On TV- Sportsprogramme and Production“ durchgeführt und geleitet haben. Ein Jahr zuvor war aus Indonesien an Deutschland die Bitte herangetragen worden, junge Fernsehjournalisten im Rahmen eines vierwöchigen Seminars auf die Nationalen Indonesischen Spiele (PON) vorzubereiten, die im September 1985 in Jakarta stattfinden sollten. Der Partner des Projekts mit der Nummer 7620735 – 01100 war das staatliche indonesische Fernsehen TVRI.
Für mich war sehr schnell klar, dass ich dieses Seminar nur gemeinsam mit einem Partner durchführen kann, der sich durch eine umfassende praktische Kompetenz im Bereich der Sportfernsehberichterstattung auszeichnet. Meine erste Wahl war Volker Kottkamp vom Südwestfunk Baden-Baden und mir fiel ein Stein vom Herzen als ich endlich seine Zusage zur Teilnahme an dieser Fortbildungsveranstaltung erhalten konnte. Auf Wunsch der indonesischen Partner sollte das Seminar in Jakarta in englischer Sprache abgehalten werden, was zu erheblichen Vorbereitungsschwierigkeiten führte, da alle Arbeitsmaterialien, die wir bereits erarbeitet hatten, nur in deutscher Sprache vorgelegen hatten. Dennoch gelang es uns bis zur Ausreise ein Arbeitsbuch von 220 Seiten in englischer Sprache für jeden Seminarteilnehmer zur Verfügung zu stellen. Außerdem waren alle Lehreinheiten in englischer Sprache vorbereitet, so dass das gesamte Seminar in Englisch durchgeführt werden konnte. Allerdings stellte sich sehr schnell heraus, dass die englische Sprachkompetenz der 28 indonesischen Partner meist nur sehr unzureichend war und man deshalb immer wieder auch auf zusätzliche Dolmetschertätigkeiten zurückgreifen musste.
Das uns vorgegebene Ziel war bei diesem Seminar, die Teilnehmer auf die Nationalen Indonesischen Spiele vorzubereiten, bei denen mehr als 40 Sportarten über einen Zeitraum von drei Wochen täglich live zum ersten Mal im Fernsehen übertragen werden sollten. Unsere Aufgabe war es, die jungen Fernsehjournalisten in die wichtigsten journalistischen Arbeitsformen einzuführen, ihnen erste Erprobungsversuche und wichtige neue Erfahrungen zu eröffnen und sie dabei mit den spezifischen Arbeitsbedingungen indonesischer Sportberichterstattung vertraut zu machen. Zum anderen musste den Seminarteilnehmern das notwendige Hintergrundswissen über das Phänomen des indonesischen Sports und des Sports im internationalen Raum vermittelt werden. Der Sport hatte wohl zu diesem Zeitpunkt im indonesischen Fernsehen bereits einen hohen Programm- Anteil aufzuweisen, doch wies das Programm kaum professionelle Züge auf. Die Beiträge wurden lediglich in der Landessprache eingeführt. Danach blieben die Zuschauer den fremden Bildern und der fremden Sprache überlassen. Vor diesem Hintergrund war es notwendig, den indonesischen Kollegen Schritt für Schritt neue journalistische Arbeitsformen zu demonstrieren, um ihnen eine Programmvielfalt zu eröffnen, die bislang im indonesischen Fernsehen noch fremd war. Die Praxis fand sowohl im Studio als auch in verschiedenen Sportarenen von Jakarta statt. Höhepunkt des Seminars war die gemeinsame Produktion einer zweistündigen Fernsehsendung, wobei die verschiedensten journalistischen Arbeitsformen unter Berücksichtigung des erarbeiteten fernsehtheoretischen Hintergrunds und der neuen fernsehpraktischen Erfahrungen zum Tragen kamen. Der deutsche AA- Sportexperte Burkhard Pape, der als Fußballlehrer in Indonesien in dieser Zeit tätig war und u.a. die indonesische Junioren- Nationalmannschaft trainierte, wurde von uns in diese Liveübertragung mit einbezogen. Er war unter anderem auch Interviewpartner bei verschiedenen Interviewübungen während des Seminars.
Zum Abschluss unseres Aufenthaltes in Indonesien mussten Volker Kottkamp und ich auf Wunsch der indonesischen Partner ihr neues Trainingszentrum des TVRI in Yogkyakarta, der zweitgrößten Stadt Indonesiens, besichtigen und auch dort einen prüfenden Einblick in die dortige Ausbildungskonzeption werfen, wobei wir überraschend zur Kenntnis nehmen mussten, dass alle Studios dieses Zentrums von japanischen Firmen kostenlos eingerichtet worden waren und den höchsten internationalen Anforderungen genügten.
