Sportminister[1] im Kanzleramt – Ein Albtraum

Helmut Digel

Ich hatte einen Traum, und ich bin mir ganz sicher, dass es ein Albtraum war. Im Traum wurde ich von Kanzler Merz angerufen, ob ich bereit wäre, als parteiunabhängiger Sportminister in seinem neuen Kabinett tätig zu werden. Dieses Ministerium soll im Kanzleramt angesiedelt werden. Ich wäre ihm direkt unterstellt, und er würde mir seine volle Unterstützung gewähren. Ich weiß, dass mich nun mancher des Größenwahns bezichtigt. Doch Traumdeuter haben mir erklärt, dass in Träumen sehr häufig Größenwahnsinnige vorkommen.

Von diesem Anruf fühlte ich mich mehr als geschmeichelt und ich sagte spontan zu, dem neuen Kanzler in seinem Kabinett zu dienen. „Es sei mir eine Ehre“, sagte ich. Bis zu meinem Amtsantritt hatte ich in diesem Traum lediglich zwei Monate Zeit, und so setzte ich mich sofort an den Schreibtisch, um mein Arbeitsprogramm auszuarbeiten, das ich eine Woche vor Amtsantritt in einer Pressekonferenz vorzustellen habe. Als erstes orientierte ich mich an den „Sportberichten“ der Vorgängerregierungen, um zu verstehen und zu begreifen, für welche Maßnahmen und Projekte in der Vergangenheit der Steuerzahler seine Gelder bereitgestellt hat. Der Kanzler sprach in seinem Telefonat mit mir von einer „Zeitenwende“ und von der Wiedergeburt der „deutschen Leistungsgesellschaft“, die durch ihn erreicht werden soll, und er meinte, dass es da ganz wichtig ist, dass Deutschland wieder seine führende Rolle in der Welt des Hochleistungssports bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften zurückgewinnt, so wie dies in der Vergangenheit der Fall war. Um dem Gebot der politischen „Correctness“ Rechnung zu tragen, fügte er noch hinzu, dass ich bei meiner Arbeit auch einen Akzent auf die Integration und die Weiterentwicklung des Behindertensports ausrichten solle. Er habe gemeinsam mit seinem Koalitionspartner sichergestellt, dass zunächst 1 Milliarde € für die Sanierung von Sportstätten bereitgestellt werden. Von der miserablen Situation des Schulsports war nicht die Rede, da dieser ja zum Hoheitsgebiet der Länder gehört.

Nach dem Telefonat war es meine erste Handlung, dass ich mir den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung ausgedruckt habe und mich aus naheliegenden Gründen die Seiten in diesem umfangreichen Papier interessierten, die sich mit dem Sport beschäftigen. Doch zuvor schaute ich mir den Koalitionsvertrag der Vorgänger- Regierung an. Bei dessen Lektüre musste ich allerdings feststellen, dass dieser für die Ausgestaltung meines neuen Amtes keine Hilfe sein kann. Beim Lesen wurde mir sehr schnell klar, dass er einmal mehr – wie so viele Koalitionsverträge zuvor – in einer Sprache der „Politikluftblasen“ kreiert wurde, die in keinem einzigen Punkt konkret mit Inhalt ausgefüllt wurden. Vielmehr waren es wohlwollende Interessensbekundungen und Wünsche, die die „Ampel“-Regierung für das System des Sports zum Ausdruck brachte.
Keiner kann den dabei ausgesprochenen Wünschen widersprechen.

 

Meine darauffolgende Lektüre des neuen Koalitionsvertrages der CDU/ CSU/ SPD Regierung überraschte mich insofern, als das Kapitel „Sport“ wesentlich ausführlicher geraten ist und es auch im Vergleich zur Vorgänger-Regierung sehr viel konkretere Inhalte aufweist:

  • Die Nationale Strategie für Sportgroßveranstaltungen soll fortgeschrieben werden
  • Eine deutsche Bewerbung für die Olympischen Spiele soll unterstützt werden
  • Durch Professionalisierung, Externalisierung und Digitalisierung soll ein Paradigmenwechsel der Spitzensportförderung erreicht werden
  • Die duale Karriere und soziale Absicherung von Athletinnen und Athleten soll verbessert werden
  • Die Sportfördergruppen bei der Bundeswehr und bei der Polizei werden ausgebaut
  • Prämien für erreichte Medaillen werden steuerlich befreit
  • Eine Traineroffensive mit klar verbesserter Vergütung und deutlich verbesserten arbeitsrechtlichen Bedingungen
  • „Jugend trainiert für Olympia & Paralympics“ und die Bundesjugendspiele sind wichtige Institutionen, um Kinder und Jugendliche für den Leistungssport zu begeistern und an den Wettbewerbsgedanken

heranzuführen.“ Sie sollen deshalb weiter gefördert werden.

