US-Pionierin Anita DeFrantz feiert Kirsty Coventrys Erdrutschsieg bei der Präsidentschaftswahl

Gastbeitrag

 

US-Pionierin Anita DeFrantz feiert Kirsty Coventrys Erdrutschsieg bei der Präsidentschaftswahl

Von Karen Rosen

März 20, 2025

Niemand hätte es Anita DeFrantz verübelt, dass sie die 144. Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees geschwänzt hätte. DeFrantz ist geschwächt durch Medikamente, die sie gegen Krebs einnimmt, und leidet auch an Multipler Sklerose.

„Ich sagte zu meinen Brüdern: ‚Ich gehe. Nichts hier auf der Erde oder darüber hinaus wird mich davon abhalten, dort zu sein'“, sagte DeFrantz, eine amerikanische Athletin, Olympiaorganisatorin und Aktivistin, die seit 1986 IOC-Mitglied ist. „Dann dachte ich: ‚Vielleicht hätte ich manche Kritik über die Menschheit dieser Erde und darüber hinaus über die Verantwortlichen des Weltsports nicht sagen sollen.‘

Die heute 72-jährige Olympia-Bronzemedaillengewinnerin von 1976 im Rudern war entschlossen, Kirsty Coventry aus Simbabwe zu unterstützen, die zweite Frau, die für das Amt der IOC-Präsidentin kandidierte. DeFrantz war die erste im Jahr 2001.

Sie hat einen Rollator auf Rädern durch das Costa Navarino Resort geschoben. „Während ich herumlaufe„, sagte DeFrantz, „merke ich, dass eines meiner Beine schleppend ist, aber sie hat gewonnen! Das war die Mission.“

Und DeFrantz konnte die entscheidende “Stimme” sein, die Coventry an die Spitze gebracht hat. Die zweifache Olympiasiegerin im Schwimmen aus Simbabwe brauchte für den Sieg im ersten Wahlgang 49 Stimmen und bekam genau diese Zahl.

„Ich hatte erwartet, dass viele Leute für sie stimmen würden, und ich hatte gehofft, dass es die erste Runde sein würde, denn mit jeder weiteren Abstimmungsrunde wird die Wahl ekliger”, sagte DeFrantz. Die Leute fangen an, ihre Stimmen hin und her zu schieben, und man kann nicht mit dem Schritt halten, was gerade passiert.“

Sie sagte, die Leute hätten ihr gesagt, dass ihre Stimme entscheidend sei. „Ich sage: Danke für diese freundlichen Worte. Und es war das Richtige.“

Als Coventrys Sieg bekannt gegeben wurde, war DeFrantz eine der ersten, die ihr gratulierte, indem sie ihren Rollator benutzte, um in der Reihe der Gratulanten vor einigen Kollegen vorzudrängeln, aber sie sagte, dass diese damit einverstanden gewesen seien.

Dann sagte DeFrantz zu Coventry: „Herzlichen Glückwunsch. Du bist mein Star.“Coventry wurde emotional, als sie während ihrer Pressekonferenz über DeFrantz sprach. Sie nannte sie eine „große Inspiration für mich und für viele Frauen. Und ich war einfach sehr stolz darauf, dass ich sie stolz machen konnte.“

Es ist bezeichnend, dass Coventry in der nach dem antiken Olympia benannten 144. IOC-Sitzung in Pylos gewann, denn bei den antiken Spielen durften Frauen nicht antreten. Der französische Begründer der modernen Spiele, Baron Pierre de Coubertin, dessen Herz in Olympia begraben ist, konnte sich zu seiner Zeit noch nicht vorstellen, dass auch Frauen bei Olympischen Spielen teilnehmen könnten.

„Wir müssen die ganze Welt im IOC vertreten haben“, sagte DeFrantz. „Als ich gewählt wurde, war ich eine von fünf Frauen unter 98 IOC-Mitgliedern, und jetzt sind 43 Prozent (der 109 Mitglieder) Frauen.