Als mich in diesen Tagen Friedrich Bohnenkamp, den ich wegen seiner wunderbaren TV-Features aus Anlass vieler Olympische Spiele sehr geschätzt habe, bei mir meldete und fragte, ob ich bereit wäre zum 80. Geburtstag von Volker Kottkamp einen kleinen Erinnerungsbeitrag zu leisten, war es mein erster Schritt, mein eigenes Gedächtnis etwas aufzufrischen und in meinem „Archiv“ nach dem Bericht von Volker Kottamp und mir zu suchen, den wir vor beinahe 30 Jahren nach unserer Reise nach Indonesien für unseren Auftraggeber verfasst hatten. Nach der Lektüre dieses Berichts wurde mir sehr schnell klar, dass ich damals ohne Volker Kottkamp dieses Seminar niemals hätte durchführen können. Er war es, der dank seiner praktischen Kompetenz immer wieder für die richtigen Prioritäten sorgte, die Vielfalt an Moderations-und Interviewtechniken zu lehren wusste und letztlich die praktische Relevanz dieses Seminar garantierte und sicherstellte, dass die Teilnehmer auch tatsächlich auf die bevorstehende vierwöchige Übertragungsarbeit bei den Indonesischen Spielen vorbereitet wurden. Die wissenschaftlichen Hintergründe, die sich überwiegend auf die deutsche Sportfernsehberichterstattung bezogen haben, die ich bemüht war sie zu vermitteln, waren im Vergleich dazu eher nachgeordnet und manches auch völlig ungeeignet.
Die erneute Lektüre des Abschlussberichts weckte auch Erinnerungen an gemeinsame interessante und schöne Erlebnisse in Indonesien, die mit vielen spannenden kulturellen Erfahrungen einhergingen. Unter interkulturellen Gesichtspunkten ist vielleicht eines dieser Erlebnisse besonders hervorzuheben. In den ersten Wochen begeisterte uns die vielfältige indonesische Küche und wir konnten durchaus von unserer großartigen kulinarischen Versorgung schwärmen. „Nasi Campur“, „Mee Goreng“, „Satay“, „Gado Gado“, Kary Ayam“; die Namen der Speisen ergänzten auch nahezu täglich unsere ersten Versuche in Bahasa Indonesia. Doch je länger der Aufenthalt andauerte desto größer wurde unsere Sehnsucht nach einer schwäbisch – badischen Brezel und nach einer deutschen Metzgerei. Es kam einer Sensation gleich, als wir beides in einem der besten Hotels von Jakarta entdeckten als unsere Seminararbeit bereits ihrem Ende zuging. Der damalige Genuss von einer Brezel und einer Wurst, begleitet von einem guten Glas Bier, bleibt für mich unvergesslich.
Schließlich entdeckte ich in meinem Archiv auch das Manuskript meiner Eröffnungsrede, die ich bei dem hier in Erinnerung gerufenen TV- Seminar in Indonesien gehalten habe. Volker Kottkamp habe ich in dieser Rede mit folgenden Worten vorgestellt:
„Mr. Kottkamp is in my opinion a real professional in sportsjournalism. Until now he has been more but 20 years working in the area of sportsjournalism. At present he works at the Sports Main Department ARD/SWF in Baden-Baden. But he also assists another Television Station, because they believe he is outstanding competent in his job. He is not only a TV man. After finishing high-school and some studies at university he started working for a radio station and until now it has been just normal at his TV Station that all his colleagues are to work in the radio station SWF as well. That’s not typical for the TV sports landscape in the Federal Republic of Germany, but the success of this model is well known in Germany. There is really a difference in the work between Mr. Kottkamp and his colleagues and those TV- Stations, where they are only fond of sports pictures. By the way, Mr. Kottkamp is not only a sympathetic moderator with a distinctive voice, he is also an expert in reporting special sports: especially Tennis. As a matter of course he himself is an excellent tennis player. Flushing Meadows are as well as Wimbledon his working place. It is just normal, that he also has been a member of our reporting team in the last three Soccer World Championships and finally I should not forget his reports from more but three Olympics. Mr. Kottkamp is a family father, too. Together with his wife and his two boys he likes to play tennis, jogging and some other sports are part of their leisure time”.
Diesen Ausführungen ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Lediglich sei angemerkt, dass er bei der Abschlussfeier unserer gemeinsamen Reise nach Indonesien leider nicht anwesend sein konnte. Denn, pflichtbewusst wie er immer war und ist, hatte er am Tag zuvor abreisen müssen, weil er für die Live- Übertragung des Daviscupspiels zwischen Deutschland und Spanien verantwortlich war, die vom Freitag bis zum Sonntag in der ersten März Woche 1985 stattgefunden hatte.
Herzlichen Glückwunsch!