  • Die Schwimmfähigkeit der Menschen soll verbessert werden. Deshalb werden vorrangig Schwimmbäder einschließlich mobiler Schwimmcontainer gefördert
  • IAT und FES werden in ihrem Bestand gesichert und in die institutionelle Förderung aufgenommen
  • Inklusion und der Behindertensportverband werden gezielt unterstützt
  • Sport soll frei von Gewalt und Missbrauch sein. Zentrum für den Safe Sport wird fortgeführt
  • Makkabi Deutschland wird weiter unterstützt. Das Bundesprogramm gegen Extremismus und Antisemitismus wird fortgeführt
  • Das Rehabilitierungsgesetz für Opfer des Zwangsdopings der DDR wird fortgesetzt
  • Die Gemeinnützigkeit des E-Sports wird anerkannt.
  • Die „Koordinierungsstelle Fanprojekte“ wird weiter unterstützt.
  • Ein Zukunftspakt Ehrenamt wird auf den Weg gebracht.
  • Es werden mehr Stellen für das Freiwillige Soziale Jahr geschaffen.
  • Vereine sollen als Bildungsort anerkannt werden.
  • Die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt wird intensiver gefördert.
  • Ein Staatsminister im Kanzleramt für Sport und Ehrenamt wird ernannt
  • Ländern, Kommunen und Vereinen werden nach Bedarf bei der Modernisierung und Sanierung von Sportstätten mindestens eine Milliarde Euro zur Verfügung gestellt

Nach der Lektüre dieser bemerkenswerten Absichtserklärung der neuen Bundesregierung musste ich darüber nachdenken, welche Projekte und welche Vorhaben ich mit meinem „Staatsministerium Sport im Kanzleramt“ in den nächsten vier Jahren verfolgen möchte.

Das Erste, was mir   nach dem Gespräch mit dem Kanzler und nach der Lektüre des neuen Koalitionsvertrages eingefallen ist, war der Umstand, dass mit der Ansiedlung des Ressorts „Sport“ im Bundeskanzleramt sich zunächst die Frage stellt, was mit der Abteilung „Sport“ im bisherigen Bundesministerium des Innern und für Heimat zukünftig geschehen soll. Werden die dort tätigen Mitarbeiter[2] meine Mitarbeiter? Wenn ja, so müsste ich zukünftig mit Mitarbeitern zurechtkommen, die mich in ihrer bisherigen Arbeit ganz und gar nicht überzeugt haben. Wenn nein, wie viel Mitarbeiter darf ich neu in das Ressort Sport im Kanzleramt einstellen? Was geschieht mit den Mitarbeitern des BMI?  Werden Sie in andere Ministerien nach oben befördert, werden sie vorzeitig in den Ruhestand geschickt?  Welche Kosten sind damit verbunden?  Wo wird das neue Staatsministerium Sport räumlich angesiedelt?  Entspricht sein zu bewirtschaftender Haushalt dem bisherigen Sport-Haushalt des Bundesministers des Innern?

Besonders gefreut habe ich mich, dass in dem Kapitel „Sport“ eine sehr konkrete Aussage enthalten ist, die sich auf die dringend notwendige Sanierung der Sportstätten in Deutschland bezieht. 1 Milliarde soll dafür bereitgestellt werden. Doch ist nicht klar, ob diese Summe jährlich zur Verfügung steht oder ob sie sich auf die gesamte Legislaturperiode bezieht. Für mich stellt sich dabei vor allem das Problem, dass mit einer Milliarde € vermutlich nicht einmal ein Bruchteil der sanierungsbedürftigen Schulsporthallen, Vereinssporthallen, Schwimmbäder etc. saniert werden können. Wer soll dabei darüber entscheiden, welche Sportstätte, in welchem Bundesland prioritär zu sanieren ist?