„Wir sind nun genug, um etwas zu bewirken. Fünf von uns konnten keinen Unterschied ausmachen.“

Einige britische Pressevertreter berichteten, IOC-Präsident Thomas Bach, der sich für Coventry als seine Nachfolgerin eingesetzt hatte, habe DeFrantz gesagt, sie müsse kommen.

„Absolut nicht“, sagte DeFrantz. „Thomas konnte mich nicht anweisen, irgendetwas zu tun. Ich stimme ihm in vielen Dingen zu und ziehe es durch und gebe mein Bestes für die Olympische Bewegung, weil ich sie liebe.“

Sie wies auch die Idee zurück, dass Bach die IOC-Mitglieder angewiesen habe, für Coventry zu stimmen, „weil die Leute nicht herumgeschubst werden wollen“, sagte DeFrantz. Und wenn sie vom Präsidenten herumgeschubst würden, hätten sie wahrscheinlich nicht für Kirsty Coventry gestimmt.“

Als DeFrantz 2001 für das Amt der IOC-Präsidentin kandidierte, verlor sie gegen Jacques Rogge. „Ich habe damals viel gelernt und ich habe das Resultat einzuordnen gewusst“, sagte DeFrantz. Danach kamen die Leute zu mir und sagten: ‚Weißt du, ich konnte einfach nicht für dich stimmen, weil Präsident (Juan Antonio Samaranch) sich Sorgen machte, dass Un Yong Kim genug Stimmen bekommt, und das wäre überhaupt nicht gut gewesen.'“

DeFrantz war langjährige Vorsitzende der IOC-Frauenkommission und wurde in den IOC-Exekutivrat gewählt.

Coventry kam über die Athletenkommission in das IOC und erreichte dann auch einen Sitz im Executive Board.

„Sie leitete die Athletenkommission in der Phase, in der wir noch am Rednerpult protestierten, was jedoch meist wirkungslos war“, sagte DeFrantz. Und dann war sie Vorsitzende der Koordinationskommission in Brisbane und half den australischen Veranstalter zu verstehen, dass es Dinge gibt, die man tun muss und tun sollte und  andere die man  nicht tun darf und kann, weil es einen sonst ´aus dem Wasser hauen´ würde. Sie hatte also Führungsverantwortung.“

DeFrantz lobte auch Coventrys Bilanz als Sportministerin in Simbabwe, einschließlich ihres Umgangs mit einem Fußballskandal. „Sie wurde von der beliebtesten zur unbeliebtesten Ministerin, weil sie standhaft blieb“, sagte DeFrantz. „Und das zeigte Mut und Entschlossenheit und die Fähigkeit, sich gegen Menschen zu wehren, die einen nicht mehr mögen.“

DeFrantz war zu krank, um im Januar nach Lausanne zu gehen – „Meine Brüder ließen mich nicht“ –, als Coventry und ihre sechs Rivalinnen vor den IOC-Mitgliedern ihre Vorstellungsvorträge hielten. Aber diesmal haben sie sich nicht einmal getraut es zu versuchen, mich von meiner Reise nach Griechenland zur entscheidenden IOC- Session zurückzuhalten.

Ich bin so stolz auf meine Kolleginnen und Kollegen dass sie das geschafft haben“,sagte DeFrantz. Ich bin so stolz, dass die Olympische Bewegung endlich so aussieht wie der Rest der Welt.“

 

INTERNATIONAL OLYMPIC COMMITTEE: Pioneering U.S. member Anita DeFrantz celebrates Kirsty Coventry’s landslide Presidential win

By Karen Rosen

March 20, 2025

 The Sports Examiner: Chronicling the key competitive, economic and political forces shaping elite sport and the Olympic Movement.

≡ TSX EXCLUSIVE ≡

/A very special story by TSX correspondent Karen Rosen with Anita DeFrantz, the senior member of the International Olympic Committee in the United States./

No one would have faulted Anita DeFrantz for skipping the 144th Session of the International Olympic Committee. DeFrantz is weakened by medicine she takes to battle cancer and also suffers from multiple sclerosis.

“I said to my brothers, ‘I’m going. Nothing here on earth or beyond will stop me from being there,’” said DeFrantz, an American athlete, Olympic organizer and activist who has been an IOC member since 1986. “Then I thought, ‘Maybe I shouldn’t have said that part about earth or beyond.”

The 1976 Olympic bronze medalist in rowing, now 72, was determined to show up to support  Zimbabwe’s Kirsty Coventry, the second woman to run for IOC president. DeFrantz was the first in 2001.

She has been pushing a walker on wheels around the Costa Navarino resort. “As I’m walking around,” DeFrantz said, “I notice one leg is dragging, but she won! That was the mission.”

And DeFrantz could have been the vote that put Coventry over the top. The twice-Olympic champion swimmer from Zimbabwe needed 49 votes to win on the first ballot and got exactly that number.

“I was expecting a lot of people to vote for her and I hoped it would be the first round, because then it gets icky if it’s not,” DeFrantz said. “People start changing their votes and you can’t keep up with what’s happening.”

She said people have been telling her that her vote was the crucial one. “I say, ‘Thank you for those kind words. And it was the right thing to do.”

When Coventry’s victory was announced, DeFrantz was one of the first to congratulate her, using her walker to cut in front of some colleagues, but she said they were OK with it.

Then DeFrantz told Coventry, “Congratulations. You’re my star.”

Coventry got emotional talking about DeFrantz during her press conference. She called her a “huge inspiration to me and to many women. And I was just really proud that I could make her proud.”

It’s significant that Coventry won in the IOC session named for Olympia, where women were not allowed to compete in the ancient Games. The French founder of the modern Games, Baron Pierre de Coubertin, whose heart is buried in Olympia, didn’t approve of women in the Olympics.

“We need to have all of the world represented within the IOC,” DeFrantz said. “When I was elected, I was one of five women out of 98 IOC members and now we have 43 percent (of the 109 members) are women.

“We have enough to make a difference. Five of us couldn’t make a difference.”

Some of the British press have said IOC President Thomas Bach, who lobbied for Coventry as his successor, told DeFrantz she had to come.

“Absolutely not,” DeFrantz said. “Thomas couldn’t direct me to do anything. I agree with him on a lot of stuff and I follow through and I do my best for the Olympic Movement because I love it.”

She also rejected the idea that Bach directed IOC members to vote for Coventry “because people don’t want to be pushed around,” DeFrantz said. “And if they got pushed around by the president, they probably didn’t vote for her.”

When DeFrantz ran for IOC president in 2001, she lost to Jacques Rogge. “I learned a lot and I appreciated it,” DeFrantz said. “And afterwards people would come up to me and say, ‘You know, I just couldn’t vote for you because President (Juan Antonio Samaranch) was worried about Un Yong Kim getting enough votes and that would have been not good at all.’”

DeFrantz was a longtime chair of the IOC Women’s Commission and was elected to the IOC Executive Board.

Coventry came up through the Athletes’ Commission and also ascended to the EB.

“She managed the Athletes’ Commission during the phase of ‘We want to protest on the podium,’ and that didn’t happen,” DeFrantz said. “And then she’s been chair of the Brisbane coordination commission and helped them understand that there’s things you have to do and can’t do and shouldn’t do because it will blow you out of the water. So, she’s had leadership responsibilities.”

DeFrantz also praised Coventry’s record as sports minister in Zimbabwe, including her handling of a football scandal. “She went from being the most popular minister to being the least popular minister because she stood firm,” DeFrantz said. “And that showed courage and determination and the ability to stand up against people who no longer like you.”

DeFrantz was too sick to go to Lausanne in January – “My brothers wouldn’t let me” – when Coventry and her six rivals made presentations to the IOC membership. But they didn’t even dare to try this time.

I’m so proud of my colleagues for doing this,” DeFrantz said. “I’m so proud that the Olympic Movement is finally looking like the rest of the world.”