An dieser Stelle wäre mein Albtraum beinahe zu Ende gegangen, denn angesichts dieser Aufgabe wollte ich als neuer Sportminister auf keinen Fall für die Lösung dieses Problems zuständig sein, und beinahe wäre ich wegen diesen belastenden Gedanken aus meinem Schlaf erwacht.

Meine entstandenen Zweifel legten es mir nahe, dass ich auch alle weiteren Erklärungen der neuen Bundesregierung im Kapitel „Sport“ hinterfragen sollte. Dabei stellten sich für mich eine ganze Reihe von Fragen, die in der Vergangenheit nicht beantwortet wurden und die auch bis heute noch nicht beantwortet sind:

  • Für welche Edition der Olympischen Spiele soll die Unterstützung der Bundesregierung gelten?
  • Warum werden das IAT und FES in die institutionelle Förderung aufgenommen, hingegen wird das Bisp ausgeklammert? Welche Vorteile sind mit einer institutionellen Förderung verbunden? Soll das Bisp geschlossen werden?
  • Warum wird trotz des mehrfach nachgewiesenen Missbrauchs des Doping- Opferhilfegesetzes dieses fortgeführt, obgleich die Entschädigung der nachgewiesenen Opfer längst stattgefunden hat?
  • Warum wird die Bekämpfung des Anti- Islamismus nicht erwähnt?
  • Empfiehlt die Bundesregierung mit ihrem Beschluss zur Gemeinnützigkeit zu Gunsten des E-Sports, dass dessen Organisationen in den DOSB aufgenommen werden sollen? Wurden vor diesem Beschluss die existierenden E-Sport- Disziplinen in Bezug auf ihr Aggressions- und Suchtpotenzial untersucht? Wäre es angesichts der sich immer weiter ausbreitenden Volkskrankheit Adipositas, insbesondere auch unter Kindern und Jugendlichen, nicht eher notwendig gewesen, dass der Smartphonegebrauch in öffentlichen Schulen verboten wird?
  • Wenn die neue Bundesregierung das Ehrenamt im Sport – wie beabsichtigt – fördern möchte, so stellt sich die Frage nach den geeigneten Förderungsinstrumenten. Wenn dabei an steuerliche Vergünstigungen und höhere Vergütungen gedacht sein sollte, so stellt sich die Frage, mit welchen Mitteln man den Verlust all jener ehrenamtlichen Mitarbeiter verhindern möchte, die bislang ihre ehrenamtliche Arbeit ohne jegliche finanzielle Unterstützung in den Vereinen ausüben. Denkt die neue Bundesregierung nur an eine Ehrenamtsförderung in den Organisationen des Sports oder sollen auch die Ehrenämter in den freiwilligen Feuerwehren und in der diakonischen Arbeit gefördert werden? Wie sieht die ehrenamtliche Zukunft des Hühnerzüchtervereins bzw. des Kaninchenzüchtervereins aus?

Die Reihe der Fragen müsste fortgeführt werden. Etwas verwundert war ich über die spontanen positiven Reaktionen jener Institutionen, die vorrangig von dem neuen sportpolitischen Koalitionsvertrag betroffen sind.

Der DOSB freut sich, dass der Sport auf ganzen sechs Seiten, also so lange wie nie zuvor, berücksichtigt wird. Er ist sich hoffentlich dessen bewusst, dass man von der Quantität nicht auf die Qualität schließen kann.

Die Stiftung Deutsche Sporthilfe ist von der Steuerbefreiung für Prämien begeistert und „Athleten Deutschland“ glaubt, dass nun alles besser werden kann.

Eine Reaktion einer Trainer-Gewerkschaft kann es leider nicht geben, da diese bis heute in Deutschland nicht existiert. Doch gäbe es sie, so wäre diese wohl auch zufrieden.

Angesichts der Tatsache, dass in diesem Kapitel „Sport“ weder von der über jahrelang geplanten „Sport- Agentur“ die Rede ist noch auf Inhalte eines wünschenswerten „Sportentwicklungsplans“ eingegangen wird, und auch über das in der letzten Legislaturperiode vorgelegte „Sportgesetz“ ganz offensichtlich nicht mehr nachgedacht wird, freue ich mich als zukünftiger Sportminister, dass ich damit tatsächlich einen Neuanfang für die Entwicklung des Hochleistungssports in Deutschland begründen kann. Ich kann also auf die von mir als unsäglich empfundenen bürokratischen Sport- Produkte der Vorgängerregierung großzügig verzichten. Eine „Sport Agentur“ wird es unter meiner Führung ebenso wenig geben wie ein „Sportgesetz“. Der Sport muss auch nicht im Grundgesetz verankert werden und für die Verteilung der Mittel werde ich ganz gewiss nicht auf das System „Potas“ zurückgreifen.

Angesichts der Reaktionen der Sportorganisationen und angesichts dessen, was in dem Koalitionsvertrag ausgeklammert wurde, war ich in meinem Traum immer sicherer geworden, dass dieses Amt eines Staatsministers im Kanzleramt für mich eine sehr interessante Herausforderung werden wird.

Doch mein Traum hatte leider nicht nur schöne Seiten. Plötzlich sah ich auf einem Bildschirm einen ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten, der nunmehr Vizepräsident des DOSB ist. Bei einer Pressekonferenz schwärmt er von zukünftigen Olympischen Spielen in Deutschland und vertritt die Auffassung, dass das, was Frankreich 2024 in Paris geschafft hat, auch von Deutschland geleistet werden kann. Er stellt deshalb als Forderung die tägliche Sportstunde in den Raum. Dabei ist in Deutschland nicht einmal die dritte Sportstunde gesichert und Sport ist jenes Unterrichtsfach in deutschen Schulen, das am häufigsten ausfällt. Standen und stehen dafür neben den Kultusministern und Kultusministerinnen nicht auch die „Länderchefs“ in der Verantwortung? Ich erinnere mich auch daran, dass dieselben Politiker, die angesichts der erschreckenden Zahl von Nichtschwimmern heute den Schwimmunterricht an öffentlichen Schulen propagieren, genau jene waren, die noch vor wenigen Jahren aus Kostengründen unzählige Schulschwimmbäder geschlossen haben.

Plötzlich begegne ich der finanziellen Perversion, die in immer mehr Varianten des Hochleistungssportes beobachtet werden kann. Die SZ hat davon berichtet, dass ein englischer Fußballprofi bei Bayern München im Monat 2 Millionen Euro verdient – an einem einzigen Tag also 66.667 €. Der Trainer des Vereins hat ein jährliches Gehalt von 6 Millionen Euro. Sportfunktionäre unterstützen Siegprämien bei Olympischen Spielen in der Höhe von 100.000 US $ für jene Athleten, die ohnehin schon über jährliche Einkommen von über 1 Million US $ verfügen. Ich sehe den unsinnigen völlig überfüllten Wettkampf- Kalender, in dem es in vielen Sportarten zu einer immer größeren Überforderung der Athletinnen und Athleten kommt. Jeder Sportverband denkt über eine Ausweitung seiner Sportart nach und orientiert sich offensichtlich dabei an der FIFA,die es in verantwortungsloser Weise mit dem Fußballsport vorgemacht hat.

Der schon heute unverantwortliche ökologische Fußabdruck des internationalen Hochleistungssports soll in der näheren Zukunft noch intensiv vergrößert werden. In der Welt des Hochleistungssports gibt es weder die so viel gepriesene Solidarität noch werden die Prinzipien des Fair Play und der Chancengerechtigkeit angemessen beachtet. Die Vernunft findet nur noch selten eine besondere Beachtung. Eine unsägliche Geldgier hat Athletinnen und Athleten, Funktionäre und Funktionärinnen und ganze Sportarten erfasst. Entgegen allen ökologischen, klimapolitischen, aber auch ökonomischen Einsichten setzt der Sport einseitig auf Wachstum. Der Steigerungsimperativ prägt nach wie vor das Handeln der beteiligten Akteure. Ein Milliardär plant die so genannten „Enhanced Games“ und hat dabei die Unterstützung des US-Präsidenten, zumindest dessen Sohnes sicher. Die gen-manipulierte Höchstleistung im Sport steht bereits bevor.

Angesichts dieser Gedanken wird mein Traum zunehmend wieder zum Albtraum. Mir wird klar, dass die Frage, welcher Sport gesellschaftspolitisch unterstützenswert ist und welcher eher abgelehnt beziehungsweise verhindert werden muss, in dem Kapitel „Sport“ des Koalitionsvertrags keine Antwort findet. Warum soll ein Steuerzahler einen Fußballsport unterstützen, der in seinen oberen Ligen von Multimillionären betrieben wird? Warum sollen Sportler steuerlich entlastet werden, obgleich ihre Arbeit unter gesellschaftspolitischen und kulturellen Gesichtspunkten keine größere Bedeutung hat als die eines jeden Facharbeiters? Warum sollen internationale Hochleistungssport Veranstaltungen vom Steuerzahler finanziell ermöglicht werden, bei denen eine ganze Reihe von Stakeholdern hohe Gewinne erzielen und diese deshalb jederzeit ihre Veranstaltungen auch ohne staatliche Unterstützung durchführen könnten?

Warum soll man für all dies ein „Staatsministerium Sport im Kanzleramt“ benötigen, nachdem man über Jahrzehnte den Staatssport der DDR und der UdSSR an den Pranger gestellt hat. Ist man sich eigentlich dessen bewusst, dass nicht einmal die DDR einen „Staatsminister Sport“ aufzuweisen hatte?

Meine Traumfragen werden immer wilder. In gewisser Weise werden sie auch fatal.

Plötzlich kommt es in meinem Traum zu einem Bühnenwechsel. Ich befinde mich im Bundespräsidialamt und werde von einem – von mir nicht sehr geschätzten – Bundespräsidenten auf mein neues Amt vereidigt. Mit blumigen Worten, die seine begrenzte Rhetorik bei solchen Anlässen schon lange prägen, spricht er von einem „Meilenstein in der Sportpolitik“, die mit der Einführung eines Staatsministeriums „Sport“ im Kanzleramt erreicht wird. Sämtliche Plattitüden über die Werte des Sports werden von ihm vorgetragen, und alle Beteiligten nicken zustimmend mit dem Kopf.

Mit der Ernennungsurkunde in den Händen habe ich den Gipfel meiner beruflichen Laufbahn in der Welt des Sports erreicht. Ein gewisser Stolz, auch etwas Hochmut kennzeichnen meine aufrechte körperliche Haltung bei der Annahme dieser besonderen Auszeichnung. In meinem Traum wird jedoch genau zu diesem Zeitpunkt der schöne Traum erneut zu einem Albtraum. Aus meiner aufrechten körperlichen Haltung wird plötzlich eine unaufrichtige geistige Haltung. Plötzlich begegne ich meinem eigenen Gewissen, meiner Verlogenheit und Heuchelei und meiner Suche nach eigenen Vorteilen, die die Annahme dieses politischen Amtes bedeuten würde. Angesichts meiner Jahrzehnte langen Kritik an den Auswüchsen und Fehlentwicklungen des modernen Hochleistungssports ist meine Ernennung zum Staatsminister im Kanzleramt für das Ressort „Sport“ ein Skandal. Mir wird schlagartig klar, dass ich bereits am Tag der Ernennung unmittelbar danach beim Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland meinen Rücktritt einreichen muss.

Mit dieser Tat endet mein Traum, der mehrmals zum Albtraum wurde. Schweiß gebadet wache ich auf und ich freue mich, dass ich mir auch weiterhin in meinem neunten Lebensjahrzehnt in meinem Magazin „sport-nachgedacht.de“ Gedanken darüber machen darf, wie der Sport sich zukünftig entwickeln könnte. Vielleicht können diese Gedanken auch eine kleine Hilfe für den zukünftigen ersten Staatsminister „Sport“ im Kanzleramt sein.   Aber vielleicht freut sich lediglich eine „Staatsministerin für Sport im Kanzleramt“ über meine „Einwürfe“ von der „Seitenlinie“ auf das sportpolitische „Spielfeld“ der Bundesregierung!

Letzte Bearbeitung: 14. April 2025

[1] Hier muss ich nicht „gendern“! Die Stelle ist tatsächlich für einen „Staatsminister“ im Bundeskanzleramt vorgesehen (vgl. Zeile 3770 des „Koalitions-Vertrages“!).
[2] Sorry! Jetzt möchte ich dann doch „gendern“, weil ich in „meinem Haus“ auf Mitarbeiterinnen NICHT verzichten will. Also: Bei allen Bezeichnungen, die personenbezogen sind, meint die gewählte Formulierung i.d.R. alle Geschlechter, auch wenn überwiegend die männliche Form steht.